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Integration von Kindern mit geistiger Behinderung

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Familie berichtet auch <strong>von</strong> einem fließenden Übergang, da das Kind jetzt schon jedes zweite<br />

Wochenende im Internat verbringt und auch im Sommer immer eine Zeit lang fremdbetreut<br />

wird.<br />

Eine Bezugsperson sagt, dass sie sich bisher darüber noch keine Gedanken gemacht habe.<br />

Prinzipiell gibt es zwar Vorstellungen über den weiteren Lebensweg des Kindes, diese sind<br />

aber <strong>mit</strong> vielen Unsicherheiten behaftet. Im Einzelfall wird auch eine desillusionierte<br />

Einstellung wieder gegeben, wobei die Eltern meinen, „bestimmte Vorstellungen haben wir<br />

uns abgewöhnt“. Es wird auch erzählt, dass es die inkonsistente Entwicklung des Kindes<br />

schwer macht, zu weit in die Zukunft zu planen. Eine Mutter sagt, dass sie sich bis zum 18.<br />

Lebensjahr für ihre Kinder verantwortlich fühlt, ob behindert oder nicht, allerdings wird im<br />

nächsten Satz die Unsicherheit über die Zukunft deutlich.<br />

Informationsdefizit<br />

Wieder wird deutlich, dass sich die Eltern mehr Informationen über Wohn- und<br />

Beschäftigungsmöglichkeiten wünschen. Eine Mutter äußert in diesem Zusammenhang auch<br />

den Wunsch, über die sexuelle Entwicklung <strong>von</strong> <strong>Kindern</strong> und Jugendlichen <strong>mit</strong> geistigen<br />

<strong>Behinderung</strong>en informiert zu werden.<br />

Gesellschaftliche und moralische Überlegungen<br />

Unter den Bezugspersonen besteht Unsicherheit, wie die Gesellschaft auf finanzielle<br />

Unterstützungsleistungen für das Kind reagiert. Es werden Überlegungen angestellt, dass es<br />

aufgrund der heute üblichen Frühdiagnostik in der Schwangerschaft den Eltern zum Vorwurf<br />

gemacht werden könnte, wenn sie ein behindertes Kind auf die Welt bringen. Ein Elternteil<br />

berichtet, da<strong>von</strong> gehört zu haben, dass in anderen Bundesländern <strong>mit</strong> dem Verweis auf die<br />

Frühdiagnostik und eine mögliche Abtreibung bestimmte Therapien <strong>von</strong> der Krankenkasse<br />

nicht mehr bezahlt werden.<br />

Eine weitere, allerdings positive Meinung war, dass Menschen <strong>mit</strong> <strong>Behinderung</strong>en<br />

Arbeitsplätze schaffen und so<strong>mit</strong> auch in ökonomischer Hinsicht wertvoll für die Gesellschaft<br />

sind.<br />

Wünsche für die Zukunft<br />

Die Eltern äußerten teilweise sehr allgemeine Wünsche. Zum Teil auch unrealistische, wie<br />

zum Beispiel die vollständige Gesundung des Kindes. Realistischer ist der Wunsch eines<br />

Elternteils nach einer Verbesserung der kommunikativen Fähigkeiten des Kindes. Für die<br />

nähere Zukunft wünschen sich die Eltern konkret, dass das Kind die Inkontinenz überwindet,<br />

dass man den ständigen Speichelfluss in den Griff bekommt und auch der Erwerb <strong>von</strong><br />

Rechtschreibkompetenzen wird erwähnt.<br />

Auch war es den Eltern wichtig, dass ihre Kinder später entsprechend ihren Bedürfnissen in<br />

betreuten Wohnheimen oder –gemeinschaften untergebracht werden. Eine Mutter äußerte in<br />

diesem Zusammenhang ihren Traum, dass ihre Tochter einmal in einer Wohngemeinschaft<br />

leben wird, in der nur Frauen untergebracht sind.<br />

Die Eltern haben die Hoffnung, dass ihre Kinder auch in Zukunft Geborgenheit und<br />

Wohlfühlen erfahren werden und es wird betont, dass die Kinder Nähe brauchen und<br />

bedürftige Wesen sind, wie andere Kinder auch. Weiters wird erträumt, dass das Kind das<br />

elterliche Heim verlässt und wie andere Jugendliche in die Selbständigkeit gehen kann und<br />

so<strong>mit</strong> einen Teil der Abhängigkeit ablegt. Wenn das Kind in einer betreuten Wohnform<br />

untergebracht wird, soll es dem Kind dort „gut gehen“ - es soll dort nicht nur „verwahrt“<br />

werden, sondern die BetreuerInnen sollen sich liebevoll ihrer Klienten annehmen.<br />

Die Bezugspersonen wünschen sich für ihre Kinder ein förderndes und geschütztes Umfeld<br />

und soziale Einbettung.<br />

In einem Interview kam der Wunsch zur Sprache, dass es gut wäre, wenn die Eltern<br />

behinderter Kinder mehr Lob und Anerkennung in der Öffentlichkeit bekämen. Auch die<br />

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