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Zwei Dorfstudien aus Westschlesien - Familie Spiegel in Radeberg

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Langhe<strong>in</strong>ersdorf, Kreis Sprottau<br />

E<strong>in</strong>e Untersuchung der Dorfflur und grundherrlichen Anteile<br />

Als vor rund 200 Jahren (durch Kab<strong>in</strong>ettsordre vom 11.10.1741) die Kreisverfassung<br />

<strong>in</strong> Schlesien e<strong>in</strong>geführt wurde und <strong>in</strong> deren Durchführung die beiden Kreise Sprottau<br />

und Sagan entstanden, waren die größten Dörfer <strong>in</strong> diesen Kreisen die Dörfer Rückersdorf<br />

(Fürstentum Sagan) und Langhe<strong>in</strong>ersdorf (Fürstentum Glogau, Sprottauer Weichbild).<br />

Die Kreisreform von 1818/20 schlug Rückersdorf auch zum Kreise Sprottau.<br />

E<strong>in</strong> Vergleich dieser beiden großen Nachbargeme<strong>in</strong>den ergibt, daß Langhe<strong>in</strong>ersdorf<br />

noch etwas größer als Rückersdorf war. Im Jahre 1787 hatte Langhe<strong>in</strong>ersdorf 200 Feuerstellen<br />

mit 1091 E<strong>in</strong>wohnern, Rückersdorf (ohne Reußenfeldau) 175 Stellen mit 1043<br />

Seelen 1 . Die entsprechenden Zahlen für 1820 s<strong>in</strong>d: Langhe<strong>in</strong>ersdorf 218 Häuser mit<br />

1109 E<strong>in</strong>wohnern, Rückersdorf 196 Häuser mit 1044 E<strong>in</strong>wohnern 2 . Nach den Angaben<br />

von 1931 umfaßte die Gemarkung von Langhe<strong>in</strong>ersdorf 2618,8 ha (rund 10260 preußische<br />

Morgen), die von Rückersdorf e<strong>in</strong>schließlich des auf Rückersdorfer Flur gegründeten<br />

Dorfteils Reußenfeldau 2311,0 ha 3 .<br />

Wenn hier <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er ersten Studie e<strong>in</strong> Beitrag zur Geschichte dieser großen Geme<strong>in</strong>de<br />

Langhe<strong>in</strong>ersdorf gegeben werden soll, kann dies nur durch Beschränkung auf wenige<br />

Punkte erreicht werden. Durch Beigabe e<strong>in</strong>er Flurkarte, die mit Benutzung der Grundkarten<br />

von Ober-, Mittel- und Niederlanghe<strong>in</strong>ersdorf vom Jahre 1863 (im Katasteramt<br />

Sagan) entworfen wurde, war es im kle<strong>in</strong>en Rahmen möglich, die verschiedenen Gutsund<br />

Dorfanteile von Langhe<strong>in</strong>ersdorf anschaulich und e<strong>in</strong>igermaßen vollständig für die<br />

Zeit nach 1600 zu behandeln.<br />

Als Ausgangspunkt der Untersuchung wurde das friderizianische Kataster von 1743<br />

genommen, das e<strong>in</strong>en vollständigen Überblick der acht Anteile mit ihren Besitzern und<br />

Untertanen gibt und noch die Namen der Besitzer von 1722 nennt 4 . An Hand der<br />

Grundbücher des Amtsgerichtes Sprottau wurden die Besitzerfolgen und Schicksale<br />

aller vor 200 Jahren bestehenden 36 Bauerngüter von etwa 1765 bis zur Gegenwart<br />

bestimmt. Flurbuch und Mutterrolle und Grundkarten des Katasteramtes gaben die<br />

notwendige Ergänzung. Dann wurden die 11 Schöffenbücher von Langhe<strong>in</strong>ersdorf<br />

durchgearbeitet. Diese 11 wertvollen Bücher hatte der Langhe<strong>in</strong>ersdorfer Bauer Erich<br />

Schmidt (Pappelhof) um 1915 gesammelt und sie später dem Stadtarchiv Sprottau übergeben.<br />

Die Stadtverwaltung Sprottau hat die E<strong>in</strong>sichtnahme <strong>in</strong> großzügiger Weise gewährt<br />

und gefördert. Unterhaltungen mit Langhe<strong>in</strong>ersdorfer Besitzern (Bauer Bernhard<br />

Kluge und Bauer Erich Schmidt) gaben noch manche wertvollen H<strong>in</strong>weise.<br />

Bei jedem Dorfanteil werden die Besitzerfolgen der Bauerngüter <strong>in</strong> der Regel seit 1650,<br />

teilweise sogar seit 1579 gebracht. E<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>gehende Behandlung der Gärtner- und Häuslerstellen<br />

wurde zurückgestellt, um nicht von vornhere<strong>in</strong> <strong>in</strong> allzu viel Namen und Zahlen<br />

zu geraten. Um aber e<strong>in</strong>e Vorstellung der e<strong>in</strong>zelnen Dorfanteile zu gew<strong>in</strong>nen, werden<br />

bei jedem Anteil nach dem friderizianischen Kataster von 1743 die Namen aller Untertanen<br />

genannt.<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

Zimmermanns Beiträge, Bd. VII (Brieg 1787), S. 111; Bd. X (Brieg 1791), S. 457.<br />

Topograph.statist. Übersicht des Verwaltugsbezirks der Regierung zu Liegnitz (Liegnitz 1821), S. 97. — Nach dem Sprottauer<br />

Kreisblatt 1869 betrugen die Jahressteuern von Langhe<strong>in</strong>ersdorf: Gut 699 Rtl., Geme<strong>in</strong>de 2119 Rtl., zusammen 2818 Rtl.;<br />

dagegen von Rückersdorf mit Reußenfeldau: Gut 388 Rtl., Geme<strong>in</strong>de 2021 Rtl., zusammen 2409 Rtl. Die e<strong>in</strong>zelnen<br />

Langhe<strong>in</strong>ersdorfer Anteile versteuerten, abgerundet <strong>in</strong> Rtl.: Gut Nieder- u. Kirchvorwerk 345, zugehörige Geme<strong>in</strong>de 311, Gut<br />

Mittel- und Niederanteil 308, zugehörige Geme<strong>in</strong>de 444, Gut Obervorwerk 46, zugehörige Geme<strong>in</strong>de 262, königl. Anteil 196,<br />

Oberneudorf und Poppschützer Anteil 806 Rtl.<br />

Geme<strong>in</strong>delexikon f. d. Freistaat Preußen, auf Grund der Volkszählung v. 16.6.1925, Band VI, Prov. Niederschlesien (Berl<strong>in</strong><br />

1933), S. 107.<br />

Breslauer Staatsarchiv Rep. 201b Kat.-Archiv B (Herrschaft 1722), B 30 (Untertanen 1722), B 91 (1734/36), B 94 (1743), B 95<br />

u. 96 (1748). Hier wurde das Kataster von 1743 <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Ausfertigung des Sprottauer Stadtarchivs benutzt.<br />

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