Palandt Bürgerliches Gesetzbuch (BGB)
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<strong>Palandt</strong>, <strong>BGB</strong> (Kuko 7)<br />
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Revision, 19.03.2008<br />
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Druckerei C. H . Beck<br />
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Medien mit Zukunft<br />
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Diederichsen<br />
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alten BLändern dchschnittl um 35%, in den neuen BLändern sogar um 50 % unter dem steuerl anerkannten<br />
Existenzminimum lagen (so der BR in BT-Drs 13/7338 S 56). Bei einer Anpassg fürchtete man für die Akzeptanz<br />
des damals ebenfalls neuen Vereinfachten Verf sowie vor allem die zusätzl Belastg der Haush von Bund u<br />
Ländern dch die dann notw Erhöhg der Leistgen nach dem UVG (BT-Drs 13/9596 S 36 ff; Einf 44 v § 1601).<br />
Als Kompromiss wurde daraufhin der in einer VO festgesetzte u in regelmäß Abständen angepasste „Regelbetrag“<br />
eingeführt, mit dem zugleich deutl gemacht werden sollte, dass mit ihm nicht das Existenzminimum iS<br />
eines MindUnterh gemeint war (vgl dazu MüKo/Born 4). Bei dieser Auffassg ist die Rspr selbst dann geblieben,<br />
nachdem dch Änderg von § 1612 b V aF gesetzl feststand, dass KiGeld solange nicht angerechnet werden sollte,<br />
wie der UnterhPfl außerstande sei, Unterh iHv 135% des Regelbetrags der RegelVO zu leisten (BGH FamRZ<br />
02, 536 u NJW 03, 3122; aA Luthin u Wohlgemuth FamRZ 01, 336 u 744). Dergleichen Unklarh im Verh von<br />
Unterh-, Sozial- u SteuerR haben schließl das BVerfG (NJW 03, 2733) dazu veranlasst, den GesetzG aufzufordern,<br />
eine dem rechtsstaatl Prinzip der Normenklarh genügde Regelg zu schaffen.<br />
b) Übersicht über die Neuregelung. Mit der Neufassg der Vorschr des § 1612 a hat das UÄndG zur Vereinfachg<br />
der Rechtsanwendg die gesetzl Konzeption des KiUnterh auf eine neue Grdlage gestellt u dadch<br />
wesentl Vereinfachgen erreicht. Zunächst einmal wurde die Kombination von „Regelbetrag“ (als Bedarf) u „Unterh“<br />
(§ 1612 a I u IV aF) aufgegeben. An die Stelle dieser Doppelbegrifflichk ist in § 1612 a I der Mindestunterhalt<br />
des Kindes getreten, der dch Vereinheitlichg der Beträge und die Verklammerg mit dem Existenzminimum,<br />
dem steuerl Freibetrag u dem KiGeld jedenfalls in diesem Bereich für die begriffl Kompatibilität der<br />
Begriffe im Unterh-, Steuer- u SozialR sorgt. Dadch erübrigte sich die schwierig zu handhabende Anrechngs-<br />
Vorschr des § 1612 b V aF u entfiel die bisherige Mindestbedarfsproblematik. Zudem werden dch Beibehaltg der<br />
bewährten begriffl Dynamik Abändergsklagen wg Erreichen einer höheren Altersstufe vermieden. Schließlich<br />
dürfte mit dem neuen Recht dch Koppelg der Kongruenz von KiAnspr u Verpfl des UnterhSchu einerseits u der<br />
steuerl Verschong des existenznotw UnterhBedarfs des Kindes auf Seiten des UnterhSchu andseits eine größere<br />
Realitätsnähe des KiUnterhR erreicht werden. Denn zum einen sollte der UnterhSchu dch den KiFreibetrag<br />
regelmäß imstande sein, seinem Kind den MindUnterh zu leisten (Born NJW 08, 4). Zum andern steht aber<br />
auch der MindUnterh unter dem Vorbehalt der Leistgsfähigk, weil über den Selbstbehalt gewährleistet wird, dass<br />
dem UnterhPfl das eig Existenzminimum verbleibt (BT-Drs 16/1830 S 26 ff; Weinreich/Klein Rn 3). Die Reform<br />
führte schließl dazu, dass der MindUnterh in den alten u neuen BLändern früher als erwartet vereinheitlicht<br />
wurde. Denn da das steuerl sächl Existenzminimum für das gesamte BGebiet gleich hoch angesetzt werden<br />
muss, wurde mit der Verknüpfg von MindUnterh u KiFreibetrag auch – was sich in der Aufhebg von § 1612 a<br />
III 1, IV u V aF niedergeschlagen hat – die Regelbetrag-VO überflüss, einschließl der Unterschiede in den Regelbeträgen-Ost<br />
u -West (BT-Dr 16/1830 S.45). – Die II u III enthalten bloße Rechenmodalitäten.<br />
2) Struktur des Minderjährigenbarunterhalts und seine Geltendmachung.1612a<br />
a) Individualunterhalt und typisierter Tabellenunterhalt. Die Vorschr des § 1612 a nF beziehen sich<br />
ausschließl auf Anspr minderj Kinder auf Barunterhalt. Gesetzl kommt dies darin zum Ausdr, dass der Tatbestand<br />
von I 1 seinen Anwendgsbereich beschränkt auf den Unterh von einem Elternteil, mit dem das Kind<br />
nicht in einem Haushalt lebt. Ein solcher EltTeil ist (im Ggschluss zu § 1606 III 2) automatisch barunterhaltspflichtig;<br />
da es dem GesetzG nur auf eine and Formulierg für die BarUnterhPfl ankam, spielt es keine<br />
Rolle, wo das Kind tats lebt (beim and EltTeil, bei den GroßElt, bei PflegeElt od in einem Internat). Der Anspr<br />
wird auch dann nicht beeinträchtigt, wenn sich das Kind etwa iR der Umgangsberechtigg od aus sonst Grden<br />
selbst längere Zeit bei dem barunterhaltspfl EltTeil aufhält. – Ferner handelt es sich bei I 1 (im Ggsatz etwa zum<br />
Anspr des § 1360 S 1 auf „FamUnterh“) um einen Anspr auf Individualunterhalt. Die AnsprGrdlage dafür<br />
enthalten die §§ 1601, 1602, 1603 iVm § 1610. Nach § 1610 I hat das Kind Anspr auf angemessenen Unterhalt.<br />
Der BarUnterh des minderj Kindes richtet sich dabei nach dem Einkommen des barunterhaltspfl EltTeils, bei<br />
BarUnterhPfl beider Elt nach dem Einkommen beider Elt (§ 1610 Rn 3). Mit steigendem Einkommen erhöht<br />
sich also auch der BarUnterhAnspr des Kindes. – Dem trägt die Düsseldorfer Tabelle (vgl Einf zu S 18 dieses<br />
Nachtrags) dadch Rechng, dass sie das monatl Nettoeinkommen des BarUnterhaltsPfl bis 5101 Euro in zehn<br />
typisierende Einkommensgruppen unterteilt u jeder Gruppe bestimmte, nach Altersstufen differenzierende Bedarfsbeträge<br />
zuordnet. Bei Einkommen oberhalb von 5101 Euro ist der Bedarf nicht mehr von der Tabelle<br />
betragsmäß vorgegeben, sond richtet sich nach den Umst des EinzFalles. Die UnterhPart können aber auch hier<br />
den Unterh nach der höchsten Gruppe bemessen u ggf einen Zuschlag vereinbaren (Klinkhammer FamRZ 08,<br />
196). – Das Ausgangseinkommen, mit dem die Tabelle beginnt, fängt bei einem Betrag „bis 1500 Euro“ an. Der<br />
einem solchen Einkommen zugeordnete BedarfsS ist für ein Kind der jew Altersstufe Mindestunterhalt, dh er<br />
ist so bemessen, dass er das Existenzminimum des Kindes gewährleistet. Das Gesetz behandelt das Kind iSv<br />
§ 1602 als in dieser Höhe bedürftig u umgek den barunterhaltspfl EltTeil iSv § 1603 II zus mit dem KiGeld als in<br />
diesem Umfang auch leistungsfähig. – Die Vorschrift des § 1612 a regelt den Inhalt der BarUnterhAnspr u lässt<br />
erkennen, auf welche Weise (wie bei einer Bestimmg ledigl dch einen ProzentS des MindUnterh erfdl) die<br />
Konkretisierg des Anspr zu einem bestimmten Geldbetrag erfolgt. Danach kann das Kind seinen Unterhalt als<br />
ProzentS des jew MindUnterh geltd machen u sich dadch den Weg zu einer automatischen Anpassg des Titels<br />
bei Erreichen der jew nächsten Altersstufe od bei einer Änderg des Existenzminimums öffnen (Rn 8). Dch die<br />
Verwendg der MöglichkForm „kann“ lässt das Gesetz jedoch erkennen, dass es auch mögl sein soll, Unterh als<br />
festen monatl Betrag zu verlangen (Rn 7).<br />
b) Formen der Geltendmachung. Dem unterhberecht Kind stehen für die Gestaltg seiner UnterhRente<br />
mehrere Möglichk zur Vfg:<br />
aa) Statischer Unterhalt. Das Kind darf seinen Unterh statt des ProzentS als monatlichen Festbetrag geltend<br />
machen, wie dies auch dem Ansatz von § 1612 I 1 u III entspricht. Ein statischer MindUnterh hätte, was den<br />
Bedarf anlangt, regelgstechnisch seinen Platz eigtl in § 1610 finden müssen (wie § 1610 III aF). Da dies aber<br />
nicht erfolgt ist, muss § 1612 a auch insoweit als RGrdlage dienen, wenn das Kind einen bestimmten Tabellenbetrag<br />
verlangt (Scholz FamRZ 07, 2022), ebso wie es einen monatl Festbetrag auch auf Grd seines konkret nachgewiesenen<br />
Bedarfs (§ 1610 Rn 10) einklagen kann. Volljähr Kinder sind, auch wenn sie im elterl Haus leben u obwohl<br />
für sie in der Düss Tabelle eine 4. Altersstufe eingerichtet ist, auf solche statischen UnterhTitel beschränkt<br />
(Rn 29). Statische UnterhTitel sind zwingend bei Anrechng zB von Zinsen (Hamm NJW 07, 1217) u empfehlen<br />
sich auch für Minderj bei bevorstehden Ändergen in der Leistgsfähigk od Bedürftigk, bei laufder Geldmachg<br />
von Mehrbedarf, großzügigen UnterhVergl, zB wenn für mehrere UnterhBerecht ein (über den TabellenS liegder)<br />
Pauschalbetrag vereinbart (MüKo/Born Rn 20 ff; Weinreich/Klein Rn 21) od auch umgekehrt in Mangelfällen<br />
der Unterh für mehrere Kinder festgelegt wird (Schumacher/Grün FamRZ 98, 781). Statischer Unterh<br />
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