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Kameras<br />
<strong>Ein</strong> Ausflug ins Rotlichtmilieu<br />
Als das einmalige, unnachahmliche Wunderwerkzeug der – je nach Standpunkt Evolution oder<br />
Schöpfung – wird das Auge gern geschildert. Kommen wir ein wenig auf den Boden. Mit dem<br />
optischen Apparat eines menschlichen Auges würde man heute keinen Fotoapparat verkaufen<br />
können. Ohne Zoom, nur im kleinen Zentralbereich, etwa 5 mm großen „Gelben Fleck“ scharf<br />
abbildend, und auch dort richtig knackig scharf nur in einem winzigen 0,5 mm großen Bereich,<br />
der Fovea centralis heißt. Zu den Rändern wird das Bild immer mehr verschwommen, immer<br />
weniger farbig, bei Schwachlicht <strong>alle</strong>s nur noch grau.<br />
Es ist erst der nachgeschaltete Computer, das Gehirn, das die Wunder vollbringt. Dort werden<br />
laufend Bildprogramme und tausende Bilder abgerufen, mit dem Gesehenen abgeglichen, die<br />
<strong>Ein</strong>zelaufnahmen zusammengesetzt. Unsere Augen schauen nicht irgendwo hin, sie sind ständig<br />
in Bewegung, wir scannen dauernd unser Blickfeld. Daraus werden dann erst die Seheindrücke<br />
im Gehirn konstruiert. Bekannte Objekte werden als solche erkannt und in richtige Dimension<br />
und Farben gesetzt. <strong>Ein</strong> kleines Experiment: <strong>Ein</strong>e gelbe Banane wird auch unter einer Rotlampe<br />
als gelb gesehen. Würde man uns <strong>alle</strong>rdings eine bisher von uns nie gesehene, unbekannte<br />
Frucht unterschieben, die zum Beispiel blau wäre: wir würden sie als rot sehen. Erst wenn wir<br />
unter Tageslicht die Farbe identifizieren könnten, hätten wir bei der nächsten Präsentation im<br />
Rotlichtmilieu nun auch die blaue Frucht als Muster in Blau zur Verfügung.<br />
<strong>Ein</strong> Fotoapparat würde unter einer roten Lampe erst einmal <strong>alle</strong>s rot abbilden: <strong>Ein</strong>e Banane,<br />
eine Gurke, unsere blaue Frucht, <strong>alle</strong> rot. Mit der Funktion Weißabgleich kann man <strong>alle</strong>rdings<br />
eingreifen und auch hier dem menschlichen Sehen näher kommen. Auch die Gesichtserkennung<br />
blieb lange ein Rätsel: Unter Zehntausenden Gesichtern erkennen wir sofort die, die wir kennen.<br />
Moderne Technik kann es inzwischen auch, die Sicherheitsbehörden arbeiten damit auf Flughäfen,<br />
Bahnhöfen und Veranstaltungen. Doch die Augen bleiben dennoch ein Wunderwerkzeug. Sie<br />
funktionieren immer und sie funktionieren lange, auch 100 Jahre, wenn deren Besitzer mitmacht.<br />
Der einzige Reparaturservice sind irgendwann Mal zwei vorgesetzte Gläser. Und hübsch, in Blau<br />
oder in Braun, sogar in Grün, das sind sie ja auch.<br />
meisten unscharfen Bilder sind schlicht<br />
und einfach nur verwackelt, denn selbst<br />
1/500 Sekunde Auslösezeit ist zu lang, um<br />
wirklich schnelle Kamerabewegungen zu<br />
eliminieren. Die Antishake-Stabilisatoren,<br />
eine Standardfunktion <strong>alle</strong>r heutigen<br />
Kameras, machen eine zitternde Hand<br />
ruhiger. Sie helfen uns aber leider nicht,<br />
wenn es um Modellbewegungen geht.<br />
Vibrationen und schnelle Kameraschwenks<br />
können sie nicht ausgleichen.<br />
Wohlgemerkt: Nicht die lineare, gleichmäßige<br />
Flugbewegung macht uns<br />
Schwierigkeiten, sondern abrupte<br />
Lageänderungen durch Böen und<br />
Knüppelarbeit. Wir brauchen eine kurze<br />
Belichtungszeit. Konkret heißt es, per<br />
Verschlussautomatik oder Blendenpriorität<br />
die <strong>für</strong> die von uns festgelegte<br />
Blende kürzeste Verschlusszeit zu<br />
bekommen. Größere Tiefenschärfe, das<br />
oft erwünschte Ergebnis einer höheren<br />
Blendenzahl, brauchen wir nicht. Ob<br />
die Entfernung zum Boden 20 oder 500<br />
Meter beträgt, <strong>für</strong> die Kamera ist es<br />
„unendlich“. Bei gutem Licht lassen wir<br />
<strong>alle</strong>rdings eine oder zwei Blendenstufen<br />
stehen, dann zeichnen Objektive besser.<br />
Auch eine höhere Empfindlichkeitseinstellung<br />
verkürzt zwar proportional die<br />
Belichtungszeit, irgendwann steigt dann<br />
aber das Rauschen, das so etwas ist, wie<br />
es die Körnung bei Filmen war. Bleiben<br />
wir bei 200 bis 300 ISO, um feine Details<br />
in der Landschaft zu erhalten.<br />
Trotz <strong>alle</strong>m: Ausbeute mager<br />
Hunderte Luftaufnahmen haben wir schon<br />
gemacht. Wirklich brauchbare machen<br />
rund 5 Prozent aus. Je nach Modell und<br />
Wetter sind zunächst etwa 20 bis 70<br />
Prozent technisch in Ordnung. Davon<br />
ist aber nur wiederum ein sehr kleiner<br />
Teil in Ausschnitt und Perspektive so wie<br />
gewünscht. Und selbst die Guten landen<br />
im virtuellen Papierkorb, wenn das Licht<br />
nicht stimmte. Schon ein leichter Dunst<br />
kann jedes Luftbild zunichtemachen.<br />
Völlig klare Sicht und tief stehende Sonne,<br />
das ist optimal. Wann gibt es das? Nach<br />
Frontdurchzug (Rückseitenwetter), in<br />
kalter, trockener Luft und oft am frühen<br />
Morgen. <strong>Ein</strong> Luftbildfotograf muss schon<br />
gelegentlich im Morgengrauen seine<br />
Sachen ins Auto laden.<br />
<strong>Ein</strong>e gute Kamera mit Halterung und<br />
Auslösung wiegt zwischen 250 und 500 g,<br />
das bestimmt die Modellgröße. <strong>Ein</strong> großes<br />
Modell, Segler oder E-Segler, ist die beste<br />
Wahl. Kunststoffmodelle ziehen ihre Bahn<br />
wie auf Schienen: 4.000 mm Spannweite<br />
in GFK ist super. Und Fotoshooting will<br />
gelernt sein: Modell mit der Kamera aufs<br />
Motiv ausrichten, das Flugzeug beruhigen,<br />
Flächen gerade halten, auslösen. Abschließende<br />
Frage, eine beinahe philosophische:<br />
Lohnt sich der Aufwand mit teuren<br />
Kameras, Halterungen und so weiter, um<br />
95 Prozent Bildabfall zu produzieren? Ja, es<br />
lohnt sich. Wenn ich nach drei Fotoflügen<br />
vier brauchbare und eine Superaufnahme<br />
gemacht habe, so wäre es doch ärgerlich,<br />
von dem tollen Bild keine großen Prints<br />
machen zu können, weil sie mit einem<br />
billigen Knipser entstanden sind.<br />
Das Wunderding Kopter<br />
Es gibt ein Modell, das scheinbar absolut<br />
ruhig fliegt, in der Luft verharrt, man kann<br />
die Hände von den Knüppeln nehmen und<br />
in <strong>alle</strong>r Ruhe fotografieren: der Multikopter<br />
– dachten wir jedenfalls. Als uns der Quadro<br />
ins Haus kam, wurde flugs eine Halterung<br />
<strong>für</strong> Foto- und Videokameras gebaut.<br />
Wir seien nun in der Profiklasse angekommen,<br />
auch das dachten wir. So einfach ist<br />
es nicht. Der Kopter hat ein Problem: Die<br />
Propeller an langen Auslegern verursachen<br />
Vibrationen und Schwingungen, die<br />
sich auf die Kamera stark auswirken.<br />
Die Lösung muss man von zwei Seiten<br />
angehen: Zum einen am Modell durch<br />
Spezialisten unter sich: <strong>Ein</strong> Eigenbau-Foto-Video-Telemetrieflugzeug, das ziemlich<br />
<strong>alle</strong>s mitschleppen kann, aber einen Nachteil hat: Es braucht eine ordentliche Piste.<br />
Der Quadrokopter kann dagegen in einem Schrebergarten geflogen werden<br />
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www.rcflightcontrol.de