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Zwei Dorfstudien aus Westschlesien - Familie Spiegel in Radeberg

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Besitzer des polnischen Dorfes waren die von Sehren oder die von Seherr bereits 1424 18 .<br />

Sie wurden auch 1511 im Besitz von Langhe<strong>in</strong>ersdorf genannt. Damals hatten sie ihren<br />

Wohnsitz <strong>in</strong> Walddorf 19 . Im Jahre 1548 waren <strong>in</strong> Wittgendorf als Testamentszeugen:<br />

Bartusch von Sehr zu Walddorf, Andres von Sehr zu Gießmannsdorf 20 . An die Verb<strong>in</strong>dung<br />

Langhe<strong>in</strong>ersdorf-Gießmannsdorf er<strong>in</strong>nerte e<strong>in</strong> Grabste<strong>in</strong>, der früher an der<br />

katholischen Kirchenru<strong>in</strong>e <strong>in</strong> Langhe<strong>in</strong>ersdorf, 1945 aber <strong>in</strong> die Umfassungsmauer der<br />

Kottwitzschen Gruft e<strong>in</strong>gemauert war. Der Ste<strong>in</strong> zeigte den Erlöser am Kreuz, darunter<br />

die Stifterfamilie mit Mann, Frau und 5 K<strong>in</strong>dern (z.T. abgeschlagen). Die erneuerte<br />

Inschrift, <strong>in</strong> der e<strong>in</strong>ige Jahreszahlen nicht <strong>aus</strong>geführt waren, lautete: "Anno 1578, den<br />

9. April, se<strong>in</strong> <strong>in</strong> Gott entschlaffen der edle Erenveste Hans v. Sere v. Gismannsdorf zu<br />

Langen He<strong>in</strong>ersdorf; Anno 15.. die edle Tygenreiche Fraw ......, geb. Bravn<strong>in</strong><br />

(= v. Braun) zu Weichnitz, se<strong>in</strong>e ehliche Havsfraw, denen Got gnade". Der Ste<strong>in</strong> trug<br />

8 Wappen, 4 Wappen auf der l<strong>in</strong>ken Seite von oben nach unten: v. Sehren, v. Knobelsdorff,<br />

v. Warnsdorff; das unterste Wappen hatte im Schilde e<strong>in</strong>e Taube oder e<strong>in</strong> Huhn.<br />

Die rechte Seite hatte das Wappen der von Braun, darunter dreimal das Wappen der<br />

von Glaubitz.<br />

Nachfolger der von Sehren waren Hans von Poppschütz, 1597 und 1598 im ältesten<br />

Schöffenbuch genannt, Seifried von Thadern auf Guhren (N v. Ste<strong>in</strong>au), Alt-Raudten<br />

(NW v. Ste<strong>in</strong>au) und Klischau (Kr. Trebnitz), im Schöffenbuch 1600 bis 1617 genannt,<br />

und von 1619 bis 1631 dessen Sohn Stephan von Thadern. Im Jahre 1631 verkaufte<br />

Stephan von Thadern se<strong>in</strong>en Langhe<strong>in</strong>ersdorfer Besitz an die von Lüttwitz, die ihn bis<br />

1836 besaßen.<br />

Wann ist das Niedervorwerk entstanden? Nach den Schöffenbüchern, die schon oben<br />

zitiert wurden, war es bereits 1598 vorhanden. Das "adlige H<strong>aus</strong>" wird 1672 genannt.<br />

Für e<strong>in</strong>e Erweiterung der Vorwerksäcker während des Dreißigjährigen Krieges geben die<br />

Visitationsberichte der Langhe<strong>in</strong>ersdorfer Kirche ke<strong>in</strong>en Anhalt.<br />

Die Äcker südlich des Gutshofes s<strong>in</strong>d erst im 16. Jahrhundert (um 1550) zum<br />

Niedervorwerk gekommen. Nach der <strong>in</strong> Anm. 19 wiedergegebenen Urkunde von 1511<br />

lagen drei Güter (Schutze, Zenker, Abt von Sagan) im Südosten der Dorfflur zwischen<br />

Nr. 36 und der Metschlauer Grenze. An das Gut von Schutze (Schütze) er<strong>in</strong>nerten<br />

die drei Flurnamen des Niedervorwerks nach dem Vermessungsregister von 1831/36:<br />

18<br />

19<br />

20<br />

Die Urk. des Sprottauer Stadtarchivs sagt <strong>aus</strong>: 1424 Juli 30. Sprottau. He<strong>in</strong>rich, Herzog v. Schlesien, Herr v. Gr. Glogau-<br />

Freystadt, bek., daß er an die Stadt Sprottau verkauft hat 10 Mark jährl. und erbl. Z<strong>in</strong>ses auf se<strong>in</strong>en Z<strong>in</strong>sen, Pflegen und<br />

Geschossen <strong>in</strong> Langheynersdorff, nämlich auf der Kobilglofen Gut 4 Mk., auf der Serener Gut "ym polnischen Dorffe" 2 Mk.,<br />

auf der Nonnen Gute 3 Vierdung, auf dem Mitteldorfe 3 Vierdung, auf dem Waldenraden Gute 1/2 Mk., auf dem Gerichtsgute 1<br />

Mk. und auf der Mönche Gute (= Anteil des Saganer Stifts) 1 Mk., wiederkäufl. um 120 Mk., die ihm die Sprottauer Ratmannen<br />

<strong>aus</strong>gewirkt haben von Hermann Luk, der Pfarrer v. Weyssagk (Weißig) gewesen ist. Der herzogl. Hofrichter soll diese 10 Mk.<br />

Z<strong>in</strong>s jährl. an den Z<strong>in</strong>szahlungsterm<strong>in</strong>en (Mich., Walpurgis, Weihn.) e<strong>in</strong>ziehen und an die Stadt Sprottau abführen. Cod. dipl.<br />

Sil. 31 (1925), S. 26. Am 4. Febr. 1494 beglaubigte Caspar Braun, Hauptmann zu Sprottau, diese Urk. (S. 39). — Die<br />

Piastenherzöge besaßen auf den Bauerngütern Z<strong>in</strong>sen und Geschosse, die später (um 1600) von den Habsburgern an die<br />

Grundherren verkauft wurden. So bestätigte Kaiser Rudolf II. am 18. Dez. 1600 (Prag) dem Seifried v. Tader zu Guhrn das ihm<br />

<strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Auftrage verkaufte Obergericht nebst Jagd- und Auenrecht <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Gut Langhe<strong>in</strong>ersdorf, das Polssdorf genannt<br />

(Cod. dipl. Sil. 31, 1925, S. 6). — Am 2.6.1438 bestätigte Peter v. Sehren auf Walddorf und Eulau als Erbherr den Brüdern<br />

Hans und Niclas Maschke ihr Gut <strong>in</strong> Ober-Eulau (Mallmitzer Archiv Nr. 94; Sagan-Sprottauer Heimatbr. März 1954, S. 7).<br />

Cod. dipl. Sil. 24 (1908), S. 195. Inhalt der Urkunde vom 16. Mai 1511, <strong>aus</strong>gestellt zu Waltdorffch<strong>in</strong>n: Sigmund Serer, Erbherr<br />

zu "Heynerschdorff", gesessen zu Walddorf, bek., daß se<strong>in</strong> Untersasse Bartol Schutze zu He<strong>in</strong>ersdorf mit se<strong>in</strong>er Frau Kather<strong>in</strong>a<br />

wiederkäuflich verkauft hat e<strong>in</strong>en j. Z<strong>in</strong>s von 1/2 Mark auf se<strong>in</strong>er halben Hufe daselbst, gelegen zwischen den Gütern des Jocub<br />

Zcencker und des Abtes zu Sagan, auf der Seite nach Metschel zu, um 8 1/2 ung. Gulden an Balthasar Gl<strong>in</strong>tz, Altaristen zu<br />

Freystadt, für dessen Altar des hl. Kreuzes, zu zahlen an Quatember 6 Groschen. Die hier genannten Güter (Schutze, Zenker,<br />

Abt zu Sagan) lagen zw. Sanderei und der Metschlauer Grenze und kamen <strong>in</strong> den nächsten Jahrzehnten (vor 1620) zum<br />

Niedervorwerk. Das August<strong>in</strong>erstift Sagan hatte noch 1598 e<strong>in</strong>e Hufe von Nr. 22. Bei den Äckern des Niedervorwerks<br />

er<strong>in</strong>nerten die Flurnamen "Vordere Schützerei, Mittlere Schützerei, H<strong>in</strong>tere Schützerei" noch 1836 an das Gut von Schütze (vgl.<br />

Anm. 11).<br />

Vgl. Steller, Die Wittgendorfer Wasserburg (Sprottauer Tageblatt v. l., 8. u. 15. 6. 1941).<br />

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