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Zwei Dorfstudien aus Westschlesien - Familie Spiegel in Radeberg

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heißt "Walddorf". Der Name kam <strong>in</strong> gleicher Form oder <strong>in</strong> Zusammensetzungen (wie<br />

Dürrhartau) <strong>in</strong> Schlesien etwa 11 mal vor: Hartau, Kr. Glatz, Kr. Hirschberg, Kr.<br />

Sprottau, Kr. Waldenburg; Hartha, Kr. Lauban, Kr. Frankenste<strong>in</strong>; Harthau, Kr.<br />

Reichenbach; Dürr- und Grün-Hartau im Kr. Nimptsch, Grüssauisch und Städtisch<br />

Hartau im Kr. Landeshut. Als Wohnplatz von größeren Geme<strong>in</strong>den ersche<strong>in</strong>t Harte<br />

bzw. Hartau noch <strong>in</strong> den Kreisen Neumarkt, Bolkenha<strong>in</strong>, Neurode, Lauban und Löwenberg<br />

5 . Der Name ersche<strong>in</strong>t auch <strong>in</strong> vielen Gebirgsnamen: Harz, Hardt, Spessart (Spechtswald),<br />

Rothaar-Gebirge. Auch der derzeitige polnische Name für Hartau "Borow<strong>in</strong>a"<br />

hat die gleiche Bedeutung (slawisch: bor = Nadelwald).<br />

Die nördliche Dorfseite ist viel schmäler als die südliche. Daher mußten bei der Hufen-<br />

Abgrenzung die Ackerstreifen nach Langhe<strong>in</strong>ersdorf zu entsprechend breiter als auf der<br />

Seite nach Hirtendorf-Ebersdorf abgeteilt werden. Auf der südlichen Seite wirken die<br />

Ackerstreifen fast unnatürlich schmal. Bei e<strong>in</strong>er Breite von 100 m s<strong>in</strong>d die Felder e<strong>in</strong>es<br />

Gutes von der Dorfstraße bis an die Hirtendorfer-Ebersdorfer Grenze rund 2 km lang!<br />

Ursprünglich lag auf der Südseite ebenfalls e<strong>in</strong> Bauerngut neben dem anderen. Durch<br />

Aufteilungen, wobei die Hufenstreifen der Länge nach halbiert wurden, s<strong>in</strong>d ganz besonders<br />

schmale Streifen entstanden. An derartige frühere Aufteilungen er<strong>in</strong>nern z.B.<br />

die beiden Streifen zwischen Nr. 29 und 32 mit der Kennzeichnung "zu 37", "zu 8",<br />

die früher (vor 1580) e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>ziges Bauerngut bildeten. Aus dem alten Gehöft blieb dann<br />

e<strong>in</strong>e Mittelgärtnerstelle (Nr. 30) übrig. E<strong>in</strong>e zweite Aufteilung geht dar<strong>aus</strong> hervor, daß<br />

die Hufenstreifen zweier Güter dem früheren Z<strong>in</strong>santeil des Saganer August<strong>in</strong>erklosters<br />

angehörten. Dieser Anteil wurde <strong>in</strong> der Flurkarte gestrichelt hervorgehoben.<br />

Zu ihm gehörten seit m<strong>in</strong>destens 1580 die beiden Hufenstreifen "zu 14" und "zu 10".<br />

Als das 1 1 / 2 Hufen große Gut Nr. 14 am 16.7.1609 von Mart<strong>in</strong> Wentzel an Baltzer<br />

Großmann <strong>aus</strong> Langhe<strong>in</strong>ersdorf verkauft wurde, wird gesagt, daß die halbe Hufe auf<br />

der anderen Seite des Dorfes nach Hirtendorf grenzte und "untterm Stifft Sagann gelegen"<br />

war (1207).<br />

Das Gut Nr. 10 bestand <strong>aus</strong> drei Teilen von je 1 / 2 Hufe. Es umfaßte auf der Nordseite<br />

das "Wohn-Erbe", dann die halbe Hufe im Oberdorfe (<strong>in</strong> späteren Kaufbriefen das<br />

"Obergehöge" genannt) und schließlich auf derselben Seite "das Münchs-Erbe". Diese<br />

Bezeichnung "Mönchs-Erbe" = "Acker der Saganer Mönche" f<strong>in</strong>det sich im ersten<br />

Kaufbriefe von 1599, als Christoph Stiller das Gut an se<strong>in</strong>en Sohn George Stiller verkaufte<br />

(I 269), kommt aber <strong>in</strong> den späteren Kaufbriefen dieses Gutes immer wieder vor.<br />

Die daneben liegende halbe Hufe des Gutes Nr. 9 wurde 1586 der Lage nach gekennzeichnet<br />

"zwischen Hans Grußmahn (= Nr. 27) und Christoff Stillers Monchserbe"<br />

(I 44). Aus der Tatsache, daß diese Z<strong>in</strong>santeile des Saganer August<strong>in</strong>er-Klosters nebene<strong>in</strong>ander<br />

liegen, muß man schließen, daß beide Ackerstreifen ursprünglich (m<strong>in</strong>destens<br />

vor 1488) zu e<strong>in</strong>em Gute gehörten. Das Saganer August<strong>in</strong>er-Kloster erwarb diesen<br />

Z<strong>in</strong>s im Jahre 1347. Er betrug damals jährlich 1 Mark und wurde von dem Sprottauer<br />

Fleischer Cune dem Kloster überlassen 6 . Nach dem Z<strong>in</strong>sregister des Abtes Ludolf vom<br />

Jahre 1417 erhielt das August<strong>in</strong>erstift Sagan von 2 bäuerlichen Besitzern <strong>in</strong> "Harta"<br />

1 Mark 12 Groschen (= 1 1 / 4 Mark) 7 . Im 17. Jahrhundert dürfte der Z<strong>in</strong>s an die Hartauer<br />

Grundherrschaft gekommen se<strong>in</strong>, die ihn m<strong>in</strong>destens seit 1722 besaß.<br />

Von den 7 Bauerngütern, die abseits vom Wohngut e<strong>in</strong>en Hufenstreifen besaßen, gehörten<br />

5 der Nordseite an. Das ist ke<strong>in</strong> Zufall. Waldflächen kommen nur auf der Südseite<br />

vor, so daß für die Güter der Nordseite der Landbesitz auf der südlichen Dorfseite e<strong>in</strong>e<br />

wertvolle wirtschaftliche Ergänzung darstellte. Es wäre daher nicht ganz unwahrsche<strong>in</strong>lich,<br />

daß e<strong>in</strong>zelne derartige getrennte Ackerstreifen schon bei der Aussteckung der<br />

Dorfflur um 1250 vorgesehen wurden 8 .<br />

5<br />

6<br />

7<br />

8<br />

Geme<strong>in</strong>delexikon f. d. Kgr. Preußen, Band VI, Prov. Schlesien, hgg. vom kgl. Statist. Bureau, Berl<strong>in</strong> 1887.<br />

Arthur He<strong>in</strong>rich, Gesch. d. Fürstentums Sagan (1911), S. 29.<br />

Arthur He<strong>in</strong>rich, Das Stift der reg. August<strong>in</strong>er-Chorherren zu Sagan ... (Programm des Saganer Gymnasiums Sagan 1881, S.<br />

17).<br />

Das Weidner-Gut Nr. 6 besaß se<strong>in</strong>en 9 Ruten großen Ackerstreifen auf der Südseite bereits im Jahre 1488. Es grenzte schon<br />

damals an den halben Hufenstreifen von Nr. 14.<br />

8

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