27.02.2014 Aufrufe

Cicero Kein Recht auf Randale (Vorschau)

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Illustrationen: Andrea Ventura/2 agenten (Seiten 114 bis 119); Foto: Privat<br />

Das Orchester ist, was die multimediale Präsenz betrifft,<br />

bestens positioniert. Wenn Simon Rattle nun, ähnlich<br />

wie Papst Benedikt XVI., das Heiligtum freiwillig verlässt,<br />

muss es wieder um den Inhalt gehen. Die jungen Kräfte im<br />

Berliner Klang-Vatikan setzen <strong>auf</strong> die Fortsetzung der Erneuerung,<br />

etwa durch den venezolanischen Dirigenten Gustavo<br />

Dudamel oder durch Andris Nelsons. Traditionalisten<br />

hoffen eher <strong>auf</strong> Christian Thielemann, dessen Faible für<br />

Wagner, Brahms, Beethoven, Bruckner und seinen schwelgerischen<br />

Klang sich mit der alten Berliner Tradition deckt.<br />

Selbst Daniel Barenboim könnte als Interimslösung noch<br />

einmal ins Gespräch kommen, ebenso wie die eher konventionelle<br />

Lösung mit dem Leipziger Gewandhaus-Chef Riccardo<br />

Chailly. Sicher ist: Mit ihrer Wahl setzen die Berliner<br />

auch ein Zeichen für die internationale Orchesterkultur.<br />

Als sie Sir Simon kürten, hatten sie nur wenig Zeit.<br />

Das Verhältnis mit Claudio Abbado war zerrüttet, der Italiener<br />

hatte die Proben vernachlässigt und fand im Ensemble<br />

keine Rückendeckung für seine intellektuelle Haltung.<br />

Damals erschien Rattle wie ein großes Versprechen, das bis<br />

heute nur teilweise eingelöst wurde. Seinen eigenen Rücktritt<br />

gab Rattle in einer Zeit bekannt, da die Stimmung gegen<br />

ihn umschlug. Die Berliner Philharmoniker haben nun<br />

genügend Zeit, über ihre Zukunft nachzudenken und müssen<br />

ihren Frust nicht am Chef auslassen.<br />

Nach Abbados Rücktritt dauerte es nicht lange, bis er<br />

nach Berlin zurückkehrte. Er wurde zum unangefochtenen<br />

Lieblingsgast der Philharmoniker. Vielleicht auch deshalb,<br />

weil viele große Dirigenten sich mit der Administration<br />

und Organisation großer philharmonischer Tanker nicht<br />

mehr <strong>auf</strong>halten wollen. Sie stellen die Frage, ob Philharmonische<br />

Orchester überhaupt zeitgemäß sind. Sind kleine,<br />

selbst verwaltete Ensembles wie die Kammerphilharmonie<br />

Bremen nicht viel flexibler und darum die besseren Task<br />

Forces der Klassik? Abbado verzichtete <strong>auf</strong> jeden Fall dar<strong>auf</strong>,<br />

noch einmal ein ähnliches Engagement wie in Berlin<br />

anzunehmen. Nikolaus Harnoncourt hat kein großes philharmonisches<br />

Orchester je übernommen. Simon Rattle versuchte<br />

es immerhin.<br />

Er ist seit 34 Jahren ununterbrochen Chef von Orchestern.<br />

Gut möglich, dass er seine Freiheit demnächst genießen<br />

will, sich wieder mehr der Oper zuwendet, seine Arbeit<br />

mit dem Orchestra of the Age of Enlightenment intensiviert<br />

– und sicherlich regelmäßig als Gast nach Berlin zurückkehrt.<br />

Dann kann er sich, ganz unbeschwert von administrativen<br />

Aufgaben, besser um das kümmern, was er<br />

bislang vernachlässigt hat: um musikalische Visionen. Die<br />

Positionierung des Berliner Klanges in einer Welt, die sich<br />

längst schon wieder weitergedreht hat, in der das Alte und<br />

die Tradition wieder modern geworden sind, muss dann jemand<br />

anderes vornehmen.<br />

„Der<br />

Jahrhundertfälscher.”<br />

Der Spiegel<br />

Idee<br />

Buch<br />

Verlag<br />

Leser<br />

„Ist er<br />

ein Rockstar?”<br />

Vanity Fair<br />

„Ich habe eine so<br />

einfühlsame Täuschung<br />

noch nie gesehen.<br />

Beltracchi ist ein genialer<br />

Klon von Max Ernst.”<br />

Werner Spieß, Kunsthistoriker<br />

Ein Film von Arne Birkenstock<br />

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AXEL BRÜGGEMANN ist Musikkritiker, Moderator<br />

und Buchautor ( „Das Leben des Richard Wagner“ ).<br />

Vor zehn Jahren stieß er die Debatte über den<br />

„Deutschen Klang“ an. Die Berliner Philharmoniker<br />

hat er weltweit <strong>auf</strong> zahlreichen Konzerten erlebt<br />

Besuchen Sie uns <strong>auf</strong> der<br />

13. – 16. März 2014<br />

Halle 4.0 - Stand C 214

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