Zwei Dorfstudien aus Westschlesien - Familie Spiegel in Radeberg
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vor 1945 umgepflügt. Sodann hatte die Scholtisei im Jahre 1611 (bis 1945) 2 Wiesen bei<br />
der "Zauchenbrücke", d.h. an der Langhe<strong>in</strong>ersdorfer Grenze. Auch die im ältesten<br />
Kaufbrief von 1611 erwähnte Vergünstigung, daß die Herrschaft dem Scholzen die<br />
Gräserei "im altten Teich" (1945 der große Teich) 13 zukommen läßt, solange es ihr<br />
gefällt, und daß der Scholze 9 Vierdung weniger an Erbz<strong>in</strong>s zu zahlen braucht, wenn<br />
die Herrschaft diese Gräserei für sich nehmen sollte, stützt die Vermutung, daß die<br />
Zauchewiesen an der Nordgrenze Hart<strong>aus</strong> ursprünglich zur Scholtisei gehörten. Ostwärts<br />
der Zauchebrücke liegen die "Gerichtswiesen" (nach der Flurkarte von 1801<br />
"Gerichtsteichwiese") und die "Gerichtsbirken". Im Jahre 1587 verkaufte der Hartauer<br />
Grundherr Kaspar von Haugwitz dem Georg Kloß (oder Klose), Besitzer des Gutes<br />
Nr. 9, um 50 Mark "das stücke acker, welches man das Gerichtsstücke nennt, nach dem<br />
Newedorf (Anteil Neudorf von Langhe<strong>in</strong>ersdorf) gelegen" (I 78). Dieses früher zur<br />
Scholtisei gehörige Ackerstück heißt später <strong>in</strong> den Käufen des Gutes Nr. 9 immer die<br />
"Gerichtswiese". Daß diese Gerichtsteichwiese 1857 um weitere 5 Morgen vergrößert<br />
wurde, wurde schon erwähnt (vgl. Anm. 3).<br />
Über die nächsten <strong>aus</strong>gekauften Bauerngüter berichteten uns die Hartauer Schöffenbücher.<br />
Am 26.3.1602 kaufte Kaspar von Haugwitz "auff vorschaffung deß königlichen Ambtes<br />
zu Grossen-Glogaw durch vorgehende dreyer Geme<strong>in</strong>den geschehene Schatzungk, alß<br />
nemlich Langenhenerßdorff im Neudorff, Eberßdorff und Hirttendorff, Jacob Seligen<br />
Pauergutt, wie dessen werth <strong>in</strong> gehaltener Schätzung befunden", um 2700 Mark Glogauisch<br />
(1 Mark = 24 Weißgroschen, 1 wgr. = 12 Heller). Auf kommende Pf<strong>in</strong>gsten<br />
sollten 1000 Mark, dann jährlich auf Pf<strong>in</strong>gsten 60 Mark bis zur endgültigen Bezahlung<br />
erlegt werden. Demnach war das Gut nach 28 Jahren völlig bezahlt (I 250). Die Lage<br />
des Selig-Gutes geht <strong>aus</strong> zwei anderen Kaufbriefen hervor. Die im Oberdorfe auf der<br />
südlichen Dorfseite liegende halbe Hufe des Gutes Nr. 10 lag 1599 neben Jacob Seligen<br />
und Christoph Hummeln (= Nr. 29; I 269). Am 28.7.1609 verkauften die Brüder<br />
Friedrich und George von Haugwitz als die Erbherrschaften von Hartau und Metschlau<br />
dem Christoph Stiller, Besitzer des Gutes Nr. 23, von dem Bauerngute, das ihr Vater<br />
dem Jacob Seligen abgekauft, "alß e<strong>in</strong>e Hube Ackerß, und von den neun Rutten daß<br />
h<strong>in</strong>tter- undt mittelfeldt, wie es anietzo abgeteilet und käuffern angewiesen, sambt der<br />
ganzen Hoffestatt und gebäuden, jedoch daß gantze wiesewachs und holz auff denen<br />
neun Rutten außgeschloßen", um 1500 Mark Glogauisch (Angeld 600 Mark, dann<br />
jährlich 30 Mark Erbgeld). Dem Käufer wurden mitverkauft 4 ziehende Pferde,<br />
1 heurig Füllen, 1 Wagen, 1 Pflug, 1 Ruhrhacke. Auch wurden ihm auf den 9 Ruten<br />
im H<strong>in</strong>terfelde "vom Acker an gegen den dicken Pusche vier Klafftern Wiese" mitverkauft<br />
(I 292).<br />
Der hier genannte Ackerstreifen von Seligs Gut gehörte noch 1945 zu Nr. 23 und sprang<br />
gegen das Obervorwerk im Mittelfelde vor. Die Lage des Selig-Gutes ist daher e<strong>in</strong>deutig<br />
gekennzeichnet.<br />
Während <strong>in</strong> anderen Dörfern viele Bauerngüter bald nach dem Dreißigjährigen Kriege<br />
zum Rittergute geschlagen wurden, wurde <strong>in</strong> Hartau im Zeitraum 1620/80 ke<strong>in</strong> e<strong>in</strong>ziges<br />
Gut <strong>aus</strong>gekauft. Ansche<strong>in</strong>end hat Hartau unter den Schrecken des Dreißigjährigen<br />
Krieges weniger als die Nachbardörfer (z.B. Rückersdorf und Wittgendorf) gelitten.<br />
Nach den Schöffenbüchern, die allerd<strong>in</strong>gs für die Zeit um 1660 sehr lückenhaft waren,<br />
trat bei m<strong>in</strong>destens 9 von 17 Bauerngütern ke<strong>in</strong> Wechsel des <strong>Familie</strong>nnamens im Zeitraum<br />
1620/60 e<strong>in</strong>. Als wüst und öde wird eigentlich nur das Gut Nr. 33 bezeichnet. Der<br />
Kaufbrief vom 7.3.1668, der im alten Schöffenbuch im Orig<strong>in</strong>al e<strong>in</strong>gelegt war, begann<br />
mit den Worten: "Demnach durch Absterben Hanß Reiches allhier zur Hartau se<strong>in</strong><br />
h<strong>in</strong>tterlassenes gutt nicht alle<strong>in</strong>e durch den langwürigen, weitt umb sich fressenden<br />
undt ru<strong>in</strong> des Krieges verwüstet, sondern auch e<strong>in</strong>e geraume Zeit wüste gestanden ...".<br />
Da sich ke<strong>in</strong>e Erben meldeten, verkauften die Gerichte das Gut an Mart<strong>in</strong> Michel um<br />
40 Mark Glogauisch (l Mark = 24 wgr., l wgr. =12 Heller).<br />
13<br />
Nach der Flurkarte vom J. 1801 war die "Große Teichwiese" 77 Morgen 36 Quadratruten groß.<br />
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