KeRneneRgie in DeutschlanD
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Barriere 1<br />
Das Kristallgitter des Brennstoffes selbst: Die<br />
erste Barriere stellen die Kernbrennstofftabletten<br />
selbst dar, da sie den größten Teil der Spaltprodukte<br />
zurückhalten. In Leichtwasserreaktoren<br />
wird heute nahezu ausschließlich Uran-235 für die<br />
Kernspaltung verwendet. Dieses ist <strong>in</strong> dem natürlich<br />
vorkommenden Uran <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Anteil von 0,7<br />
Prozent enthalten. Im Kernbrennstoff wird dieser<br />
Anteil auf 3 bis 5 Prozent angereichert.<br />
Barriere 2<br />
Die Brennstabhülle: Die gasdicht und druckfest<br />
verschweißte Brennstabhülle trennt den Kernbrennstoff<br />
vom Kühlmittel und verh<strong>in</strong>dert, dass die<br />
bei der Kernspaltung entstehenden Spaltprodukte<br />
<strong>in</strong> das Kühlmittel gelangen. Darüber h<strong>in</strong>aus muss<br />
die Brennstabhülle über mechanische Festigkeit<br />
verfügen, korrosions- und hitzebeständig se<strong>in</strong> sowie<br />
e<strong>in</strong>e ger<strong>in</strong>ge Neigung zur Neutronenabsorption<br />
aufweisen. Die Brennstäbe e<strong>in</strong>es Druckwasserreaktors<br />
s<strong>in</strong>d – bspw. wie im Kernkraftwerk Brokdorf<br />
– 4,8 Meter lang, 11 Millimeter dick und bestehen<br />
aus e<strong>in</strong>er 0,65-Millimeter starken Umhüllung aus<br />
Zirkaloy (Zirkonium-Legierung).<br />
Barriere 3<br />
Der Reaktordruckbehälter mit dem angeschlossenen<br />
Rohrsystem: Der Reaktordruckbehälter – e<strong>in</strong><br />
dickwandiger zyl<strong>in</strong>drischer Stahlbehälter mit e<strong>in</strong>er<br />
Höhe von zwölf und e<strong>in</strong>em Innendurchmesser von<br />
fünf Metern besitzt e<strong>in</strong>e Wandstärke von 25 Zentimetern<br />
und e<strong>in</strong> Leergewicht von etwa 530 Tonnen.<br />
Das Reaktordruckgefäß und die Wandungen des<br />
Kühlmittelkreislaufes verh<strong>in</strong>dern das Austreten der<br />
im Brennstoff entstandenen radioaktiven Substanzen<br />
und der sich im Kühlwasser bef<strong>in</strong>dlichen durch<br />
Neutronen aktivierten Korrosionsprodukte.<br />
Barriere 4<br />
Betonabschirmung (Biologischer Schild): Der<br />
Reaktordruckbehälter bef<strong>in</strong>det sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Betonkammer.<br />
Diese verfügt über e<strong>in</strong>e besondere Kühlung<br />
und übernimmt die Funktion e<strong>in</strong>es biologischen<br />
Schildes und der Strahlenabschirmung. E<strong>in</strong> ger<strong>in</strong>ger<br />
Anteil der entstandenen Spaltprodukte kann gegebenenfalls<br />
<strong>in</strong> das Kühlmittel gelangen.<br />
Barriere 5<br />
Der Sicherheitsbehälter (Conta<strong>in</strong>ment): Der<br />
Reaktordruckbehälter und der sich daran unmittelbar<br />
anschließende Teil des Kühlmittelkreislaufes<br />
werden vom gasdichten und druckfesten Sicherheitsbehälter<br />
mit e<strong>in</strong>er Wanddicke von z. B. 30 mm<br />
umschlossen. Um den Sicherheitsbehälter bef<strong>in</strong>det<br />
sich – <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen Zentimetern Abstand – e<strong>in</strong>e Dichthaut<br />
aus Stahl von vier Millimetern Stärke. Der Reaktordruckbehälter<br />
ist so ausgelegt, dass er bei<br />
Störungen den austretenden Dampf aufnimmt, sodass<br />
ke<strong>in</strong>e radioaktiven Stoffe <strong>in</strong> die Atmosphäre<br />
und Umgebung entweichen können.<br />
Barriere 6<br />
Stahlbetonhülle: Der stählerne Sicherheitsbehälter<br />
ist mit e<strong>in</strong>er bis zu zwei Meter dicken Stahlbetonhülle<br />
umschlossen. Diese bildet das sichtbare Reaktorgebäude<br />
und schützt gegen äußere E<strong>in</strong>wirkungen.<br />
100-prozentige Sicherheit?<br />
Kritiker der Kernkraftnutzung wie zum Beispiel Umweltorganisationen<br />
bemängeln, dass bei allen ausgefeilten technischen Sicherheitssystemen<br />
der Faktor Mensch e<strong>in</strong> unkalkulierbares Risiko darstelle. Die Erfahrung<br />
zeige, dass Menschen unvorhersehbare Fehler machen können.<br />
Auch e<strong>in</strong>e noch so ausgefeilte Technik und Sicherheit könne diese Risiken<br />
allenfalls m<strong>in</strong>imieren, aber nicht ausschließen. H<strong>in</strong>zu käme, dass<br />
es erfahrungsgemäß ke<strong>in</strong> technisches System gebe, das zu 100 Prozent<br />
sicher sei. E<strong>in</strong> schwerer Reaktorunfall – <strong>in</strong>sbesondere <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em dicht besiedelten<br />
Industrieland – könne nach Auffassung von Kritikern zu unüberschaubaren<br />
Folgen führen.<br />
Sicherheit nach Fukushima<br />
1 – Kristallgitter des Brennstoffs<br />
2 – Brennstabhülle<br />
3 – Reaktordruckbehäter<br />
4 – Betonabschirmung<br />
5 – Sicherheitsbehälter<br />
6 – Stahlbetonhülle<br />
Die Bundesregierung ordnete nach der Katastrophe von Fukushima<br />
an, e<strong>in</strong>e Untersuchung aller deutschen Kernkraftwerke auf ihre Sicherheit<br />
gegen Naturkatastrophen (Erdbeben und Hochwasser mit Überflutung<br />
der Anlage), gegen e<strong>in</strong>en Ausfall der Kühlwasserversorgung sowie<br />
gegen Flugzeugabstürze durchzuführen. Für die deutschen Anlagen hat<br />
die untersuchende Reaktorsicherheitskommission (RSK) des Bundesumweltm<strong>in</strong>isteriums<br />
festgestellt, dass sie „durchgehend robuster s<strong>in</strong>d<br />
als die von Fukushima I [Daiichi]“. Gleichzeitig wurden Maßnahmen zur<br />
Verbesserung der Sicherheitsreserven empfohlen.<br />
15 Zeitbild Wissen