die Bioküche Klasse Pasta (Vorschau)
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Esskultur<br />
Im Betriebsrestaurant<br />
läuft’s anders…<br />
Kochen für Mitarbeiter in einem Betrieb<br />
erfordert viel Fingerspitzengefühl<br />
und Einfühlungsvermögen<br />
von Betriebs- und Küchenleitern.<br />
Die Tischgäste sind preissensibel,<br />
wollen schnell essen und werden<br />
ungeduldig, wenn es an der Ausgabe<br />
einmal länger dauert. Dennoch<br />
gelingt in manchen Betriebsrestaurants<br />
<strong>die</strong> Umstellung auf eine ausgewogene<br />
Ernährung mit Bio-Lebensmitteln.<br />
Das Essverhalten im Betriebsrestaurant unterscheidet sich<br />
völlig von der Außer-Haus-Verpflegung am Abend. Hier<br />
nimmt sich der Gast Zeit, Essen wird zelebriert – da wird<br />
auch gerne mal ein bisschen mehr ausgegeben. In Mitarbeiter-<br />
Casinos dagegen regiert <strong>die</strong> Ungeduld. Frei nach dem Motto:<br />
„Je schneller, je billiger und je größer <strong>die</strong> Portionen, desto besser.“<br />
Trotzdem bietet so mancher Betreiber von Betriebsrestaurants<br />
auch Gerichte mit Bio-Lebensmittel an. Und das, obwohl <strong>die</strong><br />
Gäste für ein Mittagessen in der Regel nicht viel mehr Geld ausgeben<br />
wollen. „Das Bewusstsein für eine gesunde Ernährung<br />
hat sich in den vergangenen Jahren geändert“, erklärt Ernährungswissenschaftlerin<br />
Dr. Silke Lichtenstein. „Nehmen Sie beispielsweise<br />
eine junge Frau im Kreis ihrer Freundinnen. Entweder<br />
isst sie, wie alle, Salat, weil sie, wie alle, auf Diät ist oder sie<br />
bestellt Spaghetti Carbonara, weil sie Liebeskummer hat. Bei<br />
einem Date mit einem Mann dagegen wird sie wie er essen,<br />
beziehungsweise nach seinen Erwartungen. Ernährung hängt<br />
stark von Werten und Normen ab“, führt Dr. Lichtenstein aus.<br />
Das manifestiert sich besonders deutlich im Betriebsrestaurant.<br />
Dort sind Mitarbeiter aus verschiedenen Kulturkreisen mit unterschiedlichen<br />
Vorstellungen über Essen und Ernährung zusammengewürfelt<br />
– für einen Caterer eine echte Herausforderung,<br />
<strong>die</strong> vielfältigen Wünsche und Vorstellungen zu erfüllen.<br />
Aufklärungsarbeit nötig<br />
Da ist also nicht nur ein abwechslungsreicher Speiseplan gefragt,<br />
mit dem <strong>die</strong> Tischgäste aufs Neue immer wieder überrascht<br />
werden, sondern laut Dr. Lichtenstein ist auch viel Aufklärung<br />
nötig, um sie beispielsweise für Bio-Produkte zu begeistern. „Caterer<br />
müssen <strong>die</strong> Mehrwerte sichtbar machen. Also aufzeigen,<br />
wo <strong>die</strong> Zutaten herkommen, Lieferanten vorstellen und den besonderen<br />
Wert der Lebensmittel herausstellen“, empfiehlt Dr.<br />
Lichtenstein. Dabei solle der Caterer aber auch seine eigene<br />
Philosophie nicht außer Acht lassen, sondern <strong>die</strong>se ebenfalls so<br />
transparent wie möglich darstellen. „Das Problem ist, dass der<br />
Konsum von Bio-Lebensmitteln meistens unter dem Zwang geschieht,<br />
etwas Gutes für <strong>die</strong> Gesundheit tun zu wollen“, erklärt<br />
sie „sie wollen also beispielsweise weniger Pestizide zu sich<br />
nehmen, eben gegen etwas handeln.“ Die Wirkung ist damit<br />
vorprogrammiert: „Es entsteht Angst, <strong>die</strong> das Essen nicht leckerer<br />
macht, sondern das Gegenteil bewirkt.“ Ganz anders sei das,<br />
wenn sich ein Gast bewusst für etwas entscheidet, dann wird<br />
erlebbar, dass er für etwas Gutes bezahlt.“<br />
Dr. Lichtenstein gibt zu bedenken, dass <strong>die</strong>s aber nur bedingt<br />
bei Bio-Lebensmitteln klappen würde, da für Viele noch nicht erkennbar<br />
sei, warum Bio besser als konventionell sei. Trotzdem:<br />
„Bio wird auch in Betriebsrestaurants zunehmend akzeptiert“,<br />
sagt sie.<br />
Und genau hier kommen Caterer ins Spiel, <strong>die</strong> Aufklärungsarbeit<br />
über <strong>die</strong> Herkunft ihrer Zutaten betreiben sollten. Zugegeben,<br />
das ist leichter gesagt, als getan, setzt es doch auch Personal<br />
voraus, das <strong>die</strong>sen Weg aus Überzeugung mitgeht.<br />
Ein schwacher Trost zum Schluss: Manche Caterer schaffen das<br />
und fangen erst damit an, <strong>die</strong> eigenen Mitarbeiter auf Linie zu<br />
bringen, bevor sie Tischgästen das Positive beim Essen vermitteln.<br />
Ein Versuch ist es wert.<br />
ƒ<br />
Christiane Manow-Le Ruyet<br />
… und wenn Sie wissen wollen, warum<br />
Ihre Gäste im Betriebsrestaurant<br />
so reagieren, wie sie reagieren,<br />
lesen Sie Teil 2 unter www.<strong>die</strong>-biokueche.de.<br />
<br />
Sie können sich aber auch gerne auf den folgenden<br />
Seiten von dem Menü von Jana Bezold inspirieren<br />
lassen. Sie betreibt ein Catering-Unternehmen<br />
und richtet Veranstaltungen aus. Die passende<br />
Wein-Auswahl gibt’s zum Bestellen gleich mit<br />
dazu.<br />
<strong>die</strong> <strong>Bioküche</strong> // 1/2013 23