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Scan (15 MB) - Deutscher Rat für Landespflege

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Regierungsbaudirektor a. D. K. Fra a z<br />

Der Ausbau der Mosel<br />

Die Mosel als größter Nebenfluß des Rheins hat schon<br />

früh in der Geschichte eine wichtige Rolle für den Verkehr<br />

gespielt, da sie die natürliche Verbindung zwischen dem<br />

Rheinland und Lothringen bildet. Ein reger Schiffsverkehr<br />

hatte sich auf der Mosel entwickelt, der jedoch in der Mitte<br />

des vorigen Jahrhunderts seine Bedeutung verlor. Ursache<br />

dieses Verkehrsrückgangs waren die Verzögerungen und<br />

Stockungen im Schiffsverkehr, die auf der Mosel durch die<br />

geringen Wassertiefen im Sommer, die häufigen, schnell<br />

eintretenden Wasserstandsschwankungen und das unausgeglichene<br />

Gefälle entstanden. Während diese früher<br />

wegen des Fehlens besserer Verkehrswege in Kauf genommen<br />

wurden, waren sie nach dem Bau einer Eisenbahnlinie,<br />

durch den ein neuer reibungsloser Verkehrsweg<br />

geschaffen wurde, nicht mehr tragbar.<br />

Auch die im Jahre 1838 begonnene Regulierung der Mosel,<br />

durch die Fahrwassertiefen bei Niedrigwasser von 0,70 m<br />

oberhalb und von 1,00 m unterhalb Traben-Trarbach geschaffen<br />

werden sollten, konnte den Rückgang des Schiffsverkehrs<br />

nicht aufhalten, zumal die zunächst erreichten<br />

Fahrwassertiefen nicht gehalten werden konnten.<br />

Da eine gute Wasserstraße bekanntlich einen preiswerten<br />

Verkehrsweg für Massengüter darstellt, wurde bereits um<br />

1880 von lnteressentenkreisen der Ausbau der lv1osel durch<br />

Kanalisierung gefordert. Im laufe der Jahre, und zwar 1885,<br />

1889, 1901/7 und 1918/22 wurden Entwürfe für die Kanalisierung<br />

der Mosel aufgestellt, die jedoch nicht zur Ausführung<br />

kamen.<br />

In den Jahren 1938/41 wurde, angeregt durch die Aufnahme<br />

eines Motorgüterschiffsverkehrs auf der Mosel in den 30er<br />

Jahren, ein Regulierungsentwurf aufgesiellt, der durch<br />

Regulierungsbauwerke und Baggerungen in den Furten<br />

eine Fahrwassertiefe von 1,70 m bei Mittelniedrigwasser<br />

und ein ausgeglichenes Gefälle herstellen sollte. In der<br />

Mündungsstrecke der Mosel, dem Gänsefürthchen, sollte<br />

eine Staustufe gebaut werden, die bei jeder Wasserführung<br />

von Rhein und Mosel die Einfahrt in die Mosel sicherstellte.<br />

In einzelnen Teilstrecken der Mosel wurden Baggerungen<br />

ausgeführt, die aber während des 2. Weltkrieges<br />

wieder eingestellt wurden. Die Staustufe Koblenz wurde<br />

im Jahre 1941 begonnen. Die Bauarbeiten wurden später<br />

wieder eingestellt. Die Stufe konnte nach dem Kriege in den<br />

Jahren 1947/51 fertiggestellt werden.<br />

Durch den Internationalen Vertrag vom 27. Oktober 1956<br />

sind die drei Anliegerstaaten der Mosel - Deutschland,<br />

Frankreich und Luxemburg - übereingekommen, die Mosel<br />

zwischen Diedenhofen und Koblenz für <strong>15</strong>00-t-Schiffe auszubauen.<br />

Bevor ich auf die Einzelheiten des Moselausbaus eingehe,<br />

sollen kurz die hydrographischen und hydrologischen Verhältnisse<br />

der Mosel behandelt werden.<br />

Die Mosel hat ein Einzugsgebiet von rd. 28 000 km 2 , davon<br />

liegen auf französischem Gebiet 11 500 km 2 = 41 °lo des<br />

Einzugsgebietes. Durch den Zufluß von Sauer und Saar<br />

wächst das Einzugsgebiet oberhalb Trier um rd. 24 000 km 2 ,<br />

das sind rd. 84,5 °lo des Einzugsgebietes, an (s. Anl. 1).<br />

Entsprechend der Größe des Einzugsgebietes beträgt die<br />

Wasserführung der Mosel auf der Strecke<br />

bei NNW<br />

bei MW<br />

bei HHW<br />

französische Grenze -<br />

Sauermündung<br />

10 m 3 .'sec.<br />

120 m 3 /sec.<br />

2750 m 3 /sec.<br />

Trier -<br />

Moselmündung<br />

25 m 3 /sec.<br />

270 m 3 ,sec.<br />

4000 m 3 /sec. bis<br />

4300 m 3 /sec.<br />

Der Wechsel in der Wasserführung ist seh r groß. Im<br />

Sommer ist die Wasserführung gewöhnlich sehr gering.<br />

Das mittlere Gefälle der Mosel beträgt rd. 1 : 3000, das<br />

örtliche Gefälle weicht hiervon jedoch stark ab. Es schwankt<br />

bei Niedrig- und Mittelwasserständen zwischen 1 : 180 bis<br />

1 : 1000 in den Furten und 1 : 6000 bis 1 : 30 000 in den<br />

Woogstrecken. Entsprechend den stark weGhselnden Gefällen<br />

wechseln auch die Geschwindigkeiten und die Tiefen<br />

der Mosel. In den Furtstrecken sind große Geschwindigkeiten<br />

und geringe Tiefen, in den Woogstrecken kleine<br />

Geschwindigkeiten und größere Tiefen vorhanden.<br />

Die Ausbauarbeiten umfassen den Bau von je 2 Staustufen<br />

in der französischen Moselstrecke und in der deutschluxemburgischen<br />

Grenzstrecke, und zwar die Stufen<br />

Apach und Königsmacher .•<br />

Grevenmacher und Palzem,<br />

und von 9 Staustufen in der deutschen Moselstrecke, das<br />

sind die Stufen<br />

Lehmen,<br />

Müden,<br />

Fankel,<br />

St. Aldegund,<br />

Trier (s. Anl. 2).<br />

Enkirch,<br />

Zeltingen,<br />

Wintrich,<br />

Detzem,<br />

Die Staustufen bestehen aus Wehr, Schiffs- und Kahnschleuse.<br />

Auf der deutschen Moselstrecke sowie auf der<br />

deutsch-luxemburgischen Grenzstrecke erhalten sie außerdem<br />

je 1 Kraftwerk. Die Kraftwerke sind auf der deutschen<br />

Strecke von der Rheinisch-Westfälischeri Elektrizitätswerk-<br />

AG. und auf der deutsch-luxemburgisch~n Grenzstrecke von<br />

der Societe Electrique de l'Our gebaut. Außerdem erhält<br />

jede Staustufe eine Fischtreppe (s. Anl. 3).<br />

Bei der Planung der Stauregelung der Mosel sind die beim<br />

Ausbau von Main und Neckar zu Großschiffahrtsstraßen<br />

gemachten Erfahrungen weitgehend berücksichtigt. Das<br />

Gefälle ist in möglichst wenigen Staustufen zusammengefaßt,<br />

so daß Stufen mit hohem Gefälle und Haltungen<br />

von großer Länge entstehen. Das ist im eng eingeschnittenen<br />

Mittel- und Untermoseltal ohne weiteres möglich. Im<br />

Bereich der Obermosel müssen allerdings die Gefälle der<br />

Stufen wegen der niedrigen und ausgedehnten Vorländer<br />

geringer gehalten werden.<br />

Zur Erzielung ausreichender Fahrwassertiefen, die die<br />

Großschiffahrt praktisch während des ganzen J ahres gestatten,<br />

sind im Unterwasser der Staustufen umfangreiche<br />

Baggerungen und Felsbeseitigungen der Sohle erforderlich.<br />

Dabei wird die Fahrwasserbreite auf 40 m bemessen.<br />

Die Strömungsgeschwindigkeit ist bei niedriger und mittlerer<br />

Wasserführung in den Stauhaltungen wesentlich geringer<br />

als auf dem ungestauten Strom, was sich auf die<br />

Schiffahrt günstig auswirkt. Erst bei höherer Wasserführung<br />

gleicht sich die Strömung den früheren Verhältnissen<br />

wieder an. Die Krümmungen der Mosel werden im<br />

Interesse der Schiffahrt bis auf einen Halbmess.e.r von 500 m<br />

abgeflacht. Nur an einigen Stellen wird ein Halbmesser von<br />

350 m nicht zu umgehen sein. Jedoch wird durch entsprechende<br />

Verbreiterung der Schiffahrtrinne eine · Beeinträchtigung<br />

der Schiffahrt hierdurch nicht eintreten.<br />

Entsprechend der Größe des Niederschlagsgebietes und<br />

der Wasserführung sind oberhalb der Sauermündung bewegliche<br />

Wehre mit 2 Öffnungen von je 40 m und unterhalb<br />

der Sauer- und Saarmündung solche mit 3 Öffnungen von<br />

je 40 m vorgesehen.<br />

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