ab-in-den-urlaub.de Magazin 9/2014: Faszination Tauchen

Welt bereisen | Dolomiten
Seitdem, sagt Ignaz, habe er noch größeren Respekt vor
Gewalten und Gefahren der Natur. Sind jetzt erste Gewitterwolken
zu sehen, breche er auf, »auch wenn der eine
oder andere aus der Gruppe seinen Kaiserschmarren
dann stehen lassen muss.« Urlaubern, die in die Berge
gehen und dort wandern möchten, rät er, je nach Länge
der Tour rechtzeitig loszugehen, die Route in jedem Fall
genau zu kennen und sich vorab zu informieren, die Wettervorhersage
ernst zu nehmen und sich auf kein Risiko
einzulassen. »Jeder Wanderer sollte gutes Schuhwerk tragen
mit gutem Profil und rutschfester Sohle, stets einen
kleinen Verbandskasten bei sich haben – und genügend
Flüssigkeit, denn Trinken ist beim Wandern sehr wichtig.«
Wichtig sei außerdem, über Höhenunterschiede genau
Bescheid zu wissen, damit es zu keiner Überanstrengung
des Körpers mit eventuellen Kreislaufbeschwerden
kommt. Und weil die UV-Strahlung in den Bergen sehr
stark ist, solle man eine Creme mit hohem Schutzfaktor
benutzen.
Heile Bergwelt zwischen Edelweiß
Wir sitzen nun im »Hennenstall« nahe dem Karersee, rund
fünf Kilometer südlich des Nigerpasses, und wenden uns
wieder fröhlicheren Dingen zu. Wir plaudern über Südtirol
und die Südtiroler, über Ötzi, den Gletschermann, den
Freiheitskämpfer und Volkshelden Andreas Hofer, Luis
Trenker und Reinhold Messner, die Bergsteiger. Und natürlich
über Sissi: Im August 1897 kam die österreichischungarische
Kaiserin auf Anraten ihres Leibarztes an den
Karersee zu Füßen der Dolomiten.
Die schönste Zeit in den Bergen hat die Kaiserin damit
um zwei Monate verpasst: Im Juni entfaltet sich laut Ignaz
die schönste Seite der Dolomiten. »Da blüht nämlich alles,
was man sich vom Enzian übers Edelweiß bis zur wilden
Orchidee nur wünschen kann.« September und Oktober
seien »tolle Wandermonate, die Fernsicht ist klar, die Luft
sauber, das Bergwetter dann herrlich«. Als besonders schöne
Route empfiehlt er die vom Karerpass über den 548er-
Weg zur Rotwandhütte, von dort über das Christomannos-
Denkmal zurück zur Paolinahütte und über den oberen
Hirzelsteig weiter zur Rosengartenhütte. »Hier sieht man
einfach nur Berge, Berge so weit das Auge reicht.«
Foto © iStock.com/Anita Stizzoli
Wenn er es sich aussuchen könnte und Geld keine Rolle
spielen würde: Welchen Berg würde er gern einmal
besteigen, welche Wanderroute gehen? Ignaz Obkircher
braucht nicht lange zu überlegen: »Gern würde ich natürlich
einmal an einer Himalaya-Expedition teilnehmen.
Meine Jahre erlauben mir so ein Abenteuer zwar wohl
nicht mehr, aber«, schickt der 75-Jährige gleich hinterher,
»ich träume davon.« Seine Lieblingswanderung
führt übrigens von der Kölner Hütte über Tschagerjoch
und Cigoladepass zur über 2.280 Meter hoch gelegenen
Rotwandhütte. »Dort kann man inmitten einer einmaligen
Bergwelt mit gigantischem Ausblick auf das ›Wunder
Dolomiten‹ einkehren, gut essen und Kletterer auf den
Steigen beobachten.« (Günther Koch) ■
20 NR. 8/2014