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Der Patient im Spannungsfeld diverser Informationsquellen

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schen Krebserkrankungen passen in das Bild steigender<br />

Todeshäufigkeitszahlen. Während z.B. in den USA die<br />

Todesursache Herz- und Kreislauferkrankungen eine fallende<br />

Tendenz aufweist, steigt die Zahl der Krebstoten<br />

weiter an. In der BRD waren <strong>im</strong> Jahre 1995 noch 24%<br />

aller Todesursachen Krebserkrankungen, <strong>im</strong> Oktober<br />

2001 wurden bereits 25,2% durch das statistische<br />

Bundesamt erfasst. Im Jahre 2001 sind in der BRD<br />

164500 Männer an Krebs neu erkrankt.<br />

Immer mehr rückt das Thema Sport als Mittel zur<br />

Prävention und Therapieunterstützung in den Fokus des<br />

öffentlichen Interesses. Leider ist dieses Interesse u.a. von<br />

politischen Entscheidungsträgern durch die Vorstellung<br />

geprägt, durch eine Sportprävention den Schlüssel zu<br />

einer Kostenreduktion <strong>im</strong> Gesundheitswesen gefunden<br />

zu haben. Dieser Ansatz mag <strong>im</strong> Individualfall schlüssig<br />

sein. Epidemiologische Studien belegen jedoch, dass<br />

sich durch eine Sportprävention die gesundheitsbezogenen<br />

Gesamtkosten in einer überalternden<br />

Gesellschaft eher nicht senken lassen, sondern vor allem<br />

die Lebensqualität älterer Bevölkerungsgruppen positiv<br />

beeinflusst wird (Greenwald 2002, Friedenreich 2001).<br />

Zur öffentlichkeitswirksamen Betrachtung von Sport <strong>im</strong><br />

Rahmen onkologischer Erkrankungen trugen u. a.<br />

Auftritte von Hochleistungssportlern bei, die Tumorerkrankungen<br />

überstanden haben. Hier ist z.B. der Tour<br />

de France Sieger Lance Armstrong zu nennen, der eine<br />

Hodentumorerkrankung erfolgreich überwand und in<br />

den Spitzensport zurückkehrte. Diese Einzelberichte lassen<br />

jedoch keine generellen Rückschlüsse auf den<br />

Einfluss von Sport auf Tumorerkrankungen zu.<br />

Pr<strong>im</strong>ärprävention<br />

Sport gilt als präventive Maßnahme für Krebserkrankungen<br />

und vor allem als Katalysator für eine<br />

Änderung der Lebensführung zur Verringerung verhaltensbezogener<br />

Tumorrisiken. Die aktuelle Datenlage ist<br />

allerdings für einen direkten protektiven Einfluss von körperlicher<br />

Aktivität auf die Tumorentstehung noch keineswegs<br />

eindeutig (McTiernan et a.1998). Die Aktivierung<br />

des körpereigenen Immunsystems stellt für die<br />

Hypothese des Einflusses von Sport auf das Tumorrisiko<br />

den entscheidenden Faktor dar. Bei ca. 350 Milliarden<br />

Zellteilungen täglich bei einem Erwachsenen ist die<br />

Entstehung von bösartigen Mutationen durchaus wahrscheinlich.<br />

Hier tritt <strong>im</strong> Normalfall eine intakte Immunabwehr<br />

in Kraft, die ständig in Alarmbereitschaft,<br />

Tumorzellen unterhalb einer kritischen Anzahl zerstört<br />

(Uhlenbruck et al. 1991). Das Immunsystem (Tabelle 3)<br />

reagiert nach einer sportlichen Betätigung mit einer gut<br />

belegten, seit längerem bekannten, gesteigerten<br />

Aktivität von Makrophagen, NK-Zellen, B-Lymphozyten<br />

etc. (Polednak 1976). Vergleichbar ist diese St<strong>im</strong>ulation<br />

des Immunsystems von Seiten der messbaren <strong>im</strong>munologischen<br />

Parameter mit einer Infektion durch gering<br />

virulente Erreger (Uhlenbruck et al. 1992).<br />

Obwohl die Mechanismen des präventiven Effekts von<br />

Sport bzw. die erhöhte qualitative Kapazität des<br />

Immunsystems für eine Zerstörung von Tumorzellen nicht<br />

abschließend geklärt sind, haben eine Vielzahl von epidemiologischen<br />

Studien den Zusammenhang von körperlicher<br />

Aktivität und Krebsrisiko be<strong>im</strong> Menschen evaluiert.<br />

Die meisten Studien weisen hier einen protektiven<br />

Effekt nach. Allerdings sind die zusätzlichen Einflussfaktoren<br />

erheblich, was die adäquate Interpretation von<br />

Studienergebnissen stark erschwert (D<strong>im</strong>eo et al. 1997).<br />

Ein wesentlicher Punkt ist, dass körperliche Aktivität neben<br />

den <strong>im</strong>munologischen Vorgängen eine Reduktion von<br />

Risikoverhalten quasi „beiläufig“ erzwingt. Hier sind<br />

Nikotinabusus, Übergewicht und Ernährung anzuführen.<br />

Beispielhafte<br />

Studienergebnisse<br />

Von 27 Studien über das Risiko von Prostatakarzinomen<br />

zeigten bei sportlich aktiven Männern 17 Studien eine<br />

Risikoreduktion, vier Studien ein erhöhtes Risiko und sechs<br />

Studien keinen signifkanten Unterschied zwischen aktiven<br />

und inaktiven Männern. Diese Inhomogenität hat mehrere<br />

methodische Gründe, die grundsätzlich für onkologische<br />

Studien gelten. So haben einige Studien zusätzliche<br />

Risikofaktoren wie Übergewicht und Familienanamnese<br />

nicht berücksichtigt (Sommer 2002).<br />

Insgesamt sind Ernährungsfaktoren und genetische<br />

Disposition offenbar für die Prostatakarzinomentstehung<br />

von größerer Bedeutung als körperliche Aktivität.<br />

Möglicherweise wirkt sich körperliche Aktivität nicht allgemein,<br />

sondern nur bei best<strong>im</strong>mten Subgruppen protektiv<br />

aus (Friedenreich 2001). Anders verhält sich die<br />

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