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des russischen Steffi Graf iiber Liebe, Sport und - Legacy Tobacco ...

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Niederlage oder Befreiung?<br />

Der Historiher Chiistian Meier zur Debatte <strong>iiber</strong> das Kriegsende 1945<br />

<strong>und</strong> Verluste nicht nur umsonst waren,<br />

sondem aufgebracht and erlitten wurden<br />

in einem Krieg, der dem Vollzug<br />

eines einzigartigen Verbrechens, - urn<br />

as mit einem Wort zu sagen: Auschwitz<br />

- diente <strong>und</strong> - wie zumal der Vemichtungskrieg<br />

im Osten - auch vielfach in<br />

Verbrechen bestand.<br />

Hinzu kamen die unmittelbaren Implikationen<br />

der Niederlage; der Veriust<br />

eines groBen Teils deutschen Lan<strong>des</strong>,<br />

die Vertreibungen, Millionen von<br />

Kriegsgefangenen. Die Liste konnte<br />

noch verlangert cberden.<br />

Kurz: Ich meine, am 8. Mai steht<br />

gerade fur uns mehr auf der Tagesordnung<br />

<strong>des</strong> Gedenkens als die Befreiung:<br />

all das, was auf der Passivseite der<br />

Bilanz <strong>des</strong> Zweiten Weltkriegs zu verzeichnen<br />

ist.<br />

DIE KAPITUL4TION der Wehrmacht: Generaloberst Alfred Jodi<br />

(Mitte) unterschreibt die Urk<strong>und</strong>e am 7. Mai 1945 in Reims<br />

N te babe ich verstehen konnen,<br />

warum der 8. Mai entweder der<br />

Tag der Befreiung oder der der<br />

Niederlage sein soll. Man mu6 sich vor<br />

falschen Alternativen huten. Nach<br />

1968 wollte man mis die Formel „Iieber<br />

rot als tot" einsagen, als ob sich<br />

nicht bei<strong>des</strong> hatte vermeiden lassen.<br />

In diesem Falle ist es umgekehrt: Bei<strong>des</strong><br />

ist richtig; freilich nur zusammen.<br />

Und nur unter einem bestimmten<br />

Aspekt.<br />

Denn der 8. - oder der 7. Mai 1945<br />

war eigentlich nur der Tag der bedin-<br />

, gungslosen Kapitulation; <strong>des</strong> Siegs der<br />

Alliierten, der Niederlage der dentschen<br />

Wehrmacht. Befreit dagegen cvaren<br />

nicht nur fast alle besetzten Lander,<br />

sondem auch der gro âte Tell Deutschlands<br />

schon vorher.<br />

Tag der Befreiung kann der B. Mai<br />

also nur sein, wenn man zu diesem Termin<br />

von heute aus Bilaez zieht, <strong>und</strong><br />

zwar fur den ganzen Krieg. Dann ist es<br />

richtig: Wir waren befreit vom Krieg,<br />

von der Beteiligung an einem bosen<br />

Regime <strong>und</strong> von der Gewattherrschaft.<br />

We immer man es damals erlebt hat,<br />

im nachhinein steht dieser a-v 4-<br />

146 2.VJo^1^2^z<br />

Vordergmnd der Aktiva. Und as ist gut,<br />

daB das in diesem Jahr klarer <strong>und</strong> breiter<br />

anerkannt with als 1985.<br />

DaB eine freiheifliche Ordnung damals<br />

erst noch aufzubauen <strong>und</strong> daB das<br />

nur in den westlichen Besatzungszonen<br />

moglich war, gehort schon in eine Folgebilanz.<br />

Ais "Tag derBefreiung" kann dieser<br />

Tag von der gan2en Welt gefeiert werden.<br />

Aber es bleibt ein entscheidender<br />

Unterscbied: Fiir die einen bedeutete<br />

die Befreiung Sieg, fiir die anderen,<br />

das Gros der Deutschen, war sie mit<br />

der Niederlage <strong>und</strong> dem totalen, nicht<br />

nur militarischen <strong>und</strong> politischen, sondem<br />

auch moralischen Zusammenbmch<br />

verknupft, <strong>und</strong> zwar untrennbar;<br />

leider.<br />

uf der anderen Seite der Bilanz<br />

stehen the unermeBlichen Verluete,<br />

vor allem, aber nicht nur, an<br />

vielen Millionen Menschenleben. Fur<br />

uns kommt die Verantwortung fur all<br />

die namenlosen Untaten hinzu, the Besudelung<br />

<strong>des</strong> deutschen Namens, aber<br />

auch der Veriust an Sinn. Er besteht<br />

darin, daB gewaitige Anstrengungen<br />

W ir haben doch eine Geschichte<br />

nicht nur a1s Demokraten,<br />

sondem auch als Deutsche.<br />

Die ganze Welt ist durch diesen Krieg<br />

erschuttert worden, <strong>und</strong> jetzt machen<br />

rvir uns als Befreite davon? GewiB ist<br />

as schSner, <strong>des</strong> Erfreulichen als <strong>des</strong><br />

Schlimmen zu gedenken.<br />

Und gewiB genie6t es der Kanzler,<br />

daB bei den Siegesfeiem nicht nach<br />

Siegern and Besiegten, sondem nach<br />

groB and klein sortiert wird, so da6<br />

Deutschland ant die eine <strong>und</strong> Polen ant<br />

die andere Seite kommt.<br />

Aber historisches Gedenken sollte,<br />

jedenfalls hier and heute, nicht auf '..<br />

Verdrangung basieren. Die vom Kanzler<br />

berufene "Wurde unseres Lan<strong>des</strong>"<br />

verlangt nicht Flucht vor der Vergangenheit,<br />

sondern ein Einstehen dafur.<br />

Sonst verlangert dieser 8. Mai nur die<br />

unselige Reihe von Bitburg his zur<br />

Neuen Wache.<br />

SchlieBlich haben wir an diesem Tag<br />

zu trauem, and zwar nicht nur um die<br />

Opfer von Rassenwahn, Gewaltherrmid<br />

Krieg, sondem auch um die<br />

schaft<br />

eigenen.<br />

Da kampften nicht, wie es gem hei6t,<br />

Nazi-Armeen, sondem Deutsche. Sie<br />

haben allerdings ungeheure Verbrechen<br />

nicht nur geduldet <strong>und</strong> ermoglicht,<br />

sondem auch begangen; in gro-<br />

Ber Zahf. Aber <strong>des</strong> gilt bei weitem nicht<br />

fiu alle.<br />

w,oxaw.1.a ,ui„ POCUS 17/1995<br />

http://legacy.library.ucsf.edu/tid/acq51b00/pdf

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