ahdukw-jb2011.pdf
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Begleitung<br />
3. Begleitung<br />
Unsere Einrichtung begleitet weiterhin HIV-<br />
Infizierte / an AIDS-Erkrankte, die aus den unterschiedlichsten<br />
Bevölkerungsgruppen mit verschiedenen<br />
sozialen Hintergründen stammen. So begleiten<br />
wir auch die HIV-positiven Menschen in<br />
der JVA Duisburg-Hamborn mit ihren Zweiganstalten<br />
Duisburg-Innenstadt und Dinslaken (siehe<br />
Kapitel 5.3).<br />
Die einzelnen Begleitungsfälle befinden sich in<br />
unterschiedlichen Lebens- und Behandlungssituationen.<br />
Einige Begleitete nehmen keine Medikamente,<br />
weil sie nach den Leitlinien noch keine<br />
Medikamente benötigen, sich bewusst dagegen<br />
entschieden haben oder derzeit nicht dazu in der<br />
Lage sind. Die Gründe für die Ablehnung der Medikamente<br />
sind vielfältig. Es kann die Folge von<br />
gravierenden Ereignissen sein (z. Bsp. Tod eines<br />
nahen Angehörigen), die dann zunächst bearbeitet<br />
werden müssen und der eigene Lebenswille wieder<br />
gestärkt werden muss. Ein Grund ist auch die<br />
Angst vor den Nebenwirkungen und evtl. einhergehenden<br />
körperlichen Veränderungen, und die<br />
lebenslange Einnahme von Medikamenten oder<br />
aber auch Verdrängung der Infektion. Bei anderen<br />
Begleiteten sind aber auch finanzielle Gründe der<br />
Anlass für das Weglassen der Antiretroviralen<br />
Therapie. Zwar sind die Zuzahlungen zu den Medikamenten<br />
prozentual beschränkt (1vH bzw. 2<br />
vH vom Bruttoeinkommen), es kann allerdings<br />
doch zu Geldknappheit kommen wenn für einen<br />
Arztbesuch mit anschließender Medikamentenverordnung<br />
40 – 50 € auf einen Schlag anfallen. Hinzu<br />
kommt, dass ein Teil der Medikamente von den<br />
Patienten selbst bezahlt werden muß (nicht erstattungsfähig)<br />
und somit sich die Zuzahlung erhöht.<br />
Hier versuchen wir die Begleiteten zu unterstützen,<br />
indem wir mit unserem Positivenfonds die<br />
Zuzahlung am Anfang des Jahres übernehmen, damit<br />
diese die Befreiuungskarte erhalten und somit<br />
lückenlos ihre Arztbesuche wahrnehmen und ihre<br />
HIV-Medikamente einnehmen können. Dies erfolgt<br />
entweder über eine außergewöhnliche oder<br />
rückzahlbare Zuwendung, je nach Einschätzung<br />
der Lebenssituation<br />
darin, dass ein großer Teil der Infizierten mit den<br />
Medikamenten gut klar kommt. Während aufgrund<br />
der Vielzahl der Medikamente die akuten<br />
Nebenwirkungen weniger werden, treten häufiger<br />
Langzeitnebenwirkungen auf wie zum Beispiel im<br />
Herz-Kreislaufbereich. Hier gilt es andere Risiken<br />
wie Rauchen oder ungesunde Ernährung zu minimieren.<br />
Des Weiteren werden unsere Begleiteten<br />
auch älter und es gilt, sie für bestimmte Vorsorgeuntersuchungen<br />
zu sensibilisieren und altersbedingte<br />
Erkrankungen mit in den Fokus zu nehmen.<br />
Ein weiteres Themenfeld unserer Beratung von<br />
Begleiteten liegt in der Koinfektion mit Hepatitis<br />
C. Einige von Ihnen haben neben ihrer HIV-<br />
Infektion zusätzlich noch einen Hepatitis C-<br />
Infektion. Da es derzeit neue Behandlungsmöglichkeiten<br />
gibt, gilt es für uns, uns hier das Wissen<br />
zu verschaffen, um die Begleiteten mit Doppelinfektion<br />
entsprechend informieren zu können.<br />
Viele von unserer langfristig Begleiteten waren<br />
bereits an AIDS erkrankt, sind verrentet und leben<br />
auf dem Niveau des Arbeitslosengeldes II, der<br />
Grundsicherung oder leicht darüber. Hierbei handelt<br />
es sich um Leistungen, die ihrem Ursprung<br />
nach zur Überbrückung einer kurzen Zeit angedacht<br />
waren. Letztendlich verharren diese Begleiteten<br />
nicht selten in einer Lebenssituation, die<br />
Ihnen finanziell keinen Spielraum lässt und wenig<br />
Perspektiven für die Zukunft bietet. Leider hat<br />
hieran auch der monatelange Streit um die Erhöhung<br />
der ALG II-Sätze, die auch das Niveau der<br />
Grundsicherung darstellen, keine grundlegende<br />
Änderung herbeigeführt. Aufgrund der fehlenden<br />
materiellen Ressourcen fehlt es an Lebensqualität,<br />
da die Teilhabe am gesellschaftlichten Leben wie<br />
Ausgehen, Kino und andere Freizeitaktivitäten<br />
einen Faktor für Lebensqualität darstellen kann.<br />
Dadurch kommt es oft zu Vereinsamung und Depressionen,<br />
so dass auch von Einzelnen suizidale<br />
Gedanken geäußert werden, denen es zu begegnen<br />
gilt. Um der Vereinzelung vorzubeugen, haben<br />
wir einige Angebote, die weiter unten beschrieben<br />
sind, auch im Berichtsjahr vorgehalten<br />
bzw. freuen uns, dass Angebote in Selbsthilfe ausgestaltet<br />
werden. Des Weiteren bieten wir Unterstützung<br />
bei sozialrechtlichen und finanziellen<br />
Schwierigkeiten.<br />
HIV entwickelt sich immer mehr in Richtung einer<br />
chronischen Erkrankung. Dieses zeigt sich auch<br />
Teile unserer Begleiteten bringen sich aktiv ein<br />
und gestalten unter anderem die Freizeit für HIV-<br />
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