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Musik Pop<br />
ALTERNATIVE COUNTRY<br />
AUDIOPHILE CD<br />
Woven Hand<br />
Live At Roepaen<br />
Zeigt Profil: Woven-<br />
Hand-Kopf David<br />
Eugene Edwards.<br />
KLANGTIPP<br />
Musik:<br />
Klang:<br />
KLANGDETAILS:<br />
Räumlichkeit:<br />
Bass:<br />
Transparenz:<br />
Mit seiner Ex-Band 16 Horsepower nahm David<br />
Eugene Edwards erheblichen Einfluss auf das Alternative-Country-Genre.<br />
Als das Trio aus Colorado<br />
ab 2005 getrennte Wege ging, hatte Edwards<br />
bereits sein eigenes Solo-Projekt: Woven Hand.<br />
Dessen vor zehn Jahren veröffentlichtes gleichnamiges<br />
Debüt erhärtete die Erkenntnis, dass die<br />
kathartischen Botschaften Edwards‘, die sich meist<br />
um Glaube, Schmerz und Entfremdung drehen,<br />
ebenso gut im klanglichen Kontext von Woven<br />
Hand verarbeitet werden konnten. Die manchmal<br />
auch als „Gothic Country“ bezeichnete Stilart<br />
von 16 Horsepower hat in Woven Hands bisheriger<br />
Diskografie eine vielschichtige Weiterentwicklung<br />
erfahren, die sowohl in gespenstischen<br />
kammermusikalischen Experimenten als auch in<br />
Glitterhouse / Indigo (75:20 + 87:00, auch als LP) www.wovenhand.com<br />
Ein majestätischer Gottesdienst<br />
entfesselten Rockausbrüchen ihre Extreme auslotete.<br />
Viele treue Anhänger sind diesen Weg mit<br />
Mr. Edwards mitgegangen, zahlreiche neue Fans<br />
sind aber auch hinzugekommen.<br />
Nach der Dekade der Orientierung und Weiterentwicklung<br />
wurde es wohl Zeit, den bandinternen<br />
Status Quo live zu dokumentieren. Der CD/<br />
DVD-Doppelpack „Live At Roepaen“ erledigt<br />
diese Aufgabe eindrucksvoll: Man sieht den tiefgläubigen<br />
Edwards, Enkel eines Wanderpredigers,<br />
inmitten des optischen und akustischen Zentrums<br />
eines Gotteshauses, genauer gesagt, auf einer<br />
Bühne vor dem Altar der Klosterkirche Roepaen<br />
im niederländischen Ottersum. Dort spielen<br />
sich Woven Hand vor vollbesetztem Haus in<br />
einen spirituellen Rausch, dessen magisch klingende<br />
Einheit aus Schlagzeug, Bass, Percussion,<br />
Keyboard und Gitarre(n) immer wieder mit schamanischen<br />
Spoken-Word-Passagen von Edwards<br />
vermengt wird. Die andächtig hörende Menge<br />
saugt dankbar jede Nuance der intensiven Performance<br />
auf, die dank der hervorragenden Akustik<br />
der Location als audiophiles Klangerlebnis<br />
konserviert werden konnte. Die warme Beleuchtung<br />
und die unaufgeregte Schnittfolge des Filmmaterials<br />
unterstreichen zudem noch die Atmosphäre<br />
dieses majestätischen Auftritts, von dem<br />
man sich bereits nach dem Erstkonsum nur schwer<br />
wieder lösen kann.<br />
Egal ob mit 16 Horsepower oder Woven Hand:<br />
David Eugene Edwards ist der mitreißendste Prediger<br />
des Alternative Country.<br />
Constantin Aravanlis<br />
BLUES/ROCK Jack White Blunderbuss<br />
Von wegen Komplett-<br />
Rasur: Jack White<br />
bleibt sich mit seinem<br />
Soloalbum treu.<br />
Salven aus der „Donnerbüchse“? Allzu wörtlich<br />
darf man den Titel von Jack Whites erstem Soloalbum<br />
nicht nehmen. Gut, „Blunderbuss“ riffrockt<br />
natürlich auch, ballert aber selten. Der Ex-White-<br />
Stripes-Mann leckt am Fender-Rhodes seine Wunden<br />
(„Missing Pieces“), lässt Männer sich in den<br />
Schlaf weinen („Weep Themselves To Sleep“) und<br />
sinniert zu sanfter Pedal-Steel-Begleitung über den<br />
Sinn des Lebens („On And On And On“).<br />
Musik:<br />
Ein Donnerschlag: Jack White beweist bei seinem<br />
Klang:<br />
Debüt Vielseitigkeit und Treffsicherheit.<br />
XL / Beggars / Indigo (41:52, auch als LP) www.jackwhiteiii.com<br />
SW<br />
PUNK<br />
PUNK<br />
Musik:<br />
Klang:<br />
Die Toten Hosen<br />
Die Stadionhymne „Tage wie diese“, die die Toten<br />
Hosen aus ihrem neuen Album „Ballast der<br />
Republik“ als Single auskoppelten, ist nicht unbedingt<br />
repräsentativ. Die meisten Tracks sind ernster,<br />
ohne deswegen gleich wie Blei in den Mägen<br />
der Republik zu liegen. Ein Album also, das an die<br />
letzte CD („In aller Stille“) anschließt. Wer mag,<br />
greift zur Jubiläums-Box, die Coversongs enthält.<br />
Dabei: „Schrei nach Liebe“ von den Ärzten.<br />
Musik:<br />
Die Toten Hosen setzen weiter auf Erwachsenen-<br />
Klang:<br />
Rock, ohne sich selbst untreu zu werden.<br />
JKP / Warner (52:00, auch als 2 CD, LP) www.dietotenhosen.de<br />
KD<br />
Die Ärzte<br />
Sie genießen es, so zu tun, als seien sie Kind geblieben.<br />
Suhlen sich weiter im Trivialen. Sicher eine<br />
Form der Koketterie, aber andererseits auch<br />
von geradezu entwaffnender Anspruchslosigkeit.<br />
Auf ihrem neuen Album „auch“ nehmen sich die<br />
Ärzte alle musikalischen Freiheiten. Demokratisch<br />
aufgeteilt zwischen Farin, Bela und Rod wurden<br />
die 16 Tracks, von denen einige das Zeug zum Hit<br />
haben („TCR“, „Ist das noch Punkrock?“).<br />
Zeitverschwendung ist das neue Album der Ärzte<br />
nicht. Prima Vorbereitung auf die große Tour.<br />
Hot Action / Universal (53:32, auch als LP) www.bademeister.de<br />
Ballast der Republik<br />
auch<br />
KD<br />
108<br />
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