11.05.2014 Aufrufe

Integration von Kindern mit geistiger Behinderung

Integration von Kindern mit geistiger Behinderung

Integration von Kindern mit geistiger Behinderung

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

TEIL A: AUFBAU UND STUDIENDESIGN<br />

1. Theoretischer Hintergrund<br />

Der Fokus dieser Untersuchung ist auf den sozialräumlichen Kontext gerichtet, in dem geistig<br />

behinderte Kinder und deren Familien leben. Es soll dokumentiert werden, wie sich der Alltag<br />

und der Lebensraum dieser Kinder und ihrer Familien darstellt und erfasst werden, wo und<br />

aufgrund welcher Ursachen <strong>Integration</strong> passiert und funktioniert. Abschließend soll<br />

beantwortet werden, welche Veränderungen notwendig sind, um eventuell vorhandene<br />

Probleme zu lösen, bzw. wie die Lebensqualität <strong>von</strong> betroffenen Familien verbessert werden<br />

kann.<br />

Im Zentrum unserer Überlegungen steht das Individuum Mensch, das in einem<br />

Systemgefüge lebt, welches es bedingt durch seine Situation, die „aus der Norm fällt“<br />

kennzeichnet und dieser Kennzeichnung entsprechend behandelt. Diese „Stigmatisierung“<br />

bedeutet für die Familie zusätzlich zu ihren Bewältigungsstrategien eine weitere Anforderung<br />

zur Meisterung ihres Alltages. Die dokumentierten Familien leben <strong>mit</strong> der Diagnose der<br />

„geistigen <strong>Behinderung</strong>“ ihrer Kinder. Im Sinne einer Normalisierung, die Eltern <strong>von</strong> geistig<br />

behinderten <strong>Kindern</strong> die Möglichkeit geben soll, ihre Lebensbedingungen „normal“ gestalten<br />

zu können, sollen durch die Dokumentation <strong>von</strong> fünf Fallbeispielen Alltagssituationen<br />

beschrieben und mögliche Problemfelder aufgezeigt werden.<br />

1.1. Orientierung an der Teilhabe eines Menschen am gesellschaftlichen Leben<br />

Dworschak (2004) schreibt in der Einführung zu „Lebensqualität <strong>von</strong> Menschen <strong>mit</strong> <strong>geistiger</strong><br />

<strong>Behinderung</strong>“ zur Begriffsdiskussion über die „handlungsorientierte Beschreibung <strong>von</strong><br />

<strong>geistiger</strong> <strong>Behinderung</strong> nach Pfeffer (1984, S. 107). In dieser Beschreibung steht das<br />

Individuum <strong>mit</strong> seinen „psycho-physischen Ausgangsbedingungen“ und der Möglichkeit,<br />

individuell zu handeln und zu erleben, einer Alltagswelt gegenüber (vgl. Dworschak 2004, S.<br />

17 f.). Jene Alltagswirklichkeit äußert durch teilweise sehr komplex definierte<br />

Handlungsfelder, die ihrerseits wiederum spezielle Handlungsweisen des Individuums<br />

voraussetzen, um in diesen Feldern bestehen, also handlungsfähig werden zu können. (ebd.)<br />

Sind diese individuellen Handlungsweisen, die Handlungsdispositionen durch körperliche oder<br />

psychische Dispositionen beeinflusst, so kann das Individuum „keinesfalls allen<br />

Erfordernissen der Alltagswirklichkeit entsprechen“ (ebd.).<br />

Der „Grad der Passung zwischen individueller Handlungsdisposition und den Erfordernissen<br />

einer komplexen Alltagswirklichkeit“ beschreibt die Handlungskompetenz (ebd.) des<br />

Individuums. Wird diese Passung als unzureichend „zwischen den Handlungsdispositionen<br />

eines Individuums und den Erfordernissen der Alltagswirklichkeit gesehen“, so manifestiert<br />

sich dies als <strong>Behinderung</strong> (ebd.). Diese Darstellung eines Modells impliziert durch ihre<br />

Bezogenheit auf das „nicht Erreichen“ einer systemabhängigen, strukturierten Vorgabe <strong>von</strong><br />

Bedingungen den Hinweis auf eine defektorientierte Sichtweise. Je weniger ein Mensch<br />

diesen Vorgaben oder Bedingungen entspricht, desto ausgeprägter wird seine „<strong>Behinderung</strong>“<br />

<strong>von</strong> der Umwelt wahrgenommen werden. Um trotzdem an dieser fordernden Umwelt und<br />

dem Alltagsleben teilhaben zu können, benötigt das Individuum umso mehr Hilfe und<br />

Unterstützung, desto schwerer der Grad der <strong>Behinderung</strong> ausfällt (vgl. Dworschak 2004, S.<br />

19).<br />

Weiters stellt Cloerkes 2001 in seiner Arbeitsdefinition <strong>von</strong> <strong>Behinderung</strong> (vgl. Cloerkes 2001,<br />

S. 5 f.) zur Diskussion, dass Merkmale des Menschen, die „Spontanreaktionen“ in ihrem<br />

Gegenüber auslösen, „Stimulusqualität“ besitzen. Entscheidend ist also, dass allein durch das<br />

Vorhandensein eines Merkmals eines Individuums bei anderen Reaktionen hervorgerufen<br />

werden können.<br />

7

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!