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westlichen Sozialstaaten, die nach<br />
1945 von einer aufgeklärten Mittelschicht<br />
getragen wurden.<br />
QUISTGAARD-STIL<br />
„Axe" (Axt). Armlehnsessel aus Teakholz,<br />
Sitz und Rücken mit Lederbezug mit Metallringen<br />
befestigt. Hergestellt und gestempelt<br />
von IHQ. Taxe 530 Euro, Hammerpreis<br />
590 Euro bei Bruun Rasmussen<br />
Auctioneers, Kopenhagen (Foto: Bruun<br />
Rasmussen)<br />
Runder, wandelbarer Tabletttisch mit<br />
grün glasierten Kacheln der Manufaktur<br />
Kronjyden, Randers. Modellnummer<br />
453, ausgeführt von Nissen, Langå. H 46<br />
cm. Taxe 530 Euro, Hammerpreis 590<br />
Euro bei Bruun Rasmussen Auctioneers,<br />
Kopenhagen (Foto: Bruun Rasmussen)<br />
Eine Tafel mit Designobjekten von<br />
Jens Quistgaard zu zieren, war in den<br />
1960er-Jahren das Synonym für ein<br />
Leben mit modernem Design oder<br />
mit modernem skandinavischem<br />
Design. Bei Quistgaard gingen stets<br />
klare Linien, skulpturale Formen und<br />
natürliche Materialien Hand in<br />
Hand. Quistgaards sowohl im Design<br />
als auch in der Ausführung hervorragende<br />
Produkte sind typisch für die<br />
dänische Moderne und offenbaren<br />
sein nachhaltiges Interesse an traditionellen<br />
Handwerkskünsten und<br />
historischen, regionalen Vorläufern.<br />
Die weichen und fließenden Konturen<br />
seiner Entwürfe, die oft kopiert,<br />
jedoch nur selten erreicht wurden,<br />
sind zudem Ausdruck seiner Überzeugung,<br />
„dass der Handwerker, der<br />
für die Massenfertigung entwirft,<br />
zuallererst sein Material kennen und<br />
schätzen muss. Außerdem muss das<br />
Ergebnis vom Menschen und nicht<br />
von der Maschine verarbeitet werden<br />
(…). Er ist es, der ein Objekt von<br />
plastischem Wert und guten Proportionen<br />
schaffen sollte."<br />
GROSSSTRUKTUR<br />
Als sich Theodor Nierenberg um<br />
1960 zusammen mit seiner Frau<br />
Marsha dazu entschlossen hatte, eine<br />
Villa auf ihrem 22 Hektar großen<br />
Stück Landbesitz in Armonk, New<br />
York, zu errichten, stand die architektonische<br />
Auftragsvergabe gar nicht<br />
zur Debatte. Für dieses Haus wählte<br />
das Paar ihren Chefdesigner Jens<br />
Quistgaard als Architekten. Auf dem<br />
Areal entstand das 650 Quadratmeter<br />
große „Dansk Lake House" mit<br />
sieben Schlafzimmern, sechs Bädern<br />
und vier Kaminen. Die Dachkonstruktion<br />
schloss nach oben mit<br />
einem drachenartig gezackten Aufbau<br />
ab, der das Anwesen exzentrisch,<br />
expressiv wirken ließ. Die<br />
Wände des Hauses waren in Stein<br />
gemauert, die Treppen spiralförmig<br />
nach oben geführt, die Möblierung<br />
selbstredend hölzern, skandinavisch,<br />
bisweilen auch historisierend. Eine<br />
Gartenanlage mit vielen kleinen<br />
Seen und einem Wasserfall umgab<br />
die Villa, die, von innen nach außen<br />
gebaut, viele malerische Blicke in<br />
dieses Landschaftsbild bot. Das bevorzugte<br />
Material der Innenausstattung?<br />
Das war, wie könnte es im Fall<br />
Quistgaard anders sein, ebenfalls<br />
Holz. Böden, Wände, aber auch<br />
Waschbecken und Badewannen waren<br />
aus Teak und anderen Hölzern<br />
gestaltet, so wie es dem Dänen zeitlebens<br />
am Herzen lag. Ein Jahr nach<br />
dem Tod von Ted Nierenberg, im Jahr<br />
2010, beschloss seine Witwe, das<br />
Haus zum Verkauf anzubieten, zunächst<br />
für 6,5 Millionen US-Dollar,<br />
ein Betrag, den dafür niemand bewilligte.<br />
Ein Jahr später stand das<br />
Anwesen für 5,5 Millionen US-Dollar<br />
zu Gebot. Noch in diesem Frühjahr<br />
war es über amerikanische Immobilienmakler<br />
für diesen Preis zu erwerben.<br />
LITERATUR<br />
Charlotte Fiell: Scandinavian Design,<br />
Köln 2002. – Im Web: www.jensquistgaard.com