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Integration von Kindern mit geistiger Behinderung

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Auch war unvermutet, dass die Bezugspersonen psychische Abwehrhaltungen nach außen<br />

entwickelt haben und bestimmte Sozialräume aus Unsicherheit meiden. Interessant war,<br />

dass die befragten ExpertInnen eine sehr klare Sicht auf die Problemfelder dieser Familien<br />

haben und sich ihre Aussagen in weiten Teilen <strong>mit</strong> denen der Eltern und den Beobachtungen<br />

decken. Das bedeutet, dass die Schwierigkeiten sehr klar eingegrenzt und bewusst sind, es<br />

aber an Potential zur Problemlösung fehlt.<br />

In den Interviews wurde deutlich, dass Familien, bedingt durch das „Nicht Entsprechen der<br />

Norm“ ihrer Kinder psychisch belastet sind. Diese Familien zeigen eine latente Meidung des<br />

sozialräumlichen Umfelds. Diese Vermeidung konnte durch die Beobachtungen und<br />

anschließenden Interviews auch eindeutig <strong>mit</strong> der <strong>Behinderung</strong> des Kindes in<br />

Zusammenhang gebracht werden. Indirekt konnte dieser Umstand auch aus der Tatsache<br />

erschlossen werden, dass es im Vorfeld der Beobachtungen bei diesen Familien sehr<br />

schwierig war, Beobachtungssituationen im Sozialraum zu vereinbaren, da außer Einkauf und<br />

Arztbesuch die Freizeitgestaltung zum Großteil in der eigenen Wohnung passiert. Diese<br />

Vermeidung scheint sich auch auf das engere Wohnumfeld zu erstrecken, was sich darin<br />

zeigt, dass man keinem Nachbarn den Kontakt <strong>mit</strong> dem Kind zumutet und man sich sogar im<br />

Notfall scheuen würde, um Hilfe zu bitten.<br />

Weitere Gründe für diese Meidung werden auch <strong>mit</strong> dem erhöhten Organisationsaufwand,<br />

finanziellen Gründen und der großen Anstrengung, die gewisse Aktivitäten <strong>mit</strong> sich bringen<br />

erklärt. ExpertInnen, die sich im Feld der unterstützenden Beratung <strong>von</strong> betroffenen Familien<br />

bewegen fordern aus diesen Gründen konkrete Hilfestellung in der Informationsbeschaffung<br />

über Angebote, die für diese Familien geeignet sind und genutzt werden können. Es besteht<br />

<strong>von</strong> ExpertInnenseite die konkrete Annahme, dass die Freizeitangebote für Kinder und<br />

Jugendliche <strong>mit</strong> <strong>Behinderung</strong> nicht in ausreichender Form vorhanden sind und dort, wo<br />

vorhanden nicht entsprechend beworben werden.<br />

Reaktionen aus dem sozialräumlichen Umfeld bilden ein breites Spektrum zwischen positivem<br />

und negativem Verhalten ab, wobei der Schwerpunkt bei neutraler Distanz liegt. Diese<br />

neutrale Distanz bedeutet aber nicht, dass dem Kind und der Bezugsperson keine<br />

Aufmerksamkeit geschenkt wird. Im Gegenteil, diese Familien sind im Sozialraum ständiger<br />

Beobachtung ausgesetzt - im schlimmsten Fall durch ununterbrochenes oder wiederholtes<br />

Anstarren. Dieser Umstand stellt eine große Belastung für die betroffenen Familien dar und<br />

trägt zur Unsicherheit bei.<br />

Die wichtigsten Erkenntnisse dieser Studie liegen in einem gravierenden Informationsdefizit<br />

und dem Bedürfnis nach mehr Unterstützung, sowohl im Sinne <strong>von</strong> Betreuung als auch in<br />

beratender und finanzieller Hinsicht. Die <strong>Integration</strong> der untersuchten Familien ist in<br />

Teilbereichen des Lebens zu erkennen, aber noch nicht in einem wünschenswerten Ausmaß.<br />

Zur Verbesserung der <strong>Integration</strong> und so<strong>mit</strong> der Situation der betroffenen Familien generell<br />

müssen mehr Angebote an die Familien herangetragen werden und die Informationssuche<br />

muss den Eltern erleichtert werden.<br />

Zusätzliche Faktoren, die entlasten können liegen in einem Ausbau der<br />

Betreuungsmöglichkeiten, wie z.B. Kurzzeitbetreuung, Tagesbetreuung,<br />

Wochenendbetreuung, Ferienlager, Freizeitassistenz, Krankenschwestern zur Bewältigung<br />

des Alltags u.a.m. ExpertInnen, die in jenen Bereichen tätig sind, wissen um den Mangel an<br />

Angeboten oder dem Fehlen <strong>von</strong> ausreichenden Plätzen zur Teilnahme an bereits<br />

vorhandenen Betreuungsmöglichkeiten und fordern mehr Angebot und Übersicht.<br />

Grundsätzlich sollte <strong>Behinderung</strong> an sich in der Öffentlichkeit mehr Präsenz erfahren. Das<br />

würde die soziale Einbettung <strong>von</strong> behinderten Menschen in die Gesellschaft wesentlich<br />

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