Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
STIL<br />
Kleiderordnung<br />
Foto: Thomas Kierok für <strong>Cicero</strong><br />
BARBARA SCHÖNEBERGER<br />
Ich bin ja diese Superfrau. Zumindest<br />
denkt man das von mir. Doch gerade<br />
beim Thema Kleidung fühle ich mich<br />
kein Stückchen so. Dieses ewige Suchen<br />
und Finden von Dingen, die einem passen<br />
oder stehen, empfinde ich als ständigen<br />
Kampf. 20 Jahre habe ich gebraucht,<br />
um zu sagen: Das ist es jetzt. Ich mache<br />
keine Experimente mehr.<br />
Als ich zu studieren anfing, habe ich<br />
Schwarz getragen. Das habe ich zehn<br />
Jahre lang so beibehalten. Ich fand einfach,<br />
dass das die sachlichste Möglichkeit<br />
ist, mich zu präsentieren. Auf den ersten<br />
Blick wollte ich nicht wie dieses Mädchen<br />
wirken mit dem blonden Wallehaar, dem<br />
großen Busen, so lieblich. Ich sah so unsachlich<br />
aus. Es ist nicht so, dass ich mich<br />
nicht ernst genommen gefühlt hätte. Niemand<br />
kam zu mir und hat gesagt, ey, du<br />
kleine süße Praline … Aber genauso habe<br />
ich mich gefühlt. Das Schwarz war also<br />
vielmehr ein vorauseilender Gehorsam.<br />
Eine vorbeugende Maßnahme.<br />
Beim Fernsehen sollte dann plötzlich<br />
alles bunt sein, pink, türkis, gelb,<br />
am besten noch mit Blümchen dr<strong>auf</strong>. Das<br />
macht etwas völlig anderes aus dir. Ich<br />
kam mir vor wie ein Bonbon. Mein Körper<br />
braucht eine klare Linie. Das habe<br />
ich jetzt verstanden. Ich habe auch <strong>auf</strong>gehört,<br />
meinen Busen wegdenken zu wollen.<br />
Ich kann ja gar nicht anders, als mich<br />
mit ihm einigermaßen zu arrangieren.<br />
Manchmal erschrecke ich schon, wenn<br />
ich Fotos von mir sehe. An diese riesige<br />
Diskrepanz zwischen Selbst- und Fremdwahrnehmung<br />
kann ich mich nur schwer<br />
gewöhnen.<br />
Heute trage ich im Grunde immer<br />
das Gleiche. An mir kann sich kein Fashionberater<br />
mehr abarbeiten. Und was<br />
habe ich schon Stylisten verschlissen …<br />
Barbara Schöneberger, 40,<br />
ist Fernsehmoderatorin,<br />
Schauspielerin und Sängerin.<br />
Im Mai geht sie mit ihrem<br />
neuen Album <strong>auf</strong> Konzertreise<br />
Am liebsten ja schwarze Rollkragenpullover.<br />
Damit kann einem keiner was. Und<br />
das finde ich gut.<br />
Gutes Aussehen bedeutet für mich<br />
Natürlichkeit, die ich im Fernsehen zunehmend<br />
vermisse. Manchmal habe ich<br />
das Gefühl, dass man uns zu Sch<strong>auf</strong>ensterpuppen<br />
machen will. Ständig kommt<br />
irgendwer und will was <strong>auf</strong> dich dr<strong>auf</strong>sprühen.<br />
Wegstehende Haare werden<br />
notfalls ausgerissen, Hauptsache, es entsteht<br />
nie der Eindruck, dass da die Natur<br />
am Wirken ist. Deswegen bin ich immer<br />
froh, wenn mir Menschen begegnen, die<br />
selbst gemacht aussehen.<br />
Privat mache ich modisch keine<br />
großen Sprünge. Zu Hause l<strong>auf</strong>e ich supergammelig<br />
rum. Ich brauche diesen<br />
Kontrast. Je älter ich werde, desto konservativer<br />
werde ich. Und das ist okay für<br />
mich, da es letztlich der Bequemlichkeit<br />
Rechnung trägt. Wenn ich mit den Kindern<br />
unterwegs bin, kann ich nicht ständig<br />
in Stöckelschuhen durch die Gegend<br />
rennen. Das mache ich nicht mehr. Das<br />
ist es mir nicht wert.<br />
Aufgezeichnet von SARAH MARIA DECKERT<br />
106<br />
<strong>Cicero</strong> – 3. 2014