27.04.2014 Aufrufe

Scan (15 MB) - Deutscher Rat für Landespflege

Scan (15 MB) - Deutscher Rat für Landespflege

Scan (15 MB) - Deutscher Rat für Landespflege

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Die Mosel zwischen Mauern (bei Löf) .<br />

Foto: W. Pflug<br />

der Treidelschiffahrt fast alle direkt am Ufer stehenden<br />

Bäume und Strauchweiden zum Opfer gefallen sind, sehen<br />

wir auf den im Jahre 1825 angefertigten Stichen von<br />

C. Bot h m er Auewaldreste und Gruppen alter Bäume am<br />

Ufer. Heute ist davon nichts mehr vorhanden. Als im Jahre<br />

1958 der Moselausbau begann, standen an den 450 km<br />

langen deutschen Moselufern mit Ausnahme der Uferabschnitte<br />

zwischen Treis und Cochem-Cond, Senheim und<br />

Neef, in der Meh ringer Schweiz sowie einiger Moselinseln<br />

keine 50 alten Bäume mehr am Ufer. Preußen führte von<br />

1839 bis 1857 umfangreiche Regulierungsarbeiten durch. In<br />

den an vielen Uferstrecken eingebauten Buhnen und Leitwerken,<br />

mit deren Hilfe eine größere Wassertiefe geschaffen<br />

werden sollte - ohne nennenswerten Erfolg - entwickelte<br />

sich durch Auflandung nach und nach eine reichhaltige<br />

Vegetation. Es entstanden zahlreiche neue Biotope<br />

mit günstigen Auswirkungen auf den Bestand an Wasservögeln<br />

und Fischen. Allen diesen Wandlungen zum Trotz<br />

erhielt sich an der Unter- und Mittelmosel ein Seggenried,<br />

das fast ausschließlich aus der Schlanksegge bestand. Das<br />

breite, graugrüne Band, weit in das Wasser vorgeschoben<br />

und oft überschwemmt, verlieh dem Strom bis zu m Ausbau<br />

einen besonderen Charakter - in dieser Ausdehnung an<br />

keinem deutschen Fluß mehr zu finden.<br />

„Klar wie Glas ...", mit diesen Worten beschrieb vor mehr<br />

als anderthalb tausend Jahren der Römer Ausonius die<br />

Mosel. So klar ist sie schon lange nicht mehr. Der Kohlenschlamm<br />

und die Abwässer aus den saariändischen und<br />

lothringischen Industriegebieten und die Abfälle aller<br />

Moselorte hatten aus ihr einen kranken Fluß gemacht.<br />

Mehrfach traten folgenschwere Fischsterben auf. Vorländer<br />

verkrauteten und versumpften, die Altwässer wiesen eine<br />

ölschimmernde Schicht auf, und in trockenen Sommern gab<br />

die Mosel zwischen ihren Ufern verschmutzte Kies- und<br />

Schotterbänke frei.<br />

ll. Das Landschaftsschutzgebiet<br />

Bis zu den Höhen hinauf und unter Einschluß reizvoller<br />

Seitentäler wurde das Moseltal im Jahre 1940 Landschaftsschutzgebiet.<br />

Diese Tat war neben Heinrich M e n k e vornehmlich<br />

Peter Josef Bu sch zu danken, dem „tatkräftigen<br />

Vorkämpfer des Naturschutzes und langjährigen Bezirksbeauftragten<br />

für Naturschutz und Landschaftspflege im Regierungsbezirk<br />

Trier" (26). Mit dieser Unterschutzstellung<br />

war und ist auch heute nicht beabsichtigt, das Moseltal unter<br />

den Schleier eines konservierenden Naturschutzes zu legen.<br />

Vielmehr sollte erreicht werden, daß die Landschaft über -<br />

l e g t gestaltet und weiter entwickelt wird. Mit Hilfe dieser<br />

und weiterer Bestimmungen ist es den Naturschutz- und<br />

Baubehörden gelungen, dem Moseltal manchen schwerwiegenden<br />

Schaden fernzuhalten . Man denke nur an die<br />

unterbundene Reklame in den Rebhängen, die Lenkung<br />

und Einschränkung des Gesteinsabbaues und die Im<br />

Rahmen bleibende Gestaltung der Dächer.<br />

III. Zur Situation vor dem Ausbau<br />

In der Mitte der fünfziger Jahre löste die „Kanalisierung<br />

der Mosel" leidenschaftliche Äußerungen in der Öffentlichkeit<br />

aus. Viele machten sich Sorgen darüber, wie die<br />

„Kulturwerte" diesen Eingriff überstehen und ob nicht erhebliche<br />

Schäden zurückbleiben werden. Eine ablehnende<br />

Haltung nahmen die Naturschutzbehörden ein, voran der<br />

damalige l.:andesbeauftragte für Naturschutz und .Landschaftspflege,<br />

Heinrich M e n k e. Schwere Bedenken äußerten<br />

der Deutsche Naturschutzring, der Rheinische Verein für<br />

Denkmalpflege und Heimatschutz, die Akademie für Städte;<br />

bau und Landesplanung, der Verband <strong>Deutscher</strong> Gebirgsund<br />

Wandar-Vereine, der Verband <strong>Deutscher</strong> Sportfischer.<br />

Resolutionen und Proteste erreichten das Bundeskanzleramt,<br />

die Landesregierung und die mit dem Ausbau befaßten<br />

24

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!