Palandt Bürgerliches Gesetzbuch (BGB)
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<strong>Palandt</strong>, <strong>BGB</strong> (Kuko 7)<br />
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Revision, 19.03.2008<br />
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Druckerei C. H . Beck<br />
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Medien mit Zukunft<br />
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Unterhaltsrecht ab 1. 1. 2008 § 1609<br />
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c) § 1609 Nr 3: Den 3. Rang behaupten Ehegatten und geschiedene Ehegatten, die nicht von der<br />
vorangehden Rangklasse erfasst werden, weil sie keine Kinder zu betreuen u auch keine Ehe von langer Dauer<br />
hinter sich haben, sond ihren Anspr allein gem §§ 1361, 1571–1576 auf Trenng, Krankh- od Alter bzw Billigk<br />
stützen können (zum Problem der Verfassgswidrigk insbes im Verh zur nichtehel Mutter vgl Schwab FamRZ 05,<br />
1422 f). Zu beachten ist, dass geschiedene Eheg auf den 3. Rang ohnehin nur mit dch die Neufassg auch der<br />
§§ 1569 ff ggü früheren Vorstellgen erhebl abgewerteten Anspr gelangen u der geschiedene Eheg auf dieser Stufe<br />
dch die neue Gleichrangigk obendrein den relativen Vorrang ggü dem § 1582 aF eingebüßt hat. Zu Anspr wg<br />
Versorgg behinderter vollj Kinder Rn 12. Zum LPartG: Rn 32.<br />
d) § 1609 Nr 4: Vorrangig auf Rang 1 stehen minderj u die privilegiert vollj Kinder (Rn 12). Auf Stufe 4<br />
werden die UnterhAnspr von Kindern befriedigt, die nicht unter die Nr 1 fallen. Das sind minderj verheiratete<br />
Kinder u (soweit sie nicht nach § 1603 II 2 privilegiert sind) volljährige Kinder, näml in Berufsausbildg od<br />
Studium; erwerbsfäh Kinder ohne Beschäftigg sowie schließl wg einer Behinderg erwerbsunfäh eingeschränkt<br />
erwerbsfäh Kinder (so bereits zum früheren Recht BGH FamRZ 87, 472). Vollj Kindern soll es idR eher zumutb<br />
sein, für den eig Lebensbedarf zu sorgen, so dass sie dem GesetzG weniger schutzbedürft erscheinen als die<br />
ihnen ggü vorrang Gruppen (BT-Drs 16/1830 S 25), obwohl diese ratio legis zumind auf viele Behinderte offensichtl<br />
nicht zutrifft. Ob die Einstufg in den Rang 4 auch den ökonom u soz-politischen Erwartgen an Bildg u<br />
Ausbildg sowie Chancengleichh wirkl Rechng tragen, erscheint eher zweifelh, spielt jedoch im Augenblick keine<br />
Rolle, weil die Probleme von in Lehre u Studium befindl Vollj eher arbeits- u sozrechtl, näml dch Zahlg von<br />
Ausbildgsvergütg u BaföG, gelöst werden (Willutzki FPR 05, 507; Menne FF 06, 221 f; Kemper FuR 07, 53).<br />
Unterhaltsrechtl spielt der Rang in diesen Fällen daher fast nur eine Rolle beim Regress des SozLeistgsträgers gg<br />
die Elt (Einf 58 v § 1601), für den der 4. Rang dann in der Tat ebso ausreicht wie beim Sozialhilferegress.<br />
e) § 1609 Nr 5: Enkelkinder und deren Abkömmlinge, näml Urenkel, Ururenkel usw (vgl § 1601<br />
Rn 2), haben im GgS zu Kindern u Enkeln gleichen Rang.<br />
f) § 1609 Nr 6: Eltern (vgl § 1601 Rn 5 ff; Kblz NJW-RR 07, 729). Statt zus mit den weiteren Verwandten<br />
der aufsteigden Linie genannt zu werden, haben die Elt einen eig Rang zugewiesen bekommen.<br />
g) § 1609 Nr 7: Großeltern, Urgroßeltern usw als weitere Verwandte der aufsteigenden Linie (§§ 1589<br />
Rn 1, 1601 Rn 2), wobei – and als in absteigder Linie (Rn 21) – jew die näheren den entfernteren Verwandten<br />
im Rang vorgehen. Untereinand konkurrieren Verwandte gleicher Abstammgsstufe gleichrang. Die Anspr zB<br />
mehrerer GroßEltTeile werden also anteil befriedigt.<br />
6) Einzelprobleme der Rangordnung (Soyka FamRZ 07, 1365; Reinken FPR 08, 10 ff mit BerechngsBspen).<br />
a) Die Anwendg der Rangordng setzt den Mangelfall voraus (Rn 3). Um die Rangregelg anzuwenden, bedarf<br />
es desh grdsl der Feststellg, dass die zu UnterhZwecken zur Verfügg stehden finanziellen Mittel nicht ausreichen,<br />
um unter Wahrg des Selbstbehalts die UnterhAnspr sämtl Unterhberecht zu befriedigen. Mit der Schaffg des<br />
absoluten Vorrangs minderj Kinder u privilegierter vollj Kinder hat das UÄndG die vorher Aufstellg eines<br />
Status von Einkünften u UnterhBerecht überflüss gemacht. Reicht die Leistgsfähigk des UnterhSchu schon nicht<br />
aus, um sämtl erstrang Berecht zu befriedigen, brauchen die Anspr der nachrang Berecht gar nicht erst geprüft zu<br />
werden.<br />
b) Rangpriorität des auf den vollen, ungekürzten Bedarf gerichteten Unterhaltsanspruchs. Rangordng<br />
bedeutet grdsätzl, dass die UnterhAnspr mehrerer Berecht in der Weise ggeinander abgeschichtet werden,<br />
dass ein nachrang Berecht erst zum Zuge kommt, wenn ein vorrang Berecht jew mit seinem vollen, ungekürzten<br />
Bedarf befriedigt worden ist u danach noch ein verteilgsfäh Einkommen verbleibt (vgl BGH FamRZ 80, 555;<br />
85, 357; 88, 705; Borth Rn 259; Born NJW 08, 2; Schürmann FamRZ 08, 320 f). Umstr ist, ob das auch im<br />
Verh des Unterh minderj unverheirateter Kinder zum nachehel Unterh von EltTeilen wg KiBetreuung, also<br />
insbes im Verh von § 1609 Nr 1 u 2 nF, gilt. Der BGH hatte auf der Grdlage von § 1609 II 1 aF, wonach auch<br />
geschiedene Eheg u minderj Kinder des UnterhPfl gleichrangig unterhberecht waren, sich aber unterschiedl<br />
hohen Selbstbehalten des UnterhSchu ggüsahen, eine zweistufige Mangelfallberechng vorgenommen (BGH<br />
NJW 06, 1654). Aber diese RLage ist nicht mehr vorhanden. Jetzt stehen sich Kinder u Ehegatten des UnterhSchu<br />
rangfremd ggü, wodch auch die Selbstbehalte keinerlei Bezug mehr zueinand haben. Trotzdem wird<br />
daran gedacht, dem Kind jedenfalls etwas von seiner Vorrangigk wieder wegzunehmen. Schon die Gesetzesmaterialien<br />
sind widersprüchl (so bereits Schwab FamRZ 05, 1423 f): einerseits soll der KiUnterh „absoluten Vorrang“<br />
vor allen and UnterhAnspr haben, andseits empfiehlt der RegEntw der Rspr, auch auf der Basis der neuen<br />
Rangordng in Mangelfällen insbes im Verh vorrangiger Kinder zum nachrangig berecht betreuenden EltTeil „zu<br />
gerechten Ergebn“ zu gelangen (BT-Drs 16/1830 S 23 u 24). Unter Berufg darauf ist im Schrifttum versucht<br />
worden, die eindeut Rangordng von § 1609 nF aufzuweichen: dch Beschränkg des Vorrangs des Kindes auf den<br />
MindUnterh (Gerhardt u Gutdeutsch FamRZ 07, 78 u 79; Reinken FPR 08, 11), dch Herabstufg des vorrangigen<br />
Kindes ggf bis in die niedrigste Einkommensgruppe (Gerhardt FuR 05, 538; Scholz FamRZ 07, 2028 f;<br />
Klinkhammer FF 07, 13) od dch Beteiligg der nachrangig berecht Mutter an den eigtl dem Kind zustehden<br />
Mitteln mit Hilfe des Bedarfskontrollbetrags der Düss Tabelle (Klinkhammer FamRZ 08, 197 f). Doch die Düss<br />
Tabelle darf keine eig Normen setzen, sond kann immer nur an gesetzl Vorgaben anknüpfen (Klinkhammer<br />
FamRZ 08, 194). Der GesetzG hat es in der Hand gehabt u auch weiterhin in der Hand, wenn er es denn wirkl<br />
will, den Vorrang des minderj Kindes auf die eine od and Weise einzuschränken. Solange er davon aber keinen<br />
Gebrauch macht, sond es in vollem Bewußtsein des Problems bei der Verwendg des allg Ausdrucks „Unterh“<br />
belässt, gilt der Gesetzestext u somit hier die strenge Wortbedeutg (wie hier auch Borth FamRZ 06, 817;<br />
Schwab FamRZ 07, 1057; Kemper FuR 07, 50 u 53; Born NJW 08, 2 f; Schürmann FamRZ 08, 321, alle mit<br />
weiteren Arg). Es wäre rechtsstaatl wenig überzeugd u auch nicht Zweck der sog historischen Auslegg, eine vom<br />
GesetzG eindeut angeordnete Rangordng dch eine and Verteilg der Unterhmittel wieder in Frage zu stellen,<br />
zumal dafür jegl Maßst fehlt (Borth FamRZ 06, 817 f) u es auch anderen Zielsetzgen des UÄndG zuwiderliefe<br />
od neue gravierende Nachteile mit sich brächte, näml die Lage der häufig auf SozHilfe angewiesenen Kinder<br />
nicht besserte, noch die Praxis endl von den hochkomplizierten Mangelfallberechngen befreite (BT-Drs<br />
16/1830, S 2, 12 u 14), wie es schließl auch zu belastenden Verzögergen der rechtskräft Titulierg des KiUnterh<br />
führen würde (Vossenkämper FamRZ 08, 210 mit weiteren Arg). Denn nur nur bei Befriedigg ihres jew ganzen<br />
Bedarfs wird es für minderj Kinder keine Mangelfallberechngen mehr geben.<br />
c) Steuervorteile.<br />
aa) Konkurrenz von ehelicher und nichtehelicher Kindesbetreuung auf Rang 2. In der Kritik am<br />
UÄndG ist vor allem die Befürchtg geäußert worden, dass die dch ihren absoluten Vorrang gesicherte Befriedigg<br />
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