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CICERO<br />
Leserbriefe<br />
FORUM<br />
Es geht um Armutsmigration, die Herrschaft<br />
von Maschinen und um zwei Päpste<br />
Zum Thema Armutsmigration mit den Beiträgen „Das Gespenst der armen EU-Migranten“<br />
von Klaus J. Bade, „Die Arbeiter der Integration“ von Frank A. Meyer und dem Interview mit<br />
der Neuköllner Stadträtin Franziska Giffey „Da rollt was <strong>auf</strong> uns zu“, Februar 2014<br />
„Umerziehung des Volkes? Besser nicht!“<br />
Besser konnten die drei obigen Beiträge – in e i n e r Ausgabe nicht platziert<br />
werden. Da schwadroniert Herr Bade über Zahlen der Gegenwart, die keinen<br />
Anlass zur Sorge gäben. Die Kommunen sollten für Fortbildung sorgen, ansonsten<br />
ist Zuversicht angesagt. Frau Giffey, Stadträtin in Neukölln, wird schon<br />
genauer, bleibt aber korrekt vorsichtig. Herr Meyer stellt aber die Kernfrage:<br />
„Wer ist bei uns Arbeiter der Integration?“ Auf wessen Schultern liegt also<br />
die Last der Integration? Mit Geld für die Kommunen ist es nicht getan. Herr<br />
Meyer sagt es: Kulturelle, religiöse und ethnische Widersprüche lassen sich mit<br />
Geld nicht lösen …Eine große Mehrheit des Volkes will die Armutseinwanderung<br />
von Kulturen, Religionen und Ethnien eben nicht. Der Versuch einer Umerziehung<br />
des Volkes ist sehr riskant. Und kann schiefgehen. Besser nicht!<br />
Peter Wolter, Leonberg<br />
Latent fremdenfeindlich<br />
Oh <strong>Cicero</strong>! „Überfordern Armutsmigranten<br />
den Sozialstaat?“ Nein,<br />
natürlich nicht. Aber das deutsche<br />
Wesen ist von jeher obrigkeitshörig,<br />
arbeitsam und latent fremdenfeindlich.<br />
Das war schon immer so, das<br />
ist so und das wird so lange noch so<br />
bleiben, bis der letzte „Deutsche“<br />
verschwunden ist.<br />
Stefan Leicht, Radolfzell<br />
Politisch korrekt<br />
Wenn Herr Bade von „sogenannten“<br />
Armutswanderern spricht, dann<br />
mag das wohl politisch korrekt sein,<br />
aber der Wahrheit entspricht das<br />
wohl nicht. Es gibt Armutszuwanderer<br />
tatsächlich. Dem Beitrag von<br />
Frank A. Meyer kann ich nur vorbehaltlos<br />
zustimmen. Wir sollten alles<br />
Mögliche tun, damit die Südstaaten<br />
nicht ihre Sorgenkinder hierzulande<br />
entsorgen. Die EU trägt Verantwortung,<br />
dass die Länder auch<br />
ihrer Verantwortung für bessere Lebensverhältnisse<br />
gerecht werden.<br />
Alfred Keck, Landshut<br />
Mangel an Selbstreflexion<br />
Es zeugt von einem eklatanten Mangel<br />
an Selbstreflexion, dass Frank<br />
A. Meyer der Linken Borniertheit<br />
unterstellt, davon aber selbst nicht<br />
frei ist. Wenn er die „wohlbestallten<br />
Angestellten von Kirchen und<br />
Sozialbehörden“ den Krankenschwestern<br />
gegenüberstellt, zeigt<br />
sich dabei seine eigene Engstirnigkeit.<br />
Die Mitarbeiterinnen in den<br />
Eingangszonen der Jobcenter können<br />
mit oft nur 1600 Euro brutto für<br />
eine Vollzeitstelle von einem Krankenschwesterngehalt<br />
nur träumen.<br />
Doch das passt nicht ins Bild von<br />
Frank A. Meyer, für den Sozialarbeiter<br />
prinzipiell böse, weil im Zweifelsfall<br />
links sind.<br />
Tilman Weigel, Schwabach<br />
Im Elfenbeinturm<br />
Endlose Konjunktive und Hypothesen,<br />
was noch zu tun sei, schallen<br />
aus Herrn Bades Elfenbeinturm.<br />
Sollte er die Ausgangssituation<br />
seiner Forschung vernachlässigt<br />
haben, oder ignoriert er sie aus<br />
ideologischer Rücksicht? „Die Arbeiter<br />
der Integration“ und ihren<br />
Frust (F. A. Meyer) und die Tendenz<br />
einiger Staaten, ihre „Problembürger“<br />
anderen EU-Ländern <strong>auf</strong>zubürden,<br />
beschreibt Franziska Giffey<br />
(„Da rollt was <strong>auf</strong> uns zu“). Italiens<br />
Probleme sind – auch, nicht allein! –<br />
Teil dieser Politik. Sollten diese Tatsachen<br />
Herrn Bades Forschungen<br />
etwa entgangen sein?<br />
Ich widerspreche jedoch der<br />
mehrfach in diesen Artikeln geäußerten<br />
Meinung, dass die Folgen unserer<br />
(deutschen und europäischen)<br />
Politik die Bürger in das „rechte Lager“<br />
treiben wird. Stattdessen wird<br />
sich „die stumme Mehrheit“ aus<br />
Frustration über die Unfähigkeit der<br />
Regierungen noch stärker von der<br />
Wahlurne fernhalten.<br />
Dr. Volkmar v. Bruchhausen, Wiesbaden<br />
Unsinnige Wortbildung<br />
Im Wesentlichen ist der Artikel von<br />
Frank A. Meyer die notwendige<br />
Antwort <strong>auf</strong> die einseitige Darstellung<br />
von Klaus J. Bade. Bade spricht<br />
wiederholt von „sogenannter Armutswanderung“.<br />
Er suggeriert damit,<br />
dass die Armutswanderung nur<br />
ein Gespenst ist, das wir uns einbilden.<br />
Er scheut jedoch die Aussage<br />
„Es gibt keine Armutswanderung“,<br />
wohl weil er weiß, dass es fraglos<br />
eine Armutswanderung gibt.<br />
Bade spricht gerne von Kulturrassismus,<br />
es ist wohl seine Wortschöpfung.<br />
Diese Wortbildung ist<br />
nicht nur diskriminierend, sondern<br />
auch unsinnig. Diskriminierend,<br />
weil sie Kulturkritikern Rassismus<br />
unterstellt. Sprachlich unsinnig,<br />
weil es nun einmal keine kulturellen<br />
Rassen gibt.<br />
Dr. Karl-Friedrich Lammers, München<br />
12<br />
<strong>Cicero</strong> – 3. 2014