Untitled - Instytut KsiÄ Å¼ki
Untitled - Instytut KsiÄ Å¼ki
Untitled - Instytut KsiÄ Å¼ki
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
44<br />
MARTA GUZOWSKA<br />
MARTA GUZOWSKA, HAT EINEN<br />
DOKTOR IN ARCHÄOLOGIE UND IST<br />
SEIT ZWÖLF JAHREN MITGLIED DES<br />
AUSGRABUNGSTEAMS IN TROJA.<br />
„DIE OPFERUNG DER POLYXENA“<br />
IST DER ERSTE BAND DER REIHE<br />
VON ARCHÄOLOGIE-KRIMIS UM<br />
DEN PROTAGONISTEN MARIO YBL.<br />
DIE AUTORIN ARBEITET GERADE<br />
AM NÄCHSTEN BAND.<br />
Photo: Farkas Pinter<br />
Die Opferung der Polyxena<br />
Der polnische Kriminalroman wird immer vielseitiger. Zwar dominieren in<br />
diesem Genre immer noch Gegenwarts- und Retro-Krimis, doch immer interessanter<br />
präsentieren sich auch Unterarten dieser Gattung, zum Beispiel<br />
der archäologische Kriminalroman, der bei Ausgrabungen spielt und in dem<br />
Wissenschaftler als Ermittler fungieren. Für diese Variante des Genres entschied<br />
sich Marta Guzowska in ihrem Debüt „Die Opferung der Polyxena“. Der<br />
Roman eröffnet die Reihe um den Anthropologen Mario Ybl.<br />
Die Autorin hat einen Doktor in Archäologie und ist seit mehreren Jahren<br />
Mitglied des Ausgrabungsteams in den Ruinen des antiken Troja. Kein Wunder<br />
also, dass der Roman gerade an diesem Ort spielt. In einem außergewöhnlich<br />
heißen Sommer entdeckt ein internationales Team von Wissenschaftlern<br />
unterschiedlicher Fachrichtungen auf einer Nekropole in der<br />
Nähe von Troja ein ungewöhnliches Grab mit den Überresten einer Frau. Die<br />
Forscher vermuten, dass sie einen sensationellen Fund gemacht haben: die<br />
Knochen der mythischen Polyxena. Es stellt sich jedoch heraus, dass das<br />
Skelett durchaus modern ist. Die Wissenschaftler sind nicht nur frustriert,<br />
sondern auch entsetzt, denn jemand fängt an, nach dem Muster antiker<br />
Überlieferungen in Troja Frauen zu morden.<br />
Der Roman von Guzowska verzaubert vor allem aus zwei Gründen. Zum einen<br />
ist man von der Szenerie hingerissen: der Roman spielt in der Türkei und die<br />
Autorin beschreibt vor dem Hintergrund der Intrige das heutige Land, aus<br />
der Sicht eines westlichen Besuchers. Zum anderen fasziniert der Protagonist<br />
(und gleichzeitig der Erzähler der Story): der brillante Anthropologe<br />
Mario Ybl.<br />
Es ist schwer, diese Figur in wenigen Worten zu beschreiben. Ybl ist eine<br />
Kreuzung aus Adrian Monk, Indiana Jones und Philipp Marlowe, ein „Säufer,<br />
Possenreißer und Zyniker“, wie er sich selbst charakterisiert. Ein Mann mit<br />
einem ausgesprochen losen Mundwerk und der Gabe, sich die Menschen zu<br />
Feinden zu machen; ein unangepasster Typ, der stets nur das tut, war er will,<br />
ohne Rücksicht auf jegliche Regeln.<br />
Ybl leidet unter Nyctophobie, der krankhaften Angst vor der Dunkelheit,<br />
und er bändigt diese Angst auf die denkbar einfachste Art, indem er sich<br />
abends bis zur Besinnungslosigkeit betrinkt. Er ist ein einsamer Wolf, der<br />
letztlich – auf eigene Faust und unter zahlreichen Gefahren – das Rätsel der<br />
Morde klären wird.<br />
Robert Ostaszewski<br />
zurück zum Inhaltsverzeichnis