Zwei Dorfstudien aus Westschlesien - Familie Spiegel in Radeberg
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dadurch bemerkenswert, daß die Langhe<strong>in</strong>ersdorfer Flur sich hier auf 100 m Entfernung<br />
dem Metschlauer Schloßvorwerk nähert. Auch die Metschlauer Kirche liegt nur 600 m<br />
von der Langhe<strong>in</strong>ersdorfer Grenze entfernt. Die beiden slawischen Siedlungen und Güter,<br />
die die Keimzellen von Langhe<strong>in</strong>ersdorf und Metschlau bildeten, lagen eben ganz dicht<br />
benachbart. Während sich Metschlau als Waldhufendorf nach Süden entwickelte, wurde<br />
Langhe<strong>in</strong>ersdorf nach Westen zu <strong>in</strong> den Wald gerodet.<br />
Die Namen der Vorwerke<br />
Die Bezeichnungen "Ober-" und "Nieder-" s<strong>in</strong>d sehr relativ. Von der e<strong>in</strong>en Seite wird<br />
e<strong>in</strong> Gut als Obergut, von der anderen Seite als Niedergut bezeichnet. Dafür geben die<br />
Langhe<strong>in</strong>ersdorfer Schöffenbücher die besten Beispiele. Das Warkotschvorwerk (dieser<br />
Name war im Dorfe noch üblich, er wurde deshalb <strong>in</strong> die Flurkarte übernommen) heißt<br />
<strong>in</strong> den Grundkarten des Katasteramtes "das Niedervorwerk". Im Schöffenbuch des<br />
Mitteldorfes 1675/1777 wird es aber als das "Obervorwerk" bezeichnet. Danach verkaufte<br />
der W<strong>in</strong>dmüller Gottlieb Jacob se<strong>in</strong>e von der Grundherrschaft erkaufte W<strong>in</strong>dmühle<br />
nebst Mühlenh<strong>aus</strong> auf dem Obervorwerk <strong>in</strong> Mittel-Langhe<strong>in</strong>ersdorf am 5.4.1726 an<br />
den W<strong>in</strong>dmüller Gottlieb Rudolph von Neu-Tschau. Nach dem Schöffenbuch des<br />
Warkotsch-Anteiles kaufte am 29.2.1760 der Müller Andreas Schr<strong>in</strong>ner, gebürtig von<br />
Zauche, von der Herrschaft die W<strong>in</strong>dmühle auf dem herrschaftlichen Niedervorwerk<br />
nebst Mühlenh<strong>aus</strong>. Aber am 20.4.1770 verkauften die Daniel Schr<strong>in</strong>nerschen Gläubiger<br />
dessen h<strong>in</strong>terlassene und auf dem Obervorwerk <strong>in</strong> Mittel-Langhe<strong>in</strong>ersdorf gelegene<br />
W<strong>in</strong>dmühle mit Mühlenh<strong>aus</strong> an Gottfried Schr<strong>in</strong>ner. Aus den Grundz<strong>in</strong>sen ergibt sich,<br />
daß es sich um e<strong>in</strong> und dieselbe Mühle handelt.<br />
Das Kirchvorwerk, das etwas oberhalb des Niedervorwerkes (oder Schloßvorwerkes<br />
Nieder-Langhe<strong>in</strong>ersdorf) lag, wurde im Schöffenbuch des polnischen Dorfes 1690 das<br />
Obervorwerk der Frau von Lüttwitz genannt. Das zu diesem Obervorwerk gehörige<br />
Bauerngut Nr. 19, e<strong>in</strong>e halbe Hufe groß, zählte noch 1743 zum Kirchvorwerk. Aber<br />
schon 1687/88 erhielt der Langhe<strong>in</strong>ersdorfer Schulmeister Melchior Wittich u.a. "a<br />
praedio (= Gut), Kirchvorwerck dicto", 3 Garben Roggen und ebensoviel Hafer 9 .<br />
Das "Obervorwerk" zwischen den Gütern Nr. 12 und 13 hat dann seit 1743 diesen<br />
Namen beibehalten. Man muß sich bei diesem Namenswechsel immer vergegenwärtigen,<br />
daß das letztgenannte "Obervorwerk" erst jüngerer Entstehung ist. Es war schon 1677<br />
vorhanden, aber 1650 war hier noch e<strong>in</strong> Bauerngut des George Cunrad. Bis dah<strong>in</strong> stand<br />
also der Name "Obervorwerk" für die anderen Vorwerke noch zur Verfügung.<br />
Ebenso wechselten die Namen für die anderen Rittergüter. Das Niedervorwerk wird im<br />
Schöffenbuch des polnischen Dorfes schon 1662 als "Niederforwerg" bezeichnet. Es<br />
heißt auch nach 1743 so, doch nimmt es dann den Namen "Schloßvorwerk" an, weil<br />
hier die Herrn von Lüttwitze wohnten. Das hier so genannte Mittelvorwerk führte seit<br />
1743 immer den Namen "Schloßvorwerk". Die Grundkarte von Mittellanghe<strong>in</strong>ersdorf<br />
vom Jahre 1863 nennt es auch Schloßvorwerk und bezeichnet nur den östlichen Teil<br />
dieses Rittergutes als "Mittelvorwerk" <strong>in</strong> Anlehnung daran, daß dieses große Vorwerk<br />
<strong>aus</strong> 2 ursprünglich getrennten Vorwerken entstanden ist.<br />
Diese Betrachtung über die verschiedenen Vorwerksbezeichnungen mag manchem Leser<br />
müßig ersche<strong>in</strong>en. Sie ist aber notwendig, wenn man sich bei e<strong>in</strong>er Flurkarte für e<strong>in</strong>e<br />
Bezeichnung entscheiden muß. Es muß jedenfalls begründet werden, warum z.B. nicht<br />
die Bezeichnungen des Grundbuchs und der Grundkarten des Katasteramtes übernommen<br />
wurden. Beide kennen z.B. nicht den Namen "Warkotsch-Vorwerk", der hier<br />
übernommen wurde, weil er noch 1945 im Dorfe üblich war und daran er<strong>in</strong>nert, daß dieses<br />
Vorwerk fast e<strong>in</strong> Jahrhundert im Besitz der <strong>Familie</strong> v. Warkotsch war.<br />
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Josef Jungnitz, Visitationsberichte der Diözese Breslau, Band III, Archidiakonat Glogau (Breslau 1907), S. 456.<br />
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