Ausgabe 08/2004 - qs- nrw
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Fortbildung<br />
Stichtags- oder Gleitregelung der ärztlichen Fortbildung und das<br />
GKV-Modernisierungsgesetz (GMG)<br />
Dr. Manfred Kalz<br />
Der Gesetzgeber hat im GMG den 30. 6.<br />
2009 als den Tag festgelegt, an dem alle berufstätigen<br />
Fachärzte erstmalig die Fortbildung<br />
der zurückliegenden fünf Jahre nachweisen<br />
müssen. Damit wurde – so scheint es –<br />
eine Stichtagsregelung festgeschrieben.<br />
Der 107. Deutsche Ärztetag hat demgegenüber<br />
beschlossen, dass alle Fortbildungsaktivitäten<br />
in den zurückliegenden Jahren auf<br />
die Fortbildung anzuerkennen sind. Das entspricht<br />
einer Gleitregelung. Ich werde versuchen,<br />
diesen Widerspruch als Scheinproblem<br />
aufzulösen.<br />
Am 30. 6. 2009 müssen alle berufstätigen<br />
Fachärzte erstmalig, d. h. spätestens ihren<br />
Fortbildungsnachweis erbringen: Das bedeutet<br />
auch, dass alle Fachärzte, die vorher ihre<br />
Berufstätigkeit aufgeben, nicht mehr unter die<br />
Nachweispflicht fallen, dass für alle Fachärzte,<br />
die nach dem 1. 7. <strong>2004</strong> ihre Berufstätigkeit<br />
aufnehmen, der Stichtag 30. 6. 2009<br />
nicht gilt.<br />
Die Fortbildung muss in diesem Fall fünf Jahre<br />
nach der Arbeitsaufnahme als Facharzt<br />
erstmalig nachgewiesen werden. Für Kolleginnen<br />
und Kollegen, die ihre Berufstätigkeit<br />
längerfristig unterbrechen müssen (Krankheit,<br />
Schwangerschaft u. a.), werden in der Fortbildungsordnung<br />
der Landesärztekammer<br />
entsprechende Ausnahmeregelungen (Härtefälle)<br />
festzulegen sein.<br />
Für alle Kolleginnen und Kollegen, die am<br />
1. 7. <strong>2004</strong> als Fachärzte tätig sind und nicht<br />
vor dem 30. 6. 2009 ihre Tätigkeit aufgeben,<br />
stellt sich das Problem, wie sie ihre bisherigen<br />
Fortbildungsaktivitäten für ihre Pflichtfortbildung<br />
nutzen können. Dabei gilt folgender<br />
Grundsatz: Die Anrechnung zurückliegender<br />
Fortbildungsaktivitäten führt zu einer Vorverlegung<br />
des vom Gesetzgeber vorgeschriebenen<br />
Nachweises, wobei mit der Antragstellung<br />
zum Fortbildungszertifikat eine neue<br />
Fortbildungsetappe mit wiederum 250 Punkten<br />
in fünf Jahren beginnt.<br />
Kolleginnen und Kollegen, die zum 30. 6.<br />
2003 ihr Fortbildungszertifikat beantragt haben<br />
und eine Vorverlegung des Stichtags anstreben,<br />
müssen in den folgenden zwei Jahren<br />
auf mindestens 250 Fortbildungspunkte ergänzen;<br />
dann können sie zum 30. 6. 2005<br />
ihr 5-Jahres-Fortbildungszertifikat beantragen.<br />
Damit haben sie zum 30. 6. 2009 ihre<br />
Fortbildungspflicht erfüllt, der nächste Nachweistermin<br />
wäre dann der 30. 6. 2010. Dieses<br />
Beispiel soll demonstrieren, dass es nur<br />
sinnvoll ist diesen Weg zu gehen, wenn in den<br />
letzten Jahren erhebliche Fortbildungsaktivitäten<br />
(mehr als 40 Punkte in einem Jahr bzw.<br />
mehr als 80 Punkte in zwei Jahren) unternommen<br />
wurden. Nach unseren Daten trifft<br />
das für mehr als die Hälfte der Ärzte des Landes<br />
Brandenburg zu.<br />
Am Ende noch ein Hinweis: Der Gesetzgeber<br />
lässt zwar die Orientierung auf eine kontinuierliche<br />
Fortbildung annehmen, hat dies aber<br />
nicht präzisiert. Daraus ergibt sich eine relativ<br />
große Variabilität in der Gestaltung der<br />
Fortbildung. Folgende Verteilungsmuster (Extrembeispiele)<br />
wären durchaus möglich:<br />
Dr. A. verlegt seine Fortbildung (200 Punkte<br />
plus 50 Punkte Selbststudium) vollständig in<br />
das erste Halbjahr 2009.<br />
Dr. B. konzentriert sich auf das zweite Halbjahr<br />
<strong>2004</strong> (200 Punkte plus 50 Punkte Selbststudium)<br />
und ruht sich dann bis zum Stichtag<br />
aus – das entspricht möglicherweise nicht den<br />
Intentionen des Gesetzgebers, ist aber nicht<br />
ausdrücklich verboten und wäre erlaubt.<br />
Abschließend möchte ich die Eckpunkte der<br />
durch das GMG festgeschriebenen Pflichtfortbildung<br />
zusammenfassen:<br />
• 250 Fortbildungspunkte in fünf Jahren (davon<br />
50 Punkte Selbststudium),<br />
• freie Wahl der Fortbildungskategorien (Seminare,<br />
Kongresse, Hospitationen, Qualitätszirkel<br />
etc.),<br />
• freie Gestaltung der Fortbildung innerhalb<br />
einer Fortbildungsetappe (fünf Jahre),<br />
• Antragstellung des Fortbildungszertifikats<br />
bei der Landesärztekammer mit den Fortbildungsbelegen<br />
(sofern sie nicht schon vorliegen<br />
– Punktekonto)<br />
• Ausfertigung und Zusendung des Fortbildungszertifikates<br />
durch die Landesärztekammer,<br />
• Vorlage des Fortbildungszertifikats bei der<br />
KVBB bzw. entsprechenden Institutionen<br />
(Krankenhäuser) als Nachweis der erfüllten<br />
Fortbildungspflicht.<br />
Gefahr durch Blutvergiftung<br />
meist unterschätzt<br />
Jährlich sterben in Deutschland etwa 80.000<br />
Menschen an einer Sepsis. Die umgangssprachlich<br />
auch Blutvergiftung genannte<br />
Infektion verliefe ohne sofortige Intensivtherapie<br />
tödlich. Neue Formen der Diagnostik<br />
und Therapie der Sepsis waren Thema<br />
auf dem Deutschen Anästhesiecongress<br />
(DAC) vom 19. bis 22. Juni in Nürnberg.<br />
„Obwohl die Sepsis die aggressivste Form einer<br />
Infektion ist, unterschätzen sowohl Patienten,<br />
Angehörige als auch Ärzte und Kostenträger<br />
die von ihr ausgehende akute Gefahr“,<br />
betonte Prof. Dr. Konrad Reinhart, Direktor<br />
der Klinik für Anästhesiologie und Intensivtherapie<br />
am Universitätsklinikum Jena. Patienten<br />
mit Sepsis müssen in Deutschland durchschnittlich<br />
16 Tage auf Intensivstationen und<br />
32 Tage im Krankenhaus behandelt werden.<br />
Die Behandlungskosten für Sepsispatienten<br />
betragen jährlich etwa 1,1 bis 2,45 Milliarden<br />
Euro.<br />
Eine Sepsis kann als Komplikation bei allen<br />
Infektionskrankheiten auftreten – die häufigste<br />
Ursache ist eine Lungenentzündung. Schafft<br />
es der Körper nicht, die Krankheitserreger bereits<br />
an ihrem Ursprungsort – etwa den Mandeln<br />
– zu bekämpfen, breitet sich die Infektion<br />
im gesamten Organismus aus. Gleich einer<br />
Kettenreaktion rufen die Gifte der Bakterien<br />
eine Entzündung aller lebenswichtigen Organe<br />
hervor. Dadurch können diese innerhalb<br />
weniger Stunden versagen.<br />
Frühe Anzeichen der Sepsis sind wenig spezifisch:<br />
Verwirrtheit, hohes Fieber schnelle Atmung<br />
und ein niedriger Blutdruck. Deshalb ist<br />
die Diagnose allein anhand dieser Symptome<br />
schwierig. „Ähnlich wie bei der Behandlung<br />
des Herzinfarkts zählt bei der Sepsis jede Minute“<br />
so Professor Reinhart.<br />
Zu guter Letzt:<br />
Cholesterin lockt Mücken an<br />
Nicht süßes, sondern fettes Blut lockt Mücken<br />
an. Wer einen hohen Cholesterinspiegel hat,<br />
muss sich vor Mücken besonders in Acht nehmen,<br />
sagt der amerikanische Insektenforscher<br />
Dr. Jerry Butler im Gesundheitsmagazin<br />
„Apotheken Umschau“. Wie die Mücken das<br />
spüren, ist noch unerforscht. Bekannt ist aber,<br />
dass die stechenden Insekten nicht vom Geschmack,<br />
sondern von Düften angelockt werden<br />
– und das über Kilometer hinweg.<br />
Ein besonders gutes Näschen haben sie dabei<br />
für den Geruch von Frauen zwischen dem<br />
13. und 18. Zyklustag. In Tests fanden die<br />
Blutsaugerinnen (nur weibliche Mücken stechen)<br />
Männer zwar attraktiver als Frauen,<br />
zapften dann aber im Schnitt doch öfter das<br />
schwache Geschlecht an. Männerhaut war ihnen<br />
zu dick und zu haarig.<br />
252 Brandenburgisches Ärzteblatt 8/<strong>2004</strong> • 14. Jahrgang