des russischen Steffi Graf iiber Liebe, Sport und - Legacy Tobacco ...
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MODERNES LEBEN<br />
t<br />
ak0113OZ10<br />
kGrzlich Provokantes hinterher. Soldaten<br />
sahen „besser aus als der Rest der<br />
Bevblkeruna, weil sie bei der Aus,.vahl<br />
von HIeidung <strong>und</strong> Frisur ihren Geschmack<br />
nicht durchsetzen konnten".<br />
Den „rattenhaft gemeinen Ton" der<br />
Deutschen beklagt neuerdings Elfriede<br />
Jelinek'. Die ehemal3ge Kommunistin<br />
ist heute eine renommierte <strong>und</strong> wegen<br />
sprachlicher Obszonitaten auch wnstrittene<br />
Roman- <strong>und</strong> Theaterautorin.<br />
Der GieBener Politikprofessor Claus<br />
Leggewie, nach eigener Einschatztmg<br />
'E folleeLl. HeintlcFJA; E. Mevec5lurm uctl Za+ovg, 9cFacL<br />
..en a6 Gesch:aelaerkampt Kle's Cerleg, tIDnbutg, 25,B0 MerS<br />
4<br />
Vollendetes Kirschkernspucken<br />
Besuch im Benimm-Seminar: zu viele alte Hute,<br />
aufgepeppt mit den neuesten Psycho-Moden<br />
in Hauch von Peinlichkeit liegt in der<br />
Luft. Funf Frauen <strong>und</strong> funf Manner raschein<br />
verlegen mit den Seminarunteriagen<br />
<strong>und</strong> warten darauf, da6 as endlich<br />
iosgeht. Meist jungeren Alters, tatig in<br />
gehobenen Berufen mit Kontaktaufgaben,<br />
hat sie em gemeinsames Problem<br />
zusammengefuhrt: Ihre Umgangsformen<br />
lassen zu wunschen Obrig - zumin<strong>des</strong>t<br />
entsprechen sie nicht der hohen Etikette.<br />
Auch der inkognito anwesende FOCUS-<br />
Redakteur muB sich beim Biattern in den<br />
Arbeitspapieren WissenslOcken eingestehen.<br />
Brot wird wahrend <strong>des</strong> Bestreichens<br />
mit der Gabel festgehalten, lese<br />
ich schuldbewuBt, Kase zurn Dessert<br />
muS ganz ohne Brot verspeist werden,<br />
Kirschkerne warden diskret in die linke<br />
Hand gespuckt <strong>und</strong> dann auf den Teller<br />
(aber nicht den Untertellerl) gelegt.<br />
Elisabeth Bonneau ist ein guter Name<br />
fur eine Benimm-Lehrerin. Auch das Au-<br />
Bere der sch!anken, ein wenig streng<br />
wirkenden 44j5hrigen paBt hervorragend<br />
zu Ihrer Funktion als Leiterin <strong>des</strong> Kurses<br />
„Art de Vivre" im Steigenberger-Hotel<br />
,Badischer Hof" zu Baden-Baden (1165<br />
Mark, inbegriffen zwei Ubernachtungen<br />
<strong>und</strong> drei Schulungsmahlzeiten).<br />
Unsere Gouvernante IaBt von Beginn<br />
an keinen Zwe!fel daran, daB wir nicht<br />
zum Vergnugen hier sind. Doch immer<br />
wenn die komplizierten Regain der Etikette<br />
besonders inkonsequent daherkommen,<br />
lachelt sie fre<strong>und</strong>lich <strong>und</strong> zuckt wie<br />
zur Entschuidigung mit den Achs@In:<br />
KniJdel <strong>und</strong> Kartoffeinsind nur mit der<br />
Gabel zu zerteilen; Damen darf man eln,<br />
f<br />
ACHTUNG, fertig, los: Smail-talk-Ubung<br />
unter Vldeo-Uberwachung<br />
drei, funf, sechs, sieben, aoht oder mehr<br />
Blumen <strong>iiber</strong>re!chen (also auch Mengen<br />
in geraden Zahlen), aber nicht zwei oder<br />
vier. Die Benimm-Klasse stohnt unter<br />
dem harten Pensum wie Quintaner unter<br />
den Tucken <strong>des</strong> Ablativus absolutus.<br />
Abends machen wir fast alles falsch.<br />
An der Vespertafel m!t Schwarzwalder<br />
Spezialitaten setzen sich Damen neben<br />
Damen, Herren neben Herren. Sogar an<br />
den Enden der L-angsseiten sitzen Damen<br />
- quel faux pas! Manche essen die<br />
belegten Brote aus der Hand, Butter-<br />
Gabelchen fallen klappernd zu Boden.<br />
Frau Bonneau bewahrt Stil angesichts<br />
der Katastrophe.<br />
Am nachsten Tag greift sle dann tief in<br />
die Psycho-Klste. Wir sollen Selbstsicherheit<br />
lernen <strong>und</strong> uns dazu an ein Erlebnis<br />
erinnern, das uns einst mit Stolz erfullte,<br />
sowie an begleitende Gefuhle <strong>und</strong> SinneseindrOcke,<br />
Licht, Farben, GerOche.<br />
Ich schlieBe die Augen, denke an eine<br />
weit zurOckliegende Gehaltserhohung <strong>und</strong><br />
an die Farbe <strong>des</strong> sie umschlieBenden<br />
Briefkuverts (bin mir aber nicht sicher, ob ..<br />
Frau Sonneau so etwas gemeint hat). In<br />
dem Moment, in dem wir am tiefsten in<br />
der wohligen Reminlszenz schwelgen,<br />
sollen wir uns an einer Stelle unseres<br />
KBrpers zwicken - das ist hinfort unser<br />
,Anker'. Und immer, wenn wir uns in Zukunftmies,<br />
k!ein <strong>und</strong> unsicherfOhlen, betatigen<br />
wir den Anker; die guten Emotionen,<br />
verspricht Frau Bonneau, werden<br />
dann automatisch in uns aufsteigen.<br />
Der Hokuspokus nennt sich NLP (neurolinguistisches<br />
Programmieren) <strong>und</strong> hat<br />
sich in den letzten Jahren zur psychotherapeutischen<br />
Landplage entwickelt.<br />
Etwas spater wird's bitterernst. In<br />
Zweiergruppen antreten zum Small talken!<br />
Und das vor der Videokamera!<br />
Protest erhebt sich. Ein bislang folgsamer<br />
Teilnehmer findet die Gesprac.hssituation<br />
unnaturlich <strong>und</strong> das Verlangte<br />
zu brutal: Wir sind hier doch nicht im<br />
Sadomaso-Kursl"<br />
Doch, irgendwie schon. Domina Elisabeth<br />
bringt den Renitenten <strong>und</strong> ein an- ;<br />
deres Opfer zum Reden. Die beiden revanchieren<br />
sich, indem sie ihre Aufgabe<br />
veralbern: Sie geben zwei muffige Hotelgaste,<br />
die s!ch Ober - hoffentlich erf<strong>und</strong>ene<br />
- Schwachen <strong>des</strong> veranstaltenden<br />
Hotels mokieren.<br />
Das Programm hatte viel versprochen:<br />
Benimm bei der BegruBung <strong>und</strong> bei<br />
Tisch, Gesprachsubungen, Selbstsicherheitstraining,<br />
Menu- <strong>und</strong> Getrankek<strong>und</strong>e.<br />
Frau Bonneau hat den Stoff durchgepeitscht<br />
- vermutlich wohl wissend, da6<br />
statt anderthalb eigentlich funf oder<br />
sechs Tage dafOr notwendig gewesen<br />
waren. BIoB: Eine Woche Fortbildung im<br />
.Steigenberger" bezahlt ein Arbeitgeber<br />
euBerst ungern.<br />
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20^0324313<br />
FOCUS 17/1995<br />
http://legacy.library.ucsf.edu/tid/acq51b00/pdf