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Integration von Kindern mit geistiger Behinderung

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Bei der Unterstützung des Kindes scheint erfolgreiches Vorgehen zur Entlastung der Familien<br />

vor allem <strong>von</strong> Information abzuhängen. Das Wissen um den Zustand ihres Kindes muss den<br />

Eltern <strong>von</strong> Geburt an gegeben werden und es ist <strong>von</strong> größter Wichtigkeit, dass<br />

Fördermaßnahmen rechtzeitig eingeleitet werden, da nur so vorhandene Fähigkeiten und<br />

Kompetenzen des Kindes gefördert werden können.<br />

7.2.4. Entlastung der Eltern<br />

Vor allem im Bereich der Alltagssituationen zeigen sich große Belastungen durch erhöhten<br />

Organisationsaufwand. An dieser Stelle soll auch festgehalten werden, dass in dieser Studie<br />

die Mütter die Hauptlast zu tragen haben.<br />

Alle an der Studie beteiligten Eltern zeigten das Bedürfnis nach Entlastung und mehr<br />

temporärer Betreuung, die ihnen das Leben und auch die Bewältigung <strong>von</strong> Alltagssituationen<br />

erleichtern würde. Natürlich gibt es hier auch finanziellen Unterstützungsbedarf, da es für die<br />

Eltern schwierig ist, eine Betreuungsperson ausschließlich aus privaten Mitteln zu bezahlen.<br />

7.2.5 Unsicherheit der Eltern<br />

Immer wieder wurde deutlich, dass die Eltern in vielen Punkten - Reaktionen der Umgebung,<br />

Freizeitangebote, Unterstützungsangebote bzw. -forderungen und vor allem bei ihren<br />

Vorstellungen über die Zukunft ihres Kindes - <strong>von</strong> großen Unsicherheiten geplagt werden. Es<br />

zeigte sich auch eine gewisse Ambivalenz, da zum einen der legitime Wunsch nach<br />

Entlastung vorhanden ist und allen Eltern klar ist, dass das Kind die Familie irgendwann<br />

verlassen muss/soll, gleichzeitig aber massive Schuldgefühle diese Wünsche betreffend<br />

vorhanden sind. Auch die oftmals benutzte Formulierung der Eltern, dass man das Kind<br />

niemandem „antun will“ verweist auf die Unsicherheit und Ambivalenz der Eltern.<br />

7.2.6. Präsenz in der Öffentlichkeit<br />

Hier soll nochmals hervorgehoben werden, dass mehr Präsenz behinderter Menschen in der<br />

Öffentlichkeit ein guter Weg wäre, um Verständnis und Toleranz zu erzeugen, die dann zu<br />

verbesserter <strong>Integration</strong> führen könnten. Grundlage dieser Überlegung ist die Tatsache, dass<br />

„Fremdes“ immer besonderer Beachtung ausgesetzt ist, was für die betroffenen Familien<br />

eine Belastung darstellt. Je selbstverständlicher Menschen, die sozusagen <strong>von</strong> der Norm<br />

abweichen im öffentlichen Leben und im Alltag vorkommen, desto normaler werden sie.<br />

7.3. Interpretation der ExpertInneninterviews<br />

Die ExpertInnen sehen prinzipiell zwei Problemfelder, die auf betroffene Familien einwirken:<br />

Zum einen werden innerfamiliäre Dynamiken angesprochen, zum anderen gesellschaftliche<br />

und gesellschaftspolitische Prozesse, die <strong>von</strong> Außen auf eine Familie einwirken (die im<br />

sozialräumlichen Umfeld einer Familie besonders deutlich sichtbar werden können).<br />

Zu innerfamiliären Dynamiken zählen die ExpertInnen unter Anderem das Entstehen <strong>von</strong><br />

innerpsychischen Konflikten in der Phase der Diagnostizierung der <strong>Behinderung</strong> ihres Kindes<br />

(pre, -peri, -oder postnatal). Hier wird <strong>von</strong> ExpertInnenseite bereits <strong>von</strong> einem „Alleinlassen“<br />

der betroffenen Eltern gesprochen. Im Laufe der Entwicklung eines Kindes durchläuft die<br />

Familie eine Reihe <strong>von</strong> Verarbeitungsprozessen, die sie zu einer positiven<br />

Problemlösungskompetenz führen kann. Neben Beziehungsstrukturen innerhalb der Familie<br />

(Partnersituation, Größe der Familie, persönlicher Zugang zum Thema <strong>Behinderung</strong>) wirken<br />

auch Faktoren auf das innerpsychische Leben einer Familie <strong>von</strong> Außen ein (berufliche und<br />

finanzielle Situation, Wohnsituation) und können ebenfalls ihr innerpsychisches Gleichgewicht<br />

stark beeinflussen.<br />

Speziell bei Eltern <strong>von</strong> <strong>Kindern</strong> <strong>mit</strong> <strong>geistiger</strong> <strong>Behinderung</strong>, so wird es in der Ausführung der<br />

ExpertInnen deutlich, zeigen sich beim Verlassen des geschützten Raumes Probleme, die die<br />

Betroffenen im Kontakt <strong>mit</strong> dem sozialräumlichen Umfeld begleiten. Für die ExpertInnen<br />

werden diese Probleme in der Arbeit <strong>mit</strong> den Familien sichtbar. Hier entsteht dann für<br />

betroffene und engagierte ExpertInnen oft eine Kluft zwischen dem Wunsch, diese Familie<br />

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