die Bioküche Klasse Pasta (Vorschau)
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wie der Papst, der zu seinem Geburtstag<br />
den Milchsahne-Likör „Dresdner Weisses<br />
Wunder“ erhalten hat.<br />
Der Weg dahin war lang. Vor seinem Entschluss,<br />
sich für <strong>die</strong> Erhaltung von Streuobstwiesen<br />
einzusetzen, hatte der gebürtige<br />
Schweizer mit Obstbrennerei nichts am<br />
Hut. Nur mit alten Gemäuern – als Bauträger<br />
hatte er in Dresden Häuser saniert.<br />
Seinen Beruf übte Schenk zunächst noch<br />
weiter aus, seine Vision lebte er erst einmal<br />
nur am Wochenende aus. Er zog los und<br />
bot den Landwirten in den Elbe-Seitentälern<br />
für ihr Obst das Vierfache von dem,<br />
was <strong>die</strong> Mosterei gezahlt hätte. „Die haben<br />
mir bescheinigt, dass <strong>die</strong>sen alten Krempel<br />
doch niemand haben möchte und dass es<br />
keinen Markt dafür gibt“, erzählt Schenk.<br />
Er ließ sich schließlich eine Brennanlage<br />
bauen, <strong>die</strong> genau in den Weinkeller seines<br />
denkmalgeschützten Guts in Dresden-<br />
Klotzsche passte. 2001 gründete er <strong>die</strong> „Erste<br />
Dresdner Spezialitätenbrennerei Augustus<br />
Rex“. Benannt nach August dem Starken,<br />
der sich im 18. Jahrhundert sehr um<br />
den Obstbau in Sachsen ver<strong>die</strong>nt gemacht<br />
hatte: „Wer 1725 heiraten wollte, musste<br />
mindestens drei Obstbäume pflanzen und<br />
pflegen“, berichtet Schenk.<br />
Sortenschätze auf<br />
Streuobstwiesen<br />
Noch heute finden sich im Dresdner Umland<br />
nicht nur <strong>die</strong> üblichen Plantagen, sondern<br />
auch wilde Streuobstwiesen mit einem<br />
unglaublichen Sortenreichtum. Wahre<br />
Schätze hat Georg Schenk dort ausgehoben.<br />
„Wir haben zum Beispiel einen böhmischen<br />
Rosenapfel gefunden. Das wollten<br />
uns <strong>die</strong> Pomologen erst gar nicht glauben<br />
– er galt eigentlich seit mehr als 50 Jahren<br />
als ausgestorben.“ Ein anderes Beispiel: <strong>die</strong><br />
Maklone, eine Birnensorte, <strong>die</strong> heute kaum<br />
jemand mehr kennt. „Von der Maklone haben<br />
wir noch zwei Bäume gefunden. Einer<br />
davon wurde vom Blitz getroffen. Mittlerweile<br />
haben wir wieder 20 Bäume gezogen“,<br />
sagt Schenk, der Vorsitzender der sächsischen<br />
Pomologen und in der Leitung des<br />
Dresdner Slow-Food-Conviviums ist.<br />
Guter Geschmack braucht Zeit<br />
Mindestens fünf Jahre brauchen <strong>die</strong> Hochstammbäume<br />
auf einer Streuobstwiese, bis<br />
Regionales<br />
sie das erste Mal tragen. Viel Zeit, <strong>die</strong> sie<br />
von Georg Schenk auch bekommen. Er akzeptiert,<br />
dass viele Sorten nicht jedes Jahr<br />
tragen – oder der Frost so manche Ernte<br />
zerstört. Selbst <strong>die</strong> Kunden haben bei Augustus<br />
Rex gelernt, zu warten. „Wir haben<br />
seit 2008 eine Warteliste für seltene Sorten.<br />
Wenn wir <strong>die</strong>se Produkte wieder haben,<br />
dann werden <strong>die</strong> Kunden angerufen, ob sie<br />
noch Interesse haben. Es hat noch keiner<br />
abgesagt!“, sagt Georg Schenk. Schließlich<br />
bieten <strong>die</strong> alten Sorten einen entscheidenden<br />
Vorteil: „Sie sind viel aromatischer und<br />
mit dem Obst, das es mittlerweile zu kaufen<br />
gibt, nicht zu vergleichen.“ Ein Aroma, das<br />
Viele gar nicht mehr kennen: „Bei Apfel-<br />
Verkostungen merken wir, dass <strong>die</strong> jüngeren<br />
Leute vielleicht einen Granny Smith erkennen,<br />
aber nur noch <strong>die</strong> Älteren wissen,<br />
was ein roter oder grüner Boskoop oder<br />
eine Goldrenette Freiherr von Berlepsch<br />
sind.“<br />
Den ganz besonderen Geschmack möchte<br />
Schenk so originär wie möglich in <strong>die</strong> Flasche<br />
bringen. Das bedeutet: Geerntet werden<br />
<strong>die</strong> Früchte erst, wenn sie vollreif sind.<br />
95 Prozent stammen übrigens aus einem<br />
Radius von 25 Kilometer um Dresden.<br />
Wenn es möglich ist: „Dieses Jahr hatten<br />
wir in Mittelsachsen keine Birnen und<br />
Pflaumen gab es nur in der Görlitzer Ecke“,<br />
sagt Schenk. In <strong>die</strong>sen Fällen kau er zu,<br />
von Obstbauern aus dem süddeutschen<br />
Raum, <strong>die</strong> er seit Langem kennt und ebenfalls<br />
seltene Sorten anbieten.<br />
Ob zugekau oder selbst geerntet: Von<br />
Hand werden <strong>die</strong> Früchte sortiert, Blätter<br />
und Stiele entfernt, faulige Stellen ausgeschnitten.<br />
„In großen Betrieben werden <strong>die</strong><br />
Äpfel mit einem Radlader in eine Grube<br />
geschüttet. Da kann doch niemand garantieren,<br />
dass da nicht vielleicht sogar eine<br />
tote Maus drunter war“, sagt Schenk.<br />
Nach dem Brennen reifen <strong>die</strong> feinen Destillate<br />
bis zu drei Jahre, um dann mit Quellwasser<br />
aus dem Erzgebirge reduziert zu<br />
werden. Erst dann kommen sie in den Verkauf.<br />
Mehr als 80 Sorten hat <strong>die</strong> Spezialitätenbrennerei<br />
im Angebot, etwa 55 sind<br />
momentan erhältlich. Großabnehmer wie<br />
Luhansa müssen natürlich auf Sorten zurückgreifen,<br />
<strong>die</strong> immer verfügbar sind.<br />
„Wir haben auch Gastronomen als Kunden,<br />
<strong>die</strong> den ganzen Jahrgang einer Sorte auf-<br />
<strong>die</strong> <strong>Bioküche</strong> // 1/2013 37<br />
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