27.02.2014 Aufrufe

Cicero Kein Recht auf Randale (Vorschau)

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Foto: Privat<br />

dem Internet komplett verweigert, hat zu etlichen Parteien<br />

eine klare Meinung. Eine Zusammenarbeit mit Le<br />

Pen und Wilders: „Ich glaube, das geht nicht.“ Le Pen:<br />

„Da war mal ein Bezug zum Antisemitismus.“ Wilders:<br />

„Hat ein Islamproblem.“ Mit den britischen Tories hingegen<br />

hält Gauland eine Zusammenarbeit für denkbar.<br />

Die stellen im Europaparlament die Hälfte der<br />

EU-kritischen konservativen Fraktion, den Rest füllen<br />

Abgeordnete der tschechischen ODS, der polnischen<br />

Kaczynski-Partei PiS und Unabhängige.<br />

So viel Zurückhaltung passt nicht jedem in der<br />

Partei. Ende vergangenen Jahres reisten die AfD-Landeschefs<br />

von Brandenburg und Sachsen-Anhalt nach<br />

Wien, trafen sich mit Vertretern des BZÖ, der Partei<br />

des verstorbenen österreichischen <strong>Recht</strong>spopulisten<br />

Jörg Haider. Auf einer gemeinsamen Pressekonferenz<br />

verlangten sie eine Zusammenarbeit mit der BZÖ.<br />

Der Bundesvorstand rüffelte die Aktion der zwei<br />

Landeschefs, die dar<strong>auf</strong>hin erst zurück- und dann<br />

aus der Partei austraten. „Wir sind ratlos“, sagt Gauland,<br />

als er im Alten Stadtwächter den Mitgliedern des<br />

Kreisverbands Potsdam davon berichtet. Er erntet kollektives<br />

Kopfschütteln. „Das ist ja ein Ding“, sagt einer.<br />

„Dieses Kleinklein“, stöhnt ein anderer.<br />

DABEI SIND SOLCHE QUERELEN der Normalzustand.<br />

In Nordrhein-Westfalen tobt ein Richtungsstreit. In<br />

Niedersachsen klagte der neue Landeschef, der Ex-<br />

ARD-Korrespondent Armin-Paul Hampel, über Beleidigungen<br />

und Denunziationen: „Zum Kotzen.“ Zwei<br />

Vorstandsmitglieder mussten dort wegen öffentlich bekundeter<br />

Sympathien für NS-Gedankengut abtreten.<br />

In Göttingen veruntreute der Schatzmeister 6000 Euro.<br />

Besonders turbulent geht es in Hessen zu. Erst zerlegte<br />

sich der Landesvorstand, eine Neuwahl scheiterte,<br />

weil der Parteitag nicht beschlussfähig war. Kaum war<br />

Mitte Dezember ein neuer Vorstand gewählt, stellte<br />

sich heraus, dass der Landesvorsitzende seine akademischen<br />

Titel zu Unrecht führte. Ein Parteiausschlussverfahren<br />

wurde eingeleitet, dem der falsche Professor<br />

durch Austritt zuvorkam. Der Landesschatzmeister<br />

wurde gefeuert, weil er im Zusammenhang mit kriminellen<br />

Migranten das Wort Ungeziefer benutzt hatte.<br />

Gauland hat inzwischen den Brandenburger Landesvorsitz<br />

selber übernommen. Die Querelen nerven<br />

ihn. „Wir haben in einem riesigen Tempo Leute gesammelt.<br />

Darunter sind Leute, die nicht pragmatisch zusammenarbeiten,<br />

die einander nicht riechen können –<br />

und das leben sie aus“, analysiert er. Hinzu kommt in<br />

seinen Augen ein Spannungsverhältnis zwischen Mitgliedern,<br />

die aus volkswirtschaftlichen Gründen gegen<br />

die Europolitik sind, und Protestwählern. Diese kommen<br />

vornehmlich zur AfD, weil sie Zuwanderer und<br />

gleichgeschlechtliche Lebenspartnerschaften ablehnen.<br />

Diese beiden Gruppen – hier die Intellektuellen, dort<br />

die ehemaligen „Republikaner“-Wähler – sind schwer<br />

zusammenzubringen.<br />

So droht die Partei ausgerechnet an dem zu scheitern,<br />

was ihr so viel Zul<strong>auf</strong> brachte: der notorischen<br />

Neigung ihrer Mitglieder, unzufrieden zu sein. Gauland<br />

setzt deshalb große Hoffnungen <strong>auf</strong> die Europawahl<br />

und den Einzug in das Brüsseler Parlament.<br />

„Nach der Bundestagswahl kam eine Delle, weil sich<br />

die Leute untereinander bekriegten. Doch durch einen<br />

Sieg bei der Europawahl ist das geheilt.“<br />

Oder auch nicht. Denn im Falle eines Wahlsiegs<br />

werden noch mehr Menschen in die Partei eintreten:<br />

Unzufriedene, die sie noch heterogener machen.<br />

ANDREAS THEYSSEN, freier Autor, stieß<br />

bei der Recherche <strong>auf</strong> Bekannte: Mit AfD-<br />

Landeschef Hampel berichtete er über einen<br />

Merkel-Besuch in Indien, AfD-Vize Gauland<br />

schrieb früher wie Theyssen für Die Woche<br />

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