Eignung des PPP-Ansatzes zur Realisierung von Projekten im ...
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Kapitel 3 (Sektorübergreifende Analyse <strong>des</strong> <strong>PPP</strong>-<strong>Ansatzes</strong>)<br />
Eine besondere Bedeutung bei der Entscheidung für oder gegen die <strong>Realisierung</strong> <strong>von</strong> <strong>PPP</strong>-<strong>Projekten</strong><br />
können Haushalts- und Buchungsregeln <strong>im</strong> öffentlichen Sektor einnehmen. Einerseits besteht die<br />
Gefahr, dass für den konventionellen Produktionsansatz geeignete Projekte nach dem <strong>PPP</strong>-Ansatz<br />
realisiert werden, um Vorfinanzierungseffekte zu erreichen. Diesem Problem sollte durch Regeln entgegengewirkt<br />
werden, die unter anderem die Anreizkonstellationen zwischen Finanzministerium und<br />
den Fachministerien berücksichtigen sollten. 101 Anderseits sollte verhindert werden, dass Fachministerien<br />
bzw. projektverantwortliche Verwaltungen sich gegen <strong>PPP</strong>-Projekte entscheiden, weil ihnen bei<br />
<strong>PPP</strong>-<strong>Projekten</strong> Finanzierungskosten zugerechnet werden, die bei der konventionellen Projektrealisierung<br />
vom Finanzministerium getragen werden.<br />
Im Übrigen gibt es vielfältige Hinweise darauf, dass in vielen Ländern, in denen der <strong>PPP</strong>-Ansatz angewendet<br />
wird, der institutionelle Rahmen mangelhaft ausgestaltet ist. Beispielsweise werden in<br />
Großbritannien und in Deutschland <strong>PPP</strong>-Vorhaben infolge inadäquater Ausgestaltung <strong>von</strong> Haushaltsregeln<br />
<strong>zur</strong> Vorfinanzierung eingesetzt. 102 Weiterhin besteht in vielen Ländern eine große Intransparenz<br />
auf Seiten der öffentlichen Hand bei der <strong>Realisierung</strong> <strong>von</strong> <strong>PPP</strong>-Vorhaben. 103 Dies deutet darauf hin,<br />
dass die Herausforderungen nicht unterschätzt werden sollten, die mit der Etablierung eines adäquaten<br />
institutionellen Rahmens einhergehen.<br />
3.2.4.1.2 Bereitstellung <strong>von</strong> Gütern mit hohem Öffentlichkeitsgrad<br />
Durch die Bereitstellung <strong>von</strong> Gütern auf der Programmebene, die Charakteristika öffentlicher Güter<br />
aufweisen, besteht das Potential, speziell bei der <strong>Realisierung</strong> <strong>von</strong> <strong>PPP</strong>-<strong>Projekten</strong> anfallende<br />
(Transaktions-)Kosten zu reduzieren und ein best<strong>im</strong>mtes Qualitätsniveau sicherzustellen. In diesen<br />
Fällen kann es gerechtfertigt sein, dass die öffentliche Hand auf einer zentralen Ebene die Finanzierung<br />
der Güter bzw. Aufgaben übern<strong>im</strong>mt. Dies bezieht sich insbesondere auf die Entwicklung <strong>von</strong><br />
Standards und Methoden. Beispielsweise bietet es sich an, Standardverträge und eine Methodik für<br />
die Durchführung <strong>von</strong> Wirtschaftlichkeitsuntersuchungen auf der Programmebene zu erstellen. 104<br />
Weiterhin kann die Sammlung und Auswertung sowie das <strong>zur</strong> Verfügung stellen <strong>von</strong> Daten, z. B. über<br />
die Performance realisierter Projekte, zentral erfolgen. Auch Aufgaben <strong>des</strong> Wissensmanagements,<br />
das Voraussetzung für den Know-how-Transfer zu den projektverantwortlichen Verwaltungsstellen ist,<br />
können auf der Programmebene erbracht werden. Zum Teil legen Kontrahierungsprobleme nahe,<br />
dass die Durchführung dieser Aufgaben nicht in geeigneter Form an private Unternehmen übertragen<br />
101 Siehe hierzu Abschnitt 3.1.<br />
102 Vgl. <strong>zur</strong> Anwendung <strong>des</strong> <strong>PPP</strong>-Ansatz <strong>zur</strong> Vorfinanzierung in Großbritannien CONNOLLY / MATIN / WALL (2008,<br />
S. 965), POLLOCK / SHAOUL / VICKERS (2002, S. 1205) und SHAOUL / STAFFORD / STAPLETON (2008, S. 107 f.). Zur<br />
Anwendung <strong>des</strong> <strong>PPP</strong>-Ansatz <strong>zur</strong> Vorfinanzierung in Deutschland vgl. z.B. BECKERS (2005, S. 182).<br />
103 Vgl. BLOOMFIELD (2006) zu Australien, HOOD / FRASER / MCGARVEY (2006) und GOSLING (2004) zu Großbritannien,<br />
MÜHLENKAMP (2010) zu Deutschland und Siemiatycki (2007) zu Kanada sowie HODGE / GREVE (2009, S. 38)<br />
mit einem Überblick über die Auswertungen internationaler Erfahrungen.<br />
104 Durch Standardisierung kann die Bereitstellung eines Min<strong>des</strong>tqualitätsniveaus abgesichert werden. Dies kann<br />
sowohl bei Methoden für Wirtschaftlichkeitsuntersuchungen als auch bei Standardverträgen <strong>von</strong> Relevanz sein,<br />
da deren Erstellung besonders anspruchsvoll ist und so außerdem eine Abbildung bzw. Berücksichtigung langfristiger<br />
Effekte sichergestellt werden kann.<br />
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