Palandt Bürgerliches Gesetzbuch (BGB)
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<strong>Palandt</strong>, <strong>BGB</strong> (Kuko 7)<br />
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Revision, 19.03.2008<br />
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Druckerei C. H . Beck<br />
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Medien mit Zukunft<br />
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Unterhaltsrecht ab 1. 1. 2008 §§ 1569, 1570<br />
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d) Einsatzzeitpunkte haben den Zweck, dem Grds der Eigenverantwortg bei einmal erreichter wirtschaftl<br />
Selbständigk Rechng zu tragen, indem die nachehel UnterhAnsprüche (mit Ausn von § 1570 I, zu II vgl dort<br />
Rn 5) davon abhäng sind, dass der Anspr zu dem in der jew Norm genannten Ztpkt besteht. Wirtschaftl Selbständigk<br />
bedeutet idR, dass dem Eheg zu diesen Ztpkten mind die nach den eLVerh erforderl Mittel zur Verfügg<br />
stehen. Es handelt sich dabei um eine Anspruchsvoraussetzung, die ab ScheidgsRKraft iSe „UnterhKette“<br />
ohne zeitl Lücke erfüllt sein muss. Schicksalhafte Ereignisse, die einen Eheg nach der Scheidg treffen, sollen nicht<br />
von dem and Eheg getragen werden. Daran hat sich auch nach Inkrafttreten des UÄndG grdsätzl nichts geändert.<br />
Soweit ein Anspr eine Einsatzzeit verlangt, müssen nur die Tatbestandsvoraussetzgen zum EinsatzZtpkt vorliegen<br />
(Mü FamRZ 93, 564). Besteht nur eine Verpfl zur Zahlg eines TeilUnterh, kann ein AnschlussUnterh auch nur<br />
iH des Teilbetrags verlangt werden (Düss FamRZ 94, 965). Dem Anspr steht nicht entgg, dass er erst später geltd<br />
gemacht wird, obwohl die Voraussetzgen bereits zZt der Scheidg vorgelegen haben (BGH FamRZ 05, 1817; zur<br />
LeistgsKlage nach Vergl aufgrd veränderter Umst s BGH FamRZ 07, 983).<br />
e) Dauer. Nachehel Verantwortg ist grdsätzl nicht auf einen der Ehedauer entspr Zeitraum beschränkt (BGH<br />
NJW 96, 2793; 99, 1630). Allerd soll dch das UÄndG verstärkt der Erkenntn Rechng getragen werden, dass eine<br />
auf Lebenszeit nachwirkende Verantwortg nur noch unter besond Voraussetzgen den gesellschaftl Verhältn gerecht<br />
wird.<br />
§§ 1569, 1570<br />
1570<br />
Unterhalt wegen Betreuung eines Kindes. (1) 1 Ein geschiedener Ehegatte kann von<br />
dem anderen wegen der Pflege oder Erziehung eines gemeinschaftlichen Kindes für<br />
mindestens drei Jahre nach der Geburt Unterhalt verlangen. 2 Die Dauer des Unterhaltsanspruchs<br />
verlängert sich, solange und soweit dies der Billigkeit entspricht. 3 Dabei sind die Belange des Kindes<br />
und die bestehenden Möglichkeiten der Kinderbetreuung zu berücksichtigen.<br />
(2) Die Dauer des Unterhaltsanspruchs verlängert sich darüber hinaus, wenn dies unter Berücksichtigung<br />
der Gestaltung von Kinderbetreuung und Erwerbstätigkeit in der Ehe sowie der Dauer<br />
der Ehe der Billigkeit entspricht.<br />
1) Allgemeines. a) Neugestaltung. Die Vorschr wurde neu strukturiert: I 1 sieht einen „Basisunterhalt“<br />
von drei Jahren vor. Im Anschluss daran besteht im Hinbl auf § 1569 S 1 grdsätzl eine Erwerbsobliegenh. I 1, 2<br />
sieht jedoch die Verlängerg des UnterhAnspr aus kindbezogenen Gründen abhängig vom Umfang der Betreuung<br />
vor und stellt dabei ausdrückl auf die Belange des Kindes u die Möglichkeiten der Kinderbetreuung ab, während<br />
II eine Verlängerg aus elternbezogenen Gründen zulässt (anders § 1615 l II 5, weshalb es dort des Wortes „insbes“<br />
bedarf, das in § 1570 I 3 nicht enthalten ist).<br />
b) Zweck. Nach der gesetzl Ausgestaltg handelt es sich zwar um einen Anspr des Eheg, der wg der Pflege u<br />
Erziehg des Kindes an einer Erwerbstätigk gehindert ist u sich desh insow nicht selbst unterhalten kann, nach<br />
BVerfG FamRZ 07, 965 aber gleichwohl um einen allein aus Gründen des Kindeswohls gewährten Anspr, um<br />
dessen persönl Erziehg u Pflege in den ersten Jahren sicher zu stellen. Die Vorschr hat ihren Grund nicht in der<br />
Ehe, sond ist Ausdr der gemeins Elternverantwortg u sichert (wie § 1615 l) mittelb den Anspr des Kindes auf<br />
Betreuung trotz Trenng der Eltern. Auch Kinder aus geschiedenen Ehen sollen gleichmäßige Entwicklgschancen<br />
haben (BVerfG FamRZ 81, 745). – Anspr besteht auch, wenn Eheg nur wenige Tage oder gar nicht zusammengelebt<br />
haben (BGH NJW 05, 3639 = FF 06, 45 mAv Bosch).<br />
2) Voraussetzungen. – a) Gemeinschaftliches Kind, also in der Ehe (§§ 1591, 1592 Nr 1) u vorehel geborenes<br />
Kind, wenn die Vatersch anerkannt od festgestellt wird (§ 1592 Nr 2, 3; vgl § 1599 II bei nach Anhängigk<br />
des ScheidgsAntr geborenem Kind), u „scheinehel“ Kind bis zur rkräft Feststellg der Vatersch eines and<br />
Mannes (§ 1600 d IV; vgl BGH NJW 98, 1065; Düss FamRZ 99, 1274) sowie gemeins adoptiertes Kind<br />
(§ 1754 I); nicht aber, wie bei § 1361, Kind eines Eheg aus einer früheren Ehe od Kind nicht verheirateter<br />
Eltern (s § 1615 l), auch nicht sog Pflegekind (BGH NJW 84, 1538 u 2355: nur BilligkUnterh gem § 1576<br />
mögl) od Stiefkind (vgl BT-Drs 7/650 S 123, 223). – Bei nachehel geborenem Kind, das vom geschiedenen<br />
Eheg stammt, nach BGH NJW 98, 1065 nur § 1615 l. Ob diese rein auf das formale Bestehen der Ehe abstellende<br />
Ansicht zutreffend ist, kann im Hinbl auf die Angleichg der Vorschriften der §§ 1570, 1615 l im Ergebnis<br />
dahinstehen.<br />
b) Notwendigkeit der Pflege oder Erziehung. – aa) Die Begriffe umschreiben den Inhalt der elterl Personensorge<br />
u entsprechen § 1606 III 2. Die Konnotation „oder“ soll nur verdeutlichen, dass auch ein pflegebedürft<br />
volljähr Kind an der Erwerbstätigk hindern kann. Tatsächl Betreuung ist entscheidend, eine arglistig od<br />
gewalts herbeigeführte Obhut, insbes im Widerspr zu gerichtl Sorgeregelg, schließt Anspr jedoch aus. – bb) Vom<br />
Umfang der Kinderbetreuung hängt ab, ob bei gemeins elterl Sorge ein Elternteil einen Anspr gem § 1570 hat.<br />
Betreuen beide Elternteile die Kinder gleichermaßen, für die sie die gemeins Sorge haben, ist die unterhrechtl<br />
wechselseit Leistgsfähigk u Bedürftigk maßg (BGH FamRZ 83, 569), iÜ findet eine Verrechng statt. Von einem<br />
„Wechselmodell“ ist aber nur bei nahezu gleicher Betreuung auszugehen (BGH FamRZ 07, 707, auch zum<br />
KiUnterh; vgl auch Schilling FPR 06, 291; zur Praxis der FamGe Eschweiler FPR 06, 305; zu Problemen im<br />
Hinbl auf die gesetzl Vertretg u Prozessstandsch: BGH FamRZ 06, 1015; Hennemann FPR 06, 295; zur Auswirkg<br />
auf die Inanspruchn sozialstaatl Leistgen Klatt FPR 06, 298). – cc) Nach bish Rspr konnte sich der unterhbedürft<br />
Eheg grdsätzl frei entscheiden, ob er das Kind selbst betreuen will od Betreuungsmöglichkeiten<br />
durch Dritte nutzt (BGH NJW 80, 2811; 83, 1427; vgl Kalthoener/Büttner/Niepmann Rn 407). Dies kann<br />
nach der Neufassg der Vorschr aber nur noch für die ersten drei Lebensjahre gelten, danach besteht bei Drittbetreuung<br />
grdsätzl eine Erwerbsobliegenh (vgl dazu im Einzelnen Rn 8 ff). – dd) Einsatzzeitpunkte (vgl § 1569<br />
Rn 4). Die den Anspr auslösende Betreuungsnotwendigk kann sich jederzeit ergeben, zB aufgrd einer später<br />
eintretden Pflegebedürftigk des (auch volljähr, BGH NJW 85, 909) Ki od infolge des Wechsels des Ki zum and<br />
Elternteil. Der Anspr nach II hingegen kann nur im unmittelb Anschluss an die KiBetreuung nach I geltd gemacht<br />
werden (vgl Borth FamRZ 08, 2/8).<br />
3) Erwerbsobliegenheit trotz Kinderbetreuung.<br />
a) Erwerbsobliegenheit nach altem Recht – Altersphasenmodell – Betreuung eines Kindes. Nach<br />
bish Rspr des BGH konnte dem Elterteil eine Erwerbstätigk bei Betreuung eines Kindes unter 8 Jahren idR<br />
nicht zugemutet werden, dh bis zur Beendigg der 2. Grundschulklasse (BGH NJW 83, 1427; 84, 1537; 95,<br />
1148; 06, 846). Bei Betreuung eines Kindes zwischen 8 und 11 Jahren kam es unter Berücks allg Kriterien auf<br />
die konkr Umst des Einzelfalls an (BGH FamRZ 97, 873). Bei einem Kind zwischen dem 11. und<br />
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