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Palandt Bürgerliches Gesetzbuch (BGB)

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<strong>Palandt</strong>, <strong>BGB</strong> (Kuko 7)<br />

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Revision, 19.03.2008<br />

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Druckerei C. H . Beck<br />

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Medien mit Zukunft<br />

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1573<br />

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Unterhaltsrecht ab 1. 1. 2008 §§ 1573, 1574<br />

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Unterhalt wegen Erwerbslosigkeit und Aufstockungsunterhalt. (1) Soweit ein geschiedener<br />

Ehegatte keinen Unterhaltsanspruch nach den §§ 1570 bis 1572 hat, kann er<br />

gleichwohl Unterhalt verlangen, solange und soweit er nach der Scheidung keine angemessene Erwerbstätigkeit<br />

zu finden vermag.<br />

(2) Reichen die Einkünfte aus einer angemessenen Erwerbstätigkeit zum vollen Unterhalt (§ 1578)<br />

nicht aus, kann er, soweit er nicht bereits einen Unterhaltsanspruch nach den §§ 1570 bis 1572 hat,<br />

den Unterschiedsbetrag zwischen den Einkünften und dem vollen Unterhalt verlangen.<br />

(3) Absätze 1 und 2 gelten entsprechend, wenn Unterhalt nach den §§ 1570 bis 1572, 1575 zu gewähren<br />

war, die Voraussetzungen dieser Vorschriften aber entfallen sind.<br />

(4) 1 Der geschiedene Ehegatte kann auch dann Unterhalt verlangen, wenn die Einkünfte aus einer<br />

angemessenen Erwerbstätigkeit wegfallen, weil es ihm trotz seiner Bemühungen nicht gelungen<br />

war, den Unterhalt durch die Erwerbstätigkeit nach der Scheidung nachhaltig zu sichern. 2 War es<br />

ihm gelungen, den Unterhalt teilweise nachhaltig zu sichern, so kann er den Unterschiedsbetrag<br />

zwischen dem nachhaltig gesicherten und dem vollen Unterhalt verlangen.<br />

(5) (aufgehoben)<br />

§ 1573 V ist aufgehoben, weil die Möglichkeiten der Befristg (§ 1573 V) wie der Begrenzg (§ 1578 I 2) in<br />

einer einzigen Norm (§ 1578 b) zusammengefasst wurden und deren Anwendgsbereich alle UnterhTatbestände,<br />

also auch den Unterh wg Erwerbslosigk u den AufstockgsUnterh, erfasst. Die Rspr zu §§ 1573 V, 1578 I 2 wird<br />

auch nach der Reform in ihren Grdzügen – erweitert auf alle UnterhTatbestände – anwendb bleiben. Näher<br />

dazu bei § 1578 b.<br />

§§ 1573, 1574<br />

1574<br />

Angemessene Erwerbstätigkeit. (1) Dem geschiedenen Ehegatten obliegt es, eine angemessene<br />

Erwerbstätigkeit auszuüben.<br />

(2) 1 Angemessen ist eine Erwerbstätigkeit, die der Ausbildung, den Fähigkeiten, einer früheren<br />

Erwerbstätigkeit, dem Lebensalter und dem Gesundheitszustand des geschiedenen Ehegatten entspricht,<br />

soweit eine solche Tätigkeit nicht nach den ehelichen Lebensverhältnissen unbillig wäre.<br />

2 Bei den ehelichen Lebensverhältnissen sind insbesondere die Dauer der Ehe sowie die Dauer der<br />

Pflege oder Erziehung eines gemeinschaftlichen Kindes zu berücksichtigen.<br />

(3) Soweit es zur Aufnahme einer angemessenen Erwerbstätigkeit erforderlich ist, obliegt es dem<br />

geschiedenen Ehegatten, sich ausbilden, fortbilden oder umschulen zu lassen, wenn ein erfolgreicher<br />

Abschluss der Ausbildung zu erwarten ist.<br />

1) Allgemeines. – a) Zweck. Die Vorschr enthält weiterhin keine AnsprGrdlage, sondern dient nur der inhaltl<br />

Beschränkg der gem §§ 1570 ff zu erwartden Erwerbsobliegenh, konkretisiert also §§ 1571, 1572, 1573 I<br />

insow, als der geschiedene Eheg einer „angem“ Erwerbstätigk nachgehen muss. Mit der Neufassg dch das<br />

UÄndG erhält die Vorschr einen starken Appellcharakter, der die Anforderungen an die Aufnahme einer<br />

Erwerbstätigkeit erhöht (BT-Drs 16/1830 S 17). Dazu wurde I in eine Obliegenh umformuliert, um in Anlehng<br />

an die Neuformulierg von § 1569 (vgl dort Rn 1) hervorzuheben, dass der geschiedene Eheg nach<br />

Möglichk selbst für seinen Unterh sorgen muss. In II wurde das Merkmal der früheren Erwerbstätigk neu aufgenommen<br />

(zu den Kriterien im Einzelnen s Rn 4).<br />

b) Anwendungsbereich. Die Vorschr gilt entspr für die Beurteilg, welche Erwerbstätigk für den Verpfl angem<br />

ist.<br />

2) Angemessenheit, II. – a) Allgemeine Kriterien. Die für einen Eheg erreichb Erwerbstätigk ist nicht<br />

erst dann angem, wenn das damit erzielb Eink den vollen Unterh deckt (BGH NJW 85, 1695). Vielmehr hat das<br />

Gericht unter Berücks aller Umst eine umfassde Abwägg vorzunehmen (BGH NJW 84, 1685; FamRZ 05,<br />

23/4). Die im Gesetz besond hervorgehobenen subjektiven Kriterien sind in ihrer Gesamth zu würdigen. Objektiv<br />

ist festzustellen, ob für eine danach zumutb Erwerbstätigk eine reale Beschäftiggschance besteht (BGH<br />

FamRZ 87, 144 u 912).<br />

b) Beurteilungskriterien. aa) Ausbildung, auch Übergangszeiten zur Fortbildg u anschließden Tätigk in<br />

verwandten Berufen (Hamm FamRZ 83, 243; 98, 243). Nicht nur eine ausbildgsentsprechde Tätigk kann angem<br />

sein (BGH NJW 91, 1049), insbes dann, wenn der Beruf nie ausgeübt wurde (BGH FamRZ 05, 23/5).<br />

bb) Einsatz verwertb persönl Fähigkeiten, insbes eine berufl Qualifikation (vgl KG FamRZ 78, 692), soweit<br />

nicht zum Ausgl ehebedingter Nachteile eine Ausbildg beansprucht werden kann.<br />

cc) Der Einstieg in einen vor der Ehe ausgeübten Beruf wird nach der Neufassg dch das UÄndG (vgl<br />

Rn 1) grdsätzl angem sein, auch bei gehobenen wirtschaftl Verhältn und langer Ehedauer (vgl Rn 5). Dem bedürftigen<br />

Eheg ist es idR verwehrt, Unterh auf der Basis seiner höheren Berufsqualifikation zu fordern, wenn er<br />

im Verlauf der Ehe über einen mehrjährigen Zeitraum hinweg eine geringer qualifizierte Tätigk ausgeübt hat,<br />

ohne hierzu dch die ehel LGestaltg veranlasst worden zu sein (vgl BGH FamRZ 05, 23/5; Saarbr FamRZ 08,<br />

411/2 zu Aushilfskraft, die auch Putzarbeiten verrichtet).<br />

dd) Von besond Bedeutg ist im Einzelfall, ob die in Betr kommende Erwerbstätigk dem Lebensalter (vgl<br />

Zweibr FamRZ 83, 1138: Berücks von Umstellgsschwierigk) sowie dem Gesundheitszustand (vgl BGH<br />

FamRZ 86, 1085) gemäß ist. Auch die Erreichbark des Arbeitsplatzes (BGH NJW 86, 985) kann berücksichtigt<br />

werden.<br />

c) Letztl ist eine Gesamtabwägung aller Umst vorzunehmen. aa) Ob die eLVerh (die in II 2 nur als Kriterium<br />

aufgeführt u nicht definiert werden) den Kreis der in Betr kommenden Erwerbstätigk einengen können, ist<br />

erst iR einer BilligkAbwägg zu prüfen. Die Dauer einer früheren wg der Kindererziehg unterbrochenen Erwerbstätigk<br />

ist dabei nur ein besonderer (im UÄndG ausdrückl erwähnter) Gesichtspkt, wobei eine nur kurze<br />

Unterbrechg für Billigk spricht. Wie bei § 1578 I sind die eLVerh idR unter Einbeziehg der Entwicklg bis zur<br />

Scheidg zu beurteilen. Außergewöhnl, nicht vorhersehb Verändergen bleiben auch hier grdsätzl unberücksichtigt<br />

(BGH NJW 83, 1483; 84, 1685).<br />

bb) Mit zunehmder Ehedauer (vgl KG FamRZ 84, 898; Koblenz FamRZ 90, 751; Hamm FamRZ 93, 970)<br />

gewinnen die eLVerh an Gewicht. Damit wird das Vertrauen, das beim Berecht aufgrd einer nachhaltigen gemeins<br />

Ehegestaltg entstanden ist, berücksichtigt. Bei langer Ehedauer kann sich zumal in gehobenen wirt-<br />

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