ab-in-den-urlaub.de Magazin 9/2014: Faszination Tauchen

Tauchparadies Malediven | Special
Foto © iStock.com/ShaneGross
Keine schlafenden Haie wecken
Früh aufstehen ist nicht unbedingt Ziel eines
Urlaubs. Doch für einen Early Morning Dive
sind wir schon vor dem Frühstück ins Wasser
gegangen. Wir schwimmen, während die
Haie noch schlummern. Nach einem kurzen
Frühstück geht es zur Embudu Corner – ein
Tauchplatz, an dem die Raubfische sich auf
dem Grund schlafen legen.
Die Bootstauchgänge führen an die Außenriffs
der Insel. Sofort schießt mir der Gedanke
nach der Strömung in den Kopf. Strömungstauchen,
»Drift Diving«, kann wunderschön
sein: einfach abtauchen, entspannen, treiben
lassen. Doch Strömung birgt auch Risiken.
Darum sollten nur erfahrene Strömungstaucher
einen solchen Tauchgang führen – oft
nehmen sie Leinen zum Festhalten. Nachdem
unser Guide Artur die Strömung gecheckt hat,
springen wir ins Wasser, sinken auf 18 Meter
und lassen uns treiben. Pure Entspannung.
Wir müssen uns kaum bewegen, schweben
schwerelos durch die Tiefen des Indischen
Ozeans. Wir sinken weiter, die Kamera im
Anschlag, und dann taucht auch schon das
riesige Sandplateau unter uns auf.
Eins, zwei , drei… mindestens sechs Haie
zähle ich auf den ersten Blick. Weißspitzenriffhaie.
Sie liegen friedlich am Boden, wir
sehen nur, wie sie zum Atmen Wasser in ihre
Kiemen pumpen. Die eindringlichen Augen
bleiben starr. Sie schlafen. Wir lassen uns
über das Plateau treiben, die Haie stört das
nicht. Ein Blick auf den Finimeter, den
Druckmesser, sagt uns, dass wir uns langsam
zum Auftauchen bereit machen sollen. Vor
einem kleinen Korallenblock sehen wir noch
einen Hai friedlich dösen, ein kleiner Putzerfisch
schwimmt zwischen seinen Zähnen
hindurch. Auch wenn wir uns nicht ganz
trauen, den Putzerfisch nachzuahmen: Die
Haie der Malediven sind vergleichsweise ungefährlich.
Badeunfälle, sowohl mit Haien als
auch mit Quallen, Wasserschlangen oder
Giftfischen, sind in der Inselgruppe selten.
Solange wir ruhig tauchen, es nicht provozieren,
ist das Tier vor uns einfach ein majestätischer
Anblick. Schon einen Block später
erscheint der nächste Hai, dieser scheint allerdings
größer als die bisherigen. Wir tauchen
näher heran und sind überwältigt.
Ein Leopardenhai, einer jener dunkel gemusterten,
bis zu zwei Meter langen Fische, liegt
friedlich auf dem Sand und setzt sich für die
vielen Fotografen in Szene. Es scheint ihm zu
gefallen, dass er im Mittelpunkt steht. Wir
verlassen die Tiefe, aber nicht ohne noch
einem Mangrovenstechrochen zu winken.
Wieder auf dem Boot reicht uns Steuermann
Hameed einen warmen Zimttee.
Regenbogen unter Wasser
Nach dem obligatorischen Equipmentspülen
trifft man sich abends an der Strandbar. Mittlerweile
hat sich eine kleine Gruppe deutscher
Taucher zusammengefunden. Die gesehenen
Erlebnisse werden ausgewertet und von bisherigen
Tauchurlauben geschwärmt. Das
breite Grinsen, das die Haibegegnungen mir
ins Gesicht gezaubert haben, hält auch jetzt,
als ich davon erzähle. Nach dem Tauchgang
bei Embudu Corner hatten wir am Nachmittag
noch das Rainbow Reef besucht. Zwischen
vielen Farben bildeten Anemonenfische
in ihren violetten Behausungen das
absolute Highlight, die Nemos spielten in
der Strömung. Und nach einer Woche des
Suchens hatte ich auch drei wunderschöne
Nacktschnecken in knalligen Farben entdeckt.
17 Tauchgänge können wir nun, nach zwei
Wochen auf den Malediven, in unser Logbuch
schreiben. Schnorcheln, tauchen, aber
auch baden und einfach die Sonne genießen
– alles das macht den Urlaub auf Embudu
aus, den auch wir so vollkommen erlebt haben.
Luxus ist hier nicht von Nöten – es ist
alles da, was man braucht. Saubere, geräumige
Bungalows, abwechslungsreiches Essen
und eine gemütliche Atmosphäre.
Schon bald packen wir wehmütig unsere Taschen
für den Heimflug. Das Speedboot
bringt uns zurück auf die Flughafeninsel Hululé
und wir sehen noch lange der immer
kleiner werden Trauminsel Embudu nach.
Wir tauchen wieder auf aus den Tiefen des
Paradieses. (Jana Koopmann) ■
NR. 8/2014 33