Ausgabe 08/2004 - qs- nrw
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Gesundheitspolitik<br />
Deutsche Politik und Tabakmissbrauch:<br />
Weit entfernt von einem schlagkräftigen Konzept<br />
Etwa 400.000 Menschen erkranken jährlich in Deutschland an Krebs. 210.000<br />
sterben jährlich an den Folgen dieser Erkrankung. Brustkrebs, Darmkrebs und Lungenkrebs<br />
sind die häufigsten Krebsarten bei Frauen, Prostatakrebs, Darmkrebs und Lungenkrebs bei<br />
Männern.<br />
Experten schätzen, dass rund zwei Drittel aller Krebskrankheiten durch Verzicht aufs Rauchen,<br />
gesunde Ernährung, Sport und einen vorsichtigen Umgang mit der Sonne vermieden werden<br />
könnten.<br />
Besonders dem Kampf gegen das Rauchen fühlt sich die Deutsche Krebshilfe verpflichtet, fordert<br />
der Tabakmissbrauch – trauriger Spitzenreiter – doch alljährlich in Deutschland rund<br />
140.000 Opfer. Prof. Propping kritisierte, Deutschland sei noch „weit entfernt von einem<br />
schlagkräftigen Konzept gegen das Rauchen“. Zwar seien 2003 kleine Fortschritte erzielt,<br />
aber die Tabaksteuer nicht drastisch genug und nicht in einem Schritt erhöht worden.<br />
Wirkungsvolle Tabakkontrolle – darunter versteht die Deutsche Krebshilfe 1. ein umfassendes<br />
Tabakwerbeverbot, 2. die Abschaffung der Zigarettenautomaten, 3. die Bekämpfung des Tabakschmuggels,<br />
4. die Streichung der Subventionen für den Tabakanbau und 5. eine überzeugende<br />
Abgrenzung zwischen Politik und Tabakindustrie, machte Prof. Propping auf der<br />
Pressekonferenz in Berlin deutlich.<br />
(hak)<br />
Krebshilfe-Organisation“, der die Arbeit in<br />
den Fachausschüssen koordiniert und grundlegende<br />
Strategien bestimmt.<br />
Beispiele für Förderprojekte<br />
Exemplarisch ging Prof. Propping auf einige<br />
besondere Förderprojekte der Deutschen<br />
Krebshilfe ein. 1. Das Verbundprojekt „Molekulare<br />
Mechanismen bei malignen Lymphomen“,<br />
für das 4 Millionen Euro bereitgestellt<br />
wurden. Hierbei werden aktuelle molekularbiologische<br />
Forschungsergebnisse über Lymphomzellen<br />
mit klinischen und histologischen<br />
Patientendaten verknüpft. 2. Das Max-Eder-<br />
Nachwuchsprogramm. Es soll jungen Ärzten<br />
nach deren Rückkehr aus dem Ausland in<br />
Deutschland den Aufbau eigener Arbeitsgruppen<br />
ermöglichen. 2003 wurden fünf solcher<br />
Projekte bewilligt und mit 1,3 Millionen<br />
Euro gefördert. 3. Die Finanzierung von Therapiestudien.<br />
In der Kinderonkologie wurden<br />
sieben Studien mit 3,3 Millionen Euro „auf<br />
den Weg gebracht“, in der Erwachsenenonkologie<br />
waren es fünf Studien, gefördert mit<br />
insgesamt 2,9 Millionen Euro. Schließlich<br />
4. die Palliativmedizin, in der die Deutsche<br />
Krebshilfe eine „wirkliche Alternative zur<br />
aktiven Sterbehilfe“ sieht. Gefördert wurden<br />
Palliativstationen und -zentren sowie Hospize<br />
in Frankfurt/Main, Aachen, Kiel, Ulm und<br />
Berlin.<br />
Hans-Albrecht Kühne<br />
Marburger Bund<br />
Bundesweites Projekt<br />
gegen Ärztemangel in<br />
Krankenhäusern<br />
Der Krankenhausärzteverband Marburger<br />
Bund (MB) startete am 15. Juli eine bundesweite<br />
Online-Stellenbörse gegen den Ärztemangel<br />
in Krankenhäusern. Die Arbeitgeber<br />
der rund 2.240 Kliniken Deutschlands<br />
können bis Ende August auf der Homepage<br />
des Marburger Bundes (www.marburgerbund.de)<br />
kostenlos Assistenzarztstellen präsentieren.<br />
„Wir können nicht weiter tatenlos<br />
zusehen, dass Deutschland die Ärzte ausgehen“,<br />
so der MB-Vorsitzende Dr. Frank Ulrich<br />
Montgomery.<br />
Nach Informationen des Marburger Bundes<br />
können bundesweit rund 5.000 offene Arztstellen<br />
in Krankenhäusern nicht besetzt werden.<br />
Montgomery macht dafür die schlechten<br />
Arbeitsbedingungen verantwortlich: „Überlange<br />
Arbeitszeiten und unterdurchschnittliche<br />
Einkommen insbesondere für junge Assistenzärzte<br />
verjagen den medizinischen<br />
Nachwuchs aus der kurativen Medizin.“<br />
Der MB will mit seiner Stellenbörse einen Beitrag<br />
leisten, den ärztlichen Aderlass einzudämmen,<br />
damit eine qualitativ hochwertige<br />
Patientenversorgung in Kliniken aufrecht erhalten<br />
werden kann. Der Marburger Bund<br />
spricht mit seiner Aktion Arbeitgeber an, die<br />
attraktive Arbeitsbedingungen vorhalten.<br />
Die Aktion des MB sei auch eine Reaktion auf<br />
das neue Arbeitszeitgesetz und die bevorstehende<br />
Abschaffung der „Arzt-im-Praktikum“-<br />
Phase. Montgomery: „Trotz dieser Gesetzesänderungen<br />
ist mit der erhofften Verbesserung<br />
der Arbeitsbedingungen nicht zu<br />
rechnen, weil die Arbeitgeber die vom Bund<br />
bereitgestellten Gelder für die Folgen dieser<br />
Gesetze nur sehr zögerlich annehmen.“ So<br />
würden beispielsweise reihenweise Ärzte im<br />
Praktikum ihre Kündigungen erhalten, obwohl<br />
für deren Weiterbeschäftigung als Assistenzärzte<br />
jährlich 300 Millionen Euro zur Verfügung<br />
stehen.<br />
AiP-Ende<br />
Zu wenig Geld für<br />
3000 Assistenzärzte?<br />
„Wir rechnen damit, dass bis zu einem Drittel<br />
aller derzeitigen Ärzte im Praktikum seine Stellen<br />
verlieren und nicht übernommen wird.“,<br />
sagte Andreas Priefler, Sprecher der Deutschen<br />
Krankenhausgesellschaft (DKG). Somit<br />
drohe mehr als 3000 der etwa 10200 jungen<br />
Ärzten an deutschen Krankenhäusern ab Oktober<br />
die Arbeitslosigkeit. Zwar sollen die<br />
Krankenhäuser insgesamt 300 Millionen Euro<br />
für die Umwandlung der AiP- in Assistenzarztstellen<br />
bekommen, doch wird das vermutlich<br />
nicht ausreichen oder nicht genutzt.<br />
Am 25. August in Potsdam<br />
Nach dem GMG – wohin steuert unser Gesundheitswesen?<br />
Weniger Ärzte, weniger Geld, weniger<br />
Zeit für Patienten – aber Bürokratie ohne<br />
Hartmannbund<br />
Ende!<br />
Brandenburgs Ärzte meinen:<br />
Verband der Ärzte Deutschlands<br />
Die Schmerzgrenze ist erreicht! Sie ertrinken<br />
im Papier – die Patienten sitzen in<br />
vollen Wartezimmern. Und die Politik? Sie schlägt sich auf die Schultern.<br />
Zur Diskussionsrunde am 25. August im Dorint-Hotel in Potsdam (Beginn 19 Uhr) sind alle –<br />
Ärzte, Arzthelferinnen, Patienten – herzlich eingeladen.<br />
Es diskutieren: Elke Köhler, Hartmannbund-Vorsitzende in Brandenburg, Günter Baaske, Gesundheitsminister<br />
des Landes Brandenburg, Andreas Storm, CDU-Bundestagsabgeordneter,<br />
Dr. Udo Wolter, Präsident der Landesärztekammer Brandenburg, und Dr. Hans-Joachim<br />
Helming, Vorsitzender der KVBB.<br />
Brandenburgisches Ärzteblatt 8/<strong>2004</strong> • 14. Jahrgang<br />
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