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Specials<br />
Lange oben bleiben<br />
Abhängigkeit von Masse und Flugzeit in Multikoptern<br />
von Klaus-Peter Neitzke<br />
Kaum ist man mit seinem Multikopter auf der Modellflugwiese angekommen, muss man<br />
viele Fragen der Vereinsmitglieder und Besucher beantworten. <strong>Ein</strong>e der ersten ist auch<br />
immer: „Wie lange kann der (Multikopter) fliegen?“ Die Antwort fällt gar nicht so leicht,<br />
denn manchmal weiß man es selbst nicht genau.<br />
Für die Beantwortung der Frage, wie<br />
lange der Multikopter denn nun fliegen<br />
kann, muss man viele Details berücksichtigen.<br />
Dabei setzt sich die Flugzeit<br />
aus <strong>alle</strong>n Komponenten des Multikopters<br />
zusammen. Das beginnt beim Akku, geht<br />
über die Elektronik, der mechanischen<br />
Konstruktion bis zu den Motoren und<br />
Propellern. Letztendlich entscheiden auch<br />
der Flugstil und die Mission über die<br />
mögliche Flugdauer. In diesem Beitrag<br />
wurde zuerst eine theoretische Betrachtung<br />
durchgeführt. Sie wurde dann mit<br />
einer Reihe von Flugversuchen mit zwei<br />
unterschiedlichen Quadrokoptern verglichen.<br />
Am Ende werden Empfehlungen<br />
ausgesprochen, wann welcher Akkumulator<br />
verwendet werden sollte.<br />
Die Testobjekte<br />
Die beiden Quadrokopter Q-240 Wanze<br />
und Q-500 Ninja wurden zur Überprüfung<br />
der Theorie ausgewählt, weil sie technisch<br />
ähnlich sind. Beide sind Eigenentwicklungen,<br />
haben aber unterschiedliche<br />
Abmessungen und Massen. Die Rahmen<br />
bestehen aus einem Kohlefaser-Balsaholz-<br />
Sandwichaufbau. Das Balsaholz zwischen<br />
den Kohlefaserplatten ist 5 Millimeter<br />
(mm) dickes Hirnholz. Das ergibt eine<br />
sehr steife und leichte Konstruktion. Die<br />
Diese Akkus wurden im Flug erprobt<br />
gesamte elektronische Regelung übernimmt<br />
ein ATMEGA328 auf einer 20 ×<br />
30 mm großen Steuerungsplatine. Zur<br />
Messung der Drehraten kommen die<br />
Sensoren ADXRS610 zum <strong>Ein</strong>satz. Die<br />
drei Komponenten der Beschleunigung<br />
werden mit den Sensoren ADXL322<br />
bestimmt. Alle Sensoren befinden sich in<br />
einem 17-mm-IMU-Würfel, der sich schon<br />
in vielen Multikoptern bewährt hat.<br />
Auch die Software ist eine Eigenentwicklung.<br />
Sie basiert auf der C-ähnlichen<br />
Programmiersprache von Arduino. Der<br />
Quelltext ist etwa 8 Kilobyte groß und<br />
verwirklicht die Fusion aus Drehraten-<br />
und Beschleunigungsdaten durch<br />
linearisierte Drehmatritzen. Die gesamte<br />
Regelfrequenz beträgt 400 Hertz. Die <strong>RC</strong>-<br />
Steuerung erfolgt über einen Spektrum-<br />
Satelliten-Empfänger, der direkt mit dem<br />
seriellen <strong>Ein</strong>gang des Mikrokontrollers<br />
ATMEGA328 verbunden ist. Die Ansteuerung<br />
der unmodifizierten Motorsteller<br />
erfolgt über PPM-Signale. Bei der Wanze<br />
wurden Air-Ace-Dreiblatt-Rechts-links-<br />
Propeller mit 100 mm Durchmesser<br />
verwendet, als Motoren kamen Hacker<br />
A10/12S und als Motorregler Hype 6 A<br />
zum <strong>Ein</strong>satz. Die Leermasse der Wanze<br />
ohne Akku beträgt so 119 Gramm (g). Die<br />
Abmessungen des Ninja sind etwa doppelt<br />
so groß. Er verwendet GWS 8 × 4,3-Zoll-<br />
Propeller. Den Antrieb übernehmen Axi-<br />
Motoren mit der Bezeichnung 2808/34 und<br />
10-Ampere-Hype-Regler. Die Leermasse<br />
des Ninja beträgt 352 g. Für diese beiden<br />
Multikopter wurde die Theorie überprüft,<br />
indem Flugversuche mit unterschiedlichen<br />
Akkus durchgeführt wurden.<br />
Wo die Energie herkommt<br />
Im Modellbaubereich kommen momentan<br />
fast ausschließlich LiPos zum <strong>Ein</strong>satz. Die<br />
wichtigsten Kenngrößen von Akkus sind<br />
Masse und Energieinhalt (E). Der elektrische<br />
Energieinhalt setzt sich aus Spannung<br />
(U), Stromstärke (I) und Zeit (T) zusammen.<br />
E = U ⋅ I ⋅T<br />
(1)<br />
Um eine Vorstellung zu gewinnen, wie viel<br />
Energie E = m ⋅in geinem ⋅ h Akkumulator steckt, kann<br />
(2)<br />
man ein Gedankenexperiment durchführen.<br />
Aus dem Physikunterricht wissen wir<br />
noch, Uwie ⋅ Iman ⋅T<br />
die mechanische Energie<br />
h =<br />
berechnen m ⋅ gkann, um eine Masse hochzuheben.<br />
Sie setzt<br />
(3)<br />
sich aus der Masse<br />
(m), E = der U ⋅Erdbeschleunigung I ⋅T<br />
(1) (g) und der<br />
gehobenen Höhe (h) zusammen.<br />
11.1⋅1.5<br />
⋅3600<br />
h Meter ≈ 43 Kilometer<br />
E = m0.142<br />
⋅ g ⋅ h⋅9.81<br />
(2)<br />
In dem Gedankenexperiment nehmen wir<br />
an, dass U ⋅der I<br />
E<br />
⋅TAkkumulator seinen gesamten<br />
Akku elektrischen m=<br />
⋅<br />
h<br />
m<br />
=<br />
D<br />
g Energieinhalt benutzt,<br />
(3)<br />
um sich selbst hochzuheben. (4) Das kann<br />
mit einem Motor und Propeller oder einer<br />
Seilwinde mit einem Motor geschehen,<br />
Anz<br />
2<br />
2<br />
2<br />
2<br />
2<br />
2<br />
Anz 2<br />
2<br />
3<br />
23<br />
23<br />
23<br />
2<br />
3<br />
2<br />
2<br />
3<br />
3<br />
3<br />
3<br />
3<br />
m⋅<br />
g<br />
hsiehe 11.1⋅1.5<br />
⋅3600<br />
v i = = Abbildung 1. (5) Dabei Meter nehmen ≈ 43 wir Kilometer<br />
an, dass 0.142 2das ⋅ ρSeil ⋅A9.81<br />
und die Seilwinde keine<br />
Masse haben und dass keine Leistung<br />
verloren geht.<br />
( m E ⋅ g)<br />
1.5<br />
mP<br />
Akku = =<br />
2<br />
D<br />
⋅ ρ ⋅ A(4)<br />
v i<br />
=<br />
P =<br />
m⋅<br />
g<br />
(5)<br />
2⋅<br />
ρ ⋅ A<br />
Seilwinde<br />
Motor<br />
Seil<br />
( m ⋅ g)<br />
1.5<br />
2 ⋅ ρ ⋅ A<br />
(6)<br />
Hubhöhe<br />
Akku<br />
(6)<br />
Abbildung 1: Der Akkumulator im<br />
Gedankenexperiment<br />
Die gesamte elektrische Energie im<br />
Akkumulator wird daher in Hubenergie<br />
58<br />
www.rcflightcontrol.de