Regionale Netzwerke in München - Grüß Gott bei der Münchner ...
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Planung und Praxis <strong>der</strong> Netzwerkkooperation im Stadtteil<br />
Staatsfixierung überlegen. Im Verwaltungsmodus wird<br />
Verhalten durch Management<strong>in</strong>strumente <strong>der</strong> hierarchischen<br />
Bürokratie (Anordnung, Kontrollen und nachfolgende<br />
Sanktionen) sichergestellt; im Netzwerkmodus<br />
nehmen die Akteur<strong>in</strong>nen und Akteure freiwillig teil und<br />
koord<strong>in</strong>ieren ihr Verhalten heterarchisch. Die neuen<br />
Steue rungsformen <strong>der</strong> <strong>in</strong>terorganisatorischen Kooperation<br />
und Koord<strong>in</strong>ation basieren auf Verhandlungen; <strong>in</strong> die Entscheidungsprozesse<br />
werden alle Akteur<strong>in</strong>nen und Akteure<br />
aus relevanten gesellschaftlichen Fel<strong>der</strong>n e<strong>in</strong>bezogen.<br />
Die Netzwerkkooperation ist dem klassischen Verwaltungshandeln<br />
überlegen, weil (a) hierarchische Strukturen<br />
zugunsten dezentraler Verantwortungsstrukturen zurücktreten,<br />
(b) die Kooperation staatliche, private und gesellschaftliche<br />
Akteur<strong>in</strong>nen und Akteure aus verschiedenen<br />
Sektoren, Ressorts und Organisationen zusammenbr<strong>in</strong>gt,<br />
(c) die Steuerung im Prozess <strong>der</strong> Interaktion unter den<br />
Akteur<strong>in</strong>nen und Akteuren erfolgt und (d) sie sich da<strong>bei</strong><br />
über geme<strong>in</strong>same Problemdef<strong>in</strong>itionen und Handlungsziele<br />
verständigen. Nach diesem Governance-Verständnis s<strong>in</strong>d<br />
staatliche Institutionen und Adm<strong>in</strong>istrationen nicht mehr<br />
zentrale Steuerungszentren, son<strong>der</strong>n Co-Akteur<strong>in</strong>nen und<br />
Co-Akteure <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em <strong>in</strong>formellen o<strong>der</strong> formellen Verhandlungsnetz,<br />
das Handlungsnetzwerken im Sozialraum „vorgeschaltet“<br />
ist.<br />
4. Spiegelung <strong>der</strong> Netzwerkorientierung<br />
auf allen Ebenen kommunalen<br />
Handelns<br />
E<strong>in</strong> Problem von professionellen <strong>Netzwerke</strong>n im Stadtteil<br />
ist häufig e<strong>in</strong>e Inkongruenz über die verschiedenen kommunalen<br />
Ebenen – das heißt: von <strong>der</strong> operativen Ebene<br />
vor Ort wird das Zusammenwirken erwartet, aber auf<br />
den übergeordneten Ebenen f<strong>in</strong>den ke<strong>in</strong>e unterstützenden<br />
Strukturanpassungen statt. Es ist aber notwendig, dass<br />
alle Ebenen kommunalen Handelns <strong>bei</strong> <strong>der</strong> Netzwerkkooperation<br />
komplementär zusammenwirken. Zugespitzt<br />
kann als Qualitätsmaßstab formuliert werden, dass die<br />
<strong>in</strong>tendierten Kooperations- und Netzwerkstrukturen sich<br />
über alle kommunalen Ebenen „spiegeln“ müssen (vgl.<br />
Abbildung 3):<br />
(1.) Die politischen Gremien übernehmen die normative<br />
Verantwortung. Dazu müssen die Leitziele<br />
konkretisiert und die generellen Zielrichtungen programmatisch<br />
festgelegt werden, um die dezentralen<br />
Strukturen abzusichern. Dazu ist es notwendig, dass<br />
die gewünschte Kooperation im Zusammenwirken<br />
<strong>der</strong> kommunalen Ausschüsse (wie z.B. Jugend,<br />
Schule, Gesundheit, Soziales, Ordnung, Städtebau<br />
u.a.) aktiv vorgelebt und durch die Spiegelung „politischer<br />
Rückenw<strong>in</strong>d“ für die beabsichtigten Vernetzungen<br />
<strong>in</strong> den Sozialräumen des Stadtteils erzeugt werden.<br />
(2.) Die strategische Verantwortung liegt <strong>bei</strong> den<br />
Fachbereichen <strong>der</strong> Kommunalverwaltung. Mit den<br />
dezentralen Akteur<strong>in</strong>nen und Akteuren müssen die<br />
Ziele für die Zielfel<strong>der</strong> Ressourcen (Input), Produkte<br />
(Output), Wirkungen bzw. Ergebnisse (Outcome) vere<strong>in</strong>bart<br />
werden. Es wird auch Verantwortung für die<br />
Strukturqualität übernommen, <strong>in</strong>dem Informationen<br />
bereitgestellt werden, die Rückmeldung und Evaluation<br />
<strong>der</strong> Ergebnisse erfolgen und die kreuzfunktionale<br />
Verb<strong>in</strong>dung <strong>der</strong> Ressorts und Fachbereiche hergestellt<br />
wird. Auch dafür ist e<strong>in</strong>e verwaltungs<strong>in</strong>terne<br />
Kooperationsform notwendig, welche die gewünschte<br />
Vernetzung konstruktiv wi<strong>der</strong>spiegelt. Dies gilt <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />
für die Führungskräfte <strong>der</strong> verschiedenen<br />
Referate und Fachbereiche, die <strong>bei</strong> <strong>der</strong> vernetzten<br />
Kooperation e<strong>in</strong>e Vorbildfunktion haben.<br />
(3.) Vor Ort, d.h. zum Beispiel dezentral <strong>in</strong> den Sozialräumen<br />
<strong>der</strong> Adressat<strong>in</strong>nen und Adressaten bzw.<br />
im Netz <strong>der</strong> lokalen Dienste und E<strong>in</strong>richtungen des<br />
Stadtteils, wird die operative Verantwortung getragen.<br />
Hier s<strong>in</strong>d die (räumliche) Querkoord<strong>in</strong>ation <strong>der</strong><br />
Akteur<strong>in</strong>nen und Akteure verschiedener Ressorts, <strong>der</strong><br />
Aufbau zielorientierter kle<strong>in</strong>er Handlungsnetze sowie<br />
die Produkt- und Ergebnisverantwortung umzusetzen.<br />
Es s<strong>in</strong>d träger- und referatsübergreifende Vorbereitungs-<br />
und Handlungsnetze im Sozialraum zu <strong>in</strong>stallieren,<br />
<strong>in</strong> denen e<strong>in</strong>e multiprofessionelle und adressatenbezogene<br />
Kooperation zwischen Fachkräften und<br />
sozialen Ressourcen (aus den natürlichen <strong>Netzwerke</strong>n<br />
des Sozialraums) generiert wird.<br />
Die Netzwerkorganisation dient <strong>der</strong> Bewältigung des<br />
ökonomischen, technischen und demographischen Wandels<br />
sowie den damit verbundenen Unsicherheiten und<br />
Risiken: Die hierarchische Bürokratie <strong>der</strong> (Kommunal-)<br />
Verwaltung, die sich immer schon komplexen Umwelten<br />
ausgesetzt sah, aber <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er relativ „stabilen Welt“ bisher<br />
nur standardisierte Rout<strong>in</strong>ehandlungen vollzog, muss<br />
sich <strong>in</strong> die Richtung <strong>der</strong> Netzwerkorganisation weiterentwickeln.<br />
Denn die Maßnahmen <strong>der</strong> „öffentlichen Hand“<br />
können – angesichts <strong>der</strong> Vielfältigkeit und des fortwährenden<br />
Wandels von Lebenssituationen <strong>der</strong> Adressat<strong>in</strong>nen<br />
und Adressaten – nicht mehr nach e<strong>in</strong>em immer und<br />
überall gleichen Schema erfolgen. Über die Netzwerkkooperation<br />
kann die Verwaltung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e fortschritts- und<br />
handlungsfähige Organisationsform überführt werden, <strong>bei</strong><br />
<strong>der</strong> nicht mehr e<strong>in</strong>deuti ge Organisationsgrenzen angestrebt<br />
werden, son<strong>der</strong>n kooperative Strukturen.<br />
Neben <strong>der</strong> Spiegelung ist e<strong>in</strong>e geschickte Rollenaufteilung<br />
zu beachten (vgl. Abbildung 4): Auch <strong>Netzwerke</strong> brauchen<br />
Führung – das Führungsnetzwerk sollte e<strong>in</strong>erseits<br />
se<strong>in</strong>e Richtl<strong>in</strong>ienkompetenz geltend machen und an<strong>der</strong>erseits<br />
se<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>flussmöglichkeiten <strong>in</strong> die Waagschale werfen<br />
sowie alle Barrieren beseitigen, die e<strong>in</strong> Handlungsnetzwerk<br />
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