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Der Patient im Spannungsfeld diverser Informationsquellen

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Situation bezüglich der benignen Prostatahyperplasie<br />

und lower urinary tract symptoms (LUTS). Hier konnten<br />

Kohortenstudien über mehrere Jahre zeigen, dass regelmäßige<br />

körperliche Aktivität eine Risikosenkung um ca.<br />

25% für das Auftreten von LUTS bewirkt.<br />

Ein weiteres Beispiel für die methodischen<br />

Schwierigkeiten des Nachweises einer Pr<strong>im</strong>ärprävention<br />

durch Sport bezüglich einzelner Tumorentitäten stellt das<br />

Nierenzellkarzinom dar. Mit ca. 8500 Neuerkrankungen<br />

pro Jahr weist es eine steigende Inzidenz in Deutschland<br />

auf (Schmitz-Dräger et al. 1995). Während Übergewicht<br />

und Rauchen als Risikofaktoren für das Nierenzellkarzinom<br />

identifiziert wurden, ist die Datenlage für<br />

den protektiven Einfluss von Sport nicht eindeutig<br />

(Bergstrom 2001; Moyad 2001). Andererseits führt eine<br />

regelmäßige körperliche Aktivität zu einer Reduktion des<br />

Gewichts und des Nikotinkonsums und damit sekundär<br />

zu einer Reduktion des Erkrankungsrisikos „Nierenzellkarzinom“.<br />

Unstrittig ist mittlerweile der positive Einfluss von Sport,<br />

wenn nicht die einzelne Tumorentität, sondern das onkologische<br />

Gesamtrisiko betrachtet wird. Dieser<br />

Zusammenhang wurde in einer aktuellen prospektiven<br />

Studie in 24 Städten in England, Schottland und Wales<br />

für Männer <strong>im</strong> mittleren Lebensalter untersucht.<br />

Insgesamt wurden 7588 Männer <strong>im</strong> Alter zwischen 40<br />

und 59 Jahren über knapp 19 Jahre verfolgt. Nach<br />

Berücksichtigung von Alter, Rauchen, Alkoholkonsum<br />

und Body-Mass-Index zeigt sich, dass diejenigen Männer<br />

ihr Krebsgesamtrisiko senken konnten, die wenigstens<br />

einmal in der Woche intensiv Sport trieben. Nur leichte<br />

körperliche Aktivität hatte dagegen keinen Einfluss auf<br />

das Malignomrisiko (Wannamethee et al. 2001, Thune et<br />

al. 2001). Ähnliche Studien von anderen Arbeitsgruppen<br />

konnten diese Befunde erhärten.<br />

Sport <strong>im</strong> Rahmen der<br />

Krebsbehandlung und<br />

Rehabilitation<br />

Zahlreiche Untersuchungen haben die Effekte körperlicher<br />

Belastungen auf die Entwicklung und das<br />

Wachstum von Tumoren in Tiermodellen evaluiert. Diese<br />

Studien basieren auf der Hypothese, physische Aktivität<br />

könne durch verschiedene Mechanismen zu einer<br />

Hemmung des Tumorwachstums oder einer vermehrten<br />

Tumorlyse führen (D<strong>im</strong>eo et al. 1998). Die beschriebenen<br />

Effekte dürfen nach dem gegenwärtigen<br />

Kenntnisstand als noch nicht gesichert gelten (Jadeski et<br />

al. 1996, MacNeil et al. 1993). Sinnvoll ist die Anwendung<br />

von moderater körperlicher Aktivität als supportive<br />

Therapiemodalität. Häufig wird die Therapie der<br />

Krebserkrankung von gravierenden Nebenwirkungen wie<br />

Mukositis, Anämie, Durchfall und Müdigkeit begleitet.<br />

Dies gilt vor allem für Chemotherapien. Hier konnten<br />

Untersuchungen nachvollziehbar belegen, dass ein<br />

moderates Trainingsprogramm die Intensität und<br />

Häufigkeit der Nebenwirkungen einer onkologischen<br />

Therapie verringert (Sommer 2001). Ähnliches gilt für die<br />

Notwendigkeit der Dauer eines stationären Aufenthalts<br />

<strong>im</strong> Rahmen einer Chemotherapie. Diese Effekte sind<br />

jedoch stark vom Einzelfall abhängig und können nicht<br />

generalisiert werden (Abb. 1).<br />

Im Rahmen der Rehabilitation stellen die Einschränkung<br />

der körperlichen Leistungsfähigkeit und die ausgeprägte<br />

Müdigkeit gravierende Probleme dar (D<strong>im</strong>eo et al.<br />

1997). Diese Symptome werden bei ca. 70% aller<br />

<strong>Patient</strong>en nach Abschluss der unmittelbaren onkologischen<br />

Therapie beobachtet (Schwartz 1998). Mehr als<br />

ein Drittel aller Tumorpatienten berichten über diese<br />

Probleme auch noch mehrere Jahre nach Abschluß<br />

einer kurativen onkologischen Behandlung. Oftmals wird<br />

onkologischen <strong>Patient</strong>en empfohlen, körperliche<br />

Belastungen zu vermeiden und jede unnötige<br />

Anstrengung aus dem Wege zu gehen. Das Ergebnis<br />

dieser Empfehlung führt jedoch zum Gegenteil des<br />

gewünschten Erfolges. Die Reduktion der körperlichen<br />

Aktivität bedingt einen weiteren Muskelabbau und eine<br />

Degeneration neuromuskulärer Elemente, die durch die<br />

Tumorerkrankung und -therapie in der Regel bereits fortgeschritten<br />

ist. Daraus resultiert, dass normale Aktivitäten<br />

des täglichen Lebens durch die fehlende Muskelkraft<br />

und Koordination zum Willensakt und Kraftanstrengung<br />

werden, was zu einem weiteren Vermeidungsverhalten<br />

be<strong>im</strong> <strong>Patient</strong>en führt (Abb. 2). Dadurch lässt sich schließlich<br />

die Chronifizierung der Symptome <strong>im</strong> Rahmen eines<br />

Circulus vitiosus erklären (D<strong>im</strong>eo et al. 1999).<br />

Hier kann durch ein gezieltes Trainingsprogramm effektiv<br />

und rasch entgegengewirkt werden. Es wurde gezeigt,<br />

dass bereits nach wenigen Tagen eine deutliche<br />

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