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ahdukw-jb2011.pdf

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Zielgruppenspezifische Prävention<br />

alt, nämlich dass auch heute der Eintritt in das<br />

Abenteuer „Liebe, Sex und Partnerschaft“ immer<br />

noch mit ganz viel Aufregung, Nervositäten und<br />

auch Ängsten und Sorgen verbunden ist, trotz<br />

oder gerade wegen der vermeintlichen Banalisierung<br />

der Thematik durch vielfältige einschlägige<br />

Medien, die den Jugendlichen vermeintliche Realitäten<br />

und / oder Normalitäten vorspiegeln. Hier<br />

ist einfühlsame Sexualpädagogik gefordert.<br />

Nach unserer Auffassung sind hierzu die Informations-<br />

und Vermittlungsmethoden und der Zeitpunkt<br />

der thematischen Auseinandersetzung von<br />

entscheidender Bedeutung. Die Erkenntnis ist<br />

nicht neu, dass AIDS-Prävention mit Jugendlichen<br />

im Kontext von Sexualpädagogik anzusiedeln ist,<br />

dass personalkommunikative Methoden (d.h.<br />

„Veranstaltungen von Mensch zu Mensch“, vgl.<br />

BZgA-Ansatz), die an der Lebenswelt der Schüler/<br />

innen orientiert und hinsichtlich der ersten Erfahrungen<br />

zeitnah zu platzieren sind, massenmedialen<br />

oder eindimensionalen Vermittlungsformen vorzuziehen<br />

sind, bzw. diese unbedingt ergänzen sollten<br />

(vgl. Entwurf zum Landespräventionskonzept<br />

o.).<br />

In den Jahrgangsstufen bis zur 10. Klasse erscheint<br />

uns zudem eine – zumindest phasenweise und<br />

themenabhängige – geschlechtergetrennte Bearbeitung<br />

sinnvoll (vgl. o.). Hier müssen einfach die<br />

nicht selten durchaus großen Unterschiede im<br />

Reife- und Erfahrungsgrad zwischen Mädchen und<br />

Jungen einer Jahrgangsstufe Berücksichtigung finden.<br />

In Anwesenheit des anderen Geschlechtes<br />

fällt es manchmal schwerer, in offene und ehrliche<br />

Kommunikationsprozesse hineinzufinden.<br />

Erst recht, wenn die eigene Identitätsfindung<br />

(Wer bin ich? Was mag ich? Was mag ich nicht?<br />

…) noch in vollem Gange ist. Dennoch sind angesichts<br />

der mehrheitlich heterosexuellen Orientierungen,<br />

Erfahrungen gelingender Kommunikation<br />

zwischen den Geschlechtern unentbehrlich und<br />

nicht zuletzt besonders wichtig für die Verabredung<br />

von Verhütungsmethoden, für die Durchsetzung<br />

individueller Schutzbedürfnisse.<br />

Verstärkt wird der Trend zu problematischer<br />

bzw. nicht erfolgreicher Face-to-face-<br />

Kommunikation durch die rasante Nutzung der<br />

neuen Medien zur Kontaktanbahnung oder für<br />

Verabredungen. Die anfängliche Anonymität wird<br />

einerseits sehr geschätzt, aber andererseits auch<br />

zunehmend missbraucht. Der Ansatz, kommunikative<br />

Kompetenzen zu fördern wird aus unserer<br />

Sicht immer wichtiger (vgl. o.).<br />

Es bleibt dabei, Emanzipation, Selbstbewusstsein<br />

und –bestimmung mit sozialer Verantwortung<br />

und solidarischem Handeln in Einklang zu bringen,<br />

ist eine zentrale Aufgabe von Erziehung, (Aus-)<br />

Bildung und Präventionsarbeit.<br />

Auch vor diesem Hintergrund ist eine optionale<br />

Einbeziehung des Spezialthemas<br />

„Homosexualität“, welches durch die Richtlinien<br />

zur Sexualerziehung zum verbindlichen Thema<br />

aufgewertet wurde, wichtig. Darüber hinaus gilt<br />

dies auch vor dem Hintergrund der epidemiologischen<br />

Daten zum HIV-Infektionsgeschehen, wonach<br />

mann-männliche Sexualität weiterhin der mit<br />

Abstand größte Infektionshintergrund ist. Die<br />

nach wie vor stark klischeegeprägte Vorstellung<br />

vom „Schwul-Sein“ gilt sehr häufig geradezu als<br />

das Antivorbild für Jungen. Trotz aller gesamtgesellschaftlichen<br />

Fortschritte im Feld der Akzeptanz<br />

und Toleranz gegenüber gleichgeschlechtlichen<br />

Lebensweisen, gilt es hier aus Sicht des Verfassers<br />

sehr genau zu beobachten und frühzeitig<br />

den Anfängen neuer Diskriminierungstendenzen<br />

zu wehren.<br />

Hier sei wieder einmal der Hinweis gestattet, dass<br />

beim Youthworker der AIDS-Hilfe Duisburg /<br />

Kreis Wesel e.V. die sog. „SCHLAue Kiste“ des<br />

Gesundheitsministeriums NRW mit Medien und<br />

Materialien zur schwul-lesbischen Aufklärungsarbeit<br />

prinzipiell auszuleihen ist. Darüber hinaus<br />

können über den Youthworker der AIDS-Hilfe<br />

(ggf. im Verbund mit dem „Herzenslust-Team der<br />

AH) Multiplikatorenfortbildungen zu diesem Themenfeld<br />

vereinbart werden.<br />

Prävention in Zahlen:<br />

Durch Veranstaltungen im Sektor Youthwork<br />

und Präventionsveranstaltungen in der Allgemeinbevölkerung<br />

konnten wir im Berichtsjahr 2011<br />

6.280 Personen mit personalkommunikativen<br />

Formen erreichen, davon 281 sog. Multiplikator/<br />

innen (Lehrkräfte und sonstige Pädagog/innen sowie<br />

ehrenamtliche Mitarbeiter/innen). Allein im<br />

schulischen Bereich (-> Youthwork-Angebote)<br />

erreichten wir in 24 Schulen 2.408 Jugendliche<br />

aus allen Schulformen, über 390 in außerschu-<br />

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