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FachberichtE Rohrnetz<br />
Außerdem werden <strong>die</strong> Informationen über verschiedene<br />
Me<strong>die</strong>n, wie Navtex (Telex) und VHF-Funk, übermittelt.<br />
Da sich <strong>die</strong> Verlegeschiffe in der Regel mit einer<br />
Geschwindigkeit von etwa 2 bis 3 Kilometern pro Tag<br />
bewegen, <strong>sind</strong> alle Einschränkungen aufgrund der Bauaktivitäten<br />
temporär.<br />
Nord Stream überwacht und beobachtet in allen<br />
Ländern, durch deren Gewässer <strong>die</strong> Pipeline führt, in<br />
Zusammenarbeit mit gut zwanzig unabhängigen Firmen<br />
sämtliche Umweltauswirkungen von Bau und<br />
Betrieb der Pipeline. Die Ergebnisse der Monitoring-<br />
Programme bestätigen <strong>die</strong> zu Beginn des Projekts<br />
durchgeführten Umweltverträglichkeitsprüfungen und<br />
belegen, dass der Bau des ersten Strangs der Nord<br />
Stream-Pipeline keine signifikanten Umweltauswirkungen<br />
hatte. Bis 2016 plant Nord Stream insgesamt rund<br />
40 Millionen Euro in das umfassende Monitoring-Programm<br />
zu investieren. An rund 1000 Standorten entlang<br />
der Pipelinetrasse in Russland, Finnland, Schweden,<br />
Dänemark und Deutschland werden Daten erhoben<br />
und anschließend von international renommierten<br />
Forschungsinstituten ausgewertet. Die Ergebnisse werden<br />
in Nord Streams jährlichem Monitoring-Berichten<br />
zusammengefasst und veröffentlicht (Bild 2).<br />
2. Technische Herausforderungen fordern<br />
maßgeschneiderte Lösungen<br />
Die Nord Stream-Pipeline wurde in Strömungsrichtung<br />
mit abnehmenden Rohr-Wandstärken konzipiert. Mit<br />
der Fließrichtung des <strong>Erdgas</strong>es und dem aus dem Fließen<br />
resultierenden sinkenden Druck von 220 bar bei der<br />
Einspeisung des <strong>Gas</strong>es in Russland bis zu 100 bar bei der<br />
Anlandestation in Lubmin, kann <strong>die</strong> Wandstärke der<br />
Pipeline in drei Schritten abnehmen. Sind <strong>die</strong> Rohre im<br />
russischen Anlandungsbereich noch aus 41 mm dickem<br />
Stahl, reicht vor der deutschen Küste eine Wandstärke<br />
von 27 mm aus. Die Sicherheit der Pipeline wird dabei<br />
durch eine spezielle Überwachungseinrichtung gewährleistet.<br />
Durch <strong>die</strong>ses bereits in der Nordsee erprobte<br />
segmentierte Design können erhebliche Materialeinsparungen<br />
erzielt werden. Allein <strong>die</strong> Reduktion der<br />
Wandstärke um einen Millimeter spart bereits 80 000<br />
Tonnen Stahl über <strong>die</strong> gesamte Länge der beiden Pipelines.<br />
Auch durch den verwendeten Spezialstahl vom<br />
Typ X70 wird Material bei der Wandstärke eingespart,<br />
wodurch weniger Zeit bei dem Verschweißen der Rohre<br />
an Bord der Verlegeschiffe anfällt.<br />
X70-Stahl ist beim Pipelinebau – neben X65-Stahl –<br />
weit verbreitet und weist im Vergleich zu X65 eine<br />
höhere Festigkeit auf. Durch <strong>die</strong> geringere Wandstärke<br />
des Spezialstahls X70 können zwei 12 m lange Rohre<br />
innerhalb von nur sechs Minuten zusammengeschweißt<br />
werden. Die Innenseite der Rohre ist mit einer Antifriktionsbeschichtung<br />
aus Epoxid-Harz versehen, <strong>die</strong><br />
Außenseite mit einer Polyethylenschicht gegen Korrosion<br />
geschützt. Ein kathodischer Schutz mit Hilfe von<br />
Aluminium- und Zinkanoden gewährleistet einen<br />
zusätzlichen Schutz gegen Korrosion. Zusätzlich ist <strong>die</strong><br />
Pipeline mit einer 60 bis 110 mm starken Betonschicht<br />
ummantelt, <strong>die</strong> eine stabile und auftriebssichere Lage<br />
auf dem Meeresgrund gewährleistet.<br />
Durch ihr spezielles Design halten Offshore-Pipelines<br />
einem deutlich höheren Innendruck stand. Daher<br />
benötigen <strong>die</strong> beiden Stränge der Nord Stream-Pipeline<br />
im Unterschied zu Überlandleitungen keine zusätzlichen<br />
Kompressor- bzw. Verdichtungsstationen. Somit<br />
<strong>sind</strong> <strong>die</strong> Auswirkungen auf <strong>die</strong> Umwelt durch Emissionen<br />
auch während des Betriebs gering. Während eine<br />
vergleichbare Landleitung jeweils im Abstand von rund<br />
200 Kilometern eine solche Station benötigt, kommen<br />
Offshore-Pipelines über große Entfernungen ohne aus.<br />
Die Kohlenstoffdioxid-Emissionen <strong>für</strong> den Antrieb der<br />
Verdichterstationen einer Onshore-Pipeline liegen<br />
daher etwa 40 Prozent über denen einer vergleichbaren<br />
Offshore-Leitung.<br />
3. Drei Spezialschiffe gleichzeitig im Einsatz<br />
Mit dem Bau der Pipeline wurde das italienische Unternehmen<br />
Saipem beauftragt. Drei von weltweit nur fünf<br />
in Frage kommenden Verlegeschiffen, <strong>die</strong> Castoro Sei,<br />
<strong>die</strong> Castoro Dieci (beide von Saipem) und <strong>die</strong> Solitaire<br />
(von der Schweizer Allseas-Gruppe) waren zeitweise<br />
gleichzeitig im Einsatz, 24 Stunden am Tag, sieben Tage<br />
<strong>die</strong> Woche. Sie <strong>sind</strong> speziell <strong>für</strong> <strong>die</strong> topographischen<br />
Anforderungen ihres jeweiligen Einsatzgebietes ausgewählt<br />
worden. So ist <strong>die</strong> Castoro Dieci mit ihrem gerin-<br />
Bild 3. Den größten Teil der Nord Stream-Pipeline verlegt <strong>die</strong> Castoro Sei. An Bord des Verlegeschiffs arbeiten<br />
über 300 Spezialisten in Schichten rund um <strong>die</strong> Uhr.<br />
April 2012<br />
240 <strong>gwf</strong>-<strong>Gas</strong> <strong>Erdgas</strong>