Zwei Dorfstudien aus Westschlesien - Familie Spiegel in Radeberg
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Wir lassen nun die Schulchronik 49 sprechen. "Der Unterricht <strong>in</strong> der Schule zu Hartau<br />
ist bis zum Jahre 1766 <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em gemieteten H<strong>aus</strong>e zuerst von e<strong>in</strong>em gewissen Kretschmer<br />
und nach dessen Abgange von dem Lehrer Hetscher erteilt worden. 1766 wurde Johann<br />
Gottfried Schneider <strong>aus</strong> Neu-Ölse von der Grundherrschaft, dem Herrn Grafen von<br />
Stosch, zum Lehrer angenommen und ihm das katholische Schulh<strong>aus</strong> zur Bewohnung<br />
und dar<strong>in</strong> Schule zu halten (weil ke<strong>in</strong> katholischer Schullehrer und auch ke<strong>in</strong> katholischer<br />
E<strong>in</strong>wohner allhier bef<strong>in</strong>dlich, gegen 2 Rtl. Miete an die Kirche) e<strong>in</strong>geräumt, wo er das<br />
Morgen-, Mittag- und Abend-Läuten zu besorgen und davor den dabei bef<strong>in</strong>dlichen<br />
Garten nebst dem dar<strong>in</strong> zuwachsenden Obste zu genießen hatte. Als im Jahre 1775 der<br />
Lehrer Schneider starb, wurde Jeremias Lorenz von der Gräf<strong>in</strong> von Stosch hierher berufen<br />
und das katholische Schulh<strong>aus</strong> wurde ihm gegen 9 Rtlr. Miete zum 'Schulehalten'<br />
angewiesen."<br />
Das katholische Schulh<strong>aus</strong> wurde 1818 endgültig von der evangelischen Geme<strong>in</strong>de um<br />
250 Rtl. vom Kapitel-Vicariatsamt erworben. Der entsprechende Kaufvertrag wurde am<br />
18. November 1818 zwischen dem Pfarrer Kettner und der Geme<strong>in</strong>de mit Genehmigung<br />
des Grafen Stosch vollzogen. Daraufh<strong>in</strong> wurde das Gebäude 1820 im Innern erneuert<br />
und um e<strong>in</strong> neues Wirtschaftsgebäude für Holz- und Kuhstall vermehrt. Beim Lehrerwechsel<br />
1836 wurde die Wohnstube mit neuen Fenstern und mit neuer Lehmdecke versehen,<br />
<strong>in</strong> der Schulstube e<strong>in</strong> neuer Ofen gesetzt, e<strong>in</strong>e neue Treppe angelegt, der Getreideboden<br />
gedielt usw. Vermutlich war das H<strong>aus</strong> für die große K<strong>in</strong>derzahl (um 100 K<strong>in</strong>der,<br />
sie betrug noch 1886 93, aber 1926 waren nur noch 38 K<strong>in</strong>der) zu kle<strong>in</strong>. Deshalb wurde<br />
1842 e<strong>in</strong> massives Gebäude wenige Schritte östlich des alten Schulh<strong>aus</strong>es gebaut (noch<br />
1945 das Hartauer Schulh<strong>aus</strong>). Das alte Schulh<strong>aus</strong> wurde am 20.1.1843 von der evangelischen<br />
Geme<strong>in</strong>de an den Rückersdorfer Bauernsohn Samuel Großmann um 361 Rtl.<br />
verkauft. Der letzte Besitzer dieses früheren katholischen Schulh<strong>aus</strong>es (mit Grundbuch-<br />
Nr. 69) war seit 1940 Zimmermann He<strong>in</strong>rich Kirchner nebst Frau.<br />
Unter den Hartauer Lehrern haben zwei länger als 40 Jahre den Unterricht <strong>in</strong> Hartau<br />
erteilt. Der oben genannte Jeremias Lorenz blieb 45 Jahre im Dienst. Wegen Unbrauchbarkeit<br />
se<strong>in</strong>es Gehörs und Lähmung der l<strong>in</strong>ken Seite durch Schlaganfall mußte er sich<br />
1820 pensionieren lassen. Se<strong>in</strong>e Nachfolger waren Karl Friedrich Valent<strong>in</strong>, gebürtig<br />
<strong>aus</strong> Ste<strong>in</strong>sdorf bei Haynau, bisher Schulhelfer <strong>in</strong> Rückersdorf, von 1820 bis 1831, dann<br />
von 1831-36 August Hischer <strong>aus</strong> Petersdorf beim Zobten. Am 24. Juni 1836 zog <strong>in</strong>s<br />
Hartauer Schulamt der Lehrer He<strong>in</strong>rich Bierwage, e<strong>in</strong> gebürtiger Saganer, e<strong>in</strong>. Nach<br />
50jähriger Tätigkeit trat er am 30. Juni 1886 <strong>in</strong> den Ruhestand, nachdem er 6 Tage<br />
vorher se<strong>in</strong> 50jähriges Amtsjubiläum <strong>in</strong> Hartau gefeiert hatte. Von se<strong>in</strong>en Nachfolgern<br />
konnte der Lehrer Richard Jentsch 1926 se<strong>in</strong> 20jähriges Hartauer Dienstjubiläum feiern!<br />
Die Nachfolger des Lehrers Bierwage sollen kurz mit den Amtsjahren zusammengestellt<br />
werden: Paul He<strong>in</strong>rich Waschipki 1886-1893, Ernst Neufert (vorher Langhe<strong>in</strong>ersdorf,<br />
nachher Kortnitz) 1893-1906, Richard Jentsch (vorher Nieder-Zauche, nachher Cunzendorf)<br />
1906-1926, Erich Ruwe 1926-1943.<br />
11. Die Kirche<br />
Am Schlusse dieser Untersuchung betrachten wir kurz die Geschichte der Hartauer<br />
Kirche. Die Geschehnisse der Gegenreformation hatten vor rund 300 Jahren das Kirchengebäude<br />
der re<strong>in</strong> evangelischen Geme<strong>in</strong>de entfremdet, und so ist es schließlich<br />
49<br />
Die Hartauer Schulchronik ist für die Zeit vor 1870 sehr unvollständig und lückenhaft. Die 1944 vorhandene Chronik wurde<br />
erst 1887 niedergeschrieben, vermutlich mit Benutzung älterer Unterlagen.<br />
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