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Mehr Freiheit wagen - Haufe.de

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PRAXISTEST<br />

Was anonyme Bewerbungen<br />

tatsächlich bringen S. 32<br />

SELBSTTEST<br />

Warum Persönlichkeitsprofile<br />

an Horoskope erinnern S. 42<br />

ARBEITSTEST<br />

Wie Praktikanten rechtlich<br />

einzuordnen sind S. 66<br />

personalmagazin<br />

06/2012 | 11,80 EUR<br />

MANAGEMENT, RECHT UND ORGANISATION www.personalmagazin.<strong>de</strong><br />

<strong>Mehr</strong> <strong>Freiheit</strong> <strong>wagen</strong><br />

Weg vom Prinzip Weisung und Kontrolle – Was HR dabei tun muss S. 16<br />

Spezial:<br />

Die Hür<strong>de</strong>n im<br />

Recruiting dank <strong>de</strong>r<br />

richtigen Kanäle<br />

meistern<br />

S. 51<br />

MATERIAL-NR. 04062-5140<br />

9 783648 000069<br />

12006


Unternehmen. Bil<strong>de</strong>n. Zukunft.<br />

Lassen Sie Ihr Bildungs- und<br />

Talentmanagement auszeichnen!<br />

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För<strong>de</strong>rn Sie Ihre Talente durch die Teilnahme am Deutschen Bildungspreis!<br />

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Partner:<br />

kursfin<strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong><br />

BERUFLICHE WEITERBILDUNG<br />

Medienpartner:


EDITORIAL<br />

MANAGEMENTTRENDS<br />

3<br />

Organisationen durch<br />

Menschen entwickeln!<br />

„Vier Berater präsentieren neue<br />

Managementkonzepte. Lassen<br />

Sie sich von <strong>de</strong>n kühnen I<strong>de</strong>en<br />

inspirieren – es lohnt sich.“<br />

Mutige Zukunftsvisionen<br />

Wie sehen die Lebensentwürfe <strong>de</strong>r jungen Menschen<br />

heute aus? Was erwarten sie von <strong>de</strong>n Unternehmen<br />

und wie müssen diese sich darauf einstellen? Solche<br />

Fragen stellen sich, wenn man die Bil<strong>de</strong>rbuchkarriere<br />

von Thomas Sattelberger betrachtet, <strong>de</strong>r in diesem Monat aus<br />

<strong>de</strong>m Vorstand <strong>de</strong>r Deutschen Telekom ausgeschie<strong>de</strong>n ist.<br />

Die Vita von Sattelberger, ein Thema <strong>de</strong>s Interviews in<br />

dieser Ausgabe, übt zweifelslos eine große Faszination auf <strong>de</strong>n<br />

Nachwuchs aus. Vor vier Jahrzehnten stieg Sattelberger in die<br />

Ausbildungsabteilung bei Daimler ein, hat sich in vier großen<br />

Industrietankern (Daimler, Lufthansa, Continental, Telekom) bis<br />

zum Personalvor stand emporgearbeitet. Faszinierend ist dabei<br />

nicht nur sein Aufstieg, son<strong>de</strong>rn wie er darüber hinaus Debatten<br />

angestoßen und die Entwicklung <strong>de</strong>s Personalmanagements mitgeprägt<br />

hat. Doch Sattelberger wäre nicht Sattelberger, wenn er<br />

nicht auch selbstkritisch Bilanz ziehen wür<strong>de</strong>: „Erst im Alter von<br />

61 Jahren habe ich im Gespräch mit Frauen erkannt, dass an<strong>de</strong>re<br />

Menschen an<strong>de</strong>re Vorstellungen von Zeitsouveränität haben.“<br />

Sein Leben ist von <strong>de</strong>m Lebensentwurf geprägt, <strong>de</strong>r typisch für<br />

die Männer seiner Generation ist: Arbeit, Arbeit, Arbeit. Junge<br />

Frauen und Männer erwarten heute jedoch mehr Freiraum für<br />

Familie und Privates. Sie haben auch an<strong>de</strong>re Vorstellungen vom<br />

Management, wie vier junge HR-Vor<strong>de</strong>nker in <strong>de</strong>r Titelgeschichte<br />

aufzeigen: Resourceful Humans, ROWE, Scrum und Beyond<br />

Budgeting lauten die Schlagwörter. Viele wer<strong>de</strong>n das als Träume<br />

beiseiteschieben, wenige als mutige Visionen betrachten. Lassen<br />

Sie sich von <strong>de</strong>n kühnen I<strong>de</strong>en inspirieren – es lohnt sich.<br />

Reiner Straub, Herausgeber<br />

Einfach.<br />

Stark.<br />

Entwickelt.<br />

Die persolog ®<br />

Lerninstrumente<br />

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Stress-Mo<strong>de</strong>ll<br />

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Mo<strong>de</strong>ll<br />

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Selbstführung<br />

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Lernen und<br />

Lehren<br />

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06 / 12 personalmagazin<br />

www.persolog.<strong>de</strong>


4 JUNI 2012<br />

SZENE<br />

08 News und Events<br />

10 Führung nachhaltig gestalten<br />

Beim BPM-Kongress 2012 steht das<br />

Thema „Lea<strong>de</strong>rship“ im Fokus<br />

12 „Da wun<strong>de</strong>re ich mich über mich“<br />

Thomas Sattelberger zieht Bilanz<br />

zum Karriereen<strong>de</strong> bei <strong>de</strong>r Telekom<br />

TITELTHEMA<br />

16 <strong>Mehr</strong> <strong>Freiheit</strong> <strong>wagen</strong><br />

Alternative Managementkonzepte<br />

und was HR dabei tun muss<br />

18 Agil dank Scrum<br />

Das Projektmanagementverfahren<br />

bedingt ein neues Selbstverständnis<br />

<strong>de</strong>r Beteiligten – auch jener in HR<br />

20 Die Personalchefin <strong>de</strong>r Scout 24<br />

Holding erklärt, was Scrum än<strong>de</strong>rt<br />

21 Prinzip Selbstverantwortung<br />

Bei ROWE zählt die Leistung, nicht<br />

wann, wie und wo sie erbracht wird<br />

24 Schluss mit Zielkonflikten<br />

„Beyond Budgeting“ kommt ohne<br />

Budgets aus. HR muss unterstützen<br />

34 Was zuckt <strong>de</strong>nn da?<br />

Wie sich unbewusste Emotionen im<br />

Gesicht ablesen lassen<br />

36 Was „Micro Expressions“ nutzen<br />

und welche Grenzen es gibt, erklärt<br />

Professor Uwe P. Kanning<br />

37 Den Grundstein für <strong>de</strong>n Erfolg legen<br />

<strong>Mehr</strong> Effektivität und Qualität durch<br />

ein strategisches Skill-Management<br />

39 Wie Trends das Skill-Management<br />

beeinflussen, zeigt Peter Cappelli<br />

ORGANISATION<br />

40 News<br />

41 Softwaremarkt<br />

42 „Gib <strong>de</strong>m Affen Zucker“<br />

Persönlichkeitstest: Ein Selbstversuch<br />

liefert erstaunliche Erkenntnisse<br />

über das Verfahren<br />

46 Spezialisten gerne genommen<br />

Eine Studie belegt <strong>de</strong>n Trend, die<br />

bAV-Administration auszulagern<br />

48 Klein-Klein bei <strong>de</strong>n Stellschrauben<br />

Warum Verän<strong>de</strong>rungsprozesse die<br />

gewünschten Effekte selten erzielen<br />

© AUREMAR / SHUTTERSTOCK.COM<br />

Weg vom Prinzip<br />

Weisung und Kontrolle<br />

<strong>Mehr</strong> <strong>Freiheit</strong>, weniger<br />

„Command and Control“. Darauf<br />

setzen Firmen vermehrt<br />

in ihrer Menschen- und<br />

Unternehmensführung, um<br />

schneller und innovativer zu<br />

sein. In unserer Titelstrecke<br />

stellen wir vier alternative<br />

Herangehensweisen an die<br />

Organisationsgestaltung vor:<br />

„Scrum“, „ROWE“, „Beyond<br />

Budgeting“ und „Resourceful<br />

Humans“. Welche Rolle<br />

HR einnehmen muss, damit<br />

diese Konzepte gelebt<br />

wer<strong>de</strong>n können, lesen Sie<br />

ab S. 16<br />

27 Demokratie als Erfolgsfaktor<br />

Human Resources war gestern, die<br />

Zukunft sind „Resourceful Humans“<br />

SPEZIAL<br />

51 Stellenmärkte<br />

MANAGEMENT<br />

30 News<br />

31 Dienstleistungsmarkt<br />

52 News<br />

53 An<strong>de</strong>re Jobbörse, dieselben Bewerber<br />

Auf die Vernetzung <strong>de</strong>r Jobportale<br />

sollten auch Recruiter reagieren<br />

54 Marktübersicht Jobportale<br />

32 Gleiche Chancen in Run<strong>de</strong> eins<br />

Die Leiterin <strong>de</strong>r Antidiskriminierungsstelle<br />

zieht ihr Fazit nach <strong>de</strong>m<br />

Test mit anonymen Bewerbungen<br />

56 Ist es Zeit für interaktive Inserate?<br />

Printanzeigen wer<strong>de</strong>n seit Jahren<br />

eins-zu-eins online verwen<strong>de</strong>t. Nun<br />

zeichnet sich ein Wan<strong>de</strong>l ab<br />

Schaut er nur o<strong>de</strong>r arbeitet er schon?<br />

Praktikant, Hospitant o<strong>de</strong>r „Einfühler“? So<br />

bestimmen Sie arbeits-, steuer- und sozialversicherungsrechtlich<br />

<strong>de</strong>n richtigen Status. S. 66<br />

personalmagazin 06 / 12


INHALT<br />

JUNI 2012<br />

5<br />

© STUDIO LOSKE © SLAVO VALIGURSKY / SHUTTERSTOCK.COM<br />

60 Eine Stellenanzeige wird lebendig<br />

„Augmented Reality“ sorgt für mehr<br />

Aufmerksamkeit beim Recruiting<br />

61 „40 Portugiesen vor <strong>de</strong>r Tür“<br />

Was die 10.000 Bewerbungen<br />

Schwäbisch Hall gebracht haben, erläutert<br />

<strong>de</strong>r Leiter <strong>de</strong>r Arbeitsagentur<br />

RECHT<br />

62 News<br />

64 Aktuelles aus <strong>de</strong>r Rechtsprechung<br />

66 Schaut er nur o<strong>de</strong>r arbeitet er schon<br />

Worauf Sie achten müssen, wenn<br />

Sie Praktikanten beschäftigen<br />

70 Der Zwickmühle entgehen<br />

Von <strong>de</strong>n Vorteilen <strong>de</strong>r Vertragsfreiheit<br />

und <strong>de</strong>s Weisungsrechts<br />

zugleich profitieren<br />

73 Kein Grund zum Lügen<br />

Bei Arbeitsunfällen wird nicht <strong>de</strong>r<br />

Schuldige gesucht. Sagen Sie daher<br />

<strong>de</strong>n Mitarbeitern: Lügen lohnt nicht<br />

PERSÖNLICH<br />

74 Self Service<br />

Vergütungscheck: Personalberater<br />

76 Jobfitness<br />

Weiterbildungstipps; HR-Netzwerke<br />

78 Buchtipps<br />

82 Kollegentipp<br />

„Da wun<strong>de</strong>re ich mich über mich“<br />

Personalvorstand Thomas Sattelberger räumt seinen Posten bei <strong>de</strong>r Deutschen Telekom. Er<br />

zieht eine persönliche Bilanz, erzählt von Erfolgen, prägen<strong>de</strong>n Erfahrungen, aber auch von<br />

Enttäuschungen. Und er offenbart späte Einsichten. S. 12<br />

RUBRIKEN<br />

03 Editorial 80 Impressum<br />

06 Online 80 Vorschau<br />

77 Termine 80 Rückblick<br />

06 / 12 personalmagazin


ONLINE IM JUNI<br />

6 www.personalmagazin.<strong>de</strong><br />

HR Young Talent Award:<br />

Stu<strong>de</strong>nten und Absolventen gesucht<br />

Wissen<br />

News<br />

Top-Themen<br />

Online-Events<br />

Marketplace<br />

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Personalmagazin<br />

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Redaktion<br />

Personal Quarterly<br />

Wirtschaft und Weiterbildung<br />

<strong>Haufe</strong> Aka<strong>de</strong>mie<br />

eCampus<br />

<strong>Haufe</strong> Community<br />

Bereits zum fünften Mal vergibt Dr.<br />

Geke & Associates <strong>de</strong>n HR Young Talent<br />

Award an Stu<strong>de</strong>nten und Absolventen<br />

HR-orientierter Studiengänge. Der<br />

Award bietet <strong>de</strong>n Nachwuchskräften die<br />

Möglichkeit, ihr theoretisches Wissen vor<br />

einer professionellen Jury auf die Probe zu<br />

stellen, interessante Kontakte für die berufliche<br />

Zukunft zu knüpfen und so einen<br />

ersten Schritt in die HR-Realität zu gehen. Stu<strong>de</strong>nten können sich jetzt bewerben.<br />

Bewerben können sich Studieren<strong>de</strong> o<strong>de</strong>r<br />

Absolventen HR-orientierter Studiengänge mit einer Studien- o<strong>de</strong>r Abschlussarbeit<br />

noch bis zum 30. Juni 2012. In einem zweiten Schritt wer<strong>de</strong>n die 20<br />

Finalisten zu einem zweitägigen Workshop eingela<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>r am 22. und 23.<br />

August stattfin<strong>de</strong>t. Dort ermittelt eine Fachjury die Gewinner <strong>de</strong>s HR Young<br />

Talent Awards 2012. In <strong>de</strong>r Jury sitzen in diesem Jahr Reimund Overhage,<br />

Referatsleiter im Bun<strong>de</strong>sministerium für Arbeit und Soziales, Thomas Barann,<br />

Leiter Personal <strong>de</strong>r Gothaer Versicherungsbank VVAG, Dr. Ralf Gräßler, geschäftsführen<strong>de</strong>r<br />

Gesellschafter <strong>de</strong>r Veda GmbH, Dr. Michael Geke, Managing<br />

Director <strong>de</strong>r Dr. Geke & Associates GmbH, und Daniela Furkel, Redakteurin<br />

<strong>de</strong>s Personalmagazins. Der HR Young Talent Award ist eine Initiative von Dr.<br />

Geke & Associates und wird unterstützt von <strong>de</strong>r Initiative Neue Qualität <strong>de</strong>r<br />

Arbeit <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>sministeriums für Arbeit und Soziales und <strong>de</strong>m Personalmagazin.<br />

Weitere Informationen rund um <strong>de</strong>n Award erhalten Sie auch auf <strong>de</strong>m <strong>Haufe</strong><br />

eCampus. Michael Geke wird dort zur Ausschreibung und <strong>de</strong>n einzelnen<br />

Auswahlstufen Blog-Beiträge verfassen.<br />

www.ecampus.haufe.<strong>de</strong><br />

© DR. GEKE & ASSOCIATES<br />

Arbeit gibt‘s viel – aber laut BFH nur eine Arbeitsstätte.<br />

Top-Thema: Der Arbeitsstättenbegriff<br />

Die Frage, welches die regelmäßige<br />

Arbeitsstätte eines<br />

Arbeitnehmers ist, ist für<br />

die steuerliche Behandlung von<br />

zentraler Be<strong>de</strong>utung. Nach<strong>de</strong>m <strong>de</strong>r<br />

Bun<strong>de</strong>sfinanzhof entschie<strong>de</strong>n hat,<br />

dass ein Arbeitnehmer nicht mehr<br />

als eine regelmäßige Arbeitsstätte je<br />

Arbeitsverhältnis innehaben kann,<br />

sind einige Zweifelsfragen zu diesem<br />

Thema aufgekommen. Darauf hat die<br />

Finanzverwaltung mit einem BMF-<br />

Schreiben reagiert. Das Top-Thema<br />

„Probleme und Lösungen zum neuen<br />

Arbeitsstättenbegriff“ auf unserem<br />

Onlineportal gibt Ihnen einen Überblick<br />

zu <strong>de</strong>n Neuregelungen. So erfahren<br />

Sie darin unter an<strong>de</strong>rem, welche<br />

„Vereinfachungsregeln“ die Finanzverwaltung<br />

getroffen hat und welche<br />

Vorteile sich nun für die Firmen<strong>wagen</strong>besteuerung<br />

und bei <strong>de</strong>r Reisekostenerstattung<br />

ergeben. Außer<strong>de</strong>m<br />

haben wir weitere Zweifelsfälle mit<br />

Lösungen zusammengestellt, die<br />

uns von <strong>de</strong>n Oberfinanzdirektionen<br />

Rheinland und Münster vorliegen.<br />

www.haufe.<strong>de</strong>/personal<br />

personalmagazin 06 / 12


SZENE<br />

Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an daniela.furkel@personalmagazin.<strong>de</strong><br />

8 NEWS UND EVENTS<br />

INTERIMSMANAGEMENT<br />

Drei Fragen an ...<br />

© INTERCONTINENTAL BERLIN<br />

Dr. Reinhard K. Sprenger<br />

ist nicht nur Managementberater und<br />

Buchautor, son<strong>de</strong>rn auch als Interimsmanager<br />

tätig. Gemeinsam mit DIS<br />

Interim setzt er sich jetzt verstärkt für<br />

dieses Managementinstrument ein.<br />

Frage eins: Weshalb setzen Sie sich für das Interimsmanagement<br />

ein?<br />

Antwort: Ich bin davon überzeugt, dass es wichtig ist, ein<br />

Verfallsdatum in Managementpositionen einzubauen. Es<br />

gibt keine Führungskraft, die immer und für alle Gelegenheiten<br />

gut ist. Vielmehr gilt: Führung hat einen Anfang<br />

und ein En<strong>de</strong>, und sie muss in eine bestimmte Situation<br />

passen. Im Top-Management ist diese zeitlich befristete<br />

Führung inzwischen eher die Regel als die Ausnahme.<br />

Da hat man verstan<strong>de</strong>n, dass ein strategischer Einsatz relational<br />

zum Reifegrad <strong>de</strong>s Markts und <strong>de</strong>s Unternehmens<br />

sinnvoller ist, als eine auf Dauer ausgerichtete Managementposition.<br />

Frage zwei: Was sind Ihre prägnantesten Erfahrungen aus<br />

eigenen Einsätzen?<br />

Antwort: Das spannendste war, dass die allerwenigsten<br />

meiner Mitarbeiter mir glaubten, dass ich von vornherein<br />

auf das En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Einsatzes geschaut habe. Ich habe es<br />

als meine zentrale Aufgabe angesehen, Bedingungen zur<br />

Selbstführung zu schaffen, mich überflüssig zu machen.<br />

Das ist etwas, was noch relativ selten vorkommt. Und es<br />

braucht zunächst Zeit, um das überhaupt zu akzeptieren.<br />

Frage drei: Eine wichtige Aufgabe von HR ist die Auswahl<br />

von Interimsmanagern. Welche Tipps können Sie geben?<br />

Antwort: Dafür gibt es keine gol<strong>de</strong>ne Regel, aber einige<br />

Aspekte sollten beachtet wer<strong>de</strong>n: Ein ganz entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>r<br />

Punkt ist eine innere Unabhängigkeit. Der Interimsmanager<br />

darf sich nicht einnisten wollen, sich unersetzlich<br />

machen wollen. Ein weiterer zentraler Punkt ist, dass er<br />

ein breites Spektrum an Erfahrungen mitbringt. Und es ist<br />

sehr wichtig, dass er sehr adressatenorientiert kommunizieren<br />

kann. Dabei muss <strong>de</strong>r Interimsmanager vor allem<br />

die Herzen <strong>de</strong>r Leute erreichen. Wenn er das nicht kann,<br />

gehört er nicht in diesen Job.<br />

Im Berliner Intercontinental geht es um Demografie, Werte und Führung.<br />

Personalthemen im Fokus<br />

Am 4. und 5. Juni fin<strong>de</strong>t im Intercontinental Berlin die<br />

Konferenz „HR im Fokus“ statt. In Vorträgen und parallelen<br />

Foren berichten Praktiker, Wissenschaftler sowie<br />

Experten aus an<strong>de</strong>ren Fachbereichen über aktuelle Schwerpunktthemen<br />

wie Demografie, Instrumente <strong>de</strong>r Mitarbeiterbindung,<br />

Ethik und Werte, Führung sowie Talentmanagement und<br />

Arbeitgebermarke. Die Kanutin und mehrfache Olympiasiegerin<br />

Birgit Fischer hält einen Vortrag über <strong>de</strong>n Umgang mit Sieg<br />

und Nie<strong>de</strong>rlage. Dominikaner-Prior Thomas Grießbach spricht<br />

über Unternehmenskulturen. Und das Abendprogramm wartet<br />

mit einer originellen Stadtrundfahrt sowie einem Essen auf <strong>de</strong>r<br />

Spree auf.<br />

www.han<strong>de</strong>lsblatt-personal.<strong>de</strong><br />

HR-Profis <strong>de</strong>r nächsten<br />

Generation gesucht<br />

Der HR Next Generation<br />

Award, <strong>de</strong>r gemeinsam<br />

vom Per sonalmagazin<br />

und <strong>de</strong>r Fachmesse Zukunft<br />

Personal initiiert wur<strong>de</strong>, wird<br />

in diesem Jahr zum vierten<br />

Mal verliehen. Gesucht sind<br />

Young Professionals, die<br />

Personalarbeit professionell<br />

gestalten, überdurchschnittlich<br />

viel Verantwortung tragen<br />

und innovative Akzente<br />

setzen. Der o<strong>de</strong>r die Preisträger/-in<br />

<strong>de</strong>s HR Next Generation<br />

Awards 2012 wird am<br />

27. September auf <strong>de</strong>r Kölner<br />

Messe bekannt gegeben. Noch<br />

bis zum 2. Juli können sich<br />

Interessenten bewerben. Informationen<br />

zur Bewerbung<br />

fin<strong>de</strong>n Sie unter<br />

www.hr-next-generation-award.<strong>de</strong><br />

personalmagazin 06 / 12


Namen und Nachrichten<br />

NEWS UND EVENTS<br />

9<br />

Achtung!<br />

Spitze<br />

Zielgruppe!<br />

Ines Krummacker<br />

Seit Anfang Mai ist Ines Krummacker Personaldirektorin bei DMK (Deutsches<br />

Milchkontor GmbH) und Mitglied <strong>de</strong>s DMK-Managementteams. Sie folgte auf<br />

Horst Wenger, <strong>de</strong>r sich in die passive Phase <strong>de</strong>r Altersteilzeit verabschie<strong>de</strong>te.<br />

Zuletzt leitete sie einen von vier Teilbereichen im Personalressort.<br />

Stephan Leithner<br />

Neuer Personalvorstand <strong>de</strong>r Deutschen Bank wird zum 1. Juni <strong>de</strong>r Investmentbanker<br />

Stephan Leithner. Nach <strong>de</strong>m Studium und <strong>de</strong>r Promotion in St.<br />

Gallen begann <strong>de</strong>r Österreicher seine berufliche Laufbahn bei McKinsey. Im<br />

Deutsche Bank-Vorstand löst er nun Hermann-Josef Lamberti ab.<br />

Uwe Tigges<br />

Im April 2013 wird Uwe Tigges Alwin Fitting als Personalvorstand <strong>de</strong>r RWE<br />

AG ablösen. Der studierte Techniker Tigges ist seit 1984 bei RWE tätig und<br />

arbeitet seit 1994 als freigestellter Betriebsrat. Aktuell übt er unter an<strong>de</strong>rem<br />

die Funktion <strong>de</strong>s Konzernbetriebsratsvorsitzen<strong>de</strong>n aus.<br />

Bettina Volkens<br />

Zum 15. August übernimmt Bettina Volkens die Leitung „Führungskräfte Konzern“<br />

bei <strong>de</strong>r Lufthansa. Die promovierte Juristin folgt auf Ursel Reininger, die<br />

in <strong>de</strong>n Vorruhestand geht. Derzeit ist Volkens Leiterin Personalentwicklung<br />

Konzern und Konzernführungskräfte bei <strong>de</strong>r DB Mobility Logistics AG.<br />

Kerstin Wagner<br />

Ab 1. Juni leitet Kerstin Wagner die neu gegrün<strong>de</strong>te Organisationseinheit<br />

Personalgewinnung <strong>de</strong>r Deutschen Bahn. In dieser Funktion berichtet sie<br />

direkt an Personalvorstand Ulrich Weber. Die Betriebswirtin war seit 1995 bei<br />

Siemens tätig, zuletzt als Head of Global Talent Acquisition.<br />

Holger Wisch<br />

Im März hat Holger Wisch die HR-Leitung bei Avis Budget auch für Österreich,<br />

die Schweiz und die Tschechische Republik übernommen. Erst im September<br />

2011 war er zum Head of Human Resources für Deutschland ernannt wor<strong>de</strong>n.<br />

Zuvor leitete er <strong>de</strong>n Personalbereich bei Delta Lloyd Deutschland.<br />

Peter Wittmann<br />

Seit 1. Mai ist Peter Wittmann Geschäftsführer und Arbeitsdirektor <strong>de</strong>r TUI<br />

Leisure Travel GmbH. Der studierte Betriebswirt war seit 2002 zunächst bei<br />

TUI Deutschland und seit 2006 in <strong>de</strong>r Reisebürosparte von TUI in verschie<strong>de</strong>nen<br />

Leitungsfunktionen tätig.<br />

Online<br />

Die neusten Personalien und Stellenwechsel aus <strong>de</strong>r Personalszene fin<strong>de</strong>n Sie tagesaktuell<br />

auf unserem Internetportal<br />

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Der Entschei<strong>de</strong>r-<br />

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06 / 12 personalmagazin


Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an daniela.furkel@personalmagazin.<strong>de</strong><br />

10<br />

BPM-KONGRESS<br />

Führung nachhaltig gestalten<br />

TERMIN. Bereits zum dritten Mal fin<strong>de</strong>t <strong>de</strong>r Personalmanagementkongress in<br />

Berlin statt. Im Fokus steht dieses Jahr das Thema „Lea<strong>de</strong>rship“.<br />

Von Nicole Schrehardt (Red.)<br />

Berlin ruft. Vom 21. bis 22. Juni<br />

treffen sich Personalmanager<br />

aller Branchen beim Kongress<br />

<strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>sverbands <strong>de</strong>r Personalmanager<br />

(BPM) im Estrel Convention<br />

Center in Berlin. Von mangeln<strong>de</strong>m<br />

Selbstbewusstsein kann bei <strong>de</strong>n Veranstaltern<br />

keine Re<strong>de</strong> sein. Denn BPM-Präsi<strong>de</strong>nt<br />

Joachim Sauer ist überzeugt: „Der<br />

BPM-Kongress hat sich als wichtigste<br />

Austauschplattform für professionelles<br />

Human Resource Management fest etabliert.“<br />

Rund 1.500 Personalmanager<br />

wer<strong>de</strong>n erwartet. Der Schwerpunkt <strong>de</strong>s<br />

Kongresses liegt dieses Jahr auf <strong>de</strong>m<br />

Thema „Lea<strong>de</strong>rship“. Hochkarätige Keynotes,<br />

über Hun<strong>de</strong>rt praxisnahe „Best<br />

Cases“ und interaktive Workshops wer<strong>de</strong>n<br />

sich darüber hinaus mit <strong>de</strong>n Themen<br />

Talent Management, Recruiting, Change,<br />

HR-Kommunikation und Employer<br />

Branding, Arbeitsrecht, Lern- und Wissensmanagement<br />

sowie Controlling und<br />

Personalplanung beschäftigen.<br />

Highlights auf <strong>de</strong>n Podien<br />

Eröffnet wer<strong>de</strong>n wird <strong>de</strong>r Kongress<br />

durch <strong>de</strong>n Gastgeber Joachim Sauer.<br />

Als erster Keynote-Speaker wur<strong>de</strong> für<br />

dieses Jahr Klaus Töpfer, Vorsitzen<strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>r Ethik-Kommission zur sicheren Energieversorgung,<br />

gewonnen. Er wird<br />

Impulse für ein nachhaltiges Personalmanagement<br />

geben. In seiner Keynote<br />

wird sich zeigen, dass das aus <strong>de</strong>m<br />

Umweltschutz stammen<strong>de</strong> Konzept <strong>de</strong>r<br />

Joachim Sauer, Präsi<strong>de</strong>nt <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>sverbands <strong>de</strong>r Personalmanager, eröffnet <strong>de</strong>n BPM-Kongress.<br />

© BPM<br />

Nachhaltigkeit auch von entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>r<br />

Be<strong>de</strong>utung für ein zukunftssicheres HR-<br />

Management ist. Denn nachhaltig zu<br />

planen und zu han<strong>de</strong>ln, be<strong>de</strong>utet, nicht<br />

auf Kosten kommen<strong>de</strong>r Generationen zu<br />

wirtschaften. Das ist gera<strong>de</strong> angesichts<br />

<strong>de</strong>s <strong>de</strong>mografischen Wan<strong>de</strong>ls dringend<br />

geboten. Dafür ist aber ein Um<strong>de</strong>nken in<br />

<strong>de</strong>n Köpfen <strong>de</strong>r Menschen erfor<strong>de</strong>rlich,<br />

vorausgesetzt, man setzt die richtigen<br />

Anreize.<br />

Um Menschen nachhaltig zu än<strong>de</strong>rn,<br />

ist es nötig, ihre individuelle Motivationsstruktur<br />

zu berücksichtigen. Auch<br />

Anreize spielen dabei eine entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong><br />

Rolle – jedoch ist Vorsicht geboten: Je materieller<br />

eine Belohnung, <strong>de</strong>sto schneller<br />

verliere sie ihre Wirkung, weiß Professor<br />

Gerhard Roth, Direktor <strong>de</strong>s Ins tituts für<br />

Hirnforschung an <strong>de</strong>r Universität Bremen.<br />

Roth wird die zweite Keynote am<br />

ersten Kongresstag halten. Seine These:<br />

Das Ziel müsse auf je<strong>de</strong>n Fall eine hohe<br />

Selbstmotivation <strong>de</strong>r Mitarbeiter sein.<br />

Zugegeben, keine einfache Aufgabe.<br />

Wer jedoch die neuesten Erkenntnisse<br />

<strong>de</strong>r Gehirnforschung kennt, wird die Mechanismen<br />

und Vorgänge umso leichter<br />

verstehen. Dabei wird Roth aber nicht<br />

umhin kommen, mit vorherrschen<strong>de</strong>n<br />

Ansichten zu brechen.<br />

Die dritte Keynote hält Professor Ulrich<br />

Walter, <strong>de</strong>r mit seinem fast zehnstündigen<br />

Flug im Orbit einer von nur<br />

zehn <strong>de</strong>utschen Raumfahrern war. In<br />

seinem Vortrag „Einmal ins All und zurück:<br />

Grenzerfahrung Weltall“ erklärt<br />

<strong>de</strong>r Wissenschaftsastronaut, warum die<br />

Kunst, Führungsstärke und Teamfähigkeit<br />

zu vereinen auch unter extremen<br />

personalmagazin 06 / 12


SZENE<br />

BPM-KONGRESS<br />

11<br />

DATEN UND FAKTEN<br />

BPM-Kongress<br />

Wann: 21. und 22. Juni 2012<br />

Wo: Estrel Convention Center, Berlin<br />

Preise: 1.060 Euro für Nicht-Mitglie<strong>de</strong>r.<br />

Für Mitglie<strong>de</strong>r ermäßigt<br />

Kontakt: www.<br />

personalmanagementkongress.<strong>de</strong><br />

die gesellschaftliche Verantwortung <strong>de</strong>r<br />

Personaler als Führungskräfte. Das dürfte<br />

Raum für heiße Diskussion bieten.<br />

Die Galaveranstaltung „Nacht <strong>de</strong>r Personaler“<br />

im Friedrichsstadt-Palast stellt<br />

letztlich <strong>de</strong>n festlichen Höhepunkt <strong>de</strong>s<br />

BPM-Kongresses dar. In diesem feierlichen<br />

Rahmen vergibt <strong>de</strong>r BPM einen<br />

Nachwuchsför<strong>de</strong>rpreis. Mit <strong>de</strong>m Personalmanagement-Award,<br />

<strong>de</strong>r in diesem<br />

Jahr unter <strong>de</strong>m Motto „Diversity“ steht,<br />

wer<strong>de</strong>n zu<strong>de</strong>m HR-Projekte prämiert,<br />

die sich dieser Thematik vorbildhaft verschrieben<br />

haben.<br />

Bedingungen und unter Einsatz <strong>de</strong>s eigenen<br />

Lebens, für <strong>de</strong>n Erfolg <strong>de</strong>r Mission<br />

entschei<strong>de</strong>nd war. Denn eines ist klar:<br />

Im All ist kein Platz für Ego-Trips o<strong>de</strong>r<br />

Zögerlichkeit.<br />

Zwar sind Chefs wie „Stromberg“, die<br />

durch Machosprüche, Mobbing und Mitarbeiterschikane<br />

auf sich aufmerksam<br />

machen, nicht die Regel in <strong>de</strong>utschen<br />

Büros. Jedoch zeigt die mehrfach prämierte<br />

Comedy-Fernsehserie nur zu gut<br />

– wenn auch stark überzeichnet – die<br />

Tücken und Herausfor<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>s<br />

täglichen Führungsalltags. Mastermind<br />

hinter <strong>de</strong>r TV-Serie ist <strong>de</strong>r Produzent<br />

und Drehbuchautor Ralf Husmann. Im<br />

Interview mit Mo<strong>de</strong>rator Hajo Schumacher<br />

wird er auf <strong>de</strong>m Podium über „<strong>de</strong>n<br />

Krieg im Büro“ sprechen. Für Unterhaltung<br />

wird gesorgt sein, <strong>de</strong>nn Husmann<br />

hat jahrelang auch die Gags für Harald<br />

Schmidt geschrieben.<br />

Management-Award und För<strong>de</strong>rpreis<br />

Aufmerksamkeit dürfte auch die Abschlussdiskussion<br />

am letzten Kongresstag<br />

auf sich ziehen. Dabei wer<strong>de</strong>n die<br />

SPD-Generalsekretärin Andrea Nahles,<br />

Nikolaus Blome, Leiter Hauptstadtstudio<br />

& Wirtschaftsressort <strong>de</strong>r Bild-Zeitung,<br />

<strong>de</strong>r wirtschaftspolitische Sprecher <strong>de</strong>r<br />

CDU/CSU-Bun<strong>de</strong>stagsfraktion, Joachim<br />

Pfeiffer, und BPM-Präsi<strong>de</strong>nt Joachim<br />

Sauer <strong>de</strong>n Bogen von <strong>de</strong>r gesamtwirtschaftlichen<br />

Entwicklung <strong>de</strong>s Standorts<br />

Deutschland zu betrieblicher Personalarbeit<br />

schlagen. Im Grun<strong>de</strong> geht es um<br />

AUS DEM EINZIGARTIGEN FUHRPARK-<br />

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06 / 12 personalmagazin


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12 PORTRÄT<br />

„Da wun<strong>de</strong>re ich mich über mich“<br />

INTERVIEW. Thomas Sattelberger räumt seinen Posten als Personalvorstand <strong>de</strong>r<br />

Telekom. Nun zieht er eine persönliche Bilanz und offenbart späte Einsichten.<br />

personalmagazin: Sie waren fünf Jahre<br />

Personalvorstand <strong>de</strong>r Deutschen Telekom.<br />

Der Aktienkurs ist in Ihrer Vorstandszeit<br />

von 13 auf unter neun Euro<br />

gesackt. Warum ist es nicht gelungen,<br />

<strong>de</strong>n Unternehmenswert zu steigern?<br />

Thomas Sattelberger: Bei allen Telekommunikationsunternehmen<br />

sind in dieser<br />

Zeit die Kurse gefallen. Als Deutsche<br />

Telekom haben wir große historische<br />

Bür<strong>de</strong>n und konnten beziehungsweise<br />

wollten nicht <strong>de</strong>n Weg gehen, alle<br />

Serviceeinheiten outzusourcen, wie das<br />

beispielsweise die spanische Telefonica<br />

gemacht hat. Das hätte die Sozialpartnerschaft<br />

gesprengt. Gleichzeitig waren<br />

und sind wir <strong>de</strong>r Überzeugung, dass<br />

wir über die Qualität unserer eigenen<br />

Services langfristig Kun<strong>de</strong>nbeziehung<br />

als strategischen Erfolgsfaktor ausgestalten<br />

können.<br />

personalmagazin: Der Verweis auf historische<br />

Lasten ist für <strong>de</strong>n Aktionär keine<br />

befriedigen<strong>de</strong> Antwort.<br />

Sattelberger: Auch <strong>de</strong>r Aktionär muss<br />

sich dieser Realität stellen. Wir<br />

tragen noch heute jährlich eine halbe<br />

Milliar<strong>de</strong> Zusatzlasten für Beamtenpensionen.<br />

Nicht, dass Sie mich falsch<br />

verstehen: Nicht die Beamten, son<strong>de</strong>rn<br />

die Altersversorgungsstrukturen sind<br />

die gravieren<strong>de</strong> finanzielle Last. Wir<br />

haben zu<strong>de</strong>m unsere Vermittlungsfirma<br />

Vivento aufgestellt, die sozusagen<br />

auf Deckungsbeitragsbasis Beamte<br />

in <strong>de</strong>n öffentlichen Dienst vermittelt.<br />

Wenn Sie alles an historischen Lasten<br />

addieren, kommen Sie auf 1,1 Milliar<strong>de</strong>n<br />

Euro Kosten pro Jahr.<br />

personalmagazin: Als Personalvorstand<br />

wollten Sie wettbewerbsfähige Belegschaften<br />

schaffen. Fakt ist: Der Umsatz<br />

pro Mitarbeiter ist in <strong>de</strong>n letzten drei<br />

Jahren zurückgegangen.<br />

Sattelberger: Der Personalvorstand ist<br />

zuerst Unternehmer, dann Arbeitskostenmanager.<br />

Diese Kennzahl drückt<br />

zunächst einmal aus, wie schnell<br />

wir schrumpfen und wie schnell wir<br />

wachsen. Wenn Sie das so betrachten,<br />

lautet die Frage, wie Sie eine Organisation<br />

schaffen, in <strong>de</strong>r Wachstum<br />

schneller stattfin<strong>de</strong>t und die Kosten<br />

mit <strong>de</strong>n Umsätzen passabel atmen<br />

können. Sonst wer<strong>de</strong>n Sie schnell zum<br />

Büttel <strong>de</strong>s Finanzbereichs o<strong>de</strong>r verfolgen<br />

eine Politik „shrink to glory“.<br />

personalmagazin: Also spiegelt die Zahl<br />

Umsatz pro Mitarbeiter keinen Misserfolg<br />

<strong>de</strong>s Personalvorstands wi<strong>de</strong>r?<br />

Sattelberger: Nein. Da muss ich mü<strong>de</strong><br />

lächeln. Wir haben es seit 2008<br />

geschafft, <strong>de</strong>n Personalaufwand von<br />

damals fünf Milliar<strong>de</strong>n bei T-Deutschland<br />

um <strong>de</strong>utlich mehr als eine halbe<br />

Milliar<strong>de</strong> Euro zu senken. Gleichzeitig<br />

ist <strong>de</strong>r Umsatz um 2,5 Milliar<strong>de</strong>n<br />

zurückgegangen. Hätten wir <strong>de</strong>n<br />

Personalaufwand um 2,5 Milliar<strong>de</strong>n<br />

senken können? So etwas geht selbst<br />

in tiefen Krisen kaum. Aber in <strong>de</strong>r<br />

Tat: Diese Diskussion musste ich mit<br />

meinem Finanzkollegen führen.<br />

personalmagazin: Wo sehen Sie Erfolge als<br />

Personalvorstand <strong>de</strong>r Telekom?<br />

Sattelberger: Erstens: Wir hatten in <strong>de</strong>n<br />

Jahren 2007 und 2008 sehr schwierige<br />

Arbeitskonflikte in <strong>de</strong>n Servicebereichen<br />

und Callcentern, bei <strong>de</strong>nen es<br />

nicht nur gelungen ist, die Arbeitskosten<br />

zu senken, son<strong>de</strong>rn auch Strukturen<br />

zu <strong>de</strong>zentralisieren und die<br />

Kun<strong>de</strong>norientierung zu verbessern.<br />

Damit haben wir <strong>de</strong>m Unternehmen<br />

die Atmungsfähigkeit zurückgegeben,<br />

„Als Charismatiker kannst du eine Frauenquote<br />

verkün<strong>de</strong>n. Aber das hilft ja nichts, wenn es keine<br />

HR-Funktion gibt, die das versteht und umsetzt.“<br />

die Grundlage für die Verteidigung<br />

<strong>de</strong>s Kerngeschäfts und <strong>de</strong>n Aufbau<br />

<strong>de</strong>s Neugeschäfts war und ist.<br />

personalmagazin: Gibt es weitere Punkte?<br />

Sattelberger: Zweitens haben wir die<br />

qualitative Personalplanung als neuen<br />

HR-Kernprozess eingeführt. Sie erlaubt<br />

uns eine Mittelfristbetrachtung<br />

zu vier Parametern: Welche Kompetenzen<br />

brauchen wir, in welcher<br />

Menge, in welcher Altersstruktur und<br />

zu welchen Preisen? Die klassische<br />

Personalplanung sieht ja nur Menge<br />

und Preis. Dazu gehört übrigens<br />

auch Gesundheitskompetenz, da uns<br />

personalmagazin 06 / 12


SZENE<br />

PORTRÄT<br />

13<br />

„Als Schwabe ist man nie zufrie<strong>de</strong>n“ – Thomas Sattelberger, seit Kurzem im Unruhestand.<br />

Skills nicht helfen, wenn Mitarbeiter<br />

an körperlicher o<strong>de</strong>r psychischer<br />

Überlastung lei<strong>de</strong>n. Und natürlich die<br />

Karrieresysteme, weg von klassischen<br />

Karrieren hin zu mehr Projekt- und<br />

Expertenlaufbahnen. Für die qualitative<br />

Personalplanung, gebe ich uns die<br />

Note 2 minus – als Schwabe ist man ja<br />

nie zufrie<strong>de</strong>n.<br />

personalmagazin: Der dritte Punkt ist<br />

sicher die Frauenquote.<br />

Sattelberger: Ja. Das war eine Intervention<br />

ins Kulturgefüge, wie ich sie so<br />

noch nicht getätigt habe. Noch dazu<br />

mit all <strong>de</strong>n Debatten innerbetrieblich,<br />

aber auch <strong>de</strong>n Wellen, die das Thema<br />

gesellschaftlich ausgelöst hat – zum<br />

Glück. Wir selbst sind da gut vorangekommen:<br />

Seit Mitte 2010 hat sich<br />

die Zahl <strong>de</strong>r Frauen in Führungspositionen<br />

von absolut 19 auf über 25<br />

Prozent erhöht. Auch bei Vorstand<br />

und Aufsichtsrat liegen wir auf <strong>de</strong>r<br />

Zielgera<strong>de</strong>n.<br />

personalmagazin: Manager sprechen gerne<br />

ihre Erfolge an, verschweigen aber die<br />

Misserfolge. Was waren Ihre?<br />

Sattelberger: Das sind zwei Themen, die<br />

eng miteinan<strong>de</strong>r verwoben sind. Ich<br />

hatte die Hoffnung, dass die Personalarbeit<br />

<strong>de</strong>r Telekom signifikant<br />

stärker auf das Thema Servicekultur<br />

Einfluss nehmen kann. Wir sind zwar<br />

über die Jahre besser gewor<strong>de</strong>n, aber<br />

immer noch nicht toll. Das ist eine<br />

persönliche Enttäuschung – auch über<br />

mich. Der zweite Misserfolg: In einem<br />

Dienstleistungsunternehmen muss<br />

Führung eine ausgeprägt dienen<strong>de</strong><br />

Komponente haben und nicht als<br />

Positionsmacht gelebt wer<strong>de</strong>n. Unsere<br />

Befragungen zeigen, dass sich das<br />

© STUDIO LOSKE<br />

etwas verbessert hat. Aber ein breites<br />

Verständnis ist noch nicht Bestandteil<br />

<strong>de</strong>r Unternehmenskultur. Ich habe Titelebenen<br />

rausgenommen, Epauletten<br />

gestrippt, Parkplätze und Telefonnummern<br />

– die Hierarchien signalisieren –<br />

gekappt. Auch beim Vorstand. Ohne<br />

durchschlagen<strong>de</strong>n Erfolg. Da habe<br />

ich mich schon gefragt: War ich zu<br />

radikal, war ich zu oberflächlich, war<br />

<strong>de</strong>r Ansatz falsch? Offensichtlich habe<br />

ich das nicht hingekriegt.<br />

personalmagazin: Sie haben fünf Jahre<br />

lang Energie in die Personalarbeit bei<br />

<strong>de</strong>r Telekom investiert. Was bleibt außer<br />

Frauenquote und Personalplanung?<br />

Sattelberger: Eine reformierte Personalfunktion<br />

mit herausragen<strong>de</strong>n Profis.<br />

Das ist die dritte Personalfunktion,<br />

die ich nach Lufthansa und Conti<br />

gedreht habe. Ich selbst bin ja zutiefst<br />

HR-Profi und habe <strong>de</strong>n Anspruch,<br />

kraftvolle, talentreiche und strategische<br />

HR-Einheiten zu formen. Als<br />

Charismatiker kannst du Frauenquoten,<br />

freiheitsför<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>s Talentmanagement<br />

o<strong>de</strong>r Augenhöhe mit <strong>de</strong>m<br />

Geschäft verkün<strong>de</strong>n. Aber das hilft<br />

ja nichts. Du brauchst eine kraftvolle<br />

HR-Funktion, die die Themen versteht<br />

sowie umsetzen kann und will. Aber<br />

auch im Personalservice selbst hat’s<br />

geklappt. Die Sanierung und anschließen<strong>de</strong><br />

Erzielung von Top-Qualität<br />

unserer Serviceeinheit PST beispielsweise<br />

ist nachhaltig gelungen.<br />

personalmagazin: Das Manager Magazin<br />

schreibt, Sie seien einer von Deutschlands<br />

be<strong>de</strong>utendsten Personalmanagern.<br />

Wie wird man das?<br />

Sattelberger: (Pause) In<strong>de</strong>m man sich<br />

nicht duckt. Vor starkem Wi<strong>de</strong>rstand,<br />

vor unziemlichen Ansagen, vor obrigkeitsstaatlichem<br />

Gehabe.<br />

personalmagazin: Lernt man das o<strong>de</strong>r<br />

muss man das haben? Schon in <strong>de</strong>r<br />

Jugend haben Sie <strong>de</strong>n Aufstand geprobt<br />

und radikale Parolen vertreten. Braucht<br />

06 / 12 personalmagazin


Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an daniela.furkel@personalmagazin.<strong>de</strong><br />

14 PORTRÄT<br />

es ein APO-Trainingslager, um diese<br />

Haltung auszubil<strong>de</strong>n?<br />

Sattelberger: Nein, dazu braucht es<br />

solche Erfahrungen nicht. Dass das<br />

bei mir die Arbeit in einer APO-Jugendorganisation<br />

war, ist <strong>de</strong>r Historie<br />

geschul<strong>de</strong>t. Das kann auch bewusste<br />

Rotation in schweres geschäftliches<br />

Wildwasser, die Arbeit mit Kranken<br />

o<strong>de</strong>r konfrontieren<strong>de</strong>n Werte-<br />

Dilemmata sein. Das kann auch das<br />

Umgehen mit einer Konkurssituation<br />

o<strong>de</strong>r ein Bespitzelungsskandal sein,<br />

<strong>de</strong>r an die Grundfeste <strong>de</strong>r Moral rührt.<br />

Manager brauchen solche Grenzerfahrungen,<br />

um zu reifen.<br />

© STUDIO LOSKE<br />

personalmagazin: Welche Ihrer Überzeugungen<br />

und Eigenschaften sind geprägt<br />

von <strong>de</strong>n Erfahrungen in <strong>de</strong>r APO?<br />

Sattelberger: Die tiefe Sorge vor <strong>de</strong>r<br />

Demagogie <strong>de</strong>r Macht. Und die vor<br />

<strong>de</strong>r eigenen Verführbarkeit. Das<br />

sind zwei Seiten <strong>de</strong>rselben Medaille.<br />

Das begegnet Ihnen nicht nur in<br />

einer APO-Gruppierung, son<strong>de</strong>rn<br />

auch in Unternehmen, in <strong>de</strong>r Kirche<br />

und so weiter. Wie manipuliert dich<br />

Macht, wo bist du verführbar, wie<br />

entschei<strong>de</strong>st du dich in moralisch<br />

schwierigen Konfliktsituationen? Das<br />

waren für mich Kernerfahrungen.<br />

Aber ich bin dadurch nicht unfehlbar<br />

gewor<strong>de</strong>n. Die Zeit war übrigens auch<br />

eine zutiefst positive Erfahrung. Wir<br />

sind als junge Schüler angetreten für<br />

Pressefreiheit, für Mitbestimmung,<br />

gegen militaristische Ansprachen von<br />

Lehrern und wir haben durch unsere<br />

Aufklärungsarbeit dazu beigetragen,<br />

dass sich Kultur in einem Schulsystem<br />

Online<br />

Das vollständige Interview mit<br />

Thomas Sattelberger lesen Sie als<br />

Top-Thema auf<br />

www.haufe.<strong>de</strong>/personal<br />

„Es braucht jeman<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>r nicht nur schwätzt, son<strong>de</strong>rn auch große HR-Architekturen baut.“<br />

verän<strong>de</strong>rt hat. Wenn ich heute für<br />

freiheitslieben<strong>de</strong> Talententwicklung<br />

eintrete, dann bin ich überzeugt, die<br />

Kraft dafür ziehe ich aus meinen Erlebnissen<br />

als 16- und 17-jähriger.<br />

personalmagazin: Verstörend wirkt Ihre<br />

neu ent<strong>de</strong>ckte Begeisterung für Work-<br />

Life-Balance. Ihr Ruf ist ein an<strong>de</strong>rer.<br />

Sattelberger: Ich glaube, da habe ich mich<br />

geän<strong>de</strong>rt. Als ich verstan<strong>de</strong>n hatte, dass<br />

das Thema Vielfalt mit Zeitsouveränität<br />

zu tun hat, habe ich vor an<strong>de</strong>rthalb<br />

Jahren einen Kehrtwechsel an<strong>de</strong>ren<br />

gegenüber vollzogen und <strong>de</strong>ren Ansprüche<br />

an ihr Privatleben akzeptiert.<br />

Zeitsouveränität heißt aber auch, dass<br />

man mir nicht reinre<strong>de</strong>n soll, wenn ich<br />

viel arbeiten will.<br />

personalmagazin: Eine Erkenntnis, für die<br />

Sie 63 Jahre alt wer<strong>de</strong>n mussten. Wer<br />

hat Sie in Ihrem Arbeitseifer gesteuert?<br />

Sattelberger: Ich fand das ganz normal,<br />

dass Menschen viel arbeiten. Ich habe<br />

nie richtig reflektiert, dass an<strong>de</strong>re<br />

Menschen in Sachen Zeitgestaltung<br />

an<strong>de</strong>re Vorstellungen haben können.<br />

Da wun<strong>de</strong>re ich mich über mich selbst.<br />

Da hat mir eine tiefschürfen<strong>de</strong> Run<strong>de</strong><br />

mit unserer Diversity-Beauftragten<br />

und 20 Frauen die Augen geöffnet.<br />

personalmagazin: Sie waren und sind eine<br />

prägen<strong>de</strong> Figur im Personalmanagement.<br />

Wer wird <strong>de</strong>r neue Sattelberger?<br />

Sattelberger: Kein Kommentar.<br />

personalmagazin: Braucht das Personalwesen<br />

überhaupt einen Antreiber?<br />

Sattelberger: Ja. Die HR-Funktion<br />

ver sinkt in <strong>de</strong>r gesellschaftlichen,<br />

öffentlichen Be<strong>de</strong>utungslosigkeit. Ich<br />

kann nur hoffen, dass sich da jemand<br />

aus <strong>de</strong>r zweiten Reihe herausschält. Jemand,<br />

<strong>de</strong>r kämpft, aber nicht absolutistisch.<br />

Jemand, <strong>de</strong>r nicht nur schwätzt,<br />

son<strong>de</strong>rn auch große HR-Architekturen<br />

bei sich im Unternehmen baut. Meine<br />

Hoffnung liegt bei <strong>de</strong>nen, die 20 o<strong>de</strong>r<br />

30 Jahre jünger sind.<br />

Das Interview führten<br />

Reiner Straub und Randolf Jessl.<br />

personalmagazin 06 / 12


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16 NEUES MANAGEMENT<br />

<strong>Mehr</strong> <strong>Freiheit</strong> <strong>wagen</strong><br />

ÜBERBLICK. Die Zeit <strong>de</strong>r großen Managemententwürfe scheint vorbei. Dennoch<br />

experimentieren Firmen mit alternativen Führungs- und Steuerungskonzepten.<br />

Von Randolf Jessl (Red.)<br />

Es bedurfte eines ost<strong>de</strong>utschen<br />

Bun<strong>de</strong>spräsi<strong>de</strong>nten, um <strong>de</strong>n<br />

Deutschen <strong>de</strong>n Wert <strong>de</strong>r <strong>Freiheit</strong><br />

in Erinnerung zu rufen. Wie kein<br />

Zweiter singt Joachim Gauck das Hohelied<br />

auf dieses Menschenrecht. Gera<strong>de</strong><br />

aus <strong>de</strong>r Wirtschaft ist <strong>de</strong>m neuen Bun<strong>de</strong>spräsi<strong>de</strong>nten<br />

dafür Applaus sicher.<br />

Weniger Regulierung, mehr freies Unternehmertum<br />

sind ihre Leitbil<strong>de</strong>r. Doch<br />

ob die Firmenlenker auch zu mehr <strong>Freiheit</strong>en<br />

im Inneren ihrer Unternehmen<br />

applaudieren wür<strong>de</strong>n, ist ungewiss.<br />

Sicher: Unter <strong>de</strong>m Schlachtruf <strong>de</strong>r<br />

Flexibilisierung haben Firmen viele alte<br />

Zöpfe in Sachen Arbeitszeit und Arbeitsort<br />

abgeschnitten. Zu ihrem Scha<strong>de</strong>n<br />

war das nicht. Doch ist ihnen bewusst,<br />

welchen <strong>Freiheit</strong>sdrang gera<strong>de</strong> die junge<br />

Generation mit in die Arbeitswelt<br />

hineinträgt? Schöpfen sie die neuen<br />

Möglichkeiten <strong>de</strong>r Informationstechnologie<br />

zur Umgestaltung ihrer Organisationen<br />

wirklich aus? Wirken sie darauf<br />

ein, <strong>de</strong>n Rechtsrahmen so zu verän<strong>de</strong>rn,<br />

dass freies Unternehmertum nicht nur<br />

als Feigenblatt für prekäre Randbelegschaften<br />

herhalten muss? Lösen sie<br />

Denk- und Verhaltensmuster in ihren<br />

Unternehmen auf, die <strong>de</strong>m „Organization<br />

Man“ als Leitbild huldigen?<br />

Diese Fragen sind für das Ganze <strong>de</strong>r<br />

Volkswirtschaft schwer zu beantworten.<br />

Sicher aber ist, dass es immer mehr<br />

Firmen gibt, die mit mehr <strong>Freiheit</strong> und<br />

weniger „Command and Control“ in <strong>de</strong>r<br />

Unternehmens- und Menschenführung<br />

experimentieren. Ihnen zur Seite stehen<br />

Vor<strong>de</strong>nker und Berater, die das Paradigma<br />

<strong>de</strong>r <strong>Freiheit</strong> in Konzepte und Mo<strong>de</strong>lle<br />

gießen. Vier davon kommen in unserer<br />

Titelstrecke zu Wort. Wir ersparen unseren<br />

Lesern die Diskussion, inwieweit<br />

es sich um Managementkonzepte, Managementmo<strong>de</strong>lle<br />

o<strong>de</strong>r Managementmo<strong>de</strong>n<br />

han<strong>de</strong>lt. Hierüber streitet die<br />

Wissenschaft inbrünstig, die wenig zu<br />

solch konkreten Gestaltungs- und Handlungsanleitungen<br />

beiträgt. Aber mit mäßigem<br />

Erfolg: Eine allgemein anerkannte<br />

Definition von Managementmo<strong>de</strong>ll o<strong>de</strong>r<br />

-konzept gibt es nicht.<br />

Vier neuere Ansätze mit Bezug zu HR<br />

Dafür ist an Konzepten kein Mangel.<br />

„Die hun<strong>de</strong>rt wichtigsten Managementkonzepte“<br />

hat zum Beispiel <strong>de</strong>r<br />

Economist-Autor Tim Hindle in seinem<br />

gleichnamigen Buch zusammengetragen.<br />

Konzepte wie Total-Quality-Management,<br />

Business-Process-Reengineering,<br />

Kaizen haben zuletzt die Art verän<strong>de</strong>rt,<br />

wie Unternehmen sich aufstellen und<br />

ihre Herausfor<strong>de</strong>rungen meistern. Dennoch<br />

drängt sich <strong>de</strong>r Eindruck auf, dass<br />

in <strong>de</strong>n vergangenen Jahren kaum mehr<br />

ein großer Wurf auf <strong>de</strong>m Markt <strong>de</strong>r Managementi<strong>de</strong>en<br />

gelungen ist.<br />

Auf Markt- und Meinungsführerschaft<br />

sehen es die in dieser Ausgabe versammelten<br />

vier Konzepte und ihre Verfechter<br />

auch nicht ab. Vielmehr sind es<br />

Herangehensweisen an Detailprobleme<br />

<strong>de</strong>r Organisationsgestaltung, Menschen-<br />

und Unternehmensführung, die<br />

eine starke Auswirkung darauf haben,<br />

wie Personalarbeit gelebt und aufgestellt<br />

wer<strong>de</strong>n muss. Scrum, ROWE, „Beyond<br />

Budgeting“ und „Resourceful Humans“<br />

tun dies zwar alle ganzheitlich, doch aus<br />

Sollen sich Kultur und Organisation än<strong>de</strong>rn, muss<br />

sich auch das Personalwesen än<strong>de</strong>rn.<br />

unterschiedlichen Perspektiven. Scrum<br />

nähert sich <strong>de</strong>n Herausfor<strong>de</strong>rungen<br />

hauptsächlich über eine an<strong>de</strong>re Form<br />

<strong>de</strong>s Projektmanagements, ROWE auf<br />

<strong>de</strong>m Weg einer neuen Kultur <strong>de</strong>r Zielsetzung,<br />

„Beyond Budgeting“ durch die<br />

Reformation <strong>de</strong>r Budgetierung und „Resourceful<br />

Humans“ über <strong>de</strong>n Neustart<br />

<strong>de</strong>r HR-Funktion.<br />

Die Autoren dieser Titelstrecke betonen:<br />

„Was uns vereint, ist das Bestreben,<br />

wie<strong>de</strong>r konsequent interne und externe<br />

Kun<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>n Mittelpunkt <strong>de</strong>s unternehmerischen<br />

Schaffens zu stellen. Dies<br />

be<strong>de</strong>utet einerseits Wertschätzung von<br />

Mitarbeitern, die als Mit-Unternehmer<br />

freiheitlich und überzeugt arbeiten, und<br />

an<strong>de</strong>rerseits Wertschätzung von Kun<strong>de</strong>n,<br />

die eine ehrliche und authentische<br />

Leistung erhalten.“ Damit diese Konzepte<br />

implementiert und gelebt wer<strong>de</strong>n,<br />

so argumentieren sie übereinstimmend,<br />

muss auch das Personalwesen sich und<br />

seine Praktiken grundlegend än<strong>de</strong>rn. Eine<br />

Einsicht, die bei vielen <strong>de</strong>r bekannten<br />

Mo<strong>de</strong>lle früherer Jahre zu kurz kam.<br />

personalmagazin 06 / 12


TITEL<br />

NEUES MANAGEMENT<br />

17<br />

© ALEXANDER RYABINTSEV / SHUTTERSTOCK.COM<br />

Auf in die <strong>Freiheit</strong>: Konzepte <strong>de</strong>r Unternehmens- und Menschenführung entfernen sich immer weiter vom Prinzip <strong>de</strong>s „Command and Control“.<br />

06 / 12 personalmagazin


Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an randolf.jessl@personalmagazin.<strong>de</strong><br />

18 NEUES MANAGEMENT<br />

Agil dank Scrum<br />

MODELL I. Das neue Projektmanagementverfahren verän<strong>de</strong>rt das Rollen- und<br />

Managementverständnis in Unternehmen. HR muss dies unterstützen.<br />

Von André Häusling und Silke Wiegand<br />

Keine Frage, Ziele sind wichtig.<br />

Aber sie gewinnen o<strong>de</strong>r<br />

verlieren an Be<strong>de</strong>utung durch<br />

Entwicklungen, die wir nicht<br />

vorhersagen und meist auch nicht beeinflussen<br />

können. Sie müssen hin und<br />

wie<strong>de</strong>r revidiert o<strong>de</strong>r neu ausgerichtet<br />

wer<strong>de</strong>n. Und meistens erkennt man im<br />

Laufe <strong>de</strong>r Zeit, dass eine schrittweise<br />

Annäherung, die Zeit für Reflexion gibt,<br />

sinnvoller ist, als ein starres Festhalten<br />

an einem einmal festgelegten Ergebnis.<br />

Auch in <strong>de</strong>r Softwareentwicklung<br />

und im Projektmanagement ist zu beobachten:<br />

Erst am En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r geplanten<br />

Projekt- o<strong>de</strong>r Entwicklungszeit kann das<br />

eigentliche Produkt geliefert wer<strong>de</strong>n.<br />

Das setzt eine Vorhersehbarkeit voraus,<br />

die in <strong>de</strong>n meisten Fällen nicht gegeben<br />

ist. Die agile Metho<strong>de</strong> „Scrum“ kennt<br />

<strong>de</strong>shalb keine langfristigen Pläne.<br />

Agiles Personalmanagement: In Scrum-Projekten arbeitet keiner nur für sich im stillen Kämmerlein.<br />

© SLAVO VALIGURSKY / SHUTTERSTOCK.COM<br />

Scrum ist eine ständige Neuausrichtung<br />

ohne Verlust <strong>de</strong>r groben Zielsetzung.<br />

Scrum bietet einen Rahmen, in<br />

<strong>de</strong>m ein beliebiges Projekt interaktiv<br />

und interdisziplinär unter Nutzung<br />

sämtlicher Wissens- und Kreativitätspotenziale<br />

abläuft. Mit Scrum entsteht<br />

nicht nur ein Ergebnis, son<strong>de</strong>rn es entstehen<br />

zahlreiche Ergebnisse – und zwar<br />

je nach aktuellen Rahmenbedingungen<br />

und in ständiger Abstimmung mit <strong>de</strong>m<br />

Kun<strong>de</strong>n. Ein Team aus Spezialisten, von<br />

einer Vision geleitet, arbeitet sich diszipliniert<br />

und professionell von einem<br />

Teilprodukt zum nächsten, bis es das<br />

Endprodukt abliefern kann. Zwar bekommt<br />

das Team eine klare Zielsetzung<br />

– wie es dieses Ziel erreicht, bleibt jedoch<br />

<strong>de</strong>n Teammitglie<strong>de</strong>rn überlassen.<br />

Selbstorganisation geht vor Kontrolle,<br />

kreative Anpassung vor unbedingter<br />

Zielerreichung, die Nähe zum Kun<strong>de</strong>n<br />

vor abgeschotteter Arbeit im stillen Kämmerlein.<br />

Es gibt sehr wenige Regeln, die<br />

jedoch absolut konsequent eingehalten<br />

wer<strong>de</strong>n. Die wenigen Prinzipien versteht<br />

je<strong>de</strong>r am Projekt Beteiligte.<br />

Der kontinuierliche Austausch mit<br />

<strong>de</strong>m Kun<strong>de</strong>n ist eine <strong>de</strong>r Stärken von<br />

Scrum. Er führt dazu, dass ein Team<br />

immer weiß, warum es dieses tun o<strong>de</strong>r<br />

jenes lassen soll. Dies ist wesentlich,<br />

um innovative Herangehensweisen<br />

überhaupt erst zu ermöglichen. Mit<br />

Scrum ist das Team Teil <strong>de</strong>r gesamten<br />

Unternehmensstrategie.<br />

Die Rollen und ihr Platz in Scrum<br />

Drei Kernrollen bestimmen <strong>de</strong>n Scrum-<br />

Prozess und ergeben das Scrum-Team:<br />

das Team, <strong>de</strong>r „Product Owner“ und <strong>de</strong>r<br />

„Scrum Master“. Der „Product Owner“<br />

ist <strong>de</strong>r Visionär, <strong>de</strong>r die Produktentwicklung<br />

plant, lenkt und dafür sorgt, dass<br />

das Team die gewünschten Funktionalitäten<br />

in <strong>de</strong>r richtigen Reihenfolge<br />

erstellt und die Projektergebnisse <strong>de</strong>n<br />

finanziellen Aufwand rechtfertigen. Der<br />

„Product Owner“ ist zu<strong>de</strong>m das Bin<strong>de</strong>glied<br />

zwischen <strong>de</strong>m Team und <strong>de</strong>m<br />

Kun<strong>de</strong>n. Das Team organisiert sich weitgehend<br />

selbst und liefert die Funktionalitäten<br />

in <strong>de</strong>r vorgegebenen Reihenfolge<br />

und in <strong>de</strong>r zuvor vereinbarten Qualität.<br />

Der „Scrum Master“ hilft <strong>de</strong>m Team, die<br />

gesetz ten Ziele zu erreichen. Er beseitigt<br />

alle Hin<strong>de</strong>rnisse („Impediments“),<br />

die das Team aufhalten könnten. Er ist<br />

eine Führungskraft im weiteren Sinne.<br />

Ohne direkte Weisungsbefugnis stellt er<br />

sicher, dass <strong>de</strong>r Scrum-Prozess eingehalten<br />

wird. Eine seiner Hauptaufgaben<br />

ist die Schulung aller Projektbeteiligten,<br />

personalmagazin 06 / 12


TITEL<br />

NEUES MANAGEMENT<br />

19<br />

Nötige HR-Maßnahmen<br />

Anfor<strong>de</strong>rungen<br />

auf <strong>de</strong>r Teamebene<br />

Organisatorische Anfor<strong>de</strong>rungen<br />

Neue Infrastrukturen und neue<br />

räumliche Organisation<br />

Mitarbeiterbezogene Anfor<strong>de</strong>rungen<br />

Ängste <strong>de</strong>r Mitarbeiter<br />

Suche nach Stabilität für die<br />

Zukunft – Karrieremöglichkeiten<br />

Neue Skills müssen geför<strong>de</strong>rt<br />

o<strong>de</strong>r ausgebil<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n<br />

Bedarf an neuen Mitarbeitern,<br />

die die Rollenerfor<strong>de</strong>rnisse<br />

erfüllen<br />

Frage nach <strong>de</strong>r Bewertung von<br />

Individualleistung und damit<br />

zusammenhängen<strong>de</strong>r Vergütung<br />

Umgang mit Teammitglie<strong>de</strong>rn,<br />

die ihre Leistung nicht erbringen<br />

o<strong>de</strong>r nicht ins Team passen<br />

Anfor<strong>de</strong>rungen<br />

an das Management<br />

Budgetmittel, Räumlichkeiten et<br />

cetera zur Verfügung stellen<br />

Kommunikation <strong>de</strong>r Verän<strong>de</strong>rung<br />

und Strategie<br />

Karrieremöglichkeiten eröffnen<br />

Weiterentwicklungspläne für die<br />

einzelnen Mitarbeiter <strong>de</strong>finieren,<br />

Trainings- und Ausbildungsbedarf<br />

ermitteln<br />

Mitarbeitersuche, das Unternehmen<br />

als attraktive, agile<br />

Organisation positionieren<br />

Trennung und gleichzeitig<br />

Verbindung von Individual- und<br />

Teamzielen in Mitarbeitergesprächen<br />

Alternativen für <strong>de</strong>n Mitarbeiter<br />

im Unternehmen suchen o<strong>de</strong>r<br />

eine Trennung veranlassen<br />

sodass diese ihre Rolle verstehen und<br />

ausüben können.<br />

Aufgaben von HR<br />

Definition <strong>de</strong>r Anfor<strong>de</strong>rungen,<br />

Beschaffung und Än<strong>de</strong>rung<br />

Kommunikationsplattformen<br />

schaffen: Workshops, Mission<br />

Statements, Rundschreiben,<br />

Intranet et cetera<br />

Erarbeitung von Karrierepfa<strong>de</strong>n<br />

und -mo<strong>de</strong>llen<br />

Coaching <strong>de</strong>s „Scrum Masters“<br />

als Verän<strong>de</strong>rungsmanager, Trainings<br />

für das Team <strong>de</strong>finieren,<br />

entwickeln o<strong>de</strong>r zukaufen<br />

Kompetenzprofile entwickeln,<br />

Employer Branding, Aufbau einer<br />

Talent-Pipeline<br />

Neue Formen von Leistungsfeedback<br />

und Vergütungsmo<strong>de</strong>lle<br />

schaffen, die auch die Teamleistung<br />

einbeziehen<br />

Varianten <strong>de</strong>r Versetzung o<strong>de</strong>r<br />

Trennung überprüfen, Vermittlung<br />

interner o<strong>de</strong>r externer<br />

neuer Positionen, Nachbesetzung<br />

in die Wege leiten<br />

Anfor<strong>de</strong>rungen bestehen an das Team, das Management und das Personalwesen: Alle drei<br />

Ebenen sind in <strong>de</strong>r Zusamenarbeit gefragt, um eine agile Organisation zu ermöglichen.<br />

Quelle: „Erfolgreich mit Scrum – Einflussfaktor Personalmanagement“, Häusling und Gloger, 2011<br />

Ausdruck strategischen Denkens<br />

Auch wenn das Prozessmo<strong>de</strong>ll von<br />

Scrum hauptsächlich operative Abläufe<br />

darstellt, so ist es doch Ausdruck einer<br />

strategischen Denkweise. In einer agilen<br />

Organisation sind die Teams – ob sie<br />

nun Software entwickeln, Produktionsprozesse<br />

abwickeln o<strong>de</strong>r HR-Projekte<br />

durchführen – selbst organisiert und<br />

cross-funktional. Rollen, Verantwortlichkeiten<br />

und interdisziplinäres Arbeiten,<br />

<strong>de</strong>r Wille, Wissen je<strong>de</strong>rzeit zu<br />

teilen und auch an<strong>de</strong>re Aufgaben im<br />

Team zu übernehmen – all dies setzt ein<br />

neues Selbstverständnis <strong>de</strong>r Beteiligten<br />

voraus. Um dieses Selbstverständnis<br />

im Unternehmen abzubil<strong>de</strong>n, bedarf es<br />

eines grundsätzlichen Um<strong>de</strong>nkens im<br />

Personalmanagement. Agilität im Unternehmen<br />

for<strong>de</strong>rt einen an<strong>de</strong>ren Umgang<br />

mit Mitarbeitern von <strong>de</strong>r Rekrutierung<br />

bis zur Trennung und ein auf Vertrauen<br />

basieren<strong>de</strong>s Verständnis von Führung.<br />

<strong>Mehr</strong>jahrespläne haben bei Scrum<br />

ebenso wenig verloren wie das Führen<br />

von jährlichen Mitarbeitergesprächen<br />

und Zielvereinbarungen. Bewertungs-,<br />

Entlohnungs- und Weiterentwicklungssysteme<br />

sind zu über<strong>de</strong>nken. Es gilt<br />

zu klären, wie eine kollektive Leistung<br />

bewertet und entlohnt wird. Führungsrollen<br />

ohne disziplinarische Autorität<br />

sind in Scrum völlig normal. Teamentwicklung<br />

und Konfliktlösung sind die<br />

Themen <strong>de</strong>r Führungskräfte, die hierfür<br />

Coaching und Schulung durch die Personalabteilung<br />

brauchen. Bei <strong>de</strong>r Verän<strong>de</strong>rung<br />

hin zu einer agilen Organisation<br />

fungiert HR daher als eine Art Übersetzer,<br />

<strong>de</strong>r einerseits <strong>de</strong>m Management<br />

die Anfor<strong>de</strong>rungen erklärt, die durch<br />

die Einführung von Scrum entstehen.<br />

An<strong>de</strong>rerseits vermittelt er <strong>de</strong>n Teams<br />

die Perspektive <strong>de</strong>s Managements. Desweiteren<br />

fällt es in die Verantwortung<br />

von HR, Ängste in Bezug auf die eigene<br />

Karriere aufzufangen und alternative<br />

Karrierepfa<strong>de</strong> zu entwickeln. Und nicht<br />

zuletzt ist HR in Scrum stärker <strong>de</strong>nn je<br />

gefragt, wenn es um Mitarbeiter geht,<br />

die ihre Leistung nicht erbringen o<strong>de</strong>r<br />

nicht ins Team passen.<br />

Schlüsselfunktion HR<br />

Der Aufbau eines agilen Personalmanagements<br />

bringt viele Verän<strong>de</strong>rungen<br />

mit sich und erfor<strong>de</strong>rt ein hohes Maß<br />

an Initiative und Kompetenz seitens HR.<br />

Dafür bietet es Personalabteilungen die<br />

Chance, das eigene Selbstverständnis<br />

zu über<strong>de</strong>nken, selbst zu einer agilen<br />

Einheit zu wer<strong>de</strong>n, die sich im Verän<strong>de</strong>rungsprozess<br />

innerhalb <strong>de</strong>s Unternehmens<br />

strategisch neu positioniert.<br />

André Häusling<br />

ist Inhaber und CEO von<br />

Scrumjobs in Köln.<br />

Silke Wiegand<br />

ist freiberufliche<br />

Redakteurin in Erftstadt<br />

bei Köln.<br />

06 / 12 personalmagazin


Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an randolf.jessl@personalmagazin.<strong>de</strong><br />

20 NEUES MANAGEMENT<br />

„Eine Frage <strong>de</strong>s Mindsets“<br />

INTERVIEW. Andrea Hollenburger, Personalchefin <strong>de</strong>r Scout 24 Holding GmbH,<br />

erläutert die Auswirkungen von Scrum am Beispiel ihrer Geschäftsfel<strong>de</strong>r.<br />

personalmagazin: Seit wann arbeiten Sie<br />

in <strong>de</strong>r Scout-Gruppe mit Scrum?<br />

Andrea Hollenburger: Bei Immobilienscout24<br />

sind wir 2008 mit einem<br />

Team gestartet und haben dort jetzt<br />

23 Teams. Bei Autoscout24 waren es<br />

anfangs drei, inzwischen sind es zehn.<br />

personalmagazin: Wie war die Reaktion<br />

<strong>de</strong>r Mitarbeiter? Ist etwas davon bei<br />

Ihnen im HR-Bereich angekommen?<br />

Hollenburger: Wenn wir mit neuen<br />

Themen starten, machen sich die<br />

Fachabteilungen und HR schon im<br />

Vorfeld Gedanken darüber, wie man die<br />

Mitarbeiter vorbereiten kann. Die Mitarbeiter<br />

waren, wie übrigens bei allen<br />

Change-Prozessen in unserem Hause,<br />

von Anfang an voller Elan dabei und<br />

haben Scrum mitgestaltet. Es gab aber<br />

auch einige, die erst einmal verstehen<br />

mussten, wie Scrum funktioniert und<br />

was das Thema Selbstorganisation<br />

eigentlich im Arbeitsalltag be<strong>de</strong>utet.<br />

personalmagazin: Hat die Selbstorganisation<br />

beson<strong>de</strong>re Auswirkungen auf<br />

Personal und Führung?<br />

Hollenburger: Wir leben unseren „ Scouty<br />

Spirit“, eine Unternehmenskultur,<br />

die ein hohes Maß an Vertrauen und<br />

„Empowerment“ gegenüber je<strong>de</strong>m<br />

Einzelnen aufweist. Und die Agilität bei<br />

Scrum kommt dieser Kultur sehr entgegen.<br />

Wir haben die Führungskräfte<br />

dahingehend gecoacht und eine klare<br />

Trennung zwischen Teamleiter und<br />

Scrum-Master vollzogen. Der Teamleiter<br />

ist primär disziplinarisch für alle Mitarbeiter<br />

verantwortlich. Der Scrum-Master<br />

ist <strong>de</strong>r Hüter <strong>de</strong>s Scrum-Prozesses, er<br />

führt das Team lateral auf <strong>de</strong>m Weg zur<br />

Selbstorganisation und – ein ganz wichtiger<br />

Aspekt – schützt es vor Störungen<br />

von außen. Wichtig ist außer<strong>de</strong>m, dass<br />

die Teammitglie<strong>de</strong>r zusammensitzen.<br />

Das för<strong>de</strong>rt das Wir-Gefühl und damit<br />

das Verantwortungsbewusstsein und<br />

die Kommunikation in <strong>de</strong>n Projekten.<br />

personalmagazin: Was sind aus <strong>de</strong>r Sicht<br />

von HR die größten Herausfor<strong>de</strong>rungen<br />

im Change-Prozess?<br />

Hollenburger: Ganz klar die Tatsache,<br />

dass agile Metho<strong>de</strong>n eine Frage <strong>de</strong>s<br />

Mindsets sind. Das kann man nicht mit<br />

einem dreitägigen Training erreichen.<br />

Eine <strong>de</strong>r großen Herausfor<strong>de</strong>rungen<br />

ist es, aus Überzeugung und unter<br />

Berücksichtigung struktureller und<br />

inhaltlicher Gegebenheiten die Abläufe<br />

anzupassen und das ganze Unternehmen<br />

als System zu begreifen. Es reicht<br />

nicht, ein kleines Rad am En<strong>de</strong> zu<br />

drehen. Man darf auch nie glauben,<br />

dass ein agiler Verän<strong>de</strong>rungsprozess irgendwann<br />

aufhört. Denn immer wie<strong>de</strong>r<br />

gibt es Blocka<strong>de</strong>n und Hin<strong>de</strong>rnisse, die<br />

gelöst wer<strong>de</strong>n müssen.<br />

personalmagazin: Gibt es Erfolge?<br />

Hollenburger: Allerdings. Bei Autoscout24<br />

ist die Effizienz <strong>de</strong>r Teams innerhalb<br />

eines Jahres um sensationelle 200<br />

Prozent gestiegen. Die Qualität <strong>de</strong>r<br />

ausgelieferten Produkte und Features<br />

wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>utlich erhöht und die Anzahl<br />

von kritischen Fehlern ist seit <strong>de</strong>r<br />

Einführung von Scrum um 80 Prozent<br />

gesunken. Bei Immobilienscout24 ist<br />

die Release-Frequenz von vier auf eine<br />

Woche reduziert wor<strong>de</strong>n. Außer<strong>de</strong>m<br />

hat sich die Qualität <strong>de</strong>r Entwicklung<br />

drastisch verbessert. Hier haben wir die<br />

Fehlerquote um die Hälfte reduziert.<br />

Heute wer<strong>de</strong>n doppelt so viele Features<br />

live geschaltet wie vor <strong>de</strong>m Start von<br />

Scrum.<br />

personalmagazin: Ist Scrum auch außerhalb<br />

<strong>de</strong>r Software-Entwicklung nutzbar?<br />

Hollenburger: Wir sind heute tatsächlich<br />

eine agile Organisation. Alle an <strong>de</strong>r Produktentwicklung<br />

beteiligten Bereiche<br />

arbeiten agil bei uns. Angrenzen<strong>de</strong><br />

Bereiche müssen zumin<strong>de</strong>st verstehen,<br />

was dahintersteckt.<br />

Das Interview führte Silke Wiegand.<br />

Andrea Hollenburger<br />

Senior Vice Presi<strong>de</strong>nt Human Resources,<br />

Scout 24 Holding GmbH<br />

personalmagazin 06 / 12


TITEL<br />

NEUES MANAGEMENT<br />

21<br />

Prinzip Selbstverantwortung<br />

MODELL II. Beim ROWE-Ansatz, also „Results Only Work Environment“, zählen<br />

nur Ergebnisse – nicht wo, wie und wann die Arbeit erfolgt. Da ist HR gefor<strong>de</strong>rt.<br />

Von Susanne Ambros<br />

Die Geschichte von ROWE bei<br />

HR-Factory beginnt im Jahr<br />

2007 mit einem Artikel, <strong>de</strong>r<br />

Geschäftsführer Jan Haines<br />

faszinierte. Ein amerikanisches Unternehmen<br />

hatte eine 30-prozentige<br />

Produktivitätssteigerung nur durch die<br />

Einführung eines revolutionären Führungskonzepts<br />

erreicht. Darüber hinaus<br />

waren Mitarbeitermotivation und Kreativität<br />

gestiegen und gleichzeitig die<br />

Fluktuationsraten gesunken. Als HR-<br />

Spezialist befasste sich Haines anschließend<br />

intensiver mit diesem scheinbar<br />

einfachen und doch so wirkungsvollen<br />

Ansatz namens ROWE. Das steht für<br />

„Results Only Work Environment“. Ein<br />

Treffen mit <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n ROWE-Vorreiterinnen<br />

Cali Ressler und Jody Thompson<br />

in <strong>de</strong>n USA gab am En<strong>de</strong> <strong>de</strong>n Ausschlag.<br />

Haines beschloss gemeinsam mit seinem<br />

Führungsteam, dieses Konzept bei<br />

HR-Factory umzusetzen.<br />

Im Gegensatz zu Best-Buy, einem<br />

großen amerikanischen Elektronik-<br />

Discounter, <strong>de</strong>r bereits 2003 ROWE<br />

eingeführt hatte, ist HR-Factory ein<br />

mittelständisches Dienstleistungsunternehmen,<br />

das seinen Schwerpunkt im<br />

Bereich HR Business Process Outsourcing<br />

hat. Das Unternehmen war zum<br />

Einführungszeitpunkt acht Jahre alt, inhabergeführt<br />

und verfügte über äußerst<br />

flache Organisationsstrukturen. Als<br />

Pilotstandort für die Einführung wur<strong>de</strong><br />

die HR-Factory-Nie<strong>de</strong>rlassung in Tallinn,<br />

Estland, gewählt. Das Team dort bestand<br />

zum Zeitpunkt <strong>de</strong>r Einführung aus 19<br />

Mitarbeitern mit einem Durchschnittsalter<br />

von 27 Jahren. Die Unternehmenskultur<br />

wur<strong>de</strong> als dynamisch empfun<strong>de</strong>n,<br />

wobei gera<strong>de</strong> Führungskräfte eine hohe<br />

Arbeitsbelastung im Bereich <strong>de</strong>r Mitarbeiterführung<br />

und -kontrolle beklagten.<br />

Implementierung <strong>de</strong>s Mo<strong>de</strong>lls<br />

Das Führungsteam <strong>de</strong>r HR-Factory erwartete<br />

sich durch die Einführung <strong>de</strong>s<br />

ergebniszentrierten ROWE-Konzepts<br />

folgen<strong>de</strong> Effekte: Steigerung <strong>de</strong>r Produktivität,<br />

Senkung <strong>de</strong>r Fluktuationsrate<br />

sowie gleichbleiben<strong>de</strong> Gehaltskosten<br />

in einem von steigen<strong>de</strong>n Gehältern geprägten<br />

Markt und damit einen Wettbewerbsvorteil.<br />

Darüber hinaus sollten die<br />

Führungskräfte entlastet und alle Mitarbeiter<br />

durch mehr Selbstverantwortung<br />

und flexiblere Zeiteinteilung weiter motiviert<br />

wer<strong>de</strong>n. Daher wur<strong>de</strong> schließlich<br />

auch eine signifikante Steigerung <strong>de</strong>r<br />

Mitarbeiterzufrie<strong>de</strong>nheit erwartet.<br />

Zur Vorbereitung <strong>de</strong>r Implementierung<br />

erarbeitete das Führungsteam<br />

einen <strong>de</strong>taillierten Projektplan mit folgen<strong>de</strong>n<br />

Inhalten:<br />

● Vorbereitung von Implementierung<br />

und Kommunikationsstrategie<br />

● Klärung von arbeitsrechtlichen Aspekten<br />

(siehe Kasten, Seite 22)<br />

● Aufnahme <strong>de</strong>s Ist-Zustands durch eine<br />

Mitarbeiterumfrage<br />

● Spezielle Schulung und Begleitung<br />

<strong>de</strong>r Führungskräfte bei Konzepteinführung<br />

und darüber hinaus<br />

Bei ROWE müssen die Mitarbeiter lernen, sich ihre Arbeit frei und selbstbestimmt einzuteilen.<br />

06 / 12 personalmagazin


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22 NEUES MANAGEMENT<br />

ROWE in Deutschland verwirklichen<br />

RECHT<br />

Soll ein ROWE-Arbeitszeitmo<strong>de</strong>ll in einem Unternehmen eingeführt wer<strong>de</strong>n, das <strong>de</strong>utschen Arbeitsrechtsbestimmungen unterliegt, sind<br />

verschie<strong>de</strong>ne juristische Aspekte zu be<strong>de</strong>nken. Im Folgen<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n einige gesetzliche Grundlagen beleuchtet, mit <strong>de</strong>nen man sich<br />

bei <strong>de</strong>r Einführung von ROWE beschäftigen sollte. Doch auch tarifvertragliche Regelungen sind zu berücksichtigen.<br />

Nachweisgesetz (NachwG)<br />

Die Bestimmungen <strong>de</strong>s Nachweisgesetzes (NachwG) verlangen, die<br />

wesentlichen Vertragsbedingungen schriftlich nie<strong>de</strong>rzulegen. Hierzu<br />

gehören unter an<strong>de</strong>rem <strong>de</strong>r Arbeitsort (§ 2 Abs. 1 Nr. 4 NachwG) und<br />

die vereinbarte Arbeitszeit (§ 2 Abs. 1 Nr. 7). Für die Einführung eines<br />

ROWE-Mo<strong>de</strong>lls ist daher eine entsprechen<strong>de</strong> Formulierung <strong>de</strong>s Arbeitsvertrags<br />

im Hinblick auf die Bestimmungen <strong>de</strong>s Nachweisgesetzes zu<br />

beachten.<br />

Arbeitszeitgesetz (ArbZG)<br />

Nach § 3 ArbZG darf die tägliche Arbeitszeit acht Stun<strong>de</strong>n nicht<br />

überschreiten. Die tägliche Arbeitszeit kann auf bis zu zehn Stun<strong>de</strong>n<br />

verlängert wer<strong>de</strong>n, wenn innerhalb von sechs Kalen<strong>de</strong>rmonaten o<strong>de</strong>r<br />

innerhalb von 24 Wochen im Durchschnitt acht Stun<strong>de</strong>n werktäglich<br />

nicht überschritten wer<strong>de</strong>n. Nach Beendigung <strong>de</strong>r täglichen Arbeitszeit<br />

ist eine Ruhepause von min<strong>de</strong>stens 11 Stun<strong>de</strong>n einzuhalten.<br />

Schließlich ist das Verbot <strong>de</strong>r Sonn- und Feiertagsarbeit nach § 9<br />

ArbZG wesentlich. Aus <strong>de</strong>r Fürsorgepflicht <strong>de</strong>s Arbeitgebers ergibt sich<br />

<strong>de</strong>ssen Verpflichtung, die Einhaltung <strong>de</strong>r Bestimmungen <strong>de</strong>s ArbZG zu<br />

überwachen. Eine Überwachung <strong>de</strong>r Einhaltung <strong>de</strong>r Vorschriften <strong>de</strong>s Arbeitszeitgesetzes<br />

beim Arbeitgeber erfolgt durch die jeweils zuständige<br />

Aufsichtsbehör<strong>de</strong>.<br />

Aspekt: Arbeitszeit allgemein<br />

Wesentlich ist im Zusammenhang mit <strong>de</strong>n Bestimmungen zur generellen<br />

Arbeitszeit die Bestimmung <strong>de</strong>s § 16 ArbZG. Hierbei ist zunächst<br />

darauf hinzuweisen, dass <strong>de</strong>r Arbeitgeber gemäß § 16 Abs. 1 ArbZG<br />

verpflichtet ist, einen Abdruck <strong>de</strong>s ArbZG sowie die aufgrund dieses<br />

Gesetzes für <strong>de</strong>n Betrieb erlassenen Rechtsverordnungen, Tarifverträge,<br />

Betriebs- und Dienstvereinbarungen an geeigneter Stelle im<br />

Betrieb auszulegen o<strong>de</strong>r auszuhängen. Dies kann unproblematisch, zum<br />

Beispiel durch eine Veröffentlichung im Intranet, umgesetzt wer<strong>de</strong>n.<br />

Aspekt: Arbeitszeitaufzeichnung<br />

Die sich aus § 16 Abs. 2 ArbZG ergeben<strong>de</strong> Verpflichtung, Arbeitszeiten,<br />

die über die werktägliche Arbeitszeit von acht Stun<strong>de</strong>n hinausgehen,<br />

aufzuzeichnen, trifft grundsätzlich <strong>de</strong>n Arbeitgeber. Dieser kann sich<br />

jedoch bei <strong>de</strong>r Erfüllung dieser Pflicht <strong>de</strong>s Arbeitnehmers bedienen,<br />

in<strong>de</strong>m er die Führung <strong>de</strong>r Arbeitszeitnachweise <strong>de</strong>m einzelnen<br />

Mitarbeiter überträgt, <strong>de</strong>r diese Nachweise – zum Beispiel im Wege<br />

<strong>de</strong>r Selbstaufschreibung – anfertigt. Der Arbeitgeber hat in diesem<br />

Fall die notwendigen organisatorischen Vorkehrungen zu treffen, dass<br />

<strong>de</strong>r Mitarbeiter die Arbeitszeitnachweise führen kann. Ferner muss er<br />

sicherstellen, dass <strong>de</strong>r Mitarbeiter die Aufzeichnungen auch tatsächlich<br />

anfertigt, etwa mittels Durchführung stichprobenartiger Kontrollen und<br />

Einschreiten bei Verletzung von Aufzeichnungspflichten.<br />

Zusammenfassend lässt sich zum Thema ROWE und Arbeitszeit daher<br />

festhalten, dass man die oben beschriebene Aufzeichnungspflicht<br />

berücksichtigen muss. Aus praktischen Erfahrungen heraus ist es<br />

in diesem Zusammenhang sinnvoll, <strong>de</strong>n Arbeitnehmer über seine<br />

Aufzeichnungspflichten und die zugrun<strong>de</strong> liegen<strong>de</strong>n Bestimmungen <strong>de</strong>s<br />

Arbeitszeitgesetzes sowie Art und Umfang <strong>de</strong>r Aufzeichnungspflicht<br />

zum Beispiel mittels eines Informationsblatts zu informieren.<br />

Betriebsverfassungsgesetz (BetrVG)<br />

Im Hinblick auf die mögliche ROWE-Einführung ist das erzwingbare<br />

Mitbestimmungsrecht <strong>de</strong>s Betriebsrats nach § 87 Abs. 1 Nr. 2 und<br />

3 zu beachten. Wird durch die Einführung von ROWE eventuell eine<br />

Än<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r betrieblichen Lohngestaltung notwendig, sind außer<strong>de</strong>m<br />

§ 87 Abs. 1 Nr. 10 und 11 und <strong>de</strong>r Auskunftsanspruch <strong>de</strong>s Betriebsrats<br />

nach § 80 Abs. 2 BetrVG zu beachten.<br />

Ohne an dieser Stelle auf die Einzelheiten <strong>de</strong>r oben aufgeführten<br />

Mitbestimmungsrechte näher eingehen zu wollen, erscheint es als Fazit<br />

zwingend erfor<strong>de</strong>rlich, bei Einführung eines ROWE-Arbeitszeitmo<strong>de</strong>lls<br />

in mitbestimmten Betrieben eine entsprechen<strong>de</strong> Betriebsver einbarung<br />

abzuschließen.<br />

Fazit und Empfehlungen<br />

Letztlich darf nicht vergessen wer<strong>de</strong>n, sich vor Einführung eines<br />

ROWE-Arbeitszeitmo<strong>de</strong>lls mit <strong>de</strong>n Arbeitsverträgen <strong>de</strong>r betroffenen<br />

Mitarbeiter genauer zu beschäftigen. Gegebenenfalls wird es – je nach<br />

Ausgestaltung <strong>de</strong>r Verträge – erfor<strong>de</strong>rlich sein, hier eine entsprechen<strong>de</strong><br />

einvernehmliche Anpassung vorzunehmen. Interessant sind in diesem<br />

Zusammenhang speziell die arbeitsvertraglichen Bestimmungen über<br />

die Arbeitszeit, die Überstun<strong>de</strong>nregelungen, aber auch die Bestimmungen<br />

über die Entlohnung. Abschließend sei noch darauf hingewiesen,<br />

dass sich aus eventuell bestehen<strong>de</strong>n, bei <strong>de</strong>n betroffenen<br />

Unternehmen anzuwen<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Tarifverträgen weitere Beson<strong>de</strong>rheiten<br />

bei <strong>de</strong>r Einführung eines ROWE-Arbeitszeitmo<strong>de</strong>lls ergeben können.<br />

Diese wären dann anhand <strong>de</strong>s jeweils einschlägigen Tarifvertrags<br />

geson<strong>de</strong>rt zu prüfen und miteinzubeziehen.<br />

Von Petra Ludowici-Kürn, Rechtsanwältin, München.<br />

personalmagazin 06 / 12


TITEL<br />

NEUES MANAGEMENT<br />

23<br />

● Erarbeitung von Materialien und<br />

Workshops zur Projekteinführung<br />

sowie weitere Begleitung in regelmäßigen<br />

Abstän<strong>de</strong>n.<br />

Der Fokus bei <strong>de</strong>n Implementierungsworkshops<br />

lag außer auf <strong>de</strong>r Erläuterung<br />

<strong>de</strong>s Konzepts auf <strong>de</strong>m Aufbau<br />

einer umfassen<strong>de</strong>n Kultur <strong>de</strong>s Vertrauens,<br />

die je<strong>de</strong>r Mitarbeiter verinnerlichen<br />

muss. Zu<strong>de</strong>m ging es um ein neues Verständnis<br />

im Bereich <strong>de</strong>r Definition und<br />

Beschreibung von Arbeitsergebnissen<br />

– als Grundlage für die weitere Zusammenarbeit.<br />

Insbeson<strong>de</strong>re bei Positionen,<br />

die bisher weitestgehend ohne konkrete<br />

Ziel<strong>de</strong>finition gearbeitet hatten, zum Beispiel<br />

die Chefsekretärin, muss ten neue<br />

Kriterien, wie etwa Anzahl <strong>de</strong>r durchgestellten<br />

Anrufe mit Werbehintergrund<br />

o<strong>de</strong>r Inhalte einer Terminvorbereitung,<br />

<strong>de</strong>finiert wer<strong>de</strong>n.<br />

Nach intensiver Vorbereitung und<br />

planmäßiger Durchführung <strong>de</strong>s Projektplans<br />

wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Tag X, also <strong>de</strong>r erste Tag<br />

mit ROWE bei HR-Factory, vom gesamten<br />

Team mit großer Spannung erwartet.<br />

Und zum Erstaunen aller waren an diesem<br />

Tag keinerlei Verän<strong>de</strong>rungen spürbar.<br />

Es geschah absolut nichts. Erst in<br />

<strong>de</strong>n folgen<strong>de</strong>n Tagen testeten Mitarbeiter<br />

ihre neue Selbstverantwortung mehr<br />

und mehr aus. Die Umsetzungsphase<br />

war nach zirka sechs Wochen komplett<br />

abgeschlossen.<br />

Auswirkungen von ROWE<br />

Die Mitarbeiter bei HR-Factory beschreiben<br />

heute ihren Arbeitsalltag unter<br />

ROWE als entspannter und flexibler. Sie<br />

wer<strong>de</strong>n häufig von Freun<strong>de</strong>n und Familie<br />

um ihre Flexibilität und <strong>Freiheit</strong><br />

benei<strong>de</strong>t. Das wesentliche Kriterium für<br />

die Arbeitsplanung je<strong>de</strong>s Einzelnen ist<br />

dabei ein Kräftedreieck verschie<strong>de</strong>ner<br />

Bedürfnisse und Interessen, das je<strong>de</strong>r<br />

Mitarbeiter selbst täglich neu in Einklang<br />

bringen muss, bestehend aus persönlichen<br />

Interessen, Kun<strong>de</strong>ninteressen<br />

und Firmeninteressen.<br />

Die Führungskräfte im Unternehmen<br />

wur<strong>de</strong>n seit Einführung von ROWE <strong>de</strong>utlich<br />

entlastet, wobei <strong>de</strong>r Prozess <strong>de</strong>s Loslassens<br />

eine nicht zu unterschätzen<strong>de</strong><br />

Herausfor<strong>de</strong>rung ist. In einem Unternehmen,<br />

<strong>de</strong>ssen Arbeitsstil so ergebnisorientiert<br />

ist, wur<strong>de</strong>n selbstverständlich<br />

auch die Ergebnisse <strong>de</strong>r ROWE-Einführung<br />

durch eine weitere Mitarbeiterumfrage<br />

sechs Monate nach <strong>de</strong>r Einführung<br />

gemessen. Trotz durchaus hoher Erwartungen<br />

überraschten die Ergebnisse<br />

<strong>de</strong>nnoch.<br />

Bei <strong>de</strong>r Frage nach <strong>de</strong>r Selbstorganisation<br />

<strong>de</strong>s eigenen Arbeitsbereichs („Ich<br />

kann meinen Arbeitsbereich selbst organisieren.“)<br />

antworteten vor Einführung<br />

von ROWE noch knapp 43 Prozent <strong>de</strong>r<br />

Befragten mit „teils, teils“. Nach ROWE-<br />

Einführung sank dieser Wert um gut 30<br />

Prozent während gleichzeitig die Antworten<br />

„fast immer“ und „immer“ um über<br />

30 Prozent anstiegen. Die Zufrie<strong>de</strong>nheit<br />

mit HR-Factory als Arbeitgeber („Ich arbeite<br />

gerne bei HR-Factory.“) erreichte<br />

durch die ROWE-Einführung ein Plus in<br />

<strong>de</strong>r Zustimmungsrate in <strong>de</strong>r höchs ten<br />

Kategorie („immer“) von 20 Prozent auf<br />

knapp 63 Prozent – ein Spitzenwert von<br />

94 Prozent <strong>de</strong>r Mitarbeiter wür<strong>de</strong> nach<br />

<strong>de</strong>r ROWE-Einführung „fast immer“ beziehungsweise<br />

„immer“ HR-Factory als<br />

Arbeitgeber weiterempfehlen.<br />

Beson<strong>de</strong>re Herausfor<strong>de</strong>rungen<br />

Insbeson<strong>de</strong>re HR ist bei <strong>de</strong>r Einführung<br />

und Umsetzung von ROWE stark gefor<strong>de</strong>rt.<br />

ROWE be<strong>de</strong>utet für die meis ten Unternehmen<br />

eine massive Än<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r<br />

Unternehmenskultur. Es wird empfohlen,<br />

beson<strong>de</strong>res Augenmerk in speziellen<br />

Seminaren und Schulungen – und zwar<br />

nicht nur in <strong>de</strong>r kritischen Pre-Launch-<br />

Phase bei einer Einführung von ROWE,<br />

son<strong>de</strong>rn ebenfalls im laufen<strong>de</strong>n Betrieb<br />

– auf folgen<strong>de</strong> Aspekte zu richten:<br />

● Vertrauen zu geben, zu empfangen<br />

und zu empfin<strong>de</strong>n.<br />

● Selbstorganisation zu leben und Arbeits-<br />

und freie Zeiten selbst einteilen<br />

zu lernen.<br />

● Ziele klar zu formulieren und zu vereinbaren.<br />

● Effektiv zu kommunizieren, zum Beispiel<br />

die Erreichbarkeit betreffend,<br />

aber auch Vereinbarungen und Kompromisse<br />

im Team zu erarbeiten.<br />

Im Zuge <strong>de</strong>r normalen Fluktuation, aber<br />

auch bei Erweiterung <strong>de</strong>r Belegschaft<br />

durch Zusammenschlüsse und Übernahmen<br />

muss HR in seiner neutralen Rolle<br />

ROWE immer wie<strong>de</strong>r thematisieren und<br />

für Verständnis sorgen. Vor allem bei <strong>de</strong>r<br />

Auswahl von neuen Mitarbeitern ist <strong>de</strong>ren<br />

Erwartung an Führung und Management<br />

zu klären und bei Arbeitsantritt für<br />

die entsprechen<strong>de</strong>n Schulungen zu sorgen.<br />

ROWE macht es unabdingbar, dass<br />

alle Beteiligten das System verstehen<br />

und leben. Bereits ein Ausreißer kann<br />

<strong>de</strong>m gesamten System massiven Scha<strong>de</strong>n<br />

zufügen. Deshalb ist es auch keineswegs<br />

zu empfehlen, ROWE in nur einem<br />

Bereich o<strong>de</strong>r nur für bestimmte Rollen<br />

und Positionen einzuführen.<br />

Der Nutzen von ROWE<br />

Alle im ROWE-System Arbeiten<strong>de</strong>n<br />

fokussieren ihre Aktivitäten auf bestimmte<br />

Ziele, die klar dokumentiert<br />

und gemessen wer<strong>de</strong>n. Dies beinhaltet<br />

selbstverständlich einen Auftrag an die<br />

Unternehmensführung, klare Ziele zu<br />

formulieren. Das be<strong>de</strong>utet aber auch für<br />

<strong>de</strong>n Finance- und Controllingbereich eine<br />

entsprechen<strong>de</strong> Unterstützung, da die<br />

vereinbarten Ziele häufig monetär sind<br />

und einen fest installierten Planungsund<br />

Reportingprozess erfor<strong>de</strong>rn.<br />

All dies, kombiniert mit <strong>de</strong>m hohen<br />

Grad an Selbstmanagement, kann die<br />

Führung von Mitarbeitern vereinfachen<br />

und somit Führungskräfte entlasten,<br />

aber eben auch zu einer <strong>de</strong>utlich verbesserten<br />

Motivation, einer höheren Effizienz<br />

und somit zu einer Verbesserung <strong>de</strong>r<br />

Unternehmenslage beitragen.<br />

Susanne Ambros<br />

ist Director Marketing &<br />

Sales bei HR-Factory in<br />

Unterföhring.<br />

06 / 12 personalmagazin


Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an randolf.jessl@personalmagazin.<strong>de</strong><br />

24 NEUES MANAGEMENT<br />

Schluss mit Zielkonflikten<br />

MODELL III. „Beyond Budgeting“ zielt auf die Abschaffung <strong>de</strong>r Budgetierung.<br />

Dazu bedarf es <strong>de</strong>zentraler Netzwerkstrukturen ohne Weisung und Kontrolle.<br />

Von Florian Ebert<br />

Nach Auffassung <strong>de</strong>r Vertreter<br />

<strong>de</strong>s „Beyond Budgeting“-Ansatzes<br />

ist <strong>de</strong>r zentralistische<br />

Budgetierungsprozess ein<br />

Relikt <strong>de</strong>r Industriegesellschaft und gehört<br />

entsorgt. Die Budgetierung als „Allzweckwaffe<br />

<strong>de</strong>s Managements“ sollte<br />

eigentlich Folgen<strong>de</strong>s gewährleisten:<br />

● Prognosefunktion: Um die richtigen<br />

Entscheidungen zu treffen, müssen<br />

Zusammenhänge und Wechselwirkungen<br />

abgeschätzt wer<strong>de</strong>n.<br />

● Orientierungsfunktion: Über die Budgetierung<br />

wird die Ergebnisverantwortung<br />

<strong>de</strong>r Entschei<strong>de</strong>r ver<strong>de</strong>utlicht<br />

und diese auf ihre Ziele verpflichtet.<br />

● Motivationsfunktion: Das Verhalten<br />

<strong>de</strong>r Führungskräfte soll auf die Unternehmensziele<br />

ausgerichtet wer<strong>de</strong>n<br />

durch „Management by objectives“.<br />

● Kontrollfunktion: Die <strong>de</strong>finierten<br />

Plangrößen bil<strong>de</strong>n <strong>de</strong>n Maßstab <strong>de</strong>r<br />

unterjährigen Leistungsmessung.<br />

Die damit einhergehen<strong>de</strong>n Zielkonflikte<br />

überfor<strong>de</strong>rn sowohl <strong>de</strong>n Prozess als auch<br />

die Menschen. Um Entscheidungen zu<br />

treffen, braucht es realistische Planzahlen,<br />

die das wahrscheinlichste Ergebnis<br />

wie<strong>de</strong>rgeben. Sollen dagegen die Mitarbeiter<br />

zu Höchstleistungen angespornt<br />

wer<strong>de</strong>n, müssen die Planzahlen herausfor<strong>de</strong>rnd<br />

(aber erreichbar) sein. In einem<br />

Budget kommt bei<strong>de</strong>s gleichzeitig zum<br />

Ausdruck, ohne dabei die eine o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re<br />

Funktion zu erfüllen.<br />

Diese Koppelung zwischen Prognose<br />

und Motivation kann dysfunktionales<br />

Verhalten <strong>de</strong>r Mitarbeiter nach sich zie-<br />

hen, in <strong>de</strong>m beispielsweise per se Puffer<br />

in die Budgets eingebaut wer<strong>de</strong>n, um<br />

entwe<strong>de</strong>r zusätzliche Ressourcen zu erhalten,<br />

<strong>de</strong>n Druck zu minimieren o<strong>de</strong>r<br />

das Gehalt zu maximieren. Die nachträgliche<br />

Manipulation <strong>de</strong>r Buchhaltung zur<br />

„Zielerreichung“ bil<strong>de</strong>t dabei das Extrem<br />

<strong>de</strong>s schädlichen Verhaltens.<br />

Dysfunktionalitäten <strong>de</strong>r Budgetierung<br />

Durch die Abbildung <strong>de</strong>r funktionalen<br />

Organisationsstruktur wird Abteilungs<strong>de</strong>nken<br />

und <strong>de</strong>r Egoismus einzelner<br />

Ressorts geför<strong>de</strong>rt. Weil Mitarbeiter<br />

versuchen, die Budgetvorgaben zu erreichen,<br />

wer<strong>de</strong>n Maßnahmen ergriffen, die<br />

sich auf die eigene Einheit positiv, aber<br />

auf an<strong>de</strong>re Abteilungen o<strong>de</strong>r das Gesamtunternehmen<br />

negativ auswirken.<br />

Diese wenigen Beispiele zeigen die<br />

Problematik <strong>de</strong>r Budgetierung. Es wird<br />

klar, warum mo<strong>de</strong>rne Managementtechniken<br />

zu häufig verpuffen – nicht<br />

weil sie nicht gut sind, son<strong>de</strong>rn weil sie<br />

<strong>de</strong>m etablierten Führungsinstrument<br />

entgegenstehen. Wie sollen Ansätze zur<br />

Dezentralisierung o<strong>de</strong>r zum Vertrauensaufbau<br />

greifen, wenn <strong>de</strong>r Führungsprozess<br />

zentralistisch organisiert wird und<br />

auf Kontrolle basiert?<br />

Bereits 1998 wur<strong>de</strong> in London <strong>de</strong>r „Beyond<br />

Budgeting Round Table“ (BBRT) gegrün<strong>de</strong>t.<br />

Dabei han<strong>de</strong>lt es sich um eine<br />

branchenübergreifen<strong>de</strong> Arbeitsgruppe,<br />

die das Ziel verfolgt, Alternativen zur<br />

gängigen Budgetierungspraxis zu entwickeln.<br />

Über 150 Mitgliedsunternehmen,<br />

darunter Konzerne wie Siemens,<br />

UBS o<strong>de</strong>r Unilever, haben <strong>de</strong>n BBRT seit<br />

<strong>de</strong>ssen Gründung unterstützt.<br />

Die Gründungsväter <strong>de</strong>s BBRT, Peter<br />

Bunce, Robin Fraser und Jeremy Hope,<br />

analysierten hierfür mehr als 20 Unternehmen,<br />

welche ihr Unternehmen ohne<br />

Budgets führen und <strong>de</strong>nnoch – o<strong>de</strong>r gera<strong>de</strong><br />

<strong>de</strong>shalb – außeror<strong>de</strong>ntlich erfolgreich<br />

am Markt aktiv sind. Das wichtigste „Beyond<br />

Budgeting“-Pionierunternehmen ist<br />

die größte Bank Schwe<strong>de</strong>ns, die Svenska<br />

Han<strong>de</strong>lsbanken. Sie schaffte bereits in<br />

<strong>de</strong>n 1970er-Jahren die Budgetierung<br />

ab und eliminierte <strong>de</strong>n bürokratischen<br />

Komplex, um die <strong>de</strong>zentralen Mitarbeiter<br />

mit Autonomie und Verantwortung<br />

auszustatten. Gleiches gilt für <strong>de</strong>n Drogeriemarkt<br />

DM, <strong>de</strong>r sich in <strong>de</strong>n 90er<br />

Planzahlen sollen realistisch und for<strong>de</strong>rnd sein.<br />

Im Budget kommt bei<strong>de</strong>s zum Ausdruck, ohne die<br />

eine o<strong>de</strong>r die an<strong>de</strong>re Funktion zu erfüllen.<br />

Jahren vom Hierarchie <strong>de</strong>nken gelöst<br />

hat. „Bei uns ist oben dort, wo <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong><br />

ist. Danach kommt <strong>de</strong>r Mitarbeiter, <strong>de</strong>r<br />

Filialleiter, die Gebietsverantwortlichen<br />

und dann schon die Geschäftsführung.<br />

Es gibt keine Budgets, keine Vorgaben,<br />

so gut wie keine Anweisungen, und es<br />

gibt auch keine erfolgsabhängige Ver-<br />

personalmagazin 06 / 12


TITEL<br />

NEUES MANAGEMENT<br />

25<br />

Zwölf Prinzipien<br />

Sechs Steuerungsprinzipien für flexible Prozesse <strong>de</strong>s Leistungsmanagements<br />

Prinzip Tu dies! (Beyond Budgeting) Nicht das! (Budgetsteuerung)<br />

Zielsetzung<br />

Vergütung<br />

Planung<br />

Kontrolle<br />

Ressourcen<br />

Koordination<br />

Hochgesteckte, bewegliche Ziele für<br />

kontinuierliche, relative Verbesserung<br />

Gemeinsamen Erfolg im Nachhinein<br />

anhand relativer Ist-Leistung belohnen<br />

Planung als einbeziehen<strong>de</strong>r, kontinuierlicher<br />

und aktionsorientierter Prozess<br />

Kontrolle anhand relativer Leistungsindikatoren<br />

zu Markt, Kollegen,<br />

Vorperio<strong>de</strong>n und Trends<br />

Ressourcen bedarfsbezogen und „ad<br />

hoc" verfügbar machen<br />

Dynamische, horizontale und möglichst<br />

marktliche Koordination<br />

gütung“, so DM-Geschäftsführer Erich<br />

Harsch in einem Interview mit <strong>de</strong>r FAZ.<br />

Neue Managementprinzipien<br />

Das Ergebnis <strong>de</strong>r Fallstudienuntersuchungen<br />

war ein Managementmo<strong>de</strong>ll,<br />

wie eine Führung ohne Budgets realisiert<br />

wer<strong>de</strong>n kann. Dieses umfasste<br />

zwölf Grundprinzipien, die aufgeglie<strong>de</strong>rt<br />

Inkrementelle, fixierte Jahresziele<br />

Erreichen individueller, vorab fixierter<br />

Ziele<br />

Planung als jährliches Top-Down-Event<br />

Plan-Ist-Abweichungen<br />

Jährliche Budgetzuweisungen,<br />

Allokationen und Umlagen<br />

Jährliche Planungszyklen<br />

Sechs Steuerungsprinzipien für „empowern<strong>de</strong>“ Führung und <strong>de</strong>zentralisierte Organisation<br />

Prinzip Tu dies! (Beyond Budgeting) Nicht das! (Budgetsteuerung)<br />

Kun<strong>de</strong>nfokus<br />

Verantwortung<br />

Leistungsklima<br />

Handlungsfreiheit<br />

Führung<br />

Transparenz<br />

Fokussierung aller auf die Verbesserung<br />

von Kun<strong>de</strong>nergebnissen<br />

Schaffung eines Netzwerks vieler<br />

kleiner, ergebnisverantwortlicher<br />

Einheiten<br />

Hochleistungsklima, basierend auf<br />

relativem Teamerfolg am Markt<br />

Dezentralisierung <strong>de</strong>r Entscheidungsautorität<br />

und -fähigkeit an<br />

kun<strong>de</strong>nnahe Teams<br />

Steuerung auf Grundlage klar formulierter<br />

Ziele, Werte und Begrenzungen<br />

Offene und geteilte Informationen<br />

für alle<br />

Erreichen vertikal verhan<strong>de</strong>lter Ziele<br />

Zentralisieren<strong>de</strong> Hierarchien<br />

Erreichen <strong>de</strong>r nach innen gerichteten<br />

Ziele, „koste es, was es wolle"<br />

Mikromanagement, Eingriffe von oben<br />

und strikte Planeinhaltung<br />

Detaillierte Regelwerke und Budgets<br />

Restriktiver Informationszugang und<br />

Status durch Informationen<br />

Quelle: Pfläging, Ziel und Leistung im Steuerungsmo<strong>de</strong>ll „Beyond Budgeting“ - eine Neu<strong>de</strong>finition<br />

wur<strong>de</strong>n in Prinzipien zur Gestaltung von<br />

flexiblen Managementprozessen und radikaler<br />

Dezentralisierung (lesen Sie dazu<br />

die Abbildung auf dieser Seite).<br />

Durch eine Flexibilisierung <strong>de</strong>r Managementprozesse<br />

soll gewährleistet<br />

wer<strong>de</strong>n, dass sich ein Unternehmen in<br />

einer dynamischen Umwelt laufend an<br />

sich än<strong>de</strong>rn<strong>de</strong> Gegebenheiten anpassen<br />

kann. Aus <strong>de</strong>n Analyseergebnissen <strong>de</strong>r<br />

Fallstudien wur<strong>de</strong>n hierfür sechs Gestaltungsprinzipien<br />

<strong>de</strong>finiert – <strong>de</strong>r erste<br />

Gipfel <strong>de</strong>s „Beyond Budgeting“.<br />

Neue Organisationsprinzipien<br />

Viele <strong>de</strong>r untersuchten Unternehmen<br />

erkannten danach, dass <strong>de</strong>r Erfolg nachhaltiger<br />

ist, wenn er mit einer radikalen<br />

Dezentralisierung <strong>de</strong>r Unternehmensorganisation<br />

und mit einer Verän<strong>de</strong>rung<br />

<strong>de</strong>r Unternehmenskultur verbun<strong>de</strong>n<br />

wird – <strong>de</strong>r zweite Gipfel <strong>de</strong>s „Beyond<br />

Budgeting“. Auch für diesen wur<strong>de</strong>n<br />

sechs Prinzipien <strong>de</strong>finiert, wie durch die<br />

Dezentralisierung kun<strong>de</strong>nnahe, „empowerte“<br />

Teams Wissen in Wertschöpfung<br />

transformieren.<br />

Wenngleich sämtliche Einzelprinzipien<br />

bereits wissenschaftlich bekannt<br />

sind und auch in <strong>de</strong>n Unternehmen<br />

umgesetzt wer<strong>de</strong>n, han<strong>de</strong>lt es sich<br />

nicht um eine beliebige Ansammlung<br />

<strong>de</strong>r Prinzipien, son<strong>de</strong>rn um ein in sich<br />

geschlossenes Konzept. Nur durch die<br />

Wechselwirkungen <strong>de</strong>r einzelnen Prinzipien<br />

wird eine Organisation dauerhaft<br />

flexibler, kosteneffizienter und wettbewerbsfähiger.<br />

Ziele in Relation zum Wettbewerb<br />

Das Kernproblem <strong>de</strong>r Budgetsteuerung<br />

liegt in <strong>de</strong>ren Wirkung als fixierte Leistungsverträge.<br />

Niels Pfläging, Pionier<br />

<strong>de</strong>s „Beyond Budgeting“-Konzepts und<br />

ehemaliger Direktor <strong>de</strong>s BBRT, vergleicht<br />

die herkömmliche Vorgehensweise mit<br />

<strong>de</strong>r Anweisung eines Formel-1-Teammanagers<br />

an <strong>de</strong>n Rennfahrer, je<strong>de</strong> Run<strong>de</strong><br />

<strong>de</strong>s Rennens in einer bestimmten Zeit<br />

zu fahren. Eine solche For<strong>de</strong>rung wäre<br />

losgelöst von <strong>de</strong>r Realität, da sie das<br />

eigentliche Ziel außer Acht lässt: das<br />

Rennen zu gewinnen. In einem dynamischen<br />

Marktumfeld geht es ebenfalls<br />

nicht darum, ein bestimmtes absolutes<br />

Ziel zu erreichen, son<strong>de</strong>rn besser zu sein<br />

als <strong>de</strong>r Wettbewerb. Ob man besser war<br />

als <strong>de</strong>r Wettbewerb, kann man nicht im<br />

Voraus an Zahlen festmachen, son<strong>de</strong>rn<br />

erst nach <strong>de</strong>r erbrachten Leistung.<br />

06 / 12 personalmagazin


Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an randolf.jessl@personalmagazin.<strong>de</strong><br />

26 NEUES MANAGEMENT<br />

Der Vorteil von Zielvorgaben in Relation<br />

zum Wettbewerb besteht in <strong>de</strong>r<br />

automatischen Anpassung an die Umfel<strong>de</strong>ntwicklungen,<br />

wodurch Ziele stets<br />

auf einem herausfor<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>n Schwierigkeitsgrad<br />

bleiben. Der Führungsprozess<br />

gestaltet sich viel entspannter und kürzer,<br />

da die Ziele nicht über langwierige<br />

Verhandlungen eingefor<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n,<br />

son<strong>de</strong>rn sich aus <strong>de</strong>r betriebswirtschaftlichen<br />

Notwendigkeit ergeben. Da kein<br />

Mitarbeiter zu Beginn o<strong>de</strong>r im Laufe<br />

einer Perio<strong>de</strong> sagen kann, welcher Zielwert<br />

konkret zu erreichen ist, bleibt die<br />

Leistungsanspannung konstant hoch –<br />

es besteht keine Gefahr, dass sich die<br />

Teams auf früheren Erfolgen ausruhen.<br />

Ein Beispiel verfehlter Planung<br />

Die Gefahr von falsch verstan<strong>de</strong>ner Sicherheit<br />

zeigt sich in <strong>de</strong>m folgen<strong>de</strong>n Beispiel:<br />

Im fixierten Leistungsvertrag soll<br />

eine Kapitalrendite von 15 Prozent erwirtschaftet<br />

wer<strong>de</strong>n. Die 15 Prozent ergeben<br />

sich daraus, dass das Unternehmen<br />

besser sein will als <strong>de</strong>r Markt und von<br />

einer durchschnittlichen Marktrendite<br />

von 13 Prozent ausgegangen wird. Tatsächlich<br />

wur<strong>de</strong> das Ziel mit 21 Prozent<br />

<strong>de</strong>utlich übertroffen. Während sich alle<br />

selbstzufrie<strong>de</strong>n auf die Schultern klopfen,<br />

erkennen sie nicht, dass <strong>de</strong>r Markt<br />

tatsächlich eine durchschnittliche Rendite<br />

von 25 Prozent erwirtschaftet hat.<br />

Der wichtigste Wettbewerber hat sogar<br />

28 Prozent erreicht. Das Unternehmen<br />

ist also relativ gesehen schlechter gewor<strong>de</strong>n<br />

und hat gegenüber <strong>de</strong>m Wettbewerb<br />

Aufholbedarf – dieser wird über das relative<br />

Ziel, nicht aber über das absolute<br />

Ziel i<strong>de</strong>ntifiziert.<br />

Die praktische Umsetzung zeigt, dass<br />

bestimmte Prinzipien für die flexiblen<br />

Managementprozesse nicht ohne Maßnahmen<br />

<strong>de</strong>r Dezentralisierung zu realisieren<br />

sind. So müssen die Manager<br />

in die Lage versetzt wer<strong>de</strong>n, schnelle<br />

Entscheidungen zu treffen, um zeitnah<br />

auf Marktereignisse und neue Entwicklungen<br />

reagieren zu können. Dazu ist es<br />

erfor<strong>de</strong>rlich, dass möglichst viele Sachverhalte<br />

von <strong>de</strong>n operativ tätigen Mitarbeitern<br />

entschie<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n können.<br />

Um schnell und flexibel agieren zu<br />

können, wird daher das Netzwerk als<br />

Organisationsform empfohlen. Hierbei<br />

agieren kleine Einheiten mit eigener<br />

Ressourcen- und Leistungsverantwortung<br />

einerseits unabhängig voneinan<strong>de</strong>r,<br />

aber untereinan<strong>de</strong>r vernetzt. Weiterhin<br />

zeichnet sich eine Netzwerkstruktur<br />

durch flache Hierarchien, Selbstorganisation,<br />

eine hohe Vielfalt <strong>de</strong>r lokal unterschiedlichen<br />

Organisationsformen und<br />

eine Gesamtsteuerung über gemeinsame<br />

Ziele und Strategien aus.<br />

Koordination <strong>de</strong>r Steuerung<br />

Die Koordination <strong>de</strong>r Steuerung soll im<br />

„Beyond Budgeting“-Mo<strong>de</strong>ll nicht mehr<br />

über aufeinan<strong>de</strong>r abgestimmte Teilpläne<br />

erfolgen, son<strong>de</strong>rn über interne Märk te.<br />

Da keine Leistung innerhalb eines Unternehmens<br />

Selbstzweck ist, son<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>r<br />

Bedürfnisbefriedigung <strong>de</strong>r (externen<br />

o<strong>de</strong>r internen) Kun<strong>de</strong>n dient, führt das<br />

Marktprinzip zu einer effizienten Selbststeuerung.<br />

Über die marktähnliche<br />

Ausrichtung unterwerfen sich interne<br />

Dienstleister <strong>de</strong>r Nachfrage <strong>de</strong>r internen<br />

Kun<strong>de</strong>n, anstatt das Angebot zentral zu<br />

diktieren.<br />

Wie bei <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren hier dargestellten<br />

Managementansätzen glie<strong>de</strong>rt sich<br />

die HR-Arbeit in zwei Phasen. Zunächst<br />

muss die Transformation <strong>de</strong>s Führungsmo<strong>de</strong>lls<br />

über einen Change-Management-Prozess<br />

sichergestellt wer<strong>de</strong>n. Vor<br />

<strong>de</strong>r Einführung von „Beyond Budgeting“<br />

als neuem Führungssystem ist zunächst<br />

eine Organisationsanalyse durchzuführen,<br />

welche Funktionen die Budgetierung<br />

in <strong>de</strong>m Unternehmen erfüllt. Im<br />

Anschluss gilt es, <strong>de</strong>n Ist-Zustand mit<br />

<strong>de</strong>n zwölf Gestaltungsprinzipien <strong>de</strong>s<br />

„Beyond Budgeting“-Mo<strong>de</strong>lls als Soll-<br />

Zustand abzugleichen.<br />

Dies liefert wichtige Erkenntnisse über<br />

die Ansatzpunkte und Priorisierung <strong>de</strong>r<br />

weiteren Vorgehensweise, welche sich<br />

in Abhängigkeit <strong>de</strong>r Größenordnung <strong>de</strong>r<br />

Abweichung bestimmt. Da <strong>de</strong>r Schlüssel<br />

zu einer effektiveren Organisation in <strong>de</strong>r<br />

Abschaffung <strong>de</strong>r fixierten Leistungsvereinbarungen<br />

liegt, sollte dies zu Beginn<br />

je<strong>de</strong>r Verän<strong>de</strong>rungsmaßnahme stehen.<br />

Da sämtliche Gestaltungsprinzipien<br />

darauf ausgerichtet sind, dass die Mitarbeiter<br />

eigenverantwortlich im Team<br />

han<strong>de</strong>ln und <strong>de</strong>r Informations- und Kommunikationsfluss<br />

gesteigert wird, ist die<br />

Aufgabe von HR neben <strong>de</strong>r Prozessbegleitung<br />

auch die aktive Gestaltung dieser<br />

Prozesse.<br />

Dem Abbau von Unsicherheiten sowie<br />

<strong>de</strong>m sensiblen Umgang mit <strong>de</strong>r Transformation<br />

sollte ein hoher Stellenwert eingeräumt<br />

wer<strong>de</strong>n, da „Beyond Budgeting“<br />

auch eine Verän<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Vergütungssowie<br />

<strong>de</strong>r Machtstruktur nach sich zieht.<br />

Daher sind Wi<strong>de</strong>rstän<strong>de</strong> zu erwarten.<br />

Nach <strong>de</strong>r vollständigen Transformation<br />

wird ein Großteil <strong>de</strong>r HR-Tätigkeiten<br />

in die einzelnen Netzwerkzellen verlagert.<br />

So braucht es keine zentrale Personalplanung<br />

mehr, son<strong>de</strong>rn die einzelnen<br />

Zellen entschei<strong>de</strong>n, wann sie welche<br />

Mitarbeiter einstellen. Die Entscheidung<br />

über die Einstellung eines neuen Mitarbeiters<br />

erfolgt durch das Team ohne externe<br />

Beeinflussung.<br />

Die Rolle <strong>de</strong>r Personalabteilung<br />

Die Aufgabe <strong>de</strong>r (zentralen) Personalabteilung<br />

besteht darin, die Netzwerke mit<br />

spezialisierten Leistungen bei Personalfragen<br />

zu unterstützen. Diese wer<strong>de</strong>n<br />

vom internen Kun<strong>de</strong>n nachgefragt o<strong>de</strong>r<br />

speziell angeboten. So fokussiert sich<br />

HR auf strategische Fragen. Einerseits<br />

hinterfragt die Personalabteilung ständig<br />

die Leitplanken <strong>de</strong>s Han<strong>de</strong>lns und<br />

<strong>de</strong>finiert mit <strong>de</strong>n Teams eine einheitliche<br />

Basis für die Vielfalt. An<strong>de</strong>rerseits fragt<br />

sie: Mit welchen Inhalten können wir die<br />

Arbeit <strong>de</strong>r Teams verbessern?<br />

Florian Ebert<br />

ist Inhaber von Fenance<br />

Controlling Systems in<br />

Aschaffenburg.<br />

personalmagazin 06 / 12


TITEL<br />

NEUES MANAGEMENT<br />

27<br />

Demok(RH)atie als Erfolgsfaktor<br />

MODELL IV. Human Resources (HR) – das war gestern. Künftig geht es um<br />

mündige, selbstbestimmte Mitarbeiter, also um „Resourceful Humans“ (RH).<br />

Von Heiko Fischer<br />

Wir wollen mehr<br />

Demokratie<br />

<strong>wagen</strong>. Wir<br />

wer<strong>de</strong>n unsere<br />

Arbeitsweise öffnen und <strong>de</strong>m<br />

kritischen Bedürfnis nach Information<br />

Genüge tun. Wir<br />

wer<strong>de</strong>n darauf hinwirken, dass<br />

durch (...) ständige Führungsmaßnahmen<br />

mit <strong>de</strong>n repräsentativen<br />

Gruppen unseres<br />

Volkes und durch eine umfassen<strong>de</strong><br />

Unterrichtung über die<br />

Regierungspolitik je<strong>de</strong>r Bürger<br />

die Möglichkeit erhält, an <strong>de</strong>r<br />

Reform von Staat und Gesellschaft<br />

mitzuwirken.” So heißt<br />

es in <strong>de</strong>r Erklärung <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen<br />

Bun<strong>de</strong>sregierung vom<br />

28. Oktober 1969.<br />

Bun<strong>de</strong>skanzler Willy Brandt<br />

ver<strong>de</strong>utlichte damit, wie nötig<br />

die Weiterentwicklung einer<br />

Volkswirtschaft durch eine<br />

Evolution <strong>de</strong>r Demokratie ist, Alle Gestaltungsmacht geht von <strong>de</strong>n Willigen und Fähigen aus.<br />

die durch engagierte, intelligente<br />

Bürger getragen wird. Der von mir auf <strong>de</strong>n Punkt: „Die I<strong>de</strong>e ist im Kern,<br />

hier vorgestellte „RH-Way“ lehnt sich dass unsere Firma mit selbstbewussten<br />

daran an. HR wird dabei zum Befähiger Mitarbeitern und einer ausgeprägten<br />

dieser nachhaltig wertebasierten Innovationssicherung<br />

für Organisationen barkeiten <strong>de</strong>s Markts wesentlich besser<br />

internen Vertrauenskultur <strong>de</strong>n Unwäg-<br />

im 21. Jahrhun<strong>de</strong>rt – und zwar durch begegnen kann.“<br />

mündige, kompetente Mitunternehmer,<br />

sogenannte „Resourceful Humans“ (RH). In drei Phasen zur RH-Unternehmung<br />

Willy Brandts Namensvetter Thomas Unser Ansatz soll das HR-Business-<br />

Brandt, Vorstand <strong>de</strong>s erfolgreichen Mittelständlers<br />

Spirit-21, bringt <strong>de</strong>n Vorteil listische Führung steht. Er teilt diesen<br />

Partner-Mo<strong>de</strong>ll ablösen, das für zentra-<br />

<strong>de</strong>s RH-Ansatzes für seine Organisation Transformationsprozess in drei Phasen<br />

auf, die Revolutions-, Baseline-<br />

und Evolutionsphase.<br />

Die Phase <strong>de</strong>r Revolution<br />

zielt darauf, das traditionelle<br />

HR-Mo<strong>de</strong>ll zu verlassen. In<br />

<strong>de</strong>r Baseline-Phase wird ein<br />

Pilotprojekt auf Basis <strong>de</strong>s<br />

„RH-Ways“ durchgeführt.<br />

Dieser ist geprägt von unternehmerischer<br />

Selbstorganisation<br />

<strong>de</strong>r Mitarbeiter auf<br />

Basis dreier Kernwerte.<br />

Erstens: Demokratie <strong>de</strong>r<br />

Willigen und Fähigen, die bereit<br />

sind, unternehmerisch zu<br />

<strong>de</strong>nken und <strong>de</strong>mokratische<br />

Werte zu leben. Diese Fähigkeiten<br />

sind erlernbar. HR<br />

muss dieser Gruppe Weiterbildungsangebote<br />

machen.<br />

Zweitens: Freier Informationsfluss.<br />

Hierzu muss HR die<br />

notwendige Plattform und<br />

einen Ausbildungsrahmen<br />

schaffen. Freien Informationsfluss<br />

gilt es auch in allen<br />

HR-Prozessen zu leben. Dies<br />

beinhaltet beson<strong>de</strong>rs in <strong>de</strong>r<br />

„Baseline“-Phase die Transparenz von<br />

Vergütung und die Nachvollziehbarkeit<br />

von Einstellungsentscheidungen.<br />

Drittens: Faire Beteiligung. Mitunternehmer<br />

wollen und müssen ihrem<br />

Einsatz und Erfolg entsprechend durch<br />

eine faire Gewinn- und Risikobeteiligung<br />

wertgeschätzt wer<strong>de</strong>n. Es liegt an<br />

HR, neue Systeme mitzugestalten, die<br />

sich vom klassischen Top-Down-Ansatz<br />

<strong>de</strong>r Vergütungs- und Bonuspolitik verabschie<strong>de</strong>n.<br />

Die neue Welt <strong>de</strong>r perma-<br />

© ANDREY POPOV / SHUTTTERSTOCK.COM<br />

06 / 12 personalmagazin


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28 NEUES MANAGEMENT<br />

nenten sozialen Interaktion weist <strong>de</strong>n<br />

Weg zur Vergütungsfindung.<br />

Die Aufgabe <strong>de</strong>r HR-Funktion ist es, diese<br />

Regeln in die Phase <strong>de</strong>r Evolution hinaus<br />

auszu<strong>de</strong>hnen. Dies tut sie so lange,<br />

bis jegliche zentrale Kontroll- und Leitungsfunktion<br />

verschwun<strong>de</strong>n und eine<br />

or<strong>de</strong>ntliche Fö<strong>de</strong>ration <strong>de</strong>mokratischer<br />

Teams ermöglicht wur<strong>de</strong>. Dieses Ziel<br />

wird durch folgen<strong>de</strong>n Verän<strong>de</strong>rungszyklus<br />

erreicht:<br />

● „Dream“: Design einer <strong>de</strong>mokratischen<br />

Unternehmensform und eines Pilotprojekts<br />

● „Adapt“: Erfolgsmessung <strong>de</strong>r neuen<br />

inneren Ordnung und Geltung <strong>de</strong>s<br />

Rechts<br />

● „Evolve“: Skalierung freier interner<br />

Märkte und Öffnung <strong>de</strong>r Organisation.<br />

HR hat drei klar unterscheidbare<br />

Aufgaben. Erstens: Die temporäre<br />

RH-Befähigungsgruppe muss die HR-Administration<br />

in eine externe Serviceeinheit<br />

überführen. Dies dient als Basis für<br />

die zweite Aufgabe: Den <strong>de</strong>mokratische<br />

Transformationsprozess ist schnellstmöglich<br />

und effektiv durchzuführen. In<br />

<strong>de</strong>r letzten Phase <strong>de</strong>r Transformation<br />

geht HR als zentrale Funktion in teambasierten<br />

Kompetenzen auf.<br />

Prototyp einer neuen Kultur<br />

„Resourceful Humans“ gehen in <strong>de</strong>r<br />

„Baseline“-Phase mit ihrem Denken<br />

über die ökonomische Einheit „Betrieb“<br />

hinaus. Sie verstehen ganzheitliche<br />

Wertschöpfung als ihre gesellschaftliche<br />

Verantwortung. Denn Kun<strong>de</strong>n<br />

wollen ein authentisches Werteangebot<br />

bei Produkten und Unternehmensvertretern<br />

wahrnehmen. Was das Marketing<br />

verspricht und was das Han<strong>de</strong>ln <strong>de</strong>s<br />

Unternehmens davon hält, muss übereinstimmen.<br />

Kun<strong>de</strong>n wollen sich mit<br />

Firmen assoziieren, die geprägt sind<br />

von ehrlichem unternehmerischem Verhalten.<br />

In einer vernetzten RH-Organisation<br />

arbeiten Menschen, die ihre Talente<br />

zunehmend in die gesamte Wertschöpfungskette<br />

integrieren und gleichwohl<br />

dazu in <strong>de</strong>r Lage sind, neue Markteinflüsse<br />

zu antizipieren o<strong>de</strong>r sich ihnen<br />

bestmöglich anzupassen. Folglich sind<br />

solche Organisationen fö<strong>de</strong>ralistisch und<br />

authentisch „glocal“ in die Gesamtwirtschaft<br />

integriert. Ziel ist es, durch diese<br />

Organisationsform einen tief greifen<strong>de</strong>n<br />

Wettbewerbsvorteil in Form <strong>de</strong>s Organisationstypus<br />

zu schaffen. Die Industrie<br />

und das Alter <strong>de</strong>s Unternehmens sind<br />

dabei irrelevant.<br />

Felix Ol<strong>de</strong>nburg, europäischer Direktor<br />

von Ashoka, <strong>de</strong>r ältesten und größten<br />

Organisation zur För<strong>de</strong>rung von<br />

Sozialunternehmen, sieht hierzu keine<br />

Alternative. „Damit Organisationen<br />

wettbewerbsfähig bleiben, benötigen sie<br />

ein soziales Mo<strong>de</strong>ll, welches Menschen<br />

einen Sinn gibt, sich mit ihnen auseinan<br />

<strong>de</strong>r zu set zen. Im Kern eines solchen<br />

Mo<strong>de</strong>lls steckt die Fähigkeit, Treiber von<br />

Verän<strong>de</strong>rungen zu för<strong>de</strong>rn – namentlich<br />

die Kreativen, die essenziell wichtig<br />

sind, um sinnhafte Unternehmungen<br />

voranzutreiben.“<br />

Ebenso müssen die Teams in <strong>de</strong>r Lage<br />

sein, tolerant auf von außen eindringen<strong>de</strong><br />

Einflüsse zu reagieren. Hierfür sind Debatten<br />

über Nachhaltigkeit, über lokales<br />

Engagement, über Umweltschutz, über<br />

Chancengleichheit, über freie Re<strong>de</strong> und<br />

über richtige <strong>de</strong>mokratische Erziehung<br />

nötig. Das Ergebnis ist eine multikulturelle,<br />

verantwortungsbewusste unternehmerische<br />

Gesellschaft, <strong>de</strong>ren interne<br />

minimale Regelsetzung für maximale individuelle<br />

<strong>Freiheit</strong> sorgt – gepaart mit<br />

maximal möglicher Innovationskraft.<br />

Die Unternehmen, die diesen <strong>de</strong>mokratischen<br />

Entwicklungsweg nicht<br />

einschlagen wollen o<strong>de</strong>r aufgrund ungenügen<strong>de</strong>r<br />

Erfahrung nicht dazu in <strong>de</strong>r<br />

Lage sind, isolieren sich auf <strong>de</strong>m Talentund<br />

Konsumentenmarkt. Das kann sich<br />

auf verschie<strong>de</strong>ne Weise vollziehen. Isoliert<br />

können Unternehmen sein, ...<br />

● <strong>de</strong>ren Mitarbeiter sehr im „Command<br />

and Control“-Modus funktionieren<br />

● die in finanziellen Krisen stecken<br />

o<strong>de</strong>r gar von Insolvenz bedroht sind<br />

● in <strong>de</strong>nen machtpolitische Grabenkämpfe<br />

herrschen<br />

● in <strong>de</strong>nen es häufige Führungswechsel<br />

gibt<br />

● in <strong>de</strong>nen paternalistische Führungspersonen<br />

auf Lebenszeit führen<br />

● die eine Monopolstellung haben<br />

● die zentralistisch, theokratisch o<strong>de</strong>r<br />

autoritär geführt wer<strong>de</strong>n<br />

● die aufgrund ihrer Struktur über eine<br />

schlechte Informationskultur verfügen<br />

● in <strong>de</strong>nen Frauen o<strong>de</strong>r Min<strong>de</strong>rheiten<br />

weniger Rechte haben<br />

● in <strong>de</strong>nen tiefe Ungleichheiten in <strong>de</strong>r<br />

Vergütungsstruktur bestehen.<br />

Das En<strong>de</strong> autoritärer Systeme<br />

Die Finanzkrise hat gezeigt, dass die<br />

wirklichen Gefahren für die Weltwirtschaft<br />

von unethisch agieren<strong>de</strong>n, rein<br />

vom Sharehol<strong>de</strong>r-Value getriebenen, zentralistischen<br />

Unternehmen ausgehen.<br />

Will man das än<strong>de</strong>rn, geht es bei <strong>de</strong>n<br />

Überzeugungsanstrengungen darum,<br />

autoritären Organisationen anhand von<br />

nachhaltig profitablen <strong>de</strong>mokratischen<br />

Pilotunternehmungen aufzuzeigen, dass<br />

ein Um<strong>de</strong>nken lohnt.<br />

Natürlich birgt <strong>de</strong>r Weg zur RH-Wirklichkeit<br />

auch Gefahren. Diese lauern<br />

in <strong>de</strong>r „Baseline“-Phase. Erlahmt am<br />

Umschlagspunkt das positive RH-Momentum,<br />

setzt häufig ein reaktionäres<br />

Führungsverhalten ein. Ein einfacher Regelsatz<br />

im Hinblick auf <strong>de</strong>n skizzierten<br />

RH-Ansatz lautet daher: Je weniger zeitnahen<br />

Erfolg ein Unternehmen mit <strong>de</strong>r<br />

Demokratisierung erreicht, <strong>de</strong>sto eher<br />

wird es eine zentralistische Intervention<br />

<strong>de</strong>r Führung heraufbeschwören. Ist<br />

dagegen <strong>de</strong>r Point of no Return erreicht,<br />

ist <strong>de</strong>r Transformationsprozess unumkehrbar.<br />

Heiko Fischer<br />

ist Geschäftsführer von<br />

Resourceful Humans in<br />

Berlin.<br />

personalmagazin 06 / 12


TITEL<br />

NEUES MANAGEMENT<br />

29<br />

FALLBEISPIEL<br />

Das „Team Freedom“ übernimmt<br />

Folgen<strong>de</strong>s Beispiel ereignete sich in einer Industrie wie <strong>de</strong>r Ihren. Es zeigt, wie ein mittelständisches Unternehmen zum „Resourceful<br />

Humans“-Ansatz fand – und was das beinhaltete. Der Effekt <strong>de</strong>r RH-Einführung: Das Projekt, welches vorher 300 Menschen drei Jahre<br />

Arbeit kostete, konnte von 42 „Resourceful Humans“ in zwei Jahren in besserer Qualität geliefert wer<strong>de</strong>n.<br />

„Team Freedom“ war keine Elite. Im Gegenteil: Es han<strong>de</strong>lte sich um<br />

gebeutelte, frustrierte Mitarbeiter. Unser Unternehmen stand am<br />

Schei<strong>de</strong>punkt. Wo sollten die benötigten neuen Talente herkommen?<br />

Als Mittelständler stan<strong>de</strong>n uns keine riesigen Recruiting-Budgets zur<br />

Verfügung. Die Arbeitgebermarke war kaum bekannt. Doch die Unternehmensführung<br />

hatte <strong>de</strong>n Mut, gemeinsam mit HR vollkommen neue<br />

Lösungen zu erproben. Unser Ziel: Ausgebrannte „Human Resources“<br />

sollten zu „Resourceful Humans“ wer<strong>de</strong>n.<br />

Nach Einzelgesprächen und Impulsdiskussionen wur<strong>de</strong> aus eben jenen<br />

Mitarbeitern das „Team Freedom“. Zuerst hinterfragte es die Wertschöpfung<br />

über Einzelrollen und Teamgrenze hinaus. Schnell wur<strong>de</strong><br />

klar: Es fehlte an einem Verständnis <strong>de</strong>r Geschäftsprozesse und Zusammenhänge.<br />

Deshalb schulten die Shared Services und die Geschäftsführung<br />

das Team im Business-ABC. Daraufhin formulierte das Team<br />

seine Vision <strong>de</strong>r Zusammenarbeit: weniger Führung, mehr unternehmerisches<br />

Selbstvertrauen. Gemeinsam mit <strong>de</strong>r Geschäftsführung wur<strong>de</strong>n<br />

machbare Ziele erarbeitet. Eigenverantwortlich han<strong>de</strong>lte das „Team<br />

Freedom“ mit <strong>de</strong>r Führung aus, worüber man sich informieren wer<strong>de</strong>.<br />

Cont(RH)acts – Der Ersatz für Rollenprofile<br />

In sogenannten „Cont(RH)acts“ wur<strong>de</strong>n verbindliche Absprachen mit<br />

Kollegen aller Hierarchiestufen abgeschlossen. Alle Maßnahmen wur<strong>de</strong>n<br />

mit qualitativen o<strong>de</strong>r quantitativen Kennzahlen untermauert. Diese<br />

Verträge ersetzen die normalen Rollenbeschreibungen.<br />

Statt traditioneller Leistungsbeurteilung entschied sich „Freedom“ für<br />

ein Feedback „stromaufwärts“: Halbjährlich bewertet je<strong>de</strong>r Mitarbeiter<br />

anonym im „Mo(RH)al“-Prozess die Führungskreise. Abfragedimensionen<br />

sind: Firmeni<strong>de</strong>ntifikation, Kompetenz, Integrität und Authentizität.<br />

Darüber hinaus wird gefragt, was Mitarbeiter veranlassen wür<strong>de</strong>,<br />

das Team zu verlassen o<strong>de</strong>r in Streik zu treten.<br />

Statt wie bisher ein Mitarbeiterjahresgespräch zu führen, führte das<br />

„Team Freedom“ einen sogenannten „Keepe(RH)s-Test“ ein: Je<strong>de</strong>r<br />

Teamleiter stellte sich einmal im Quartal die Frage, ob seine Mitarbeiter<br />

noch adäquat entlohnt und befähigt sind, sich zu entfalten.<br />

Transpa(RH)ency – Die Grundvergütung<br />

Unter <strong>de</strong>m Schlagwort „Transpa(RH)ency“ suchte „Freedom“ <strong>de</strong>n<br />

Weg aus <strong>de</strong>r Falle <strong>de</strong>s Anreizkonflikts: Tue ich etwas Gutes für mein<br />

Team o<strong>de</strong>r für mich? Gemeinsam entschied man sich für ein neues<br />

Vergütungssys tem, bei <strong>de</strong>m je<strong>de</strong>r im Team folgen<strong>de</strong> vier Fragen für<br />

sich beantwortet: Welchen Nutzen bringe ich meinem Unternehmen?<br />

Was bin ich auf <strong>de</strong>m freien Markt wert? Was kann sich unsere Firma<br />

leisten? Was bietet die Konkurrenz im Vergleich zu uns materiell und<br />

immateriell? Dies führt zu einem konkreten Wert in Euro und Cent, die<br />

<strong>de</strong>r Mitarbeiter vor seinen Teamkollegen vertreten musste.<br />

„Rec(RH)eation“ eliminierte die vor<strong>de</strong>finierte Zahl von Urlaubstagen<br />

und überließ <strong>de</strong>m „Team Freedom“ die vertrauensvolle Abwesenheitskoordination.<br />

Fortschritte im Team wur<strong>de</strong>n bei 15-minütigen<br />

„Stand up Meetings“ ausgetauscht. Teammitglie<strong>de</strong>r erhielten die<br />

explizite Erlaubnis, Probleme immer direkt mit Kollegen zu besprechen.<br />

Führungskräfte mussten nicht zwangsläufig involviert wer<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r<br />

über alles Bescheid wissen. Im „Braint(RH)ust“-Prozess konnte je<strong>de</strong>s<br />

„Freedom“-Mitglied das gesamte Team bitten, zusammenzukommen<br />

und ihm Feedback zu einem bestimmten Problem zu geben.<br />

Mit diesen neuen Prozessen ausgestattet, begann die Pilotphase <strong>de</strong>s<br />

„Team Freedom“. Um <strong>de</strong>n harten Kern sollten weitere <strong>Freiheit</strong>slieben<strong>de</strong><br />

rekrutiert wer<strong>de</strong>n. Der Prozess sollte die neue Kultur ausdrücken.<br />

Aktive Mitarbeit wur<strong>de</strong> abstrakten Assessment-Centern vorgezogen.<br />

Hinterher gab das gesamte Team allen Kandidaten ehrliches Feedback.<br />

Neuzugängen wur<strong>de</strong> nach bestan<strong>de</strong>ner Probezeit sogar ein „Cash Bonus“<br />

von 5.000 Euro angeboten, wenn sie das Team verließen. Ziel war<br />

es, rein monetär getriebene Mitarbeiter respektvoll auszusortieren.<br />

Sta(RH)s – Das Bonussystem<br />

Das letzte Puzzlestück: Ein Bonussystem, das nicht abstrakte qualitative<br />

Kriterien o<strong>de</strong>r kalte quantitative Zahlen abfragt. „Sta(RH)s“ ist ein<br />

Onlinekonto. Mitarbeiter loggen sich ein und haben gemäß ihrer Position<br />

ein Kontingent an Sternen zur Verfügung, welche sie je<strong>de</strong>s Quartal<br />

an je<strong>de</strong>rmann in <strong>de</strong>r Organisation vergeben können. Die Kriterien<br />

waren dabei völlig <strong>de</strong>mjenigen überlassen, <strong>de</strong>r bewertet. Ziel war es,<br />

die Einstellung von Konsum auf Wertschätzung zu drehen. Man sollte<br />

sich Gedanken machen, wer in <strong>de</strong>r Organisation zum Wert beiträgt. Der<br />

Empfänger sieht nun an seinem Konto, dass er eine bestimmte Anzahl<br />

von Sternen von seinem Kollegen erhalten hat und aus welchem Grund.<br />

Am En<strong>de</strong> eines Geschäftsjahrs wird über <strong>de</strong>n Gewinn je<strong>de</strong>m Stern<br />

transparent ein Wert beigemessen. Je<strong>de</strong>r kann online seinen Bonus<br />

einsehen, zusammengefügt aus <strong>de</strong>r Wertschätzung <strong>de</strong>r Kollegen und<br />

<strong>de</strong>m Gewinn <strong>de</strong>s Unternehmens.<br />

Von Heiko Fischer und Susanne Dera.<br />

06 / 12 personalmagazin


Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an kristina.en<strong>de</strong>rle@personalmagazin.<strong>de</strong><br />

30 AKTUELLES<br />

NACHRICHTEN<br />

Recruiting: Social-Media-<br />

Profile führen zu Absagen<br />

Je<strong>de</strong>s fünfte Unternehmen sagt<br />

Bewerbern aufgrund ihres Social-<br />

Media-Profils ab, ergab eine Umfrage<br />

von Schwartz Public Relations und<br />

Eurocom Worldwi<strong>de</strong>. Von <strong>de</strong>n mehr<br />

als 300 befragten Führungskräften<br />

gaben zu<strong>de</strong>m 40 Prozent an, dass sie<br />

die Social-Media-Profile <strong>de</strong>r Bewerber<br />

überprüfen. www.schwartzpr.<strong>de</strong><br />

Kostenfreies Webinar<br />

In sechs Onlinetrainings à 30 Minuten<br />

stellt DDI Deutschland die wichtigsten<br />

Tipps rund um das Talentmanagement<br />

vor. Das nächste Webinar zum Thema<br />

„Nachfolgemanagement“ in Kooperation<br />

mit <strong>de</strong>m Personalmagazin fin<strong>de</strong>t am<br />

19. Juni um 9 Uhr 30 statt.<br />

www.ddiworld.<strong>de</strong>/tmin30<br />

Arbeitgeberattraktivität:<br />

Wertschätzung entschei<strong>de</strong>nd<br />

Welche Aspekte machen einen<br />

Arbeitsplatz attraktiv? Die Antwort laut<br />

<strong>de</strong>m Arbeitsklima-In<strong>de</strong>x <strong>de</strong>r Job AG, für<br />

<strong>de</strong>n mehr als 1.100 Personen befragt<br />

wur<strong>de</strong>n: Eine hohe Wertschätzung <strong>de</strong>r<br />

vollbrachten Arbeit sowie eine angemessene<br />

Bezahlung sind <strong>de</strong>utschen<br />

Berufstätigen im ersten Quartal 2012<br />

wie<strong>de</strong>r wichtiger. www.job-ag.<strong>de</strong><br />

Zu viel Optimismus in<br />

Verän<strong>de</strong>rungsprojekten<br />

Topmanager in <strong>de</strong>utschen Unternehmen<br />

sind häufig <strong>de</strong>r Grund, warum<br />

Verän<strong>de</strong>rungsprojekte scheitern. Denn<br />

sie schätzen ihren Beitrag für das<br />

Gelingen solcher Projekte zu optimistisch<br />

ein und sind nur in geringem<br />

Maß zu Selbstkritik fähig. Das belegt<br />

die Studie zum Change Management<br />

2011/2012 von Kienbaum mit mehr<br />

als 350 Befragten. www.kienbaum.<strong>de</strong><br />

Deutsche Arbeitnehmer sind beson<strong>de</strong>rs motiviert im Job.<br />

Viel Motivation, wenig Stolz<br />

So viel Optimismus ist neu:<br />

Im europäischen Vergleich<br />

blicken <strong>de</strong>utsche Arbeitnehmer<br />

überdurchschnittlich positiv<br />

in die Zukunft und sind beson<strong>de</strong>rs<br />

motiviert. So die gute Nachricht<br />

einer repräsentativen Studie, für<br />

die im Auftrag von E<strong>de</strong>nred 1.500<br />

Arbeitnehmer befragt wur<strong>de</strong>n.<br />

62 Prozent <strong>de</strong>r Befragten ohne<br />

und 71 Prozent <strong>de</strong>r Studienteilnehmer<br />

mit Führungsfunktion<br />

schätzen sich als konstant<br />

motiviert ein. Im Vergleich zu<br />

an<strong>de</strong>ren europäischen Län<strong>de</strong>rn<br />

sind <strong>de</strong>utsche Führungskräfte<br />

damit <strong>de</strong>utlich stärker motiviert.<br />

Aber es gibt auch eine schlechte<br />

Nachricht: Der Job wird von 27<br />

Prozent vor allem als Mittel zur<br />

sozialen und wirtschaftlichen<br />

Absicherung verstan<strong>de</strong>n. Nur<br />

ein Viertel <strong>de</strong>r Befragten schöpft<br />

Freu<strong>de</strong> aus <strong>de</strong>r beruflichen<br />

Tätigkeit. Stolz generieren sogar<br />

nur zehn Prozent aus ihrem Job.<br />

Sieben Prozent sehen ihn als Einschränkung<br />

an. www.e<strong>de</strong>nred.<strong>de</strong><br />

<strong>Mehr</strong> Frauen mit Führungstalent<br />

Aktuelle Zahlen aus <strong>de</strong>m<br />

Talentanalyse-Tool <strong>de</strong>s HR-<br />

Beratungsunternehmens<br />

SHL zeigen, dass Frauen größeres<br />

Führungspotenzial haben<br />

als Männer. „Unsere Analysen<br />

haben ergeben, dass insgesamt<br />

betrachtet nur je<strong>de</strong>r 15. über das<br />

Talent und die Fähigkeiten verfügt,<br />

eine Topführungskraft zu<br />

sein“, erklärt Oliver Barth, Managing<br />

Director Central Europe<br />

bei SHL. „Aufgeschlüsselt nach<br />

Geschlecht ergibt sich allerdings<br />

ein an<strong>de</strong>res Bild: Bei <strong>de</strong>n Frauen<br />

hat je<strong>de</strong> zwölfte Topführungsqualitäten,<br />

bei <strong>de</strong>n Männern nur einer<br />

von 17.“ www.shl.com/<strong>de</strong><br />

personalmagazin 06 / 12


DIENSTLEISTUNGSMARKT<br />

ORGANISATIONNEWS<br />

MANAGEMENTNEWS<br />

AKTUELLES<br />

31<br />

Gefragte Experten<br />

Die Marktlage für Interimmanager<br />

ist gut. Insbeson<strong>de</strong>re <strong>de</strong>r Bedarf <strong>de</strong>r<br />

produzieren<strong>de</strong>n Industrie (und speziell<br />

<strong>de</strong>r Automobilindustrie) an erfahrenen<br />

Experten führte 2011 – im Vergleich zum<br />

Vorjahr – erneut zu mehr Anfragen an Interimmanagern.<br />

Diese verzeichneten auch<br />

eine weiter zunehmen<strong>de</strong> Auslastung. 768<br />

Interimmanager haben an <strong>de</strong>r diesjährigen<br />

Umfrage <strong>de</strong>r Ludwig Heuse GmbH teilgenommen.<br />

Ein Drittel <strong>de</strong>r Befragten ist in<br />

Großunternehmen mit über 1.000 Mitarbeitern<br />

im Einsatz. Der Einsatz in Sanierungsund<br />

Restrukturierungsprojekten ist seit <strong>de</strong>m<br />

Krisenjahr 2009 rückläufig. Immer häufiger<br />

kommt <strong>de</strong>r Einsatz von Interimmanagern<br />

zur Ab<strong>de</strong>ckung eines zusätzlichen Bedarfs,<br />

zur Überbrückung von Vakanzen und für<br />

Projekte vor. Auf kaum verän<strong>de</strong>rtem Niveau<br />

bewegt sich seit einigen Jahren die Nachfrage<br />

nach Interimmanagern mit speziellem HR-<br />

Know-how, die 2011 bei knapp zehn Prozent<br />

lag. Die erhöhte Nachfrage nach Interimmanagern<br />

führte auch dazu, dass die durchschnittlichen<br />

Tagessätze seit 2010 <strong>de</strong>utlich<br />

anstiegen.<br />

www.interim-management.<strong>de</strong><br />

Neues von <strong>de</strong>n Stellenmärkten<br />

STUDIE. Nur in vier Prozent aller<br />

Anzeigen aus <strong>de</strong>m Jahr 2011 fin<strong>de</strong>t<br />

sich ein Hinweis auf eine Facebook-<br />

Seite <strong>de</strong>s Unternehmens (Twitter:<br />

drei Prozent). Das ergab eine Untersuchung<br />

<strong>de</strong>r Personalberatung<br />

Personal Total. Damit zeige sich,<br />

dass Social-Media-Angebote noch<br />

kaum mit an<strong>de</strong>ren Recruiting-<br />

Kanälen <strong>de</strong>r Unternehmen abgestimmt<br />

sind. www.personal-total.<strong>de</strong><br />

AKQUISE. Das Stellenportal Stepstone<br />

hat kürzlich die britische<br />

Totaljobs-Gruppe übernommen.<br />

Die Totaljobs-Gruppe betreibt sieben<br />

Onlineportale, unter an<strong>de</strong>rem<br />

Totaljobs.com. www.stepstone.<strong>de</strong><br />

NEUES PORTAL. Im Februar ist ein<br />

Stellenportal für Nebenjobs und<br />

Aushilfstätigkeiten gestartet. Arbeitgeber<br />

und Bewerber können<br />

auf Mojob.com direkt in Kontakt<br />

treten und ein Gespräch vereinbaren.<br />

www.mojob.com<br />

UMFRAGE. Bewerber suchen im<br />

Social Web gezielt nach Erfahrungsberichten<br />

(58 Prozent) und<br />

Informationen zum Arbeitsklima<br />

(32 Prozent). 62 Prozent vernetzen<br />

sich über Onlinenetzwerke bei<br />

<strong>de</strong>r Jobsuche aktiv mit <strong>de</strong>m Unternehmen,<br />

20 Prozent bauen über<br />

Businessnetzwerke sogar direkte<br />

Kontakte zu Personalern und Unternehmen<br />

auf. Das ergab eine Umfrage<br />

von Microsoft und Unicum.<br />

www.microsoft.com<br />

SERVICE. Das Businessnetzwerk<br />

Xing bietet seit Kurzem für Unternehmen<br />

„Social Recruiting<br />

Services“ an. Je nach Budget und<br />

Bedarf einer Firma analysiert ein<br />

Beraterteam die Arbeitgeberwarnehmung<br />

und die bestehen<strong>de</strong>n<br />

Recruiting-Aktivitäten und zeigt<br />

Optimierungspotenzial auf. Auch<br />

ein „Full Service Recruiting“ von<br />

Engpass- und Schlüsselpositionen<br />

gehört zum Angebot. www.xing.<strong>de</strong>


Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an kristina.en<strong>de</strong>rle@personalmagazin.<strong>de</strong><br />

32 ANONYME BEWERBUNG<br />

Gleiche Chancen in Run<strong>de</strong> eins<br />

PRAXIS. Acht Unternehmen haben ein Jahr lang anonyme Bewerbungsverfahren<br />

getestet. Sie ziehen ein positives Fazit. Aber nicht alle wer<strong>de</strong>n es weiter nutzen.<br />

Verfahren ten<strong>de</strong>nziell bessere Chancen,<br />

zu einem Vorstellungsgespräch eingela<strong>de</strong>n<br />

zu wer<strong>de</strong>n. Das zeigte sich vor allem<br />

dann, wenn sie schon ein paar Jahre Berufserfahrung<br />

hatten. Junge Frauen, die<br />

wegen eines möglichen Kin<strong>de</strong>rwunschs<br />

üblicherweise schlechtere Chancen haben,<br />

könnten also profitieren. Zweitens:<br />

Auch Bewerben<strong>de</strong> mit Migrationshintergrund<br />

hatten bessere Chancen durch das<br />

neue Verfahren.<br />

Anonymität war das oberste Gebot im Pilotprojekt. Fotos <strong>de</strong>r Bewerber waren verboten.<br />

Von Christine Lü<strong>de</strong>rs<br />

Anonymisierung wirkt - so lautet<br />

das zentrale Fazit unseres<br />

nun abgeschlossenen Pilotprojekts<br />

„Anonymisierte Bewerbungsverfahren“.<br />

Zwölf Monate lang<br />

hatten acht Privatunternehmen und Arbeitgeber<br />

aus <strong>de</strong>m öffentlichen Dienst<br />

verschie<strong>de</strong>ne Metho<strong>de</strong>n anonymisierter<br />

Bewerbungsverfahren getestet und sich<br />

dabei über die Schulter blicken lassen.<br />

Insgesamt wur<strong>de</strong>n im Rahmen <strong>de</strong>s<br />

Pilotprojekts 8.550 Bewerbungen anonymisiert<br />

eingesehen. <strong>Mehr</strong> als 1.290 Menschen<br />

wur<strong>de</strong>n zu einem Eignungstest<br />

o<strong>de</strong>r einem Vorstellungsgespräch eingela<strong>de</strong>n.<br />

Und 246 Stellen sowie Stu-<br />

dien- und Ausbildungsplätze wur<strong>de</strong>n<br />

anonymisiert vergeben.<br />

Zwar lassen diese Fallzahlen keine<br />

repräsentativen Ergebnisse zu, doch die<br />

Evaluierung <strong>de</strong>s Bonner Forschungsinstituts<br />

zur Zukunft <strong>de</strong>r Arbeit und <strong>de</strong>r<br />

Kooperationsstelle Wissenschaft und<br />

Arbeitswelt an <strong>de</strong>r Europa-Universität<br />

Viadrina zeigt ein<strong>de</strong>utige Ten<strong>de</strong>nzen<br />

auf, die die Wissenschaftler überrascht<br />

haben – hatten sie doch angesichts <strong>de</strong>r<br />

breiten Diversity-Ausrichtung vieler<br />

teilnehmen<strong>de</strong>r Organisationen kaum<br />

mit messbaren Ergebnissen gerechnet:<br />

Im Vergleich zu herkömmlichen Bewerbungsverfahren<br />

zeigten sich Effekte bei<br />

zwei konkreten Gruppen. Erstens: Frauen<br />

hatten im Vergleich zu herkömmlichen<br />

Chancengleichheit in <strong>de</strong>r ersten Run<strong>de</strong><br />

Wir ziehen daraus das entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong><br />

Fazit: Anonymisierung stellt Chancengleichheit<br />

her und garantiert eine faire<br />

erste Bewerbungsrun<strong>de</strong>. Also empfehlen<br />

wir anonymisierte Bewerbungen als praxisgeprüfte<br />

und zeitgemäße Diversity-<br />

Maßnahme mit gutem Gewissen.<br />

Die Praxis zeigt lei<strong>de</strong>r, dass beim<br />

Zugang zum Arbeitsmarkt nicht immer<br />

Chancengleichheit herrscht, trotz<br />

Fachkräftemangel und Nachwuchsbedarf.<br />

Immer noch spielen Vorurteile wie<br />

„alleinerziehen<strong>de</strong> Frauen sind unflexibel“,<br />

„Menschen über 50 wer<strong>de</strong>n häufig<br />

krank“ o<strong>de</strong>r „türkische Bewerben<strong>de</strong> können<br />

nicht so gut Deutsch“ bei <strong>de</strong>r ersten<br />

Sichtung von Bewerbungen eine große<br />

Rolle. Dabei darf Arbeitgebern kein absichtlich<br />

diskriminieren<strong>de</strong>s Verhalten<br />

unterstellt wer<strong>de</strong>n. Aber Studien belegen,<br />

dass selbst geschulte Personaler<br />

nicht immer objektiv sind.<br />

Vorteile für Arbeitgeber<br />

Die Anonymisierung rückt die Qualifikation<br />

<strong>de</strong>r Bewerben<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>n Mittelpunkt<br />

und garantiert so eine objektive,<br />

personalmagazin 06 / 12


MANAGEMENT<br />

ANONYME BEWERBUNG<br />

33<br />

ausschließlich auf <strong>de</strong>n angegebenen<br />

Qualifikationen beruhen<strong>de</strong> Auswahl <strong>de</strong>r<br />

Kandidaten für ein Interview. Gleichzeitig<br />

sen<strong>de</strong>t <strong>de</strong>r Arbeitgeber das positive<br />

Signal, dass diskriminierungsfreie Einstellungen<br />

einen hohen Stellenwert im<br />

Unternehmen haben und kann so auch<br />

neue Bewerbergruppen erschließen.<br />

Dass Bewerbungen ohne personenbezogene<br />

Informationen zeitgemäß sind,<br />

zeigt auch <strong>de</strong>r Blick ins Ausland. Bewerbungsverfahren<br />

ohne Foto, Adresse<br />

und Namen, sowie persönliche Angaben<br />

zu Alter, Herkunft o<strong>de</strong>r Familienstand<br />

sind längst internationaler Standard. Oft<br />

wer<strong>de</strong>n nicht einmal mehr Zeugnisse<br />

von früheren Arbeitgebern beigefügt.<br />

Die <strong>de</strong>utsche Bewerbungskultur dagegen<br />

will, dass alles auf <strong>de</strong>n ersten Blick<br />

preisgegeben wird: Das Alter, wie viele<br />

Kin<strong>de</strong>r man hat, mancher gibt sogar<br />

<strong>de</strong>n Beruf <strong>de</strong>r Eltern und Geschwister<br />

an. Mit Blick auf <strong>de</strong>n Fachkräftemangel<br />

und die zunehmen<strong>de</strong> Mobilität auf <strong>de</strong>m<br />

Arbeitsmarkt kann es hilfreich sein, im<br />

Bewerbungsverfahren <strong>de</strong>m internationalen<br />

Standard zu entsprechen, um an<br />

Bewerben<strong>de</strong> unterschiedlicher Län<strong>de</strong>r<br />

gleichermaßen praktikable Anfor<strong>de</strong>rungen<br />

zu stellen.<br />

Praxiserfahrungen im Projekt<br />

Arbeitgeber brauchen bei <strong>de</strong>r ersten<br />

Durchsicht von Bewerbungsunterlagen<br />

Das Pilotprojekt<br />

HINTERGRUND<br />

En<strong>de</strong> 2010 startete <strong>de</strong>utschlandweit<br />

ein Versuch mit anonymisierten<br />

Bewerbungsverfahren. Teilnehmer<br />

waren: Bun<strong>de</strong>sfamilienministerium,<br />

Regionaldirektion Nordrhein-<br />

Westfalen <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>sagentur<br />

für Arbeit, Stadt Celle, Deutsche<br />

Post, Deutsche Telekom, Procter &<br />

Gamble, L´Oréal sowie Mydays.<br />

nachweislich keine Informationen zu<br />

Herkunft, Alter, Familienstand o<strong>de</strong>r Geschlecht,<br />

um geeignete Mitarbeiter zum<br />

Bewerbungsgespräch einzula<strong>de</strong>n. Das<br />

Weglassen <strong>de</strong>s Fotos bewerteten einige<br />

Personalverantwortliche beson<strong>de</strong>rs positiv,<br />

weil das Bild <strong>de</strong>n Fokus von <strong>de</strong>r<br />

Qualifikation eher ablenkt. Und einige<br />

berichteten sogar von Bewerben<strong>de</strong>n, die<br />

sie mit <strong>de</strong>m herkömmlichen Verfahren<br />

nicht eingela<strong>de</strong>n hätten, die aber im Bewerbungsgespräch<br />

überzeugend waren.<br />

Als Metho<strong>de</strong> hat sich für Personaler<br />

und Bewerben<strong>de</strong> das standardisierte<br />

Bewerbungsformular bewährt, in das<br />

Bewerben<strong>de</strong> nur die Informationen<br />

eintragen, die wirklich gefragt wer<strong>de</strong>n.<br />

Damit konnten einige Personaler Zeit<br />

sparen. Schwärzen und das Übertragen<br />

von Daten in eine Tabelle sind dagegen<br />

aufwendiger. Wir empfehlen daher, ein<br />

Bewerbungsformular zu entwerfen, das<br />

von <strong>de</strong>n Bewerbern ausgefüllt wird.<br />

Positiv beurteilten viele Beteiligte,<br />

dass die Einführung anonymisierter<br />

Bewerbungen eine Diskussion <strong>de</strong>r bisherigen<br />

Rekrutierungspraxis in <strong>de</strong>r eigenen<br />

Organisation angeregt hat. Auch von<br />

<strong>de</strong>n Bewerben<strong>de</strong>n gab es überwiegend<br />

positive Rückmeldungen. So schätzte<br />

die <strong>Mehr</strong>heit <strong>de</strong>r Befragten ihre Chancen<br />

bei einem anonymisierten Verfahren<br />

höher ein als bei herkömmlichen Bewerbungen.<br />

75 Prozent <strong>de</strong>r Bewerben<strong>de</strong>n<br />

waren nach eigenen Angaben schneller<br />

o<strong>de</strong>r genauso schnell im Ausfüllen <strong>de</strong>s<br />

ungewohnten anonymisierten Bewerbungsformulars<br />

wie bei herkömmlichen<br />

Bewerbungen.<br />

Weitere Pilotprojekte geplant<br />

Das Pilotprojekt hat Diskussionen<br />

angestoßen: Nicht nur in Personalabteilungen,<br />

bei Recruitern und Wirtschaftsverbän<strong>de</strong>n,<br />

son<strong>de</strong>rn in <strong>de</strong>r<br />

gesamten Öffentlichkeit wur<strong>de</strong> intensiv<br />

über Chancengleichheit und Ungerechtigkeit<br />

beim Zugang zum Arbeitsmarkt<br />

<strong>de</strong>battiert. Einige Projektpartner wer<strong>de</strong>n<br />

ihre Bewerbungsverfahren nun ganz<br />

o<strong>de</strong>r teilweise anonymisiert fortführen.<br />

An<strong>de</strong>re stellten fest, dass ihre bisherigen<br />

Rekrutierungsverfahren <strong>de</strong>n Diversity-<br />

Aspekt bereits umfassend berücksichtigt<br />

hatten und wollen <strong>de</strong>shalb nicht auf<br />

Einige berichteten von Bewerbern, die sie nach <strong>de</strong>n<br />

herkömmlichen Verfahren niemals eingela<strong>de</strong>n hätten,<br />

die aber im Bewerbungsgespräch überzeugten.<br />

anonymisierte Verfahren umstellen. Die<br />

Län<strong>de</strong>r Ba<strong>de</strong>n-Württemberg und Rheinland-Pfalz<br />

wollen weitere Pilotprojekte<br />

starten und mit Unternehmen vor Ort<br />

eigene Erfahrungen sammeln. Und einige<br />

Hersteller von Recruitment-Software<br />

haben ihr Angebot um anonymisierte<br />

Bewerbungen ergänzt.<br />

Fazit: Unterstützung statt Zwang<br />

Trotz <strong>de</strong>r positiven Erfahrungen halte<br />

ich einen gesetzlichen Zwang zu anonymen<br />

Bewerbungsverfahren für nicht<br />

zielführend. Neue Wege bei <strong>de</strong>r Mitarbeiterrekrutierung<br />

können nur freiwillig<br />

beschritten wer<strong>de</strong>n.<br />

Für Unternehmen, die das Diversity-<br />

Instrument <strong>de</strong>r anonymen Bewerbung<br />

einführen wollen, haben wir einen Leitfa<strong>de</strong>n<br />

entwickelt, <strong>de</strong>r bei <strong>de</strong>r Umstellung<br />

hilft und Schritt für Schritt praktische<br />

Empfehlungen gibt. Zu<strong>de</strong>m bieten wir<br />

Schulungen, an <strong>de</strong>nen interessierte Arbeitgeber<br />

teilnehmen können.<br />

Christine Lü<strong>de</strong>rs<br />

Leiterin <strong>de</strong>r Antidiskriminierungsstelle<br />

<strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>s<br />

06 / 12 personalmagazin


MANAGEMENT<br />

Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an kristina.en<strong>de</strong>rle@personalmagazin.<strong>de</strong><br />

34 PERSONALDIAGNOSTIK<br />

Was zuckt <strong>de</strong>nn da?<br />

EINBLICK. Unbewusste Regungen im Gesicht drücken Emotionen aus, die sich<br />

mit etwas Übung erkennen lassen. Das ist auch in <strong>de</strong>r Personalarbeit nützlich.<br />

© OLESEN<br />

Ekel Angst Ärger Verachtung Traurigkeit Freu<strong>de</strong> Überraschung<br />

Von Henning Olesen<br />

Der Mensch ist ein emotionales<br />

Wesen. Emotionen gehören<br />

zu uns, wir brauchen sie wie<br />

die Luft zum Atmen, und sie<br />

bestimmen je<strong>de</strong>n Augenblick unseres<br />

Han<strong>de</strong>lns. Sie prägen unser alltägliches<br />

Erleben und Verhalten. Sie sind die<br />

Grundlage für Kontakt und soziale Austauschprozesse<br />

mit an<strong>de</strong>ren Personen.<br />

Über unsere Emotionen regulieren wir<br />

zum Beispiel Nähe und Distanz o<strong>de</strong>r Zurückziehen<br />

und Annäherung.<br />

Emotionen haben eine <strong>de</strong>utliche Signalwirkung.<br />

Im Lauf <strong>de</strong>r Evolution und<br />

unseres eigenen Lebens entstand in unserem<br />

Gehirn ein Emotionssystem, das<br />

je<strong>de</strong>n einzelnen Emotionsauslöser speichert.<br />

Wenn wir zum Beispiel gelernt<br />

haben, uns vor etwas zu fürchten, wird<br />

<strong>de</strong>r Auslöser dafür in unserem Gehirn<br />

gespeichert und künftig automatisch<br />

verknüpft. Dieses Emotionssystem o<strong>de</strong>r,<br />

wie Paul Ekman es nennt, unsere „emotio<br />

na le Alarmdatenbank“, mobilisiert<br />

unsere emotionalen Reaktionen unbewusst<br />

und in wenigen Millisekun<strong>de</strong>n.<br />

Aus <strong>de</strong>r Praxis: Angst im Gesicht<br />

Das lässt sich an einem Beispiel aus<br />

meiner Tätigkeit als Coach leicht nachvollziehen:<br />

Als Kind hat ein Klient bei<br />

bestimmten Rechenaufgaben starke<br />

Angst empfun<strong>de</strong>n, weil sein Vater ihn<br />

bei falschen Lösungen rügte. In seinem<br />

Emotionssystem sind seit<strong>de</strong>m Rechenaufgaben<br />

mit Angst verknüpft. Diese<br />

Angst zeigt sich heute für ihn unbewusst<br />

und <strong>de</strong>nnoch ganz <strong>de</strong>utlich in seinem<br />

Gesicht, wenn es um das Thema Zahlen<br />

geht. Dann ist zum Beispiel das Heben<br />

<strong>de</strong>r Augenbrauen und <strong>de</strong>r oberen Augenli<strong>de</strong>r<br />

in seinem Gesichtsausdruck<br />

zu beobachten. Als Vertriebsleiter muss<br />

<strong>de</strong>r 45-Jährige aber wichtige Verkaufsgespräche<br />

führen. In diesen Gesprächen<br />

nehmen seine Geschäftspartner – ebenfalls<br />

unbewusst – einen unsicheren<br />

Verkäufer wahr und schreiben diese Unsicherheit<br />

möglicherweise <strong>de</strong>m Produkt<br />

statt <strong>de</strong>r Person zu.<br />

Diese und an<strong>de</strong>re unterdrückte o<strong>de</strong>r<br />

unbewusste Emotionen hinterlassen<br />

immer für <strong>de</strong>n Bruchteil einer Sekun<strong>de</strong><br />

Spuren im Gesicht eines Menschen, sogenannte<br />

„Micro Expressions“. Erforscht<br />

und gefun<strong>de</strong>n hat sie Paul Ekman. Während<br />

seiner Forschungsarbeit ent<strong>de</strong>ckte<br />

er, dass <strong>de</strong>r Mensch dazu in <strong>de</strong>r Lage<br />

ist, mehr als 10.000 Gesichtsausdrücke<br />

anzunehmen. „Doch von <strong>de</strong>n unzähligen<br />

Ausdrücken haben nur 3.000 einen emotionalen<br />

Sinn, <strong>de</strong>r Rest sind Fratzen“, so<br />

Ekman.<br />

Gleichzeitig fand er heraus, dass <strong>de</strong>r<br />

mimische Ausdruck <strong>de</strong>r sieben Basisemotionen<br />

– Angst, Überraschung, Ärger,<br />

Ekel, Verachtung, Traurigkeit und<br />

Freu<strong>de</strong> – über alle Kulturen gleich sind.<br />

Er bewies damit die Theorie von Charles<br />

Darwin zur Mimik als universelle Körpersprache,<br />

in<strong>de</strong>m er zusammen mit<br />

Wallace Friesen eine objektive Metho<strong>de</strong><br />

erarbeitete, mit welcher sich kleinste<br />

Gesichtsbewegungen durch die 43 Gesichtsmuskeln<br />

messen lassen. Ekman<br />

nennt dies das „Facial Action Coding<br />

personalmagazin 06 / 12


PERSONALDIAGNOSTIK<br />

35<br />

und <strong>de</strong>utlich als „Micro Expression“ die<br />

Traurigkeit – durch das kurze Heben <strong>de</strong>r<br />

inneren Augenbraue und das Zusammenziehen<br />

<strong>de</strong>r Augenbrauen. Darauf bin<br />

ich in etwa so eingegangen: „Manchmal<br />

verliert man ja auch Nähe und Kontakt<br />

durch eine berufliche Verän<strong>de</strong>rung…“<br />

Bewusst offengelassen brachte diese<br />

Anmerkung hervor, dass <strong>de</strong>r Bewerber<br />

wirklich gerne die Stelle haben möchte,<br />

doch dass er wegen <strong>de</strong>s Umzugs und <strong>de</strong>r<br />

räumlichen Trennung von Freun<strong>de</strong>n und<br />

Familie bei aller Freu<strong>de</strong> an <strong>de</strong>m Angebot<br />

auch noch Zweifel hat.<br />

für Chemie<br />

und Life Sciences<br />

Unser Netzwerk unterstützt<br />

Sie bei <strong>de</strong>r Rekrutierung<br />

• spezifischer Online-Stellenmarkt<br />

• Stellenmarkt <strong>de</strong>r Nachrichten aus<br />

<strong>de</strong>r Chemie, wichtigste <strong>de</strong>utschsprachige<br />

Fachzeitschrift <strong>de</strong>r Chemie<br />

• Bewerberdatenbank<br />

• Jobbörsen & Vortragsveranstaltungen<br />

Lügen lassen sich nicht im Gesicht ablesen. Aber<br />

es zeigen sich unbewusst sieben Grun<strong>de</strong>motionen,<br />

die man im Gespräch thematisieren kann.<br />

System“. Er dokumentierte damit in <strong>de</strong>r<br />

achtjährigen Entwicklungszeit nachvollziehbar,<br />

wissenschaftlich und mit<br />

einer sehr umfangreichen Sammlung an<br />

Beschreibungen, Fotos und Vi<strong>de</strong>os <strong>de</strong>n<br />

ersten „Atlas <strong>de</strong>r menschlichen Mimik“.<br />

Mithilfe <strong>de</strong>s „Facial Action Coding System“<br />

war man nun dazu imstan<strong>de</strong>, Gesichtsregungen<br />

zu i<strong>de</strong>ntifizieren.<br />

Diese unwillentlichen Gesichtsausdrücke<br />

o<strong>de</strong>r „Micro Expressions“ sind<br />

hervorragen<strong>de</strong> Wegweiser im Gespräch,<br />

weil sie – kompetent und ethisch genutzt<br />

– unverfälschte Hinweise auf die<br />

zugrun<strong>de</strong> liegen<strong>de</strong>n Emotionen <strong>de</strong>s Gesprächspartners<br />

sind – wobei man an<br />

dieser Stelle unbedingt anmerken muss,<br />

dass es nicht um das Erkennen von Lügen<br />

o<strong>de</strong>r Täuschungen geht.<br />

Man kann die Grun<strong>de</strong>motionen erkennen,<br />

weil sie nicht kontrollierbar sind.<br />

Sie sind echt und daher so wertvoll. So<br />

erfolgen zum Beispiel bei Ärger folgen<strong>de</strong><br />

sogenannte „Action Units“: Zusammenziehen<br />

<strong>de</strong>r Augenbrauen, Heben <strong>de</strong>r<br />

Oberli<strong>de</strong>r und Heben <strong>de</strong>r Oberlippe.<br />

Bei Angst sind zum Beispiel die „Action<br />

Units“ Heben <strong>de</strong>r inneren Augenbraue,<br />

Heben <strong>de</strong>r äußeren Augenbraue und Heben<br />

<strong>de</strong>r Oberli<strong>de</strong>r beteiligt.<br />

Emotionen aufgreifen<br />

Ein weiteres Beispiel aus meiner Erfahrung<br />

zeigt, wie man im Gespräch auf<br />

die erkannten unbewussten Emotionen<br />

eingehen kann: Ein Bewerber ist in <strong>de</strong>r<br />

letzten Gesprächsrun<strong>de</strong> und es geht um<br />

die Entscheidung für o<strong>de</strong>r gegen <strong>de</strong>n<br />

Job. Während <strong>de</strong>s Gesprächs zeigt sich,<br />

dass er in Richtung „ja“ tendiert, und<br />

im Gesicht <strong>de</strong>s Bewerbers ist Freu<strong>de</strong> zu<br />

erkennen, Erleichterung und ein wenig<br />

Stolz. Gleichzeitig zeigt sich ganz kurz<br />

Selbst bei guter Schulung ist niemand<br />

vor Beobachterfehlern gefeit<br />

Doch es ist nicht immer so einfach, die<br />

wahren Emotionen <strong>de</strong>s Bewerbers o<strong>de</strong>r<br />

Mitarbeiters zu erkennen. Denn wir achten<br />

auf <strong>de</strong>r einen Seite auf das Verhalten<br />

unseres Gegenübers, auf <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Seite<br />

beschäftigen wir uns auch mit unserer<br />

eigenen Handlungs- und Gesprächsplanung.<br />

Gleichzeitig haben unser eigener<br />

Gefühlszustand, unsere Erwartungen<br />

und Überzeugungen großen Einfluss darauf,<br />

was wir an Informationen inklusive<br />

Emotionen wahrzunehmen glauben.<br />

Die Herausfor<strong>de</strong>rung besteht <strong>de</strong>swegen<br />

darin, ein größeres Emotionsbewusstsein<br />

zu entwickeln und dadurch<br />

das eigene Verhalten klarer zu reflektieren<br />

und behutsam mit <strong>de</strong>m umzugehen,<br />

was man über <strong>de</strong>n Gefühlszustand an<strong>de</strong>rer<br />

zu wissen glaubt.<br />

Henning Olesen<br />

arbeitet als Trainer und Coach und<br />

bil<strong>de</strong>t sogenannte „Face Coaches“ aus.<br />

Von Chemikern für Chemiker!<br />

www.gdch.<strong>de</strong>/karriere<br />

Die Gesellschaft Deutscher Chemiker e.V.<br />

(GDCh) ist die größte wissenschaftliche<br />

Gesellschaft Kontinentaleuropas. 145<br />

Jahre Erfahrung und die weltweite Vernetzung<br />

zu Industrie und Wissenschaft<br />

machen uns zum Global Player mit Tradition.<br />

Wir sind überall dort aktiv, wo sich<br />

Menschen mit Chemie beschäftigen.<br />

06 / 12 personalmagazin


Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an kristina.en<strong>de</strong>rle@personalmagazin.<strong>de</strong><br />

36<br />

PERSONALDIAGNOSTIK<br />

„Keine Geheimsprache“<br />

INTERVIEW. „Micro Expressions“ können in <strong>de</strong>r Personalarbeit nützlich sein –<br />

wenn man sie nicht überschätzt. Professor Uwe P. Kanning zeigt die Grenzen.<br />

personalmagazin: Für welche Aufgaben<br />

können Personaler die Erkenntnisse zu<br />

<strong>de</strong>n „Micro Expressions“ nutzen?<br />

Uwe P. Kanning: Studien zeigen, dass man<br />

die Fähigkeit, „Micro Expressions“<br />

wahrzunehmen, trainieren kann. Ihr<br />

Einsatzgebiet liegt am ehesten in <strong>de</strong>r<br />

Gesprächsführung. Hierbei wäre es allerdings<br />

wichtig, dass man die beobachteten<br />

Gesichtsausdrücke nicht einfach<br />

wie eine Geheimsprache interpretiert,<br />

von <strong>de</strong>r man glaubt, man wür<strong>de</strong> sie<br />

beherrschen. Sinnvoller ist es, die Eindrücke<br />

als Hypothese zu begreifen und<br />

sie <strong>de</strong>m Gesprächspartner zu spiegeln.<br />

personalmagazin: Wie könnte dies dann<br />

beispielsweise aussehen?<br />

Kanning: Der Vorgesetzte könnte im<br />

Personalentwicklungsgespräch zum<br />

Beispiel <strong>de</strong>n Eindruck äußern, dass<br />

sein Mitarbeiter sich gera<strong>de</strong> möglicherweise<br />

nicht wohlfühlt o<strong>de</strong>r von <strong>de</strong>n<br />

Vorschlägen <strong>de</strong>s Chefs nicht überrascht<br />

ist. In diesem Fall wür<strong>de</strong> man also nicht<br />

mit Unterstellungen arbeiten, son<strong>de</strong>rn<br />

die eigenen subjektiven Eindrücke<br />

vergleichbar zur Technik <strong>de</strong>s aktiven<br />

Zuhörens einsetzen, um <strong>de</strong>n Gesprächsverlauf<br />

positiv beeinflussen zu können.<br />

personalmagazin: Was sollten Personaler<br />

noch beachten, wenn sie „Micro Expressions“<br />

in <strong>de</strong>r Eignungsdiagnostik<br />

einsetzen wollen?<br />

Kanning: Sie sollten „Micro Expressions“<br />

nicht einsetzen, um die Kompetenzen<br />

<strong>de</strong>r Bewerber einzuschätzen. Ziel <strong>de</strong>r<br />

Eignungsdiagnostik ist es, zeitlich überdauern<strong>de</strong><br />

Kompetenzausprägungen<br />

Prof. Dr. Uwe P. Kanning<br />

ist Professor für Wirtschaftspsychologie<br />

an <strong>de</strong>r Hochschule Osnabrück. Die<br />

Personaldiagnostik gehört zu seinen<br />

Forschungsschwerpunkten.<br />

zu messen und nicht etwa flüchtige<br />

Emotionen, die nur Sekun<strong>de</strong>nbruchteile<br />

andauern. Hinzu kommt das Problem<br />

<strong>de</strong>r mangeln<strong>de</strong>n Objektivität: Die<br />

Diagnose läuft ausschließlich über die<br />

Wahrnehmung <strong>de</strong>s Diagnostikers, ohne<br />

dass man hier objektivieren<strong>de</strong> Messinstrumente<br />

zum Einsatz bringen könnte.<br />

Verschie<strong>de</strong>ne Diagnostiker können<br />

leicht zu unterschiedlichen Ergebnissen<br />

kommen. Zu<strong>de</strong>m kann ein und <strong>de</strong>rselbe<br />

Diagnostiker in Abhängigkeit von seiner<br />

situativen Aufmerksamkeitsspanne<br />

unterschiedliche Interpretationen vornehmen.<br />

Es ist ferner nicht belegt, dass<br />

die Interpretation von „Micro Expressions“<br />

die Validität eines Auswahlverfahrens<br />

im Sinne einer besseren Prognose<br />

beruflichen Erfolgs erhöht. Dies<br />

erscheint auch eher unwahrscheinlich.<br />

personalmagazin: Oft wer<strong>de</strong>n „Micro<br />

Expressions“ im Zusammenhang damit<br />

erwähnt, Lügen ablesen zu können. Ist<br />

das überhaupt möglich?<br />

Kanning: Da es sich beim Lügen nicht<br />

um eine grundlegen<strong>de</strong> Emotion <strong>de</strong>s<br />

Menschen han<strong>de</strong>lt, ist auch nicht zu<br />

erwarten, dass ein einheitliches Muster<br />

<strong>de</strong>r Muskelanspannungen existiert, in<br />

<strong>de</strong>m sich das Lügenverhalten spiegelt.<br />

Bestenfalls lässt sich eine minimale<br />

Verän<strong>de</strong>rung in <strong>de</strong>r Mimik erkennen,<br />

bei <strong>de</strong>r aber nicht zweifelsfrei zu interpretieren<br />

ist, worauf sie beruht. Die<br />

möglichen Alternativinterpretationen<br />

sind zahlreich. Hinzu kommt, dass<br />

Menschen sich sicherlich dahingehend<br />

unterschei<strong>de</strong>n, wie stark sie ihre Mimik<br />

kontrollieren können. Die Annahme,<br />

dass die Mimik immer die Wahrheit<br />

verraten wür<strong>de</strong>, ist ein Mythos.<br />

personalmagazin: Lassen „Micro Expressions“<br />

auf Charakterzüge schließen?<br />

Kanning: Das ist nicht möglich. Bei<br />

„Micro Expressions“ han<strong>de</strong>lt es sich um<br />

<strong>de</strong>n Ausdruck aktueller emotionaler Reaktionen.<br />

Charakterzüge sind hingegen<br />

abstraktere, zeitlich überdauern<strong>de</strong> und<br />

situationsübergreifen<strong>de</strong> Verhaltensorientierungen.<br />

Man wür<strong>de</strong> ja auch<br />

nicht annehmen, dass ein Mensch, <strong>de</strong>r<br />

gera<strong>de</strong> mit Genuss ein Stück Sahnetorte<br />

isst, generell ein Vielfraß sei.<br />

Das Interview führte Kristina En<strong>de</strong>rle da Silva.<br />

personalmagazin 06 / 12


SERIE: TALENTMANAGEMENT<br />

MANAGEMENT<br />

KOMPETENZMANAGEMENT<br />

37<br />

Den Grundstein für <strong>de</strong>n Erfolg legen<br />

SERIE. Das Skill- und Kompetenzmanagement schafft <strong>de</strong>n Überblick im Talentmanagementprozess.<br />

So entsteht die Basis für eine positive Entwicklung.<br />

Von Dagmar Wilbs<br />

Die strategischen Ziele im Unternehmen<br />

können nur dann<br />

erreicht wer<strong>de</strong>n, wenn <strong>de</strong>r<br />

Bedarf an gegenwärtig und<br />

künftig erfor<strong>de</strong>rlichen erfolgskritischen<br />

Kompetenzen analysiert wird. Das Ziel<br />

muss sein, die Mitarbeiter gemäß ihrer<br />

individuellen Fähigkeiten und Fertigkeiten<br />

entsprechend auszuwählen und<br />

einzusetzen. Grundlage dafür ist ein<br />

strategisches Skill- und Kompetenzmanagement<br />

im Unternehmen.<br />

Nur eine systematische, strukturierte<br />

und vor allem validierte Vorgehensweise<br />

kann eine Basis für einen bedarfsgerechten<br />

Personalentwicklungsprozess<br />

sein. Der Abgleich zwischen Anfor<strong>de</strong>rungen<br />

<strong>de</strong>r Stellen und vorhan<strong>de</strong>nen<br />

Kompetenzen <strong>de</strong>r Mitarbeiter führt zur<br />

I<strong>de</strong>ntifikation individueller Qualifizierungs-<br />

und Entwicklungsmaßnahmen,<br />

die <strong>de</strong>m Mitarbeiter auch die Möglichkeit<br />

Ausgabe 8/2012:<br />

Talent Relationship<br />

Management<br />

Ausgabe 7/2012:<br />

Laufbahn- und<br />

Nachfolgeplanung<br />

Ausgabe 6/2012:<br />

Skill- und Kompetenzmanagement<br />

Ausgabe 3/2012:<br />

Recruiting<br />

Talentmanagement<br />

Ausgabe 4/2012:<br />

Performance<br />

Management<br />

Ausgabe 5/2012:<br />

Compensation<br />

Management<br />

SERIE<br />

einer beruflichen Weiterentwicklung bieten<br />

und daher zugleich als Instrument<br />

zur Mitarbeiterbindung fungieren.<br />

Um darüber hinaus die Kennzahl zur<br />

Messung <strong>de</strong>s „Return on Investment“<br />

(ROI) zu bestimmen, muss das Verhältnis<br />

von Investments zu verbesserten und<br />

messbaren Ergebnissen gebil<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n.<br />

Dieser Zusammenhang ist im Hinblick<br />

auf das Skill- und Kompetenzmanagement<br />

zwar durchaus messbar, erfor<strong>de</strong>rt<br />

jedoch eine relativ komplexe Methodik.<br />

Schließlich verbessern Trainings nicht<br />

nur die messbaren harten Faktoren, son<strong>de</strong>rn<br />

auch die sogenannten weichen Faktoren,<br />

die bekanntermaßen nur schwer<br />

zu bewerten sind. Definierte Kennzahlen<br />

<strong>de</strong>r Kompetenzeinschätzungen pro Funktionsbereich<br />

geben wichtige Rückschlüsse<br />

auf Handlungsfel<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>n jeweiligen<br />

funktionalen Bereichen, und sie erlauben<br />

<strong>de</strong>n Vergleich mit an<strong>de</strong>ren Fel<strong>de</strong>rn.<br />

Von <strong>de</strong>r Skill-Inventur zum Skill-Delta<br />

Die Skill-Inventur zeigt erfor<strong>de</strong>rliches<br />

Wissen, benötigte Fähigkeiten, Fertigkeiten<br />

und Qualifikationen sowie häufig<br />

auch Karriereziele <strong>de</strong>r Mitarbeiter auf.<br />

Auf diese Weise lassen sich passen<strong>de</strong><br />

Kandidaten für die zu besetzen<strong>de</strong>n Positionen<br />

i<strong>de</strong>ntifizieren. Ein webbasiertes<br />

Skill-Managementsystem kann Skill-<br />

Inventuren erleichtern: Es unterstützt<br />

dabei Job-, Rollen- und Mitarbeiterprofile<br />

anzulegen und Skill-Profile abzugleichen.<br />

Außer<strong>de</strong>m sorgt es für die nötige<br />

Transparenz.<br />

Häufig wird <strong>de</strong>r Skill-Inventur ein<br />

Kompetenzmo<strong>de</strong>ll zugrun<strong>de</strong> gelegt, das<br />

die einzelnen Kompetenzen <strong>de</strong>finiert<br />

„Ein strategisches Skill-Management<br />

sorgt für größere Effektivität und<br />

Produktivität sowie Qualität.“<br />

Dr. Dagmar Wilbs, Mercer Deutschland<br />

und beschreibt. Ein solches Kompetenzmo<strong>de</strong>ll<br />

setzt sich meist aus drei Kompetenzkategorien<br />

zusammen:<br />

● Fach- und Funktionskompetenz<br />

● Führungs-, Kommunikations- und<br />

Konfliktmanagementkompetenz<br />

● Personenbezogene Kompetenzen, wie<br />

zum Beispiel Belastbarkeit.<br />

Auf diese Weise entstehen maßgeschnei<strong>de</strong>rte<br />

Job- und Rollenprofile, die Aufschluss<br />

geben, welche Anfor<strong>de</strong>rungen<br />

an eine Funktion aus <strong>de</strong>r Position heraus<br />

gestellt wer<strong>de</strong>n müssen. Zusätzliche<br />

Mitarbeiterdaten wie berufliche Erfahrungen<br />

und weitere Qualifikationen<br />

wer<strong>de</strong>n integriert. Schließlich lassen<br />

sich Fähigkeiten, die bei <strong>de</strong>m einzelnen<br />

Mitarbeiter beziehungsweise im Unternehmen<br />

vorhan<strong>de</strong>n sind, mit <strong>de</strong>n erfor<strong>de</strong>rlichen<br />

Kompetenzanfor<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r<br />

jeweiligen Position o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n künftigen<br />

Positionsprofilen abgleichen. Davon aus-<br />

06 / 12 personalmagazin


38<br />

KOMPETENZMANAGEMENT<br />

Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an kristina.en<strong>de</strong>rle@personalmagazin.<strong>de</strong><br />

SERIE: TALENTMANAGEMENT<br />

gehend, lässt sich im nächsten Schritt<br />

mit einem sogenannten „Skill-Delta“ eine<br />

Aussage darüber treffen, ob und wie<br />

Skills und Profile zusammenpassen.<br />

Die Reporting-Möglichkeiten im Skillund<br />

Kompetenzmanagement sind vielfältig<br />

und lassen sich durch Kennzahlen<br />

quantitativ erfassen. Aussagen zu Qualifizierungsstand<br />

und Qualifizierungslücken<br />

pro Kompetenz und Skill-Gruppe<br />

(in Prozent), Ausprägungsgrad pro Mitarbeiter<br />

und Skill-Gruppe o<strong>de</strong>r Kompetenz<br />

sind nur einige Beispiele. Letztlich<br />

führt ein effektives Skill-Management<br />

zu einer geringeren Fluktuation und<br />

damit verbun<strong>de</strong>n auf längere Sicht zu<br />

niedrigeren Personalkosten.<br />

Zusammengefasst be<strong>de</strong>utet dies: Bei<br />

<strong>de</strong>r Betrachtung <strong>de</strong>r konkreten Handlungsfel<strong>de</strong>r<br />

im Bereich Skill- und Kompetenzmanagement<br />

wer<strong>de</strong>n immer drei<br />

Aspekte im Fokus stehen: Die Analyse<br />

und Beschreibung <strong>de</strong>r Stellenprofile,<br />

die Erhebung <strong>de</strong>r erfor<strong>de</strong>rlichen und<br />

vorhan<strong>de</strong>nen Kompetenzen und Skill-<br />

Profile bei <strong>de</strong>n Mitarbeitern (ausgerichtet<br />

an <strong>de</strong>r Unternehmensstrategie) sowie<br />

die Klärung aktueller und künftiger Anfor<strong>de</strong>rungen.<br />

Entschei<strong>de</strong>nd ist, dass das<br />

Kompetenzmanagement nicht losgelöst,<br />

son<strong>de</strong>rn als integrierter Prozess im HR-<br />

Management betrachtet wird.<br />

DOS & DON‘TS<br />

Erfolgsfaktor für Personalplanung<br />

Die gewonnenen Erkenntnisse können<br />

gezielt bei <strong>de</strong>r Nachfolgeplanung und bei<br />

Neueinstellungen berücksichtigt wer<strong>de</strong>n,<br />

darüber hinaus wer<strong>de</strong>n auch unternehmensweite,<br />

strategische Themen<br />

<strong>de</strong>s Personalmanagements und <strong>de</strong>r Personalplanung<br />

adressiert. Für das sogenannte<br />

„Strategic Workforce Planning“,<br />

das heute eine immer wichtigere Rolle in<br />

international agieren<strong>de</strong>n Unternehmen<br />

spielt, stellt das Skill-Management einen<br />

wesentlichen Erfolgsfaktor dar.<br />

Auf Basis <strong>de</strong>s Skill- und Kompetenzmanagements<br />

lassen sich konkrete<br />

Entwicklungs- und Weiterbildungsmaßnahmen<br />

ableiten. Dabei steht die<br />

Frage im Vor<strong>de</strong>rgrund, welche Lücken<br />

geschlossen o<strong>de</strong>r zumin<strong>de</strong>st reduziert<br />

wer<strong>de</strong>n müssen und können. Der individuelle<br />

Entwicklungsplan sollte neben<br />

<strong>de</strong>r von <strong>de</strong>r Unternehmensseite erfor<strong>de</strong>rlichen<br />

Kompetenzentwicklung auch<br />

die beruflichen Entwicklungsziele <strong>de</strong>s<br />

Mitarbeiters berücksichtigen. Diese<br />

wer<strong>de</strong>n meist im Rahmen <strong>de</strong>s jährlichen<br />

Zielvereinbarungsgesprächs vereinbart<br />

und durch regelmäßig stattfin<strong>de</strong>n<strong>de</strong><br />

Feedbackgespräche im Blick behalten<br />

und gegebenenfalls neu ausgerichtet.<br />

Unbedingt beachten<br />

● Analysieren Sie zu Beginn eingehend, welche Skills und Kompetenzen für Ihr Unternehmen<br />

von entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>r Relevanz sind.<br />

● Definieren Sie einen Entwicklungsplan mit strategischer Ausrichtung, <strong>de</strong>r sowohl auf<br />

die Anfor<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>s Unternehmens als auch auf die Weiterentwicklungsbedürfnisse<br />

<strong>de</strong>s einzelnen Mitarbeiters fokussiert ist.<br />

● Integrieren Sie <strong>de</strong>n Mitarbeiter aktiv in <strong>de</strong>n Kompetenzmanagementprozess, um ein<br />

größeres Engagement und damit verbun<strong>de</strong>n eine gesteigerte Motivation zu erreichen.<br />

● Evaluieren Sie regelmäßig, welche Auswirkungen die verbesserten Skills und Kompetenzen<br />

auf <strong>de</strong>n „Return on Investment“ für Ihr Unternehmen haben.<br />

● Verknüpfen Sie das Skill- und Kompetenzmanagement mit weiteren Bereichen Ihres<br />

Talentmanagements – unter an<strong>de</strong>rem mit <strong>de</strong>m Performance Management, mit <strong>de</strong>ssen<br />

Hilfe Sie eine mögliche „Skill Gap“ i<strong>de</strong>ntifizieren und beheben können.<br />

● Stellen Sie sicher, dass die Mitarbeiter <strong>de</strong>n Sinn und die Ziele <strong>de</strong>s Skill- und Kompetenzmanagementprozesses<br />

verstehen und schaffen Sie Transparenz.<br />

Unbedingt vermei<strong>de</strong>n<br />

● Vermei<strong>de</strong>n Sie ein unstrukturiertes Talentmanagement-Programm und integrieren Sie<br />

Ihr Skill- und Kompetenzmanagement in das Gesamtkonzept von HR.<br />

● Lassen Sie keine kurzfristige Sichtweise zu. An <strong>de</strong>n zu verbessern<strong>de</strong>n Kompetenzen<br />

darf nicht nur temporär gearbeitet wer<strong>de</strong>n.<br />

● Vermei<strong>de</strong>n Sie eine unstrukturierte Kommunikation, die <strong>de</strong>n Grund und Bedarf <strong>de</strong>r neu<br />

zu erlernen<strong>de</strong>n und weiter zu entwickeln<strong>de</strong>n Kompetenzen nicht klar herausstellt.<br />

● Ignorieren Sie die Ängste und Befürchtungen Ihrer Mitarbeiter nicht. Je<strong>de</strong> Verän<strong>de</strong>rung<br />

ruft bei <strong>de</strong>n Mitarbeitern unterschiedliche Emotionen und Verhaltensweisen hervor.<br />

Grundlage für <strong>de</strong>n Unternehmenserfolg<br />

Mithilfe eines strategischen Skill- und<br />

Kompetenzmanagements können die Fähigkeiten<br />

und Fertigkeiten im Unternehmen<br />

gestärkt o<strong>de</strong>r neue Kompetenzen<br />

entwickelt wer<strong>de</strong>n. Dies sorgt für eine<br />

größere Effektivität und Produktivität<br />

(zum Beispiel durch höhere Verkaufszahlen)<br />

und verbessert die Qualität <strong>de</strong>r<br />

Leistungen (etwa durch stärkere Kun<strong>de</strong>nbindung).<br />

Somit ist das Kompetenzmanagement<br />

ein wichtiger Baustein für<br />

<strong>de</strong>n nachhaltigen Unternehmenserfolg.<br />

Zugleich kann es zu einer größeren Motivation<br />

und Zufrie<strong>de</strong>nheit <strong>de</strong>r Mitarbeiter<br />

beitragen und damit die Mitarbeiterbindung<br />

verbessern. Das wie<strong>de</strong>rum sichert<br />

<strong>de</strong>m Unternehmen im „War for Talents“<br />

wichtige Wettbewerbsvorteile.<br />

Dr. Dagmar Wilbs<br />

ist Partnerin und Leiterin <strong>de</strong>r Human-<br />

Capital-Beratung bei Mercer in Deutschland,<br />

Österreich und <strong>de</strong>r Schweiz.<br />

personalmagazin 06 / 12


MANAGEMENT<br />

KOMPETENZMANAGEMENT<br />

39<br />

„Keine Prognose möglich“<br />

INTERVIEW. Fluktuation, Individualisierung, Generation Y: Wie sehr diese<br />

Trends das Skill-Management beeinflussen, erklärt Professor Peter Cappelli.<br />

personalmagazin: Eines vorab: Wir<br />

sprechen immer von Skills und Kompetenzen.<br />

Gibt es überhaupt aus wissenschaftlicher<br />

Sicht einen Unterschied<br />

zwischen bei<strong>de</strong>n?<br />

Peter Cappelli: Nein, da ist eigentlich kein<br />

großer Unterschied. Vielleicht ist das<br />

Wort „Kompetenz“ etwas spezifischer.<br />

personalmagazin: Welches sind Ihres Erachtens<br />

die <strong>de</strong>rzeit wichtigsten Skills?<br />

Cappelli: Für die Wirtschaft sind das<br />

interpersonelle Skills, wie die Fähigkeit<br />

zur Überzeugung.<br />

personalmagazin: Gilt dies auch für die<br />

sogenannte „Generation Y”? Der Trend<br />

geht ja dahin, sie beson<strong>de</strong>rs zu för<strong>de</strong>rn,<br />

um ihren Skills gerecht zu wer<strong>de</strong>n.<br />

Cappelli: Ich <strong>de</strong>nke nicht, dass es diese<br />

„Generation Y“ wirklich gibt. Die Daten<br />

über Einstellungen und Werte in <strong>de</strong>n<br />

USA zeigen, dass jüngere Menschen<br />

heute praktisch i<strong>de</strong>ntisch sind zu <strong>de</strong>nen<br />

vor zehn o<strong>de</strong>r 20 Jahren. Um tatsächlich<br />

Unterschie<strong>de</strong> ausmachen zu können,<br />

muss man weiter zurückgehen und sie<br />

mit <strong>de</strong>r Generation <strong>de</strong>r „Baby Boomer“<br />

vergleichen. Was neue Arbeitnehmer<br />

aber in je<strong>de</strong>m Fall nicht haben, sind arbeitsbezogene<br />

Skills. Das ist offensichtlich,<br />

<strong>de</strong>nn das sind solche Skills, die<br />

man nur über Arbeitserfahrung erlangt.<br />

Darunter fällt die Fähigkeit, in Teams<br />

zu arbeiten o<strong>de</strong>r Projekte zu leiten.<br />

personalmagazin: Und welches wer<strong>de</strong>n<br />

künftig die wichtigsten Kompetenzen<br />

sein? Ist es überhaupt möglich, dies<br />

heute schon abzuschätzen?<br />

Prof. Dr. Peter Cappelli<br />

Professor für Management an <strong>de</strong>r Universität<br />

von Pennsylvania und Direktor<br />

<strong>de</strong>s Center of HR <strong>de</strong>r Wharton School<br />

Cappelli: Offen gesagt glaube ich nicht,<br />

dass es möglich ist, dies heute schon<br />

vorherzusagen. Wir waren auch bisher<br />

in keinem Bereich gut darin, eine Prognose<br />

für irgen<strong>de</strong>ine künftige Anfor<strong>de</strong>rung<br />

zu erstellen.<br />

personalmagazin: Trotz<strong>de</strong>m bedarf es<br />

aber doch einer gewissen Planung<br />

für Jobprofile. Mit welchen HR-Instrumenten<br />

kann man dies sicherstellen?<br />

Cappelli: Es geht im Prinzip immer<br />

nur darum, <strong>de</strong>n Menschen bei ihrer<br />

Entwicklung zu helfen. Das kann man<br />

hauptsächlich über Zielvereinbarungen<br />

erreichen, die die Mitarbeiter dazu<br />

anregen, herausfor<strong>de</strong>rn<strong>de</strong> Aufgaben zu<br />

bewältigen.<br />

personalmagazin: Die Fluktuationsrate in<br />

<strong>de</strong>n Unternehmen steigt. Wie können<br />

Personaler <strong>de</strong>m Risiko begegnen, dass<br />

sie in Skills und Kompetenzen <strong>de</strong>r Mitarbeiter<br />

investieren, die vielleicht bald<br />

das Unternehmen verlassen?<br />

Cappelli: Ich <strong>de</strong>nke, es gibt keine Belege<br />

dafür, dass die Fluktuationsrate überall<br />

steigt. Aber das Risiko <strong>de</strong>r Fluktuation<br />

ist wirklich ein finanzielles Problem:<br />

Welche Art von Investment tätigt man<br />

und wann zahlt sich das aus? Eigentlich<br />

investieren viele Arbeitgeber jedoch<br />

nur sehr wenig. Und wenn sie es tun,<br />

ist die Lösung vielleicht die, dies nicht<br />

zu sehr auf die ersten Jahre eines neuen<br />

Arbeitnehmers zu konzentrieren.<br />

Aber die Faktoren, die die Fluktuation<br />

steigern, sind bekannt und ganz viele<br />

von ihnen kann <strong>de</strong>r Arbeitgeber selbst<br />

steuern – zum Beispiel über Aufstiegsmöglichkeiten.<br />

personalmagazin: Das heißt, Personalentwicklung<br />

ist wichtig für die Mitarbeiterbindung.<br />

O<strong>de</strong>r sehen die Arbeitnehmer<br />

inzwischen nicht vielmehr ihre persönliche<br />

Kompetenzentwicklung im<br />

Vor<strong>de</strong>rgrund – so wie Freelancer?<br />

Cappelli: Die Personalentwicklung ist<br />

ganz entschei<strong>de</strong>nd für die Mitarbeiterbindung.<br />

Viele Mitarbeiter verlassen<br />

das Unternehmen, weil sie nichts Neues<br />

lernen – vor allem die besten Arbeitnehmer.<br />

Und Freelancer sind nicht<br />

zwangsläufig gut darin, ihre Skills auf<br />

<strong>de</strong>m neuesten Stand zu halten. Es tut<br />

nur einfach sonst niemand für sie.<br />

Das Interview führte Kristina En<strong>de</strong>rle da Silva.<br />

06 / 12 personalmagazin


ORGANISATIONNEWS<br />

40 AKTUELLES<br />

Arbeit aus an<strong>de</strong>ren Perspektiven betrachten – das ist Thema einer Son<strong>de</strong>rausstellung.<br />

Ausstellung zum Sinn <strong>de</strong>r Arbeit<br />

Des Themas „Arbeit“ nimmt sich die Son<strong>de</strong>rausstellung „Was tun? Über<br />

<strong>de</strong>n Sinn menschlicher Arbeit“ an. Bis zum 16. September wer<strong>de</strong>n im<br />

Senckenberg Naturmuseum Frankfurt mit fünf Rauminstallationen<br />

grundsätzliche Fragen an die Arbeit gestellt: Wie lassen sich Arbeit und<br />

Freizeit voneinan<strong>de</strong>r unterschei<strong>de</strong>n? Welchem Zweck dient Arbeit in einer<br />

kapitalistischen Gesellschaft? Wie entwickelt sich die individuelle Haltung<br />

zur Arbeit? Welche Be<strong>de</strong>utung hat Arbeit jenseits von Macht, Geld und Anerkennung?<br />

Was sind die Optionen für die Arbeitswelt von morgen?<br />

„Die Ausstellung legt, neben <strong>de</strong>r Betrachtung gesellschaftlicher Entwicklungen,<br />

Wert auf die Perspektiven <strong>de</strong>s Individuums: die persönliche Sorge<br />

um <strong>de</strong>n Lebensunterhalt, Befriedigung und soziale Anerkennung und nicht<br />

zuletzt die Funktion von Arbeit als einer sinnstiften<strong>de</strong>n Tätigkeit. Ein Begleitprogramm<br />

greift interdisziplinär Themen wie „Burnout“, „Frauenquoten und<br />

Alternativen“ und „Zukunftsfähige Arbeitswelten“ auf. www.senckenberg.<strong>de</strong><br />

Trotz Freizügigkeit wenig Zuwan<strong>de</strong>rung<br />

Seit <strong>de</strong>r zum 1. Mai 2011 eingeführten<br />

neuen Freizügigkeit<br />

für Mitarbeiter aus Estland,<br />

Lettland, Litauen, Polen, Slowakei,<br />

Slowenien, Tschechien und Ungarn<br />

sind lediglich 79.000 Personen aus<br />

<strong>de</strong>n betreffen<strong>de</strong>n Län<strong>de</strong>rn zugewan<strong>de</strong>rt,<br />

berichtet das Institut für<br />

Arbeitsmarkt- und Berufsforschung<br />

(IAB). Die mo<strong>de</strong>rate Zuwan<strong>de</strong>rung<br />

ist nach Einschätzung <strong>de</strong>s IAB vor<br />

allem auf Sprachbarrieren und Unterschie<strong>de</strong><br />

in <strong>de</strong>n Ausbildungs- und<br />

Bildungssystemen zurückzuführen.<br />

Nach <strong>de</strong>r Statistik <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>sagentur<br />

für Arbeit stieg die sozialversicherungspflichtige<br />

und geringfügige<br />

Beschäftigung etwas stärker, nämlich<br />

um 82.000 Personen aus <strong>de</strong>n betreffen<strong>de</strong>n<br />

Län<strong>de</strong>rn. Darunter fallen<br />

auch Personen, die bereits in Deutschland<br />

lebten, aber erst mithilfe <strong>de</strong>r<br />

durch die neue Freizügigkeit entstan<strong>de</strong>nen<br />

Möglichkeiten eine sozialversicherungspflichtige<br />

Beschäftigung<br />

aufgenommen haben. www.iab.<strong>de</strong><br />

© TRÄNKNER, SENCKENBERG<br />

NACHRICHTEN<br />

Weniger Stress für weniger Geld<br />

Fast zwei Drittel (65 Prozent) <strong>de</strong>r in<br />

einer Onlineumfrage befragten Jobsuchen<strong>de</strong>n<br />

wür<strong>de</strong>n für einen stressfreien<br />

Job Gehaltseinbußen akzeptieren. Der<br />

Wunsch nach weniger Stress im Job<br />

scheint gera<strong>de</strong> bei Frauen ausgeprägt<br />

zu sein: Von ihnen sind 73 Prozent bereit,<br />

weniger Gehalt in Kauf zu nehmen,<br />

wenn <strong>de</strong>r künftige Arbeitgeber über ein<br />

Anti-Stress-Programm verfügt, bei <strong>de</strong>n<br />

Männern nur 58 Prozent. Die Umfrage<br />

wur<strong>de</strong> von Januar bis März 2012 von<br />

<strong>de</strong>r Onlinejobbörse „Talentfrogs.<strong>de</strong>“<br />

durchgeführt. www.talentfrogs.<strong>de</strong><br />

Personal(er)diskussionen online<br />

Einen Online-Austausch zu allen Themen<br />

<strong>de</strong>r strategischen Personalarbeit<br />

bietet ein neuer Personaler-Blog. HR-<br />

Experten widmen sich Fragestellungen<br />

<strong>de</strong>s Personalwesens wie Planung,<br />

Beschaffung, Entwicklung, Organisation<br />

o<strong>de</strong>r Controlling und angrenzen<strong>de</strong>r<br />

Bereiche aus verschie<strong>de</strong>nen Perspektiven.<br />

Wissenschaftler, Arbeitsrechtler,<br />

Personalleiter, Mediziner, Psychologen,<br />

HR-Praktiker sowie Autoren ausgezeichneter<br />

Bachelor- und Masterarbeiten<br />

aus <strong>de</strong>m HR-Bereich bloggen zu ihrem<br />

Spezialgebiet, interessierte Personaler<br />

sind zum Austausch willkommen.<br />

www.<strong>de</strong>r-hr-blog.<strong>de</strong><br />

Gesundheitsrisiken vorbeugen<br />

Körperlichen Beschwer<strong>de</strong>n durch Arbeit<br />

am Computer und mobilen Geräten<br />

kann vorgebeugt wer<strong>de</strong>n. Dazu hat<br />

Fellowes die Kunstfigur Professor Ergo<br />

geschaffen, die auf <strong>de</strong>r Homepage <strong>de</strong>s<br />

Büroartikelherstellers insbeson<strong>de</strong>re Mitarbeitern,<br />

die viel von unterwegs aus<br />

arbeiten, hilft, klassischen Gesundheitsrisiken<br />

wie Rückenschmerzen o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>m<br />

sogenannten „Mausarm“ vorzubeugen.<br />

www.ergo.fellowes.com<br />

personalmagazin 06 / 12


SOFTWAREMARKT<br />

AKTUELLES<br />

Fünf Apps für Dienstreisen<br />

Für Dienstreisen bietet die Just Book Mobile GmbH<br />

verschie<strong>de</strong>ne Smartphone-Applikationen, die die<br />

Organisation erleichtern und mobil möglich machen:<br />

Mit <strong>de</strong>r kostenlosen „My Taxi App“ kann <strong>de</strong>r<br />

Nutzer seinen eigenen Standort bestimmen, das nächstgelegene<br />

Taxi bestellen und die Anfahrt <strong>de</strong>s Taxis via<br />

Google Maps verfolgen.<br />

Die Last-Minute-Hotelbuchungs-App „Just Book“ hilft,<br />

Hotelzimmer spontan und günstig zu reservieren. Die<br />

Zimmer <strong>de</strong>r Kategorien „Luxury“, „Upscale“, „Design“<br />

und „Comfort“ können ab zwölf Uhr mittags bis zwei<br />

Uhr nachts für die gleiche Nacht gebucht wer<strong>de</strong>n.<br />

Der kostenlose Wifi-Fin<strong>de</strong>r verzeichnet mehr als<br />

500.000 verzeichnete Hotspots weltweit und hilft so,<br />

die langwierige Suche nach WLAN-Zugriffspunkten<br />

und teure Roaming-Gebühren zu vermei<strong>de</strong>n.<br />

Die Applikation FlightTrack (3,99 Euro) klärt über<br />

Verspätungen, Wetterbedingungen und Beson<strong>de</strong>rheiten<br />

<strong>de</strong>s eigenen Fluges auf. Die aktuellen Fluginformationen<br />

können direkt aus <strong>de</strong>r App verschickt wer<strong>de</strong>n.<br />

Die Umrechner-Applikation Converter (0,79 Euro)<br />

hilft, Währungen, Temperaturangaben o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re<br />

Maßangaben in die <strong>de</strong>m Smartphone-Nutzer bekannten<br />

Maß umzuwan<strong>de</strong>ln.<br />

www.justbook.com<br />

41<br />

Ausbildungsplatz gesucht<br />

Feuerwehrmann<br />

Feuerscheid<br />

Das Zeiterfassungsterminal<br />

als Kommunikationspunkt<br />

Alle Aufgaben <strong>de</strong>r Zeiterfassung und Zutrittskontrolle,<br />

aber auch die eines Kommunikationsystems<br />

erfüllt das neue „Kaba B-inspired“. Das System<br />

besteht aus einem Hightech-Terminal B-web 97 00,<br />

Apps für unterschiedliche Aufgaben, einem App-Shop<br />

und <strong>de</strong>r Kommunikationssoftware B+. Standardfunktionen<br />

wie Kommen, Gehen, Dienstgang lassen sich<br />

so ergänzen durch weitere Apps für jeweils konkrete<br />

Aufgaben im Unternehmen wie Urlaubs- und Gleitzeitanträge,<br />

Unterweisungen, Besucheranmeldungen o<strong>de</strong>r<br />

Zeitnachträge. Für <strong>de</strong>n Einsatz von beispielsweise Sicherheitsunterweisungen,<br />

Fotos für Besucherausweise<br />

o<strong>de</strong>r die Kommunikation mit Mitarbeitern ist das Terminal<br />

mit einem Lautsprecher, einem Mikrofon und<br />

einem hochauflösen<strong>de</strong>n Kamerasystem ausgestattet.<br />

www.kaba.<strong>de</strong><br />

06 / 12 personalmagazin<br />

In je<strong>de</strong>r Stadt zur Stelle<br />

Ihr Nachwuchs<br />

sucht bei uns<br />

Der Lehrstellenmarkt von meinestadt.<strong>de</strong><br />

Größter <strong>de</strong>utscher Ausbildungsmarkt: 7 Mio. Besucher im Jahr<br />

Lokal & Regional: weil gera<strong>de</strong> junge Menschen vor Ort suchen<br />

Mobiler Ausbildungsfin<strong>de</strong>r: junge Zielgruppen je<strong>de</strong>rzeit erreichen


Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an katharina.schmitt@personalmagazin.<strong>de</strong><br />

42<br />

PERSONALDIAGNOSTIK<br />

„Gib <strong>de</strong>m Affen Zucker“<br />

FEATURE. Immer mehr Unternehmen setzen auf das Reiss-Profil in <strong>de</strong>r Personaldiagnostik.<br />

Ein Selbstversuch brachte unserer Autorin erstaunliche Erkenntnisse.<br />

Von Bärbel Schwertfeger<br />

Die Fragen nerven. „Ich habe<br />

immer großen Appetit“, „Essen<br />

ist eine meiner täglichen Lieblingsbeschäftigungen“<br />

o<strong>de</strong>r<br />

„Ich liebe Desserts und Nachspeisen“.<br />

Was hat das alles bitte mit <strong>de</strong>m Beruf zu<br />

tun? Wer die 128 Fragen <strong>de</strong>r Business-<br />

Version <strong>de</strong>s Reiss-Profils ausfüllt, reibt<br />

sich verwun<strong>de</strong>rt die Augen. Viele Fragen<br />

haben – zumin<strong>de</strong>st auf <strong>de</strong>n ersten Blick<br />

– aber auch gar nichts mit <strong>de</strong>m Berufsleben<br />

zu tun, son<strong>de</strong>rn betreffen höchst<br />

private Aspekte. Zu<strong>de</strong>m zielen manche<br />

Fragen stark auf soziale Normen. Wer<br />

stimmt schon <strong>de</strong>r Frage „Wenn ich wütend<br />

wer<strong>de</strong>, dann schlage ich zurück“ voll<br />

zu, wenn er sich für einen Job bewirbt?<br />

Auswertung: Schnell und überraschend<br />

16 Motive soll <strong>de</strong>r Test messen, darunter<br />

Neugier, Anerkennung, I<strong>de</strong>alismus,<br />

Rache und Kampf sowie Schönheit und<br />

Essen. Nach<strong>de</strong>m <strong>de</strong>r Onlinefragebogen<br />

beantwortet wur<strong>de</strong>, erfolgt das Auswertungsgespräch<br />

mit Thomas Staller, ausnahmsweise<br />

telefonisch. Meist wird es<br />

persönlich durchgeführt. 13 Minuten<br />

vor <strong>de</strong>m Gesprächstermin schickt mir<br />

<strong>de</strong>r geschäftsführen<strong>de</strong> Gesellschafter<br />

<strong>de</strong>r Reiss Profile Germany GmbH mein<br />

Profil per E-Mail inklusive einer 44-seitigen<br />

persönlichen Auswertung. Warum<br />

habe ich das nicht früher bekommen?<br />

„Wir wollen nicht, dass sich <strong>de</strong>r Klient<br />

vor <strong>de</strong>m Gespräch zu stark mit <strong>de</strong>n Unterlagen<br />

beschäftigt“, erklärt Staller,<br />

selbst zertifizierter Reiss-Profile-Master.<br />

„Das hat mit unseren Qualitätsrichtli-<br />

nien zu tun.“ Nachvollziehbar fin<strong>de</strong> ich<br />

das nicht. Denn hätte ich die Auswertung<br />

vorher genau durchgelesen, hätte<br />

ich auch gezielter nachfragen können.<br />

Aber vielleicht ist das ja gera<strong>de</strong> nicht gewünscht.<br />

So kann man zumin<strong>de</strong>st <strong>de</strong>n<br />

Überraschungseffekt besser nutzen.<br />

„Wichtig ist: Das sind keine Aussagen<br />

über Ihre Fähigkeiten“, erklärt <strong>de</strong>r Diplom-Mathematiker.<br />

„Was ermittelt wur<strong>de</strong>,<br />

ist Ihre Wertewelt.“ Der US-Psychologe<br />

Steven Reiss habe herausgefun<strong>de</strong>n, was<br />

<strong>de</strong>n Menschen kulturübergreifend wichtig<br />

ist, und diese Motive seien weitestgehend<br />

unverän<strong>de</strong>rliche Wesenszüge.<br />

Was nun? Motive, Werte o<strong>de</strong>r vielleicht<br />

doch eher Interessen? Nacheinan<strong>de</strong>r geht<br />

Staller je<strong>de</strong>s <strong>de</strong>r 16 Motive mit mir durch,<br />

beginnend mit <strong>de</strong>n am stärksten ausgeprägten<br />

Motiven – hier wer<strong>de</strong>n sie nicht<br />

komplett und in einer an<strong>de</strong>ren Reihenfolge<br />

dargestellt.<br />

Bärbel Schwertfeger zweifelt am Testergebnis.<br />

Was wird geprüft:<br />

Motivation o<strong>de</strong>r Werte?<br />

Beim Motiv „Anerkennung“ gehe es<br />

darum, wie ein Mensch sein positives<br />

Selbstbild aufbaut, erklärt Staller, zu<strong>de</strong>m<br />

Inhaber <strong>de</strong>r Kirschstall Führungsund<br />

Kommunikationsberatung in Berlin.<br />

Je niedriger das Motiv ausgeprägt sei,<br />

<strong>de</strong>sto weniger sei er abhängig vom Lob<br />

an<strong>de</strong>rer. Ich brauche angeblich kein Lob,<br />

weil ich „nicht meine Persönlichkeit infrage<br />

stelle, wenn es ausbleibt“. Aber für<br />

Führungskräfte kann das schlecht sein.<br />

Ihnen gehe dann vielleicht die Emotion<br />

ab, wie sich ein ehrliches Lob „in Bezug<br />

zum Aufbau <strong>de</strong>s Selbstbilds“ anfühlt, so<br />

Staller. Das könne für an<strong>de</strong>re sehr <strong>de</strong>motivierend<br />

sein. Gera<strong>de</strong> für Führungskräfte<br />

sei es wichtig, ihre eigene Wertewelt<br />

zu erkennen. Denn schließlich gehe je<strong>de</strong>r<br />

immer zu sehr von sich selbst aus<br />

und das komme beim an<strong>de</strong>ren nicht<br />

immer gut an. Wenn man dagegen auch<br />

die Wertewelt <strong>de</strong>s an<strong>de</strong>ren kenne, könne<br />

man passgenaue Kommunikations- und<br />

Handlungsweisen einsetzen. Das sei <strong>de</strong>r<br />

große Vorteil <strong>de</strong>s Reiss-Profils. Nur warum<br />

heißt das Motivationsprofil, wenn<br />

es um Werte geht?<br />

Beim Motiv „Status“ wird gemessen,<br />

wie wichtig die soziale Stellung für einen<br />

Menschen ist. „Status heißt, elitär sein“,<br />

© HELGA KAINDL<br />

personalmagazin 06 / 12


ORGANISATION<br />

PERSONALDIAGNOSTIK<br />

43<br />

so Staller. Wer hier eine hohe Ausprägung<br />

hat, liebt einen extra Parkplatz mit<br />

Namensschild. Ich nicht. Ich will angeblich<br />

Gleiche unter Gleichen sein. Als ich<br />

nicht recht zustimme, versucht er es mit<br />

einer an<strong>de</strong>ren Aussage. „Es müsste negativ<br />

auf Sie wirken, als etwas Beson<strong>de</strong>res<br />

herausgestellt zu wer<strong>de</strong>n.“ Nun ja.<br />

Interpretation ist ein weites Feld<br />

Beim Motiv „Rache und Kampf“ geht es<br />

darum, wie wichtig einem <strong>de</strong>r Vergleich<br />

mit an<strong>de</strong>ren ist. „Sie möchten gern in<br />

einem Wettkampf als Sieger vom Platz<br />

gehen“, sagt Staller. Aber Wettkämpfe interessieren<br />

mich überhaupt nicht. Dann<br />

eben eine an<strong>de</strong>re Interpretation: „Sie<br />

sind niemand, <strong>de</strong>r einem Streit aus <strong>de</strong>m<br />

Weg geht.“ Das erinnert mich an Horoskope.<br />

Da wer<strong>de</strong>n die Aussagen auch<br />

möglichst viel<strong>de</strong>utig und unkonkret<br />

formuliert, sodass sie eigentlich immer<br />

passen. Beispiel: „Sie sind ein durchsetzungsfähiger<br />

Mensch, aber manchmal<br />

gelingt es Ihnen nicht, Ihre Bedürfnisse<br />

<strong>de</strong>utlich zu machen.“ In <strong>de</strong>r Psychologie<br />

nennt man das „Barnumeffekt“. Man<br />

legt Menschen ein entsprechend formuliertes<br />

Persönlichkeitsprofil vor, je<strong>de</strong>r<br />

sucht sich das heraus, was für ihn passt,<br />

und ist anschließend begeistert von <strong>de</strong>r<br />

Treffsicherheit <strong>de</strong>s Tests.<br />

Dabei ist die Definition <strong>de</strong>r Motive<br />

manchmal erstaunlich. Neugier heißt,<br />

Wissen um <strong>de</strong>s Wissens willen, erklärt<br />

Staller. Bei mir ist das nur gering ausgeprägt.<br />

„Sie wollen immer, dass ein Nutzen<br />

dahintersteht“, erklärt er. Schlecht für<br />

eine Journalistin. Schließlich ergibt sich<br />

nicht aus je<strong>de</strong>m interessanten Thema<br />

auch ein Artikel. Prompt kommt das Gegenargument:<br />

Wer extrem hohe Neugier<br />

hat, <strong>de</strong>r ist wenig am Nutzen interessiert<br />

und wird oft nicht fertig mit seinen Aufgaben.<br />

Alles stimmt irgendwie immer,<br />

auch wenn es nicht stimmt.<br />

Unordnung als Zeichen <strong>de</strong>r Flexibilität<br />

Überraschungen gibt es auch beim Motiv<br />

„Ordnung“. Eine niedrige Ausprägung<br />

stehe für Flexibilität, eine hohe für eine<br />

starke Wahrnehmung für Hygiene und<br />

Sauberkeit. Sind flexible Menschen daher<br />

Schmutzfinken? Nein, so sei es auch<br />

wie<strong>de</strong>r nicht. Aber wer eine hohe Ausprägung<br />

habe, <strong>de</strong>r wische eben seinen<br />

Fußbo<strong>de</strong>n nicht einmal in <strong>de</strong>r Woche,<br />

son<strong>de</strong>rn täglich. Und er sei in einem Job,<br />

wo es auf Hygiene beson<strong>de</strong>rs ankommt,<br />

gut aufgehoben. Das klingt mir doch<br />

sehr nach Küchenpsychologie.<br />

Ziemlich wirr wird es beim Motiv<br />

„Familie“. Denn Familie steht eigentlich<br />

für <strong>de</strong>n Wunsch nach Kin<strong>de</strong>rn. „Familie<br />

klingt aber besser“, sagt Staller. Das sei<br />

die einzige Aussage, die gegebenenfalls<br />

missverständlich dargestellt ist, gesteht<br />

er. In <strong>de</strong>r Tat. Ich hatte schon die Anweisung<br />

nicht richtig verstan<strong>de</strong>n. Da heißt<br />

es: „Bitte achten Sie beim Ausfüllen bei<br />

<strong>de</strong>n Aussagen zur ‚Familie‘ darauf, dass<br />

es sich hierbei nicht um Aussagen zu Ihrer<br />

Ursprungsfamilie han<strong>de</strong>lt, son<strong>de</strong>rn<br />

um das Streben, eigene Kin<strong>de</strong>r zu erziehen.<br />

Haben Sie noch keine Kin<strong>de</strong>r, stellen<br />

Sie sich vor wie es wäre, eine eigene<br />

Familie zu haben.“ Das Motiv stehe in<br />

Wirklichkeit für die Fürsorge für Kin<strong>de</strong>r,<br />

erklärt Staller dann. Dabei gehe es keineswegs<br />

darum, ob man eine gute Mutter<br />

o<strong>de</strong>r ein guter Vater ist, son<strong>de</strong>rn um<br />

die Rollenerfüllung. Der eine sei eben<br />

fürsorglich zu seinen Kin<strong>de</strong>rn, <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re<br />

habe eher ein partnerschaftliches<br />

Verhältnis.<br />

Aber Rollenerfüllung hat doch eher mit<br />

sozialen Erwartungen als mit Motiven<br />

zu tun. Und warum ist die Ausprägung<br />

<strong>de</strong>r Fürsorge für Kin<strong>de</strong>r im Berufsleben<br />

o<strong>de</strong>r bei <strong>de</strong>r Personalauswahl wichtig?<br />

Das habe sehr viel mit <strong>de</strong>m Beruf zu tun,<br />

sagt Staller. Wenn eine Führungskraft<br />

nur eine geringe Ausprägung beim Motiv<br />

Familie habe, ihre Mitarbeiter aber<br />

eine hohe, dann falle es ihr möglicherweise<br />

schwer, die „Emotionen <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren<br />

nachzuvollziehen und empathisch<br />

darauf einzugehen“. Schließlich könne<br />

man aufgrund <strong>de</strong>s Profils mit einer<br />

gewissen Wahrscheinlichkeit auf das<br />

Verhalten schließen. Aber auch ohne<br />

ausgeprägte Kin<strong>de</strong>rfürsorge kann ich<br />

doch empathisch auf meine Mitarbeiter<br />

zugehen. Ja, erklärt Staller, aber dann<br />

habe dies mit Reflexion zu tun.<br />

Essen als geheimes Erfolgsrezept<br />

Und das Essen? Ich wäre nicht die Einzige,<br />

die die Fragen genervt haben.<br />

Auch eine Dame aus <strong>de</strong>m Personalvorstand<br />

eines Unternehmens fand sie lästig.<br />

Weil bei ihr das Motiv nur schwach<br />

ausgeprägt war, konnte sie auch nicht<br />

verstehen, warum in <strong>de</strong>r Kantine ständig<br />

genörgelt wur<strong>de</strong>. Ihn zum Beispiel motiviere<br />

Essen stark. Wenn seine Freundin<br />

daher mit ihm in ein Museum wolle,<br />

mache sie sich vorher Gedanken, wie sie<br />

„Seine Interpretation erinnert mich an Horoskope.<br />

Da wer<strong>de</strong>n die Aussagen auch so viel<strong>de</strong>utig und<br />

unkonkret formuliert, dass sie immer passen.“<br />

ihn danach mit einem Essen eine Freu<strong>de</strong><br />

machen könne. „Gib <strong>de</strong>m Affen Zucker“,<br />

kommentiert Staller das Vorgehen und<br />

spekuliert: „Ein Essensgutschein wäre<br />

für Sie sicher nicht das richtige Goody.“<br />

Dann lerne ich, dass körperliche Aktivität<br />

ein Bestandteil <strong>de</strong>r menschlichen<br />

Persönlichkeit ist. Steven Reiss habe herausgefun<strong>de</strong>n,<br />

dass das kulturübergreifend<br />

für Menschen wichtig ist. Bei mir<br />

nicht. Daher könnte mir wie<strong>de</strong>rum das<br />

Verständnis für Menschen fehlen, die<br />

nicht ohne zwei Stun<strong>de</strong>n Sport am Tag<br />

leben können.<br />

Körperliche Empfindungen wer<strong>de</strong>n<br />

auch beim Motiv „Emotionale Ruhe“ abgefragt.<br />

Da heißt es etwa „Es beunruhigt<br />

mich zutiefst, wenn mein Herz schnell<br />

schlägt“. Bei <strong>de</strong>m Motiv gehe es darum,<br />

06 / 12 personalmagazin


Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an katharina.schmitt@personalmagazin.<strong>de</strong><br />

44 PERSONALDIAGNOSTIK<br />

wie wichtig jeman<strong>de</strong>m Sicherheit im Leben<br />

ist, verblüfft Staller. Wer eine hohe<br />

Ausprägung hat, wer<strong>de</strong> lieber Beamter.<br />

Mit <strong>de</strong>n Fragen kann man vielleicht<br />

messen, ob jemand dazu neigt, ein Hypochon<strong>de</strong>r<br />

zu sein. Aber was hat das mit<br />

Sicherheit zu tun? Gut, dass mich <strong>de</strong>r<br />

Reiss-Profile-Master mehrfach darauf<br />

hinweist: „Das ist ein guter standardisierter<br />

Test, <strong>de</strong>r sehr vali<strong>de</strong> ist.“<br />

Motiv „Schönheit“ als die<br />

konservativere Variante von Eros<br />

Noch verwirren<strong>de</strong>r wird es beim Motiv<br />

„Schönheit“. Das heißt in <strong>de</strong>r Originalversion<br />

eigentlich Eros und umfasst acht<br />

Fragen zur Sexualität. Da gehe es dann<br />

darum, ob jemand je<strong>de</strong>n Tag Sex braucht<br />

(hohe Ausprägung) o<strong>de</strong>r auch mal vier<br />

bis sechs Wochen ohne Sex leben könne<br />

(niedrige Ausprägung). In <strong>de</strong>r Business-<br />

Variante, die bei Unternehmen überwiegend<br />

eingesetzt wird, nimmt man dafür<br />

das Motiv „Schönheit“. Aber Schönheit<br />

gebe es gar nicht als Lebensmotiv. Das<br />

sei nur ein Lückenfüller, damit man wie<strong>de</strong>r<br />

auf 16 Motive komme, und zu<strong>de</strong>m<br />

ermögliche es, im Auswertungsgespräch<br />

das Thema Eros „zumin<strong>de</strong>st theoretisch“<br />

anzusprechen. „Ich arbeite viel mit <strong>de</strong>m<br />

Originaltest und empfehle ihn auch <strong>de</strong>n<br />

Führungskräften“, sagt Staller. „Dann<br />

kann die Führungskraft über ihr Eros-<br />

Motiv reflektieren.“<br />

Warum das wichtig ist? Eine hohe Ausprägung<br />

erkläre zum Beispiel, wenn ein<br />

Chef ständig anzügliche Bemerkungen<br />

mache. In Teams wer<strong>de</strong> die Sexversion<br />

nur selten eingesetzt, doch, so Staller, „die<br />

meisten fin<strong>de</strong>n es scha<strong>de</strong>, dass sie nicht<br />

die Originalversion machen dürfen“.<br />

Ehrliche Aussage: Ein<strong>de</strong>utig nicht<br />

kompatibel mit DIN 33430<br />

Wenigstens ist <strong>de</strong>r Reiss-Profile-Verkäufer<br />

ehrlich, wenn er sofort zugibt, dass <strong>de</strong>r<br />

Test nicht kompatibel mit <strong>de</strong>r DIN 33430<br />

ist, die die „Anfor<strong>de</strong>rungen an Verfahren<br />

und <strong>de</strong>ren Einsatz bei berufsbezogener<br />

Eignungsbeurteilung“ beschreibt. Denn<br />

gefragt wer<strong>de</strong>n dürfen stets nur Aspekte,<br />

Das Reiss-Profil<br />

die wirklich mit <strong>de</strong>m Job o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r beruflichen<br />

Tätigkeit zu tun haben. Unternehmen,<br />

die nach <strong>de</strong>r DIN 33430 han<strong>de</strong>ln,<br />

dürfen das Reiss-Profil daher nicht einsetzen.<br />

„Das stört uns nicht“, sagt Staller.<br />

Und Probleme gebe es auch nicht. Selbst<br />

dann nicht, wenn Teammitglie<strong>de</strong>r ihr<br />

Profil gegenüber ihren Kollegen offenlegen<br />

müssen. Weigert sich einer, könne<br />

man im Workshop nur allgemein über<br />

die Motive sprechen und nicht mehr über<br />

einzelne Maßnahmen. „Das bringt dann<br />

höchstens noch 25 Prozent“, weiß Staller.<br />

Bei ihm sei das aber noch nie passiert.<br />

Natürlich sei <strong>de</strong>r Testeinsatz mitbestimmungspflichtig.<br />

Aber auch das sei<br />

kein Problem. Dann beziehe man eben<br />

<strong>de</strong>n Betriebsrat mit ein und <strong>de</strong>r mache<br />

HINTERGRUND<br />

„Das Reiss-Profil ist ein Diagnoseinstrument für menschliche Motivation und erfasst als<br />

solches die Dimensionen <strong>de</strong>r individuellen Persönlichkeit“, heißt es in einer Pressemeldung.<br />

Basis sei ein psychologisches Testverfahren, das von Professor Steven Reiss in <strong>de</strong>n<br />

1990er-Jahren entwickelt wur<strong>de</strong>. In <strong>de</strong>r Reihe von Persönlichkeitsinstrumenten am Markt<br />

sei das Reiss-Profil das einzige, das nach <strong>de</strong>m „Warum“, also <strong>de</strong>n Ursachen, <strong>de</strong>s menschlichen<br />

Han<strong>de</strong>lns frage – und somit die wesentlichen und unverän<strong>de</strong>rlichen Aspekte <strong>de</strong>r<br />

Persönlichkeit ergrün<strong>de</strong>. Eingesetzt wer<strong>de</strong> das Instrument in <strong>de</strong>n unterschiedlichsten<br />

professionellen Bereichen – von Personalauswahl, Potenzialanalyse, Coaching, Teamentwicklung<br />

und Führungstraining bis zur Motivationsberatung und <strong>de</strong>m Marketing. Auch in<br />

<strong>de</strong>r Schulberatung, <strong>de</strong>r Paarberatung, <strong>de</strong>m Personaltraining o<strong>de</strong>r einem sensiblen Thema<br />

wie <strong>de</strong>r Sterbebegleitung komme die Metho<strong>de</strong> mit nachhaltigem Erfolg zum Einsatz.<br />

Seit 2007 gibt es die Reiss Profile Germany GmbH, die als offizieller Lizenznehmer von<br />

Steven Reiss fungiert. Geschäftsführen<strong>de</strong>r Gesellschafter ist <strong>de</strong>r Diplom-Mathematiker<br />

Thomas Staller, <strong>de</strong>r vor seiner Tätigkeit bei <strong>de</strong>r Reiss Profile Germany GmbH als<br />

Geschäftsführer und Vorstand in <strong>de</strong>n Branchen Informationstechnologie, Telekommunikation,<br />

Medien und Unternehmensberatung aktiv war. Er ist zu<strong>de</strong>m Inhaber <strong>de</strong>r Kirschstall<br />

Führungs- und Kommunikationsberatung in Berlin und bil<strong>de</strong>t zusammen mit <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n<br />

an<strong>de</strong>ren Partnern <strong>de</strong>r Reiss Profile Germany GmbH – Peter Boltersdorf und John J. M.<br />

Delnoy – Psychologen, Berater, Coaches und Trainer zum zertifizierten Reiss-Profile-<br />

Master o<strong>de</strong>r Instructor aus.<br />

Derzeit sind über 700 Reiss-Profile-Master in Deutschland aktiv. Auf <strong>de</strong>r Referenzliste<br />

stehen laut Website Unternehmen wie die Rewe Gruppe, KraftFoods, RWE, ENBW, die<br />

Telekom, die Stuttgarter Zeitung und die Versicherungskammer Bayern. Im Sport setzen<br />

<strong>de</strong>r Deutsche Skiverband und <strong>de</strong>r Deutsche Handballbund sowie die Fußballteams von<br />

Alemania Aachen, Borussia Mönchengladbach und Schalke 04 auf die Reiss-Profi le.<br />

selbst <strong>de</strong>n Test. Doch dient das Reiss-<br />

Profil nicht letztlich vor allem dazu, die<br />

Mitarbeiter möglichst geschickt zu manipulieren?<br />

Das Wort „manipulieren“<br />

wür<strong>de</strong> er in diesem Zusammenhang<br />

niemals in <strong>de</strong>n Mund nehmen, beteuert<br />

Staller. Es gehe vielmehr um die „optimale<br />

Leistungsentfaltung“. Wir bei<strong>de</strong><br />

zum Beispiel hätten relativ viele Gemeinsamkeiten.<br />

Daher kämen wir vermutlich<br />

gut miteinan<strong>de</strong>r aus. „Aber wenn<br />

wir inhaltlich unterschiedlicher Meinung<br />

sind, wür<strong>de</strong>n wir heftigst aneinan<strong>de</strong>rgeraten“,<br />

so Staller. „Das könnte richtig spaßig<br />

wer<strong>de</strong>n.“<br />

Bärbel Schwertfeger ist Diplom-Psychologin und<br />

freie Journalistin in München.<br />

personalmagazin 06 / 12


Redakteur (m/w) Entgeltabrechnung/Lohnsteuer<br />

Die <strong>Haufe</strong> Gruppe bietet ihren Kun<strong>de</strong>n integrierte Arbeitsplatz- und Gesamtlösungen zur erfolgreichen Gestaltung<br />

ihrer steuerlichen, wirtschaftlichen und rechtlichen Aufgaben an. Die Lösungen umfassen Fachinformationen,<br />

Applikationen, Weiterbildungs- und Qualifizierungsmöglichkeiten, Services, Dienstleistungen sowie<br />

Online-Communities und Fachportale. Zu <strong>de</strong>n Hauptzielgruppen <strong>de</strong>r <strong>Haufe</strong> Gruppe gehören große und<br />

mittelständische Unternehmen, Kleinbetriebe und Selbstständige, Steuerberater und Anwälte, <strong>de</strong>r Öffentliche<br />

Dienst sowie Immobilienverwalter und Vereine. Bei ihnen nimmt die <strong>Haufe</strong> Gruppe mit <strong>de</strong>n Marken <strong>Haufe</strong> und<br />

Lexware eine führen<strong>de</strong> Marktstellung ein. Bei privaten Nutzern ist die Marke Lexware führend mit Finanz- sowie<br />

Steuersoftware <strong>de</strong>r Produktreihen Taxman und Quicken. Die <strong>Haufe</strong> Gruppe beschäftigt etwa 1.200 Mitarbeiter.<br />

Für unseren Geschäftsbereich Editorial Department suchen wir zum nächstmöglichen Termin am Standort Freiburg<br />

einen Redakteur (m/w) Entgeltabrechnung/Lohnsteuer.<br />

Ihre Aufgaben:<br />

• Redaktionelle Betreuung, Konzeption und Aktualisierung von lohnsteuerlichen Fachinhalten (z. B. Texte o<strong>de</strong>r<br />

Onlineseminare) und Produkte für die Zielgruppen Entgeltabrechner/Personalfachleute und Steuerberater<br />

• Sicherstellung <strong>de</strong>r fachlichen Qualität und <strong>de</strong>r praxisorientierten Aufbereitung unserer Inhalte durch<br />

Beauftragung externer Autoren (vorhan<strong>de</strong>ner Stamm ausgewiesener Fachexperten)<br />

• Beobachtung <strong>de</strong>r Rechtsentwicklungen innerhalb <strong>de</strong>s Fachbereichs Lohnsteuer<br />

• I<strong>de</strong>ntifikation <strong>de</strong>r sich daraus ergeben<strong>de</strong>n praxisrelevanten Fragestellungen für News und Topthemen in<br />

unseren Zielgruppenportalen und Fachinhalten<br />

• Autorenbetreuung und bei Bedarf Neuakquise von Fachautoren<br />

• Ausbau und Verknüpfung <strong>de</strong>r Inhalte innerhalb <strong>de</strong>s <strong>Haufe</strong>-Lexware Wissensnetzes für die Zielgruppe<br />

Entgeltabrechner<br />

Ihr Profil:<br />

• Steuerfachangestellte(r) mit Berufserfahrung schwerpunktmäßig in <strong>de</strong>r Entgeltabrechnung einer Steuerkanzlei<br />

o<strong>de</strong>r Entgeltabrechner/in mit relevanter Berufserfahrung - bevorzugt Betriebswirt/in Personalwirtschaft (B.A.)<br />

• Und/o<strong>de</strong>r Abschluss zum zertifizierten Entgeltabrechner<br />

• Fachredaktionelle Erfahrung wird nicht vorausgesetzt, jedoch Freu<strong>de</strong> und Geschick im Umgang mit Texten,<br />

Neuen Medien und Software. Es erfolgt eine umfassen<strong>de</strong> Einarbeitung in die Redakteurstätigkeit durch das<br />

engagierte Redaktionsteam innerhalb <strong>de</strong>s Fachbereichs.<br />

• Hohe Teamorientierung für intensiven Austausch mit Kollegen sowie sicheres Auftreten im Umgang mit<br />

Partnern und Autoren<br />

• Hohe Einsatzbereitschaft sowie Freu<strong>de</strong> am Erfolg und Erreichen von Zielen<br />

Ihr nächster Schritt:<br />

Wenn Sie Interesse an <strong>de</strong>r Mitarbeit in einem hoch motivierten Team haben, freuen wir uns auf Ihre Bewerbung,<br />

unter Angabe <strong>de</strong>r Kennziffer HL_ad_3212.<br />

Wir empfehlen Ihnen bei Ihrer Bewerbung <strong>de</strong>n Weg über unser Online-Bewerbermodul.<br />

Auf diese Weise kann Ihre Bewerbung schneller bearbeitet wer<strong>de</strong>n.<br />

Bewerberkorrespon<strong>de</strong>nz<br />

<strong>Haufe</strong>-Lexware Services GmbH & Co. KG<br />

Frau Claudia Rudolph<br />

Munzinger Str. 9, 79111 Freiburg<br />

Frau Claudia Rudolph, Human Resources, Telefon 0761 898-3193, steht Ihnen gerne für erste telefonische<br />

Rückfragen zur Verfügung.


Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an katharina.schmitt@personalmagazin.<strong>de</strong><br />

46 BETRIEBLICHE ALTERSVERSORGUNG<br />

Spezialisten gerne genommen<br />

STUDIE. Unternehmen lagern die bAV-Verwaltung zunehmend an externe<br />

Dienstleister aus. Was das bringt, zeigt eine neue Studie.<br />

Von Michael Paulweber und Claudio Thum<br />

Wie sehen Unternehmen die<br />

Verwaltung <strong>de</strong>r bAV heute?<br />

Welche Entwicklungen<br />

sind für die Zukunft zu<br />

erwarten? Dazu hat Towers Watson im<br />

Spätherbst 2011 rund 50 Unternehmen<br />

aller Branchen – vom Mittelständler bis<br />

zum Konzern – befragt. Die befragten Unternehmen<br />

nutzen im Durchschnitt drei<br />

Durchführungswege für die bAV. Dabei<br />

genießt die Altersversorgung eine hohe<br />

(44 Prozent) o<strong>de</strong>r mittlere Wertschätzung<br />

(50 Prozent) im Unternehmen.<br />

Komplexität und Verwaltungsvolumen<br />

Aufgrund <strong>de</strong>utlicher Unterschie<strong>de</strong> in<br />

<strong>de</strong>r jeweiligen Prozess- und Systemlandschaft<br />

unterschei<strong>de</strong>t die Towers-Watson-<br />

Studie zwischen <strong>de</strong>r Administration in<br />

<strong>de</strong>r Anwartschaftsphase bis hin zum Leistungsfall<br />

(Anwartschafts- o<strong>de</strong>r bAV-Verwaltung)<br />

und <strong>de</strong>r Verwaltung laufen<strong>de</strong>r<br />

o<strong>de</strong>r einmaliger Versorgungsbezüge<br />

(Rentenverwaltung).<br />

Die Auslagerung <strong>de</strong>r Administration<br />

an externe Dienstleister ist weit verbreitet.<br />

Zwei Drittel <strong>de</strong>r Befragten geben<br />

an, die Anwartschaftsverwaltung ganz<br />

(33 Prozent) o<strong>de</strong>r teilweise (ebenfalls 33<br />

Prozent) ausgelagert zu haben. Die Rentenverwaltung<br />

wird hingegen bislang<br />

häufiger im Unternehmen selbst erledigt<br />

(65 Prozent) – vielfach als Nebengeschäft<br />

<strong>de</strong>r Gehaltsabrechnung und häufig auf<br />

Basis einer SAP-Lösung. Immerhin ein<br />

Drittel <strong>de</strong>r Befragten haben sie ganz (29<br />

Prozent) o<strong>de</strong>r teilweise (6 Prozent) ausgelagert.<br />

Grün<strong>de</strong> für die Auslagerung<br />

sowohl in <strong>de</strong>r Anwartschafts- als auch<br />

in <strong>de</strong>r Rentenphase sind zuallererst die<br />

steigen<strong>de</strong> Komplexität <strong>de</strong>s Themas, das<br />

zunehmen<strong>de</strong> Verwaltungsvolumen sowie<br />

mangeln<strong>de</strong> personelle Ressourcen<br />

im Unternehmen. Auch das umfassen<strong>de</strong><br />

Expertenwissen, das für die bAV-Administration<br />

vorgehalten und immer wie<strong>de</strong>r<br />

aktualisiert wer<strong>de</strong>n muss, sowie<br />

Aspekte <strong>de</strong>r Risikominimierung sprechen<br />

aus <strong>de</strong>r Sicht vieler Unternehmen<br />

für eine externe Verwaltung.<br />

Administration ist Spezialistensache<br />

Dabei traut man bAV-Spezialisten eher<br />

zu, die Administration sowohl fachlich<br />

kompetent als auch effizient zu bewältigen.<br />

Sie wer<strong>de</strong>n daher erheblich häufiger<br />

als Dienstleister ausgewählt als an<strong>de</strong>re<br />

Anbieter. Von <strong>de</strong>n Unternehmen, die ihre<br />

bAV-Verwaltungstätigkeiten auslagern,<br />

legen 91 Prozent die Anwartschaftsverwaltung<br />

und 59 Prozent die Rentenverwaltung<br />

in die Hän<strong>de</strong> von ausgewiesenen<br />

Experten. Mit großem Abstand folgen<br />

Versicherer o<strong>de</strong>r Makler (19 Prozent)<br />

o<strong>de</strong>r nicht spezialisierte Outsourcing-<br />

Provi<strong>de</strong>r (9 Prozent). Unternehmen, die<br />

ihre Verwaltungsprozesse an externe<br />

Dienstleister ausgelagert haben, sind<br />

damit fast ausnahmslos zufrie<strong>de</strong>n (68<br />

Prozent) o<strong>de</strong>r sogar sehr zufrie<strong>de</strong>n (29<br />

Prozent).<br />

Für die Zukunft erwarten die Unternehmen<br />

noch höhere Anfor<strong>de</strong>rungen an<br />

die Administration infolge steigen<strong>de</strong>r<br />

Komplexität und stärkerer Regulierung.<br />

Daher gehen drei Viertel <strong>de</strong>r Unternehmen<br />

(auch <strong>de</strong>rjenigen, die ihre bAV-Administration<br />

bisher noch nicht ausgelagert<br />

Trend zur Auslagerung<br />

33 33<br />

vollständig<br />

teilweise<br />

nein<br />

33<br />

Angaben in Prozent, Rundungsdifferenzen möglich<br />

Noch wird die bAV-Administration<br />

ebenso oft ausgelagert wie intern<br />

erledigt, doch <strong>de</strong>r Trend geht zur<br />

Abgabe.<br />

Quelle: Towers Watson<br />

haben) davon aus, dass das Outsourcing<br />

<strong>de</strong>r bAV-Verwaltung in <strong>de</strong>n nächsten<br />

zehn Jahren <strong>de</strong>utlich zunehmen wird,<br />

o<strong>de</strong>r dass zumin<strong>de</strong>st einzelne Verwaltungstätigkeiten<br />

(62 Prozent) häufiger<br />

als bisher extern vergeben wer<strong>de</strong>n.<br />

Komplexität steigt weiter<br />

Auch künftig erwarten die meisten Unternehmen,<br />

dass die Umsetzung neuer<br />

gesetzlicher Vorgaben (wie das neue<br />

Versorgungsausgleichsrecht) sowie Effizienzsteigerungen<br />

und Kostenoptimierungen<br />

sie vor neue Herausfor<strong>de</strong>rungen<br />

stellen wer<strong>de</strong>n. Das gilt beson<strong>de</strong>rs für<br />

personalmagazin 06 / 12


ORGANISATION<br />

BETRIEBLICHE ALTERSVERSORGUNG<br />

47<br />

Unternehmen, die zahlreiche, oft historisch<br />

gewachsene Versorgungssysteme<br />

und -regelungen und verschie<strong>de</strong>ne<br />

Entgeltumwandlungsprogramme zu<br />

verwalten haben. Auch die steigen<strong>de</strong><br />

Komplexität <strong>de</strong>r Versorgung und die<br />

Entwicklung und Aktualisierung <strong>de</strong>s<br />

notwendigen Know-hows for<strong>de</strong>rn die Aufmerksamkeit<br />

<strong>de</strong>r bAV-Verantwortlichen.<br />

Der zunehmen<strong>de</strong> Informationsbedarf<br />

<strong>de</strong>r Mitarbeiter wird das Bild <strong>de</strong>r bAV-<br />

Verwaltung und <strong>de</strong>r Rentenabrechnung<br />

prägen und zukünftig das Outsourcing<br />

in diesem Bereich verstärken. Angesichts<br />

<strong>de</strong>s zunehmen<strong>de</strong>n Wettbewerbs<br />

um Arbeitskräfte meinen 85 Prozent<br />

<strong>de</strong>r Unternehmen zu<strong>de</strong>m, noch klarer<br />

und verständlicher kommunizieren zu<br />

müssen, welche Benefits, auch mit Blick<br />

auf die Verwaltung von Pensionsplänen<br />

und die Entwicklung <strong>de</strong>r Versorgungsansprüche,<br />

sie bieten.<br />

Die meisten Unternehmen (89 Prozent)<br />

gehen davon aus, dass Technologie und<br />

Systeme zur Administration stetig weiter<br />

entwickelt wer<strong>de</strong>n, um Verwaltungsprozesse<br />

automatisiert durchzuführen. Der<br />

Verwalter wird damit immer mehr zum<br />

Betreuer und Ansprechpartner – doch<br />

eine Rund-um-die-Uhr-Betreuung halten<br />

nur 40 Prozent <strong>de</strong>r Unternehmen für nötig.<br />

Wichtiger ist ihnen eine persönliche<br />

Betreuung ihrer bAV-Anwärter und Betriebsrentner.<br />

Und auch wenn mo<strong>de</strong>rne<br />

Kommunikationsmittel immer stärker<br />

genutzt wer<strong>de</strong>n, meinen nur 26 Prozent,<br />

dass <strong>de</strong>r Informationsbedarf allein online<br />

ge<strong>de</strong>ckt wer<strong>de</strong>n sollte. Noch keine klare<br />

Meinung gibt es zur Entwicklung internationaler<br />

Administrationssysteme.<br />

Dr. Claudio Thum<br />

Director, Leiter Technology, Clients &<br />

Market, TAS, Towers Watson<br />

Als Fazit zeigt sich: Viele Unternehmen<br />

haben ihre Adminis tration bereits<br />

ausgelagert, noch mehr planen, dies<br />

künftig zu tun. Diese Entwicklung wird<br />

durch die wachsen<strong>de</strong> Komplexität <strong>de</strong>r<br />

bAV und ihrer Verwaltung getrieben. Die<br />

meisten Unternehmen vertrauen auf die<br />

■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />

eingespielten Prozesse bei spezialisierten<br />

Anbietern. Effizienz, Transparenz, Qualität<br />

sowie Sicherheit <strong>de</strong>r Abwicklung stehen dabei<br />

bei <strong>de</strong>n Motiven an erster Stelle.<br />

Der ausführliche Studienreport kann bei<br />

Towers Watson (thomas.hoffmann@towerswatson.com)<br />

angefragt wer<strong>de</strong>n.<br />

WORK HARD.<br />

HAVE FUN.<br />

MAKE HISTORY.<br />

Amazon müssen wir nicht vorstellen. Und das können wir auch nicht. Weil es heute schon<br />

größer, besser und vielfältiger ist, als es gestern war. Erleben auch Sie ein Unternehmen,<br />

das sich Tag für Tag neu erfin<strong>de</strong>t, um das zu bleiben, was es ist: das kun<strong>de</strong>nfreundlichste<br />

Unternehmen <strong>de</strong>r Welt. Unser Amazon? Ihr Amazon! Machen Sie was draus als<br />

Manager (m/w) Personalplanung und -rekrutierung<br />

Bad Hersfeld, Leipzig, Werne, Rheinberg o<strong>de</strong>r Graben bei Augsburg<br />

Ihre Herausfor<strong>de</strong>rungen:<br />

Amazon wächst – und damit auch die Zahl unserer Distributionszentren. Sie haben Lust, unseren Wachstumskurs aktiv<br />

mitzugestalten? Dann richten Sie einen unserer Standorte auf die Herausfor<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r Zukunft und speziell auf die<br />

stets „heiße“ Vorweihnachtszeit aus! Dabei kommt Ihnen eine Schlüsselrolle zu, wenn Sie auf Basis Ihrer verlässlichen<br />

und vorausschauen<strong>de</strong>n Personalbedarfs- und -einsatzplanung im engen Zusammenspiel mit <strong>de</strong>m Standort-Management<br />

und <strong>de</strong>n eingebun<strong>de</strong>nen Abteilungen alles daran setzen, die qualitativen und quantitativen Zielvorgaben zu erfüllen.<br />

Dabei konzentrieren Sie sich ausschließlich auf die Beschaffung und Betreuung gewerblicher Mitarbeiter und Zeitarbeitskräfte.<br />

Klar, dass die erfolgreiche Rekrutierung im vierstelligen Bereich und damit die Planung und Steuerung<br />

umfangreicher Rekrutierungskampagnen eine entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Herausfor<strong>de</strong>rung darstellt. Um Ihre ambitionierten<br />

Soll-Vorgaben zu erfüllen, arbeiten Sie außer<strong>de</strong>m Hand in Hand mit Zeitarbeitsfirmen und Arbeitsagenturen in <strong>de</strong>r<br />

Region. Und auch Umzugshilfen für ortsferne Kandidaten koordinieren Sie zuverlässig. Dass Sie ständig nach Mitteln<br />

und Wegen suchen, die Bedarfsplanung und Personalgewinnungsmaßnahmen zu optimieren, und die Ergebnisse Ihrer<br />

Arbeit regelmäßig reporten und präsentieren, versteht sich fast von selbst. Sie sehen: eine Aufgabe, die mit breiten<br />

Gestaltungsräumen verbun<strong>de</strong>n ist und die aufgrund ihrer Sichtbarkeit enormes Karrierepotenzial besitzt.<br />

Ihr Hintergrund:<br />

– Mit einem abgeschlossenen Wirtschaftsstudium, kombiniert mit mehrjähriger Berufserfahrung in einer<br />

vergleichbaren Funktion o<strong>de</strong>r im Projektmanagement, steht Ihre Kompetenz außer Frage.<br />

– Mit mehrjähriger Praxis in <strong>de</strong>r Planung und Umsetzung umfangreicher Recruitingkampagnen sind Sie im Vorteil.<br />

– Ihr fließen<strong>de</strong>s Englisch kann sich hören und sehen lassen.<br />

– Dank Ihrer flexiblen, anpassungsfähigen Persönlichkeit fin<strong>de</strong>n Sie sich in einem lebhaften, rasant wachsen<strong>de</strong>n und<br />

sich stetig verän<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>n Umfeld schnell zurecht.<br />

– Sie sind für Ihre erstklassigen Analysen und Ihr sicheres Urteilsvermögen bekannt.<br />

– Ihr Organisationstalent ist ebenso ausgeprägt wie Ihr Teamgeist.<br />

– MS Office beherrschen Sie aus <strong>de</strong>m Effeff.<br />

Sie freuen sich jetzt schon auf Ihren persönlichen „Day One“?<br />

Dann bewerben Sie sich gleich online unter:<br />

www.amazon-operations-jobs.<strong>de</strong><br />

Dr. Michael Paulweber<br />

Director, Leiter Technology and Administration<br />

Solutions (TAS), Towers Watson<br />

06 / 12 personalmagazin


Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an katharina.schmitt@personalmagazin.<strong>de</strong><br />

48 CHANGE MANAGEMENT<br />

Klein-Klein bei <strong>de</strong>n Stellschrauben<br />

STUDIE. Die Untersuchung „Change-Fitness 2012“ zeigt auf, wie Unternehmen<br />

Verän<strong>de</strong>rungen handhaben. Von Erfolg ist nur in 56 Prozent <strong>de</strong>r Fälle die Re<strong>de</strong>.<br />

Von Sonja Sackmann und Claudia Schmidt<br />

Verän<strong>de</strong>rungen begünstigen<br />

nur <strong>de</strong>n, <strong>de</strong>r darauf vorbereitet<br />

ist. Diese Erkenntnis <strong>de</strong>s französischen<br />

Naturwissenschaftlers<br />

Louis Pasteur besagt einerseits, dass<br />

Verän<strong>de</strong>rungen durchaus positive Auswirkungen<br />

haben können. Um langfristig<br />

erfolgreich zu bleiben, müssen sich<br />

Unternehmen kontinuierlich weiterentwickeln<br />

und mit <strong>de</strong>m Wan<strong>de</strong>l in ihrem<br />

Umfeld Schritt halten. Die Ergebnisse<br />

unserer Studie „Change-Fitness 2012“<br />

zeigen, dass praktisch alle befragten<br />

Unternehmen Verän<strong>de</strong>rungsprozesse<br />

durchleben. Doch an<strong>de</strong>rerseits ist die<br />

Erfolgsquote bei <strong>de</strong>n bisher durchgeführten<br />

Verän<strong>de</strong>rungen eher beschei<strong>de</strong>n<br />

– sie liegt insgesamt im Schnitt bei gera<strong>de</strong><br />

mal 56 Prozent. Dabei schätzt zu<strong>de</strong>m<br />

das obere Management die Erfolgsquote<br />

statistisch signifikant höher ein als die<br />

übrige Belegschaft. Wo liegen die Stärken<br />

<strong>de</strong>r Unternehmen beim Umgang mit<br />

Verän<strong>de</strong>rungen? Wo vor allem sollten<br />

sie Kompetenzen aufbauen? Und welche<br />

Hür<strong>de</strong>n müssen sie dabei nehmen?<br />

Das Change-Thema wird schon seit<br />

Jahrzehnten wissenschaftlich erforscht.<br />

Unsere Studie zeigt jedoch, dass zwar<br />

einige Führungskräfte und Mitarbeiter<br />

ihren Unternehmen eine gewisse Change-Fitness<br />

zuschreiben, es dabei aber<br />

noch großen Handlungsbedarf gibt.<br />

Viel Wissen bleibt Theorie<br />

73 Prozent <strong>de</strong>r Führungskräfte sind mit<br />

<strong>de</strong>n Problemen bei Verän<strong>de</strong>rungsprozessen<br />

einigermaßen vertraut – wenn<br />

man die drei positiven Antwortkategorien<br />

von „stimme voll zu“ bis „stimme<br />

eher zu“ berücksichtigt. Doch 57 Prozent<br />

mangelt es an Wissen zu passen<strong>de</strong>n Problemlösungsmetho<strong>de</strong>n.<br />

Auch betroffene<br />

Mitarbeiter geben an, unzureichend mit<br />

Metho<strong>de</strong>n und Vorgehensweisen vertraut:<br />

76 Prozent verfügen über wenig<br />

o<strong>de</strong>r kein Wissen dazu. Dennoch setzen<br />

74 Prozent von ihnen verän<strong>de</strong>rungsrelevante<br />

Vorgaben um.<br />

Unsere Studie zeigt klar, dass eine<br />

frühzeitige Einbindung <strong>de</strong>r Mitarbeiter,<br />

die erwiesenermaßen <strong>de</strong>n Umsetzungsprozess<br />

begünstigt, nicht flächen<strong>de</strong>ckend<br />

stattfin<strong>de</strong>t. Einigermaßen positiv bewerten<br />

die Befragten in<strong>de</strong>s die Kommunikation<br />

bei Change-Projekten: 77 Prozent<br />

gaben an, dass bei <strong>de</strong>n bisher durchgeführten<br />

Projekten eher offen über Ziele<br />

gesprochen wur<strong>de</strong>. 76 Prozent sagen, die<br />

damit verbun<strong>de</strong>nen Chancen wur<strong>de</strong>n<br />

recht transparent kommuniziert.<br />

Für viele Unternehmen ein heißes Eisen: Die Stellschrauben im Change Management.<br />

Positives Feedback und gute Ansätze<br />

Bei jeglicher Art von Verän<strong>de</strong>rung ist<br />

es wichtig, die Notwendigkeit dahinter<br />

zu erkennen und das richtige Tempo an-<br />

personalmagazin 06 / 12


ORGANISATION<br />

CHANGE MANAGEMENT<br />

49<br />

Studien<strong>de</strong>sign<br />

HINTERGRUND<br />

Ziel <strong>de</strong>r Studie war es, Informationen zu Verän<strong>de</strong>rungsprozessen in Unternehmen und<br />

damit verbun<strong>de</strong>nen Herausfor<strong>de</strong>rungen zu ermitteln. Zu<strong>de</strong>m sollte die aktuelle Change-<br />

Fit ness <strong>de</strong>r Unternehmen differenziert erfasst wer<strong>de</strong>n, also ihre Verän<strong>de</strong>rungsbereitschaft<br />

und -fähigkeit. Aus <strong>de</strong>n Studienergebnissen können Handlungsempfehlungen für <strong>de</strong>n<br />

wirksamen Umgang mit Verän<strong>de</strong>rungen abgeleitet wer<strong>de</strong>n. Per Online-Fragebogen flossen<br />

Angaben von insgesamt 298 Führungskräften <strong>de</strong>s oberen und mittleren Managements<br />

sowie von Mitarbeitern verschie<strong>de</strong>ner Firmen und Branchen in die Auswertung ein. Zwar<br />

kann man davon ausgehen, dass gera<strong>de</strong> Angehörige jener Unternehmen, die von Verän<strong>de</strong>rungsprozessen<br />

betroffen sind und waren, für das Thema beson<strong>de</strong>rs sensibilisiert sind und<br />

sich daher eher beteiligt haben – für die Interpretation unserer Ergebnisse be<strong>de</strong>utet dies<br />

jedoch keine Einschränkung. Im Gegenteil: Die Ergebnisse basieren auf <strong>de</strong>r praktischen<br />

Erfahrung von Betroffenen und besitzen damit eine entsprechend hohe Validität.<br />

zuschlagen. Auch das Commitment und<br />

die Unterstützung <strong>de</strong>r Führungskräfte<br />

sind erfor<strong>de</strong>rlich, nicht zuletzt durch Bewilligung<br />

<strong>de</strong>r nötigen Finanzmittel. 68<br />

Prozent <strong>de</strong>r Befragten sind <strong>de</strong>r Meinung,<br />

das Commitment <strong>de</strong>r Führungskräfte zu<br />

haben, 73 Prozent teilen die Einschätzung,<br />

dass die Unternehmensleitung die<br />

notwendige Unterstützung bereitstellt.<br />

76 Prozent <strong>de</strong>r Führungskräfte verstehen<br />

die Ziele und Grün<strong>de</strong> einer<br />

Verän<strong>de</strong>rung sowie <strong>de</strong>n Nutzen fürs Unternehmen<br />

einigermaßen. Rund 71 Prozent<br />

kennen ihre Aufgaben und Ziele,<br />

wobei die Verantwortlichkeiten mit 66<br />

Prozent etwas weniger klar sind. 63<br />

Prozent wissen in <strong>de</strong>r Regel, welches<br />

Verhalten nun von ihnen erwartet wird,<br />

Jetzt<br />

Teilnahme<br />

sichern!<br />

6. SOMMERAKADEMIE ARBEITSRECHT<br />

am 30. und 31. August 2012 im Hotel Esplana<strong>de</strong> Resort & Spa<br />

in Bad<br />

Saarow<br />

REFERENTEN Prof. Dr. Gregor Thüsing, LL.M. | Prof. Dr. Robert von Steinau-Steinrück |<br />

Prof. Dr. Jobst-Hubertus Bauer | Prof. Dr. Bernd Schiefer | Roland Wolf<br />

THEMEN<br />

ANMELDUNG<br />

Befristungen | Zeit- und Werkverträge | Arbeitszeit- und Urlaubsrecht | Umstrukturierung | Outsourcing<br />

Weitere Infos und Anmeldung unter www.sommeraka<strong>de</strong>mie-arbeitsrecht.<strong>de</strong><br />

Die Veranstaltung gilt als Fortbildungsveranstaltung i. S. v. § 15 FAO.<br />

Ein Angebot <strong>de</strong>r GDA Gesellschaft für Marketing und Service <strong>de</strong>r Deutschen Arbeitgeber mbH


ORGANISATION<br />

Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an katharina.schmitt@personalmagazin.<strong>de</strong><br />

50 CHANGE MANAGEMENT<br />

Verbesserungspotenziale nutzen<br />

und sind auch bereit, Verän<strong>de</strong>rungen<br />

umzusetzen. 65 Prozent stehen hinter<br />

<strong>de</strong>r geplanten Verän<strong>de</strong>rung, 69 Prozent<br />

kommunizieren laut eigenen Angaben<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

EMPFEHLUNGEN<br />

● Setzen Sie ein gut ausgebil<strong>de</strong>tes und spezialisiertes Change-Team ein.<br />

● Schulen Sie Ihre Mitarbeiter vor allem in verschie<strong>de</strong>nen Problemlösungsmetho<strong>de</strong>n.<br />

● Schulen Sie Führungskräfte und Mitarbeiter im Umgang mit Verän<strong>de</strong>rungen und im<br />

Aufbrechen gewohnter Denkstrukturen.<br />

● Bin<strong>de</strong>n Sie Ihre Mitarbeiter individuell und persönlich in Verän<strong>de</strong>rungsprozesse ein<br />

und bringen Sie ihnen für ihr Engagement Wertschätzung und Anerkennung entgegen<br />

– eventuell sogar mithilfe eines Prämiensystems.<br />

● Optimieren Sie die interne Kommunikation: Ziele und Chancen wer<strong>de</strong>n bislang meist<br />

schon offen und transparent kommuniziert, doch sprechen Sie auch über die Risiken,<br />

falls geplante Verän<strong>de</strong>rungen nicht vollzogen wer<strong>de</strong>n.<br />

● Schaffen Sie angemessene Rahmenbedingungen und stellen Sie ausreichen<strong>de</strong><br />

Ressourcen zur Verfügung – nicht nur finanzielle Mittel, son<strong>de</strong>rn auch qualifizierte<br />

Mitarbeiter und Zeit.<br />

● Optimieren Sie alle Arbeitsabläufe durch eine bessere Abstimmung <strong>de</strong>r Strukturen,<br />

Prozesse und Systeme.<br />

● Leiten Sie regelmäßig Lernergebnisse ab und nutzen Sie diese Erfahrungen für<br />

laufen<strong>de</strong> und zukünftige Change-Prozesse.<br />

Quelle: Sackmann/Schmidt, 2012<br />

<strong>de</strong>n Verän<strong>de</strong>rungsfortschritt einigermaßen<br />

verständlich.<br />

Ein wichtiger Faktor für die erfolgreiche<br />

Umsetzung je<strong>de</strong>r Verän<strong>de</strong>rung<br />

Transparenz bei Verän<strong>de</strong>rungsvorhaben<br />

Stimme voll und<br />

ganz zu<br />

Stimme zu<br />

Stimme eher zu<br />

Gesamt<br />

Angaben in Prozent<br />

sind die Mitarbeiter. Die Studie zeigt,<br />

dass individuelle Mitarbeitergespräche<br />

von 82 Prozent <strong>de</strong>r Befragten als Maßnahme<br />

zur Einbeziehung regelmäßig<br />

genutzt wer<strong>de</strong>n, während Diskussionsrun<strong>de</strong>n<br />

mit <strong>de</strong>m Management weniger<br />

häufig zum Einsatz kommen.<br />

Fazit: Der Durchbruch steht noch aus<br />

Die Change-Fitness-Studie gibt einen<br />

Einblick in <strong>de</strong>n <strong>de</strong>rzeitigen Umgang von<br />

Unternehmen mit Verän<strong>de</strong>rungsprozessen.<br />

Neue Prozesse sind zwar eingeführt<br />

wor<strong>de</strong>n, erzielen aber oft nicht die gewünschten<br />

Effekte. Auch scheint das<br />

sogenannte „Single Loop Learning“ in<br />

vielen Betrieben an <strong>de</strong>r Tagesordnung<br />

zu sein. Das be<strong>de</strong>utet: Es wird lediglich<br />

Gegebenes optimiert und nur an kleinen<br />

Stellschrauben gedreht – Grundlegen<strong>de</strong>s<br />

än<strong>de</strong>rt sich jedoch nicht. Diese minimalistische<br />

Herangehensweise führt dazu,<br />

dass aus Sicht <strong>de</strong>r Mitarbeiter zu selten<br />

etablierte Denkmuster aufgebrochen<br />

wer<strong>de</strong>n (bei 27 Prozent <strong>de</strong>r Befragten)<br />

und neue Einsichten vermittelt wer<strong>de</strong>n<br />

(bei 31 Prozent). Damit scheint selten<br />

„Double Loop Learning“ zu erfolgen, bei<br />

<strong>de</strong>m grundlegen<strong>de</strong> Prämissen infrage<br />

gestellt und echte Problemlösungskompetenzen<br />

aufgebaut wer<strong>de</strong>n.<br />

Unsere Befragung zeigt: Auf <strong>de</strong>m Weg<br />

hin zur lernen<strong>de</strong>n Organisation und damit<br />

auch zu einer hohen Change-Fitness<br />

gibt es bei zahlreichen Unternehmen<br />

noch eine Menge zu tun. Dabei ist gera<strong>de</strong><br />

Anpassungsfähigkeit ein entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>r<br />

Faktor, um sich auch künftig am<br />

Markt zu behaupten.<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

Ziele wur<strong>de</strong>n bisher<br />

offen kommuniziert<br />

Chancen wur<strong>de</strong>n bisher<br />

offen kommuniziert<br />

Risiken wur<strong>de</strong>n bisher<br />

offen kommuniziert<br />

Quelle:<br />

Sackmann/Schmidt 2012<br />

Prof. Sonja Sackmann<br />

Organisationspsychologin<br />

an <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>swehruniversität<br />

München<br />

Claudia Schmidt<br />

Geschäftsführerin<br />

<strong>de</strong>r Mutaree GmbH in<br />

Eltville am Rhein<br />

personalmagazin 06 / 12


SPEZIALSTELLENMÄRKTE<br />

TRENDS, MÄRKTE UND PRAXIS<br />

51<br />

Recruiting-Herausfor<strong>de</strong>rungen 2012<br />

Neues und Nachrichten S. 52, Verschie<strong>de</strong>ne Jobbörsen, dieselben Bewerber S. 53,<br />

Übersicht: Aktuelle Lage <strong>de</strong>r Jobportale S. 54, Interaktive Inserate sind häufiger<br />

im Angebot S. 56, „Augmented Reality“: Eine Stellenanzeige wird lebendig S. 60,<br />

Interview zur Lage in Schwäbisch Hall: „40 Portugiesen vor <strong>de</strong>r Tür“ S. 61<br />

06 / 12 personalmagazin


Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an daniela.furkel@personalmagazin.<strong>de</strong><br />

52 NEWS<br />

Drei Fragen an ...<br />

Gero Hesse<br />

PERSONALMARKETING<br />

Mitglied <strong>de</strong>r Geschäftsleitung <strong>de</strong>r<br />

Medienfabrik hat mit Careerloft ein Karrierenetzwerk<br />

gestartet, das Arbeitgebern<br />

die Chance geben will, talentierte<br />

Absolventen an sich zu bin<strong>de</strong>n.<br />

Frage eins: Wie unterschei<strong>de</strong>t sich Careerloft von an<strong>de</strong>ren<br />

Angeboten?<br />

Antwort: Zum einen bieten wir Raum für einen direkten<br />

persönlichen Austausch. Zum an<strong>de</strong>ren verknüpfen wir die<br />

Online-Welt mit <strong>de</strong>m Offline-Leben. In Berlin Kreuzberg<br />

haben wir mit unserem Team ein Loft bezogen, das die<br />

Schnittstelle zwischen Netzwerk und realer Welt darstellt.<br />

Dort arbeiten und leben zwei Loftbewohner für einen Zeitraum<br />

von zwei bis fünf Monaten. Sie diskutieren mit <strong>de</strong>n<br />

Teilnehmern, organisieren Treffen zwischen Mitglie<strong>de</strong>rn<br />

und Vertretern unserer Partnerunternehmen und berichten<br />

darüber im Careerloft-Blog und sozialen Netzwerken.<br />

Insgesamt geht es uns darum, talentierte Studieren<strong>de</strong> und<br />

Absolventen anzusprechen und mit Arbeitgebern zusammenzuführen.<br />

Dafür bauen wir einen Pool an Talenten auf.<br />

Frage zwei: Wie können Firmen die Plattform nutzen?<br />

Antwort: In <strong>de</strong>r Personalarbeit zeichnet sich ein Paradigmenwechsel<br />

ab: Nicht das Talent bewirbt sich beim<br />

Unternehmen, son<strong>de</strong>rn das Unternehmen beim Talent. Bei<br />

Careerloft fin<strong>de</strong>t die Ansprache <strong>de</strong>r Generation Y durch <strong>de</strong>n<br />

persönlichen Austausch und auf Augenhöhe statt. Zu<strong>de</strong>m<br />

können sich die Unternehmen auf <strong>de</strong>m Portal präsentieren,<br />

unter an<strong>de</strong>rem mit einem Arbeitgeberprofil, <strong>de</strong>r<br />

Ankündigung von Firmenevents und Workshops.<br />

Frage drei: Wieso konzentrieren Sie sich auf bestimmte<br />

Studienfächer?<br />

Antwort: Die Fokussierung auf bestimmte Studiengänge<br />

wird maßgeblich durch die Gründungspartner beeinflusst<br />

und richtet sich bedarfsorientiert an Studieren<strong>de</strong> aus<br />

Fachrichtungen, in <strong>de</strong>nen ein gewisser Mangel besteht.<br />

Das be<strong>de</strong>utet aber nicht, dass sich nicht auch Studieren<strong>de</strong><br />

an<strong>de</strong>rer Bereiche registrieren und in das För<strong>de</strong>rprogramm<br />

aufgenommen wer<strong>de</strong>n können. Wichtig ist das Interesse<br />

an wirtschaftlichen Themen und beson<strong>de</strong>res Engagement.<br />

Mobilere Nutzung<br />

Die mobile Nutzung <strong>de</strong>r Stellenmärkte über Smartphones<br />

o<strong>de</strong>r Tablets nimmt zu. Das belegen signifikante Verän<strong>de</strong>rungen<br />

bei <strong>de</strong>n Hauptzugriffszeiten. Wie etwa<br />

Stepstone berichtet, verzeichnete die Stellenbörse früher <strong>de</strong>n<br />

meisten Traffic wochentags zwischen 10 und 12 Uhr und dann<br />

wie<strong>de</strong>r kurz vor Feierabend – also zu Zeiten, in <strong>de</strong>nen Arbeitnehmer<br />

normalerweise am Computer im Büro sitzen. Inzwischen<br />

ist die Nutzung zwischen 7 und 9 Uhr sowie ab 19 Uhr<br />

<strong>de</strong>utlich angestiegen – also zu Zeiten, in <strong>de</strong>nen Arbeitnehmer<br />

in Bus und Bahn sitzen o<strong>de</strong>r abends auf <strong>de</strong>m Sofa. Morgens<br />

wird vor allem über Smartphones auf die Stellenmärkte zugegriffen,<br />

abends über Tablets.<br />

www.stepstone.<strong>de</strong><br />

Bessere Anzeigen<br />

Heißere Jobs<br />

Bei <strong>de</strong>r grafischen Gestaltung<br />

einer Anzeige<br />

sind die Meinungen<br />

von Bewerbern und Personalern<br />

geteilt: Während viele<br />

Personaler die Gestaltung<br />

für wesentlich halten, ist sie<br />

aus Bewerbersicht weniger<br />

wichtig. Als weit be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong>r<br />

sehen sie Auffindbarkeit,<br />

Authentizität und textliche<br />

Umsetzung an. Damit Stellenanzeigen<br />

bei diesen Kriterien<br />

optimiert wer<strong>de</strong>n, hat Stellenanzeigen.<strong>de</strong><br />

eine Checkliste<br />

für Onlineinserate und einen<br />

Qua litäts-Check eingeführt.<br />

Die Checkliste umfasst Themen<br />

wie einen ein<strong>de</strong>utigen<br />

Positionstitel, eine treffen<strong>de</strong><br />

Stellenbeschreibung, klare<br />

Aufgabenbeschreibung und<br />

eine einfache Kontaktaufnahme.<br />

www.stellenanzeigen.<strong>de</strong><br />

Auf eine auffällige Rekrutierungsmetho<strong>de</strong> setzt die<br />

Tectum Group aus <strong>de</strong>m Ruhrgebiet. Der Dialogmarketinganbieter,<br />

<strong>de</strong>r aktuell 200 Arbeitsplätze zu besetzen<br />

hat, lässt mehr als 20 Pizzerien in Gelsenkirchen, Essen und<br />

Oberhausen Pizzen im Tectum-Karton ausliefern. Mit <strong>de</strong>n<br />

Pizzakartons sollen vor allem junge Menschen angesprochen<br />

wer<strong>de</strong>n: Jobsuchen<strong>de</strong> können sich direkt via Vepackung bei<br />

Tectum bewerben. Begleitet wird die Aktion durch das Onlineportal<br />

„Hot Jobs“ – dort kann sich <strong>de</strong>r Bewerber Jobvorschläge<br />

in <strong>de</strong>r Region zusammenstellen lassen, die auf sein Profil<br />

zugeschnitten sind.<br />

www.tectumgroup.net/hot-jobs<br />

personalmagazin 06 / 12


SPEZIALSTELLENMÄRKTE<br />

ONLINE-JOBBÖRSEN<br />

53<br />

Verschie<strong>de</strong>ne Jobbörsen, dieselben Bewerber<br />

TREND. Stellenangebote erscheinen meist gleichzeitig auf mehreren Portalen.<br />

Doch dort treffen sie nicht unbedingt auf an<strong>de</strong>re Kandidaten.<br />

Von Gerhard Kenk<br />

Primäre Jobbörse<br />

Nutzung an<strong>de</strong>re Jobbörse<br />

Meine Stadt<br />

Monster<br />

Meine Stadt<br />

Stepstone<br />

Monster<br />

Jobware<br />

Monster Jobscout 24<br />

Monster<br />

Jobscout 24<br />

Stepstone<br />

Jobscout 24<br />

Monster<br />

Fazjob.net<br />

Monster<br />

Fazjob.net<br />

Stepstone<br />

Stepstone<br />

Monster<br />

Stepstone<br />

Stellenanzeigen.<strong>de</strong><br />

Stellenanzeigen.<strong>de</strong> Monster<br />

Stellenanzeigen.<strong>de</strong> Stepstone<br />

Kalaydo<br />

Monster<br />

Kalaydo<br />

Stepstone<br />

Xing Jobs<br />

Monster<br />

Xing Jobs<br />

Stepstone<br />

25<br />

19<br />

13<br />

13<br />

Parallele Nutzung Stepstone von Jobportalen<br />

38<br />

30<br />

37<br />

49<br />

32<br />

50<br />

13<br />

37<br />

26<br />

32<br />

22<br />

22<br />

23<br />

Eine Folge <strong>de</strong>r Vernetzung <strong>de</strong>r<br />

Jobportale mit ihren zahlreichen<br />

Affiliate-Programmen und Medienkooperationen<br />

ist, dass eine<br />

Stellenofferte vom Wind <strong>de</strong>s Web in viele<br />

an<strong>de</strong>re Portale verweht wird. So erscheinen<br />

Stellenangebote, die erstmals auf<br />

einer Karriereseite eines Unternehmens<br />

publiziert wur<strong>de</strong>n, schnell bei Suchmaschinen<br />

wie Google, Bing und Yahoo und<br />

spezialisierten Jobsuchmaschinen wie<br />

Kimeta, IC Jobs o<strong>de</strong>r Careerjet. Obwohl<br />

Stellenanzeigen also nahezu überall im<br />

Web erscheinen können, bleibt die Frage,<br />

ob damit auch die gewünschte Zielgruppe<br />

erreicht wird. Hohe Streuverluste<br />

sind vorprogrammiert.<br />

Die aktuelle Jobbörsen-Nutzer-Umfrage<br />

von Crosspro-Research.com (über<br />

16.500 Bewertungen, Stand April 2012)<br />

macht <strong>de</strong>utlich, dass kein Jobportal einen<br />

Alleinstellungsstatus erreicht hat. So geben<br />

93 Prozent <strong>de</strong>r Befragten an, bis zu<br />

sechs Jobbörsen gleichzeitig zu nutzen,<br />

um keine Karrierechance zu verpassen.<br />

Dabei kristallisiert sich heraus, dass es<br />

eine beträchtliche Überlappung bei <strong>de</strong>r<br />

Nutzung <strong>de</strong>r generalistischen Jobbörsen<br />

gibt. So gaben 50 Prozent <strong>de</strong>r Nutzer<br />

von Stepstone an, das Karriereportal von<br />

Ein Viertel <strong>de</strong>r Nutzer von Meinestadt setzen auch Monster<br />

Angaben in Prozent<br />

zur Stellensuche ein, 19 Prozent suchen auf Stepstone. Quelle: CrossPro Ressearch, 2012<br />

Monster zu nutzen. Umgekehrt setzen 38<br />

Prozent <strong>de</strong>r Stepstone-Nutzer auch Monster<br />

ein. 39 Prozent <strong>de</strong>r FAZjob.net-Nutzer<br />

besuchen auch Monster, 30 Prozent <strong>de</strong>r<br />

Nutzer von Jobscout24 verwen<strong>de</strong>n auch<br />

Stepstone bei <strong>de</strong>r Stellensuche.<br />

Dieser relativ hohe Überlappungsgrad<br />

<strong>de</strong>r Nutzer stellt eine Herausfor<strong>de</strong>rung<br />

bei <strong>de</strong>r Schaltung von Stellenanzeigen in<br />

generalistischen Karriereportalen dar.<br />

Er signalisiert, dass bei <strong>de</strong>r <strong>Mehr</strong>fachschaltung<br />

hohe Streuverluste eintreten,<br />

weil sich diese Anzeigen letztlich an die<br />

gleiche Nutzer-Zielgruppe wen<strong>de</strong>n.<br />

Empfehlungen für Recruiter<br />

Für Recruiter lassen sich daraus folgen<strong>de</strong><br />

Handlungsempfehlungen für die<br />

Anzeigenschaltung ableiten:<br />

● Die Auswahl <strong>de</strong>r Jobbörse sollte zuerst<br />

nach <strong>de</strong>r Zielgruppe sowie nach <strong>de</strong>r<br />

Relevanz <strong>de</strong>s Jobportals hinsichtlich <strong>de</strong>r<br />

Anzahl <strong>de</strong>r Stellenanzeigen und <strong>de</strong>r primären<br />

Reichweite erfolgen.<br />

● Der hohe Überlappungsgrad bei <strong>de</strong>r<br />

Nutzung einiger generalistischer Jobportale<br />

legt nahe, <strong>Mehr</strong>fachschaltungen in<br />

allgemeinen Jobbörsen zu vermei<strong>de</strong>n.<br />

Sinnvoller erscheint eine Anzeigenkombination<br />

von einer allgemeinen und einer<br />

spezialisierten Jobbörse.<br />

● Bei <strong>de</strong>r Besetzung von Engpasspositionen<br />

ist eine Schaltung auf nahezu allen<br />

Recruiting-Kanälen empfehlenswert, da<br />

die „Time-to-Hire“ wichtiger ist als die<br />

„Cost-to-Hire“. Mittelfristig nicht besetzte<br />

Arbeitsplätze bringen keine Wertschöpfung<br />

für die Firma.<br />

Gerhard Kenk betreibt das Jobbörsen-Portal<br />

Crosswater Systems.<br />

06 / 12 personalmagazin


Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an daniela.furkel@personalmagazin.<strong>de</strong><br />

54 ONLINE-JOBBÖRSEN<br />

Die aktuelle Lage <strong>de</strong>r Jobportale<br />

ÜBERSICHT. Jobportale beweisen nicht nur durch ihre Reichweite und Anzahl<br />

<strong>de</strong>r Inserate Größe, son<strong>de</strong>rn müssen vor allem auch gute Suchergebnisse liefern.<br />

Von Gerhard Kenk<br />

Anzahl <strong>de</strong>r Stellenanzeigen,<br />

Reichweite und Nutzerzufrie<strong>de</strong>nheit<br />

– diese Faktoren bestimmen<br />

die Be<strong>de</strong>utung eines<br />

Jobportals. Aktuell <strong>de</strong>uten sie darauf<br />

hin, dass in Deutschland Stepsstone das<br />

Karriereportal Monster überholt hat und<br />

nun hinter <strong>de</strong>r steuerfinanzierten Jobbörse<br />

<strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>sagentur für Arbeit auf<br />

<strong>de</strong>m Spitzenplatz <strong>de</strong>r privatwirtschaftlichen<br />

Recruiting-Portale steht.<br />

Allerdings darf man nicht übersehen,<br />

dass die generalistischen Jobportale<br />

einem weitaus wichtigeren strategischen<br />

Wettbewerb ausgesetzt sind: Dem Kampf<br />

um die besten Recruiting-Kanäle. Bei diesem<br />

Gattungswettbewerb geht es darum,<br />

welche <strong>de</strong>r Recruiting-Kanäle (generalistische<br />

Jobbörsen, Spezial-Jobbörsen,<br />

Jobsuchmaschinen o<strong>de</strong>r Social-Media-<br />

Recruiting-Kanäle) die besten Ergebnisse<br />

in einer spezifischen Zielgruppe<br />

erzielen. Diese Kanäle verfolgen unterschiedliche<br />

Geschäftsmo<strong>de</strong>lle. Jedoch<br />

ist allen das Streben nach Reichweite,<br />

Nutzerzahl und Bekanntheitsgrad gemein.<br />

Ob diese Recruiting-Kanäle auch<br />

effektiv die angestrebte Zielgruppe erreichen<br />

und entsprechen<strong>de</strong> Resonanzen<br />

in Bezug auf Bewertungen generieren<br />

können, bleibt abzuwarten.<br />

Marktübersicht<br />

Nr.<br />

Name <strong>de</strong>r Jobbörse Zielgruppe Anzahl Stellenanzeigen<br />

April 2012<br />

Allgemeine Jobbörsen<br />

Alexa Ranking<br />

April 2012<br />

1 Meinestadt.<strong>de</strong> Allgemein 381.032 1.571 1,88<br />

2 Jobmonitor Allgemein 356.436 88.940 n/a<br />

3 Jobinfo 24 Allgemein 334.693 186.453 n/a<br />

4 Arbeitsagentur Allgemein 315.445 2.334 2,12<br />

5 Arbeit-Regional Allgemerin 267.749 943.057 n/a<br />

6 Gigajob Allgemein 249.302 12.218 1,89<br />

7 Jobomat.<strong>de</strong> Allgemein 171.904 108.324 n/a<br />

8 Rekruter.<strong>de</strong> Allgemein 169.859 85.288 n/a<br />

9 Experteer Fach- & Führungskräfte 80.000 21.481 1,96<br />

10 Stepstone Allgemein 63.793 2.560 1,76<br />

11 Monster Deutschland Allgemein 41.582 4.874 1,96<br />

12 Jobsintown Allgemein 29.818 129.210 n/a<br />

13 Jobscout 24 Allgemein 20.269 15.612 2,08<br />

14 Jobstairs.<strong>de</strong> Allgemein 19.590 88.862 1,69<br />

15 Careerbuil<strong>de</strong>r Deutschland Allgemein 17.476 62.769 1.97<br />

16 Stellenmarkt.<strong>de</strong> Allgemein 17.014 108.550 1,74<br />

17 Stellenanzeigen.<strong>de</strong> Allgemein 12.191 23.784 1.91<br />

18 Kalaydo Allgemein 11.427 6.972 1,75<br />

19 Xing Jobs Allgemein 9.889 n/a 1,95<br />

20 Süd<strong>de</strong>utsche Stellenmarkt Allgemein 7.015 n/a 1,95<br />

21 Jobware.<strong>de</strong> Fach- & Führungskräfte 5.410 23.255 1,75<br />

22 Fazjob.net Fach- & Führungskräfte 4.586 73.400 1,8<br />

23 Top-Jobs-Europe Allgemein 2.000 175.225 n/a<br />

Nutzer-Zufrie<strong>de</strong>nheit<br />

Crosspro-Research April 2012<br />

personalmagazin 06 / 12


SPEZIALSTELLENMÄRKTE<br />

ONLINE-JOBBÖRSEN<br />

55<br />

Marktübersicht<br />

Name <strong>de</strong>r Jobbörse Zielgruppe Anzahl Stellenanzeigen<br />

April 2012<br />

Alexa Ranking<br />

April 2012<br />

24 Michael Page Fach+Führungskräfte 1.641 189.892 n/a<br />

25 Jobkurier Allgemein 1.590 892.840 n/a<br />

Jobsuchmaschinen<br />

1 Icjobs Allgemein 2.295.412 49.458 1,62<br />

2 Careerjet.<strong>de</strong> Allgemein 1.703.737 65.876 n/a<br />

3 Kimeta Allgemein 1.601.907 19.160 1.59<br />

4 Jobrapido.<strong>de</strong> Allgemein 1.088.226 n/a 1,75<br />

5 Jobanova Allgemein 506.636 63.963 n/a<br />

6 Jobrobot Allgemein 492.045 77.676 1,65<br />

7 Jobworld Allgemein 400.000 50.500 1,69<br />

8 Opportuno Allgemein 261.163 78.583 n/a<br />

9 Cesar Allgemein 187.092 73.452 1.78<br />

10 In<strong>de</strong>ed.<strong>de</strong> Allgemein 110.830 19.834 n/a<br />

Spezialisten<br />

1 Aubi-Plus Ausbildungsplätze 111.293 180.037 n/a<br />

2 Berufsstart Absolventen, Young Professionals 42.442 106.214 n/a<br />

3 Timeworkers.<strong>de</strong> Zeitarbeit 25.967 322.445 n/a<br />

4 Juwista Recht, Steuern, Kanzleien 24.473 1.554.123 n/a<br />

5 Hotel-Career Hotel, Gastronomie 11.989 66.369 1,54<br />

6 Joinvision IT-Freiberufler 9.282 115.344 n/a<br />

7 Absolventa Absolventen, Young Professionals 6.046 46.410 1,77<br />

8 Praktika.<strong>de</strong> Praktika 4.646 182.472 n/a<br />

9 Dasauge Kreative Berufe, Multimedia 4.217 18.120 n/a<br />

10 Doc Check Medizin, Gesundheitswesen 2.616 33.140 n/a<br />

11 Interamt.<strong>de</strong> Öffentlicher Dienst 2.584 1.513.987 n/a<br />

12 The SAP Jobboard IT SAP 2.323 332.431 n/a<br />

13 IT Jobboard.<strong>de</strong> IT Telekommunikation, Softwareentwicklung 2.259 828.309 n/a<br />

14 Salesjob Vertrieb 2.242 44.155 n/a<br />

15 Horizontjobs Marketing, Promotion, Werbung, Vertrieb 1.777 128.828 n/a<br />

16 Jobvector Naturwissenschaften, Life-Science 1681 301141 1,53<br />

17 Alma Mater Absolventen 1.485 147.051 2.02<br />

18 Gulp IT-Freiberufler 1.328 59.123 1,69<br />

19 Greenjobs Umweltfachkräfte 1.275 265.459 1,76<br />

20 Ingenieurkarriere Ingenieur, Technik 1.156 208.970 1,79<br />

21 Aerztestellen Gesundheitswesen 1.000 57.123 n/a<br />

22 Yourfirm.<strong>de</strong> Mittelstand Fach- & Führungskräfte 965 126167 1,46<br />

23 Medizinischer Stellenmarkt Medizin, Gesundheitswesen 798 4.254.123 n/a<br />

24 Hoteljob-Deutschland.<strong>de</strong> Hotel, Gastronomie 650 223.407 n/a<br />

25 W & V Werben & Verkaufen 301 132342 1,83<br />

26 Ingenieur1 Ingenieure, Technik 300 5.026.123 n/a<br />

27 E-Financial Careers Finanzwirtschaft 213 269.820 n/a<br />

28 T 5 Jobbörse Naturwissenschaften, Technik, Healthcare 175 1106759 1,81<br />

29 DV-Treff IT, Software 154 515.415 n/a<br />

30 Lebensmittelzeitung.net Han<strong>de</strong>l, Konsumgüter 134 76.192 n/a<br />

Nutzer-Zufrie<strong>de</strong>nheit<br />

Crosspro-Research April 2012<br />

Nicht alle Jobbörsen veröffentlichen die Zahlen <strong>de</strong>r bei ihnen geschalteten<br />

Stellenanzeigen. Deshalb wur<strong>de</strong>n in einigen Fällen Angaben externer<br />

Quellen, von Presseabteilungen o<strong>de</strong>r eigene Erhebungen in die<br />

Übersicht mit einbezogen.<br />

Quellle: Gerhard Kenk, Crosswater Systems<br />

06 / 12 personalmagazin


SPEZIALSTELLENMÄRKTE<br />

Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an daniela.furkel@personalmagazin.<strong>de</strong><br />

56 ONLINE-INSERATE<br />

Ist es Zeit für interaktive Inserate?<br />

TREND. Rund 15 Jahre lang wur<strong>de</strong>n Printanzeigen nahezu eins-zu-eins in<br />

Onlinejobbörsen veröffentlicht. Nun scheint sich ein Wan<strong>de</strong>l abzuzeichnen.<br />

Von Daniela Furkel (Red.)<br />

Seit <strong>de</strong>n Anfangsjahren <strong>de</strong>r Jobbörsen<br />

sind die Stellenanzeigen<br />

online <strong>de</strong>m traditionellen Printformat<br />

treu geblieben, mit Foto<br />

und Logo, „wir bieten“ und „wir suchen“.<br />

Bis heute. Seit Kurzem wer<strong>de</strong>n Anzeigenformate<br />

angeboten, die das traditionelle<br />

Schema sprengen und <strong>de</strong>n Nutzern über<br />

interaktive Elemente zusätzliche Informationen<br />

zur Verfügung stellen. Einer<br />

<strong>de</strong>r Vorreiter sind etwa Verkehrsbetriebe,<br />

die stark auf Vi<strong>de</strong>oanzeigen setzen,<br />

in <strong>de</strong>nen sich Vorgesetzte um Mitarbeiter<br />

bewerben. „Das Problem war, die Vi<strong>de</strong>os<br />

an die Orte zu bringen, an <strong>de</strong>nen die<br />

Stellensuchen<strong>de</strong>n sind“, erklärt Matthias<br />

Mä<strong>de</strong>r, Geschäftsführer von Prospective<br />

Media. „Und es ging darum, zusätzliche<br />

Informationen und einen Link zur<br />

Onlinebewerbung zur Verfügung zu stellen.“<br />

Um diese Elemente in ein Inserat<br />

zu integrieren, entwickelte er zusammen<br />

mit <strong>de</strong>m Unternehmen ein neues Format<br />

namens Job-Ad+.<br />

Eine kleine Karrierewebseite<br />

Die Job-Ad+ ist eine Art kleine Karrierewebseite<br />

mit einem Vi<strong>de</strong>o als zentralem<br />

Element. Und die Nutzer können weitere<br />

Informationen abrufen – über <strong>de</strong>n Arbeitgeber<br />

selbst, die Sozialleistungen,<br />

Ansprechpartner. Es gibt sogar einen<br />

Arbeitswegrechner für <strong>de</strong>n öffentlichen<br />

Verkehr von <strong>de</strong>r Haustür bis zum Arbeitsplatz.<br />

„Das Ganze funktioniert wie<br />

eine „Word Cloud“ mit Schlagwörtern wie<br />

© STEPSTONE<br />

Profil, Arbeitsweg, Fragen o<strong>de</strong>r Bewerben.<br />

Auf diese Wörter können Bewerber<br />

klicken und erhalten die zusätzlichen Informationen“,<br />

erklärt Matthias Mä<strong>de</strong>r.<br />

Die Technik ist relativ einfach: Prospective<br />

Media erstellt einmalig ein Template,<br />

<strong>de</strong>r Recruiter kann daraus weitere Inserate<br />

gestalten. Über ein „Multiposting<br />

Tool“ hat er die Möglichkeit, die Textboxen<br />

zu befüllen und ein neues Inserat erstellen<br />

zu lassen. Dieses kann dann bei allen<br />

großen Jobbörsen in <strong>de</strong>r Schweiz und bei<br />

vielen <strong>de</strong>utschen „Job Boards“ veröffentlicht<br />

wer<strong>de</strong>n. Schwieriger dagegen ist das<br />

Festlegen <strong>de</strong>r Inhalte: Was soll die Anzeige<br />

vermitteln? Matthias Mä<strong>de</strong>r weiß,<br />

dass viele Unternehmen in Deutschland<br />

und <strong>de</strong>r Schweiz noch nicht so weit sind,<br />

dass sie ein interaktives Inserat mit<br />

gutem Inhalt füllen können. Dennoch ist<br />

er <strong>de</strong>r Ansicht, dass sich das interaktive<br />

Inserat nach und nach durchsetzen wird.<br />

„Die Zeit ist reif dafür“, meint er.<br />

Ein Beispiel für ein interaktives Inserat: Wer die Reiter anklickt, erhält mehr Informationen.<br />

<strong>Mehr</strong> Infos, gezielte Auswahl<br />

„Ich bin mir ganz sicher, dass animierte<br />

Anzeigen schlichtweg die Zukunft sind“,<br />

sagt Christian Hagedorn, Geschäftsführer<br />

von Westpress. „Gegenüber <strong>de</strong>r<br />

verlängerten Printanzeige haben die<br />

neuen Formate nur Vorteile.“ Anim-Ad<br />

heißt die interaktive Anzeige, die seine<br />

Agentur entwickelt hat. Auch diese nutzt<br />

die Möglichkeiten <strong>de</strong>s Internets, um die<br />

Bewerber <strong>de</strong>taillierter zu informieren.<br />

Gleichzeitig soll das neue Format vermei<strong>de</strong>n,<br />

die Bewerber mit Informationen<br />

zu überla<strong>de</strong>n: Über verschie<strong>de</strong>ne Reiter<br />

können sie Themen, die sie interessieren,<br />

anklicken. Weitere Vorteile <strong>de</strong>r interak-<br />

personalmagazin 06 / 12


ONLINE-INSERATE 57<br />

Maßgeblich<br />

für <strong>de</strong>n Erfolg<br />

tiven Anzeige laut Christian Hagedorn:<br />

„Dadurch, dass sie eine größere Textmenge<br />

erhält und somit mehr Suchbegriffe,<br />

erreichen Unternehmen mehr Reichweite.<br />

Außer<strong>de</strong>m ist es möglich, über Sli<strong>de</strong>-<br />

Shows mehrere Bil<strong>de</strong>r unterzubringen,<br />

um etwa Produkte, Arbeitsbereiche o<strong>de</strong>r<br />

die Kollegen vorzustellen.“<br />

Die Anim-Ad ist neu auf <strong>de</strong>m Markt.<br />

Anfang Mai wur<strong>de</strong> sie vorgestellt und in<br />

<strong>de</strong>n Monaten davor entwickelt und natürlich<br />

ausführlich getestet. Im Ergebnis<br />

läuft sie auf allen Portalen außer auf jenem<br />

von Stepstone, weil dieser Anbieter<br />

ein eigenes Format hat.<br />

Kandidaten effizient ansprechen<br />

Stellenanzeige Plus heißt dieses Format,<br />

das Stepstone seit Anfang April seinen<br />

Kun<strong>de</strong>n anbietet. Eine Nutzerbefragung<br />

hatte ergeben, dass Bewerber in <strong>de</strong>n<br />

Inseraten <strong>de</strong>taillierte Informationen zu<br />

Themen wie Vergütung, Karriere und<br />

Entwicklung sowie <strong>de</strong>m Bewerbungsprozess<br />

vermissen. Diese Informationen<br />

stellt die Stellenanzeige Plus nun über<br />

verschie<strong>de</strong>ne Reiter in einer Menüleiste<br />

<strong>de</strong>n Bewerbern zur Verfügung. „Die<br />

Möglichkeiten <strong>de</strong>s Internets wur<strong>de</strong>n<br />

sozusagen mit <strong>de</strong>n Anfor<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r<br />

Kun<strong>de</strong>n verbun<strong>de</strong>n“, erklärt Sascha<br />

Theisen, Marketingleiter bei Stepstone<br />

Deutschland.<br />

Einige Kun<strong>de</strong>n nutzen bereits die interaktive<br />

Anzeige. Das Prinzip ist ähnlich<br />

wie bei <strong>de</strong>n beschriebenen Formaten. Es<br />

gibt zwölf Reiter, von <strong>de</strong>nen einer – die<br />

„Position“ – ein Pflichtfeld darstellt. Aus<br />

<strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren Themen, von <strong>de</strong>m Punkt<br />

Bewerbungsprozess bis zur Karrieremöglichkeit,<br />

können Firmen weitere vier<br />

auswählen. Das Erstellen <strong>de</strong>r Anzeige<br />

funktioniert wie beim traditionellen<br />

Inserat: Arbeitgeber la<strong>de</strong>n die Daten<br />

über eine „Feed-Lösung“ hoch. O<strong>de</strong>r sie<br />

sen<strong>de</strong>n ihre Informationen via Word-<br />

Dokument ein und Stepstone setzt diese<br />

dann um. „Die einzige Herausfor<strong>de</strong>rung<br />

für <strong>de</strong>n Recruiter ist, dass er etwas mehr<br />

Arbeit in das Erstellen <strong>de</strong>r Texte investieren<br />

muss“, so Sascha Theisen.<br />

06 / 12 personalmagazin<br />

Grote/Kauffeld/Frieling (Hrsg.)<br />

Kompetenzmanagement<br />

Grundlagen und Praxisbeispiele<br />

2., überarb. Auflage 2012. 267 S., 58 s/w Abb., 24 Tab.<br />

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ISBN 978-3-7910-2956-6<br />

Systematisch, anfor<strong>de</strong>rungsorientiert und strategisch ausgerichtet<br />

– was macht ein erfolgreiches Kompetenzmanagement<br />

aus? Welche IT-Tools unterstützen die Umsetzung?<br />

Neben <strong>de</strong>r Theorie veranschaulichen 10 Fallbeispiele aus<br />

verschie<strong>de</strong>nen Branchen die Praxis. In <strong>de</strong>r 2. Auflage u. a.<br />

zu Audi, Daimler, GIZ, Ströer-Media und <strong>de</strong>r Universität<br />

Köln. Mit einem Blick auf künftige Perspektiven und<br />

aktuelle Trends wie z. B. Employer Branding, Lea<strong>de</strong>rship<br />

Branding und Talent Management.<br />

► Mit neuen Beispielen zu Audi, Daimler,<br />

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Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an daniela.furkel@personalmagazin.<strong>de</strong><br />

58 ONLINE-INSERATE<br />

Auch Stepstone veröffentlicht seine<br />

eigenen Jobofferten als Stellenanzeige<br />

Plus. Das Ergebnis: „Über die Stellenanzeige<br />

Plus hatten wir mehr Bewerber,<br />

was wir meiner Meinung nach auf das<br />

neue Format zurückführen können“, sagt<br />

Sascha Theisen Er sieht interaktive Inserate<br />

nicht nur als technische Spielerei<br />

an, son<strong>de</strong>rn rechnet damit, dass sie sich<br />

schnell in <strong>de</strong>r Praxis durchsetzen wer<strong>de</strong>n,<br />

<strong>de</strong>nn <strong>de</strong>r Bedarf <strong>de</strong>r Firmen, mehr über<br />

ihre Arbeitgeberqualitäten zu vermitteln,<br />

sei da. „Außer<strong>de</strong>m haben die meisten Unternehmen<br />

inzwischen verinnerlicht, wie<br />

wichtig Employer Branding ist.“<br />

Die Pioniere<br />

Die ersten Unternehmen, die diesen Bedarf<br />

sahen, waren Kienbaum Communications<br />

und Jobware, die 2011 nach<br />

umfangreichen Labor- und Feldtests die<br />

Job-Ad 2.0 entwickelten. Fünf Grundkonzepte<br />

wur<strong>de</strong>n erstellt, die für je<strong>de</strong> Firma<br />

individuell angepasst wer<strong>de</strong>n. Schon <strong>de</strong>r<br />

Feldtest hatte ergeben, dass das neuartige<br />

Format mehr Kandidaten dazu inspiriert,<br />

das Feld „Bewerben“ anzuklicken.<br />

„Doch mehr Bewerbungen zu generieren<br />

ist nicht das alleinige Ziel <strong>de</strong>r Job-Ad 2.0“,<br />

erklärt Jobware-Vertriebsleiter Dr. Ulrich<br />

Rust. Auch die Verweildauer <strong>de</strong>r Nutzer<br />

auf <strong>de</strong>r Anzeige sei <strong>de</strong>utlich höher als bei<br />

<strong>de</strong>r „Stellenanzeige 1.0“. Folglich erfülle<br />

die neue Anzeige ihr Ziel, mehr Aufmerksamkeit<br />

zu generieren und bessere Informationen<br />

bereitzustellen, meint er.<br />

Die Job-Ad 2.0 ist wie die meisten neuen<br />

Formate nicht für mobile Endgeräte<br />

optimiert, kann dort aber betrachtet wer<strong>de</strong>n.<br />

„Wir sind <strong>de</strong>r Überzeugung, dass<br />

mobile Endgeräte eigene Formate brauchen“,<br />

sagt Dr. Ulrich Rust, <strong>de</strong>r für das I-<br />

Pad eine weitere Entwicklung parat hat,<br />

die Pad-Ad. Diese kann die Möglichkeiten<br />

<strong>de</strong>s Tablets wie Bewegungssensor, Kompass<br />

und Wisch-Gesten nutzen. Denkbar<br />

ist etwa, dass Firmen kleine interaktive<br />

Denk- o<strong>de</strong>r Knobelspiele einbauen, um<br />

die Tüftler unter <strong>de</strong>n Bewerbern anzuziehen.<br />

Auch hier gilt: Die technischen<br />

Möglichkeiten sind da, nun ist die Kreativität<br />

<strong>de</strong>r Firmen gefragt, originelle<br />

Inhalte bereitzustellen. Jobware hat eine<br />

eigene Stellenanzeige entworfen, in <strong>de</strong>r<br />

Bewerber-Silhouetten aus <strong>de</strong>m Firmen-<br />

CI <strong>de</strong>n Anzeigentext über<strong>de</strong>cken, bis sie<br />

mit <strong>de</strong>r Hand zur Seite geschoben wer<strong>de</strong>n.<br />

„Das ist vielleicht noch nicht die<br />

ganz große Kreativität, zeigt aber, was<br />

relativ einfach umsetzbar wäre“, sagt Dr.<br />

Ulrich Rust.<br />

Die Kosten<br />

Natürlich ist eine interaktive Anzeige<br />

teurer als ein traditionelles Onlineinserat.<br />

Matthias Mä<strong>de</strong>r nennt 5.000<br />

Schweizer Franken einmalige Entwicklungskosten<br />

für Kun<strong>de</strong>n, die das „Multiposting<br />

Tool“ bereits nutzen. Christian<br />

Hagedorn geht davon aus, dass die Kosten<br />

zehn bis 20 Prozent über <strong>de</strong>nen <strong>de</strong>r<br />

normalen Inserate liegen. Die Stellenanzeige<br />

Plus bei Stepstone kostet rund<br />

30 Prozent mehr als die individuelle Anzeige.<br />

Und die Job-Ad 2.0 liegt rund 25<br />

Prozent über <strong>de</strong>n Preisen für die traditionelle<br />

Anzeige. Ähnlich wird das auch<br />

bei <strong>de</strong>r Pad-Ad aussehen.<br />

Doch diese Kosten wer<strong>de</strong>n sich durchaus<br />

rechnen und <strong>de</strong>shalb schnell vom<br />

Markt akzeptiert, davon sind die Anbieter<br />

überzeugt. Inwieweit die neuen<br />

Formate die bisherigen Onlineanzeigen<br />

ablösen wer<strong>de</strong>n – dazu gibt es geteilte<br />

Meinungen. Während die einen erwarten,<br />

dass in einigen Jahren kaum noch<br />

„Stellenanzeigen 1.0“ zu sehen sein wer<strong>de</strong>n,<br />

nehmen an<strong>de</strong>re an, dass die traditionellen<br />

Anzeigen weiter in <strong>de</strong>r Masse<br />

Bestand haben wer<strong>de</strong>n und die neuen<br />

Formate vornehmlich bei schwierig zu<br />

besetzen<strong>de</strong> Positionen genutzt wer<strong>de</strong>n.<br />

Und es gibt auch noch ganz an<strong>de</strong>re<br />

Meinungen: „Die meisten Bewerber<br />

wollen gar keine Interaktivität“, sagt<br />

Stefan Kölle, Geschäftsführer von Stellenanzeigen.<strong>de</strong>.<br />

Das hatte das Jobportal<br />

in einer Umfrage herausgefun<strong>de</strong>n. Für<br />

die Optimierung einer Stellenanzeige<br />

sieht Stefan Kölle daher einen an<strong>de</strong>ren<br />

Ansatzpunkt: Eine bessere Positionsbezeichnung<br />

und Verschlagwortung. „Die<br />

Firmen müssen bei <strong>de</strong>r Suchtechnologie<br />

anfangen, damit ihre Anzeige überhaupt<br />

in <strong>de</strong>n Trefferlisten gefun<strong>de</strong>n und angeklickt<br />

wird“, sagt er. Denn an<strong>de</strong>rs als<br />

in <strong>de</strong>r Zeitung wirke die Onlineanzeige<br />

nicht durch ihre Bil<strong>de</strong>r o<strong>de</strong>r Farben,<br />

son<strong>de</strong>rn erscheine zunächst in einer Ergebnisliste<br />

in Konkurrenz mit an<strong>de</strong>ren<br />

Anzeigen. Stefan Kölle: „Wir müssen unsere<br />

Kun<strong>de</strong>n darauf hinweisen, wie sie<br />

ihre Anzeigen optimieren können.“<br />

Ähnlich sieht das Bernd Kraft, Geschäftsführer<br />

von Monster Deutschland:<br />

„In Zeiten <strong>de</strong>s Fachkräftemangels sollten<br />

Arbeitgeber einen vermehrten Fokus auf<br />

Die Meinungen sind geteilt: Manche erwarten eine<br />

starke Verbreitung <strong>de</strong>r interaktiven Inserate, an<strong>de</strong>re<br />

sagen: „Bewerber wollen keine Interaktivität.“<br />

die Gestaltung ihrer Stellenangebote legen.<br />

Eine Möglichkeit ist die multimediale<br />

Aufbereitung <strong>de</strong>r Stellenanzeigen und<br />

die visuelle Erweiterung durch grafische<br />

Elemente o<strong>de</strong>r Vi<strong>de</strong>oeinbettung.“ Aber<br />

nicht immer müsse alles umgesetzt wer<strong>de</strong>n,<br />

nur weil es technisch möglich sei.<br />

Wichtig sei, dass alle Basisinformationen<br />

zur Stelle vorhan<strong>de</strong>n sind und dass die<br />

Anzeige auf die gewünschte Zielgruppe<br />

ausgerichtet ist. Gera<strong>de</strong> wenn es um die<br />

Ansprache von Zielgruppen geht, an <strong>de</strong>nen<br />

es am Markt mangelt, setzt das „Job<br />

Board“ stark auf Beratung. Dazu Bernd<br />

Kraft: „Da ein ganzheitlicher Ansatz in<br />

<strong>de</strong>r Zielgruppenansprache entschei<strong>de</strong>nd<br />

ist, kann die Umsetzung nicht nur die<br />

Gestaltung von Stellenanzeigen, son<strong>de</strong>rn<br />

auch von ‚Landing Pages‘ o<strong>de</strong>r Karriere-<br />

Webseiten umfassen.“<br />

personalmagazin 06 / 12


Personalarbeit smart realisiert<br />

IBM integriert E-POSTBRIEF in Lotus Notes<br />

ANZEIGE<br />

Sich selber immer wie<strong>de</strong>r neu <strong>de</strong>finieren und Innovationen erreichen,<br />

die weit über reine Technologie hinausgehen – das ist eine<br />

Stärke von IBM. Das spiegelt sich auch im HR-Bereich wie<strong>de</strong>r:<br />

InnovativeHR-ArbeitbeiIBMistglobalintegriertundHRist<br />

heute Partner <strong>de</strong>r Fachfunktionen und mit verantwortlich für<br />

<strong>de</strong>n Erfolg <strong>de</strong>s Unternehmens. Der Umgang mit neuen Medien<br />

gehört zum Tagesgeschäft.<br />

In <strong>de</strong>n weltweit einheitlichen HR-Prozessen setzt IBM<br />

mo<strong>de</strong>rne Anwendungen ein, <strong>de</strong>ren Leistungsfähigkeit Freiräume<br />

für HR-Kernaufgaben und Weiterbildung schafft. So nutzt IBM<br />

auchSocialMediafürdasRecruitmentsowieBlogs,Wikisund<br />

Communities für die Mitarbeiterausbildung und in <strong>de</strong>r Kommunikation.<br />

E-POSTBRIEF zuverlässig eingesetzt<br />

WennesumgeschäftlicheMailsoftwaregeht,zähltLotusNotes<br />

von IBM zu <strong>de</strong>n Marktführern. So können Schriftstücke direkt<br />

ausLotusNotesherausalsE-POSTBRIEFversen<strong>de</strong>tun<strong>de</strong>mpfangen<br />

wer<strong>de</strong>n. Auch <strong>de</strong>r Versand elektronischer Einschreiben<br />

ist möglich. Zu<strong>de</strong>m erreicht <strong>de</strong>r E-POSTBRIEF alle Empfänger<br />

– online wie offline. IBM entwickelt ihre Metho<strong>de</strong>n und Formen<br />

<strong>de</strong>r Zusammenarbeit kontinuierlich weiter. Der sensible<br />

Umgang mit Personaldaten und die Zielgruppenorientierung<br />

stehen insbeson<strong>de</strong>re im Personalbereich im Vor<strong>de</strong>rgrund. Der<br />

E-POSTBRIEF ist ein Kommunikationsweg, <strong>de</strong>r sinnvoll sein<br />

kann,wennesumdieÜbermittlungvonInhaltengeht,bei<strong>de</strong>nen<br />

einepersönlicheAnnahmegewährleistetseinmussbeziehungsweise<br />

wenn mit Personen kommuniziert wird, die keine E-Mail<br />

Adresse haben.<br />

Der E-POSTBRIEF eignet sich insbeson<strong>de</strong>re, wenn Einschreiben<br />

erfor<strong>de</strong>rlich sind: IBM erhält eine Bestätigung über seinen<br />

Versand,dieZustellungbeziehungsweise<strong>de</strong>nEmpfangdurch<br />

<strong>de</strong>nAdressaten.EineBestätigung,dieauchvorGerichtBestand<br />

hat. Und hat <strong>de</strong>r Adressat noch keinen Zugang zur elektronischen<br />

Kommunikation, druckt die Deutsche Post <strong>de</strong>n E-POSTBRIEF<br />

aus,kuvertiertihnundstelltihnklassischperPostbotenzu.DabeisindalleNutzerdurchdasPOSTIDENTVerfahrenein<strong>de</strong>utig<br />

i<strong>de</strong>ntifiziert und je<strong>de</strong>r Teilnehmer führt seinen echten Namen<br />

in<strong>de</strong>rE-POSTBRIEFAdresse–Pseudonymesindnichtmöglich.<br />

E-POSTBRIEFinLotusNotesintegriert<br />

Personalarbeitundmehr:IBMunddieDeutschenPost<br />

haben einen Kooperationsvertrag unterzeichnet. Alle Lotus<br />

NotesKun<strong>de</strong>nkönnenseitAnfang2012direktausLotus<br />

Notes E-POSTBRIEFE versen<strong>de</strong>n.<br />

IBM Geschäftskun<strong>de</strong>n profitieren von <strong>de</strong>r Integration<br />

<strong>de</strong>s E-POSTBRIEFS in die Mailsoftware Lotus Notes.<br />

SokönnensiedasMediumnutzen,ohneihregewohnte<br />

IT-Umgebung verlassen zu müssen. Einzige VoraussetzungfürdiesebequemeundsichereLösungistdieAnbindungandieSchnittstelle(Gateway)<strong>de</strong>rDeutschenPost.<br />

Derzeit prüft IBM,<br />

in welche weiteren<br />

Produkte sich<br />

<strong>de</strong>r E-POSTBRIEF<br />

integrieren lässt.<br />

„Der sensible Umgang mit Daten und Kommunikationswege,<br />

die höchsten Ansprüchen genügen, haben bei uns<br />

Priorität. Der E-POSTBRIEF ist <strong>de</strong>shalb ein zusätzlicher<br />

Kommunikationsweg in unserer HR-Arbeit.“<br />

Dieter Scholz, Geschäftsführer Personal<br />

<strong>de</strong>r IBM Deutschland GmbH


Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an daniela.furkel@personalmagazin.<strong>de</strong><br />

60<br />

AUGMENTED REALITY<br />

Eine Stellenanzeige wird lebendig<br />

TREND. Mittels „Augmented Reality“ hat die Otto Group einer klassischen Zeitschriftenannonce<br />

Leben eingehaucht. Computergestützt erweiterte Wirklichkeit<br />

hat das Potenzial, beim Recruiting für erhöhte Aufmerksamkeit zu sorgen.<br />

Von Jan Willand<br />

Je<strong>de</strong>r kennt Science-Fiction-Filme,<br />

bei <strong>de</strong>nen Glasscheiben zu Computerbildschirmen<br />

wer<strong>de</strong>n und Brillen<br />

Daten ins Sichtfeld einblen<strong>de</strong>n. Was<br />

noch vor 20 Jahren reine Zukunfstmusik<br />

war, wird nun nach und nach machbar<br />

– unter <strong>de</strong>r Bezeichnung „Augmented<br />

Reality“. Auf Deutsch heißt das: erweiterte<br />

Wirklichkeit. Gemeint ist damit<br />

die computergestützte Erweiterung <strong>de</strong>r<br />

Realitätswahrnehmung. Hierfür wer<strong>de</strong>n<br />

echte Bil<strong>de</strong>r von digitalen Bil<strong>de</strong>rn<br />

überlagert. Ein bekanntes Beispiel sind<br />

Fußballübertragungen im Fernsehen:<br />

Eingeblen<strong>de</strong>te Linien, die bei einem Freistoß<br />

die Distanz zum Tor markieren, sind<br />

eine Form dieser Technologie.<br />

Vom Vi<strong>de</strong>ospiel zur Google-Brille<br />

Ein weiteres Beispiel ist Kinect, ein Gerät,<br />

das zur Steuerung von Vi<strong>de</strong>ospielkonsolen<br />

benutzt wird. Der Spieler steht<br />

vor <strong>de</strong>m Fernseher, Sensoren erfassen<br />

seine Bewegungen und übertragen diese<br />

auf <strong>de</strong>n Bildschirm. So ist es möglich,<br />

im Wohnzimmer unter scheinbar realen<br />

Bedingungen Ski zu fahren, Tennis zu<br />

spielen o<strong>de</strong>r Verbrecher zu jagen.<br />

Um diesen Effekt zu erreichen, wird<br />

eine Vorlage vor Sensoren o<strong>de</strong>r eine Kamera<br />

gehalten. Erkennt die dahinter stehen<strong>de</strong><br />

Anwendung die Vorlage, kann sie<br />

die damit verbun<strong>de</strong>nen Informationen<br />

weiterverarbeiten und umsetzen. Das<br />

Prinzip funktioniert auch bei Gebrauchsanweisungen<br />

für Elektrogeräte, die mittels<br />

einer speziellen Brille direkt auf das<br />

Karriere machen. Zeichen setzen.<br />

Freu<strong>de</strong><br />

Tischfußball<br />

Projektmanagement Qualität<br />

HARM BEHRENS BEREICHSLEITER E-COMMERCE<br />

COMPETENCE CENTER OTTO GROUP, KONZERNZENTRALE<br />

Berater<br />

IT<br />

Internationales Umfeld<br />

Innovationen<br />

SAP<br />

HARM BEHRENS SUCHT MITARBEITER, DIE FÜR INNOVATIVE<br />

IT-PROJEKTE BRENNEN. UNTER ANDEREM:<br />

Projektleiter IT/E-Commerce (m/w)<br />

Softwareentwickler Java/J2EE (m/w)<br />

Erleben Sie Harm Behrens und sein Team:<br />

Aurasma Lite App installieren<br />

Anzeige filmen<br />

Vi<strong>de</strong>o ansehen<br />

O<strong>de</strong>r treffen Sie uns auf <strong>de</strong>r CeBIT:<br />

06. bis 10. März 2012, Halle 9, Stand B54<br />

Infos, Kollegen, Ausschreibungen – alles auf:<br />

www.ottogroup.com/karriere<br />

Und plötzlich bewegt sich das Anzeigenmotiv.<br />

Gerät projiziert wer<strong>de</strong>n und Handlungsanweisungen<br />

über einen Kopfhörer erteilen.<br />

Die neueste Entwicklung in diesem<br />

Bereich ist wohl die „Augmented Reality“-<br />

Brille von Google, die virtuelle Informationen<br />

in die Umgebung einblen<strong>de</strong>n soll.<br />

Das Testimonial spricht<br />

Auch fürs Personalmarketing ist die<br />

Technik nutzbar. So hat die Otto Group<br />

bei einer Recruitingkampagne für ihren<br />

IT-Bereich eine Stellenanzeige quasi zum<br />

Leben erweckt. Hierfür wird eine Printstellenanzeige<br />

mittels einer Webcam<br />

o<strong>de</strong>r eines Smartphones betrachtet. Der<br />

überraschen<strong>de</strong> Effekt: Das Testimonial<br />

auf <strong>de</strong>r Anzeige, Harm Behrens, bewegt<br />

sich plötzlich und wen<strong>de</strong>t sich direkt<br />

© MILCH & ZUCKER<br />

<strong>de</strong>m Betrachter zu. Harm Behrens stellt<br />

sich vor und spricht ein paar einleiten<strong>de</strong><br />

Worte zu <strong>de</strong>m Vi<strong>de</strong>o, welches sich anschließend<br />

öffnet und zusätzliche Infos<br />

zu <strong>de</strong>n IT-Jobs bei <strong>de</strong>r Otto Group bietet.<br />

Die Anzeige wur<strong>de</strong> entsprechend <strong>de</strong>r<br />

Zielgruppe in <strong>de</strong>n Computerzeitschriften<br />

CT und Ix-Cebit-Special geschaltet.<br />

Der Clou: Die Anzeige funktioniert<br />

sowohl als klassische als auch als „Augmented<br />

Reality“-Anzeige. Der <strong>Mehr</strong>wert<br />

offenbart sich auf <strong>de</strong>n zweiten Blick,<br />

<strong>de</strong>nn durch das Vi<strong>de</strong>o können sehr viel<br />

mehr Informationen verbreitet wer<strong>de</strong>n.<br />

Auf diese Weise verschafft die Printanzeige<br />

Interessierten einen audiovisuellen<br />

Zugang zur Arbeitswelt <strong>de</strong>r Otto Group.<br />

Die Produktion ist natürlich teurer<br />

und zeitintensiver als bei einer gewöhnlichen<br />

Printanzeige. Zunächst gab es ein<br />

Fotoshooting mit mehreren Testimonials,<br />

dann entwickelte Milch & Zucker Anzeigenlayouts<br />

und produzierte gemeinsam<br />

mit <strong>de</strong>r Firma Vidilo das Vi<strong>de</strong>o. Schließlich<br />

wur<strong>de</strong> die webbasierte Software<br />

von Aurasma als Schnittstelle zwischen<br />

Anzeige und Film eingesetzt und ein<br />

entsprechen<strong>de</strong>s Icon auf <strong>de</strong>m Anzeigenmotiv<br />

platziert. Der Zusatzaufwand<br />

wur<strong>de</strong> bewusst in Kauf genommen: Im<br />

Sinne <strong>de</strong>r Ausrichtung als E-Commerce-<br />

Unternehmen hat sich die Otto Group für<br />

„Augmented Reality“ entschie<strong>de</strong>n und<br />

damit als eines <strong>de</strong>r ersten Unternehmen<br />

dieses Thema auch im Bereich Personalmarketing<br />

umgesetzt.<br />

Jan Willand ist Senior-Projektmanager bei Milch<br />

& Zucker in Osnabrück.<br />

personalmagazin 06 / 12


SPEZIALSTELLENMÄRKTE<br />

MEDIENKAMPAGNE<br />

61<br />

„40 Portugiesen vor <strong>de</strong>r Tür“<br />

INTERVIEW. Auf eine PR-Aktion hin wur<strong>de</strong> Schwäbisch Hall mit Bewerbungen<br />

aus Portugal überflutet. Arbeitsagentur-Chef Guido Rebstock erläutert die Folgen.<br />

personalmagazin: Wie haben Sie <strong>de</strong>n Bewerberansturm<br />

aus Portugal bewältigt?<br />

Guido Rebstock: Wir haben Son<strong>de</strong>rteams<br />

eingerichtet und Son<strong>de</strong>rschichten absolviert,<br />

um möglichst schnell feststellen<br />

zu können, welche Bewerbungen sich<br />

in dieser Flut befin<strong>de</strong>n. Wir sortierten<br />

sie zunächst nach zwei Hauptkriterien:<br />

arbeitslos und nicht arbeitslos. Nun<br />

konzentrieren wir uns auf die arbeitslosen<br />

Bewerber. Von diesen sind rund<br />

20 bis 30 Prozent für uns interessant.<br />

Das heißt, wir können sie an Betriebe<br />

in <strong>de</strong>r Region weiterleiten. Wir können<br />

sie auch an auswärtige Firmen weiterleiten,<br />

weil wir da auch schon gut 70<br />

Anfragen haben.<br />

personalmagazin: Gab es bereits Einstellungen?<br />

Rebstock: Zusätzlich zu <strong>de</strong>n mehr als<br />

10.000 Bewerbungen per E-Mail gab es<br />

rund 40 persönliche Bewerbungen. Die<br />

Leute stan<strong>de</strong>n hier einfach vor <strong>de</strong>r Tür.<br />

Das sind vornehmlich Personen aus<br />

<strong>de</strong>m gewerblich-technischen Bereich<br />

o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>m Hotel- und Gaststättengewerbe.<br />

Von diesen konnten wir schon<br />

etwa 15 vermitteln. Das sind allein die<br />

Einstellungen, über die wir informiert<br />

sind. Wir haben nicht über alle Vorgänge<br />

am Arbeitsmarkt Kenntnis, da einige<br />

Firmen direkt angeschrieben wur<strong>de</strong>n.<br />

personalmagazin: Wie können die Sprachprobleme<br />

gelöst wer<strong>de</strong>n?<br />

Rebstock: Einige Anfragen kamen von<br />

Unternehmen, die Geschäftsbeziehungen<br />

zu Portugal o<strong>de</strong>r Südamerika<br />

haben. Aber das ist eher die Ausnahme.<br />

90 Prozent <strong>de</strong>r Bewerbungen waren in<br />

Englisch. Mit dieser Sprache kommt<br />

man in unserer Region auch weiter,<br />

da es viele international tätige Firmen<br />

gibt. Aber die meisten Arbeitgeber<br />

wollen, dass ihre Mitarbeiter <strong>de</strong>utsch<br />

sprechen. In Schwäbisch Hall haben<br />

wir zu<strong>de</strong>m <strong>de</strong>n Vorteil, dass Deutschkurse<br />

über die Volkshochschule und<br />

das Goethe-Institut möglich sind. So hat<br />

eine Arbeitgeberin die zwei Mitarbeiter,<br />

die sie bereits eingestellt hat, gleich für<br />

einen Deutschkurs angemel<strong>de</strong>t.<br />

personalmagazin: Werten Sie die PR-Aktion<br />

als Erfolg? Sie müssen ja auch vielen<br />

Bewerbern absagen.<br />

Rebstock: Wir sehen sie schon als Erfolg<br />

an, weil wir Bewerbungen für Stellen<br />

bekommen haben, die wir ursprünglich<br />

nicht besetzen konnten. Wenn sich<br />

so viele Menschen bewerben, wer<strong>de</strong>n<br />

automatisch viele enttäuscht. Aber das<br />

ist bei einem Zeitungsinserat, auf das<br />

sich 50 Personen bewerben, ähnlich:<br />

49 erhalten eine Absage. Außer<strong>de</strong>m bin<br />

ich mir nicht sicher, ob je<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r 10.000<br />

Bewerber ernsthaft in Schwäbisch Hall<br />

arbeiten will. Die Tatsache, dass <strong>de</strong>r Artikel,<br />

<strong>de</strong>r zu <strong>de</strong>n Bewerbungen führte,<br />

vor allem über Facebook verbreitet wur<strong>de</strong>,<br />

hat wohl zu einem Hype geführt,<br />

ohne dass die Personen sich konkret<br />

überlegt haben, ob sie wirklich nach<br />

Deutschland umsie<strong>de</strong>ln wollen.<br />

personalmagazin: Wür<strong>de</strong>n Sie also zu weiteren<br />

ähnlichen Aktionen raten?<br />

Rebstock: Eine Nachahmung wür<strong>de</strong><br />

ich nicht unbedingt empfehlen. Der<br />

Guido Rebstock<br />

leitet die Agentur für Arbeit in Schwäbisch<br />

Hall. Mit seinen insgesamt 270<br />

Mitarbeitern bearbeitet er <strong>de</strong>rzeit rund<br />

10.000 Bewerbungen aus Portugal.<br />

reguläre Weg <strong>de</strong>r Auslandsrekrutierung<br />

geht über die ZAV in Bonn. Seit<br />

etwa an<strong>de</strong>rthalb Jahren vermittelt sie<br />

verstärkt Arbeitskräfte aus Sü<strong>de</strong>uropa<br />

nach Deutschland. Im Eures-Netzwerk<br />

<strong>de</strong>s jeweiligen Lan<strong>de</strong>s wer<strong>de</strong>n auf<br />

Anfrage von Unternehmen gezielt Personen<br />

ausgesucht. Ein Beispiel: En<strong>de</strong><br />

2011 hatte die Wirtschaftsregion Stuttgart<br />

zusammen mit <strong>de</strong>r ZAV Ingenieure<br />

in Spanien gesucht. Dort wur<strong>de</strong>n mehr<br />

als 300 Profile gesichtet, dann wur<strong>de</strong>n<br />

95 Ingenieure nach Stuttgart geflogen,<br />

die sich auf einer Messe bei gut 40 Firmen<br />

vorstellten. Inzwischen sind rund<br />

30 Arbeitsverträge unterschrieben.<br />

Das Interview führte Daniela Furkel.<br />

01 personalmagazin / 09 personalmagazin 06 / 12


Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an thomas.muschiol@personalmagazin.<strong>de</strong><br />

62 AKTUELLES<br />

Daten von Mitbewerbern bleiben<br />

zunächst unter Verschluss<br />

Kann ein abgelehnter Bewerber verlangen, dass ihm mitgeteilt wird, welcher<br />

Kandidat an seiner Stelle eingestellt wur<strong>de</strong> und welche Kriterien<br />

dafür entschei<strong>de</strong>nd waren? Mit dieser Frage musste sich <strong>de</strong>r Euro päische<br />

Gerichtshof befassen und hat zunächst ein für Arbeitgeber erfreuliches<br />

Ergebnis geliefert. Dieses lautet: Das europäische Recht gewährt abgelehnten<br />

Bewerbern, die die Voraussetzungen <strong>de</strong>r Stellenausschreibung erfüllen, keinen<br />

Auskunftsanspruch gegen <strong>de</strong>n Arbeitgeber darüber, wen er statt<strong>de</strong>ssen<br />

aufgrund welcher Kriterien eingestellt hat. Dieses Recht auf Schweigen <strong>de</strong>s<br />

Arbeitgebers kann jedoch unter Umstän<strong>de</strong>n gleichwohl negative Folgen für<br />

<strong>de</strong>n Arbeitgeber haben. Die Kehrseite <strong>de</strong>s Urteils, darauf macht Rechtsanwalt<br />

Oliver Zöll von <strong>de</strong>r Kanzlei Bird & Bird LLP, Frankfurt aufmerksam, sei, dass<br />

<strong>de</strong>r EuGH gleichzeitig <strong>de</strong>utlich macht, dass <strong>de</strong>r AGG-Indizienbeweis mit fast<br />

allen Mitteln geführt und so eine zunächst berechtigte Auskunftsverweigerung<br />

gleichzeitig vom Bewerber als ein Indiz für ein diskriminieren<strong>de</strong>s<br />

Bewerbungsverfahren ins Feld geführt wer<strong>de</strong>n könne.<br />

Der Blick auf die Grün<strong>de</strong> für die eigene Ablehnung ist nur bei AGG-Klagen durchsetzbar.<br />

Kassenschnelldienst für Entleiher<br />

Unternehmen, die Leiharbeitnehmer<br />

beschäftigen, können<br />

unter Umstän<strong>de</strong>n für nicht<br />

abgeführte Sozialversicherungsbeiträge<br />

<strong>de</strong>s Entleihers aufgrund ihrer<br />

Subsidiärhaftung in Anspruch genommen<br />

wer<strong>de</strong>n. Sie benötigen daher<br />

verlässliche Auskünfte, ob ihre<br />

Zeitarbeitsunternehmen möglicherweise<br />

Beitragsrückstän<strong>de</strong> bei Krankenkassen<br />

haben.<br />

Diese Anfor<strong>de</strong>rung von Unbe<strong>de</strong>nklichkeitsbescheinigungen<br />

soll in Zukunft<br />

unbürokratisch und schnell<br />

vor sich gehen. Die Krankenkassen<br />

haben jetzt die Möglichkeit, die Auskunftspflicht<br />

an das Institut für Zahlungssicherheit<br />

(IZS) auszulagern.<br />

Die Überprüfung erfolgt monatlich,<br />

und die Prüfergebnisse wer<strong>de</strong>n kosten<br />

los zur Verfügung gestellt. Durch<br />

diese Vorgehensweise lässt sich das<br />

Subsidiaritätsrisiko eines Entleihers<br />

erheblich reduzieren, da ihm jetzt<br />

auch laufend aktualisierte Informationen<br />

über das Zahlverhalten seiner<br />

Zeitarbeitsunternehmen vorliegen.<br />

www.izs-institut.<strong>de</strong><br />

NACHRICHTEN<br />

Pauschalbeiträge verrechnen<br />

Wird bei einer Betriebsprüfung<br />

rückwirkend die Versicherungspflicht<br />

eines Arbeitnehmers festgestellt, <strong>de</strong>r<br />

fälschlich als versicherungsfreier Minijobber<br />

eingestuft wor<strong>de</strong>n war, können<br />

die gezahlten Pauschalbeiträge mit<br />

nacherhobenen Beiträgen verrechnet<br />

wer<strong>de</strong>n. www.haufe.<strong>de</strong>/Personal<br />

Kassen machen ernst<br />

Die bun<strong>de</strong>sweit tätigen Krankenkassen<br />

haben 2011 nicht gezahlte Beiträge in<br />

rund 1,6 Millionen Fällen zur Vollstreckung<br />

an die zuständigen Hauptzollämter<br />

übermittelt. In erster Linie<br />

sind davon jedoch nicht die Betriebe,<br />

son<strong>de</strong>rn selbstzahlen<strong>de</strong> Selbstständige<br />

betroffen, die Beiträge nach ihren<br />

tatsächlichen Einkünften zahlen.<br />

www.haufe.<strong>de</strong>/sozialversicherung<br />

Abgabenquote ist ansteigend<br />

Nach einem Bericht <strong>de</strong>r Organisation für<br />

wirtschaftliche Entwicklung und Zusammenarbeit<br />

(OECD), ist die Abgabenlast<br />

in Europa aktuell wie<strong>de</strong>r gestiegen.<br />

Dies sei in <strong>de</strong>n meisten Län<strong>de</strong>rn auf<br />

höhere Einkommensteuern zurückzuführen,<br />

während in Deutschland dafür<br />

fast ausschließlich die Sozialabgaben<br />

verantwortlich sein sollen.<br />

www.faz.net<br />

Gute Chancen durch Praktika<br />

Staatlich geför<strong>de</strong>rte betriebliche Praktika<br />

bieten Hartz-IV-Empfängern von<br />

allen vergleichbaren För<strong>de</strong>rmaßnahmen<br />

noch die besten Jobchancen. Dies geht<br />

aus einer Studie <strong>de</strong>s Instituts für Arbeitsmarkt-<br />

und Berufsforschung (IAB)<br />

hervor. Die Autoren <strong>de</strong>r Studie führen<br />

die guten Jobchancen vor allem auf <strong>de</strong>n<br />

durch die Praktika erreichten direkten<br />

Kontakt zum Arbeitgeber zurück.<br />

www.iab.<strong>de</strong><br />

personalmagazin 06 / 12


RECHTNEWS<br />

AKTUELLES<br />

63<br />

Reding: Datenschutz als<br />

<strong>de</strong>utscher Exportschlager<br />

Datenschutz könnte ein <strong>de</strong>utscher Exportschlager<br />

wer<strong>de</strong>n.“ Das sagt die für Justiz zuständige EU-<br />

Kommissarin Viviane Reding im Interview mit<br />

<strong>de</strong>m Personalmagazin zur geplanten EU-Datenschutzverordnung.<br />

Beim Thema Beschäftigtendatenschutz<br />

meint die Vizepräsi<strong>de</strong>ntin <strong>de</strong>r Europäischen Kommission,<br />

dass <strong>de</strong>r Entwurf Raum für nationale Gesetze lasse.<br />

Und sie gibt <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>sregierung gleich mit auf <strong>de</strong>n Weg,<br />

wie ein neues Gesetz zu gestalten ist: „Die Mitgliedsstaaten<br />

sind dabei an die Prinzipien und die an<strong>de</strong>ren<br />

Vorschriften <strong>de</strong>r Verordnung gebun<strong>de</strong>n und müssen <strong>de</strong>n<br />

EU-weiten Schutzstandard<br />

einhalten.“<br />

Das ausführliche Interview<br />

mit Viviane<br />

Reding fin<strong>de</strong>n Sie in<br />

unserem Kompendium<br />

„Kanzleien<br />

im Arbeitsrecht“,<br />

das einer Teilauflage<br />

dieser Ausgabe<br />

beiliegt. Neben<br />

Trends auf <strong>de</strong>m<br />

Anwaltsmarkt gibt<br />

es einen Überblick<br />

über wichtige im<br />

Arbeitsrecht tätige<br />

(Wirtschafts-) Kanzleien.<br />

Viviane Reding will Schutzstandards.<br />

© RALF BAUER<br />

EU-Recht in <strong>de</strong>r Schweiz<br />

Seit <strong>de</strong>m 1. April ist in <strong>de</strong>r Sozialversicherung<br />

die EU-Verordnung 883/04 auch im Verhältnis<br />

zur Schweiz anzuwen<strong>de</strong>n. Zusätzlich wur<strong>de</strong> bei<br />

Entsendungen von Arbeitnehmern in die Schweiz <strong>de</strong>r<br />

maximale Entsen<strong>de</strong>zeitraum von zwölf auf 24 Monate<br />

erhöht. Eine Verlängerung ist grundsätzlich nicht<br />

vorgesehen. Die Schweiz benötigt bei Entsendungen<br />

<strong>de</strong>n Vordruck A1 anstelle <strong>de</strong>s bisherigen E101. Für bestehen<strong>de</strong><br />

Sachverhalte gibt es Übergangsregeln. Bei<br />

Staatsangehörigen von Län<strong>de</strong>rn außerhalb <strong>de</strong>r EU sind<br />

zu<strong>de</strong>m abweichen<strong>de</strong> Regeln zu beachten.<br />

www.haufe.<strong>de</strong>/personal<br />

Auch <strong>de</strong>r BGH ent<strong>de</strong>ckt das AGG<br />

Nicht nur bei <strong>de</strong>n Arbeitsgerichten<br />

ist<br />

das AGG zum Thema<br />

gewor<strong>de</strong>n. So hatte bereits<br />

das OLG Karlsruhe die<br />

nicht geschlechtsneutrale<br />

Ausschreibung einer Geschäftsführerstelle<br />

als Diskriminierungsindiz<br />

nach <strong>de</strong>m<br />

AGG gewertet (vergleiche PM<br />

11/2011, Seite 68).<br />

Jetzt hat <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>sgerichtshof<br />

(BGH) entschie<strong>de</strong>n,<br />

dass auch <strong>de</strong>r Geschäftsführer<br />

einer GmbH auf <strong>de</strong>r<br />

Grundlage <strong>de</strong>s allgemeinen<br />

Gleichbehandlungsgesetzes<br />

(AGG) gegen eine Diskriminierung<br />

vorgehen kann. Entschei<strong>de</strong>nd,<br />

so <strong>de</strong>r BGH, sei<br />

dabei § 6 Abs. 3 AGG, wonach<br />

das AGG auch auf Geschäftsführer<br />

einer GmbH erweitert<br />

wer<strong>de</strong>n könne, soweit es um<br />

<strong>de</strong>ren Zugang zum Geschäftsführeramt<br />

und <strong>de</strong>n beruflichen<br />

Aufstieg geht.<br />

Der für <strong>de</strong>n Abschluss<br />

eines Geschäftsführerdienstvertrags<br />

zuständige Aufsichtsrat<br />

einer Gesellschaft<br />

hatte beschlossen, das Anstellungsverhältnis<br />

mit <strong>de</strong>m<br />

62 Jahre alten Kläger nicht<br />

fortzusetzen. Die Stelle wur<strong>de</strong><br />

statt<strong>de</strong>ssen mit einem 41 Jahre<br />

alten Mitbewerber besetzt.<br />

Das Unternehmen hatte im<br />

Prozess die Beweislast und<br />

konnte nicht darlegen, dass<br />

<strong>de</strong>r Vertrag mit <strong>de</strong>m bisherigen<br />

Geschäftsführer nicht<br />

aufgrund <strong>de</strong>ssen Alters nicht<br />

verlängert wor<strong>de</strong>n war.<br />

LOHNSTEUER<br />

Regelung für Übernahme<br />

von Studiengebühren<br />

Mit einem neuen Erlass nimmt die Verwaltung umfassend Stellung<br />

zur lohnsteuerlichen Behandlung <strong>de</strong>r Übernahme von Studiengebühren<br />

für ein berufsbegleiten<strong>de</strong>s Studium durch <strong>de</strong>n Arbeitgeber.<br />

Grundvoraussetzung ist, dass es sich bei <strong>de</strong>m Studium nicht um<br />

eine erstmalige Ausbildung, son<strong>de</strong>rn um eine Fort-/Weiterbildung<br />

han<strong>de</strong>lt. Die Steuer- und damit auch die Beitragsfreiheit in <strong>de</strong>r<br />

Sozialversicherung setzt darüber hinaus voraus, dass die Zusatzausbildung<br />

überwiegend <strong>de</strong>m eigenbetrieblichen Interesse <strong>de</strong>s<br />

Arbeitgebers dient. Dies ist dann zu bejahen, wenn die Bildungsmaßnahme<br />

die Einsatzfähigkeit <strong>de</strong>s Arbeitnehmers im Betrieb <strong>de</strong>s<br />

Arbeitgebers erhöhen soll.<br />

BMF, Schreiben vom 13.4.2012, IV C 5-S 2332/07/0001,<br />

2012/0322945<br />

06 / 12 personalmagazin


RECHT<br />

Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an thomas.muschiol@personalmagazin.<strong>de</strong><br />

64 URTEILSDIENST<br />

Wenn es einen Preis gäbe ...<br />

... für beson<strong>de</strong>rs pointierte Urteilsbegründungen,<br />

so wür<strong>de</strong> das LAG Düsseldorf<br />

regelmäßig zu <strong>de</strong>n Titel anwärtern gehören.<br />

So beispielsweise für seine <strong>de</strong>nkwürdigen<br />

Ausführungen zum Urlaub bei<br />

einem ruhen<strong>de</strong>m Arbeitsverhältnis. Die<br />

rheinischen Richter kreierten hier <strong>de</strong>n<br />

Satz: „Das ruhen<strong>de</strong> Arbeitsverhältnis<br />

ist nämlich zumin<strong>de</strong>st einem ‚Teilzeitverhältnis<br />

Null‘ gleichzusetzen, sodass<br />

die Urlaubsvergütung entsprechend pro<br />

rata temporis auf null zu kürzen ist.“<br />

Man darf sich darauf freuen, ob an<strong>de</strong>re<br />

Gerichte dieser fantasievollen „Null-<br />

Theorie“ folgen wer<strong>de</strong>n.<br />

Kündigung wegen Stalking<br />

Entgelt eines freigestellten Betriebsrats<br />

ZUSAMMENFASSUNG Wer <strong>de</strong>n Wunsch einer Arbeitskollegin, eine<br />

nicht dienstliche Kontaktaufnahme mit ihr zu unterlassen, nicht<br />

respektiert, verstößt gegen seine vertragliche Nebenpflicht, was<br />

eine außeror<strong>de</strong>ntliche Kündigung rechtfertigen kann.<br />

RELEVANZ Das Urteil zeigt, dass die Verpflichtung <strong>de</strong>s Arbeitgebers,<br />

gegen Belästigungen einzuschreiten und gegebenenfalls sogar <strong>de</strong>m<br />

Diskriminieren<strong>de</strong>n zu kündigen, auch für außerdienstliches Verhalten<br />

gelten kann. An<strong>de</strong>rerseits hat das BAG <strong>de</strong>n Grundsatz bestätigt,<br />

dass auch hier die Regel gilt, dass zunächst eine Abmahnung zu<br />

erfolgen hat. Ob es angesichts <strong>de</strong>r Umstän<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Einzelfalls ausnahmsweise<br />

zu einer außeror<strong>de</strong>ntlichen Kündigung kommen konnte,<br />

war eine tatsächliche Frage, die durch das Revisionsgericht nicht<br />

geprüft wer<strong>de</strong>n kann. Das Bun<strong>de</strong>sarbeitsgericht hat die Angelegenheit<br />

daher an das Lan<strong>de</strong>sarbeitsgericht zur weiteren Sachaufklärung<br />

zurückverwiesen.<br />

Quelle BAG, Urteil vom 19.4.2012, 2 AZR 258/11<br />

Zum Thema ... Personalmagazin 10/2006, Seite 88<br />

Vertragsstrafe und AGB-Kontrolle<br />

ZUSAMMENFASSUNG Eine Vertragsstrafe von zwei Monatsgehältern<br />

bei einer Kündigungsfrist von 30 Tagen zum Monatsen<strong>de</strong> ist wirksam,<br />

wenn das Sanktionsinteresse <strong>de</strong>s Arbeitgebers bei vorzeitiger<br />

Beendigung <strong>de</strong>s Vertrags überdurchschnittlich hoch ist.<br />

RELEVANZ Das LAG stellt zunächst klar, dass nach <strong>de</strong>n Grundsätzen<br />

<strong>de</strong>r BAG-Rechtsprechung eine Vertragsstrafe dann nicht berechtigt<br />

ist, wenn sie „zur bloßen Schöpfung neuer, vom Sachinteresse <strong>de</strong>s<br />

Verwen<strong>de</strong>rs losgelöster Geldfor<strong>de</strong>rungen eingesetzt wird“. Der Arbeitgeber<br />

muss daher stets ein beson<strong>de</strong>res Interesse darlegen, warum<br />

er sich im konkreten Fall beson<strong>de</strong>rs gegen die Nichteinhaltung<br />

einer vereinbarten Kündigungsfrist schützen wollte. Dies sah das<br />

Gericht im konkreten Fall als erfüllt an, da es um einen Vertriebsleiter<br />

ging, von <strong>de</strong>ssen Erbringung <strong>de</strong>r Arbeitsleistung <strong>de</strong>r Arbeitgeber<br />

in beson<strong>de</strong>rem Maße abhängig ist.<br />

Quelle LAG Schleswig-Holstein, Urteil vom 28.2.2012, 1 Sa 235b/11<br />

Zum Thema ... Personalmagazin 12/2007, Seite 84<br />

ZUSAMMENFASSUNG Zum weiterzuzahlen<strong>de</strong>n vergleichbaren Entgelt<br />

eines freigestellten Betriebsrats gehört gegebenenfalls auch<br />

auch die Gewährung <strong>de</strong>r Privatnutzung einer Netzkarte <strong>de</strong>r Bahn.<br />

RELEVANZ Das Lan<strong>de</strong>sarbeitsgericht stellte klar, dass die Gewährung<br />

einer Privatnutzung für kostenlose Beför<strong>de</strong>rungsmittel für<br />

freigestellte Betriebsräte nicht <strong>de</strong>swegen entfallen kann, weil <strong>de</strong>r<br />

betreffen<strong>de</strong> Betriebsrat für die ursprünglich vorgesehene dienstliche<br />

Nutzung <strong>de</strong>r Netzkarte keinen Anlass mehr hat.<br />

Quelle LAG Hamm, Urteil vom 17.2.2012, 10 Sa 1479/115<br />

Zum Thema ... Personalmagazin 1/2012, Seite 70<br />

Keine Pflicht zur Übersetzung<br />

ZUSAMMENFASSUNG Unterzeichnet ein ausländischer Arbeitnehmer<br />

einen <strong>de</strong>utschsprachigen Arbeitsvertrag, obwohl er die <strong>de</strong>utsche<br />

Sprache nicht beherrscht, ist dieser gleichwohl wirksam.<br />

RELEVANZ Die LAG-Richter schließen sich <strong>de</strong>r allgemeinen Auffassung<br />

an, dass keine Pflicht <strong>de</strong>s Arbeitgebers besteht, <strong>de</strong>n Arbeitsvertrag<br />

eines Arbeitnehmers in die Muttersprache <strong>de</strong>s Arbeitnehmers<br />

zu übersetzen. Im vorliegen<strong>de</strong>n Fall hatte <strong>de</strong>r Arbeitnehmer jedoch<br />

vorgetragen, dass die vor <strong>de</strong>r Unterzeichnung <strong>de</strong>s Arbeitsvertrags<br />

geführten Verhandlungen ausschließlich in seiner portugiesischen<br />

Muttersprache geführt wor<strong>de</strong>n waren. Für <strong>de</strong>n Arbeitgeber sei daher<br />

von vornherein erkennbar gewesen,<br />

dass <strong>de</strong>r Kläger <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen<br />

Sprache nicht beziehungsweise<br />

nicht hinreichend mächtig ist.<br />

Auch aus dieser Kenntnis, so das<br />

Lan<strong>de</strong>sarbeitsgericht, lasse sich<br />

jedoch keine beson<strong>de</strong>re Fürsorgepflicht<br />

<strong>de</strong>s Arbeitgebers ableiten,<br />

<strong>de</strong>n schriftlichen Arbeitsvertrag<br />

in <strong>de</strong>r Verhandlungssprache vorzulegen.<br />

Nur die Unterschrift zählt.<br />

Quelle LAG Rheinland-Pfalz, Urteil vom 2.2.2012, 11 Sa 569/11<br />

Zum Thema ... Personalmagazin 8/2008, Seite 66<br />

personalmagazin 06 / 12


URTEILSDIENST<br />

65<br />

Neu<br />

Urlaub bei ruhen<strong>de</strong>m Arbeitsverhältnis<br />

ZUSAMMENFASSUNG Wenn ein Arbeitsverhältnis aufgrund<br />

konklu<strong>de</strong>nter Vereinbarung <strong>de</strong>r Parteien ruht, entstehen<br />

im ruhen<strong>de</strong>n Zeitraum keine Urlaubsansprüche, je<strong>de</strong>nfalls<br />

keine, die einen durchsetzbaren Zahlungsanspruch <strong>de</strong>s Arbeitnehmers<br />

begrün<strong>de</strong>n könnten.<br />

RELEVANZ Das Urteil <strong>de</strong>s LAG ist vor allem wegen seiner<br />

Ausführungen zum „konklu<strong>de</strong>nten Ruhen“ eines Arbeitsverhältnisses<br />

interessant. Ein solches sehen die Richter<br />

auch ohne ausdrückliche Vereinbarung als vorliegend an,<br />

wenn ein langzeiterkrankter Arbeitnehmer aus <strong>de</strong>m Krankengeldbezug<br />

„ausgesteuert“ ist und Arbeitslosengeld<br />

bezieht. Die Folge dieser Argumentation: Urlaub sei in<br />

diesen Fällen nicht mehr abzugelten, selbst wenn er <strong>de</strong>m<br />

Grun<strong>de</strong> nach bestan<strong>de</strong>n hätte. Das ruhen<strong>de</strong> Arbeitsverhältnis<br />

sei einem „Teilzeitverhältnis Null“ gleichzusetzen,<br />

sodass die Urlaubsvergütung pro rata temporis auf null zu<br />

kürzen sei.<br />

Quelle LAG Düsseldorf, Urteil vom 19.1.2012, 15 Sa 380/11<br />

Zum Thema ... Personalmagazin, 2/2012, Seite 66<br />

Fahrtkostenerstattung für Bewerber<br />

Der Praxiskommentar<br />

von Arnold, Gräfl<br />

auf neuestem Rechtsstand.<br />

ZUSAMMENFASSUNG Ein Bewerber, <strong>de</strong>r beim Vorstellungsgespräch<br />

nicht persönlich erscheint, hat auch dann keinen<br />

Anspruch auf Erstattung <strong>de</strong>r Fahrtkosten, wenn er geltend<br />

macht, <strong>de</strong>m Arbeitgeber vorab telefonisch mitgeteilt zu<br />

haben, dass er die Örtlichkeit nicht fin<strong>de</strong>t.<br />

RELEVANZ Das Urteil bestätigt im Ergebnis zunächst, dass<br />

ein Arbeitgeber, <strong>de</strong>r einen Bewerber zur Vorstellung aufgefor<strong>de</strong>rt<br />

hat, <strong>de</strong>ssen Aufwendungen, insbeson<strong>de</strong>re die<br />

Fahrtkosten, zu erstatten hat. Allerdings wollten die Richter<br />

nicht so weit gehen, diesem Aufwendungsersatz auch<br />

dann stattzugeben, wenn <strong>de</strong>r Bewerber <strong>de</strong>n Vorstellungstermin,<br />

wenngleich unverschul<strong>de</strong>t, verpasst.<br />

Es sei Sache <strong>de</strong>s Klägers, auf welche Weise er als Bewerber<br />

durch eine entsprechen<strong>de</strong> Vorbereitung und Planung seine<br />

Anreise sicherstellt und gegebenenfalls durch Einplanung<br />

eines ausreichen<strong>de</strong>n Zeitpuffers zum Vorstellungstermin<br />

erscheinen kann. Das Risiko, dass er trotz einer ihm übermittelten<br />

Anfahrtsskizze und Einsatz seines Navigationsgeräts<br />

die Adresse <strong>de</strong>s Beklagten nicht rechtzeitig fin<strong>de</strong>t,<br />

habe er selbst zu tragen.<br />

Quelle BAG, Urteil vom 18.10.2006, 2 AZR 676/05<br />

Zum Thema ... Personalmagazin, 1/2012, Seite 14<br />

Alles zum Teilzeit- und Befristungsgesetz<br />

Der umfassen<strong>de</strong> Kommentar zum gesamten Teilzeit- und<br />

Befristungsrecht. Inklusive <strong>de</strong>r Son<strong>de</strong>rvorschriften aus <strong>de</strong>m<br />

TVöD und WissZeitVG.<br />

Ergänzung <strong>de</strong>r reinen Kommentierung um viele Beispiele<br />

und Gestaltungshinweise sowie Musterformulierungen<br />

Absolute Praxisorientierung – <strong>de</strong>r Kommentar wird von<br />

Gerichten zitiert<br />

Aktuell in <strong>de</strong>r 3. Auflage: Mit <strong>de</strong>r neuen Rechtsprechung<br />

<strong>de</strong>s BAG zur sachgrundlosen Befristung<br />

Auf <strong>de</strong>r CD-ROM: kompletter Buchinhalt, zitierte Gesetze<br />

und Entscheidungen im Volltext<br />

Manfred Arnold, Edith Gräfl (Hrsg.)<br />

Teilzeit- und Befristungsgesetz<br />

3. Auflage 2012 | 640 Seiten | Buch mit CD-ROM<br />

Bestell-Nr. E04211 | ISBN 978-3-648-01983-2<br />

nur € 79,00<br />

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max. 0,42 €/Min. mobil. Ein Service von dtms.<br />

06 / 12 personalmagazin


Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an thomas.muschiol@personalmagazin.<strong>de</strong><br />

66<br />

PRAKTIKA<br />

© AUREMAR / SHUTTTERSTOCK.COM<br />

Der Blick auf das Werkstück: Hier kann mitunter auch ein Praktikant beteiligt sein.<br />

Schaut er nur o<strong>de</strong>r arbeitet er schon?<br />

EXPERTENRAT. Bei Praktikanten und Hospitanten ist <strong>de</strong>r Einzelfall zu betrachten,<br />

wenn es um ihren arbeits-, steuer- und beitragsrechtlichen Status geht.<br />

Von Thomas Muschiol (Red.)<br />

In <strong>de</strong>n gesetzlichen Vorschriften<br />

<strong>de</strong>s Arbeitsrechts sucht man sie<br />

vergeblich, und doch begegnet man<br />

ihnen tagtäglich. Die Re<strong>de</strong> ist von<br />

Personen, die we<strong>de</strong>r Arbeitnehmer noch<br />

Auszubil<strong>de</strong>n<strong>de</strong> sind und sich meist als<br />

Praktikanten, teilweise auch als Hospitanten<br />

vorstellen. Rechtlich gesehen befin<strong>de</strong>n<br />

sie sich quasi im Niemandsland.<br />

Für <strong>de</strong>n Praktikantbegriff fin<strong>de</strong>t man<br />

keine gesetzliche Definition, geschweige<br />

<strong>de</strong>nn ein spezielles Gesetz. Welchen<br />

Pflichten ist <strong>de</strong>r Arbeitgeber dann aber<br />

bei <strong>de</strong>r Beschäftigung von <strong>de</strong>rartigen<br />

Personen ausgesetzt und wie sieht es<br />

mit <strong>de</strong>r Abgabenpflicht für Steuer- und<br />

Sozialversicherung aus? Wenn dazu die<br />

Juristen zunächst die Standardantwort<br />

„Es kommt darauf an“ geben, so ist das<br />

für Personalverantwortliche keine leichte<br />

Aufgabe, <strong>de</strong>nn es kommt nicht darauf<br />

an, wie die betreffen<strong>de</strong>n Personen intern<br />

bezeichnet wer<strong>de</strong>n. Zu <strong>de</strong>n wichtigsten<br />

Grundfragen haben wir ein Fachgespräch<br />

mit Spezialisten aller drei betroffenen<br />

Rechtsgebiete geführt.<br />

Das „Einfühlungsverhältnis“<br />

„Schauen Sie sich doch erst mal ein<br />

bisschen bei uns um.“ Wenn diese Auffor<strong>de</strong>rung<br />

an einen Bewerber nicht nur<br />

ein Angebot für eine Betriebsbesichtigung<br />

ist, son<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>r Betreffen<strong>de</strong><br />

beispielsweise einen Tag lang einem<br />

Montagetrupp zugeteilt wird o<strong>de</strong>r als<br />

Anwärter auf einen Fahrerjob „eine Tour<br />

zum Kennenlernen“ begleitet, wird in<br />

<strong>de</strong>r Praxis nicht selten ein sogenanntes<br />

„Einfühlungsverhältnis“ kreiert. Damit<br />

will man ausdrücken, dass es sich noch<br />

nicht um eine Einstellung han<strong>de</strong>ln soll,<br />

son<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>r Bewerber sich zunächst ein<br />

Bild davon machen soll, ob die Tätigkeit<br />

für ihn überhaupt geeignet ist.<br />

Dies sei eine Vertragsgestaltung,<br />

so Christoph Tillmanns, Vorsitzen<strong>de</strong>r<br />

Richter am Lan<strong>de</strong>sarbeitsgericht Ba<strong>de</strong>n-<br />

Württemberg, die nach <strong>de</strong>r Rechtsprechung<br />

<strong>de</strong>r meisten Lan<strong>de</strong>sarbeitsgerichte<br />

personalmagazin 06 / 12


RECHT<br />

PRAKTIKA<br />

67<br />

unter bestimmten Voraussetzungen aus<br />

Grün<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Vertragsfreiheit durchaus<br />

wirksam begrün<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n kann.<br />

Entschei<strong>de</strong>nd sei dabei, so erläutert<br />

Tillmanns, dass keine zwingen<strong>de</strong>n Vorschriften<br />

<strong>de</strong>s Arbeitsrechts umgangen<br />

wer<strong>de</strong>n. So dürfe beispielsweise gegenüber<br />

<strong>de</strong>m potenziellen Arbeitnehmer<br />

kein arbeitsrechtliches Direktionsrecht<br />

ausgeübt wer<strong>de</strong>n.<br />

Das heißt allerdings nicht, dass <strong>de</strong>m<br />

„Einfühler“ seitens <strong>de</strong>s Unternehmens<br />

keinerlei Verhaltensanweisungen gegeben<br />

wer<strong>de</strong>n dürfen. „Die juristische<br />

Grundlage hierfür ergibt sich dann aber<br />

nicht aus <strong>de</strong>m Arbeitsrecht, son<strong>de</strong>rn aus<br />

<strong>de</strong>m allgemeinen Hausrecht <strong>de</strong>s Arbeitgebers“,<br />

erläutert Tillmanns, <strong>de</strong>r es außer<strong>de</strong>m<br />

auch für unschädlich hält, wenn<br />

<strong>de</strong>r Bewerber bis zu einem bestimmten<br />

Maße die Tätigkeiten, für die er eingestellt<br />

wer<strong>de</strong>n soll, ausprobiert.<br />

Die Abgrenzung zur echten Arbeitsleistung<br />

bringt er mit folgen<strong>de</strong>r Formel<br />

auf <strong>de</strong>n Punkt: „Mal anpacken und ausprobieren<br />

ist okay, aber nicht vollwertige<br />

Mitarbeit.“ Da <strong>de</strong>r Arbeitgeber aber im<br />

Streitfall die Beweislast dafür trägt, dass<br />

kein Arbeitsverhältnis gewollt war, rät<br />

Tillmanns zu einer schriftlichen Vereinbarung,<br />

in <strong>de</strong>r klargestellt ist, dass <strong>de</strong>m<br />

Bewerber nur die Möglichkeit gegeben<br />

wer<strong>de</strong>n soll, sich einen Überblick zu verschaffen.<br />

Sein Resümee: „Einfühlungsverhältnisse<br />

ohne Entgelt sind möglich,<br />

für <strong>de</strong>n Arbeitgeber aber risikoreich.“<br />

Abgabenrechtlich, also unter <strong>de</strong>m<br />

Aspekt <strong>de</strong>r Sozialversicherung und<br />

Lohnsteuer, hängt beim Einfühlungsverhältnis<br />

alles von <strong>de</strong>r arbeitsrechtlichen<br />

Grundbewertung ab. Mit an<strong>de</strong>ren<br />

Worten: „Hält“ das unentgeltliche Einfühlungsverhältnis<br />

auf <strong>de</strong>r arbeitsrechtlichen<br />

Seite, so sind diese Personen bei<br />

Lohnsteuer und Sozialversicherung zu<br />

ignorieren.<br />

Der Pflichtpraktikant<br />

„Ich brauche ein Praktikum als Vorbereitung<br />

für meinen Beruf.“ Wenn diese<br />

Aussage Ausgangspunkt für eine Praktikantenbeschäftigung<br />

ist, kann nicht ohne<br />

Weiteres daraus geschlossen wer<strong>de</strong>n,<br />

dass es sich dann um ein sogenanntes<br />

Pflicht praktikum han<strong>de</strong>lt. Darin waren<br />

sich die Experten einig: Sobald es um die<br />

rechtliche Bewertung von Praktikanten<br />

geht, ist zunächst stets festzustellen,<br />

ob es sich um ein Praktikum han<strong>de</strong>lt,<br />

das in einer schulischen o<strong>de</strong>r universitären<br />

Ausbildungsordnung zwingend<br />

als Voraussetzung für einen bestimmten<br />

Abschluss vorgeschrieben ist. Welche<br />

Be<strong>de</strong>utung diese erste Weichenstellung<br />

im Arbeitsrecht hat, erläutert Tillmanns<br />

wie folgt: „Im Fall eines vorgeschriebenen<br />

Praktikums han<strong>de</strong>lt es sich we<strong>de</strong>r<br />

um ein Arbeits- noch um ein Berufsausbildungsverhältnis<br />

und auch nicht um<br />

ein sonstiges Berufsbildungsverhältnis<br />

im Sinne von § 26 BBIG. Die Folge: Das<br />

„Einfühlungsverhältnisse ohne Entgelt<br />

sind rechtlich möglich, aber risikoreich.“<br />

Christoph Tillmanns, Vorsitzen<strong>de</strong>r Richter am LAG Ba<strong>de</strong>n-Württemberg<br />

Arbeitsrecht fin<strong>de</strong>t dann keine Anwendung.<br />

Es han<strong>de</strong>lt sich damit um einen<br />

Dienstvertrag eigener Art, <strong>de</strong>ssen Inhalt<br />

sich allein nach <strong>de</strong>m Praktikumsvertrag<br />

richtet.“ Dadurch, so Tillmanns, sei auch<br />

für diese Praktikantenverträge ein Entgelt<br />

nicht zwingend vorgeschrieben.<br />

Tief durchatmen muss man allerdings,<br />

wenn man sich <strong>de</strong>r Kategorie <strong>de</strong>r echten<br />

Pflichtpraktikanten von <strong>de</strong>r Seite<br />

<strong>de</strong>r Sozialversicherung nähert. Wie hier<br />

Praktika, die aufgrund einer vorgeschriebenen<br />

Ausbildungs- o<strong>de</strong>r Prüfungsordnung<br />

abgeleistet wer<strong>de</strong>n, zu beurteilen<br />

sind, wird von Beitragsspezialist Stefan<br />

Sieben erläutert. Er stellt zunächst klar,<br />

dass hier die arbeitsrechtliche Begriffswelt<br />

nicht immer <strong>de</strong>ckungsgleich mit<br />

<strong>de</strong>m sozialversicherungsrechtlichen<br />

Beschäftigungsbegriff ist, son<strong>de</strong>rn eigenständig<br />

zu beurteilen ist. Wer<strong>de</strong>n<br />

berufliche Kenntnisse, Fertigkeiten o<strong>de</strong>r<br />

Erfahrungen im Rahmen betrieblicher<br />

„Der beitragsrechtliche Beschäftigungsbegriff<br />

ist eigenständig zu prüfen.“<br />

Stefan Sieben, Beitragsspezialist, Verband <strong>de</strong>r Angestelltenkrankenkassen<br />

Berufsbildung erworben, erläutert Sieben,<br />

liegt stets eine Beschäftigung im<br />

Sinne <strong>de</strong>r Sozialversicherung vor. Für die<br />

Entgeltabrechnung heißt dies zunächst,<br />

dass bei einem Pflichtpraktikanten die<br />

Versicherungsfreiheit als geringfügig<br />

Beschäftigter ausgeschlossen ist, insbeson<strong>de</strong>re<br />

keine Einstufung als kurzfristig<br />

Beschäftigter erfolgen kann und somit<br />

eine Verbeitragung erfolgen muss, selbst<br />

wenn ein Praktikum weniger als zwei<br />

Monate läuft.<br />

Hat aber nicht die arbeitsrechtliche<br />

Betrachtung bei <strong>de</strong>n Pflichtpraktikanten<br />

ergeben, dass diese auch ohne Entgeltanspruch<br />

beschäftigt wer<strong>de</strong>n können?<br />

Anlass für Sieben, auf eine weitere Spezialität<br />

<strong>de</strong>s Sozialversicherungsrechts<br />

aufmerksam zu machen. Fällt nämlich<br />

eine Beschäftigung unter <strong>de</strong>n speziellen<br />

sozialversicherungsrechtlichen Begriff<br />

<strong>de</strong>r „betrieblichen Berufsbildung“, so<br />

sind vom Arbeitgeber hier nicht nur die<br />

vollen Sozialversicherungsbeiträge zu<br />

zahlen, wenn das monatliche Entgelt<br />

nicht mehr als 325 Euro pro Monat beträgt.<br />

Vielmehr müssen auch bei einer<br />

unentgeltlichen Beschäftigung, Beiträge<br />

auf <strong>de</strong>r Grundlage eines fiktiven Min<strong>de</strong>stentgelts<br />

(ein Prozent <strong>de</strong>r Bezugsgröße)<br />

abgeführt wer<strong>de</strong>n. Schließlich zaubert<br />

06 / 12 personalmagazin


Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an thomas.muschiol@personalmagazin.<strong>de</strong><br />

68<br />

PRAKTIKA<br />

Sieben noch eine letzte Beson<strong>de</strong>rheit<br />

aus <strong>de</strong>m Hut: Diese besteht darin, dass<br />

die Sozialversicherung im Bereich <strong>de</strong>r<br />

Pflichtpraktikanten noch Differenzierungen<br />

nach <strong>de</strong>r Art <strong>de</strong>s Praktikums<br />

vornimmt und dabei zwischen Vor-, Nachund<br />

Zwischenpraktikum unterschei<strong>de</strong>t<br />

(vergleiche Tabelle unten).<br />

Klare Rechtslage im Lohnsteuerrecht<br />

Über die Differenzierungen bei <strong>de</strong>n<br />

Praktikantenarten braucht sich aus<br />

lohnsteuerrechtlicher Sicht dagegen niemand<br />

Gedanken machen. Steuerberater<br />

Andreas Sprenger verweist hier auf eine<br />

klare Rechtslage, bei <strong>de</strong>r allein die Frage<br />

entschei<strong>de</strong>nd ist, ob ein Entgelt gezahlt<br />

wird. Ist dies <strong>de</strong>r Fall, so gelten für alle<br />

Praktikantenarten die allgemeinen steuerlichen<br />

Arbeitnehmerregelungen zum<br />

Lohnsteuerabzug.<br />

Dass es in <strong>de</strong>r Praxis tatsächlich aber<br />

nur selten zu einer Steuerbelastung<br />

kommt, erklärt Sprenger damit, dass,<br />

auch wenn die meisten Praktikanten<br />

mit <strong>de</strong>r ungünstigen Steuerklasse eins<br />

abgerechnet wer<strong>de</strong>n, die Praktikantenvergütungen<br />

aufgrund <strong>de</strong>r allgemeinen<br />

Freibeträge min<strong>de</strong>stens bis 856 Euro<br />

steuerfrei bleiben.<br />

Apropos Praktikantenvergütung:<br />

Nicht selten wird fleißigen Praktikanten<br />

mit Bedauern mitgeteilt, dass man ihnen<br />

gerne auf freiwilliger Basis einen<br />

Anerkennungsbetrag zahlen wür<strong>de</strong>,<br />

dies wegen <strong>de</strong>s Verwaltungsaufwands<br />

jedoch lei<strong>de</strong>r nicht möglich sei, da man<br />

dann extra eine Entgeltabrechnung anlegen<br />

müsse. Diesen Einwand will Sprenger<br />

nicht ohne Weiteres gelten lassen.<br />

Schließlich seien die allgemeinen Steuerberfreiungen<br />

auch für Praktikanten<br />

Praktikantenbeurteilung in <strong>de</strong>r Sozialversicherung<br />

Wer Praktikanten beschäftigt, muss wissen, ob es sich um ein Pflichtpraktikum<br />

han<strong>de</strong>lt, und in bestimmten Fällen auch dann Beiträge abführen, wenn für das<br />

Praktikum kein Engelt gezahlt wird.<br />

Bezeichnung Beschreibung Beiträge ohne Arbeitsentgelt<br />

Vorpraktikant<br />

Zwischenpraktikant<br />

Nachpraktikant<br />

Duale Stu<strong>de</strong>nten<br />

in <strong>de</strong>r Praxisphase<br />

Versicherungspflicht, wenn praktische<br />

Tätigkeit in einer Studienordnung als<br />

Voraussetzung für die Studienaufnahme<br />

vorgeschrieben ist<br />

Versicherungsfreiheit, unabhängig von Dauer<br />

und Verdienst, wenn die Zwischenpraktikanten<br />

immatrikuliert sind<br />

Versicherungspflicht, wenn praktische<br />

Tätigkeit in einer Studien- o<strong>de</strong>r Prüfungsordnung<br />

für die Zeit nach Abschluss <strong>de</strong>s Studiums<br />

vorgeschrieben ist<br />

Teilnehmer an dualen Studiengängen gelten<br />

generell als Auszubil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>. Versicherungspflicht<br />

besteht in allen Versicherungszweigen<br />

ja<br />

nein<br />

ja<br />

ja<br />

anwendbar. Gera<strong>de</strong> bei Schul- o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren<br />

Kurzpraktikanten, so Sprenger, kann<br />

man so mit einer Sachzuwendung bis 44<br />

„Steuerbefreiungen können bei <strong>de</strong>r<br />

Praktikantenbelohnung nützlich sein.“<br />

Andreas Sprenger, Steuerberater und Spezialist für Entgeltabrechnung<br />

Euro <strong>de</strong>n Einsatz <strong>de</strong>s Praktikanten anerkennen,<br />

ohne aufwendig eine Lohnabrechnung<br />

installieren zu müssen.<br />

Ausnahme von <strong>de</strong>r Ausnahme<br />

Arbeitsrechtlich muss man bei vorgeschriebenen<br />

Praktika aber sehr genau<br />

hinschauen, meint Tillmanns und weist<br />

darauf hin, dass es noch eine spezielle<br />

Kategorie gibt, nämlich Praktikanten,<br />

bei <strong>de</strong>nen es um die Vermittlung weiterer<br />

berufspraktischer Kenntnisse geht,<br />

so beispielsweise Erzieher im Anerkennungsjahr.<br />

Hierin sieht das Arbeitsrecht,<br />

an<strong>de</strong>rs als bei <strong>de</strong>n echten Pflichtpraktikanten,<br />

ein Ausbildungsverhältnis<br />

im Sinne <strong>de</strong>s Berufsbildungsgesetzes.<br />

Wichtigste Folgen dieser Differenzierung<br />

sind: Unentgeltliche Beschäftigungen,<br />

die unter das BBiG fallen, sind unzulässig,<br />

<strong>de</strong>nn die Vorschriften <strong>de</strong>s BBiG sind<br />

nach § 25 BBiG unabdingbar, also auch<br />

<strong>de</strong>r Vergütungsanspruch. Außer<strong>de</strong>m ist<br />

bei Geltung <strong>de</strong>s BBIG nach Ablauf <strong>de</strong>r<br />

Probezeit die or<strong>de</strong>ntliche Kündigung<br />

ausgeschlossen, <strong>de</strong>r Praktikantenvertrag<br />

kann dann nur im Rahmen einer<br />

fristlosen Kündigung nach § 22 BBIG<br />

been<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n.<br />

Der hausgemachte Praktikant<br />

Wie aber sieht die rechtliche Beurteilung<br />

von Personen aus, die aus unterschiedlichen<br />

Grün<strong>de</strong>n und ohne eine ausdrückliche,<br />

aus <strong>de</strong>r Ausbildung resultieren<strong>de</strong><br />

Verpflichtung eingestellt wer<strong>de</strong>n? Hier<br />

waren sich die Experten zunächst einig,<br />

je<strong>de</strong>nfalls soweit für diese Praktika ein<br />

Entgelt vereinbart wird. Diese Kandidaten<br />

sind dann unabhängig von ihrer<br />

personalmagazin 06 / 12


RECHT<br />

PRAKTIKA<br />

69<br />

Bezeichnung als Arbeitnehmer einzustufen<br />

und wie ein solcher auch lohnsteuer-<br />

und beitragsrechtlich zu behan<strong>de</strong>ln,<br />

wenngleich auch hier Ausweichmöglichkeiten<br />

auf die Vorschriften <strong>de</strong>r geringfügigen<br />

Beschäftigung möglich sind.<br />

Munter wur<strong>de</strong> die Diskussion allerdings<br />

dann bei <strong>de</strong>r Frage, ob auch mit<br />

diesen Personen wie bei <strong>de</strong>n Pflichtpraktikanten<br />

vereinbart wer<strong>de</strong>n kann, dass<br />

kein Entgelt gezahlt wer<strong>de</strong>n soll.<br />

Probleme kann hier das Arbeitsrecht<br />

bereiten. Oftmals, so gibt Tillmanns zu<br />

be<strong>de</strong>nken, könne die Grenze zum sogenannten<br />

Lohnwucher nach § 138 BGB<br />

überschritten wer<strong>de</strong>n. Er rät, statt<strong>de</strong>ssen<br />

einen Hospitationsvertrag zu schließen,<br />

bei <strong>de</strong>m <strong>de</strong>r Vertragspartner <strong>de</strong>s Unternehmers<br />

gera<strong>de</strong> keine Arbeitsleistung<br />

zu erbringen hat, weil er nur hospitiert<br />

und nicht <strong>de</strong>m Weisungsrecht unterliegt.<br />

Hier ist es zulässig, solch eine Anwesenheit<br />

- aber eben keine Beschäftigung -<br />

auch ohne Vergütung zu vereinbaren.<br />

Aber auch hier bleibt seine generelle<br />

Warnung bestehen: Wenn sich im Streitfall<br />

ergibt, dass tatsächlich eine nicht<br />

unwesentliche Arbeitsleistung erbracht<br />

wur<strong>de</strong>, nützt auch die beste schriftliche<br />

Vertragsformulierung nichts.<br />

Der Schülerjob und das Werkstu<strong>de</strong>ntenprivileg<br />

Die richtige Einstufung in <strong>de</strong>r Sozialversicherung ist kompliziert. So spricht man<br />

vom Werkstu<strong>de</strong>ntenprivileg o<strong>de</strong>r auch von <strong>de</strong>r 20-Stun<strong>de</strong>n-Theorie. Das Werkstu<strong>de</strong>ntenprivileg<br />

gilt nur in Kranken-, Pflege- und Arbeitslosenversicherung, nicht<br />

jedoch in <strong>de</strong>r Rentenversicherung.<br />

Bezeichnung<br />

Schülerjob allgemein<br />

Job nach Abitur/<br />

Schulentlassung<br />

Stu<strong>de</strong>nt<br />

Semesterferien<br />

Stu<strong>de</strong>nt<br />

Vorlesungszeit<br />

Doktorand<br />

Diplomand<br />

Beschreibung<br />

Joben<strong>de</strong> und duale Stu<strong>de</strong>nten<br />

Schließlich befasste sich die Expertenrun<strong>de</strong><br />

noch mit <strong>de</strong>r Stu<strong>de</strong>ntenbeschäftigung,<br />

soweit diese außerhalb eines<br />

Praktikums ausgeübt wird. Arbeitsrechtlich<br />

gesehen, so Tillmanns, sind<br />

Stu<strong>de</strong>nten in diesem Fall zu behan<strong>de</strong>ln<br />

wie alle an<strong>de</strong>ren Arbeitnehmer. Insbeson<strong>de</strong>re<br />

sei <strong>de</strong>r Umstand, dass es sich<br />

um einen Stu<strong>de</strong>nten han<strong>de</strong>lt, kein sachlicher<br />

Grund, das Arbeitsverhältnis zu<br />

befristen. Eine wichtige Ausnahme sei<br />

aber zu beachten: Arbeitet ein Werkstu<strong>de</strong>nt<br />

in <strong>de</strong>n Semesterferien Vollzeit,<br />

könne das Arbeitsverhältnis für diese<br />

Zeit aus Grün<strong>de</strong>n, die in <strong>de</strong>r Person <strong>de</strong>s<br />

Arbeitnehmers liegen befristet wer<strong>de</strong>n.<br />

Das Stichwort Werkstu<strong>de</strong>nt war wie<strong>de</strong>rum<br />

Anlass für Beitragsspezialist<br />

Sieben auf die sozialversicherungsrechtliche<br />

Seite <strong>de</strong>r Stu<strong>de</strong>ntenbeschäftigung<br />

hinzuweisen, da hier eine nicht unkomplizierte<br />

Differenzierung zu beachten ist<br />

(vergleiche Tabelle auf dieser Seite).<br />

Teilnehmer an dualen Studiengängen,<br />

so konnte Sieben aktuell berichten, sind<br />

vom Gesetzgeber einem Auszubil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n<br />

gleichgestellt und somit (auch bei unentgeltlicher<br />

Tätigkeit) uneingeschränkt<br />

versicherungspflichtig.<br />

Lei<strong>de</strong>r kann jedoch <strong>de</strong>r Praxis nicht<br />

erspart wer<strong>de</strong>n, dass diese Einstufung<br />

wie<strong>de</strong>rum arbeitsrechtlich ohne Be<strong>de</strong>utung<br />

ist. Dazu Tillmanns: „Nach <strong>de</strong>r<br />

Rechtsprechung <strong>de</strong>s BAG sind duale<br />

Stu<strong>de</strong>nten auch in <strong>de</strong>r Praxisphase we-<br />

Dem Grun<strong>de</strong> nach besteht Versicherungspflicht.<br />

Versicherungsfreiheit bei Minijob (Beschäftigung mit einem Arbeitsentgelt<br />

von nicht mehr als Euro 400 monatlich) o<strong>de</strong>r kurzfristiger Beschäftigung<br />

(im Voraus auf nicht mehr als zwei Monate o<strong>de</strong>r 50 Arbeitstage befristete<br />

Beschäftigung).<br />

Dem Grun<strong>de</strong> nach besteht Versicherungspflicht.<br />

Versicherungsfreiheit bei Minijob o<strong>de</strong>r kurzfristiger Beschäftigung<br />

Kurzfristige Beschäftigung mit mehr als 400 Euro kann als berufsmäßige<br />

Beschäftigung <strong>de</strong>r Versicherungspflicht unterliegen, wenn feststeht, dass im<br />

Anschluss an die kurzfristige Beschäftigung eine reguläre Beschäftigung o<strong>de</strong>r<br />

ein Ausbildungsverhältnis, <strong>de</strong>r freiwillige Wehrdienst o<strong>de</strong>r ein Freiwilligendienst<br />

nach JFDG o<strong>de</strong>r BFDG aufgenommen wird.<br />

Es besteht – ohne Rücksicht auf die Dauer <strong>de</strong>r Beschäftigung, die wöchentliche<br />

Arbeitszeit und die Höhe <strong>de</strong>s Arbeitsentgelts – Versicherungsfreiheit in<br />

<strong>de</strong>r Kranken-, Pflege- und Arbeitslosenversicherung.<br />

Versicherungsfreiheit in <strong>de</strong>r Kranken-, Pflege- und Arbeitslosenversicherung<br />

im Rahmen <strong>de</strong>r 20-Stun<strong>de</strong>n-Theorie. Bei Überschreiten <strong>de</strong>r 20-Stun<strong>de</strong>n-<br />

Grenze besteht gleichwohl Versicherungsfreiheit, wenn die wöchentliche<br />

Dauer <strong>de</strong>r Erwerbstätigkeit geringer ist als die Zeit, die für ein ordnungsgemäßes<br />

Studium benötigt wird, und außer<strong>de</strong>m die Lage <strong>de</strong>r einzelnen<br />

Beschäftigungszeiten <strong>de</strong>n Erfor<strong>de</strong>rnissen <strong>de</strong>s Studiums angepasst ist.<br />

Versicherungspflicht, da ein Doktorand nicht mehr als Stu<strong>de</strong>nt gilt. Deshalb<br />

keine Anwendung <strong>de</strong>r 20-Stun<strong>de</strong>n-Theorie.<br />

Gilt we<strong>de</strong>r als Beschäftigung noch als Praktikum. Deshalb keine Versicherungs-<br />

o<strong>de</strong>r Beitragspflicht.<br />

<strong>de</strong>r Auszubil<strong>de</strong>n<strong>de</strong> noch Arbeitnehmer,<br />

sodass sich Vergütung, Entgeltfortzahlung<br />

und Urlaub allein nach <strong>de</strong>n Vereinbarungen<br />

im Vertrag richten.“<br />

Wenig Hoffnung auf eine einheitliche<br />

Betrachtung <strong>de</strong>s dualen Stu<strong>de</strong>nten macht<br />

Tillmanns dann mit seiner Schlussbemerkung:<br />

Er weist darauf hin, dass man<br />

diese Spezies auch als arbeitnehmerähnlich<br />

Beschäftigte ansehen könnte, sodass<br />

zumin<strong>de</strong>st die Gesetze, die auch diesen<br />

Personenkreis erfassen (zum Beispiel:<br />

AGG, FamPflZG, BUrlG), anzuwen<strong>de</strong>n<br />

sind. Aber das ist eine an<strong>de</strong>re Geschichte,<br />

von <strong>de</strong>r im Personalmagazin <strong>de</strong>mnächst<br />

zu lesen sein wird.<br />

06 / 12 personalmagazin


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70<br />

VERTRAGSRECHT<br />

Der Zwickmühle entgehen<br />

GESTALTUNG. Richtig formuliert können Arbeitgeber zugleich vom Vorteil <strong>de</strong>s<br />

Weisungsrechts und <strong>de</strong>r Vertragsfreiheit profitieren. Ein Haken bleibt aber.<br />

Von Martin Römermann<br />

Da auch im Arbeitsrecht <strong>de</strong>r<br />

Grundsatz <strong>de</strong>r Vertragsfreiheit<br />

gilt, hat <strong>de</strong>r Gesetzgeber in<br />

§ 105 Satz 1 Gewerbeordnung<br />

(GewO) festgehalten, dass Arbeitgeber<br />

und Arbeitnehmer <strong>de</strong>n konkreten Inhalt<br />

<strong>de</strong>s Arbeitsvertrags frei vereinbaren<br />

können. § 106 Satz 1 GewO billigt<br />

<strong>de</strong>m Arbeitgeber sogar zu, Zeit, Ort und<br />

Inhalt <strong>de</strong>r Arbeitsleistung näher zu bestimmen,<br />

wenn <strong>de</strong>r Arbeitsvertrag, eine<br />

Betriebsvereinbarung, <strong>de</strong>r Tarifvertrag<br />

o<strong>de</strong>r gesetzliche Vorschriften seinen<br />

insoweit bestehen<strong>de</strong>n Ermessensspielraum<br />

nicht beschränken. Zahlreiche Vorgaben<br />

<strong>de</strong>r Rechtsprechung relativieren<br />

jedoch die Begriffe „Weisungsrecht“ und<br />

„Vertragsfreiheit“. Wer <strong>de</strong>r sich daraus<br />

entstehen<strong>de</strong>n Zwickmühle entgehen<br />

will, sollte mit <strong>de</strong>n wichtigsten dieser<br />

Vorgaben vertraut sein.<br />

Das Weisungsrecht ist bei weiten Tätigkeits<strong>de</strong>finitionen am weitesten.<br />

Die isolierte Sicht <strong>de</strong>s § 106 GewO<br />

Än<strong>de</strong>rungen von Arbeitsbedingungen<br />

könnten auf <strong>de</strong>n ersten Blick recht einfach<br />

sein. § 106 Satz 1 GewO regelt,<br />

dass <strong>de</strong>r Arbeitgeber einseitig Zeit, Ort<br />

und Inhalt <strong>de</strong>r Arbeitsleistung unter bestimmten<br />

Voraussetzungen (lesen Sie<br />

dazu <strong>de</strong>n Kas ten auf Seite 71) verbindlich<br />

festlegen kann. Die Ausübung <strong>de</strong>s<br />

arbeitgeberseitigen Direktionsrechts<br />

unterliegt damit eigentlich einer bloßen<br />

Ausübungskontrolle hinsichtlich <strong>de</strong>r<br />

Einhaltung <strong>de</strong>s sogenannten billigen<br />

Ermessens nach § 315 Abs. 3 BGB. Der<br />

Arbeitgeber legt dabei die Umstän<strong>de</strong>, Erwägungen<br />

und betrieblichen Ursachen<br />

seiner Versetzungsentscheidung dar.<br />

Diese wer<strong>de</strong>n mit <strong>de</strong>n vom Arbeitnehmer<br />

genannten Gegenargumenten in<br />

Relation gestellt und eine Abwägung <strong>de</strong>r<br />

gegenseitigen Interessen vorgenommen.<br />

Auf <strong>de</strong>n ersten Blick ist dies Anlass, die<br />

Bedingungen über Arbeitsort und Arbeitstätigkeit<br />

gera<strong>de</strong> nicht vertraglich zu<br />

fixieren, da durch § 106 GewO dann gewährleistet<br />

ist, dass <strong>de</strong>r Arbeitgeber flexibel<br />

und situativ Än<strong>de</strong>rungen über sein<br />

Direktionsrecht herbeiführen kann.<br />

Erste Einschränkung: Nachweisgesetz<br />

Dem Arbeitgeber wird jedoch durch<br />

das sogenannte „Nachweisgesetz“<br />

(NachwG) auferlegt, zumin<strong>de</strong>st <strong>de</strong>n Arbeitsort,<br />

die Art <strong>de</strong>r Tätigkeit und die<br />

vereinbarte Arbeitszeit schriftlich nie<strong>de</strong>rzulegen<br />

(§ 2 Abs. 1 Nr. 4, 5 und 7<br />

Nachweisgesetz). Nicht umsonst weist<br />

§ 105 Satz 2 GewO darauf hin, dass<br />

ungeachtet <strong>de</strong>r in Satz 1 festgehaltenen<br />

Vertragsfreiheit für wesentliche<br />

Vertragsbedingungen die gesetzliche<br />

Nachweispflicht gilt. Daraus ergibt sich<br />

folgen<strong>de</strong> Gefahr für <strong>de</strong>n Arbeitgeber:<br />

Legt er sich aufgrund <strong>de</strong>r Anfor<strong>de</strong>rungen<br />

<strong>de</strong>s Nachweisgesetzes auf bestimmte<br />

konkrete Arbeitsbedingungen vertraglich<br />

fest, kann er die Vorteile <strong>de</strong>s weiten<br />

Direktionsrechts aus § 106 Satz 1 GewO<br />

personalmagazin 06 / 12


RECHT<br />

VERTRAGSRECHT<br />

71<br />

eventuell nicht mehr unmittelbar nutzen,<br />

son<strong>de</strong>rn könnte gezwungen sein, die begehrte<br />

Flexibilität aufzugeben o<strong>de</strong>r durch<br />

sogenannte Versetzungsklauseln wie<strong>de</strong>r<br />

zurückzugewinnen. Daran schließt sich<br />

aber eine weitere Gefahr an, weil sich die<br />

Wirksamkeit von Versetzungsklauseln<br />

wie<strong>de</strong>rum an <strong>de</strong>n hohen Anfor<strong>de</strong>rungen<br />

einer sogenannten Inhaltskontrolle anhand<br />

<strong>de</strong>r Allgemeinen Geschäftsbedingungen<br />

(AGB) orientiert.<br />

Zweite Einschränkung: AGB-Kontrolle<br />

Lange haben sich Rechtsprechung und<br />

Literatur anlässlich <strong>de</strong>r Einführung <strong>de</strong>r<br />

sogenannten AGB-Kontrolle (§§ 305 ff.<br />

BGB) auf Arbeitsverträge mit Inkrafttreten<br />

<strong>de</strong>r Schuldrechtsreform zum 1. Januar<br />

2002 ausschließlich auf die Frage<br />

konzentriert, ob die in einer sogenannten<br />

Versetzungsklausel vereinbarten Direktionsrechte<br />

auch bei Anwendung <strong>de</strong>s<br />

Prüfungsmaßstabs <strong>de</strong>r AGB-Inhaltskontrolle<br />

<strong>de</strong>s § 307 Abs 1 Satz 1 BGB zulässig<br />

sind. Die vom Gesetzgeber vorgesehene<br />

Grundregel <strong>de</strong>s § 106 Satz 1 GewO<br />

schien beinahe unbeachtlich. Schließlich<br />

Das Direktionsrecht und seine Grenzen<br />

RECHTSQUELLE<br />

In <strong>de</strong>r Gewerbeordnung (GewO) ist das Weisungs- und Gestaltungsrecht <strong>de</strong>s<br />

Arbeitgebers beschrieben, auch wenn man es dort nicht auf Anhieb vermutet.<br />

§ 106 GewO Weisungsrecht <strong>de</strong>s Arbeitgebers<br />

Der Arbeitgeber kann Inhalt, Ort und Zeit <strong>de</strong>r Arbeitsleistung nach billigem Ermessen<br />

näher bestimmen, soweit diese Arbeitsbedingungen nicht durch <strong>de</strong>n Arbeitsvertrag,<br />

Bestimmungen einer Betriebsvereinbarung, eines anwendbaren Tarifvertrags o<strong>de</strong>r<br />

gesetzliche Vorschriften festgelegt sind. Dies gilt auch hinsichtlich <strong>de</strong>r Ordnung und<br />

<strong>de</strong>s Verhaltens <strong>de</strong>r Arbeitnehmer im Betrieb. Bei <strong>de</strong>r Ausübung <strong>de</strong>s Ermessens hat <strong>de</strong>r<br />

Arbeitgeber auch auf Behin<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>s Arbeitnehmers Rücksicht zu nehmen.<br />

§ 105 GewO Gestaltungsrecht <strong>de</strong>s Arbeitgebers<br />

Arbeitgeber und Arbeitnehmer können Abschluss, Inhalt und Form <strong>de</strong>s Arbeitsvertrags<br />

frei vereinbaren, soweit nicht zwingen<strong>de</strong> gesetzliche Vorschriften, Bestimmungen eines<br />

anwendbaren Tarifvertrags o<strong>de</strong>r einer Betriebsvereinbarung entgegenstehen. Soweit die<br />

Vertragsbedingungen wesentlich sind, richtet sich ihr Nachweis nach <strong>de</strong>n Bestimmungen<br />

<strong>de</strong>s Nachweisgesetzes.<br />

habe <strong>de</strong>r Arbeitgeber sich im Arbeitsvertrag<br />

mit Vereinbarung einer Arbeitsbedingung<br />

abweichend festgelegt und<br />

§ 106 Satz 1 GewO selbstverschul<strong>de</strong>t eingeschränkt.<br />

In seinen Entscheidungen<br />

vom 9. Mai 2006, Az. 9 AZR 424/05 und<br />

13. März 2007, Az. 9 AZR 433/06 ließ<br />

das BAG für eine arbeitsvertragliche<br />

Festlegung einer Arbeitsbedingung bereits<br />

ausreichen, dass eine bestimmte<br />

Arbeitsbedingung im Arbeitsvertrag<br />

benannt war, das heißt schriftlich nie<strong>de</strong>rgelegt<br />

wur<strong>de</strong>. Es spielte noch nicht<br />

einmal eine Rolle, ob <strong>de</strong>r arbeitsvertraglich<br />

vorgesehene Versetzungsvorbehalt<br />

inhaltlich <strong>de</strong>r Vorgabe <strong>de</strong>s Gesetzgebers<br />

in § 106 Satz 1 GewO entsprach. Wer<br />

über die Nie<strong>de</strong>rschrift <strong>de</strong>r Arbeitsbedingungen<br />

im Arbeitsvertrag hinaus Flexibilität<br />

erreichen wollte, musste immer<br />

einen Versetzungsvorbehalt dazu formulieren,<br />

<strong>de</strong>r jedwe<strong>de</strong>r Inhaltskontrolle<br />

standzuhalten hatte.<br />

In seinen jüngeren Entscheidungen<br />

vom 25. August 2010, Az. 10 AZR 275/09<br />

und 19. Januar 2011, Az. 10 AZR 738/09<br />

hat das BAG diesen Fokus <strong>de</strong>utlich verschoben.<br />

Bevor man eine <strong>de</strong>taillierte<br />

AGB-Inhaltskontrolle <strong>de</strong>r arbeitsvertraglich<br />

geregelten Versetzungsklausel<br />

durchführt, müsse erst festgestellt wer<strong>de</strong>n,<br />

ob es dieser Versetzungsklausel<br />

überhaupt bedürfe. Habe <strong>de</strong>r Arbeitgeber<br />

nämlich die in § 106 GewO normierten<br />

Direktionsmöglichkeiten vertraglich<br />

nicht festgehalten, könne er das Direktionsrecht<br />

im Rahmen <strong>de</strong>r bestehen<strong>de</strong>n<br />

gesetzlichen Grenzen weiterhin vollumfänglich<br />

aus üben. Das Weisungsrecht<br />

besteht in <strong>de</strong>n Grenzen <strong>de</strong>r arbeitsvertraglichen<br />

Vereinbarungen. Je weiter diese<br />

Vereinbarungen gefasst sind, <strong>de</strong>sto<br />

weiter geht auch das Direktionsrecht.<br />

Vertragliche Vermeidungsstrategie<br />

Daher wird bei <strong>de</strong>r zukünftigen Gestaltung<br />

eines Arbeitsvertrags primär<br />

darauf zu achten sein, die arbeitsvertragliche<br />

Festlegung auf Zeit, Ort und Inhalt<br />

<strong>de</strong>s Arbeitsverhältnisses weitgehend zu<br />

vermei<strong>de</strong>n. Statt<strong>de</strong>ssen sollte <strong>de</strong>r Arbeitgeber<br />

<strong>de</strong>utlich zum Ausdruck bringen,<br />

dass er sein ihm kraft <strong>de</strong>s Arbeitsvertrags<br />

zustehen<strong>de</strong>s Direktionsrecht vorerst<br />

und nur vorübergehend ausübt,<br />

beziehungsweise nur die aktuellen Arbeitsbedingungen<br />

entsprechend <strong>de</strong>n Anfor<strong>de</strong>rungen<br />

<strong>de</strong>s NachwG nie<strong>de</strong>rlegt.<br />

Damit wahrt <strong>de</strong>r Arbeitgeber das gesetzliche<br />

Transparenzgebot (§ 307 Abs.<br />

1 Satz 2 BGB) und das Verbot überraschen<strong>de</strong>r<br />

Klauseln (§ 305 c Abs. 1 BGB).<br />

Wichtig ist dies vor allem bei <strong>de</strong>r Bestimmung<br />

<strong>de</strong>s Einsatzorts. Hier sollte <strong>de</strong>m<br />

Arbeitnehmer ver<strong>de</strong>utlicht wer<strong>de</strong>n, dass<br />

keine vertragliche Beschränkung auf einen<br />

bestimmten Arbeitsort gewollt ist.<br />

Auf die Wirksamkeit eines zusätzlichen<br />

Versetzungsvorbehalts kommt es nach<br />

<strong>de</strong>m BAG bei Nichtbestehen einer vertraglichen<br />

Einschränkung <strong>de</strong>s § 106 Satz<br />

1 GewO nicht an.<br />

Die Nachteile vertraglicher Festlegung<br />

Kommt man bei Auslegung <strong>de</strong>s Arbeitsvertrags<br />

hingegen zu <strong>de</strong>m Ergebnis,<br />

dass die Parteien eine Arbeitsvertragsbestimmung<br />

nicht nur vorübergehend<br />

06 / 12 personalmagazin


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72<br />

VERTRAGSRECHT<br />

nie<strong>de</strong>rlegen, son<strong>de</strong>rn verbindlich festlegen<br />

wollten, ist <strong>de</strong>r Arbeitgeber an diese<br />

vertragliche Festlegung auch künftig<br />

gebun<strong>de</strong>n. Sein Weisungsrecht kann<br />

nur noch innerhalb dieser vertraglichen<br />

Festlegung ausgeübt wer<strong>de</strong>n. Dies lässt<br />

sich plausibel anhand <strong>de</strong>r im Arbeitsvertrag<br />

vereinbarten beruflichen Tätigkeit<br />

erläutern: Beschreibt <strong>de</strong>r Vertrag ausdrücklich<br />

ein bestimmtes Berufsbild,<br />

können jedwe<strong>de</strong> nach <strong>de</strong>r Verkehrsanschauung<br />

vom Berufsbild mit umfassten<br />

Aufgaben im Rahmen von § 106 Satz 1<br />

GewO zugewiesen wer<strong>de</strong>n. Daraus folgt<br />

auch: Wählt <strong>de</strong>r Arbeitgeber eine weite<br />

Tätigkeits<strong>de</strong>finition, hat er sich das Weisungsrecht<br />

innerhalb dieser Tätigkeit<br />

vollumfänglich aufrechterhalten.<br />

Versetzungsklausel notwendig?<br />

Spätestens wenn <strong>de</strong>r Arbeitgeber aber<br />

eine Versetzungsklausel aufnimmt, um<br />

eine arbeitsvertragliche Festlegung zu<br />

entkräften, lan<strong>de</strong>t er unweigerlich in <strong>de</strong>r<br />

mühsamen AGB-Inhaltskontrolle. Dies<br />

wäre beispielsweise immer bei einer gewünschten<br />

konzernweiten Versetzungsmöglichkeit<br />

<strong>de</strong>r Fall. Erst an dieser Stelle<br />

stellt sich also die Frage, inwieweit man<br />

eine – vertragliche o<strong>de</strong>r gesetzliche –<br />

Begrenzung <strong>de</strong>s Direktionsrechts durch<br />

eine sogenannten Versetzungsklausel,<br />

die <strong>de</strong>n Anfor<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r §§ 305 ff.<br />

BGB standhalten muss, wirksam erweitern<br />

kann.<br />

Nach § 307 Abs. 2 Nr. 1 BGB ist eine<br />

unangemessene Benachteiligung im<br />

Zweifel anzunehmen, wenn eine Bestimmung<br />

mit <strong>de</strong>n wesentlichen Grundgedanken<br />

<strong>de</strong>r gesetzlichen Regelung, von <strong>de</strong>r<br />

abgewichen wird, nicht zu vereinbaren<br />

ist. Behält sich <strong>de</strong>r Arbeitgeber beispielsweise<br />

vor, einseitig die vertraglich vereinbarte<br />

Tätigkeit unter Einbeziehung<br />

geringerwertiger Tätigkeiten än<strong>de</strong>rn zu<br />

können, scheitert seine Klausel.<br />

Nach vorzugswürdiger Ansicht setzt<br />

eine wirksame Versetzungsklausel zum<br />

Glück nicht voraus, dass in <strong>de</strong>r Klausel<br />

die möglichen Grün<strong>de</strong> für eine Versetzung<br />

genannt sind. Ob auf Arbeitgeber-<br />

seite ein Grund für eine Versetzung<br />

besteht, <strong>de</strong>r die Interessen <strong>de</strong>s Arbeitnehmers<br />

überwiegt, bleibt eine Frage<br />

<strong>de</strong>r Ausübungskontrolle. Das Transparenzgebot<br />

<strong>de</strong>s § 307 Abs. 1 Satz 2 BGB<br />

for<strong>de</strong>rt auch nicht, alle Konkretisierungen<br />

<strong>de</strong>r Arbeitspflicht vorsorglich zu<br />

regeln. Arbeitsverhältnisse entwickeln<br />

sich fließend, ebenso wie die nach <strong>de</strong>r<br />

Verkehrsanschauung zu einem Berufsbild<br />

gehören<strong>de</strong>n Aufgaben.<br />

MUSTERFORMULIERUNG<br />

Ort und Tätigkeit flexibel halten<br />

Durch kluge vertragliche Formulierungen kann <strong>de</strong>r Arbeitgeber sowohl <strong>de</strong>m Nachweisgesetz<br />

Genüge tun als auch sein Direktionsrecht sichern.<br />

Grundformulierung:<br />

Der Arbeitgeber kann gemäß § 106 GewO <strong>de</strong>n Ort <strong>de</strong>r Arbeitsleistung nach billigem Ermessen<br />

näher bestimmen, soweit diese Arbeitsbedingungen nicht durch <strong>de</strong>n Arbeitsvertrag,<br />

Bestimmungen einer Betriebsvereinbarung, eines anwendbaren Tarifvertrags o<strong>de</strong>r<br />

gesetzliche Vorschriften festgelegt sind.<br />

„Dem Arbeitnehmer wird durch <strong>de</strong>n Arbeitgeber zunächst <strong>de</strong>r Arbeitsort Berlin zugewiesen.<br />

Eine dauerhafte arbeitsvertragliche Festlegung liegt darin nicht. Das Recht <strong>de</strong>s<br />

Arbeitgebers, <strong>de</strong>m Arbeitnehmer einen an<strong>de</strong>ren Arbeitsort zuzuweisen, wird auch durch<br />

eine lang andauern<strong>de</strong> Verwendung an <strong>de</strong>mselben Arbeitsort nicht eingeschränkt.“<br />

Tätigkeitserweiternd<br />

„Der Arbeitgeber ist berechtigt, <strong>de</strong>m Arbeitnehmer aus betrieblichen Grün<strong>de</strong>n unter<br />

Wahrung <strong>de</strong>r Interessen <strong>de</strong>s Arbeitnehmers eine an<strong>de</strong>re gleichwertige Tätigkeit o<strong>de</strong>r ein<br />

an<strong>de</strong>res Arbeitsgebiet zu übertragen, soweit dies <strong>de</strong>n Fähigkeiten und Kenntnissen <strong>de</strong>s<br />

Arbeitnehmers entspricht.“<br />

Konzernabordnung<br />

„Der Arbeitnehmer ist verpflichtet, vorübergehend auch gleichwertige Tätigkeiten, die<br />

seinen Fähigkeiten und Kenntnissen entsprechen, in einem an<strong>de</strong>ren zur (…)-Gruppe<br />

gehören<strong>de</strong>n Unternehmen zu erbringen. Eine solche Abordnung hat auf die Vergütung<br />

keinen Einfluss.“<br />

Festlegung kann auch von Vorteil sein<br />

Es gibt im Übrigen auch gewichtige Argumente<br />

für <strong>de</strong>n Arbeitgeber, sich vertraglich<br />

festzulegen und bewusst auf einen<br />

weiten Spielraum im Direktionsrecht zu<br />

verzichten. Denn eine hohe Flexibilität<br />

<strong>de</strong>r Einsatzmöglichkeiten kann an an<strong>de</strong>rer<br />

Stelle einen hohen Preis haben. Spätestens<br />

bei einer Personalreduzierung<br />

und entsprechen<strong>de</strong>n betriebsbedingten<br />

Kündigungen zeigt sich die Kehrseite<br />

<strong>de</strong>r Medaille. Die mögliche Anzahl von<br />

Stellen, die <strong>de</strong>m Arbeitnehmer kraft Ausübung<br />

<strong>de</strong>s Direktionsrechts zugewiesen<br />

wer<strong>de</strong>n können, ist nämlich die Basis<br />

<strong>de</strong>r vergleichbaren Tätigkeiten bei <strong>de</strong>r<br />

Sozialauswahl. Genau diese erschwert<br />

man daher bei <strong>de</strong>r hohen Flexibilität <strong>de</strong>r<br />

Einsatzmöglichkeiten.<br />

Dr. Martin Römermann<br />

Partner bei SKW<br />

Schwarz Rechtsanwälte<br />

in Berlin<br />

personalmagazin 06 / 12


RECHT<br />

UNFALLVERSICHERUNG<br />

73<br />

Kein Grund zum Lügen<br />

bei Arbeitsunfällen<br />

KOLUMNE. Wo gehobelt wird, fallen Späne. Daher<br />

wird bei Arbeitsunfällen nicht nach <strong>de</strong>m Schuldigen<br />

gesucht. Das dient auch <strong>de</strong>m Betriebsfrie<strong>de</strong>n.<br />

Legen Sie Ihren<br />

Mitarbeitern<br />

ans Herz, bei<br />

<strong>de</strong>r Wahrheit zu<br />

bleiben.<br />

Liebe Personalexperten, haben Sie sich auch<br />

schon mal über merkwürdige Unfallmeldungen<br />

Ihrer Mitarbeiter gewun<strong>de</strong>rt? Beson<strong>de</strong>rs dann,<br />

wenn mitunter gera<strong>de</strong>zu hanebüchene Unfallabläufe<br />

zu Protokoll gegeben wer<strong>de</strong>n? So wur<strong>de</strong> mir<br />

kürzlich folgen<strong>de</strong>r Fall berichtet: Ein Bauarbeiter<br />

erklärte seinen Arbeitsunfall damit, dass ihm<br />

ein Insekt in <strong>de</strong>n Schuh gekrochen sei. Als er<br />

diesen daraufhin panisch auszog, habe sich just<br />

in diesem Augenblick ein Steinbrocken von <strong>de</strong>r<br />

Fassa<strong>de</strong> gelöst und sei ihm auf <strong>de</strong>n entblößten<br />

Zeh gefallen.<br />

Sie ahnen es: In Wirklichkeit hatte sich die<br />

Geschichte ganz an<strong>de</strong>rs abgespielt. Der Arbeitnehmer<br />

hatte nicht die von <strong>de</strong>r Berufsgenossenschaft<br />

vorgeschriebenen Sicherheitsschuhe an,<br />

und <strong>de</strong>r Stein war in Wirklichkeit ein Putzhammer,<br />

<strong>de</strong>r von einem Arbeitskollegen fahrlässigerweise<br />

vom Gerüst gestoßen wur<strong>de</strong>. „Keiner sagt,<br />

wie es wirklich passiert ist!“ So dürfte wohl<br />

die Absprache zwischen <strong>de</strong>n Arbeitskollegen<br />

gelautet haben. Die betroffenen Mitarbeiter<br />

hatten die Befürchtung, dass die Versicherung<br />

Probleme machen könnte, sollte die Wahrheit<br />

herauskommen.<br />

Allerdings ist im Recht <strong>de</strong>r gesetzlichen<br />

Unfallversicherung alles an<strong>de</strong>rs. Hier ist zunächst<br />

zu beachten, dass ein Verstoß gegen Sicherheitsvorschriften,<br />

auch wenn er noch so offensichtlich<br />

ist und ohne ihn die Verletzungen nicht aufgetreten<br />

wären, keine Min<strong>de</strong>rung, geschweige <strong>de</strong>nn einen<br />

Ausschluss von <strong>de</strong>r Versicherungsleistung nach sich<br />

Bei <strong>de</strong>r<br />

Entgeltabrechnung<br />

setze ich auf ADP.<br />

zieht. Dafür sorgt die Vorschrift <strong>de</strong>s § 7 Abs. 2 SGB<br />

VII, in <strong>de</strong>m lapidar geregelt ist: „Verbotswidriges<br />

Han<strong>de</strong>ln schließt einen Versicherungsfall nicht<br />

aus.“ Noch wichtiger ist jedoch die Vorschrift <strong>de</strong>s<br />

§ 105 SGB VII, die das normale zivilrechtliche<br />

Haftungsrecht dann ausschließt, wenn eine<br />

Verletzung auf ein fahrlässiges Han<strong>de</strong>ln eines<br />

Arbeitskollegen o<strong>de</strong>r auch <strong>de</strong>s Arbeitgebers<br />

zurückzuführen ist. Diese spezielle Enthaftungsregelung<br />

dient <strong>de</strong>m Betriebsfrie<strong>de</strong>n und verhin<strong>de</strong>rt,<br />

dass nach Arbeitsunfällen von <strong>de</strong>n Verletzten o<strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>n einstehen<strong>de</strong>n Versicherungen <strong>de</strong>r „Schuldige“<br />

gesucht und bei ihm Regress genommen wird.<br />

Übrigens: Auch die im normalen Haftungsrecht<br />

gängigen Schmerzensgeldzahlungen sind<br />

aufgrund dieses beson<strong>de</strong>ren Haftungsrechts bei<br />

Arbeitsunfällen kein Thema.<br />

Sie sollten daher Ihren Mitarbeitern, beispielsweise<br />

im Rahmen einer Betriebsversammlung,<br />

ans Herz legen, bei Arbeitsunfällen bei <strong>de</strong>r<br />

Wahrheit zu bleiben. Die Sorge, keinen Versicherungsschutz<br />

zu bekommen, ist unbegrün<strong>de</strong>t.<br />

Niemand muss abenteuerliche Geschichten zum<br />

angeblichen Unfallverlauf erfin<strong>de</strong>n.<br />

Recht hätten die Mitarbeiter mit ihrer Befürchtung,<br />

wenn sich das Ganze im privaten Leben<br />

abgespielt hätte. Hier wäre <strong>de</strong>m Verletzten eine<br />

Obliegenheitsverletzung wegen seiner fehlen<strong>de</strong>n<br />

Sicherheitsschuhe zum Vorwurf gemacht wor<strong>de</strong>n<br />

und <strong>de</strong>m Arbeitskollegen hätte ein Regress<br />

gedroht, da er nach § 823 BGB einen an<strong>de</strong>ren<br />

Menschen verletzt hat.<br />

Alle Gute und bis zum nächsten Mal.<br />

Thomas Muschiol<br />

leitet das Ressort Recht im<br />

Personalmagazin.<br />

HR.Payroll.Benefits.<br />

www.<strong>de</strong>.adp.com<br />

06 / 12 personalmagazin


Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an daniela.furkel@personalmagazin.<strong>de</strong><br />

74 SELF SERVICE<br />

HR Business Phrases<br />

8 GOLDENE REGELN<br />

„external recruitment“<br />

Geht es um die Rekrutierung für internationale Abteilungen, müssen Sie zunächst<br />

<strong>de</strong>n konkreten Personalbedarf („the <strong>de</strong>partment needs someone to fill the<br />

position of …“) und die benötigten Fähigkeiten („skills required“) klären. Prüfen<br />

Sie, ob ein bestehen<strong>de</strong>r Mitarbeiter („current employee“) infrage kommt, bevor<br />

Sie die externe Personalbeschaffung („external recruitment“) anstoßen. Erstellen<br />

Sie eine Arbeitsplatzbeschreibung („create the job <strong>de</strong>scription“) und bereiten Sie<br />

<strong>de</strong>n Prozess vor („prepare the workflow“). Schließlich sollten Sie die Nutzung aller<br />

Beschaffungswege optimieren („optimise the use of all recruitment channels“).<br />

An dieser Stelle stellt Ihnen das Personalmagazin hilfreiche Re<strong>de</strong>wendungen aus <strong>de</strong>m Englischen<br />

vor. Diese sind <strong>de</strong>m <strong>Haufe</strong> Praxisratgeber „Business English für Personaler“ entnommen.<br />

www.business-english.<strong>de</strong>/personalmodul<br />

Vergütungs-Check:<br />

Das verdienen Personalberater<br />

Die Gehälter <strong>de</strong>r wichtigsten Tätigkeitsfel<strong>de</strong>r im Personalwesen stellt das<br />

Personalmagazin in Zusammenarbeit mit <strong>de</strong>m Gehaltsexperten Personalmarkt<br />

Services in je<strong>de</strong>r Ausgabe vor. Im Internet fin<strong>de</strong>n Sie eine<br />

Auflistung <strong>de</strong>r Gehälter mit Prämien und Zusatzleis tungen sowie ein Tool, mit<br />

<strong>de</strong>m Sie Ihr eigenes Gehalt prüfen können. www.personalmagazin.<strong>de</strong>/gehalt<br />

Personalberatung<br />

Firmengröße (in Mitarbeiter) Q1 Median Q3<br />

< 21 37.400 € 46.702 € 58.634 €<br />

21–50 37.429 € 45.985 € 61.697 €<br />

51–100 39.570 € 45.726 € 62.936 €<br />

100–1.000 42.681 € 49.810 € 63.567 €<br />

> 1.000 53.355 € 68.851 € 85.357 €<br />

ÜBERSICHT<br />

Sept.: Personalentwickler<br />

Okt.: Fachlicher Trainer<br />

Nov.: Persönlichkeitstrainer<br />

Dez.: Syndikus<br />

Jan.: Lohn und Gehalt<br />

Feb.: Personalmarketing<br />

März: Personalleiter<br />

April: Personalreferent<br />

Mai: Personalsachbearbeiter<br />

Juni: Personalberater<br />

Juli: Personaldisponent<br />

Aug.: Branchenvergleich<br />

Q3: oberes Quartil (25 Prozent aller Personen mit dieser Funktion verdienen mehr)<br />

Q1: unteres Quartil (25 Prozent unterschreiten diesen Betrag). Verän<strong>de</strong>rungen gegenüber<br />

<strong>de</strong>m Vorjahr (über alle Firmengrößen): plus 2,2 Prozent. Quelle: Personalmarkt, 2012<br />

Projektmanagement<br />

Die Anzahl <strong>de</strong>r Projekte steigt laufend,<br />

aber viele verlaufen nicht optimal. Die<br />

Experten <strong>de</strong>r Isgatec Aka<strong>de</strong>mie haben<br />

folgen<strong>de</strong> Regeln für ein erfolgreiches<br />

Projektmanagement erarbeitet:<br />

EINS Klären Sie Ihre Aufträge. Die Aufträge<br />

müssen klar herausgearbeitet und mit<br />

<strong>de</strong>m Auftraggeber abgestimmt wer<strong>de</strong>n.<br />

ZWEI Sichern Sie sich Unterstützung.<br />

Projekte brauchen Promotoren, sonst<br />

können sie keine Kraft entfalten.<br />

DREI Klären Sie Konflikte. Schweben<strong>de</strong><br />

Konflikte behin<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>n Projekterfolg.<br />

Dabei sollten Sie Bedürfnisse und<br />

Interessen von Projektbeteiligten o<strong>de</strong>r<br />

Betroffenen hinterfragen. Denn oft<br />

fin<strong>de</strong>n Sie Ursachen für einen Konflikt<br />

auf einer an<strong>de</strong>ren Ebene.<br />

VIER Stellen Sie Klarheit bei <strong>de</strong>n Rollen<br />

her. Die Kompetenzen, Verantwortlichkeiten<br />

und Aufgaben müssen klar<br />

<strong>de</strong>finiert und wahrgenommen wer<strong>de</strong>n.<br />

Unklarheit, mangeln<strong>de</strong> Führung und<br />

fehlen<strong>de</strong>s Rollenbewusstsein können zur<br />

Stagnation o<strong>de</strong>r zum Scheitern führen.<br />

FÜNF Erkennen Sie Hierarchien an. Es<br />

ist sinnvoll, sich die Unterstützung <strong>de</strong>r<br />

eigenen Vorgesetzten zu sichern.<br />

SECHS Üben Sie Wertschätzung. Nachvollziehbares<br />

Lob bewirkt Engagement.<br />

SIEBEN Nutzen Sie Kompetenzen. Kompetenzen<br />

und Fähigkeiten sind notwendige<br />

Ressourcen, die sinnvoll eingesetzt wer<strong>de</strong>n<br />

sollten. Ist jemand für seine Aufgabe<br />

jedoch nicht ausreichend befähigt, so<br />

erzeugt das Wi<strong>de</strong>rstän<strong>de</strong>.<br />

ACHT Denken Sie an <strong>de</strong>n Kun<strong>de</strong>n. Die<br />

Nutzer <strong>de</strong>s Projekts wollen volle Aufmerksamkeit<br />

und kompetente Ansprechpartner,<br />

interne Prozesse interessieren sie nicht.<br />

personalmagazin 06 / 12


PERSÖNLICH<br />

SELF SERVICE<br />

75<br />

Ein <strong>de</strong>utliches Plus an Inseraten<br />

Um gut 5.000 Offerten hat die Nachfrage nach Personalexperten seit<br />

En<strong>de</strong> 2011 zugelegt. Zählte <strong>de</strong>r HR-Stix im vierten Quartal 2011 noch<br />

knapp 33.500 Inserate, waren es im ersten Quartal 2012 weit über<br />

38.500 Anzeigen. Somit zeigt <strong>de</strong>r HR-Stix, für <strong>de</strong>n das Personalberatungsnetzwerk<br />

Personal Total in Zusammenarbeit mit <strong>de</strong>m Personalmagazin kontinuierlich<br />

77 Print- und Online-Stellenmärkte auswertet: Personalprofis sind so<br />

gefragt wie nie. Seit Mitte 2009 steigt die Zahl <strong>de</strong>r ausgeschriebenen Stellen<br />

kontinuierlich an. Den <strong>de</strong>taillierten HR-Stix fin<strong>de</strong>n Sie unter<br />

HR-Stix<br />

40.000<br />

35.000<br />

30.000<br />

25.000<br />

20.000<br />

15.000<br />

10.000<br />

11.785<br />

III/‘09<br />

12.177<br />

IV/‘09<br />

14.736<br />

I/‘10<br />

15.476<br />

II/‘10<br />

17.381<br />

III/‘10<br />

24.995<br />

www.haufe.<strong>de</strong>/personal<br />

Seit Mitte 2009 steigt <strong>de</strong>r Bedarf an Personalexperten fast kontinuierlich an. Nun wur<strong>de</strong><br />

ein neuer Spitzenwert erreicht. Quelle: In<strong>de</strong>x, im Auftrag von Personal Total, 2012<br />

Leitfä<strong>de</strong>n für die eigene Weiterbildung<br />

Für die Karriere wird Weiterbildung immer wichtiger. Doch wie ist das<br />

Lernen neben Beruf und Familie zu schaffen und wie lässt sich dies<br />

finanzieren? Diese Fragen stellen sich auch Personaler, wenn es um ihre<br />

eigene Weiterbildung geht. Die Stiftung Warentest hat zwei neue Leitfä<strong>de</strong>n veröffentlicht,<br />

um die Fragen zu beantworten. Im Leitfa<strong>de</strong>n „Fernunterricht“ gibt<br />

sie einen Überblick zu <strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>nen Zertifikaten. Der Leitfa<strong>de</strong>n „Weiterbildung<br />

finanzieren“ gibt Tipps für För<strong>de</strong>rmöglichkeiten.<br />

www.test.<strong>de</strong><br />

IV/‘10<br />

25.490<br />

I/‘11<br />

29.561<br />

II/‘11<br />

33.418<br />

III/‘11<br />

32.966<br />

IV/‘11<br />

38.731<br />

I/‘12<br />

Souverän verhalten<br />

Personalentwicklungsgespräche<br />

wie auch Gespräche zur Leistungsbeurteilung<br />

sind nicht nur<br />

eine Aufgabe <strong>de</strong>r Personalabteilung, HR-<br />

Experten sollten auch selbst ein solches<br />

Gespräch mit ihren Vorgesetzten führen.<br />

Und wenn sie plötzlich selbst auf <strong>de</strong>r<br />

Teilnehmerseite sitzen, sieht die Situation<br />

meist ganz an<strong>de</strong>rs aus. Till Rodheudt,<br />

Managing Director von Robert Walters<br />

Germany, gibt Tipps für das Verhalten<br />

im Gespräch.<br />

Erstens: Bereiten Sie sich gut vor,<br />

dann wer<strong>de</strong>n Sie selbstbewusster ins<br />

Gespräch gehen. Notieren Sie sich hierfür<br />

Beispiele erfolgreich absolvierter<br />

Projekte und Leistungen, die Sie im vergangenen<br />

Jahr bewiesen haben.<br />

Zweitens: Denken Sie darüber nach,<br />

was Sie in <strong>de</strong>n nächsten Jahren erreichen<br />

wollen und wie Ihr aktueller Arbeitgeber<br />

Sie darin unterstützen kann.<br />

Nehmen Sie sich die Zeit, über mögliche<br />

zusätzliche Qualifikationen, an <strong>de</strong>nen<br />

Sie interessiert sind, nachzu<strong>de</strong>nken.<br />

Drittens: Seien Sie darauf vorbereitet,<br />

dass Ihr Arbeitgeber möglicherweise<br />

nicht dazu in <strong>de</strong>r Lage sein wird, all Ihre<br />

For<strong>de</strong>rungen zu erfüllen, und <strong>de</strong>nken<br />

Sie darüber nach, was Sie bereit sind zu<br />

akzeptieren. Erwägen Sie Kompromisse,<br />

die eine Win-Win-Situation für bei<strong>de</strong> Seiten<br />

bewirken.<br />

Viertens: Sagen Sie Ihre Meinung.<br />

Wenn Sie I<strong>de</strong>en haben, die Ihre Rolle,<br />

das Team o<strong>de</strong>r einen bestimmten Prozess<br />

im Unternehmen verbessern können,<br />

dann ist dies die Chance, Ihre Meinung<br />

zu äußern. Sie sollten diese Gelegenheit<br />

nutzen, Ihr Interesse an mehr Verantwortungsübernahme<br />

auszudrücken<br />

– dies ist ein sicherer Weg, um Ihr Engagement<br />

für das Unternehmen zu zeigen.<br />

Fünftens: Bleiben Sie sachlich. Vermei<strong>de</strong>n<br />

Sie eine emotionale Sprache. Fokussieren<br />

Sie sich auf sachliche Grün<strong>de</strong>,<br />

warum Sie für eine Gehaltserhöhung<br />

o<strong>de</strong>r eine Beför<strong>de</strong>rung berücksichtigt<br />

wer<strong>de</strong>n sollten. www.robertwalters.com<br />

06 / 12 personalmagazin


Schreiben Sie uns an: redaktion@personalmagazin.<strong>de</strong><br />

76 JOBFITNESS<br />

HR-Netzwerke<br />

HR Lounge Stuttgart<br />

Ansprechpartner: Tjalf Nienaber<br />

E-Mail: tjalf@nienaber.<strong>de</strong><br />

Insgesamt 1.144 Mitglie<strong>de</strong>r aus <strong>de</strong>m Einzugsbereich<br />

rund um die ba<strong>de</strong>n-württembergische<br />

Lan<strong>de</strong>shauptstadt zählt <strong>de</strong>rzeit die HR Lounge<br />

Stuttgart. Obwohl das HR-Netzwerk erst im Dezember<br />

2011 gegrün<strong>de</strong>t wur<strong>de</strong>, hat es schon die<br />

ersten persönlichen Zusammenkünfte mit guter<br />

Resonanz gegeben. Künftige Treffen wer<strong>de</strong>n im<br />

Abstand von ein bis zwei Monaten in <strong>de</strong>r Region<br />

angeboten. Zusätzlich fin<strong>de</strong>n im Internet über<br />

die Xing-Gruppe virtuelle Zusammenkünfte statt<br />

(www.xing.com/net/hrstuttgart). Die Teilnehmer<br />

können auch regelmäßig an Webinaren zu<br />

speziellen HR- und Führungsthemen teilnehmen,<br />

die unter an<strong>de</strong>rem <strong>de</strong>r Führungskräfteentwickler<br />

Michael Kohlhaas organisiert. Die persönlichen<br />

Treffen kennzeichnen sich durch Workshops zu<br />

aktuellen Themen und ein lockeres Netzwerken.<br />

Ihre Zielsetzung liegt in erster Linie auf <strong>de</strong>m<br />

regionalen Austausch. Die Beson<strong>de</strong>rheit <strong>de</strong>s<br />

Netzwerks ist, dass es sowohl offline als auch<br />

online aktiv ist. Die Teilnahme ist kostenfrei,<br />

lediglich eine Xing-Mitgliedschaft ist erfor<strong>de</strong>rlich.<br />

Die Region um Stuttgart ist das Einzugsgebiet<br />

<strong>de</strong>r HR Lounge Stuttgart.<br />

Unterhalten auch Sie einen nicht kommerziellen<br />

Personaler-Treff und sind offen für neue<br />

Mitglie<strong>de</strong>r? Dann schreiben Sie an redaktion@<br />

personalmagazin.<strong>de</strong>, Stichwort „HR-Netze“.<br />

Wer sich weiterbil<strong>de</strong>n will, hat gute Chancen auf Unterstützung im Unternehmen.<br />

Aktiv für die Qualifizierung<br />

Dass Weiterbildung und regelmäßiges Lernen sich auf Karriere und<br />

Gehaltsentwicklung positiv auswirken, ist inzwischen durch einige<br />

Studien bestätigt. Nun hat eine Forsa-Umfrage im Auftrag <strong>de</strong>r<br />

Fernschule ILS herausgefun<strong>de</strong>n, dass im Unternehmen aktive Weiterbildungsvorschläge<br />

<strong>de</strong>r Beschäftigten gefragt sind. Das gilt auch für die Personalprofis<br />

selbst: Wer Eigeninitiative zeigt und entsprechen<strong>de</strong> Fortbildungen<br />

bei seinen Vorgesetzten offensiv anfragt, hat gute Chancen auf Unterstützung.<br />

96 Prozent <strong>de</strong>r befragten Personalchefs begrüßen selbstständige<br />

Weiterbildungsvorschläge ihrer Mitarbeiter und nur drei Prozent möchten<br />

keine individuellen Fortbildungsvorschläge bekommen. www.ils.<strong>de</strong><br />

Weiterbildung für Personalprofis<br />

COACHEN. Coaching-Metho<strong>de</strong>n beherrschen,<br />

Prozesse gestalten und<br />

mit Konflikten umgehen – all das<br />

vermittelt die Coaching-Ausbildung<br />

von Comteam. Diese ist aufgeteilt<br />

in fünf Kernkompetenzseminare<br />

(beraten und coachen, Auftragsklärung,<br />

Verhalten wahrnehmen und<br />

reflektieren, Mediation, Macht und<br />

Verantwortung) und drei Aufbaumodule.<br />

www.comteam-ag.<strong>de</strong><br />

KOMMUNIZIEREN. Personalmanager<br />

sehen sich immer wie<strong>de</strong>r herausfor<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>n<br />

Gesprächssituationen<br />

gegenüber. Dann gilt es, nicht nur<br />

das Gesprächsziel im Auge zu behalten,<br />

son<strong>de</strong>rn auch die Wertschätzung<br />

gegenüber <strong>de</strong>n Mitarbeitern.<br />

Wie dies möglich ist, vermittelt<br />

das Zweitagesseminar „In sieben<br />

Schritten zum erfolgreichen Mitarbeitergespräch“<br />

am 25. Oktober in<br />

Mannheim.<br />

www.isgatec.com<br />

ENTWICKELN. Wie sie Entwicklungsprozesse<br />

im Unternehmen aktiv<br />

gestalten und die Personalentwicklung<br />

mit <strong>de</strong>r Strategie vereinbaren,<br />

lernen die Teilnehmer <strong>de</strong>s Zweitagesseminars<br />

„Strategische Personalentwicklung“.<br />

Die Referenten<br />

vermitteln typische Aktionsfel<strong>de</strong>r<br />

und Instrumente und erläutern<br />

Maßnahmen zur Erfolgsmessung<br />

und Transfersicherung. Das Seminar<br />

fin<strong>de</strong>t vom 1. bis 2. Oktober in<br />

Münsing statt. www.die-aka<strong>de</strong>mie.<strong>de</strong><br />

personalmagazin 06 / 12


PERSÖNLICH<br />

TERMINE<br />

77<br />

Termine von Juli bis September<br />

Messen und Kongresse<br />

3. DGFP-FACHTAGUNG<br />

PERSONALDIAGNOSTIK<br />

ZUKUNFT PERSONAL 2012<br />

Persönliche Kompetenzen<br />

DIE FÜHRUNGSKRAFT ALS<br />

MEDIATOR<br />

Vermitteln<strong>de</strong> Konfl iktkompetenz<br />

zur Streitschlichtung<br />

16. und 17. August,<br />

Hamburg<br />

25. bis 27. September,<br />

Köln<br />

4. bis 6. Juli,<br />

München<br />

Deutsche Gesellschaft für<br />

Personalfürung e.V. (DGFP)<br />

Tel. 02 11 / 5 97 80<br />

www.dgfp.<strong>de</strong><br />

Spring Messe Management<br />

Tel. 06 21 / 70 01 90<br />

www.zukunft-personal.<strong>de</strong><br />

Die Aka<strong>de</strong>mie für Führungskräfte<br />

Tel. 0 75 51 / 9 36 81 85<br />

www.die-aka<strong>de</strong>mie.<strong>de</strong><br />

Top-Termin<br />

Messe Zukunft<br />

Personal 2012<br />

Zum 13. Mal öffnet die Zukunft Personal vom<br />

25. bis 27. September wie<strong>de</strong>r ihre Tore auf <strong>de</strong>m<br />

Gelän<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Kölnmesse. Der Veranstalter Spring<br />

Messe Management verspricht <strong>de</strong>n Besuchern<br />

neben <strong>de</strong>n zahlreichen Ausstellern wie<strong>de</strong>r<br />

spannen<strong>de</strong> Praxisforen und Keynotes. Außer<strong>de</strong>m<br />

wer<strong>de</strong>n einige Preise – darunter auch <strong>de</strong>r HR<br />

Next Generation Award – verliehen.<br />

Tel. 06 21 / 70 01 90, www.zukunft-personal.<strong>de</strong><br />

KOMPLEXITÄT REDUZIEREN<br />

5. und 6. Juli,<br />

Euroforum<br />

UND VERMITTELN<br />

Schwierige Sachverhalte<br />

Düsseldorf<br />

Tel. 02 11 / 96 86 36 36<br />

www.euroforum.<strong>de</strong>/komplexitaet<br />

prägnant, kurz und klar<br />

ANZEIGE<br />

präsentieren<br />

ENTSCHEIDUNGSFINDUNG<br />

20. und 21. August,<br />

Management-Institut<br />

Münster<br />

Dr. A. Kitzmann<br />

Tel. 02 51 / 20 20 50<br />

www.kitzmann.biz<br />

PSYCHISCHE ERKRANKUNGEN<br />

IN DER ARBEITSWELT<br />

Schnittstelle zwischen<br />

Arbeitsschutz und Psychotherapie<br />

20. und 21. September,<br />

Dres<strong>de</strong>n<br />

Institut für Arbeit und Gesundheitsschutz<br />

<strong>de</strong>r Deutschen Gesetzlichen<br />

Unfallversicherung<br />

Tel. 03 51 / 4 57 16 12<br />

www.dguv.<strong>de</strong>/iag<br />

2. ARBEITSRECHTSTAG DÜSSELDORF: FÜHRENDE EXPERTEN<br />

AUS RICHTER- UND ANWALTSCHAFT IN EINEM SEMINAR<br />

Dienstag, 26. Juni 2012, Ama<strong>de</strong>us FiRe,<br />

Düsseldorf, www.ama<strong>de</strong>us-fire.<strong>de</strong>/arbeitsrechtstag<br />

WIE GEHE ICH GEKONNT MIT<br />

26. und 27. September,<br />

Isgatec Aka<strong>de</strong>mie<br />

MEINEN KONFLIKTEN UM?<br />

Mannheim<br />

Tel. 06 21 / 71 76 88 80<br />

www.isgatec.com<br />

Personal-Fachthemen<br />

PERSONALENTWICKLUNG<br />

MIT WENIGEN RESSOURCEN<br />

ERFOLGREICH MANAGEN<br />

GRUNDLAGEN DES ARBEITS-<br />

UND BETRIEBS-<br />

3. und 4. Juli,<br />

Ostfil<strong>de</strong>rn<br />

9. bis 13. Juli,<br />

Feldafing /Starnberger<br />

Technische Aka<strong>de</strong>mie Esslingen<br />

Tel. 07 11 / 3 40 08 10<br />

www.tae.<strong>de</strong><br />

<strong>Haufe</strong> Aka<strong>de</strong>mie<br />

Tel. 07 61 / 8 98 44 22<br />

ZUKUNFT PERSONAL 2012<br />

25. bis 27. September 2012, Spring Messe Management<br />

GmbH & Co. KG,<br />

Kölnmesse, www.zukunft-personal.<strong>de</strong><br />

VERFASSUNGSRECHTS<br />

See<br />

www.haufe-aka<strong>de</strong>mie.<strong>de</strong><br />

AUSLANDENTSENDUNG VON<br />

11. Juli,<br />

Poko-Institut Münster<br />

MITARBEITERN<br />

München<br />

Tel. 02 51 / 13 50 12 21<br />

www.poko.<strong>de</strong>/personal<br />

IN- & EXPATRIATE-<br />

20. und 21. September,<br />

ZfU International Business School<br />

MANAGEMENT<br />

Lösungen für <strong>de</strong>n internationalen<br />

Mitarbeitereinsatz<br />

Pfäffikon (CH)<br />

Tel. 00 41 (0) 44 / 7 22 85 67<br />

www.zfu.ch<br />

GRUNDLAGEN DES ARBEITS- UND BETRIEBS-<br />

VERFASSUNGSRECHTS<br />

9. bis 13. Juli 2012,<strong>Haufe</strong> Aka<strong>de</strong>mie,<br />

Feldafing / Starnberger See, www.haufe-aka<strong>de</strong>mie.<strong>de</strong><br />

06 / 12 personalmagazin


Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an daniela.furkel@personalmagazin.<strong>de</strong><br />

78 BUCHTIPPS<br />

Damit es Zuhörern ein<br />

wenig besser geht<br />

KOMMUNIKATION. „Sorgen<br />

Sie dafür, dass es<br />

Ihren Zuhörern nach<br />

Ihrem Vortrag ein<br />

wenig besser geht als<br />

zuvor! Steigern Sie ihr<br />

Selbstwertgefühl und<br />

geben Sie ihnen Motivation und Ins–<br />

piration“, nennt Kommunikations–<br />

experte Hans-Uwe Köhler die für ihn<br />

wichtigsten Ziele einer Re<strong>de</strong>. Doch<br />

das ist leichter gesagt als getan. Deshalb<br />

erläutert er in seinem Buch, wie<br />

man mit Persönlichkeit punktet, welcher<br />

Erzählstil Erfolg versprechend<br />

ist, wie eine Re<strong>de</strong> strukturiert sein<br />

sollte, wie viel Vorbereitung nötig<br />

ist, wie viel Schriftliches in einer<br />

freien Re<strong>de</strong> enthalten sein darf und<br />

wie man mit Störungen umgeht.<br />

Auch Körperhaltung und Stimme,<br />

Handwerkszeug und Technik sind<br />

Buchinhalte.<br />

BEWERTUNG: Eine ausführliche Anleitung<br />

für gute und abwechslungsreiche<br />

Vorträge. (dfu)<br />

Hans-Uwe L. Köhler: Die perfekte Re<strong>de</strong>. 213 Seiten,<br />

Gabal Verlag, Offenbach, 2011. 24,90 Euro.<br />

Wie viel freier Wille<br />

ist überhaupt in uns?<br />

GEHIRNFORSCHUNG.<br />

Wir alle sehen uns<br />

selbst als einheitlich<br />

und bewusst<br />

Han<strong>de</strong>ln<strong>de</strong> an, die<br />

gezielt und planvoll<br />

vorgehen und dabei<br />

eine beträchtliche Wahlfreiheit haben.<br />

Gleichzeitig scheint jedoch etwas<br />

in unserem Wesen zu sein, das<br />

einen Großteil unseres Alltagsverhaltens<br />

und unserer Wahrnehmung<br />

kontrolliert. Was das ist, erläutert<br />

MEIN KLASSIKER<br />

Professor Wolfgang Jäger lehrt an <strong>de</strong>r Hochschule Rhein Main, arbeitet als Berater und Publizist.<br />

Ein Evergreen <strong>de</strong>r Unternehmensführung<br />

MANAGEMENT „Auf <strong>de</strong>r Suche nach Spitzenleistungen“<br />

– unter diesem Titel erschien vor<br />

knapp 30 Jahren die <strong>de</strong>utsche Ausgabe <strong>de</strong>s<br />

US-Bestsellers „In search of excellence“ von<br />

Thomas J. Peters und Robert H. Waterman. Ich<br />

war damals gera<strong>de</strong> von <strong>de</strong>r Wissenschaft und<br />

Lehre in die Praxis gewechselt und lernte eine<br />

neue Generation von Managementliteratur<br />

kennen. Aufmerksamkeit erhielten nicht mehr<br />

allein die Bücher von Wissenschaftlern, son<strong>de</strong>rn<br />

mit „In search of excellence“ gelang es zwei Mc<br />

Kinsey-Beratern, ein von <strong>de</strong>r Praxis anerkanntes<br />

Managementbuch zu schreiben. In <strong>de</strong>r Folge<br />

erklommen zahlreiche Berater-Bibliografien und<br />

Berater-Studien die Bestsellerlisten und wur<strong>de</strong>n<br />

hoffähig. Inhaltlich haben viele Ansätze und<br />

Thesen aus <strong>de</strong>m Buch wenig von ihrer Aktualität<br />

verloren. Aufmerksam gewor<strong>de</strong>n bin ich damals<br />

durch <strong>de</strong>n Klappentext. Acht Grundtugen<strong>de</strong>n<br />

hervorragen<strong>de</strong>r Unternehmensführung haben die<br />

Autoren bei ihrer breit angelegten Studie über<br />

„exzellente“ Unternehmen ausgemacht. Wichtigste<br />

Erkenntnis: „Kreativität und Engagement<br />

<strong>de</strong>r Mitarbeiter tun mehr für die Leistungsfähigkeit<br />

eines Unternehmens als alle<br />

Finanzmittel und ausgefeilten Planungen<br />

zusammen.“ Nicht alle „exzellenten“ Unternehmen<br />

blieben dauerhaft an <strong>de</strong>r Spitze.<br />

Einige haben im Zeitablauf ihre erfolgbestimmen<strong>de</strong>n<br />

Merkmale verloren. An<strong>de</strong>re<br />

haben sie später wie<strong>de</strong>rent<strong>de</strong>ckt. Die acht<br />

Grundtugen<strong>de</strong>n (Primat <strong>de</strong>s Han<strong>de</strong>lns, Nähe<br />

zum Kun<strong>de</strong>n, Freiraum für Unternehmertum,<br />

Produktivität durch Menschen, sichtbar<br />

gelebtes Wertesystem, Bindung an das<br />

angestammte Geschäft, einfacher, flexibler<br />

Aufbau und last but not least, straff-lockere<br />

Führung) bleiben für mich ein Evergreen.<br />

Thomas J. Peters, Robert<br />

H. Waterman: Auf <strong>de</strong>r<br />

Suche nach Spitzenleistungen.<br />

395 Seiten,<br />

Verlag mo<strong>de</strong>rne industrie,<br />

Landsberg, 1984.<br />

personalmagazin 06 / 12


PERSÖNLICH<br />

BUCHTIPPS<br />

79<br />

<strong>de</strong>r Neurowissenschaftler Michael<br />

Gazzaniga anhand aktueller Erkenntnisse<br />

aus <strong>de</strong>r Hirnforschung. Fakt ist:<br />

Die Wissenschaft negiert einen freien<br />

Willen. Der Autor geht in seinem<br />

Buch allerdings einen Schritt weiter<br />

und zeigt <strong>de</strong>n Lesern auf, wie <strong>de</strong>nnoch<br />

Entscheidungsfreiheit entstehen kann.<br />

Denn <strong>de</strong>r Mensch (und sein Gehirn) ist<br />

ein soziales Wesen, das mit Sprache,<br />

Kultur und Moral zu einem Verantwortungsbewusstsein<br />

gelangt.<br />

BEWERTUNG: Ein komplexes Buch über<br />

komplexe Systeme, das gute Einblicke<br />

in die Motivationen gibt, die hinter bestimmten<br />

Handlungen stehen. (dfu)<br />

Michael Gazzaniga: Die Ich-Illusion. 277 Seiten,<br />

Carl Hanser Verlag, München, 2012. 24,90 Euro.<br />

Den Wan<strong>de</strong>l emotional<br />

leben und steuern<br />

CHANGE MANAGEMENT. In<br />

<strong>de</strong>n meisten Change-<br />

Projekten, die in Unternehmen<br />

stattfin<strong>de</strong>n,<br />

wer<strong>de</strong>n die psychologischen<br />

und gruppendynamischen<br />

Aspekte zu<br />

wenig berücksichtigt.<br />

Der Grund dafür: Bei allen Beteilig ten<br />

sind Emotionen im Spiel, nicht nur bei<br />

<strong>de</strong>n Mitarbeitern, son<strong>de</strong>rn auch bei <strong>de</strong>njenigen,<br />

die Change-Projekte verantworten.<br />

Und diese könnten nicht vermei<strong>de</strong>n,<br />

dass sich ihre eigenen Emotionen einen<br />

Weg bahnen, wenn sie sich ernsthaft mit<br />

<strong>de</strong>n Emotionen an<strong>de</strong>rer auseinan<strong>de</strong>rsetzen.<br />

Deshalb befassen sich die Change-<br />

Experten Klaus Doppler und Bert Voigt<br />

in ihrem Buch mit <strong>de</strong>r Macht <strong>de</strong>r Gefühle<br />

aus bei<strong>de</strong>n Perspektiven. Sie geben <strong>de</strong>n<br />

Lesern Werkzeuge und Konzepte für die<br />

Praxis an die Hand, um <strong>de</strong>n Zugang zu<br />

und <strong>de</strong>n Umgang mit Emotionen in Verän<strong>de</strong>rungsprozessen<br />

so fassbar zu machen,<br />

dass während<strong>de</strong>ssen <strong>de</strong>r sichere<br />

Bo<strong>de</strong>n nicht verloren geht.<br />

BEWERTUNG: Ein stark praxisorientiertes<br />

Buch, das auf viel praktischer Erfahrung<br />

basiert und zahlreiche nützliche Beispiele<br />

und Werkzeuge liefert. (dfu)<br />

Klaus Doppler, Bert Voigt: Feel the Change! 248 Seiten,<br />

Campus Verlag, Frankfurt/Main, 2012. 39,99 Euro.<br />

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PERSÖNLICH<br />

80 LESERBRIEFE<br />

RÜCKBLICK<br />

Schreiben Sie uns an: redaktion@personalmagazin.<strong>de</strong><br />

BAG-Weisheit nutzen<br />

Personalmagazin 4/2012, Seite 72<br />

Über <strong>de</strong>n Versuch, die Pflichten eines Leiharbeitsverhältnisses<br />

durch Werkverträge zu<br />

umgehen, berichteten wir im Beitrag „Werkvertrag<br />

statt Leiharbeit?“. Professor Manfred<br />

Löwisch sagt, wie nichtselbstständige Arbeit<br />

von Werkverträgen abgegrenzt wer<strong>de</strong>n könnte.<br />

„Die Frage ‚nichtselbständige Arbeit<br />

o<strong>de</strong>r Werkleistung?‘ stellt sich im<br />

Zusammenhang mit <strong>de</strong>r Leiharbeit<br />

beson<strong>de</strong>rs, hängt von ihr doch auch<br />

ab, ob <strong>de</strong>r Unternehmer gemäß § 28 e<br />

Absatz 2 SGB IV für die Sozialversicherungsbeiträge<br />

mit haftet. Das<br />

BAG hat hier mit <strong>de</strong>m Wort ‚allein‘<br />

Klarheit geschaffen: Eine Überlassung<br />

zur Arbeitsleistung im Sinne <strong>de</strong>s<br />

AÜG liegt nach <strong>de</strong>m Urteil vom 13. August<br />

2008 (7 AZR 269/07) nur vor,<br />

wenn einem Entleiher Arbeitskräfte<br />

zur Verfügung gestellt wer<strong>de</strong>n, die<br />

in <strong>de</strong>ssen Betrieb eingeglie<strong>de</strong>rt sind<br />

und ihre Arbeit ‚allein‘ nach Weisungen<br />

<strong>de</strong>s Entleihers und in <strong>de</strong>ssen<br />

Interesse ausführen. Dass ein Werkunternehmer<br />

keinerlei arbeitsbezogene<br />

Weisungen erteilt, kommt kaum<br />

vor – wenn doch, wird <strong>de</strong>r Rechtsgestaltung<br />

auch mit Recht die Anerkennung<br />

versagt. Der Gesetzgeber<br />

sollte die Weisheit <strong>de</strong>s BAG nutzen<br />

und in § 7 SGB IV klar <strong>de</strong>finieren:<br />

‚Nichtselbstständig ist eine Tätigkeit,<br />

die allein nach Weisungen und unter<br />

Einglie<strong>de</strong>rung in die Arbeitsorganisation<br />

<strong>de</strong>s Weisungsgebers erfolgt.‘“<br />

Rechtsanwalt Prof. Dr. Dr. h. c. Manfred Löwisch,<br />

Freiburg/Lahr<br />

Leiten<strong>de</strong> Angestellte<br />

Personalmagazin 5/2008, Seite 14ff.<br />

Die Vergütung leiten<strong>de</strong>r Angestellter war<br />

Thema unserer Serie „Talentmanagement“ in<br />

Heft 5. Mit <strong>de</strong>r Kündigung dieser Personengruppe<br />

beschäftigte sich die Süd<strong>de</strong>utsche<br />

Zeitung (SZ), die dazu Personalmagazin-<br />

Redakteur Rechtsanwalt Thomas Muschiol<br />

interviewte. Hier das gekürzte Interview.<br />

SZ: Ist es schwieriger, leiten<strong>de</strong> Angestellte<br />

loszuwer<strong>de</strong>n als an<strong>de</strong>re?<br />

Muschiol: Im Gegenteil. Zwar kann<br />

sich auch <strong>de</strong>r leiten<strong>de</strong> Angestellte auf<br />

das Kündigungsschutzgesetz stützen,<br />

<strong>de</strong>r Arbeitgeber kann sich vom ihm<br />

aber durch einen Auflösungsantrag,<br />

<strong>de</strong>m stattgegeben wer<strong>de</strong>n muss, unter<br />

Festlegung einer Abfindung je<strong>de</strong>rzeit<br />

trennen.<br />

SZ: Wann muss ein leiten<strong>de</strong>r Angestellter<br />

mit einer Kündigung rechnen?<br />

Muschiol: Anlass für eine Trennung<br />

ist oft schon die Nichterfüllung <strong>de</strong>r<br />

Erwartungen in die Person und Leistung.<br />

Da enttäuschte Erwartungen<br />

aber kein Kündigungsgrund sind,<br />

kommt es zu Ausweichstrategien.<br />

Neben <strong>de</strong>m „Wegloben“ wird oft ein<br />

einvernehmliches Trennungsangebot<br />

gemacht. Meist bieten Arbeitgeber<br />

aber – selbst wenn ein Kündigungsgrund<br />

vorliegt – einen Aufhebungsvertrag<br />

an, fast immer mit sofortiger<br />

Freistellung unter Fortzahlung <strong>de</strong>r<br />

Bezüge und einer Abfindung.<br />

Das komplette Interview fin<strong>de</strong>n Sie in <strong>de</strong>r Süd<strong>de</strong>utschen<br />

Zeitung vom 5.5.2012 o<strong>de</strong>r unter<br />

http://newsticker.sued<strong>de</strong>utsche.<strong>de</strong><br />

VORSCHAU<br />

● Titel: Was Personaler können müssen<br />

● Kreativfragen im Bewerbungsgespräch<br />

● Bewertung von Arbeitgebermarken<br />

● Entgelt Spezial: Aktuelles zur Lohnabrechnung<br />

Impressum<br />

VERLAG<br />

<strong>Haufe</strong>-Lexware GmbH & Co. KG, Munzinger Straße 9, D-79111 Freiburg<br />

Kommanditgesellschaft, Sitz Freiburg<br />

Registergericht Freiburg, HRA 4408<br />

Komplementäre: <strong>Haufe</strong>-Lexware<br />

Verwaltungs GmbH, Sitz Freiburg,<br />

Registergericht Freiburg, HRB 5557<br />

Martin Laqua; Geschäftsführung: Isabel<br />

Blank, Markus Dränert, Jörg Frey,<br />

ABONNENTEN-SERVICE UND VERTRIEB<br />

Tel. 01 80/50 50 169*<br />

* 0,14 €/Min. aus <strong>de</strong>m dt. Festnetz,<br />

Fax 01 80/50 50 441*<br />

max. 0,42 €/Min. mobil. Ein Service von dtms.<br />

E-Mail: Zeitschriften@haufe.<strong>de</strong><br />

VERLAGSLEITUNG / HERAUSGEBER Reiner Straub<br />

REDAKTION<br />

Randolf Jessl (raj) (verantw. Chefredakteur)<br />

E-Mail: Randolf.Jessl@personalmagazin.<strong>de</strong><br />

Daniela Furkel (dfu) (Chefreporterin)<br />

E-Mail: Daniela.Furkel@personalmagazin.<strong>de</strong><br />

Thomas Muschiol (tm) (Leiter Fachressort Recht)<br />

E-Mail: Thomas.Muschiol@personalmagazin.<strong>de</strong><br />

Katharina Schmitt (ks)<br />

E-Mail: Katharina.Schmitt@personalmagazin.<strong>de</strong><br />

Melanie Rößler (mer)<br />

E-Mail: Melanie.Roessler@personalmagazin.<strong>de</strong><br />

Kristina En<strong>de</strong>rle da Silva (end)<br />

E-Mail: Kristina.En<strong>de</strong>rle@personalmagazin.<strong>de</strong><br />

Michael Miller (mim)<br />

Impressum aus PM 05/2012 –<br />

Inhalte müssen noch aktualisiert wer<strong>de</strong>n!<br />

E-Mail: Michael.Miller@personalmagazin.<strong>de</strong><br />

Nicole Schrehardt (nis)<br />

E-Mail: Nicole.Schrehardt@haufe-lexware.com<br />

Birte Hackenjos, Jens Köhler, Matthias<br />

Mühe, Markus Reith wiesner, Joachim<br />

Rotzinger, Dr. Carsten Thies<br />

Beiratsvorsitzen<strong>de</strong>: Andrea <strong>Haufe</strong><br />

Steuernummer: 06392/11008<br />

Umsatzsteuer-I<strong>de</strong>ntifikations nummer:<br />

DE 812398835<br />

REDAKTIONSASSISTENZ<br />

Sabine Schmie<strong>de</strong>r, Telefon 07 61 / 89 83-032<br />

Brigitte Pelka, Telefon 07 61/89 83-921, Telefax 898-993-921<br />

E-Mail: redaktion@personalmagazin.<strong>de</strong><br />

AUTOREN UND MITARBEITER DIESER AUSGABE<br />

Susanne Ambros, Susanne Dera, Florian Ebert, Heiko Fischer, Regina<br />

Fuhrmann, André Häusling, Gerhard Kenk, Petra Ludovica-Kürn, Christine<br />

Lü<strong>de</strong>rs, Henning Olesen, Dr. Michael Paulweber, Dr. Martin Römermann, Prof.<br />

Sonja Sackmann, Claudia Schmidt, Bärbel Schwertfeger, Dr. Claudio Thum,<br />

Silke Wiegand, Dr. Dagmar Wilbs, Jan Willand<br />

GRAFIK / LAYOUT Melanie Probst<br />

ANZEIGEN Gültige Anzeigenpreisliste vom 1.1.2012<br />

<strong>Haufe</strong>-Lexware GmbH & Co. KG, Nie<strong>de</strong>rlassung Würzburg<br />

Unternehmensbereich Media Sales, Im Kreuz 9, 97076 Würzburg<br />

ANZEIGENLEITUNG (verantwortlich für Anzeigen)<br />

Klaus Sturm, Tel. 09 31/27 91-733, Fax -477<br />

E-Mail: Klaus.Sturm@haufe-lexware.com<br />

KEY ACCOUNT MANAGEMENT<br />

Michael Kretschmer, Tel. 09 31/27 91-562, Fax -477<br />

E-Mail: Michael.Kretschmer@haufe-lexware.com<br />

Dominik Castillo, Tel. 09 31/27 91-751, Fax -477<br />

E-Mail: Dominik.Castillo@haufe-lexware.com<br />

ANZEIGENDISPOSITION<br />

Michaela Dotzler, Tel. 09 31/27 91-559, Fax -477<br />

E-Mail: Michaela.Dotzler@haufe-lexware.com<br />

ABONNEMENT-PREISE Jahresabonnement (12 Ausgaben) 128 Euro<br />

inkl. MwSt., Porto- und Versandkosten; Bestell-Nummer: 04062-0001, ISSN:<br />

1438-4558. Bezieher <strong>de</strong>s Loseblattwerks „Das Personalbüro in Recht und<br />

Praxis“ und <strong>de</strong>r CD-ROM „<strong>Haufe</strong> Personal Office“ sowie „<strong>Haufe</strong> Steuer Office<br />

Premium“ erhalten das Personalmagazin im Rahmen ihres Abonnements.<br />

ERSCHEINUNGSWEISE<br />

Monatlich, in <strong>de</strong>r Regel am letzten Freitag eines Monats, 14. Jahrgang<br />

DRUCK Echter Druck Center Würzburg<br />

URHEBER- UND VERLAGSRECHTE Die Zeitschrift sowie alle in ihr enthaltenen<br />

einzelnen Beiträge und Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt. Das<br />

gilt auch für Entscheidungen und <strong>de</strong>ren Leitsätze, wenn und soweit sie<br />

redaktionell bearbeitet o<strong>de</strong>r redigiert wor<strong>de</strong>n sind. Soweit die Rechte an<br />

Bil<strong>de</strong>rn bei Dritten liegen, ist dies gekennzeichnet. Ansonsten liegen die<br />

Nutzungsrechte beim Verlag.<br />

NACHDRUCK Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil dieser Zeitschrift darf ohne<br />

schriftliche Genehmigung <strong>de</strong>s Verlages vervielfältigt o<strong>de</strong>r verbreitet wer<strong>de</strong>n.<br />

Unter dieses Verbot fällt insbeson<strong>de</strong>re die gewerbliche Vervielfältigung per<br />

Kopie, die Aufnahme in elektronische Datenbanken und die Vervielfältigung<br />

auf CD-ROM. Für unverlangt eingesandte Manuskripte und Bildmaterialien<br />

übernimmt <strong>de</strong>r Verlag keine Haftung.<br />

LESERBRIEFE Wir behalten uns vor, Leserbriefe zu kürzen.<br />

Aktuelle Informationen zu <strong>de</strong>n Zeitschriften- und Online-Angeboten <strong>de</strong>r <strong>Haufe</strong>-<br />

Mediengruppe fin<strong>de</strong>n Sie unter: www.haufe.<strong>de</strong>/mediacenter.<br />

personalmagazin 06 / 12


NEU!<br />

Durchbruch im Zeugnismanagement!<br />

Der neue <strong>Haufe</strong> Zeugnis Manager Professional.<br />

Das Erstellen von Arbeitszeugnissen hat Sie bisher viel Zeit und Nerven gekostet?<br />

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82<br />

PERSÖNLICH<br />

KOLUMNE<br />

Schreiben Sie uns an: redaktion@personalmagazin.<strong>de</strong><br />

54 kollegiale Tipps zum<br />

Wohle <strong>de</strong>s Personalwesens<br />

KOLLEGENTIPP. Fünf Jahre haben an dieser Stelle<br />

Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Selbst-GmbH I<strong>de</strong>en weitergegeben.<br />

Schön war’s. Und hilfreich obendrein, so hoffen wir.<br />

© A1PIX/NTH<br />

Fünf Jahre gehen vorbei wie im Flug. 54 Mal<br />

haben die Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Initiative „Wege zur<br />

Selbst-GmbH“ hier ihren Kollegentipp veröffentlicht.<br />

Von Kollegen für Kollegen! Eine I<strong>de</strong>enbörse,<br />

bestückt von Personalern unterschiedlicher<br />

Provenienz und Arbeitsumfel<strong>de</strong>r.<br />

Personalprofis schil<strong>de</strong>rn, wie sie in ihrem<br />

Unternehmen ein Detailproblem gelöst haben.<br />

Ziel war es, interessante und pfiffige Lösungen<br />

zu erläutern und an<strong>de</strong>re zur Nachahmung o<strong>de</strong>r<br />

Adaption anzuregen.<br />

Ich <strong>de</strong>nke und hoffe, dass es uns gelungen ist.<br />

Ein kurzer Rückblick auf einige unserer Themen.<br />

Wir habe zum Beispiel Folgen<strong>de</strong>s geklärt:<br />

„Warum lan<strong>de</strong>n alle Fragen letztlich bei HR?“ Wir<br />

haben Lösungen aufgezeigt: „Knappes Budget<br />

Kollegentipp<br />

Wer sich, seine Abteilung und seine<br />

Arbeit voranbringen will, muss<br />

Wirkung entfalten. Gute I<strong>de</strong>en und<br />

Ansätze, wie das gelingt, präsentieren<br />

Ihnen hier Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Personalerinitiative<br />

„Wege zur Selbst-GmbH“.<br />

Von Kollegen für Kollegen.<br />

www.selbst-gmbh.<strong>de</strong><br />

und <strong>de</strong>nnoch Erfolg.“ Wir haben aufgerührt:<br />

„Lasst uns das Sonnen<strong>de</strong>ck entern!“ Wir haben<br />

gewarnt: „Vorsicht vor <strong>de</strong>r Work-Life-Falle!“ Wir<br />

haben aufgeklärt: „Alles Twitter o<strong>de</strong>r was?“<br />

Wir haben Beziehungsarbeit geleistet: „Das<br />

Unternehmen und ich – passen wir zusammen?“<br />

Wir haben uns gewun<strong>de</strong>rt: „Befällt auch Sie<br />

<strong>de</strong>r Outsourcing-Reflex?“ Wir haben appelliert:<br />

„Vergesst die arbeiten<strong>de</strong> <strong>Mehr</strong>heit nicht!“ Und<br />

wir haben laut nachgedacht: „Maßnahmen gegen<br />

die Verständnislosigkeit.“<br />

Im Alltag profitiere ich selbst ganz viel von<br />

persönlichen, selbst erlebten und angewandten<br />

praktischen Tipps an<strong>de</strong>rer engagierter<br />

Menschen. Gera<strong>de</strong> ist mir beim Sichten einiger<br />

Kolumnen wie<strong>de</strong>r aufgefallen, welche Schätze<br />

darin zu fin<strong>de</strong>n sind. Auf unserer Homepage<br />

www.selbst-gmbh.<strong>de</strong> können Sie die meisten<br />

<strong>de</strong>r Kollegentipps unter <strong>de</strong>m Navigationspunkt<br />

„Kolumne“ noch einmal nachlesen.<br />

Das Erfolgsrezept <strong>de</strong>r Kolumnen ist auch das Geheimnis<br />

erfolgreichen Netzwerkens. Wer I<strong>de</strong>en<br />

und Anregungen austauscht, <strong>de</strong>m bleibt es <strong>de</strong>nnoch<br />

nicht erspart, selbst nachzu<strong>de</strong>nken, kreative<br />

eigene Wege zu gehen und mit an<strong>de</strong>ren ehrlich<br />

über die Rahmenbedingungen zu sprechen. Dazu<br />

gehört auch, offen die Schwierigkeiten, beispielsweise<br />

bei <strong>de</strong>r Umsetzung noch so schöner I<strong>de</strong>en,<br />

zu thematisieren. Diese Offenheit animiert auch<br />

an<strong>de</strong>re, Klartext zu re<strong>de</strong>n.<br />

Meine Erfahrung: Dank dieser gegenseitigen Offenheit<br />

schöpft man wie<strong>de</strong>r Mut. Es erleichtert<br />

immens, mit einer Frage o<strong>de</strong>r einem Problem<br />

nicht allein dazustehen. Auf diese Art und Weise<br />

gelingt es fast immer, gangbare Wege aus einer<br />

Misere zu fin<strong>de</strong>n.<br />

Mit dieser Ausgabe <strong>de</strong>s Personalmagazins en<strong>de</strong>t<br />

die Kolumne. Aber das ist nicht das En<strong>de</strong> unserer<br />

„Kollegentipps“! Sie wer<strong>de</strong>n nur eine an<strong>de</strong>re<br />

Form bekommen. Von jetzt an wird es immer<br />

wie<strong>de</strong>r etwas ausführlichere Beiträge von Selbst-<br />

GmbH- Netzwerkern in <strong>de</strong>r Rubrik „Persönlich“<br />

geben.<br />

Denn auch unser Netzwerk unterliegt <strong>de</strong>m<br />

Wan<strong>de</strong>l. Thomas Sattelberger hat durch sein<br />

Ausschei<strong>de</strong>n aus <strong>de</strong>m aktiven Berufsleben nicht<br />

mehr als Vorsitzen<strong>de</strong>r kandidiert. Zum neuen<br />

Vorsitzen<strong>de</strong>n wur<strong>de</strong> Dr. Wolfgang Runge gewählt.<br />

Der Name <strong>de</strong>s Vorsitzen<strong>de</strong>n hat sich geän<strong>de</strong>rt,<br />

<strong>de</strong>r Staffelstab ist übergeben – aber <strong>de</strong>r „Spirit“<br />

ist geblieben. Wir freuen uns weiterhin auf viele<br />

Tipps, die wir mit <strong>de</strong>m Personalmagazin übermitteln<br />

können. Und auf jene Tipps, die wir aus <strong>de</strong>m<br />

Personalmagazin ziehen können!<br />

Regina Fuhrmann<br />

ist Geschäftsführerin <strong>de</strong>r<br />

Initiative Selbst-GmbH.<br />

personalmagazin 06 / 12


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