Mehr Freiheit wagen - Haufe.de
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PRAXISTEST<br />
Was anonyme Bewerbungen<br />
tatsächlich bringen S. 32<br />
SELBSTTEST<br />
Warum Persönlichkeitsprofile<br />
an Horoskope erinnern S. 42<br />
ARBEITSTEST<br />
Wie Praktikanten rechtlich<br />
einzuordnen sind S. 66<br />
personalmagazin<br />
06/2012 | 11,80 EUR<br />
MANAGEMENT, RECHT UND ORGANISATION www.personalmagazin.<strong>de</strong><br />
<strong>Mehr</strong> <strong>Freiheit</strong> <strong>wagen</strong><br />
Weg vom Prinzip Weisung und Kontrolle – Was HR dabei tun muss S. 16<br />
Spezial:<br />
Die Hür<strong>de</strong>n im<br />
Recruiting dank <strong>de</strong>r<br />
richtigen Kanäle<br />
meistern<br />
S. 51<br />
MATERIAL-NR. 04062-5140<br />
9 783648 000069<br />
12006
Unternehmen. Bil<strong>de</strong>n. Zukunft.<br />
Lassen Sie Ihr Bildungs- und<br />
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kursfin<strong>de</strong>r<br />
<strong>de</strong><br />
BERUFLICHE WEITERBILDUNG<br />
Medienpartner:
EDITORIAL<br />
MANAGEMENTTRENDS<br />
3<br />
Organisationen durch<br />
Menschen entwickeln!<br />
„Vier Berater präsentieren neue<br />
Managementkonzepte. Lassen<br />
Sie sich von <strong>de</strong>n kühnen I<strong>de</strong>en<br />
inspirieren – es lohnt sich.“<br />
Mutige Zukunftsvisionen<br />
Wie sehen die Lebensentwürfe <strong>de</strong>r jungen Menschen<br />
heute aus? Was erwarten sie von <strong>de</strong>n Unternehmen<br />
und wie müssen diese sich darauf einstellen? Solche<br />
Fragen stellen sich, wenn man die Bil<strong>de</strong>rbuchkarriere<br />
von Thomas Sattelberger betrachtet, <strong>de</strong>r in diesem Monat aus<br />
<strong>de</strong>m Vorstand <strong>de</strong>r Deutschen Telekom ausgeschie<strong>de</strong>n ist.<br />
Die Vita von Sattelberger, ein Thema <strong>de</strong>s Interviews in<br />
dieser Ausgabe, übt zweifelslos eine große Faszination auf <strong>de</strong>n<br />
Nachwuchs aus. Vor vier Jahrzehnten stieg Sattelberger in die<br />
Ausbildungsabteilung bei Daimler ein, hat sich in vier großen<br />
Industrietankern (Daimler, Lufthansa, Continental, Telekom) bis<br />
zum Personalvor stand emporgearbeitet. Faszinierend ist dabei<br />
nicht nur sein Aufstieg, son<strong>de</strong>rn wie er darüber hinaus Debatten<br />
angestoßen und die Entwicklung <strong>de</strong>s Personalmanagements mitgeprägt<br />
hat. Doch Sattelberger wäre nicht Sattelberger, wenn er<br />
nicht auch selbstkritisch Bilanz ziehen wür<strong>de</strong>: „Erst im Alter von<br />
61 Jahren habe ich im Gespräch mit Frauen erkannt, dass an<strong>de</strong>re<br />
Menschen an<strong>de</strong>re Vorstellungen von Zeitsouveränität haben.“<br />
Sein Leben ist von <strong>de</strong>m Lebensentwurf geprägt, <strong>de</strong>r typisch für<br />
die Männer seiner Generation ist: Arbeit, Arbeit, Arbeit. Junge<br />
Frauen und Männer erwarten heute jedoch mehr Freiraum für<br />
Familie und Privates. Sie haben auch an<strong>de</strong>re Vorstellungen vom<br />
Management, wie vier junge HR-Vor<strong>de</strong>nker in <strong>de</strong>r Titelgeschichte<br />
aufzeigen: Resourceful Humans, ROWE, Scrum und Beyond<br />
Budgeting lauten die Schlagwörter. Viele wer<strong>de</strong>n das als Träume<br />
beiseiteschieben, wenige als mutige Visionen betrachten. Lassen<br />
Sie sich von <strong>de</strong>n kühnen I<strong>de</strong>en inspirieren – es lohnt sich.<br />
Reiner Straub, Herausgeber<br />
Einfach.<br />
Stark.<br />
Entwickelt.<br />
Die persolog ®<br />
Lerninstrumente<br />
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Stress-Mo<strong>de</strong>ll<br />
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Persönlichkeits-<br />
Mo<strong>de</strong>ll<br />
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Selbstführung<br />
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Lernen und<br />
Lehren<br />
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06 / 12 personalmagazin<br />
www.persolog.<strong>de</strong>
4 JUNI 2012<br />
SZENE<br />
08 News und Events<br />
10 Führung nachhaltig gestalten<br />
Beim BPM-Kongress 2012 steht das<br />
Thema „Lea<strong>de</strong>rship“ im Fokus<br />
12 „Da wun<strong>de</strong>re ich mich über mich“<br />
Thomas Sattelberger zieht Bilanz<br />
zum Karriereen<strong>de</strong> bei <strong>de</strong>r Telekom<br />
TITELTHEMA<br />
16 <strong>Mehr</strong> <strong>Freiheit</strong> <strong>wagen</strong><br />
Alternative Managementkonzepte<br />
und was HR dabei tun muss<br />
18 Agil dank Scrum<br />
Das Projektmanagementverfahren<br />
bedingt ein neues Selbstverständnis<br />
<strong>de</strong>r Beteiligten – auch jener in HR<br />
20 Die Personalchefin <strong>de</strong>r Scout 24<br />
Holding erklärt, was Scrum än<strong>de</strong>rt<br />
21 Prinzip Selbstverantwortung<br />
Bei ROWE zählt die Leistung, nicht<br />
wann, wie und wo sie erbracht wird<br />
24 Schluss mit Zielkonflikten<br />
„Beyond Budgeting“ kommt ohne<br />
Budgets aus. HR muss unterstützen<br />
34 Was zuckt <strong>de</strong>nn da?<br />
Wie sich unbewusste Emotionen im<br />
Gesicht ablesen lassen<br />
36 Was „Micro Expressions“ nutzen<br />
und welche Grenzen es gibt, erklärt<br />
Professor Uwe P. Kanning<br />
37 Den Grundstein für <strong>de</strong>n Erfolg legen<br />
<strong>Mehr</strong> Effektivität und Qualität durch<br />
ein strategisches Skill-Management<br />
39 Wie Trends das Skill-Management<br />
beeinflussen, zeigt Peter Cappelli<br />
ORGANISATION<br />
40 News<br />
41 Softwaremarkt<br />
42 „Gib <strong>de</strong>m Affen Zucker“<br />
Persönlichkeitstest: Ein Selbstversuch<br />
liefert erstaunliche Erkenntnisse<br />
über das Verfahren<br />
46 Spezialisten gerne genommen<br />
Eine Studie belegt <strong>de</strong>n Trend, die<br />
bAV-Administration auszulagern<br />
48 Klein-Klein bei <strong>de</strong>n Stellschrauben<br />
Warum Verän<strong>de</strong>rungsprozesse die<br />
gewünschten Effekte selten erzielen<br />
© AUREMAR / SHUTTERSTOCK.COM<br />
Weg vom Prinzip<br />
Weisung und Kontrolle<br />
<strong>Mehr</strong> <strong>Freiheit</strong>, weniger<br />
„Command and Control“. Darauf<br />
setzen Firmen vermehrt<br />
in ihrer Menschen- und<br />
Unternehmensführung, um<br />
schneller und innovativer zu<br />
sein. In unserer Titelstrecke<br />
stellen wir vier alternative<br />
Herangehensweisen an die<br />
Organisationsgestaltung vor:<br />
„Scrum“, „ROWE“, „Beyond<br />
Budgeting“ und „Resourceful<br />
Humans“. Welche Rolle<br />
HR einnehmen muss, damit<br />
diese Konzepte gelebt<br />
wer<strong>de</strong>n können, lesen Sie<br />
ab S. 16<br />
27 Demokratie als Erfolgsfaktor<br />
Human Resources war gestern, die<br />
Zukunft sind „Resourceful Humans“<br />
SPEZIAL<br />
51 Stellenmärkte<br />
MANAGEMENT<br />
30 News<br />
31 Dienstleistungsmarkt<br />
52 News<br />
53 An<strong>de</strong>re Jobbörse, dieselben Bewerber<br />
Auf die Vernetzung <strong>de</strong>r Jobportale<br />
sollten auch Recruiter reagieren<br />
54 Marktübersicht Jobportale<br />
32 Gleiche Chancen in Run<strong>de</strong> eins<br />
Die Leiterin <strong>de</strong>r Antidiskriminierungsstelle<br />
zieht ihr Fazit nach <strong>de</strong>m<br />
Test mit anonymen Bewerbungen<br />
56 Ist es Zeit für interaktive Inserate?<br />
Printanzeigen wer<strong>de</strong>n seit Jahren<br />
eins-zu-eins online verwen<strong>de</strong>t. Nun<br />
zeichnet sich ein Wan<strong>de</strong>l ab<br />
Schaut er nur o<strong>de</strong>r arbeitet er schon?<br />
Praktikant, Hospitant o<strong>de</strong>r „Einfühler“? So<br />
bestimmen Sie arbeits-, steuer- und sozialversicherungsrechtlich<br />
<strong>de</strong>n richtigen Status. S. 66<br />
personalmagazin 06 / 12
INHALT<br />
JUNI 2012<br />
5<br />
© STUDIO LOSKE © SLAVO VALIGURSKY / SHUTTERSTOCK.COM<br />
60 Eine Stellenanzeige wird lebendig<br />
„Augmented Reality“ sorgt für mehr<br />
Aufmerksamkeit beim Recruiting<br />
61 „40 Portugiesen vor <strong>de</strong>r Tür“<br />
Was die 10.000 Bewerbungen<br />
Schwäbisch Hall gebracht haben, erläutert<br />
<strong>de</strong>r Leiter <strong>de</strong>r Arbeitsagentur<br />
RECHT<br />
62 News<br />
64 Aktuelles aus <strong>de</strong>r Rechtsprechung<br />
66 Schaut er nur o<strong>de</strong>r arbeitet er schon<br />
Worauf Sie achten müssen, wenn<br />
Sie Praktikanten beschäftigen<br />
70 Der Zwickmühle entgehen<br />
Von <strong>de</strong>n Vorteilen <strong>de</strong>r Vertragsfreiheit<br />
und <strong>de</strong>s Weisungsrechts<br />
zugleich profitieren<br />
73 Kein Grund zum Lügen<br />
Bei Arbeitsunfällen wird nicht <strong>de</strong>r<br />
Schuldige gesucht. Sagen Sie daher<br />
<strong>de</strong>n Mitarbeitern: Lügen lohnt nicht<br />
PERSÖNLICH<br />
74 Self Service<br />
Vergütungscheck: Personalberater<br />
76 Jobfitness<br />
Weiterbildungstipps; HR-Netzwerke<br />
78 Buchtipps<br />
82 Kollegentipp<br />
„Da wun<strong>de</strong>re ich mich über mich“<br />
Personalvorstand Thomas Sattelberger räumt seinen Posten bei <strong>de</strong>r Deutschen Telekom. Er<br />
zieht eine persönliche Bilanz, erzählt von Erfolgen, prägen<strong>de</strong>n Erfahrungen, aber auch von<br />
Enttäuschungen. Und er offenbart späte Einsichten. S. 12<br />
RUBRIKEN<br />
03 Editorial 80 Impressum<br />
06 Online 80 Vorschau<br />
77 Termine 80 Rückblick<br />
06 / 12 personalmagazin
ONLINE IM JUNI<br />
6 www.personalmagazin.<strong>de</strong><br />
HR Young Talent Award:<br />
Stu<strong>de</strong>nten und Absolventen gesucht<br />
Wissen<br />
News<br />
Top-Themen<br />
Online-Events<br />
Marketplace<br />
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Personal Quarterly<br />
Wirtschaft und Weiterbildung<br />
<strong>Haufe</strong> Aka<strong>de</strong>mie<br />
eCampus<br />
<strong>Haufe</strong> Community<br />
Bereits zum fünften Mal vergibt Dr.<br />
Geke & Associates <strong>de</strong>n HR Young Talent<br />
Award an Stu<strong>de</strong>nten und Absolventen<br />
HR-orientierter Studiengänge. Der<br />
Award bietet <strong>de</strong>n Nachwuchskräften die<br />
Möglichkeit, ihr theoretisches Wissen vor<br />
einer professionellen Jury auf die Probe zu<br />
stellen, interessante Kontakte für die berufliche<br />
Zukunft zu knüpfen und so einen<br />
ersten Schritt in die HR-Realität zu gehen. Stu<strong>de</strong>nten können sich jetzt bewerben.<br />
Bewerben können sich Studieren<strong>de</strong> o<strong>de</strong>r<br />
Absolventen HR-orientierter Studiengänge mit einer Studien- o<strong>de</strong>r Abschlussarbeit<br />
noch bis zum 30. Juni 2012. In einem zweiten Schritt wer<strong>de</strong>n die 20<br />
Finalisten zu einem zweitägigen Workshop eingela<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>r am 22. und 23.<br />
August stattfin<strong>de</strong>t. Dort ermittelt eine Fachjury die Gewinner <strong>de</strong>s HR Young<br />
Talent Awards 2012. In <strong>de</strong>r Jury sitzen in diesem Jahr Reimund Overhage,<br />
Referatsleiter im Bun<strong>de</strong>sministerium für Arbeit und Soziales, Thomas Barann,<br />
Leiter Personal <strong>de</strong>r Gothaer Versicherungsbank VVAG, Dr. Ralf Gräßler, geschäftsführen<strong>de</strong>r<br />
Gesellschafter <strong>de</strong>r Veda GmbH, Dr. Michael Geke, Managing<br />
Director <strong>de</strong>r Dr. Geke & Associates GmbH, und Daniela Furkel, Redakteurin<br />
<strong>de</strong>s Personalmagazins. Der HR Young Talent Award ist eine Initiative von Dr.<br />
Geke & Associates und wird unterstützt von <strong>de</strong>r Initiative Neue Qualität <strong>de</strong>r<br />
Arbeit <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>sministeriums für Arbeit und Soziales und <strong>de</strong>m Personalmagazin.<br />
Weitere Informationen rund um <strong>de</strong>n Award erhalten Sie auch auf <strong>de</strong>m <strong>Haufe</strong><br />
eCampus. Michael Geke wird dort zur Ausschreibung und <strong>de</strong>n einzelnen<br />
Auswahlstufen Blog-Beiträge verfassen.<br />
www.ecampus.haufe.<strong>de</strong><br />
© DR. GEKE & ASSOCIATES<br />
Arbeit gibt‘s viel – aber laut BFH nur eine Arbeitsstätte.<br />
Top-Thema: Der Arbeitsstättenbegriff<br />
Die Frage, welches die regelmäßige<br />
Arbeitsstätte eines<br />
Arbeitnehmers ist, ist für<br />
die steuerliche Behandlung von<br />
zentraler Be<strong>de</strong>utung. Nach<strong>de</strong>m <strong>de</strong>r<br />
Bun<strong>de</strong>sfinanzhof entschie<strong>de</strong>n hat,<br />
dass ein Arbeitnehmer nicht mehr<br />
als eine regelmäßige Arbeitsstätte je<br />
Arbeitsverhältnis innehaben kann,<br />
sind einige Zweifelsfragen zu diesem<br />
Thema aufgekommen. Darauf hat die<br />
Finanzverwaltung mit einem BMF-<br />
Schreiben reagiert. Das Top-Thema<br />
„Probleme und Lösungen zum neuen<br />
Arbeitsstättenbegriff“ auf unserem<br />
Onlineportal gibt Ihnen einen Überblick<br />
zu <strong>de</strong>n Neuregelungen. So erfahren<br />
Sie darin unter an<strong>de</strong>rem, welche<br />
„Vereinfachungsregeln“ die Finanzverwaltung<br />
getroffen hat und welche<br />
Vorteile sich nun für die Firmen<strong>wagen</strong>besteuerung<br />
und bei <strong>de</strong>r Reisekostenerstattung<br />
ergeben. Außer<strong>de</strong>m<br />
haben wir weitere Zweifelsfälle mit<br />
Lösungen zusammengestellt, die<br />
uns von <strong>de</strong>n Oberfinanzdirektionen<br />
Rheinland und Münster vorliegen.<br />
www.haufe.<strong>de</strong>/personal<br />
personalmagazin 06 / 12
SZENE<br />
Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an daniela.furkel@personalmagazin.<strong>de</strong><br />
8 NEWS UND EVENTS<br />
INTERIMSMANAGEMENT<br />
Drei Fragen an ...<br />
© INTERCONTINENTAL BERLIN<br />
Dr. Reinhard K. Sprenger<br />
ist nicht nur Managementberater und<br />
Buchautor, son<strong>de</strong>rn auch als Interimsmanager<br />
tätig. Gemeinsam mit DIS<br />
Interim setzt er sich jetzt verstärkt für<br />
dieses Managementinstrument ein.<br />
Frage eins: Weshalb setzen Sie sich für das Interimsmanagement<br />
ein?<br />
Antwort: Ich bin davon überzeugt, dass es wichtig ist, ein<br />
Verfallsdatum in Managementpositionen einzubauen. Es<br />
gibt keine Führungskraft, die immer und für alle Gelegenheiten<br />
gut ist. Vielmehr gilt: Führung hat einen Anfang<br />
und ein En<strong>de</strong>, und sie muss in eine bestimmte Situation<br />
passen. Im Top-Management ist diese zeitlich befristete<br />
Führung inzwischen eher die Regel als die Ausnahme.<br />
Da hat man verstan<strong>de</strong>n, dass ein strategischer Einsatz relational<br />
zum Reifegrad <strong>de</strong>s Markts und <strong>de</strong>s Unternehmens<br />
sinnvoller ist, als eine auf Dauer ausgerichtete Managementposition.<br />
Frage zwei: Was sind Ihre prägnantesten Erfahrungen aus<br />
eigenen Einsätzen?<br />
Antwort: Das spannendste war, dass die allerwenigsten<br />
meiner Mitarbeiter mir glaubten, dass ich von vornherein<br />
auf das En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Einsatzes geschaut habe. Ich habe es<br />
als meine zentrale Aufgabe angesehen, Bedingungen zur<br />
Selbstführung zu schaffen, mich überflüssig zu machen.<br />
Das ist etwas, was noch relativ selten vorkommt. Und es<br />
braucht zunächst Zeit, um das überhaupt zu akzeptieren.<br />
Frage drei: Eine wichtige Aufgabe von HR ist die Auswahl<br />
von Interimsmanagern. Welche Tipps können Sie geben?<br />
Antwort: Dafür gibt es keine gol<strong>de</strong>ne Regel, aber einige<br />
Aspekte sollten beachtet wer<strong>de</strong>n: Ein ganz entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>r<br />
Punkt ist eine innere Unabhängigkeit. Der Interimsmanager<br />
darf sich nicht einnisten wollen, sich unersetzlich<br />
machen wollen. Ein weiterer zentraler Punkt ist, dass er<br />
ein breites Spektrum an Erfahrungen mitbringt. Und es ist<br />
sehr wichtig, dass er sehr adressatenorientiert kommunizieren<br />
kann. Dabei muss <strong>de</strong>r Interimsmanager vor allem<br />
die Herzen <strong>de</strong>r Leute erreichen. Wenn er das nicht kann,<br />
gehört er nicht in diesen Job.<br />
Im Berliner Intercontinental geht es um Demografie, Werte und Führung.<br />
Personalthemen im Fokus<br />
Am 4. und 5. Juni fin<strong>de</strong>t im Intercontinental Berlin die<br />
Konferenz „HR im Fokus“ statt. In Vorträgen und parallelen<br />
Foren berichten Praktiker, Wissenschaftler sowie<br />
Experten aus an<strong>de</strong>ren Fachbereichen über aktuelle Schwerpunktthemen<br />
wie Demografie, Instrumente <strong>de</strong>r Mitarbeiterbindung,<br />
Ethik und Werte, Führung sowie Talentmanagement und<br />
Arbeitgebermarke. Die Kanutin und mehrfache Olympiasiegerin<br />
Birgit Fischer hält einen Vortrag über <strong>de</strong>n Umgang mit Sieg<br />
und Nie<strong>de</strong>rlage. Dominikaner-Prior Thomas Grießbach spricht<br />
über Unternehmenskulturen. Und das Abendprogramm wartet<br />
mit einer originellen Stadtrundfahrt sowie einem Essen auf <strong>de</strong>r<br />
Spree auf.<br />
www.han<strong>de</strong>lsblatt-personal.<strong>de</strong><br />
HR-Profis <strong>de</strong>r nächsten<br />
Generation gesucht<br />
Der HR Next Generation<br />
Award, <strong>de</strong>r gemeinsam<br />
vom Per sonalmagazin<br />
und <strong>de</strong>r Fachmesse Zukunft<br />
Personal initiiert wur<strong>de</strong>, wird<br />
in diesem Jahr zum vierten<br />
Mal verliehen. Gesucht sind<br />
Young Professionals, die<br />
Personalarbeit professionell<br />
gestalten, überdurchschnittlich<br />
viel Verantwortung tragen<br />
und innovative Akzente<br />
setzen. Der o<strong>de</strong>r die Preisträger/-in<br />
<strong>de</strong>s HR Next Generation<br />
Awards 2012 wird am<br />
27. September auf <strong>de</strong>r Kölner<br />
Messe bekannt gegeben. Noch<br />
bis zum 2. Juli können sich<br />
Interessenten bewerben. Informationen<br />
zur Bewerbung<br />
fin<strong>de</strong>n Sie unter<br />
www.hr-next-generation-award.<strong>de</strong><br />
personalmagazin 06 / 12
Namen und Nachrichten<br />
NEWS UND EVENTS<br />
9<br />
Achtung!<br />
Spitze<br />
Zielgruppe!<br />
Ines Krummacker<br />
Seit Anfang Mai ist Ines Krummacker Personaldirektorin bei DMK (Deutsches<br />
Milchkontor GmbH) und Mitglied <strong>de</strong>s DMK-Managementteams. Sie folgte auf<br />
Horst Wenger, <strong>de</strong>r sich in die passive Phase <strong>de</strong>r Altersteilzeit verabschie<strong>de</strong>te.<br />
Zuletzt leitete sie einen von vier Teilbereichen im Personalressort.<br />
Stephan Leithner<br />
Neuer Personalvorstand <strong>de</strong>r Deutschen Bank wird zum 1. Juni <strong>de</strong>r Investmentbanker<br />
Stephan Leithner. Nach <strong>de</strong>m Studium und <strong>de</strong>r Promotion in St.<br />
Gallen begann <strong>de</strong>r Österreicher seine berufliche Laufbahn bei McKinsey. Im<br />
Deutsche Bank-Vorstand löst er nun Hermann-Josef Lamberti ab.<br />
Uwe Tigges<br />
Im April 2013 wird Uwe Tigges Alwin Fitting als Personalvorstand <strong>de</strong>r RWE<br />
AG ablösen. Der studierte Techniker Tigges ist seit 1984 bei RWE tätig und<br />
arbeitet seit 1994 als freigestellter Betriebsrat. Aktuell übt er unter an<strong>de</strong>rem<br />
die Funktion <strong>de</strong>s Konzernbetriebsratsvorsitzen<strong>de</strong>n aus.<br />
Bettina Volkens<br />
Zum 15. August übernimmt Bettina Volkens die Leitung „Führungskräfte Konzern“<br />
bei <strong>de</strong>r Lufthansa. Die promovierte Juristin folgt auf Ursel Reininger, die<br />
in <strong>de</strong>n Vorruhestand geht. Derzeit ist Volkens Leiterin Personalentwicklung<br />
Konzern und Konzernführungskräfte bei <strong>de</strong>r DB Mobility Logistics AG.<br />
Kerstin Wagner<br />
Ab 1. Juni leitet Kerstin Wagner die neu gegrün<strong>de</strong>te Organisationseinheit<br />
Personalgewinnung <strong>de</strong>r Deutschen Bahn. In dieser Funktion berichtet sie<br />
direkt an Personalvorstand Ulrich Weber. Die Betriebswirtin war seit 1995 bei<br />
Siemens tätig, zuletzt als Head of Global Talent Acquisition.<br />
Holger Wisch<br />
Im März hat Holger Wisch die HR-Leitung bei Avis Budget auch für Österreich,<br />
die Schweiz und die Tschechische Republik übernommen. Erst im September<br />
2011 war er zum Head of Human Resources für Deutschland ernannt wor<strong>de</strong>n.<br />
Zuvor leitete er <strong>de</strong>n Personalbereich bei Delta Lloyd Deutschland.<br />
Peter Wittmann<br />
Seit 1. Mai ist Peter Wittmann Geschäftsführer und Arbeitsdirektor <strong>de</strong>r TUI<br />
Leisure Travel GmbH. Der studierte Betriebswirt war seit 2002 zunächst bei<br />
TUI Deutschland und seit 2006 in <strong>de</strong>r Reisebürosparte von TUI in verschie<strong>de</strong>nen<br />
Leitungsfunktionen tätig.<br />
Online<br />
Die neusten Personalien und Stellenwechsel aus <strong>de</strong>r Personalszene fin<strong>de</strong>n Sie tagesaktuell<br />
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06 / 12 personalmagazin
Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an daniela.furkel@personalmagazin.<strong>de</strong><br />
10<br />
BPM-KONGRESS<br />
Führung nachhaltig gestalten<br />
TERMIN. Bereits zum dritten Mal fin<strong>de</strong>t <strong>de</strong>r Personalmanagementkongress in<br />
Berlin statt. Im Fokus steht dieses Jahr das Thema „Lea<strong>de</strong>rship“.<br />
Von Nicole Schrehardt (Red.)<br />
Berlin ruft. Vom 21. bis 22. Juni<br />
treffen sich Personalmanager<br />
aller Branchen beim Kongress<br />
<strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>sverbands <strong>de</strong>r Personalmanager<br />
(BPM) im Estrel Convention<br />
Center in Berlin. Von mangeln<strong>de</strong>m<br />
Selbstbewusstsein kann bei <strong>de</strong>n Veranstaltern<br />
keine Re<strong>de</strong> sein. Denn BPM-Präsi<strong>de</strong>nt<br />
Joachim Sauer ist überzeugt: „Der<br />
BPM-Kongress hat sich als wichtigste<br />
Austauschplattform für professionelles<br />
Human Resource Management fest etabliert.“<br />
Rund 1.500 Personalmanager<br />
wer<strong>de</strong>n erwartet. Der Schwerpunkt <strong>de</strong>s<br />
Kongresses liegt dieses Jahr auf <strong>de</strong>m<br />
Thema „Lea<strong>de</strong>rship“. Hochkarätige Keynotes,<br />
über Hun<strong>de</strong>rt praxisnahe „Best<br />
Cases“ und interaktive Workshops wer<strong>de</strong>n<br />
sich darüber hinaus mit <strong>de</strong>n Themen<br />
Talent Management, Recruiting, Change,<br />
HR-Kommunikation und Employer<br />
Branding, Arbeitsrecht, Lern- und Wissensmanagement<br />
sowie Controlling und<br />
Personalplanung beschäftigen.<br />
Highlights auf <strong>de</strong>n Podien<br />
Eröffnet wer<strong>de</strong>n wird <strong>de</strong>r Kongress<br />
durch <strong>de</strong>n Gastgeber Joachim Sauer.<br />
Als erster Keynote-Speaker wur<strong>de</strong> für<br />
dieses Jahr Klaus Töpfer, Vorsitzen<strong>de</strong>r<br />
<strong>de</strong>r Ethik-Kommission zur sicheren Energieversorgung,<br />
gewonnen. Er wird<br />
Impulse für ein nachhaltiges Personalmanagement<br />
geben. In seiner Keynote<br />
wird sich zeigen, dass das aus <strong>de</strong>m<br />
Umweltschutz stammen<strong>de</strong> Konzept <strong>de</strong>r<br />
Joachim Sauer, Präsi<strong>de</strong>nt <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>sverbands <strong>de</strong>r Personalmanager, eröffnet <strong>de</strong>n BPM-Kongress.<br />
© BPM<br />
Nachhaltigkeit auch von entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>r<br />
Be<strong>de</strong>utung für ein zukunftssicheres HR-<br />
Management ist. Denn nachhaltig zu<br />
planen und zu han<strong>de</strong>ln, be<strong>de</strong>utet, nicht<br />
auf Kosten kommen<strong>de</strong>r Generationen zu<br />
wirtschaften. Das ist gera<strong>de</strong> angesichts<br />
<strong>de</strong>s <strong>de</strong>mografischen Wan<strong>de</strong>ls dringend<br />
geboten. Dafür ist aber ein Um<strong>de</strong>nken in<br />
<strong>de</strong>n Köpfen <strong>de</strong>r Menschen erfor<strong>de</strong>rlich,<br />
vorausgesetzt, man setzt die richtigen<br />
Anreize.<br />
Um Menschen nachhaltig zu än<strong>de</strong>rn,<br />
ist es nötig, ihre individuelle Motivationsstruktur<br />
zu berücksichtigen. Auch<br />
Anreize spielen dabei eine entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong><br />
Rolle – jedoch ist Vorsicht geboten: Je materieller<br />
eine Belohnung, <strong>de</strong>sto schneller<br />
verliere sie ihre Wirkung, weiß Professor<br />
Gerhard Roth, Direktor <strong>de</strong>s Ins tituts für<br />
Hirnforschung an <strong>de</strong>r Universität Bremen.<br />
Roth wird die zweite Keynote am<br />
ersten Kongresstag halten. Seine These:<br />
Das Ziel müsse auf je<strong>de</strong>n Fall eine hohe<br />
Selbstmotivation <strong>de</strong>r Mitarbeiter sein.<br />
Zugegeben, keine einfache Aufgabe.<br />
Wer jedoch die neuesten Erkenntnisse<br />
<strong>de</strong>r Gehirnforschung kennt, wird die Mechanismen<br />
und Vorgänge umso leichter<br />
verstehen. Dabei wird Roth aber nicht<br />
umhin kommen, mit vorherrschen<strong>de</strong>n<br />
Ansichten zu brechen.<br />
Die dritte Keynote hält Professor Ulrich<br />
Walter, <strong>de</strong>r mit seinem fast zehnstündigen<br />
Flug im Orbit einer von nur<br />
zehn <strong>de</strong>utschen Raumfahrern war. In<br />
seinem Vortrag „Einmal ins All und zurück:<br />
Grenzerfahrung Weltall“ erklärt<br />
<strong>de</strong>r Wissenschaftsastronaut, warum die<br />
Kunst, Führungsstärke und Teamfähigkeit<br />
zu vereinen auch unter extremen<br />
personalmagazin 06 / 12
SZENE<br />
BPM-KONGRESS<br />
11<br />
DATEN UND FAKTEN<br />
BPM-Kongress<br />
Wann: 21. und 22. Juni 2012<br />
Wo: Estrel Convention Center, Berlin<br />
Preise: 1.060 Euro für Nicht-Mitglie<strong>de</strong>r.<br />
Für Mitglie<strong>de</strong>r ermäßigt<br />
Kontakt: www.<br />
personalmanagementkongress.<strong>de</strong><br />
die gesellschaftliche Verantwortung <strong>de</strong>r<br />
Personaler als Führungskräfte. Das dürfte<br />
Raum für heiße Diskussion bieten.<br />
Die Galaveranstaltung „Nacht <strong>de</strong>r Personaler“<br />
im Friedrichsstadt-Palast stellt<br />
letztlich <strong>de</strong>n festlichen Höhepunkt <strong>de</strong>s<br />
BPM-Kongresses dar. In diesem feierlichen<br />
Rahmen vergibt <strong>de</strong>r BPM einen<br />
Nachwuchsför<strong>de</strong>rpreis. Mit <strong>de</strong>m Personalmanagement-Award,<br />
<strong>de</strong>r in diesem<br />
Jahr unter <strong>de</strong>m Motto „Diversity“ steht,<br />
wer<strong>de</strong>n zu<strong>de</strong>m HR-Projekte prämiert,<br />
die sich dieser Thematik vorbildhaft verschrieben<br />
haben.<br />
Bedingungen und unter Einsatz <strong>de</strong>s eigenen<br />
Lebens, für <strong>de</strong>n Erfolg <strong>de</strong>r Mission<br />
entschei<strong>de</strong>nd war. Denn eines ist klar:<br />
Im All ist kein Platz für Ego-Trips o<strong>de</strong>r<br />
Zögerlichkeit.<br />
Zwar sind Chefs wie „Stromberg“, die<br />
durch Machosprüche, Mobbing und Mitarbeiterschikane<br />
auf sich aufmerksam<br />
machen, nicht die Regel in <strong>de</strong>utschen<br />
Büros. Jedoch zeigt die mehrfach prämierte<br />
Comedy-Fernsehserie nur zu gut<br />
– wenn auch stark überzeichnet – die<br />
Tücken und Herausfor<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>s<br />
täglichen Führungsalltags. Mastermind<br />
hinter <strong>de</strong>r TV-Serie ist <strong>de</strong>r Produzent<br />
und Drehbuchautor Ralf Husmann. Im<br />
Interview mit Mo<strong>de</strong>rator Hajo Schumacher<br />
wird er auf <strong>de</strong>m Podium über „<strong>de</strong>n<br />
Krieg im Büro“ sprechen. Für Unterhaltung<br />
wird gesorgt sein, <strong>de</strong>nn Husmann<br />
hat jahrelang auch die Gags für Harald<br />
Schmidt geschrieben.<br />
Management-Award und För<strong>de</strong>rpreis<br />
Aufmerksamkeit dürfte auch die Abschlussdiskussion<br />
am letzten Kongresstag<br />
auf sich ziehen. Dabei wer<strong>de</strong>n die<br />
SPD-Generalsekretärin Andrea Nahles,<br />
Nikolaus Blome, Leiter Hauptstadtstudio<br />
& Wirtschaftsressort <strong>de</strong>r Bild-Zeitung,<br />
<strong>de</strong>r wirtschaftspolitische Sprecher <strong>de</strong>r<br />
CDU/CSU-Bun<strong>de</strong>stagsfraktion, Joachim<br />
Pfeiffer, und BPM-Präsi<strong>de</strong>nt Joachim<br />
Sauer <strong>de</strong>n Bogen von <strong>de</strong>r gesamtwirtschaftlichen<br />
Entwicklung <strong>de</strong>s Standorts<br />
Deutschland zu betrieblicher Personalarbeit<br />
schlagen. Im Grun<strong>de</strong> geht es um<br />
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06 / 12 personalmagazin
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12 PORTRÄT<br />
„Da wun<strong>de</strong>re ich mich über mich“<br />
INTERVIEW. Thomas Sattelberger räumt seinen Posten als Personalvorstand <strong>de</strong>r<br />
Telekom. Nun zieht er eine persönliche Bilanz und offenbart späte Einsichten.<br />
personalmagazin: Sie waren fünf Jahre<br />
Personalvorstand <strong>de</strong>r Deutschen Telekom.<br />
Der Aktienkurs ist in Ihrer Vorstandszeit<br />
von 13 auf unter neun Euro<br />
gesackt. Warum ist es nicht gelungen,<br />
<strong>de</strong>n Unternehmenswert zu steigern?<br />
Thomas Sattelberger: Bei allen Telekommunikationsunternehmen<br />
sind in dieser<br />
Zeit die Kurse gefallen. Als Deutsche<br />
Telekom haben wir große historische<br />
Bür<strong>de</strong>n und konnten beziehungsweise<br />
wollten nicht <strong>de</strong>n Weg gehen, alle<br />
Serviceeinheiten outzusourcen, wie das<br />
beispielsweise die spanische Telefonica<br />
gemacht hat. Das hätte die Sozialpartnerschaft<br />
gesprengt. Gleichzeitig waren<br />
und sind wir <strong>de</strong>r Überzeugung, dass<br />
wir über die Qualität unserer eigenen<br />
Services langfristig Kun<strong>de</strong>nbeziehung<br />
als strategischen Erfolgsfaktor ausgestalten<br />
können.<br />
personalmagazin: Der Verweis auf historische<br />
Lasten ist für <strong>de</strong>n Aktionär keine<br />
befriedigen<strong>de</strong> Antwort.<br />
Sattelberger: Auch <strong>de</strong>r Aktionär muss<br />
sich dieser Realität stellen. Wir<br />
tragen noch heute jährlich eine halbe<br />
Milliar<strong>de</strong> Zusatzlasten für Beamtenpensionen.<br />
Nicht, dass Sie mich falsch<br />
verstehen: Nicht die Beamten, son<strong>de</strong>rn<br />
die Altersversorgungsstrukturen sind<br />
die gravieren<strong>de</strong> finanzielle Last. Wir<br />
haben zu<strong>de</strong>m unsere Vermittlungsfirma<br />
Vivento aufgestellt, die sozusagen<br />
auf Deckungsbeitragsbasis Beamte<br />
in <strong>de</strong>n öffentlichen Dienst vermittelt.<br />
Wenn Sie alles an historischen Lasten<br />
addieren, kommen Sie auf 1,1 Milliar<strong>de</strong>n<br />
Euro Kosten pro Jahr.<br />
personalmagazin: Als Personalvorstand<br />
wollten Sie wettbewerbsfähige Belegschaften<br />
schaffen. Fakt ist: Der Umsatz<br />
pro Mitarbeiter ist in <strong>de</strong>n letzten drei<br />
Jahren zurückgegangen.<br />
Sattelberger: Der Personalvorstand ist<br />
zuerst Unternehmer, dann Arbeitskostenmanager.<br />
Diese Kennzahl drückt<br />
zunächst einmal aus, wie schnell<br />
wir schrumpfen und wie schnell wir<br />
wachsen. Wenn Sie das so betrachten,<br />
lautet die Frage, wie Sie eine Organisation<br />
schaffen, in <strong>de</strong>r Wachstum<br />
schneller stattfin<strong>de</strong>t und die Kosten<br />
mit <strong>de</strong>n Umsätzen passabel atmen<br />
können. Sonst wer<strong>de</strong>n Sie schnell zum<br />
Büttel <strong>de</strong>s Finanzbereichs o<strong>de</strong>r verfolgen<br />
eine Politik „shrink to glory“.<br />
personalmagazin: Also spiegelt die Zahl<br />
Umsatz pro Mitarbeiter keinen Misserfolg<br />
<strong>de</strong>s Personalvorstands wi<strong>de</strong>r?<br />
Sattelberger: Nein. Da muss ich mü<strong>de</strong><br />
lächeln. Wir haben es seit 2008<br />
geschafft, <strong>de</strong>n Personalaufwand von<br />
damals fünf Milliar<strong>de</strong>n bei T-Deutschland<br />
um <strong>de</strong>utlich mehr als eine halbe<br />
Milliar<strong>de</strong> Euro zu senken. Gleichzeitig<br />
ist <strong>de</strong>r Umsatz um 2,5 Milliar<strong>de</strong>n<br />
zurückgegangen. Hätten wir <strong>de</strong>n<br />
Personalaufwand um 2,5 Milliar<strong>de</strong>n<br />
senken können? So etwas geht selbst<br />
in tiefen Krisen kaum. Aber in <strong>de</strong>r<br />
Tat: Diese Diskussion musste ich mit<br />
meinem Finanzkollegen führen.<br />
personalmagazin: Wo sehen Sie Erfolge als<br />
Personalvorstand <strong>de</strong>r Telekom?<br />
Sattelberger: Erstens: Wir hatten in <strong>de</strong>n<br />
Jahren 2007 und 2008 sehr schwierige<br />
Arbeitskonflikte in <strong>de</strong>n Servicebereichen<br />
und Callcentern, bei <strong>de</strong>nen es<br />
nicht nur gelungen ist, die Arbeitskosten<br />
zu senken, son<strong>de</strong>rn auch Strukturen<br />
zu <strong>de</strong>zentralisieren und die<br />
Kun<strong>de</strong>norientierung zu verbessern.<br />
Damit haben wir <strong>de</strong>m Unternehmen<br />
die Atmungsfähigkeit zurückgegeben,<br />
„Als Charismatiker kannst du eine Frauenquote<br />
verkün<strong>de</strong>n. Aber das hilft ja nichts, wenn es keine<br />
HR-Funktion gibt, die das versteht und umsetzt.“<br />
die Grundlage für die Verteidigung<br />
<strong>de</strong>s Kerngeschäfts und <strong>de</strong>n Aufbau<br />
<strong>de</strong>s Neugeschäfts war und ist.<br />
personalmagazin: Gibt es weitere Punkte?<br />
Sattelberger: Zweitens haben wir die<br />
qualitative Personalplanung als neuen<br />
HR-Kernprozess eingeführt. Sie erlaubt<br />
uns eine Mittelfristbetrachtung<br />
zu vier Parametern: Welche Kompetenzen<br />
brauchen wir, in welcher<br />
Menge, in welcher Altersstruktur und<br />
zu welchen Preisen? Die klassische<br />
Personalplanung sieht ja nur Menge<br />
und Preis. Dazu gehört übrigens<br />
auch Gesundheitskompetenz, da uns<br />
personalmagazin 06 / 12
SZENE<br />
PORTRÄT<br />
13<br />
„Als Schwabe ist man nie zufrie<strong>de</strong>n“ – Thomas Sattelberger, seit Kurzem im Unruhestand.<br />
Skills nicht helfen, wenn Mitarbeiter<br />
an körperlicher o<strong>de</strong>r psychischer<br />
Überlastung lei<strong>de</strong>n. Und natürlich die<br />
Karrieresysteme, weg von klassischen<br />
Karrieren hin zu mehr Projekt- und<br />
Expertenlaufbahnen. Für die qualitative<br />
Personalplanung, gebe ich uns die<br />
Note 2 minus – als Schwabe ist man ja<br />
nie zufrie<strong>de</strong>n.<br />
personalmagazin: Der dritte Punkt ist<br />
sicher die Frauenquote.<br />
Sattelberger: Ja. Das war eine Intervention<br />
ins Kulturgefüge, wie ich sie so<br />
noch nicht getätigt habe. Noch dazu<br />
mit all <strong>de</strong>n Debatten innerbetrieblich,<br />
aber auch <strong>de</strong>n Wellen, die das Thema<br />
gesellschaftlich ausgelöst hat – zum<br />
Glück. Wir selbst sind da gut vorangekommen:<br />
Seit Mitte 2010 hat sich<br />
die Zahl <strong>de</strong>r Frauen in Führungspositionen<br />
von absolut 19 auf über 25<br />
Prozent erhöht. Auch bei Vorstand<br />
und Aufsichtsrat liegen wir auf <strong>de</strong>r<br />
Zielgera<strong>de</strong>n.<br />
personalmagazin: Manager sprechen gerne<br />
ihre Erfolge an, verschweigen aber die<br />
Misserfolge. Was waren Ihre?<br />
Sattelberger: Das sind zwei Themen, die<br />
eng miteinan<strong>de</strong>r verwoben sind. Ich<br />
hatte die Hoffnung, dass die Personalarbeit<br />
<strong>de</strong>r Telekom signifikant<br />
stärker auf das Thema Servicekultur<br />
Einfluss nehmen kann. Wir sind zwar<br />
über die Jahre besser gewor<strong>de</strong>n, aber<br />
immer noch nicht toll. Das ist eine<br />
persönliche Enttäuschung – auch über<br />
mich. Der zweite Misserfolg: In einem<br />
Dienstleistungsunternehmen muss<br />
Führung eine ausgeprägt dienen<strong>de</strong><br />
Komponente haben und nicht als<br />
Positionsmacht gelebt wer<strong>de</strong>n. Unsere<br />
Befragungen zeigen, dass sich das<br />
© STUDIO LOSKE<br />
etwas verbessert hat. Aber ein breites<br />
Verständnis ist noch nicht Bestandteil<br />
<strong>de</strong>r Unternehmenskultur. Ich habe Titelebenen<br />
rausgenommen, Epauletten<br />
gestrippt, Parkplätze und Telefonnummern<br />
– die Hierarchien signalisieren –<br />
gekappt. Auch beim Vorstand. Ohne<br />
durchschlagen<strong>de</strong>n Erfolg. Da habe<br />
ich mich schon gefragt: War ich zu<br />
radikal, war ich zu oberflächlich, war<br />
<strong>de</strong>r Ansatz falsch? Offensichtlich habe<br />
ich das nicht hingekriegt.<br />
personalmagazin: Sie haben fünf Jahre<br />
lang Energie in die Personalarbeit bei<br />
<strong>de</strong>r Telekom investiert. Was bleibt außer<br />
Frauenquote und Personalplanung?<br />
Sattelberger: Eine reformierte Personalfunktion<br />
mit herausragen<strong>de</strong>n Profis.<br />
Das ist die dritte Personalfunktion,<br />
die ich nach Lufthansa und Conti<br />
gedreht habe. Ich selbst bin ja zutiefst<br />
HR-Profi und habe <strong>de</strong>n Anspruch,<br />
kraftvolle, talentreiche und strategische<br />
HR-Einheiten zu formen. Als<br />
Charismatiker kannst du Frauenquoten,<br />
freiheitsför<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>s Talentmanagement<br />
o<strong>de</strong>r Augenhöhe mit <strong>de</strong>m<br />
Geschäft verkün<strong>de</strong>n. Aber das hilft<br />
ja nichts. Du brauchst eine kraftvolle<br />
HR-Funktion, die die Themen versteht<br />
sowie umsetzen kann und will. Aber<br />
auch im Personalservice selbst hat’s<br />
geklappt. Die Sanierung und anschließen<strong>de</strong><br />
Erzielung von Top-Qualität<br />
unserer Serviceeinheit PST beispielsweise<br />
ist nachhaltig gelungen.<br />
personalmagazin: Das Manager Magazin<br />
schreibt, Sie seien einer von Deutschlands<br />
be<strong>de</strong>utendsten Personalmanagern.<br />
Wie wird man das?<br />
Sattelberger: (Pause) In<strong>de</strong>m man sich<br />
nicht duckt. Vor starkem Wi<strong>de</strong>rstand,<br />
vor unziemlichen Ansagen, vor obrigkeitsstaatlichem<br />
Gehabe.<br />
personalmagazin: Lernt man das o<strong>de</strong>r<br />
muss man das haben? Schon in <strong>de</strong>r<br />
Jugend haben Sie <strong>de</strong>n Aufstand geprobt<br />
und radikale Parolen vertreten. Braucht<br />
06 / 12 personalmagazin
Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an daniela.furkel@personalmagazin.<strong>de</strong><br />
14 PORTRÄT<br />
es ein APO-Trainingslager, um diese<br />
Haltung auszubil<strong>de</strong>n?<br />
Sattelberger: Nein, dazu braucht es<br />
solche Erfahrungen nicht. Dass das<br />
bei mir die Arbeit in einer APO-Jugendorganisation<br />
war, ist <strong>de</strong>r Historie<br />
geschul<strong>de</strong>t. Das kann auch bewusste<br />
Rotation in schweres geschäftliches<br />
Wildwasser, die Arbeit mit Kranken<br />
o<strong>de</strong>r konfrontieren<strong>de</strong>n Werte-<br />
Dilemmata sein. Das kann auch das<br />
Umgehen mit einer Konkurssituation<br />
o<strong>de</strong>r ein Bespitzelungsskandal sein,<br />
<strong>de</strong>r an die Grundfeste <strong>de</strong>r Moral rührt.<br />
Manager brauchen solche Grenzerfahrungen,<br />
um zu reifen.<br />
© STUDIO LOSKE<br />
personalmagazin: Welche Ihrer Überzeugungen<br />
und Eigenschaften sind geprägt<br />
von <strong>de</strong>n Erfahrungen in <strong>de</strong>r APO?<br />
Sattelberger: Die tiefe Sorge vor <strong>de</strong>r<br />
Demagogie <strong>de</strong>r Macht. Und die vor<br />
<strong>de</strong>r eigenen Verführbarkeit. Das<br />
sind zwei Seiten <strong>de</strong>rselben Medaille.<br />
Das begegnet Ihnen nicht nur in<br />
einer APO-Gruppierung, son<strong>de</strong>rn<br />
auch in Unternehmen, in <strong>de</strong>r Kirche<br />
und so weiter. Wie manipuliert dich<br />
Macht, wo bist du verführbar, wie<br />
entschei<strong>de</strong>st du dich in moralisch<br />
schwierigen Konfliktsituationen? Das<br />
waren für mich Kernerfahrungen.<br />
Aber ich bin dadurch nicht unfehlbar<br />
gewor<strong>de</strong>n. Die Zeit war übrigens auch<br />
eine zutiefst positive Erfahrung. Wir<br />
sind als junge Schüler angetreten für<br />
Pressefreiheit, für Mitbestimmung,<br />
gegen militaristische Ansprachen von<br />
Lehrern und wir haben durch unsere<br />
Aufklärungsarbeit dazu beigetragen,<br />
dass sich Kultur in einem Schulsystem<br />
Online<br />
Das vollständige Interview mit<br />
Thomas Sattelberger lesen Sie als<br />
Top-Thema auf<br />
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„Es braucht jeman<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>r nicht nur schwätzt, son<strong>de</strong>rn auch große HR-Architekturen baut.“<br />
verän<strong>de</strong>rt hat. Wenn ich heute für<br />
freiheitslieben<strong>de</strong> Talententwicklung<br />
eintrete, dann bin ich überzeugt, die<br />
Kraft dafür ziehe ich aus meinen Erlebnissen<br />
als 16- und 17-jähriger.<br />
personalmagazin: Verstörend wirkt Ihre<br />
neu ent<strong>de</strong>ckte Begeisterung für Work-<br />
Life-Balance. Ihr Ruf ist ein an<strong>de</strong>rer.<br />
Sattelberger: Ich glaube, da habe ich mich<br />
geän<strong>de</strong>rt. Als ich verstan<strong>de</strong>n hatte, dass<br />
das Thema Vielfalt mit Zeitsouveränität<br />
zu tun hat, habe ich vor an<strong>de</strong>rthalb<br />
Jahren einen Kehrtwechsel an<strong>de</strong>ren<br />
gegenüber vollzogen und <strong>de</strong>ren Ansprüche<br />
an ihr Privatleben akzeptiert.<br />
Zeitsouveränität heißt aber auch, dass<br />
man mir nicht reinre<strong>de</strong>n soll, wenn ich<br />
viel arbeiten will.<br />
personalmagazin: Eine Erkenntnis, für die<br />
Sie 63 Jahre alt wer<strong>de</strong>n mussten. Wer<br />
hat Sie in Ihrem Arbeitseifer gesteuert?<br />
Sattelberger: Ich fand das ganz normal,<br />
dass Menschen viel arbeiten. Ich habe<br />
nie richtig reflektiert, dass an<strong>de</strong>re<br />
Menschen in Sachen Zeitgestaltung<br />
an<strong>de</strong>re Vorstellungen haben können.<br />
Da wun<strong>de</strong>re ich mich über mich selbst.<br />
Da hat mir eine tiefschürfen<strong>de</strong> Run<strong>de</strong><br />
mit unserer Diversity-Beauftragten<br />
und 20 Frauen die Augen geöffnet.<br />
personalmagazin: Sie waren und sind eine<br />
prägen<strong>de</strong> Figur im Personalmanagement.<br />
Wer wird <strong>de</strong>r neue Sattelberger?<br />
Sattelberger: Kein Kommentar.<br />
personalmagazin: Braucht das Personalwesen<br />
überhaupt einen Antreiber?<br />
Sattelberger: Ja. Die HR-Funktion<br />
ver sinkt in <strong>de</strong>r gesellschaftlichen,<br />
öffentlichen Be<strong>de</strong>utungslosigkeit. Ich<br />
kann nur hoffen, dass sich da jemand<br />
aus <strong>de</strong>r zweiten Reihe herausschält. Jemand,<br />
<strong>de</strong>r kämpft, aber nicht absolutistisch.<br />
Jemand, <strong>de</strong>r nicht nur schwätzt,<br />
son<strong>de</strong>rn auch große HR-Architekturen<br />
bei sich im Unternehmen baut. Meine<br />
Hoffnung liegt bei <strong>de</strong>nen, die 20 o<strong>de</strong>r<br />
30 Jahre jünger sind.<br />
Das Interview führten<br />
Reiner Straub und Randolf Jessl.<br />
personalmagazin 06 / 12
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16 NEUES MANAGEMENT<br />
<strong>Mehr</strong> <strong>Freiheit</strong> <strong>wagen</strong><br />
ÜBERBLICK. Die Zeit <strong>de</strong>r großen Managemententwürfe scheint vorbei. Dennoch<br />
experimentieren Firmen mit alternativen Führungs- und Steuerungskonzepten.<br />
Von Randolf Jessl (Red.)<br />
Es bedurfte eines ost<strong>de</strong>utschen<br />
Bun<strong>de</strong>spräsi<strong>de</strong>nten, um <strong>de</strong>n<br />
Deutschen <strong>de</strong>n Wert <strong>de</strong>r <strong>Freiheit</strong><br />
in Erinnerung zu rufen. Wie kein<br />
Zweiter singt Joachim Gauck das Hohelied<br />
auf dieses Menschenrecht. Gera<strong>de</strong><br />
aus <strong>de</strong>r Wirtschaft ist <strong>de</strong>m neuen Bun<strong>de</strong>spräsi<strong>de</strong>nten<br />
dafür Applaus sicher.<br />
Weniger Regulierung, mehr freies Unternehmertum<br />
sind ihre Leitbil<strong>de</strong>r. Doch<br />
ob die Firmenlenker auch zu mehr <strong>Freiheit</strong>en<br />
im Inneren ihrer Unternehmen<br />
applaudieren wür<strong>de</strong>n, ist ungewiss.<br />
Sicher: Unter <strong>de</strong>m Schlachtruf <strong>de</strong>r<br />
Flexibilisierung haben Firmen viele alte<br />
Zöpfe in Sachen Arbeitszeit und Arbeitsort<br />
abgeschnitten. Zu ihrem Scha<strong>de</strong>n<br />
war das nicht. Doch ist ihnen bewusst,<br />
welchen <strong>Freiheit</strong>sdrang gera<strong>de</strong> die junge<br />
Generation mit in die Arbeitswelt<br />
hineinträgt? Schöpfen sie die neuen<br />
Möglichkeiten <strong>de</strong>r Informationstechnologie<br />
zur Umgestaltung ihrer Organisationen<br />
wirklich aus? Wirken sie darauf<br />
ein, <strong>de</strong>n Rechtsrahmen so zu verän<strong>de</strong>rn,<br />
dass freies Unternehmertum nicht nur<br />
als Feigenblatt für prekäre Randbelegschaften<br />
herhalten muss? Lösen sie<br />
Denk- und Verhaltensmuster in ihren<br />
Unternehmen auf, die <strong>de</strong>m „Organization<br />
Man“ als Leitbild huldigen?<br />
Diese Fragen sind für das Ganze <strong>de</strong>r<br />
Volkswirtschaft schwer zu beantworten.<br />
Sicher aber ist, dass es immer mehr<br />
Firmen gibt, die mit mehr <strong>Freiheit</strong> und<br />
weniger „Command and Control“ in <strong>de</strong>r<br />
Unternehmens- und Menschenführung<br />
experimentieren. Ihnen zur Seite stehen<br />
Vor<strong>de</strong>nker und Berater, die das Paradigma<br />
<strong>de</strong>r <strong>Freiheit</strong> in Konzepte und Mo<strong>de</strong>lle<br />
gießen. Vier davon kommen in unserer<br />
Titelstrecke zu Wort. Wir ersparen unseren<br />
Lesern die Diskussion, inwieweit<br />
es sich um Managementkonzepte, Managementmo<strong>de</strong>lle<br />
o<strong>de</strong>r Managementmo<strong>de</strong>n<br />
han<strong>de</strong>lt. Hierüber streitet die<br />
Wissenschaft inbrünstig, die wenig zu<br />
solch konkreten Gestaltungs- und Handlungsanleitungen<br />
beiträgt. Aber mit mäßigem<br />
Erfolg: Eine allgemein anerkannte<br />
Definition von Managementmo<strong>de</strong>ll o<strong>de</strong>r<br />
-konzept gibt es nicht.<br />
Vier neuere Ansätze mit Bezug zu HR<br />
Dafür ist an Konzepten kein Mangel.<br />
„Die hun<strong>de</strong>rt wichtigsten Managementkonzepte“<br />
hat zum Beispiel <strong>de</strong>r<br />
Economist-Autor Tim Hindle in seinem<br />
gleichnamigen Buch zusammengetragen.<br />
Konzepte wie Total-Quality-Management,<br />
Business-Process-Reengineering,<br />
Kaizen haben zuletzt die Art verän<strong>de</strong>rt,<br />
wie Unternehmen sich aufstellen und<br />
ihre Herausfor<strong>de</strong>rungen meistern. Dennoch<br />
drängt sich <strong>de</strong>r Eindruck auf, dass<br />
in <strong>de</strong>n vergangenen Jahren kaum mehr<br />
ein großer Wurf auf <strong>de</strong>m Markt <strong>de</strong>r Managementi<strong>de</strong>en<br />
gelungen ist.<br />
Auf Markt- und Meinungsführerschaft<br />
sehen es die in dieser Ausgabe versammelten<br />
vier Konzepte und ihre Verfechter<br />
auch nicht ab. Vielmehr sind es<br />
Herangehensweisen an Detailprobleme<br />
<strong>de</strong>r Organisationsgestaltung, Menschen-<br />
und Unternehmensführung, die<br />
eine starke Auswirkung darauf haben,<br />
wie Personalarbeit gelebt und aufgestellt<br />
wer<strong>de</strong>n muss. Scrum, ROWE, „Beyond<br />
Budgeting“ und „Resourceful Humans“<br />
tun dies zwar alle ganzheitlich, doch aus<br />
Sollen sich Kultur und Organisation än<strong>de</strong>rn, muss<br />
sich auch das Personalwesen än<strong>de</strong>rn.<br />
unterschiedlichen Perspektiven. Scrum<br />
nähert sich <strong>de</strong>n Herausfor<strong>de</strong>rungen<br />
hauptsächlich über eine an<strong>de</strong>re Form<br />
<strong>de</strong>s Projektmanagements, ROWE auf<br />
<strong>de</strong>m Weg einer neuen Kultur <strong>de</strong>r Zielsetzung,<br />
„Beyond Budgeting“ durch die<br />
Reformation <strong>de</strong>r Budgetierung und „Resourceful<br />
Humans“ über <strong>de</strong>n Neustart<br />
<strong>de</strong>r HR-Funktion.<br />
Die Autoren dieser Titelstrecke betonen:<br />
„Was uns vereint, ist das Bestreben,<br />
wie<strong>de</strong>r konsequent interne und externe<br />
Kun<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>n Mittelpunkt <strong>de</strong>s unternehmerischen<br />
Schaffens zu stellen. Dies<br />
be<strong>de</strong>utet einerseits Wertschätzung von<br />
Mitarbeitern, die als Mit-Unternehmer<br />
freiheitlich und überzeugt arbeiten, und<br />
an<strong>de</strong>rerseits Wertschätzung von Kun<strong>de</strong>n,<br />
die eine ehrliche und authentische<br />
Leistung erhalten.“ Damit diese Konzepte<br />
implementiert und gelebt wer<strong>de</strong>n,<br />
so argumentieren sie übereinstimmend,<br />
muss auch das Personalwesen sich und<br />
seine Praktiken grundlegend än<strong>de</strong>rn. Eine<br />
Einsicht, die bei vielen <strong>de</strong>r bekannten<br />
Mo<strong>de</strong>lle früherer Jahre zu kurz kam.<br />
personalmagazin 06 / 12
TITEL<br />
NEUES MANAGEMENT<br />
17<br />
© ALEXANDER RYABINTSEV / SHUTTERSTOCK.COM<br />
Auf in die <strong>Freiheit</strong>: Konzepte <strong>de</strong>r Unternehmens- und Menschenführung entfernen sich immer weiter vom Prinzip <strong>de</strong>s „Command and Control“.<br />
06 / 12 personalmagazin
Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an randolf.jessl@personalmagazin.<strong>de</strong><br />
18 NEUES MANAGEMENT<br />
Agil dank Scrum<br />
MODELL I. Das neue Projektmanagementverfahren verän<strong>de</strong>rt das Rollen- und<br />
Managementverständnis in Unternehmen. HR muss dies unterstützen.<br />
Von André Häusling und Silke Wiegand<br />
Keine Frage, Ziele sind wichtig.<br />
Aber sie gewinnen o<strong>de</strong>r<br />
verlieren an Be<strong>de</strong>utung durch<br />
Entwicklungen, die wir nicht<br />
vorhersagen und meist auch nicht beeinflussen<br />
können. Sie müssen hin und<br />
wie<strong>de</strong>r revidiert o<strong>de</strong>r neu ausgerichtet<br />
wer<strong>de</strong>n. Und meistens erkennt man im<br />
Laufe <strong>de</strong>r Zeit, dass eine schrittweise<br />
Annäherung, die Zeit für Reflexion gibt,<br />
sinnvoller ist, als ein starres Festhalten<br />
an einem einmal festgelegten Ergebnis.<br />
Auch in <strong>de</strong>r Softwareentwicklung<br />
und im Projektmanagement ist zu beobachten:<br />
Erst am En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r geplanten<br />
Projekt- o<strong>de</strong>r Entwicklungszeit kann das<br />
eigentliche Produkt geliefert wer<strong>de</strong>n.<br />
Das setzt eine Vorhersehbarkeit voraus,<br />
die in <strong>de</strong>n meisten Fällen nicht gegeben<br />
ist. Die agile Metho<strong>de</strong> „Scrum“ kennt<br />
<strong>de</strong>shalb keine langfristigen Pläne.<br />
Agiles Personalmanagement: In Scrum-Projekten arbeitet keiner nur für sich im stillen Kämmerlein.<br />
© SLAVO VALIGURSKY / SHUTTERSTOCK.COM<br />
Scrum ist eine ständige Neuausrichtung<br />
ohne Verlust <strong>de</strong>r groben Zielsetzung.<br />
Scrum bietet einen Rahmen, in<br />
<strong>de</strong>m ein beliebiges Projekt interaktiv<br />
und interdisziplinär unter Nutzung<br />
sämtlicher Wissens- und Kreativitätspotenziale<br />
abläuft. Mit Scrum entsteht<br />
nicht nur ein Ergebnis, son<strong>de</strong>rn es entstehen<br />
zahlreiche Ergebnisse – und zwar<br />
je nach aktuellen Rahmenbedingungen<br />
und in ständiger Abstimmung mit <strong>de</strong>m<br />
Kun<strong>de</strong>n. Ein Team aus Spezialisten, von<br />
einer Vision geleitet, arbeitet sich diszipliniert<br />
und professionell von einem<br />
Teilprodukt zum nächsten, bis es das<br />
Endprodukt abliefern kann. Zwar bekommt<br />
das Team eine klare Zielsetzung<br />
– wie es dieses Ziel erreicht, bleibt jedoch<br />
<strong>de</strong>n Teammitglie<strong>de</strong>rn überlassen.<br />
Selbstorganisation geht vor Kontrolle,<br />
kreative Anpassung vor unbedingter<br />
Zielerreichung, die Nähe zum Kun<strong>de</strong>n<br />
vor abgeschotteter Arbeit im stillen Kämmerlein.<br />
Es gibt sehr wenige Regeln, die<br />
jedoch absolut konsequent eingehalten<br />
wer<strong>de</strong>n. Die wenigen Prinzipien versteht<br />
je<strong>de</strong>r am Projekt Beteiligte.<br />
Der kontinuierliche Austausch mit<br />
<strong>de</strong>m Kun<strong>de</strong>n ist eine <strong>de</strong>r Stärken von<br />
Scrum. Er führt dazu, dass ein Team<br />
immer weiß, warum es dieses tun o<strong>de</strong>r<br />
jenes lassen soll. Dies ist wesentlich,<br />
um innovative Herangehensweisen<br />
überhaupt erst zu ermöglichen. Mit<br />
Scrum ist das Team Teil <strong>de</strong>r gesamten<br />
Unternehmensstrategie.<br />
Die Rollen und ihr Platz in Scrum<br />
Drei Kernrollen bestimmen <strong>de</strong>n Scrum-<br />
Prozess und ergeben das Scrum-Team:<br />
das Team, <strong>de</strong>r „Product Owner“ und <strong>de</strong>r<br />
„Scrum Master“. Der „Product Owner“<br />
ist <strong>de</strong>r Visionär, <strong>de</strong>r die Produktentwicklung<br />
plant, lenkt und dafür sorgt, dass<br />
das Team die gewünschten Funktionalitäten<br />
in <strong>de</strong>r richtigen Reihenfolge<br />
erstellt und die Projektergebnisse <strong>de</strong>n<br />
finanziellen Aufwand rechtfertigen. Der<br />
„Product Owner“ ist zu<strong>de</strong>m das Bin<strong>de</strong>glied<br />
zwischen <strong>de</strong>m Team und <strong>de</strong>m<br />
Kun<strong>de</strong>n. Das Team organisiert sich weitgehend<br />
selbst und liefert die Funktionalitäten<br />
in <strong>de</strong>r vorgegebenen Reihenfolge<br />
und in <strong>de</strong>r zuvor vereinbarten Qualität.<br />
Der „Scrum Master“ hilft <strong>de</strong>m Team, die<br />
gesetz ten Ziele zu erreichen. Er beseitigt<br />
alle Hin<strong>de</strong>rnisse („Impediments“),<br />
die das Team aufhalten könnten. Er ist<br />
eine Führungskraft im weiteren Sinne.<br />
Ohne direkte Weisungsbefugnis stellt er<br />
sicher, dass <strong>de</strong>r Scrum-Prozess eingehalten<br />
wird. Eine seiner Hauptaufgaben<br />
ist die Schulung aller Projektbeteiligten,<br />
personalmagazin 06 / 12
TITEL<br />
NEUES MANAGEMENT<br />
19<br />
Nötige HR-Maßnahmen<br />
Anfor<strong>de</strong>rungen<br />
auf <strong>de</strong>r Teamebene<br />
Organisatorische Anfor<strong>de</strong>rungen<br />
Neue Infrastrukturen und neue<br />
räumliche Organisation<br />
Mitarbeiterbezogene Anfor<strong>de</strong>rungen<br />
Ängste <strong>de</strong>r Mitarbeiter<br />
Suche nach Stabilität für die<br />
Zukunft – Karrieremöglichkeiten<br />
Neue Skills müssen geför<strong>de</strong>rt<br />
o<strong>de</strong>r ausgebil<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n<br />
Bedarf an neuen Mitarbeitern,<br />
die die Rollenerfor<strong>de</strong>rnisse<br />
erfüllen<br />
Frage nach <strong>de</strong>r Bewertung von<br />
Individualleistung und damit<br />
zusammenhängen<strong>de</strong>r Vergütung<br />
Umgang mit Teammitglie<strong>de</strong>rn,<br />
die ihre Leistung nicht erbringen<br />
o<strong>de</strong>r nicht ins Team passen<br />
Anfor<strong>de</strong>rungen<br />
an das Management<br />
Budgetmittel, Räumlichkeiten et<br />
cetera zur Verfügung stellen<br />
Kommunikation <strong>de</strong>r Verän<strong>de</strong>rung<br />
und Strategie<br />
Karrieremöglichkeiten eröffnen<br />
Weiterentwicklungspläne für die<br />
einzelnen Mitarbeiter <strong>de</strong>finieren,<br />
Trainings- und Ausbildungsbedarf<br />
ermitteln<br />
Mitarbeitersuche, das Unternehmen<br />
als attraktive, agile<br />
Organisation positionieren<br />
Trennung und gleichzeitig<br />
Verbindung von Individual- und<br />
Teamzielen in Mitarbeitergesprächen<br />
Alternativen für <strong>de</strong>n Mitarbeiter<br />
im Unternehmen suchen o<strong>de</strong>r<br />
eine Trennung veranlassen<br />
sodass diese ihre Rolle verstehen und<br />
ausüben können.<br />
Aufgaben von HR<br />
Definition <strong>de</strong>r Anfor<strong>de</strong>rungen,<br />
Beschaffung und Än<strong>de</strong>rung<br />
Kommunikationsplattformen<br />
schaffen: Workshops, Mission<br />
Statements, Rundschreiben,<br />
Intranet et cetera<br />
Erarbeitung von Karrierepfa<strong>de</strong>n<br />
und -mo<strong>de</strong>llen<br />
Coaching <strong>de</strong>s „Scrum Masters“<br />
als Verän<strong>de</strong>rungsmanager, Trainings<br />
für das Team <strong>de</strong>finieren,<br />
entwickeln o<strong>de</strong>r zukaufen<br />
Kompetenzprofile entwickeln,<br />
Employer Branding, Aufbau einer<br />
Talent-Pipeline<br />
Neue Formen von Leistungsfeedback<br />
und Vergütungsmo<strong>de</strong>lle<br />
schaffen, die auch die Teamleistung<br />
einbeziehen<br />
Varianten <strong>de</strong>r Versetzung o<strong>de</strong>r<br />
Trennung überprüfen, Vermittlung<br />
interner o<strong>de</strong>r externer<br />
neuer Positionen, Nachbesetzung<br />
in die Wege leiten<br />
Anfor<strong>de</strong>rungen bestehen an das Team, das Management und das Personalwesen: Alle drei<br />
Ebenen sind in <strong>de</strong>r Zusamenarbeit gefragt, um eine agile Organisation zu ermöglichen.<br />
Quelle: „Erfolgreich mit Scrum – Einflussfaktor Personalmanagement“, Häusling und Gloger, 2011<br />
Ausdruck strategischen Denkens<br />
Auch wenn das Prozessmo<strong>de</strong>ll von<br />
Scrum hauptsächlich operative Abläufe<br />
darstellt, so ist es doch Ausdruck einer<br />
strategischen Denkweise. In einer agilen<br />
Organisation sind die Teams – ob sie<br />
nun Software entwickeln, Produktionsprozesse<br />
abwickeln o<strong>de</strong>r HR-Projekte<br />
durchführen – selbst organisiert und<br />
cross-funktional. Rollen, Verantwortlichkeiten<br />
und interdisziplinäres Arbeiten,<br />
<strong>de</strong>r Wille, Wissen je<strong>de</strong>rzeit zu<br />
teilen und auch an<strong>de</strong>re Aufgaben im<br />
Team zu übernehmen – all dies setzt ein<br />
neues Selbstverständnis <strong>de</strong>r Beteiligten<br />
voraus. Um dieses Selbstverständnis<br />
im Unternehmen abzubil<strong>de</strong>n, bedarf es<br />
eines grundsätzlichen Um<strong>de</strong>nkens im<br />
Personalmanagement. Agilität im Unternehmen<br />
for<strong>de</strong>rt einen an<strong>de</strong>ren Umgang<br />
mit Mitarbeitern von <strong>de</strong>r Rekrutierung<br />
bis zur Trennung und ein auf Vertrauen<br />
basieren<strong>de</strong>s Verständnis von Führung.<br />
<strong>Mehr</strong>jahrespläne haben bei Scrum<br />
ebenso wenig verloren wie das Führen<br />
von jährlichen Mitarbeitergesprächen<br />
und Zielvereinbarungen. Bewertungs-,<br />
Entlohnungs- und Weiterentwicklungssysteme<br />
sind zu über<strong>de</strong>nken. Es gilt<br />
zu klären, wie eine kollektive Leistung<br />
bewertet und entlohnt wird. Führungsrollen<br />
ohne disziplinarische Autorität<br />
sind in Scrum völlig normal. Teamentwicklung<br />
und Konfliktlösung sind die<br />
Themen <strong>de</strong>r Führungskräfte, die hierfür<br />
Coaching und Schulung durch die Personalabteilung<br />
brauchen. Bei <strong>de</strong>r Verän<strong>de</strong>rung<br />
hin zu einer agilen Organisation<br />
fungiert HR daher als eine Art Übersetzer,<br />
<strong>de</strong>r einerseits <strong>de</strong>m Management<br />
die Anfor<strong>de</strong>rungen erklärt, die durch<br />
die Einführung von Scrum entstehen.<br />
An<strong>de</strong>rerseits vermittelt er <strong>de</strong>n Teams<br />
die Perspektive <strong>de</strong>s Managements. Desweiteren<br />
fällt es in die Verantwortung<br />
von HR, Ängste in Bezug auf die eigene<br />
Karriere aufzufangen und alternative<br />
Karrierepfa<strong>de</strong> zu entwickeln. Und nicht<br />
zuletzt ist HR in Scrum stärker <strong>de</strong>nn je<br />
gefragt, wenn es um Mitarbeiter geht,<br />
die ihre Leistung nicht erbringen o<strong>de</strong>r<br />
nicht ins Team passen.<br />
Schlüsselfunktion HR<br />
Der Aufbau eines agilen Personalmanagements<br />
bringt viele Verän<strong>de</strong>rungen<br />
mit sich und erfor<strong>de</strong>rt ein hohes Maß<br />
an Initiative und Kompetenz seitens HR.<br />
Dafür bietet es Personalabteilungen die<br />
Chance, das eigene Selbstverständnis<br />
zu über<strong>de</strong>nken, selbst zu einer agilen<br />
Einheit zu wer<strong>de</strong>n, die sich im Verän<strong>de</strong>rungsprozess<br />
innerhalb <strong>de</strong>s Unternehmens<br />
strategisch neu positioniert.<br />
André Häusling<br />
ist Inhaber und CEO von<br />
Scrumjobs in Köln.<br />
Silke Wiegand<br />
ist freiberufliche<br />
Redakteurin in Erftstadt<br />
bei Köln.<br />
06 / 12 personalmagazin
Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an randolf.jessl@personalmagazin.<strong>de</strong><br />
20 NEUES MANAGEMENT<br />
„Eine Frage <strong>de</strong>s Mindsets“<br />
INTERVIEW. Andrea Hollenburger, Personalchefin <strong>de</strong>r Scout 24 Holding GmbH,<br />
erläutert die Auswirkungen von Scrum am Beispiel ihrer Geschäftsfel<strong>de</strong>r.<br />
personalmagazin: Seit wann arbeiten Sie<br />
in <strong>de</strong>r Scout-Gruppe mit Scrum?<br />
Andrea Hollenburger: Bei Immobilienscout24<br />
sind wir 2008 mit einem<br />
Team gestartet und haben dort jetzt<br />
23 Teams. Bei Autoscout24 waren es<br />
anfangs drei, inzwischen sind es zehn.<br />
personalmagazin: Wie war die Reaktion<br />
<strong>de</strong>r Mitarbeiter? Ist etwas davon bei<br />
Ihnen im HR-Bereich angekommen?<br />
Hollenburger: Wenn wir mit neuen<br />
Themen starten, machen sich die<br />
Fachabteilungen und HR schon im<br />
Vorfeld Gedanken darüber, wie man die<br />
Mitarbeiter vorbereiten kann. Die Mitarbeiter<br />
waren, wie übrigens bei allen<br />
Change-Prozessen in unserem Hause,<br />
von Anfang an voller Elan dabei und<br />
haben Scrum mitgestaltet. Es gab aber<br />
auch einige, die erst einmal verstehen<br />
mussten, wie Scrum funktioniert und<br />
was das Thema Selbstorganisation<br />
eigentlich im Arbeitsalltag be<strong>de</strong>utet.<br />
personalmagazin: Hat die Selbstorganisation<br />
beson<strong>de</strong>re Auswirkungen auf<br />
Personal und Führung?<br />
Hollenburger: Wir leben unseren „ Scouty<br />
Spirit“, eine Unternehmenskultur,<br />
die ein hohes Maß an Vertrauen und<br />
„Empowerment“ gegenüber je<strong>de</strong>m<br />
Einzelnen aufweist. Und die Agilität bei<br />
Scrum kommt dieser Kultur sehr entgegen.<br />
Wir haben die Führungskräfte<br />
dahingehend gecoacht und eine klare<br />
Trennung zwischen Teamleiter und<br />
Scrum-Master vollzogen. Der Teamleiter<br />
ist primär disziplinarisch für alle Mitarbeiter<br />
verantwortlich. Der Scrum-Master<br />
ist <strong>de</strong>r Hüter <strong>de</strong>s Scrum-Prozesses, er<br />
führt das Team lateral auf <strong>de</strong>m Weg zur<br />
Selbstorganisation und – ein ganz wichtiger<br />
Aspekt – schützt es vor Störungen<br />
von außen. Wichtig ist außer<strong>de</strong>m, dass<br />
die Teammitglie<strong>de</strong>r zusammensitzen.<br />
Das för<strong>de</strong>rt das Wir-Gefühl und damit<br />
das Verantwortungsbewusstsein und<br />
die Kommunikation in <strong>de</strong>n Projekten.<br />
personalmagazin: Was sind aus <strong>de</strong>r Sicht<br />
von HR die größten Herausfor<strong>de</strong>rungen<br />
im Change-Prozess?<br />
Hollenburger: Ganz klar die Tatsache,<br />
dass agile Metho<strong>de</strong>n eine Frage <strong>de</strong>s<br />
Mindsets sind. Das kann man nicht mit<br />
einem dreitägigen Training erreichen.<br />
Eine <strong>de</strong>r großen Herausfor<strong>de</strong>rungen<br />
ist es, aus Überzeugung und unter<br />
Berücksichtigung struktureller und<br />
inhaltlicher Gegebenheiten die Abläufe<br />
anzupassen und das ganze Unternehmen<br />
als System zu begreifen. Es reicht<br />
nicht, ein kleines Rad am En<strong>de</strong> zu<br />
drehen. Man darf auch nie glauben,<br />
dass ein agiler Verän<strong>de</strong>rungsprozess irgendwann<br />
aufhört. Denn immer wie<strong>de</strong>r<br />
gibt es Blocka<strong>de</strong>n und Hin<strong>de</strong>rnisse, die<br />
gelöst wer<strong>de</strong>n müssen.<br />
personalmagazin: Gibt es Erfolge?<br />
Hollenburger: Allerdings. Bei Autoscout24<br />
ist die Effizienz <strong>de</strong>r Teams innerhalb<br />
eines Jahres um sensationelle 200<br />
Prozent gestiegen. Die Qualität <strong>de</strong>r<br />
ausgelieferten Produkte und Features<br />
wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>utlich erhöht und die Anzahl<br />
von kritischen Fehlern ist seit <strong>de</strong>r<br />
Einführung von Scrum um 80 Prozent<br />
gesunken. Bei Immobilienscout24 ist<br />
die Release-Frequenz von vier auf eine<br />
Woche reduziert wor<strong>de</strong>n. Außer<strong>de</strong>m<br />
hat sich die Qualität <strong>de</strong>r Entwicklung<br />
drastisch verbessert. Hier haben wir die<br />
Fehlerquote um die Hälfte reduziert.<br />
Heute wer<strong>de</strong>n doppelt so viele Features<br />
live geschaltet wie vor <strong>de</strong>m Start von<br />
Scrum.<br />
personalmagazin: Ist Scrum auch außerhalb<br />
<strong>de</strong>r Software-Entwicklung nutzbar?<br />
Hollenburger: Wir sind heute tatsächlich<br />
eine agile Organisation. Alle an <strong>de</strong>r Produktentwicklung<br />
beteiligten Bereiche<br />
arbeiten agil bei uns. Angrenzen<strong>de</strong><br />
Bereiche müssen zumin<strong>de</strong>st verstehen,<br />
was dahintersteckt.<br />
Das Interview führte Silke Wiegand.<br />
Andrea Hollenburger<br />
Senior Vice Presi<strong>de</strong>nt Human Resources,<br />
Scout 24 Holding GmbH<br />
personalmagazin 06 / 12
TITEL<br />
NEUES MANAGEMENT<br />
21<br />
Prinzip Selbstverantwortung<br />
MODELL II. Beim ROWE-Ansatz, also „Results Only Work Environment“, zählen<br />
nur Ergebnisse – nicht wo, wie und wann die Arbeit erfolgt. Da ist HR gefor<strong>de</strong>rt.<br />
Von Susanne Ambros<br />
Die Geschichte von ROWE bei<br />
HR-Factory beginnt im Jahr<br />
2007 mit einem Artikel, <strong>de</strong>r<br />
Geschäftsführer Jan Haines<br />
faszinierte. Ein amerikanisches Unternehmen<br />
hatte eine 30-prozentige<br />
Produktivitätssteigerung nur durch die<br />
Einführung eines revolutionären Führungskonzepts<br />
erreicht. Darüber hinaus<br />
waren Mitarbeitermotivation und Kreativität<br />
gestiegen und gleichzeitig die<br />
Fluktuationsraten gesunken. Als HR-<br />
Spezialist befasste sich Haines anschließend<br />
intensiver mit diesem scheinbar<br />
einfachen und doch so wirkungsvollen<br />
Ansatz namens ROWE. Das steht für<br />
„Results Only Work Environment“. Ein<br />
Treffen mit <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n ROWE-Vorreiterinnen<br />
Cali Ressler und Jody Thompson<br />
in <strong>de</strong>n USA gab am En<strong>de</strong> <strong>de</strong>n Ausschlag.<br />
Haines beschloss gemeinsam mit seinem<br />
Führungsteam, dieses Konzept bei<br />
HR-Factory umzusetzen.<br />
Im Gegensatz zu Best-Buy, einem<br />
großen amerikanischen Elektronik-<br />
Discounter, <strong>de</strong>r bereits 2003 ROWE<br />
eingeführt hatte, ist HR-Factory ein<br />
mittelständisches Dienstleistungsunternehmen,<br />
das seinen Schwerpunkt im<br />
Bereich HR Business Process Outsourcing<br />
hat. Das Unternehmen war zum<br />
Einführungszeitpunkt acht Jahre alt, inhabergeführt<br />
und verfügte über äußerst<br />
flache Organisationsstrukturen. Als<br />
Pilotstandort für die Einführung wur<strong>de</strong><br />
die HR-Factory-Nie<strong>de</strong>rlassung in Tallinn,<br />
Estland, gewählt. Das Team dort bestand<br />
zum Zeitpunkt <strong>de</strong>r Einführung aus 19<br />
Mitarbeitern mit einem Durchschnittsalter<br />
von 27 Jahren. Die Unternehmenskultur<br />
wur<strong>de</strong> als dynamisch empfun<strong>de</strong>n,<br />
wobei gera<strong>de</strong> Führungskräfte eine hohe<br />
Arbeitsbelastung im Bereich <strong>de</strong>r Mitarbeiterführung<br />
und -kontrolle beklagten.<br />
Implementierung <strong>de</strong>s Mo<strong>de</strong>lls<br />
Das Führungsteam <strong>de</strong>r HR-Factory erwartete<br />
sich durch die Einführung <strong>de</strong>s<br />
ergebniszentrierten ROWE-Konzepts<br />
folgen<strong>de</strong> Effekte: Steigerung <strong>de</strong>r Produktivität,<br />
Senkung <strong>de</strong>r Fluktuationsrate<br />
sowie gleichbleiben<strong>de</strong> Gehaltskosten<br />
in einem von steigen<strong>de</strong>n Gehältern geprägten<br />
Markt und damit einen Wettbewerbsvorteil.<br />
Darüber hinaus sollten die<br />
Führungskräfte entlastet und alle Mitarbeiter<br />
durch mehr Selbstverantwortung<br />
und flexiblere Zeiteinteilung weiter motiviert<br />
wer<strong>de</strong>n. Daher wur<strong>de</strong> schließlich<br />
auch eine signifikante Steigerung <strong>de</strong>r<br />
Mitarbeiterzufrie<strong>de</strong>nheit erwartet.<br />
Zur Vorbereitung <strong>de</strong>r Implementierung<br />
erarbeitete das Führungsteam<br />
einen <strong>de</strong>taillierten Projektplan mit folgen<strong>de</strong>n<br />
Inhalten:<br />
● Vorbereitung von Implementierung<br />
und Kommunikationsstrategie<br />
● Klärung von arbeitsrechtlichen Aspekten<br />
(siehe Kasten, Seite 22)<br />
● Aufnahme <strong>de</strong>s Ist-Zustands durch eine<br />
Mitarbeiterumfrage<br />
● Spezielle Schulung und Begleitung<br />
<strong>de</strong>r Führungskräfte bei Konzepteinführung<br />
und darüber hinaus<br />
Bei ROWE müssen die Mitarbeiter lernen, sich ihre Arbeit frei und selbstbestimmt einzuteilen.<br />
06 / 12 personalmagazin
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22 NEUES MANAGEMENT<br />
ROWE in Deutschland verwirklichen<br />
RECHT<br />
Soll ein ROWE-Arbeitszeitmo<strong>de</strong>ll in einem Unternehmen eingeführt wer<strong>de</strong>n, das <strong>de</strong>utschen Arbeitsrechtsbestimmungen unterliegt, sind<br />
verschie<strong>de</strong>ne juristische Aspekte zu be<strong>de</strong>nken. Im Folgen<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n einige gesetzliche Grundlagen beleuchtet, mit <strong>de</strong>nen man sich<br />
bei <strong>de</strong>r Einführung von ROWE beschäftigen sollte. Doch auch tarifvertragliche Regelungen sind zu berücksichtigen.<br />
Nachweisgesetz (NachwG)<br />
Die Bestimmungen <strong>de</strong>s Nachweisgesetzes (NachwG) verlangen, die<br />
wesentlichen Vertragsbedingungen schriftlich nie<strong>de</strong>rzulegen. Hierzu<br />
gehören unter an<strong>de</strong>rem <strong>de</strong>r Arbeitsort (§ 2 Abs. 1 Nr. 4 NachwG) und<br />
die vereinbarte Arbeitszeit (§ 2 Abs. 1 Nr. 7). Für die Einführung eines<br />
ROWE-Mo<strong>de</strong>lls ist daher eine entsprechen<strong>de</strong> Formulierung <strong>de</strong>s Arbeitsvertrags<br />
im Hinblick auf die Bestimmungen <strong>de</strong>s Nachweisgesetzes zu<br />
beachten.<br />
Arbeitszeitgesetz (ArbZG)<br />
Nach § 3 ArbZG darf die tägliche Arbeitszeit acht Stun<strong>de</strong>n nicht<br />
überschreiten. Die tägliche Arbeitszeit kann auf bis zu zehn Stun<strong>de</strong>n<br />
verlängert wer<strong>de</strong>n, wenn innerhalb von sechs Kalen<strong>de</strong>rmonaten o<strong>de</strong>r<br />
innerhalb von 24 Wochen im Durchschnitt acht Stun<strong>de</strong>n werktäglich<br />
nicht überschritten wer<strong>de</strong>n. Nach Beendigung <strong>de</strong>r täglichen Arbeitszeit<br />
ist eine Ruhepause von min<strong>de</strong>stens 11 Stun<strong>de</strong>n einzuhalten.<br />
Schließlich ist das Verbot <strong>de</strong>r Sonn- und Feiertagsarbeit nach § 9<br />
ArbZG wesentlich. Aus <strong>de</strong>r Fürsorgepflicht <strong>de</strong>s Arbeitgebers ergibt sich<br />
<strong>de</strong>ssen Verpflichtung, die Einhaltung <strong>de</strong>r Bestimmungen <strong>de</strong>s ArbZG zu<br />
überwachen. Eine Überwachung <strong>de</strong>r Einhaltung <strong>de</strong>r Vorschriften <strong>de</strong>s Arbeitszeitgesetzes<br />
beim Arbeitgeber erfolgt durch die jeweils zuständige<br />
Aufsichtsbehör<strong>de</strong>.<br />
Aspekt: Arbeitszeit allgemein<br />
Wesentlich ist im Zusammenhang mit <strong>de</strong>n Bestimmungen zur generellen<br />
Arbeitszeit die Bestimmung <strong>de</strong>s § 16 ArbZG. Hierbei ist zunächst<br />
darauf hinzuweisen, dass <strong>de</strong>r Arbeitgeber gemäß § 16 Abs. 1 ArbZG<br />
verpflichtet ist, einen Abdruck <strong>de</strong>s ArbZG sowie die aufgrund dieses<br />
Gesetzes für <strong>de</strong>n Betrieb erlassenen Rechtsverordnungen, Tarifverträge,<br />
Betriebs- und Dienstvereinbarungen an geeigneter Stelle im<br />
Betrieb auszulegen o<strong>de</strong>r auszuhängen. Dies kann unproblematisch, zum<br />
Beispiel durch eine Veröffentlichung im Intranet, umgesetzt wer<strong>de</strong>n.<br />
Aspekt: Arbeitszeitaufzeichnung<br />
Die sich aus § 16 Abs. 2 ArbZG ergeben<strong>de</strong> Verpflichtung, Arbeitszeiten,<br />
die über die werktägliche Arbeitszeit von acht Stun<strong>de</strong>n hinausgehen,<br />
aufzuzeichnen, trifft grundsätzlich <strong>de</strong>n Arbeitgeber. Dieser kann sich<br />
jedoch bei <strong>de</strong>r Erfüllung dieser Pflicht <strong>de</strong>s Arbeitnehmers bedienen,<br />
in<strong>de</strong>m er die Führung <strong>de</strong>r Arbeitszeitnachweise <strong>de</strong>m einzelnen<br />
Mitarbeiter überträgt, <strong>de</strong>r diese Nachweise – zum Beispiel im Wege<br />
<strong>de</strong>r Selbstaufschreibung – anfertigt. Der Arbeitgeber hat in diesem<br />
Fall die notwendigen organisatorischen Vorkehrungen zu treffen, dass<br />
<strong>de</strong>r Mitarbeiter die Arbeitszeitnachweise führen kann. Ferner muss er<br />
sicherstellen, dass <strong>de</strong>r Mitarbeiter die Aufzeichnungen auch tatsächlich<br />
anfertigt, etwa mittels Durchführung stichprobenartiger Kontrollen und<br />
Einschreiten bei Verletzung von Aufzeichnungspflichten.<br />
Zusammenfassend lässt sich zum Thema ROWE und Arbeitszeit daher<br />
festhalten, dass man die oben beschriebene Aufzeichnungspflicht<br />
berücksichtigen muss. Aus praktischen Erfahrungen heraus ist es<br />
in diesem Zusammenhang sinnvoll, <strong>de</strong>n Arbeitnehmer über seine<br />
Aufzeichnungspflichten und die zugrun<strong>de</strong> liegen<strong>de</strong>n Bestimmungen <strong>de</strong>s<br />
Arbeitszeitgesetzes sowie Art und Umfang <strong>de</strong>r Aufzeichnungspflicht<br />
zum Beispiel mittels eines Informationsblatts zu informieren.<br />
Betriebsverfassungsgesetz (BetrVG)<br />
Im Hinblick auf die mögliche ROWE-Einführung ist das erzwingbare<br />
Mitbestimmungsrecht <strong>de</strong>s Betriebsrats nach § 87 Abs. 1 Nr. 2 und<br />
3 zu beachten. Wird durch die Einführung von ROWE eventuell eine<br />
Än<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r betrieblichen Lohngestaltung notwendig, sind außer<strong>de</strong>m<br />
§ 87 Abs. 1 Nr. 10 und 11 und <strong>de</strong>r Auskunftsanspruch <strong>de</strong>s Betriebsrats<br />
nach § 80 Abs. 2 BetrVG zu beachten.<br />
Ohne an dieser Stelle auf die Einzelheiten <strong>de</strong>r oben aufgeführten<br />
Mitbestimmungsrechte näher eingehen zu wollen, erscheint es als Fazit<br />
zwingend erfor<strong>de</strong>rlich, bei Einführung eines ROWE-Arbeitszeitmo<strong>de</strong>lls<br />
in mitbestimmten Betrieben eine entsprechen<strong>de</strong> Betriebsver einbarung<br />
abzuschließen.<br />
Fazit und Empfehlungen<br />
Letztlich darf nicht vergessen wer<strong>de</strong>n, sich vor Einführung eines<br />
ROWE-Arbeitszeitmo<strong>de</strong>lls mit <strong>de</strong>n Arbeitsverträgen <strong>de</strong>r betroffenen<br />
Mitarbeiter genauer zu beschäftigen. Gegebenenfalls wird es – je nach<br />
Ausgestaltung <strong>de</strong>r Verträge – erfor<strong>de</strong>rlich sein, hier eine entsprechen<strong>de</strong><br />
einvernehmliche Anpassung vorzunehmen. Interessant sind in diesem<br />
Zusammenhang speziell die arbeitsvertraglichen Bestimmungen über<br />
die Arbeitszeit, die Überstun<strong>de</strong>nregelungen, aber auch die Bestimmungen<br />
über die Entlohnung. Abschließend sei noch darauf hingewiesen,<br />
dass sich aus eventuell bestehen<strong>de</strong>n, bei <strong>de</strong>n betroffenen<br />
Unternehmen anzuwen<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Tarifverträgen weitere Beson<strong>de</strong>rheiten<br />
bei <strong>de</strong>r Einführung eines ROWE-Arbeitszeitmo<strong>de</strong>lls ergeben können.<br />
Diese wären dann anhand <strong>de</strong>s jeweils einschlägigen Tarifvertrags<br />
geson<strong>de</strong>rt zu prüfen und miteinzubeziehen.<br />
Von Petra Ludowici-Kürn, Rechtsanwältin, München.<br />
personalmagazin 06 / 12
TITEL<br />
NEUES MANAGEMENT<br />
23<br />
● Erarbeitung von Materialien und<br />
Workshops zur Projekteinführung<br />
sowie weitere Begleitung in regelmäßigen<br />
Abstän<strong>de</strong>n.<br />
Der Fokus bei <strong>de</strong>n Implementierungsworkshops<br />
lag außer auf <strong>de</strong>r Erläuterung<br />
<strong>de</strong>s Konzepts auf <strong>de</strong>m Aufbau<br />
einer umfassen<strong>de</strong>n Kultur <strong>de</strong>s Vertrauens,<br />
die je<strong>de</strong>r Mitarbeiter verinnerlichen<br />
muss. Zu<strong>de</strong>m ging es um ein neues Verständnis<br />
im Bereich <strong>de</strong>r Definition und<br />
Beschreibung von Arbeitsergebnissen<br />
– als Grundlage für die weitere Zusammenarbeit.<br />
Insbeson<strong>de</strong>re bei Positionen,<br />
die bisher weitestgehend ohne konkrete<br />
Ziel<strong>de</strong>finition gearbeitet hatten, zum Beispiel<br />
die Chefsekretärin, muss ten neue<br />
Kriterien, wie etwa Anzahl <strong>de</strong>r durchgestellten<br />
Anrufe mit Werbehintergrund<br />
o<strong>de</strong>r Inhalte einer Terminvorbereitung,<br />
<strong>de</strong>finiert wer<strong>de</strong>n.<br />
Nach intensiver Vorbereitung und<br />
planmäßiger Durchführung <strong>de</strong>s Projektplans<br />
wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Tag X, also <strong>de</strong>r erste Tag<br />
mit ROWE bei HR-Factory, vom gesamten<br />
Team mit großer Spannung erwartet.<br />
Und zum Erstaunen aller waren an diesem<br />
Tag keinerlei Verän<strong>de</strong>rungen spürbar.<br />
Es geschah absolut nichts. Erst in<br />
<strong>de</strong>n folgen<strong>de</strong>n Tagen testeten Mitarbeiter<br />
ihre neue Selbstverantwortung mehr<br />
und mehr aus. Die Umsetzungsphase<br />
war nach zirka sechs Wochen komplett<br />
abgeschlossen.<br />
Auswirkungen von ROWE<br />
Die Mitarbeiter bei HR-Factory beschreiben<br />
heute ihren Arbeitsalltag unter<br />
ROWE als entspannter und flexibler. Sie<br />
wer<strong>de</strong>n häufig von Freun<strong>de</strong>n und Familie<br />
um ihre Flexibilität und <strong>Freiheit</strong><br />
benei<strong>de</strong>t. Das wesentliche Kriterium für<br />
die Arbeitsplanung je<strong>de</strong>s Einzelnen ist<br />
dabei ein Kräftedreieck verschie<strong>de</strong>ner<br />
Bedürfnisse und Interessen, das je<strong>de</strong>r<br />
Mitarbeiter selbst täglich neu in Einklang<br />
bringen muss, bestehend aus persönlichen<br />
Interessen, Kun<strong>de</strong>ninteressen<br />
und Firmeninteressen.<br />
Die Führungskräfte im Unternehmen<br />
wur<strong>de</strong>n seit Einführung von ROWE <strong>de</strong>utlich<br />
entlastet, wobei <strong>de</strong>r Prozess <strong>de</strong>s Loslassens<br />
eine nicht zu unterschätzen<strong>de</strong><br />
Herausfor<strong>de</strong>rung ist. In einem Unternehmen,<br />
<strong>de</strong>ssen Arbeitsstil so ergebnisorientiert<br />
ist, wur<strong>de</strong>n selbstverständlich<br />
auch die Ergebnisse <strong>de</strong>r ROWE-Einführung<br />
durch eine weitere Mitarbeiterumfrage<br />
sechs Monate nach <strong>de</strong>r Einführung<br />
gemessen. Trotz durchaus hoher Erwartungen<br />
überraschten die Ergebnisse<br />
<strong>de</strong>nnoch.<br />
Bei <strong>de</strong>r Frage nach <strong>de</strong>r Selbstorganisation<br />
<strong>de</strong>s eigenen Arbeitsbereichs („Ich<br />
kann meinen Arbeitsbereich selbst organisieren.“)<br />
antworteten vor Einführung<br />
von ROWE noch knapp 43 Prozent <strong>de</strong>r<br />
Befragten mit „teils, teils“. Nach ROWE-<br />
Einführung sank dieser Wert um gut 30<br />
Prozent während gleichzeitig die Antworten<br />
„fast immer“ und „immer“ um über<br />
30 Prozent anstiegen. Die Zufrie<strong>de</strong>nheit<br />
mit HR-Factory als Arbeitgeber („Ich arbeite<br />
gerne bei HR-Factory.“) erreichte<br />
durch die ROWE-Einführung ein Plus in<br />
<strong>de</strong>r Zustimmungsrate in <strong>de</strong>r höchs ten<br />
Kategorie („immer“) von 20 Prozent auf<br />
knapp 63 Prozent – ein Spitzenwert von<br />
94 Prozent <strong>de</strong>r Mitarbeiter wür<strong>de</strong> nach<br />
<strong>de</strong>r ROWE-Einführung „fast immer“ beziehungsweise<br />
„immer“ HR-Factory als<br />
Arbeitgeber weiterempfehlen.<br />
Beson<strong>de</strong>re Herausfor<strong>de</strong>rungen<br />
Insbeson<strong>de</strong>re HR ist bei <strong>de</strong>r Einführung<br />
und Umsetzung von ROWE stark gefor<strong>de</strong>rt.<br />
ROWE be<strong>de</strong>utet für die meis ten Unternehmen<br />
eine massive Än<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r<br />
Unternehmenskultur. Es wird empfohlen,<br />
beson<strong>de</strong>res Augenmerk in speziellen<br />
Seminaren und Schulungen – und zwar<br />
nicht nur in <strong>de</strong>r kritischen Pre-Launch-<br />
Phase bei einer Einführung von ROWE,<br />
son<strong>de</strong>rn ebenfalls im laufen<strong>de</strong>n Betrieb<br />
– auf folgen<strong>de</strong> Aspekte zu richten:<br />
● Vertrauen zu geben, zu empfangen<br />
und zu empfin<strong>de</strong>n.<br />
● Selbstorganisation zu leben und Arbeits-<br />
und freie Zeiten selbst einteilen<br />
zu lernen.<br />
● Ziele klar zu formulieren und zu vereinbaren.<br />
● Effektiv zu kommunizieren, zum Beispiel<br />
die Erreichbarkeit betreffend,<br />
aber auch Vereinbarungen und Kompromisse<br />
im Team zu erarbeiten.<br />
Im Zuge <strong>de</strong>r normalen Fluktuation, aber<br />
auch bei Erweiterung <strong>de</strong>r Belegschaft<br />
durch Zusammenschlüsse und Übernahmen<br />
muss HR in seiner neutralen Rolle<br />
ROWE immer wie<strong>de</strong>r thematisieren und<br />
für Verständnis sorgen. Vor allem bei <strong>de</strong>r<br />
Auswahl von neuen Mitarbeitern ist <strong>de</strong>ren<br />
Erwartung an Führung und Management<br />
zu klären und bei Arbeitsantritt für<br />
die entsprechen<strong>de</strong>n Schulungen zu sorgen.<br />
ROWE macht es unabdingbar, dass<br />
alle Beteiligten das System verstehen<br />
und leben. Bereits ein Ausreißer kann<br />
<strong>de</strong>m gesamten System massiven Scha<strong>de</strong>n<br />
zufügen. Deshalb ist es auch keineswegs<br />
zu empfehlen, ROWE in nur einem<br />
Bereich o<strong>de</strong>r nur für bestimmte Rollen<br />
und Positionen einzuführen.<br />
Der Nutzen von ROWE<br />
Alle im ROWE-System Arbeiten<strong>de</strong>n<br />
fokussieren ihre Aktivitäten auf bestimmte<br />
Ziele, die klar dokumentiert<br />
und gemessen wer<strong>de</strong>n. Dies beinhaltet<br />
selbstverständlich einen Auftrag an die<br />
Unternehmensführung, klare Ziele zu<br />
formulieren. Das be<strong>de</strong>utet aber auch für<br />
<strong>de</strong>n Finance- und Controllingbereich eine<br />
entsprechen<strong>de</strong> Unterstützung, da die<br />
vereinbarten Ziele häufig monetär sind<br />
und einen fest installierten Planungsund<br />
Reportingprozess erfor<strong>de</strong>rn.<br />
All dies, kombiniert mit <strong>de</strong>m hohen<br />
Grad an Selbstmanagement, kann die<br />
Führung von Mitarbeitern vereinfachen<br />
und somit Führungskräfte entlasten,<br />
aber eben auch zu einer <strong>de</strong>utlich verbesserten<br />
Motivation, einer höheren Effizienz<br />
und somit zu einer Verbesserung <strong>de</strong>r<br />
Unternehmenslage beitragen.<br />
Susanne Ambros<br />
ist Director Marketing &<br />
Sales bei HR-Factory in<br />
Unterföhring.<br />
06 / 12 personalmagazin
Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an randolf.jessl@personalmagazin.<strong>de</strong><br />
24 NEUES MANAGEMENT<br />
Schluss mit Zielkonflikten<br />
MODELL III. „Beyond Budgeting“ zielt auf die Abschaffung <strong>de</strong>r Budgetierung.<br />
Dazu bedarf es <strong>de</strong>zentraler Netzwerkstrukturen ohne Weisung und Kontrolle.<br />
Von Florian Ebert<br />
Nach Auffassung <strong>de</strong>r Vertreter<br />
<strong>de</strong>s „Beyond Budgeting“-Ansatzes<br />
ist <strong>de</strong>r zentralistische<br />
Budgetierungsprozess ein<br />
Relikt <strong>de</strong>r Industriegesellschaft und gehört<br />
entsorgt. Die Budgetierung als „Allzweckwaffe<br />
<strong>de</strong>s Managements“ sollte<br />
eigentlich Folgen<strong>de</strong>s gewährleisten:<br />
● Prognosefunktion: Um die richtigen<br />
Entscheidungen zu treffen, müssen<br />
Zusammenhänge und Wechselwirkungen<br />
abgeschätzt wer<strong>de</strong>n.<br />
● Orientierungsfunktion: Über die Budgetierung<br />
wird die Ergebnisverantwortung<br />
<strong>de</strong>r Entschei<strong>de</strong>r ver<strong>de</strong>utlicht<br />
und diese auf ihre Ziele verpflichtet.<br />
● Motivationsfunktion: Das Verhalten<br />
<strong>de</strong>r Führungskräfte soll auf die Unternehmensziele<br />
ausgerichtet wer<strong>de</strong>n<br />
durch „Management by objectives“.<br />
● Kontrollfunktion: Die <strong>de</strong>finierten<br />
Plangrößen bil<strong>de</strong>n <strong>de</strong>n Maßstab <strong>de</strong>r<br />
unterjährigen Leistungsmessung.<br />
Die damit einhergehen<strong>de</strong>n Zielkonflikte<br />
überfor<strong>de</strong>rn sowohl <strong>de</strong>n Prozess als auch<br />
die Menschen. Um Entscheidungen zu<br />
treffen, braucht es realistische Planzahlen,<br />
die das wahrscheinlichste Ergebnis<br />
wie<strong>de</strong>rgeben. Sollen dagegen die Mitarbeiter<br />
zu Höchstleistungen angespornt<br />
wer<strong>de</strong>n, müssen die Planzahlen herausfor<strong>de</strong>rnd<br />
(aber erreichbar) sein. In einem<br />
Budget kommt bei<strong>de</strong>s gleichzeitig zum<br />
Ausdruck, ohne dabei die eine o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re<br />
Funktion zu erfüllen.<br />
Diese Koppelung zwischen Prognose<br />
und Motivation kann dysfunktionales<br />
Verhalten <strong>de</strong>r Mitarbeiter nach sich zie-<br />
hen, in <strong>de</strong>m beispielsweise per se Puffer<br />
in die Budgets eingebaut wer<strong>de</strong>n, um<br />
entwe<strong>de</strong>r zusätzliche Ressourcen zu erhalten,<br />
<strong>de</strong>n Druck zu minimieren o<strong>de</strong>r<br />
das Gehalt zu maximieren. Die nachträgliche<br />
Manipulation <strong>de</strong>r Buchhaltung zur<br />
„Zielerreichung“ bil<strong>de</strong>t dabei das Extrem<br />
<strong>de</strong>s schädlichen Verhaltens.<br />
Dysfunktionalitäten <strong>de</strong>r Budgetierung<br />
Durch die Abbildung <strong>de</strong>r funktionalen<br />
Organisationsstruktur wird Abteilungs<strong>de</strong>nken<br />
und <strong>de</strong>r Egoismus einzelner<br />
Ressorts geför<strong>de</strong>rt. Weil Mitarbeiter<br />
versuchen, die Budgetvorgaben zu erreichen,<br />
wer<strong>de</strong>n Maßnahmen ergriffen, die<br />
sich auf die eigene Einheit positiv, aber<br />
auf an<strong>de</strong>re Abteilungen o<strong>de</strong>r das Gesamtunternehmen<br />
negativ auswirken.<br />
Diese wenigen Beispiele zeigen die<br />
Problematik <strong>de</strong>r Budgetierung. Es wird<br />
klar, warum mo<strong>de</strong>rne Managementtechniken<br />
zu häufig verpuffen – nicht<br />
weil sie nicht gut sind, son<strong>de</strong>rn weil sie<br />
<strong>de</strong>m etablierten Führungsinstrument<br />
entgegenstehen. Wie sollen Ansätze zur<br />
Dezentralisierung o<strong>de</strong>r zum Vertrauensaufbau<br />
greifen, wenn <strong>de</strong>r Führungsprozess<br />
zentralistisch organisiert wird und<br />
auf Kontrolle basiert?<br />
Bereits 1998 wur<strong>de</strong> in London <strong>de</strong>r „Beyond<br />
Budgeting Round Table“ (BBRT) gegrün<strong>de</strong>t.<br />
Dabei han<strong>de</strong>lt es sich um eine<br />
branchenübergreifen<strong>de</strong> Arbeitsgruppe,<br />
die das Ziel verfolgt, Alternativen zur<br />
gängigen Budgetierungspraxis zu entwickeln.<br />
Über 150 Mitgliedsunternehmen,<br />
darunter Konzerne wie Siemens,<br />
UBS o<strong>de</strong>r Unilever, haben <strong>de</strong>n BBRT seit<br />
<strong>de</strong>ssen Gründung unterstützt.<br />
Die Gründungsväter <strong>de</strong>s BBRT, Peter<br />
Bunce, Robin Fraser und Jeremy Hope,<br />
analysierten hierfür mehr als 20 Unternehmen,<br />
welche ihr Unternehmen ohne<br />
Budgets führen und <strong>de</strong>nnoch – o<strong>de</strong>r gera<strong>de</strong><br />
<strong>de</strong>shalb – außeror<strong>de</strong>ntlich erfolgreich<br />
am Markt aktiv sind. Das wichtigste „Beyond<br />
Budgeting“-Pionierunternehmen ist<br />
die größte Bank Schwe<strong>de</strong>ns, die Svenska<br />
Han<strong>de</strong>lsbanken. Sie schaffte bereits in<br />
<strong>de</strong>n 1970er-Jahren die Budgetierung<br />
ab und eliminierte <strong>de</strong>n bürokratischen<br />
Komplex, um die <strong>de</strong>zentralen Mitarbeiter<br />
mit Autonomie und Verantwortung<br />
auszustatten. Gleiches gilt für <strong>de</strong>n Drogeriemarkt<br />
DM, <strong>de</strong>r sich in <strong>de</strong>n 90er<br />
Planzahlen sollen realistisch und for<strong>de</strong>rnd sein.<br />
Im Budget kommt bei<strong>de</strong>s zum Ausdruck, ohne die<br />
eine o<strong>de</strong>r die an<strong>de</strong>re Funktion zu erfüllen.<br />
Jahren vom Hierarchie <strong>de</strong>nken gelöst<br />
hat. „Bei uns ist oben dort, wo <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong><br />
ist. Danach kommt <strong>de</strong>r Mitarbeiter, <strong>de</strong>r<br />
Filialleiter, die Gebietsverantwortlichen<br />
und dann schon die Geschäftsführung.<br />
Es gibt keine Budgets, keine Vorgaben,<br />
so gut wie keine Anweisungen, und es<br />
gibt auch keine erfolgsabhängige Ver-<br />
personalmagazin 06 / 12
TITEL<br />
NEUES MANAGEMENT<br />
25<br />
Zwölf Prinzipien<br />
Sechs Steuerungsprinzipien für flexible Prozesse <strong>de</strong>s Leistungsmanagements<br />
Prinzip Tu dies! (Beyond Budgeting) Nicht das! (Budgetsteuerung)<br />
Zielsetzung<br />
Vergütung<br />
Planung<br />
Kontrolle<br />
Ressourcen<br />
Koordination<br />
Hochgesteckte, bewegliche Ziele für<br />
kontinuierliche, relative Verbesserung<br />
Gemeinsamen Erfolg im Nachhinein<br />
anhand relativer Ist-Leistung belohnen<br />
Planung als einbeziehen<strong>de</strong>r, kontinuierlicher<br />
und aktionsorientierter Prozess<br />
Kontrolle anhand relativer Leistungsindikatoren<br />
zu Markt, Kollegen,<br />
Vorperio<strong>de</strong>n und Trends<br />
Ressourcen bedarfsbezogen und „ad<br />
hoc" verfügbar machen<br />
Dynamische, horizontale und möglichst<br />
marktliche Koordination<br />
gütung“, so DM-Geschäftsführer Erich<br />
Harsch in einem Interview mit <strong>de</strong>r FAZ.<br />
Neue Managementprinzipien<br />
Das Ergebnis <strong>de</strong>r Fallstudienuntersuchungen<br />
war ein Managementmo<strong>de</strong>ll,<br />
wie eine Führung ohne Budgets realisiert<br />
wer<strong>de</strong>n kann. Dieses umfasste<br />
zwölf Grundprinzipien, die aufgeglie<strong>de</strong>rt<br />
Inkrementelle, fixierte Jahresziele<br />
Erreichen individueller, vorab fixierter<br />
Ziele<br />
Planung als jährliches Top-Down-Event<br />
Plan-Ist-Abweichungen<br />
Jährliche Budgetzuweisungen,<br />
Allokationen und Umlagen<br />
Jährliche Planungszyklen<br />
Sechs Steuerungsprinzipien für „empowern<strong>de</strong>“ Führung und <strong>de</strong>zentralisierte Organisation<br />
Prinzip Tu dies! (Beyond Budgeting) Nicht das! (Budgetsteuerung)<br />
Kun<strong>de</strong>nfokus<br />
Verantwortung<br />
Leistungsklima<br />
Handlungsfreiheit<br />
Führung<br />
Transparenz<br />
Fokussierung aller auf die Verbesserung<br />
von Kun<strong>de</strong>nergebnissen<br />
Schaffung eines Netzwerks vieler<br />
kleiner, ergebnisverantwortlicher<br />
Einheiten<br />
Hochleistungsklima, basierend auf<br />
relativem Teamerfolg am Markt<br />
Dezentralisierung <strong>de</strong>r Entscheidungsautorität<br />
und -fähigkeit an<br />
kun<strong>de</strong>nnahe Teams<br />
Steuerung auf Grundlage klar formulierter<br />
Ziele, Werte und Begrenzungen<br />
Offene und geteilte Informationen<br />
für alle<br />
Erreichen vertikal verhan<strong>de</strong>lter Ziele<br />
Zentralisieren<strong>de</strong> Hierarchien<br />
Erreichen <strong>de</strong>r nach innen gerichteten<br />
Ziele, „koste es, was es wolle"<br />
Mikromanagement, Eingriffe von oben<br />
und strikte Planeinhaltung<br />
Detaillierte Regelwerke und Budgets<br />
Restriktiver Informationszugang und<br />
Status durch Informationen<br />
Quelle: Pfläging, Ziel und Leistung im Steuerungsmo<strong>de</strong>ll „Beyond Budgeting“ - eine Neu<strong>de</strong>finition<br />
wur<strong>de</strong>n in Prinzipien zur Gestaltung von<br />
flexiblen Managementprozessen und radikaler<br />
Dezentralisierung (lesen Sie dazu<br />
die Abbildung auf dieser Seite).<br />
Durch eine Flexibilisierung <strong>de</strong>r Managementprozesse<br />
soll gewährleistet<br />
wer<strong>de</strong>n, dass sich ein Unternehmen in<br />
einer dynamischen Umwelt laufend an<br />
sich än<strong>de</strong>rn<strong>de</strong> Gegebenheiten anpassen<br />
kann. Aus <strong>de</strong>n Analyseergebnissen <strong>de</strong>r<br />
Fallstudien wur<strong>de</strong>n hierfür sechs Gestaltungsprinzipien<br />
<strong>de</strong>finiert – <strong>de</strong>r erste<br />
Gipfel <strong>de</strong>s „Beyond Budgeting“.<br />
Neue Organisationsprinzipien<br />
Viele <strong>de</strong>r untersuchten Unternehmen<br />
erkannten danach, dass <strong>de</strong>r Erfolg nachhaltiger<br />
ist, wenn er mit einer radikalen<br />
Dezentralisierung <strong>de</strong>r Unternehmensorganisation<br />
und mit einer Verän<strong>de</strong>rung<br />
<strong>de</strong>r Unternehmenskultur verbun<strong>de</strong>n<br />
wird – <strong>de</strong>r zweite Gipfel <strong>de</strong>s „Beyond<br />
Budgeting“. Auch für diesen wur<strong>de</strong>n<br />
sechs Prinzipien <strong>de</strong>finiert, wie durch die<br />
Dezentralisierung kun<strong>de</strong>nnahe, „empowerte“<br />
Teams Wissen in Wertschöpfung<br />
transformieren.<br />
Wenngleich sämtliche Einzelprinzipien<br />
bereits wissenschaftlich bekannt<br />
sind und auch in <strong>de</strong>n Unternehmen<br />
umgesetzt wer<strong>de</strong>n, han<strong>de</strong>lt es sich<br />
nicht um eine beliebige Ansammlung<br />
<strong>de</strong>r Prinzipien, son<strong>de</strong>rn um ein in sich<br />
geschlossenes Konzept. Nur durch die<br />
Wechselwirkungen <strong>de</strong>r einzelnen Prinzipien<br />
wird eine Organisation dauerhaft<br />
flexibler, kosteneffizienter und wettbewerbsfähiger.<br />
Ziele in Relation zum Wettbewerb<br />
Das Kernproblem <strong>de</strong>r Budgetsteuerung<br />
liegt in <strong>de</strong>ren Wirkung als fixierte Leistungsverträge.<br />
Niels Pfläging, Pionier<br />
<strong>de</strong>s „Beyond Budgeting“-Konzepts und<br />
ehemaliger Direktor <strong>de</strong>s BBRT, vergleicht<br />
die herkömmliche Vorgehensweise mit<br />
<strong>de</strong>r Anweisung eines Formel-1-Teammanagers<br />
an <strong>de</strong>n Rennfahrer, je<strong>de</strong> Run<strong>de</strong><br />
<strong>de</strong>s Rennens in einer bestimmten Zeit<br />
zu fahren. Eine solche For<strong>de</strong>rung wäre<br />
losgelöst von <strong>de</strong>r Realität, da sie das<br />
eigentliche Ziel außer Acht lässt: das<br />
Rennen zu gewinnen. In einem dynamischen<br />
Marktumfeld geht es ebenfalls<br />
nicht darum, ein bestimmtes absolutes<br />
Ziel zu erreichen, son<strong>de</strong>rn besser zu sein<br />
als <strong>de</strong>r Wettbewerb. Ob man besser war<br />
als <strong>de</strong>r Wettbewerb, kann man nicht im<br />
Voraus an Zahlen festmachen, son<strong>de</strong>rn<br />
erst nach <strong>de</strong>r erbrachten Leistung.<br />
06 / 12 personalmagazin
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26 NEUES MANAGEMENT<br />
Der Vorteil von Zielvorgaben in Relation<br />
zum Wettbewerb besteht in <strong>de</strong>r<br />
automatischen Anpassung an die Umfel<strong>de</strong>ntwicklungen,<br />
wodurch Ziele stets<br />
auf einem herausfor<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>n Schwierigkeitsgrad<br />
bleiben. Der Führungsprozess<br />
gestaltet sich viel entspannter und kürzer,<br />
da die Ziele nicht über langwierige<br />
Verhandlungen eingefor<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n,<br />
son<strong>de</strong>rn sich aus <strong>de</strong>r betriebswirtschaftlichen<br />
Notwendigkeit ergeben. Da kein<br />
Mitarbeiter zu Beginn o<strong>de</strong>r im Laufe<br />
einer Perio<strong>de</strong> sagen kann, welcher Zielwert<br />
konkret zu erreichen ist, bleibt die<br />
Leistungsanspannung konstant hoch –<br />
es besteht keine Gefahr, dass sich die<br />
Teams auf früheren Erfolgen ausruhen.<br />
Ein Beispiel verfehlter Planung<br />
Die Gefahr von falsch verstan<strong>de</strong>ner Sicherheit<br />
zeigt sich in <strong>de</strong>m folgen<strong>de</strong>n Beispiel:<br />
Im fixierten Leistungsvertrag soll<br />
eine Kapitalrendite von 15 Prozent erwirtschaftet<br />
wer<strong>de</strong>n. Die 15 Prozent ergeben<br />
sich daraus, dass das Unternehmen<br />
besser sein will als <strong>de</strong>r Markt und von<br />
einer durchschnittlichen Marktrendite<br />
von 13 Prozent ausgegangen wird. Tatsächlich<br />
wur<strong>de</strong> das Ziel mit 21 Prozent<br />
<strong>de</strong>utlich übertroffen. Während sich alle<br />
selbstzufrie<strong>de</strong>n auf die Schultern klopfen,<br />
erkennen sie nicht, dass <strong>de</strong>r Markt<br />
tatsächlich eine durchschnittliche Rendite<br />
von 25 Prozent erwirtschaftet hat.<br />
Der wichtigste Wettbewerber hat sogar<br />
28 Prozent erreicht. Das Unternehmen<br />
ist also relativ gesehen schlechter gewor<strong>de</strong>n<br />
und hat gegenüber <strong>de</strong>m Wettbewerb<br />
Aufholbedarf – dieser wird über das relative<br />
Ziel, nicht aber über das absolute<br />
Ziel i<strong>de</strong>ntifiziert.<br />
Die praktische Umsetzung zeigt, dass<br />
bestimmte Prinzipien für die flexiblen<br />
Managementprozesse nicht ohne Maßnahmen<br />
<strong>de</strong>r Dezentralisierung zu realisieren<br />
sind. So müssen die Manager<br />
in die Lage versetzt wer<strong>de</strong>n, schnelle<br />
Entscheidungen zu treffen, um zeitnah<br />
auf Marktereignisse und neue Entwicklungen<br />
reagieren zu können. Dazu ist es<br />
erfor<strong>de</strong>rlich, dass möglichst viele Sachverhalte<br />
von <strong>de</strong>n operativ tätigen Mitarbeitern<br />
entschie<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n können.<br />
Um schnell und flexibel agieren zu<br />
können, wird daher das Netzwerk als<br />
Organisationsform empfohlen. Hierbei<br />
agieren kleine Einheiten mit eigener<br />
Ressourcen- und Leistungsverantwortung<br />
einerseits unabhängig voneinan<strong>de</strong>r,<br />
aber untereinan<strong>de</strong>r vernetzt. Weiterhin<br />
zeichnet sich eine Netzwerkstruktur<br />
durch flache Hierarchien, Selbstorganisation,<br />
eine hohe Vielfalt <strong>de</strong>r lokal unterschiedlichen<br />
Organisationsformen und<br />
eine Gesamtsteuerung über gemeinsame<br />
Ziele und Strategien aus.<br />
Koordination <strong>de</strong>r Steuerung<br />
Die Koordination <strong>de</strong>r Steuerung soll im<br />
„Beyond Budgeting“-Mo<strong>de</strong>ll nicht mehr<br />
über aufeinan<strong>de</strong>r abgestimmte Teilpläne<br />
erfolgen, son<strong>de</strong>rn über interne Märk te.<br />
Da keine Leistung innerhalb eines Unternehmens<br />
Selbstzweck ist, son<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>r<br />
Bedürfnisbefriedigung <strong>de</strong>r (externen<br />
o<strong>de</strong>r internen) Kun<strong>de</strong>n dient, führt das<br />
Marktprinzip zu einer effizienten Selbststeuerung.<br />
Über die marktähnliche<br />
Ausrichtung unterwerfen sich interne<br />
Dienstleister <strong>de</strong>r Nachfrage <strong>de</strong>r internen<br />
Kun<strong>de</strong>n, anstatt das Angebot zentral zu<br />
diktieren.<br />
Wie bei <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren hier dargestellten<br />
Managementansätzen glie<strong>de</strong>rt sich<br />
die HR-Arbeit in zwei Phasen. Zunächst<br />
muss die Transformation <strong>de</strong>s Führungsmo<strong>de</strong>lls<br />
über einen Change-Management-Prozess<br />
sichergestellt wer<strong>de</strong>n. Vor<br />
<strong>de</strong>r Einführung von „Beyond Budgeting“<br />
als neuem Führungssystem ist zunächst<br />
eine Organisationsanalyse durchzuführen,<br />
welche Funktionen die Budgetierung<br />
in <strong>de</strong>m Unternehmen erfüllt. Im<br />
Anschluss gilt es, <strong>de</strong>n Ist-Zustand mit<br />
<strong>de</strong>n zwölf Gestaltungsprinzipien <strong>de</strong>s<br />
„Beyond Budgeting“-Mo<strong>de</strong>lls als Soll-<br />
Zustand abzugleichen.<br />
Dies liefert wichtige Erkenntnisse über<br />
die Ansatzpunkte und Priorisierung <strong>de</strong>r<br />
weiteren Vorgehensweise, welche sich<br />
in Abhängigkeit <strong>de</strong>r Größenordnung <strong>de</strong>r<br />
Abweichung bestimmt. Da <strong>de</strong>r Schlüssel<br />
zu einer effektiveren Organisation in <strong>de</strong>r<br />
Abschaffung <strong>de</strong>r fixierten Leistungsvereinbarungen<br />
liegt, sollte dies zu Beginn<br />
je<strong>de</strong>r Verän<strong>de</strong>rungsmaßnahme stehen.<br />
Da sämtliche Gestaltungsprinzipien<br />
darauf ausgerichtet sind, dass die Mitarbeiter<br />
eigenverantwortlich im Team<br />
han<strong>de</strong>ln und <strong>de</strong>r Informations- und Kommunikationsfluss<br />
gesteigert wird, ist die<br />
Aufgabe von HR neben <strong>de</strong>r Prozessbegleitung<br />
auch die aktive Gestaltung dieser<br />
Prozesse.<br />
Dem Abbau von Unsicherheiten sowie<br />
<strong>de</strong>m sensiblen Umgang mit <strong>de</strong>r Transformation<br />
sollte ein hoher Stellenwert eingeräumt<br />
wer<strong>de</strong>n, da „Beyond Budgeting“<br />
auch eine Verän<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Vergütungssowie<br />
<strong>de</strong>r Machtstruktur nach sich zieht.<br />
Daher sind Wi<strong>de</strong>rstän<strong>de</strong> zu erwarten.<br />
Nach <strong>de</strong>r vollständigen Transformation<br />
wird ein Großteil <strong>de</strong>r HR-Tätigkeiten<br />
in die einzelnen Netzwerkzellen verlagert.<br />
So braucht es keine zentrale Personalplanung<br />
mehr, son<strong>de</strong>rn die einzelnen<br />
Zellen entschei<strong>de</strong>n, wann sie welche<br />
Mitarbeiter einstellen. Die Entscheidung<br />
über die Einstellung eines neuen Mitarbeiters<br />
erfolgt durch das Team ohne externe<br />
Beeinflussung.<br />
Die Rolle <strong>de</strong>r Personalabteilung<br />
Die Aufgabe <strong>de</strong>r (zentralen) Personalabteilung<br />
besteht darin, die Netzwerke mit<br />
spezialisierten Leistungen bei Personalfragen<br />
zu unterstützen. Diese wer<strong>de</strong>n<br />
vom internen Kun<strong>de</strong>n nachgefragt o<strong>de</strong>r<br />
speziell angeboten. So fokussiert sich<br />
HR auf strategische Fragen. Einerseits<br />
hinterfragt die Personalabteilung ständig<br />
die Leitplanken <strong>de</strong>s Han<strong>de</strong>lns und<br />
<strong>de</strong>finiert mit <strong>de</strong>n Teams eine einheitliche<br />
Basis für die Vielfalt. An<strong>de</strong>rerseits fragt<br />
sie: Mit welchen Inhalten können wir die<br />
Arbeit <strong>de</strong>r Teams verbessern?<br />
Florian Ebert<br />
ist Inhaber von Fenance<br />
Controlling Systems in<br />
Aschaffenburg.<br />
personalmagazin 06 / 12
TITEL<br />
NEUES MANAGEMENT<br />
27<br />
Demok(RH)atie als Erfolgsfaktor<br />
MODELL IV. Human Resources (HR) – das war gestern. Künftig geht es um<br />
mündige, selbstbestimmte Mitarbeiter, also um „Resourceful Humans“ (RH).<br />
Von Heiko Fischer<br />
Wir wollen mehr<br />
Demokratie<br />
<strong>wagen</strong>. Wir<br />
wer<strong>de</strong>n unsere<br />
Arbeitsweise öffnen und <strong>de</strong>m<br />
kritischen Bedürfnis nach Information<br />
Genüge tun. Wir<br />
wer<strong>de</strong>n darauf hinwirken, dass<br />
durch (...) ständige Führungsmaßnahmen<br />
mit <strong>de</strong>n repräsentativen<br />
Gruppen unseres<br />
Volkes und durch eine umfassen<strong>de</strong><br />
Unterrichtung über die<br />
Regierungspolitik je<strong>de</strong>r Bürger<br />
die Möglichkeit erhält, an <strong>de</strong>r<br />
Reform von Staat und Gesellschaft<br />
mitzuwirken.” So heißt<br />
es in <strong>de</strong>r Erklärung <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen<br />
Bun<strong>de</strong>sregierung vom<br />
28. Oktober 1969.<br />
Bun<strong>de</strong>skanzler Willy Brandt<br />
ver<strong>de</strong>utlichte damit, wie nötig<br />
die Weiterentwicklung einer<br />
Volkswirtschaft durch eine<br />
Evolution <strong>de</strong>r Demokratie ist, Alle Gestaltungsmacht geht von <strong>de</strong>n Willigen und Fähigen aus.<br />
die durch engagierte, intelligente<br />
Bürger getragen wird. Der von mir auf <strong>de</strong>n Punkt: „Die I<strong>de</strong>e ist im Kern,<br />
hier vorgestellte „RH-Way“ lehnt sich dass unsere Firma mit selbstbewussten<br />
daran an. HR wird dabei zum Befähiger Mitarbeitern und einer ausgeprägten<br />
dieser nachhaltig wertebasierten Innovationssicherung<br />
für Organisationen barkeiten <strong>de</strong>s Markts wesentlich besser<br />
internen Vertrauenskultur <strong>de</strong>n Unwäg-<br />
im 21. Jahrhun<strong>de</strong>rt – und zwar durch begegnen kann.“<br />
mündige, kompetente Mitunternehmer,<br />
sogenannte „Resourceful Humans“ (RH). In drei Phasen zur RH-Unternehmung<br />
Willy Brandts Namensvetter Thomas Unser Ansatz soll das HR-Business-<br />
Brandt, Vorstand <strong>de</strong>s erfolgreichen Mittelständlers<br />
Spirit-21, bringt <strong>de</strong>n Vorteil listische Führung steht. Er teilt diesen<br />
Partner-Mo<strong>de</strong>ll ablösen, das für zentra-<br />
<strong>de</strong>s RH-Ansatzes für seine Organisation Transformationsprozess in drei Phasen<br />
auf, die Revolutions-, Baseline-<br />
und Evolutionsphase.<br />
Die Phase <strong>de</strong>r Revolution<br />
zielt darauf, das traditionelle<br />
HR-Mo<strong>de</strong>ll zu verlassen. In<br />
<strong>de</strong>r Baseline-Phase wird ein<br />
Pilotprojekt auf Basis <strong>de</strong>s<br />
„RH-Ways“ durchgeführt.<br />
Dieser ist geprägt von unternehmerischer<br />
Selbstorganisation<br />
<strong>de</strong>r Mitarbeiter auf<br />
Basis dreier Kernwerte.<br />
Erstens: Demokratie <strong>de</strong>r<br />
Willigen und Fähigen, die bereit<br />
sind, unternehmerisch zu<br />
<strong>de</strong>nken und <strong>de</strong>mokratische<br />
Werte zu leben. Diese Fähigkeiten<br />
sind erlernbar. HR<br />
muss dieser Gruppe Weiterbildungsangebote<br />
machen.<br />
Zweitens: Freier Informationsfluss.<br />
Hierzu muss HR die<br />
notwendige Plattform und<br />
einen Ausbildungsrahmen<br />
schaffen. Freien Informationsfluss<br />
gilt es auch in allen<br />
HR-Prozessen zu leben. Dies<br />
beinhaltet beson<strong>de</strong>rs in <strong>de</strong>r<br />
„Baseline“-Phase die Transparenz von<br />
Vergütung und die Nachvollziehbarkeit<br />
von Einstellungsentscheidungen.<br />
Drittens: Faire Beteiligung. Mitunternehmer<br />
wollen und müssen ihrem<br />
Einsatz und Erfolg entsprechend durch<br />
eine faire Gewinn- und Risikobeteiligung<br />
wertgeschätzt wer<strong>de</strong>n. Es liegt an<br />
HR, neue Systeme mitzugestalten, die<br />
sich vom klassischen Top-Down-Ansatz<br />
<strong>de</strong>r Vergütungs- und Bonuspolitik verabschie<strong>de</strong>n.<br />
Die neue Welt <strong>de</strong>r perma-<br />
© ANDREY POPOV / SHUTTTERSTOCK.COM<br />
06 / 12 personalmagazin
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28 NEUES MANAGEMENT<br />
nenten sozialen Interaktion weist <strong>de</strong>n<br />
Weg zur Vergütungsfindung.<br />
Die Aufgabe <strong>de</strong>r HR-Funktion ist es, diese<br />
Regeln in die Phase <strong>de</strong>r Evolution hinaus<br />
auszu<strong>de</strong>hnen. Dies tut sie so lange,<br />
bis jegliche zentrale Kontroll- und Leitungsfunktion<br />
verschwun<strong>de</strong>n und eine<br />
or<strong>de</strong>ntliche Fö<strong>de</strong>ration <strong>de</strong>mokratischer<br />
Teams ermöglicht wur<strong>de</strong>. Dieses Ziel<br />
wird durch folgen<strong>de</strong>n Verän<strong>de</strong>rungszyklus<br />
erreicht:<br />
● „Dream“: Design einer <strong>de</strong>mokratischen<br />
Unternehmensform und eines Pilotprojekts<br />
● „Adapt“: Erfolgsmessung <strong>de</strong>r neuen<br />
inneren Ordnung und Geltung <strong>de</strong>s<br />
Rechts<br />
● „Evolve“: Skalierung freier interner<br />
Märkte und Öffnung <strong>de</strong>r Organisation.<br />
HR hat drei klar unterscheidbare<br />
Aufgaben. Erstens: Die temporäre<br />
RH-Befähigungsgruppe muss die HR-Administration<br />
in eine externe Serviceeinheit<br />
überführen. Dies dient als Basis für<br />
die zweite Aufgabe: Den <strong>de</strong>mokratische<br />
Transformationsprozess ist schnellstmöglich<br />
und effektiv durchzuführen. In<br />
<strong>de</strong>r letzten Phase <strong>de</strong>r Transformation<br />
geht HR als zentrale Funktion in teambasierten<br />
Kompetenzen auf.<br />
Prototyp einer neuen Kultur<br />
„Resourceful Humans“ gehen in <strong>de</strong>r<br />
„Baseline“-Phase mit ihrem Denken<br />
über die ökonomische Einheit „Betrieb“<br />
hinaus. Sie verstehen ganzheitliche<br />
Wertschöpfung als ihre gesellschaftliche<br />
Verantwortung. Denn Kun<strong>de</strong>n<br />
wollen ein authentisches Werteangebot<br />
bei Produkten und Unternehmensvertretern<br />
wahrnehmen. Was das Marketing<br />
verspricht und was das Han<strong>de</strong>ln <strong>de</strong>s<br />
Unternehmens davon hält, muss übereinstimmen.<br />
Kun<strong>de</strong>n wollen sich mit<br />
Firmen assoziieren, die geprägt sind<br />
von ehrlichem unternehmerischem Verhalten.<br />
In einer vernetzten RH-Organisation<br />
arbeiten Menschen, die ihre Talente<br />
zunehmend in die gesamte Wertschöpfungskette<br />
integrieren und gleichwohl<br />
dazu in <strong>de</strong>r Lage sind, neue Markteinflüsse<br />
zu antizipieren o<strong>de</strong>r sich ihnen<br />
bestmöglich anzupassen. Folglich sind<br />
solche Organisationen fö<strong>de</strong>ralistisch und<br />
authentisch „glocal“ in die Gesamtwirtschaft<br />
integriert. Ziel ist es, durch diese<br />
Organisationsform einen tief greifen<strong>de</strong>n<br />
Wettbewerbsvorteil in Form <strong>de</strong>s Organisationstypus<br />
zu schaffen. Die Industrie<br />
und das Alter <strong>de</strong>s Unternehmens sind<br />
dabei irrelevant.<br />
Felix Ol<strong>de</strong>nburg, europäischer Direktor<br />
von Ashoka, <strong>de</strong>r ältesten und größten<br />
Organisation zur För<strong>de</strong>rung von<br />
Sozialunternehmen, sieht hierzu keine<br />
Alternative. „Damit Organisationen<br />
wettbewerbsfähig bleiben, benötigen sie<br />
ein soziales Mo<strong>de</strong>ll, welches Menschen<br />
einen Sinn gibt, sich mit ihnen auseinan<br />
<strong>de</strong>r zu set zen. Im Kern eines solchen<br />
Mo<strong>de</strong>lls steckt die Fähigkeit, Treiber von<br />
Verän<strong>de</strong>rungen zu för<strong>de</strong>rn – namentlich<br />
die Kreativen, die essenziell wichtig<br />
sind, um sinnhafte Unternehmungen<br />
voranzutreiben.“<br />
Ebenso müssen die Teams in <strong>de</strong>r Lage<br />
sein, tolerant auf von außen eindringen<strong>de</strong><br />
Einflüsse zu reagieren. Hierfür sind Debatten<br />
über Nachhaltigkeit, über lokales<br />
Engagement, über Umweltschutz, über<br />
Chancengleichheit, über freie Re<strong>de</strong> und<br />
über richtige <strong>de</strong>mokratische Erziehung<br />
nötig. Das Ergebnis ist eine multikulturelle,<br />
verantwortungsbewusste unternehmerische<br />
Gesellschaft, <strong>de</strong>ren interne<br />
minimale Regelsetzung für maximale individuelle<br />
<strong>Freiheit</strong> sorgt – gepaart mit<br />
maximal möglicher Innovationskraft.<br />
Die Unternehmen, die diesen <strong>de</strong>mokratischen<br />
Entwicklungsweg nicht<br />
einschlagen wollen o<strong>de</strong>r aufgrund ungenügen<strong>de</strong>r<br />
Erfahrung nicht dazu in <strong>de</strong>r<br />
Lage sind, isolieren sich auf <strong>de</strong>m Talentund<br />
Konsumentenmarkt. Das kann sich<br />
auf verschie<strong>de</strong>ne Weise vollziehen. Isoliert<br />
können Unternehmen sein, ...<br />
● <strong>de</strong>ren Mitarbeiter sehr im „Command<br />
and Control“-Modus funktionieren<br />
● die in finanziellen Krisen stecken<br />
o<strong>de</strong>r gar von Insolvenz bedroht sind<br />
● in <strong>de</strong>nen machtpolitische Grabenkämpfe<br />
herrschen<br />
● in <strong>de</strong>nen es häufige Führungswechsel<br />
gibt<br />
● in <strong>de</strong>nen paternalistische Führungspersonen<br />
auf Lebenszeit führen<br />
● die eine Monopolstellung haben<br />
● die zentralistisch, theokratisch o<strong>de</strong>r<br />
autoritär geführt wer<strong>de</strong>n<br />
● die aufgrund ihrer Struktur über eine<br />
schlechte Informationskultur verfügen<br />
● in <strong>de</strong>nen Frauen o<strong>de</strong>r Min<strong>de</strong>rheiten<br />
weniger Rechte haben<br />
● in <strong>de</strong>nen tiefe Ungleichheiten in <strong>de</strong>r<br />
Vergütungsstruktur bestehen.<br />
Das En<strong>de</strong> autoritärer Systeme<br />
Die Finanzkrise hat gezeigt, dass die<br />
wirklichen Gefahren für die Weltwirtschaft<br />
von unethisch agieren<strong>de</strong>n, rein<br />
vom Sharehol<strong>de</strong>r-Value getriebenen, zentralistischen<br />
Unternehmen ausgehen.<br />
Will man das än<strong>de</strong>rn, geht es bei <strong>de</strong>n<br />
Überzeugungsanstrengungen darum,<br />
autoritären Organisationen anhand von<br />
nachhaltig profitablen <strong>de</strong>mokratischen<br />
Pilotunternehmungen aufzuzeigen, dass<br />
ein Um<strong>de</strong>nken lohnt.<br />
Natürlich birgt <strong>de</strong>r Weg zur RH-Wirklichkeit<br />
auch Gefahren. Diese lauern<br />
in <strong>de</strong>r „Baseline“-Phase. Erlahmt am<br />
Umschlagspunkt das positive RH-Momentum,<br />
setzt häufig ein reaktionäres<br />
Führungsverhalten ein. Ein einfacher Regelsatz<br />
im Hinblick auf <strong>de</strong>n skizzierten<br />
RH-Ansatz lautet daher: Je weniger zeitnahen<br />
Erfolg ein Unternehmen mit <strong>de</strong>r<br />
Demokratisierung erreicht, <strong>de</strong>sto eher<br />
wird es eine zentralistische Intervention<br />
<strong>de</strong>r Führung heraufbeschwören. Ist<br />
dagegen <strong>de</strong>r Point of no Return erreicht,<br />
ist <strong>de</strong>r Transformationsprozess unumkehrbar.<br />
Heiko Fischer<br />
ist Geschäftsführer von<br />
Resourceful Humans in<br />
Berlin.<br />
personalmagazin 06 / 12
TITEL<br />
NEUES MANAGEMENT<br />
29<br />
FALLBEISPIEL<br />
Das „Team Freedom“ übernimmt<br />
Folgen<strong>de</strong>s Beispiel ereignete sich in einer Industrie wie <strong>de</strong>r Ihren. Es zeigt, wie ein mittelständisches Unternehmen zum „Resourceful<br />
Humans“-Ansatz fand – und was das beinhaltete. Der Effekt <strong>de</strong>r RH-Einführung: Das Projekt, welches vorher 300 Menschen drei Jahre<br />
Arbeit kostete, konnte von 42 „Resourceful Humans“ in zwei Jahren in besserer Qualität geliefert wer<strong>de</strong>n.<br />
„Team Freedom“ war keine Elite. Im Gegenteil: Es han<strong>de</strong>lte sich um<br />
gebeutelte, frustrierte Mitarbeiter. Unser Unternehmen stand am<br />
Schei<strong>de</strong>punkt. Wo sollten die benötigten neuen Talente herkommen?<br />
Als Mittelständler stan<strong>de</strong>n uns keine riesigen Recruiting-Budgets zur<br />
Verfügung. Die Arbeitgebermarke war kaum bekannt. Doch die Unternehmensführung<br />
hatte <strong>de</strong>n Mut, gemeinsam mit HR vollkommen neue<br />
Lösungen zu erproben. Unser Ziel: Ausgebrannte „Human Resources“<br />
sollten zu „Resourceful Humans“ wer<strong>de</strong>n.<br />
Nach Einzelgesprächen und Impulsdiskussionen wur<strong>de</strong> aus eben jenen<br />
Mitarbeitern das „Team Freedom“. Zuerst hinterfragte es die Wertschöpfung<br />
über Einzelrollen und Teamgrenze hinaus. Schnell wur<strong>de</strong><br />
klar: Es fehlte an einem Verständnis <strong>de</strong>r Geschäftsprozesse und Zusammenhänge.<br />
Deshalb schulten die Shared Services und die Geschäftsführung<br />
das Team im Business-ABC. Daraufhin formulierte das Team<br />
seine Vision <strong>de</strong>r Zusammenarbeit: weniger Führung, mehr unternehmerisches<br />
Selbstvertrauen. Gemeinsam mit <strong>de</strong>r Geschäftsführung wur<strong>de</strong>n<br />
machbare Ziele erarbeitet. Eigenverantwortlich han<strong>de</strong>lte das „Team<br />
Freedom“ mit <strong>de</strong>r Führung aus, worüber man sich informieren wer<strong>de</strong>.<br />
Cont(RH)acts – Der Ersatz für Rollenprofile<br />
In sogenannten „Cont(RH)acts“ wur<strong>de</strong>n verbindliche Absprachen mit<br />
Kollegen aller Hierarchiestufen abgeschlossen. Alle Maßnahmen wur<strong>de</strong>n<br />
mit qualitativen o<strong>de</strong>r quantitativen Kennzahlen untermauert. Diese<br />
Verträge ersetzen die normalen Rollenbeschreibungen.<br />
Statt traditioneller Leistungsbeurteilung entschied sich „Freedom“ für<br />
ein Feedback „stromaufwärts“: Halbjährlich bewertet je<strong>de</strong>r Mitarbeiter<br />
anonym im „Mo(RH)al“-Prozess die Führungskreise. Abfragedimensionen<br />
sind: Firmeni<strong>de</strong>ntifikation, Kompetenz, Integrität und Authentizität.<br />
Darüber hinaus wird gefragt, was Mitarbeiter veranlassen wür<strong>de</strong>,<br />
das Team zu verlassen o<strong>de</strong>r in Streik zu treten.<br />
Statt wie bisher ein Mitarbeiterjahresgespräch zu führen, führte das<br />
„Team Freedom“ einen sogenannten „Keepe(RH)s-Test“ ein: Je<strong>de</strong>r<br />
Teamleiter stellte sich einmal im Quartal die Frage, ob seine Mitarbeiter<br />
noch adäquat entlohnt und befähigt sind, sich zu entfalten.<br />
Transpa(RH)ency – Die Grundvergütung<br />
Unter <strong>de</strong>m Schlagwort „Transpa(RH)ency“ suchte „Freedom“ <strong>de</strong>n<br />
Weg aus <strong>de</strong>r Falle <strong>de</strong>s Anreizkonflikts: Tue ich etwas Gutes für mein<br />
Team o<strong>de</strong>r für mich? Gemeinsam entschied man sich für ein neues<br />
Vergütungssys tem, bei <strong>de</strong>m je<strong>de</strong>r im Team folgen<strong>de</strong> vier Fragen für<br />
sich beantwortet: Welchen Nutzen bringe ich meinem Unternehmen?<br />
Was bin ich auf <strong>de</strong>m freien Markt wert? Was kann sich unsere Firma<br />
leisten? Was bietet die Konkurrenz im Vergleich zu uns materiell und<br />
immateriell? Dies führt zu einem konkreten Wert in Euro und Cent, die<br />
<strong>de</strong>r Mitarbeiter vor seinen Teamkollegen vertreten musste.<br />
„Rec(RH)eation“ eliminierte die vor<strong>de</strong>finierte Zahl von Urlaubstagen<br />
und überließ <strong>de</strong>m „Team Freedom“ die vertrauensvolle Abwesenheitskoordination.<br />
Fortschritte im Team wur<strong>de</strong>n bei 15-minütigen<br />
„Stand up Meetings“ ausgetauscht. Teammitglie<strong>de</strong>r erhielten die<br />
explizite Erlaubnis, Probleme immer direkt mit Kollegen zu besprechen.<br />
Führungskräfte mussten nicht zwangsläufig involviert wer<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r<br />
über alles Bescheid wissen. Im „Braint(RH)ust“-Prozess konnte je<strong>de</strong>s<br />
„Freedom“-Mitglied das gesamte Team bitten, zusammenzukommen<br />
und ihm Feedback zu einem bestimmten Problem zu geben.<br />
Mit diesen neuen Prozessen ausgestattet, begann die Pilotphase <strong>de</strong>s<br />
„Team Freedom“. Um <strong>de</strong>n harten Kern sollten weitere <strong>Freiheit</strong>slieben<strong>de</strong><br />
rekrutiert wer<strong>de</strong>n. Der Prozess sollte die neue Kultur ausdrücken.<br />
Aktive Mitarbeit wur<strong>de</strong> abstrakten Assessment-Centern vorgezogen.<br />
Hinterher gab das gesamte Team allen Kandidaten ehrliches Feedback.<br />
Neuzugängen wur<strong>de</strong> nach bestan<strong>de</strong>ner Probezeit sogar ein „Cash Bonus“<br />
von 5.000 Euro angeboten, wenn sie das Team verließen. Ziel war<br />
es, rein monetär getriebene Mitarbeiter respektvoll auszusortieren.<br />
Sta(RH)s – Das Bonussystem<br />
Das letzte Puzzlestück: Ein Bonussystem, das nicht abstrakte qualitative<br />
Kriterien o<strong>de</strong>r kalte quantitative Zahlen abfragt. „Sta(RH)s“ ist ein<br />
Onlinekonto. Mitarbeiter loggen sich ein und haben gemäß ihrer Position<br />
ein Kontingent an Sternen zur Verfügung, welche sie je<strong>de</strong>s Quartal<br />
an je<strong>de</strong>rmann in <strong>de</strong>r Organisation vergeben können. Die Kriterien<br />
waren dabei völlig <strong>de</strong>mjenigen überlassen, <strong>de</strong>r bewertet. Ziel war es,<br />
die Einstellung von Konsum auf Wertschätzung zu drehen. Man sollte<br />
sich Gedanken machen, wer in <strong>de</strong>r Organisation zum Wert beiträgt. Der<br />
Empfänger sieht nun an seinem Konto, dass er eine bestimmte Anzahl<br />
von Sternen von seinem Kollegen erhalten hat und aus welchem Grund.<br />
Am En<strong>de</strong> eines Geschäftsjahrs wird über <strong>de</strong>n Gewinn je<strong>de</strong>m Stern<br />
transparent ein Wert beigemessen. Je<strong>de</strong>r kann online seinen Bonus<br />
einsehen, zusammengefügt aus <strong>de</strong>r Wertschätzung <strong>de</strong>r Kollegen und<br />
<strong>de</strong>m Gewinn <strong>de</strong>s Unternehmens.<br />
Von Heiko Fischer und Susanne Dera.<br />
06 / 12 personalmagazin
Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an kristina.en<strong>de</strong>rle@personalmagazin.<strong>de</strong><br />
30 AKTUELLES<br />
NACHRICHTEN<br />
Recruiting: Social-Media-<br />
Profile führen zu Absagen<br />
Je<strong>de</strong>s fünfte Unternehmen sagt<br />
Bewerbern aufgrund ihres Social-<br />
Media-Profils ab, ergab eine Umfrage<br />
von Schwartz Public Relations und<br />
Eurocom Worldwi<strong>de</strong>. Von <strong>de</strong>n mehr<br />
als 300 befragten Führungskräften<br />
gaben zu<strong>de</strong>m 40 Prozent an, dass sie<br />
die Social-Media-Profile <strong>de</strong>r Bewerber<br />
überprüfen. www.schwartzpr.<strong>de</strong><br />
Kostenfreies Webinar<br />
In sechs Onlinetrainings à 30 Minuten<br />
stellt DDI Deutschland die wichtigsten<br />
Tipps rund um das Talentmanagement<br />
vor. Das nächste Webinar zum Thema<br />
„Nachfolgemanagement“ in Kooperation<br />
mit <strong>de</strong>m Personalmagazin fin<strong>de</strong>t am<br />
19. Juni um 9 Uhr 30 statt.<br />
www.ddiworld.<strong>de</strong>/tmin30<br />
Arbeitgeberattraktivität:<br />
Wertschätzung entschei<strong>de</strong>nd<br />
Welche Aspekte machen einen<br />
Arbeitsplatz attraktiv? Die Antwort laut<br />
<strong>de</strong>m Arbeitsklima-In<strong>de</strong>x <strong>de</strong>r Job AG, für<br />
<strong>de</strong>n mehr als 1.100 Personen befragt<br />
wur<strong>de</strong>n: Eine hohe Wertschätzung <strong>de</strong>r<br />
vollbrachten Arbeit sowie eine angemessene<br />
Bezahlung sind <strong>de</strong>utschen<br />
Berufstätigen im ersten Quartal 2012<br />
wie<strong>de</strong>r wichtiger. www.job-ag.<strong>de</strong><br />
Zu viel Optimismus in<br />
Verän<strong>de</strong>rungsprojekten<br />
Topmanager in <strong>de</strong>utschen Unternehmen<br />
sind häufig <strong>de</strong>r Grund, warum<br />
Verän<strong>de</strong>rungsprojekte scheitern. Denn<br />
sie schätzen ihren Beitrag für das<br />
Gelingen solcher Projekte zu optimistisch<br />
ein und sind nur in geringem<br />
Maß zu Selbstkritik fähig. Das belegt<br />
die Studie zum Change Management<br />
2011/2012 von Kienbaum mit mehr<br />
als 350 Befragten. www.kienbaum.<strong>de</strong><br />
Deutsche Arbeitnehmer sind beson<strong>de</strong>rs motiviert im Job.<br />
Viel Motivation, wenig Stolz<br />
So viel Optimismus ist neu:<br />
Im europäischen Vergleich<br />
blicken <strong>de</strong>utsche Arbeitnehmer<br />
überdurchschnittlich positiv<br />
in die Zukunft und sind beson<strong>de</strong>rs<br />
motiviert. So die gute Nachricht<br />
einer repräsentativen Studie, für<br />
die im Auftrag von E<strong>de</strong>nred 1.500<br />
Arbeitnehmer befragt wur<strong>de</strong>n.<br />
62 Prozent <strong>de</strong>r Befragten ohne<br />
und 71 Prozent <strong>de</strong>r Studienteilnehmer<br />
mit Führungsfunktion<br />
schätzen sich als konstant<br />
motiviert ein. Im Vergleich zu<br />
an<strong>de</strong>ren europäischen Län<strong>de</strong>rn<br />
sind <strong>de</strong>utsche Führungskräfte<br />
damit <strong>de</strong>utlich stärker motiviert.<br />
Aber es gibt auch eine schlechte<br />
Nachricht: Der Job wird von 27<br />
Prozent vor allem als Mittel zur<br />
sozialen und wirtschaftlichen<br />
Absicherung verstan<strong>de</strong>n. Nur<br />
ein Viertel <strong>de</strong>r Befragten schöpft<br />
Freu<strong>de</strong> aus <strong>de</strong>r beruflichen<br />
Tätigkeit. Stolz generieren sogar<br />
nur zehn Prozent aus ihrem Job.<br />
Sieben Prozent sehen ihn als Einschränkung<br />
an. www.e<strong>de</strong>nred.<strong>de</strong><br />
<strong>Mehr</strong> Frauen mit Führungstalent<br />
Aktuelle Zahlen aus <strong>de</strong>m<br />
Talentanalyse-Tool <strong>de</strong>s HR-<br />
Beratungsunternehmens<br />
SHL zeigen, dass Frauen größeres<br />
Führungspotenzial haben<br />
als Männer. „Unsere Analysen<br />
haben ergeben, dass insgesamt<br />
betrachtet nur je<strong>de</strong>r 15. über das<br />
Talent und die Fähigkeiten verfügt,<br />
eine Topführungskraft zu<br />
sein“, erklärt Oliver Barth, Managing<br />
Director Central Europe<br />
bei SHL. „Aufgeschlüsselt nach<br />
Geschlecht ergibt sich allerdings<br />
ein an<strong>de</strong>res Bild: Bei <strong>de</strong>n Frauen<br />
hat je<strong>de</strong> zwölfte Topführungsqualitäten,<br />
bei <strong>de</strong>n Männern nur einer<br />
von 17.“ www.shl.com/<strong>de</strong><br />
personalmagazin 06 / 12
DIENSTLEISTUNGSMARKT<br />
ORGANISATIONNEWS<br />
MANAGEMENTNEWS<br />
AKTUELLES<br />
31<br />
Gefragte Experten<br />
Die Marktlage für Interimmanager<br />
ist gut. Insbeson<strong>de</strong>re <strong>de</strong>r Bedarf <strong>de</strong>r<br />
produzieren<strong>de</strong>n Industrie (und speziell<br />
<strong>de</strong>r Automobilindustrie) an erfahrenen<br />
Experten führte 2011 – im Vergleich zum<br />
Vorjahr – erneut zu mehr Anfragen an Interimmanagern.<br />
Diese verzeichneten auch<br />
eine weiter zunehmen<strong>de</strong> Auslastung. 768<br />
Interimmanager haben an <strong>de</strong>r diesjährigen<br />
Umfrage <strong>de</strong>r Ludwig Heuse GmbH teilgenommen.<br />
Ein Drittel <strong>de</strong>r Befragten ist in<br />
Großunternehmen mit über 1.000 Mitarbeitern<br />
im Einsatz. Der Einsatz in Sanierungsund<br />
Restrukturierungsprojekten ist seit <strong>de</strong>m<br />
Krisenjahr 2009 rückläufig. Immer häufiger<br />
kommt <strong>de</strong>r Einsatz von Interimmanagern<br />
zur Ab<strong>de</strong>ckung eines zusätzlichen Bedarfs,<br />
zur Überbrückung von Vakanzen und für<br />
Projekte vor. Auf kaum verän<strong>de</strong>rtem Niveau<br />
bewegt sich seit einigen Jahren die Nachfrage<br />
nach Interimmanagern mit speziellem HR-<br />
Know-how, die 2011 bei knapp zehn Prozent<br />
lag. Die erhöhte Nachfrage nach Interimmanagern<br />
führte auch dazu, dass die durchschnittlichen<br />
Tagessätze seit 2010 <strong>de</strong>utlich<br />
anstiegen.<br />
www.interim-management.<strong>de</strong><br />
Neues von <strong>de</strong>n Stellenmärkten<br />
STUDIE. Nur in vier Prozent aller<br />
Anzeigen aus <strong>de</strong>m Jahr 2011 fin<strong>de</strong>t<br />
sich ein Hinweis auf eine Facebook-<br />
Seite <strong>de</strong>s Unternehmens (Twitter:<br />
drei Prozent). Das ergab eine Untersuchung<br />
<strong>de</strong>r Personalberatung<br />
Personal Total. Damit zeige sich,<br />
dass Social-Media-Angebote noch<br />
kaum mit an<strong>de</strong>ren Recruiting-<br />
Kanälen <strong>de</strong>r Unternehmen abgestimmt<br />
sind. www.personal-total.<strong>de</strong><br />
AKQUISE. Das Stellenportal Stepstone<br />
hat kürzlich die britische<br />
Totaljobs-Gruppe übernommen.<br />
Die Totaljobs-Gruppe betreibt sieben<br />
Onlineportale, unter an<strong>de</strong>rem<br />
Totaljobs.com. www.stepstone.<strong>de</strong><br />
NEUES PORTAL. Im Februar ist ein<br />
Stellenportal für Nebenjobs und<br />
Aushilfstätigkeiten gestartet. Arbeitgeber<br />
und Bewerber können<br />
auf Mojob.com direkt in Kontakt<br />
treten und ein Gespräch vereinbaren.<br />
www.mojob.com<br />
UMFRAGE. Bewerber suchen im<br />
Social Web gezielt nach Erfahrungsberichten<br />
(58 Prozent) und<br />
Informationen zum Arbeitsklima<br />
(32 Prozent). 62 Prozent vernetzen<br />
sich über Onlinenetzwerke bei<br />
<strong>de</strong>r Jobsuche aktiv mit <strong>de</strong>m Unternehmen,<br />
20 Prozent bauen über<br />
Businessnetzwerke sogar direkte<br />
Kontakte zu Personalern und Unternehmen<br />
auf. Das ergab eine Umfrage<br />
von Microsoft und Unicum.<br />
www.microsoft.com<br />
SERVICE. Das Businessnetzwerk<br />
Xing bietet seit Kurzem für Unternehmen<br />
„Social Recruiting<br />
Services“ an. Je nach Budget und<br />
Bedarf einer Firma analysiert ein<br />
Beraterteam die Arbeitgeberwarnehmung<br />
und die bestehen<strong>de</strong>n<br />
Recruiting-Aktivitäten und zeigt<br />
Optimierungspotenzial auf. Auch<br />
ein „Full Service Recruiting“ von<br />
Engpass- und Schlüsselpositionen<br />
gehört zum Angebot. www.xing.<strong>de</strong>
Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an kristina.en<strong>de</strong>rle@personalmagazin.<strong>de</strong><br />
32 ANONYME BEWERBUNG<br />
Gleiche Chancen in Run<strong>de</strong> eins<br />
PRAXIS. Acht Unternehmen haben ein Jahr lang anonyme Bewerbungsverfahren<br />
getestet. Sie ziehen ein positives Fazit. Aber nicht alle wer<strong>de</strong>n es weiter nutzen.<br />
Verfahren ten<strong>de</strong>nziell bessere Chancen,<br />
zu einem Vorstellungsgespräch eingela<strong>de</strong>n<br />
zu wer<strong>de</strong>n. Das zeigte sich vor allem<br />
dann, wenn sie schon ein paar Jahre Berufserfahrung<br />
hatten. Junge Frauen, die<br />
wegen eines möglichen Kin<strong>de</strong>rwunschs<br />
üblicherweise schlechtere Chancen haben,<br />
könnten also profitieren. Zweitens:<br />
Auch Bewerben<strong>de</strong> mit Migrationshintergrund<br />
hatten bessere Chancen durch das<br />
neue Verfahren.<br />
Anonymität war das oberste Gebot im Pilotprojekt. Fotos <strong>de</strong>r Bewerber waren verboten.<br />
Von Christine Lü<strong>de</strong>rs<br />
Anonymisierung wirkt - so lautet<br />
das zentrale Fazit unseres<br />
nun abgeschlossenen Pilotprojekts<br />
„Anonymisierte Bewerbungsverfahren“.<br />
Zwölf Monate lang<br />
hatten acht Privatunternehmen und Arbeitgeber<br />
aus <strong>de</strong>m öffentlichen Dienst<br />
verschie<strong>de</strong>ne Metho<strong>de</strong>n anonymisierter<br />
Bewerbungsverfahren getestet und sich<br />
dabei über die Schulter blicken lassen.<br />
Insgesamt wur<strong>de</strong>n im Rahmen <strong>de</strong>s<br />
Pilotprojekts 8.550 Bewerbungen anonymisiert<br />
eingesehen. <strong>Mehr</strong> als 1.290 Menschen<br />
wur<strong>de</strong>n zu einem Eignungstest<br />
o<strong>de</strong>r einem Vorstellungsgespräch eingela<strong>de</strong>n.<br />
Und 246 Stellen sowie Stu-<br />
dien- und Ausbildungsplätze wur<strong>de</strong>n<br />
anonymisiert vergeben.<br />
Zwar lassen diese Fallzahlen keine<br />
repräsentativen Ergebnisse zu, doch die<br />
Evaluierung <strong>de</strong>s Bonner Forschungsinstituts<br />
zur Zukunft <strong>de</strong>r Arbeit und <strong>de</strong>r<br />
Kooperationsstelle Wissenschaft und<br />
Arbeitswelt an <strong>de</strong>r Europa-Universität<br />
Viadrina zeigt ein<strong>de</strong>utige Ten<strong>de</strong>nzen<br />
auf, die die Wissenschaftler überrascht<br />
haben – hatten sie doch angesichts <strong>de</strong>r<br />
breiten Diversity-Ausrichtung vieler<br />
teilnehmen<strong>de</strong>r Organisationen kaum<br />
mit messbaren Ergebnissen gerechnet:<br />
Im Vergleich zu herkömmlichen Bewerbungsverfahren<br />
zeigten sich Effekte bei<br />
zwei konkreten Gruppen. Erstens: Frauen<br />
hatten im Vergleich zu herkömmlichen<br />
Chancengleichheit in <strong>de</strong>r ersten Run<strong>de</strong><br />
Wir ziehen daraus das entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong><br />
Fazit: Anonymisierung stellt Chancengleichheit<br />
her und garantiert eine faire<br />
erste Bewerbungsrun<strong>de</strong>. Also empfehlen<br />
wir anonymisierte Bewerbungen als praxisgeprüfte<br />
und zeitgemäße Diversity-<br />
Maßnahme mit gutem Gewissen.<br />
Die Praxis zeigt lei<strong>de</strong>r, dass beim<br />
Zugang zum Arbeitsmarkt nicht immer<br />
Chancengleichheit herrscht, trotz<br />
Fachkräftemangel und Nachwuchsbedarf.<br />
Immer noch spielen Vorurteile wie<br />
„alleinerziehen<strong>de</strong> Frauen sind unflexibel“,<br />
„Menschen über 50 wer<strong>de</strong>n häufig<br />
krank“ o<strong>de</strong>r „türkische Bewerben<strong>de</strong> können<br />
nicht so gut Deutsch“ bei <strong>de</strong>r ersten<br />
Sichtung von Bewerbungen eine große<br />
Rolle. Dabei darf Arbeitgebern kein absichtlich<br />
diskriminieren<strong>de</strong>s Verhalten<br />
unterstellt wer<strong>de</strong>n. Aber Studien belegen,<br />
dass selbst geschulte Personaler<br />
nicht immer objektiv sind.<br />
Vorteile für Arbeitgeber<br />
Die Anonymisierung rückt die Qualifikation<br />
<strong>de</strong>r Bewerben<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>n Mittelpunkt<br />
und garantiert so eine objektive,<br />
personalmagazin 06 / 12
MANAGEMENT<br />
ANONYME BEWERBUNG<br />
33<br />
ausschließlich auf <strong>de</strong>n angegebenen<br />
Qualifikationen beruhen<strong>de</strong> Auswahl <strong>de</strong>r<br />
Kandidaten für ein Interview. Gleichzeitig<br />
sen<strong>de</strong>t <strong>de</strong>r Arbeitgeber das positive<br />
Signal, dass diskriminierungsfreie Einstellungen<br />
einen hohen Stellenwert im<br />
Unternehmen haben und kann so auch<br />
neue Bewerbergruppen erschließen.<br />
Dass Bewerbungen ohne personenbezogene<br />
Informationen zeitgemäß sind,<br />
zeigt auch <strong>de</strong>r Blick ins Ausland. Bewerbungsverfahren<br />
ohne Foto, Adresse<br />
und Namen, sowie persönliche Angaben<br />
zu Alter, Herkunft o<strong>de</strong>r Familienstand<br />
sind längst internationaler Standard. Oft<br />
wer<strong>de</strong>n nicht einmal mehr Zeugnisse<br />
von früheren Arbeitgebern beigefügt.<br />
Die <strong>de</strong>utsche Bewerbungskultur dagegen<br />
will, dass alles auf <strong>de</strong>n ersten Blick<br />
preisgegeben wird: Das Alter, wie viele<br />
Kin<strong>de</strong>r man hat, mancher gibt sogar<br />
<strong>de</strong>n Beruf <strong>de</strong>r Eltern und Geschwister<br />
an. Mit Blick auf <strong>de</strong>n Fachkräftemangel<br />
und die zunehmen<strong>de</strong> Mobilität auf <strong>de</strong>m<br />
Arbeitsmarkt kann es hilfreich sein, im<br />
Bewerbungsverfahren <strong>de</strong>m internationalen<br />
Standard zu entsprechen, um an<br />
Bewerben<strong>de</strong> unterschiedlicher Län<strong>de</strong>r<br />
gleichermaßen praktikable Anfor<strong>de</strong>rungen<br />
zu stellen.<br />
Praxiserfahrungen im Projekt<br />
Arbeitgeber brauchen bei <strong>de</strong>r ersten<br />
Durchsicht von Bewerbungsunterlagen<br />
Das Pilotprojekt<br />
HINTERGRUND<br />
En<strong>de</strong> 2010 startete <strong>de</strong>utschlandweit<br />
ein Versuch mit anonymisierten<br />
Bewerbungsverfahren. Teilnehmer<br />
waren: Bun<strong>de</strong>sfamilienministerium,<br />
Regionaldirektion Nordrhein-<br />
Westfalen <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>sagentur<br />
für Arbeit, Stadt Celle, Deutsche<br />
Post, Deutsche Telekom, Procter &<br />
Gamble, L´Oréal sowie Mydays.<br />
nachweislich keine Informationen zu<br />
Herkunft, Alter, Familienstand o<strong>de</strong>r Geschlecht,<br />
um geeignete Mitarbeiter zum<br />
Bewerbungsgespräch einzula<strong>de</strong>n. Das<br />
Weglassen <strong>de</strong>s Fotos bewerteten einige<br />
Personalverantwortliche beson<strong>de</strong>rs positiv,<br />
weil das Bild <strong>de</strong>n Fokus von <strong>de</strong>r<br />
Qualifikation eher ablenkt. Und einige<br />
berichteten sogar von Bewerben<strong>de</strong>n, die<br />
sie mit <strong>de</strong>m herkömmlichen Verfahren<br />
nicht eingela<strong>de</strong>n hätten, die aber im Bewerbungsgespräch<br />
überzeugend waren.<br />
Als Metho<strong>de</strong> hat sich für Personaler<br />
und Bewerben<strong>de</strong> das standardisierte<br />
Bewerbungsformular bewährt, in das<br />
Bewerben<strong>de</strong> nur die Informationen<br />
eintragen, die wirklich gefragt wer<strong>de</strong>n.<br />
Damit konnten einige Personaler Zeit<br />
sparen. Schwärzen und das Übertragen<br />
von Daten in eine Tabelle sind dagegen<br />
aufwendiger. Wir empfehlen daher, ein<br />
Bewerbungsformular zu entwerfen, das<br />
von <strong>de</strong>n Bewerbern ausgefüllt wird.<br />
Positiv beurteilten viele Beteiligte,<br />
dass die Einführung anonymisierter<br />
Bewerbungen eine Diskussion <strong>de</strong>r bisherigen<br />
Rekrutierungspraxis in <strong>de</strong>r eigenen<br />
Organisation angeregt hat. Auch von<br />
<strong>de</strong>n Bewerben<strong>de</strong>n gab es überwiegend<br />
positive Rückmeldungen. So schätzte<br />
die <strong>Mehr</strong>heit <strong>de</strong>r Befragten ihre Chancen<br />
bei einem anonymisierten Verfahren<br />
höher ein als bei herkömmlichen Bewerbungen.<br />
75 Prozent <strong>de</strong>r Bewerben<strong>de</strong>n<br />
waren nach eigenen Angaben schneller<br />
o<strong>de</strong>r genauso schnell im Ausfüllen <strong>de</strong>s<br />
ungewohnten anonymisierten Bewerbungsformulars<br />
wie bei herkömmlichen<br />
Bewerbungen.<br />
Weitere Pilotprojekte geplant<br />
Das Pilotprojekt hat Diskussionen<br />
angestoßen: Nicht nur in Personalabteilungen,<br />
bei Recruitern und Wirtschaftsverbän<strong>de</strong>n,<br />
son<strong>de</strong>rn in <strong>de</strong>r<br />
gesamten Öffentlichkeit wur<strong>de</strong> intensiv<br />
über Chancengleichheit und Ungerechtigkeit<br />
beim Zugang zum Arbeitsmarkt<br />
<strong>de</strong>battiert. Einige Projektpartner wer<strong>de</strong>n<br />
ihre Bewerbungsverfahren nun ganz<br />
o<strong>de</strong>r teilweise anonymisiert fortführen.<br />
An<strong>de</strong>re stellten fest, dass ihre bisherigen<br />
Rekrutierungsverfahren <strong>de</strong>n Diversity-<br />
Aspekt bereits umfassend berücksichtigt<br />
hatten und wollen <strong>de</strong>shalb nicht auf<br />
Einige berichteten von Bewerbern, die sie nach <strong>de</strong>n<br />
herkömmlichen Verfahren niemals eingela<strong>de</strong>n hätten,<br />
die aber im Bewerbungsgespräch überzeugten.<br />
anonymisierte Verfahren umstellen. Die<br />
Län<strong>de</strong>r Ba<strong>de</strong>n-Württemberg und Rheinland-Pfalz<br />
wollen weitere Pilotprojekte<br />
starten und mit Unternehmen vor Ort<br />
eigene Erfahrungen sammeln. Und einige<br />
Hersteller von Recruitment-Software<br />
haben ihr Angebot um anonymisierte<br />
Bewerbungen ergänzt.<br />
Fazit: Unterstützung statt Zwang<br />
Trotz <strong>de</strong>r positiven Erfahrungen halte<br />
ich einen gesetzlichen Zwang zu anonymen<br />
Bewerbungsverfahren für nicht<br />
zielführend. Neue Wege bei <strong>de</strong>r Mitarbeiterrekrutierung<br />
können nur freiwillig<br />
beschritten wer<strong>de</strong>n.<br />
Für Unternehmen, die das Diversity-<br />
Instrument <strong>de</strong>r anonymen Bewerbung<br />
einführen wollen, haben wir einen Leitfa<strong>de</strong>n<br />
entwickelt, <strong>de</strong>r bei <strong>de</strong>r Umstellung<br />
hilft und Schritt für Schritt praktische<br />
Empfehlungen gibt. Zu<strong>de</strong>m bieten wir<br />
Schulungen, an <strong>de</strong>nen interessierte Arbeitgeber<br />
teilnehmen können.<br />
Christine Lü<strong>de</strong>rs<br />
Leiterin <strong>de</strong>r Antidiskriminierungsstelle<br />
<strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>s<br />
06 / 12 personalmagazin
MANAGEMENT<br />
Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an kristina.en<strong>de</strong>rle@personalmagazin.<strong>de</strong><br />
34 PERSONALDIAGNOSTIK<br />
Was zuckt <strong>de</strong>nn da?<br />
EINBLICK. Unbewusste Regungen im Gesicht drücken Emotionen aus, die sich<br />
mit etwas Übung erkennen lassen. Das ist auch in <strong>de</strong>r Personalarbeit nützlich.<br />
© OLESEN<br />
Ekel Angst Ärger Verachtung Traurigkeit Freu<strong>de</strong> Überraschung<br />
Von Henning Olesen<br />
Der Mensch ist ein emotionales<br />
Wesen. Emotionen gehören<br />
zu uns, wir brauchen sie wie<br />
die Luft zum Atmen, und sie<br />
bestimmen je<strong>de</strong>n Augenblick unseres<br />
Han<strong>de</strong>lns. Sie prägen unser alltägliches<br />
Erleben und Verhalten. Sie sind die<br />
Grundlage für Kontakt und soziale Austauschprozesse<br />
mit an<strong>de</strong>ren Personen.<br />
Über unsere Emotionen regulieren wir<br />
zum Beispiel Nähe und Distanz o<strong>de</strong>r Zurückziehen<br />
und Annäherung.<br />
Emotionen haben eine <strong>de</strong>utliche Signalwirkung.<br />
Im Lauf <strong>de</strong>r Evolution und<br />
unseres eigenen Lebens entstand in unserem<br />
Gehirn ein Emotionssystem, das<br />
je<strong>de</strong>n einzelnen Emotionsauslöser speichert.<br />
Wenn wir zum Beispiel gelernt<br />
haben, uns vor etwas zu fürchten, wird<br />
<strong>de</strong>r Auslöser dafür in unserem Gehirn<br />
gespeichert und künftig automatisch<br />
verknüpft. Dieses Emotionssystem o<strong>de</strong>r,<br />
wie Paul Ekman es nennt, unsere „emotio<br />
na le Alarmdatenbank“, mobilisiert<br />
unsere emotionalen Reaktionen unbewusst<br />
und in wenigen Millisekun<strong>de</strong>n.<br />
Aus <strong>de</strong>r Praxis: Angst im Gesicht<br />
Das lässt sich an einem Beispiel aus<br />
meiner Tätigkeit als Coach leicht nachvollziehen:<br />
Als Kind hat ein Klient bei<br />
bestimmten Rechenaufgaben starke<br />
Angst empfun<strong>de</strong>n, weil sein Vater ihn<br />
bei falschen Lösungen rügte. In seinem<br />
Emotionssystem sind seit<strong>de</strong>m Rechenaufgaben<br />
mit Angst verknüpft. Diese<br />
Angst zeigt sich heute für ihn unbewusst<br />
und <strong>de</strong>nnoch ganz <strong>de</strong>utlich in seinem<br />
Gesicht, wenn es um das Thema Zahlen<br />
geht. Dann ist zum Beispiel das Heben<br />
<strong>de</strong>r Augenbrauen und <strong>de</strong>r oberen Augenli<strong>de</strong>r<br />
in seinem Gesichtsausdruck<br />
zu beobachten. Als Vertriebsleiter muss<br />
<strong>de</strong>r 45-Jährige aber wichtige Verkaufsgespräche<br />
führen. In diesen Gesprächen<br />
nehmen seine Geschäftspartner – ebenfalls<br />
unbewusst – einen unsicheren<br />
Verkäufer wahr und schreiben diese Unsicherheit<br />
möglicherweise <strong>de</strong>m Produkt<br />
statt <strong>de</strong>r Person zu.<br />
Diese und an<strong>de</strong>re unterdrückte o<strong>de</strong>r<br />
unbewusste Emotionen hinterlassen<br />
immer für <strong>de</strong>n Bruchteil einer Sekun<strong>de</strong><br />
Spuren im Gesicht eines Menschen, sogenannte<br />
„Micro Expressions“. Erforscht<br />
und gefun<strong>de</strong>n hat sie Paul Ekman. Während<br />
seiner Forschungsarbeit ent<strong>de</strong>ckte<br />
er, dass <strong>de</strong>r Mensch dazu in <strong>de</strong>r Lage<br />
ist, mehr als 10.000 Gesichtsausdrücke<br />
anzunehmen. „Doch von <strong>de</strong>n unzähligen<br />
Ausdrücken haben nur 3.000 einen emotionalen<br />
Sinn, <strong>de</strong>r Rest sind Fratzen“, so<br />
Ekman.<br />
Gleichzeitig fand er heraus, dass <strong>de</strong>r<br />
mimische Ausdruck <strong>de</strong>r sieben Basisemotionen<br />
– Angst, Überraschung, Ärger,<br />
Ekel, Verachtung, Traurigkeit und<br />
Freu<strong>de</strong> – über alle Kulturen gleich sind.<br />
Er bewies damit die Theorie von Charles<br />
Darwin zur Mimik als universelle Körpersprache,<br />
in<strong>de</strong>m er zusammen mit<br />
Wallace Friesen eine objektive Metho<strong>de</strong><br />
erarbeitete, mit welcher sich kleinste<br />
Gesichtsbewegungen durch die 43 Gesichtsmuskeln<br />
messen lassen. Ekman<br />
nennt dies das „Facial Action Coding<br />
personalmagazin 06 / 12
PERSONALDIAGNOSTIK<br />
35<br />
und <strong>de</strong>utlich als „Micro Expression“ die<br />
Traurigkeit – durch das kurze Heben <strong>de</strong>r<br />
inneren Augenbraue und das Zusammenziehen<br />
<strong>de</strong>r Augenbrauen. Darauf bin<br />
ich in etwa so eingegangen: „Manchmal<br />
verliert man ja auch Nähe und Kontakt<br />
durch eine berufliche Verän<strong>de</strong>rung…“<br />
Bewusst offengelassen brachte diese<br />
Anmerkung hervor, dass <strong>de</strong>r Bewerber<br />
wirklich gerne die Stelle haben möchte,<br />
doch dass er wegen <strong>de</strong>s Umzugs und <strong>de</strong>r<br />
räumlichen Trennung von Freun<strong>de</strong>n und<br />
Familie bei aller Freu<strong>de</strong> an <strong>de</strong>m Angebot<br />
auch noch Zweifel hat.<br />
für Chemie<br />
und Life Sciences<br />
Unser Netzwerk unterstützt<br />
Sie bei <strong>de</strong>r Rekrutierung<br />
• spezifischer Online-Stellenmarkt<br />
• Stellenmarkt <strong>de</strong>r Nachrichten aus<br />
<strong>de</strong>r Chemie, wichtigste <strong>de</strong>utschsprachige<br />
Fachzeitschrift <strong>de</strong>r Chemie<br />
• Bewerberdatenbank<br />
• Jobbörsen & Vortragsveranstaltungen<br />
Lügen lassen sich nicht im Gesicht ablesen. Aber<br />
es zeigen sich unbewusst sieben Grun<strong>de</strong>motionen,<br />
die man im Gespräch thematisieren kann.<br />
System“. Er dokumentierte damit in <strong>de</strong>r<br />
achtjährigen Entwicklungszeit nachvollziehbar,<br />
wissenschaftlich und mit<br />
einer sehr umfangreichen Sammlung an<br />
Beschreibungen, Fotos und Vi<strong>de</strong>os <strong>de</strong>n<br />
ersten „Atlas <strong>de</strong>r menschlichen Mimik“.<br />
Mithilfe <strong>de</strong>s „Facial Action Coding System“<br />
war man nun dazu imstan<strong>de</strong>, Gesichtsregungen<br />
zu i<strong>de</strong>ntifizieren.<br />
Diese unwillentlichen Gesichtsausdrücke<br />
o<strong>de</strong>r „Micro Expressions“ sind<br />
hervorragen<strong>de</strong> Wegweiser im Gespräch,<br />
weil sie – kompetent und ethisch genutzt<br />
– unverfälschte Hinweise auf die<br />
zugrun<strong>de</strong> liegen<strong>de</strong>n Emotionen <strong>de</strong>s Gesprächspartners<br />
sind – wobei man an<br />
dieser Stelle unbedingt anmerken muss,<br />
dass es nicht um das Erkennen von Lügen<br />
o<strong>de</strong>r Täuschungen geht.<br />
Man kann die Grun<strong>de</strong>motionen erkennen,<br />
weil sie nicht kontrollierbar sind.<br />
Sie sind echt und daher so wertvoll. So<br />
erfolgen zum Beispiel bei Ärger folgen<strong>de</strong><br />
sogenannte „Action Units“: Zusammenziehen<br />
<strong>de</strong>r Augenbrauen, Heben <strong>de</strong>r<br />
Oberli<strong>de</strong>r und Heben <strong>de</strong>r Oberlippe.<br />
Bei Angst sind zum Beispiel die „Action<br />
Units“ Heben <strong>de</strong>r inneren Augenbraue,<br />
Heben <strong>de</strong>r äußeren Augenbraue und Heben<br />
<strong>de</strong>r Oberli<strong>de</strong>r beteiligt.<br />
Emotionen aufgreifen<br />
Ein weiteres Beispiel aus meiner Erfahrung<br />
zeigt, wie man im Gespräch auf<br />
die erkannten unbewussten Emotionen<br />
eingehen kann: Ein Bewerber ist in <strong>de</strong>r<br />
letzten Gesprächsrun<strong>de</strong> und es geht um<br />
die Entscheidung für o<strong>de</strong>r gegen <strong>de</strong>n<br />
Job. Während <strong>de</strong>s Gesprächs zeigt sich,<br />
dass er in Richtung „ja“ tendiert, und<br />
im Gesicht <strong>de</strong>s Bewerbers ist Freu<strong>de</strong> zu<br />
erkennen, Erleichterung und ein wenig<br />
Stolz. Gleichzeitig zeigt sich ganz kurz<br />
Selbst bei guter Schulung ist niemand<br />
vor Beobachterfehlern gefeit<br />
Doch es ist nicht immer so einfach, die<br />
wahren Emotionen <strong>de</strong>s Bewerbers o<strong>de</strong>r<br />
Mitarbeiters zu erkennen. Denn wir achten<br />
auf <strong>de</strong>r einen Seite auf das Verhalten<br />
unseres Gegenübers, auf <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Seite<br />
beschäftigen wir uns auch mit unserer<br />
eigenen Handlungs- und Gesprächsplanung.<br />
Gleichzeitig haben unser eigener<br />
Gefühlszustand, unsere Erwartungen<br />
und Überzeugungen großen Einfluss darauf,<br />
was wir an Informationen inklusive<br />
Emotionen wahrzunehmen glauben.<br />
Die Herausfor<strong>de</strong>rung besteht <strong>de</strong>swegen<br />
darin, ein größeres Emotionsbewusstsein<br />
zu entwickeln und dadurch<br />
das eigene Verhalten klarer zu reflektieren<br />
und behutsam mit <strong>de</strong>m umzugehen,<br />
was man über <strong>de</strong>n Gefühlszustand an<strong>de</strong>rer<br />
zu wissen glaubt.<br />
Henning Olesen<br />
arbeitet als Trainer und Coach und<br />
bil<strong>de</strong>t sogenannte „Face Coaches“ aus.<br />
Von Chemikern für Chemiker!<br />
www.gdch.<strong>de</strong>/karriere<br />
Die Gesellschaft Deutscher Chemiker e.V.<br />
(GDCh) ist die größte wissenschaftliche<br />
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Wir sind überall dort aktiv, wo sich<br />
Menschen mit Chemie beschäftigen.<br />
06 / 12 personalmagazin
Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an kristina.en<strong>de</strong>rle@personalmagazin.<strong>de</strong><br />
36<br />
PERSONALDIAGNOSTIK<br />
„Keine Geheimsprache“<br />
INTERVIEW. „Micro Expressions“ können in <strong>de</strong>r Personalarbeit nützlich sein –<br />
wenn man sie nicht überschätzt. Professor Uwe P. Kanning zeigt die Grenzen.<br />
personalmagazin: Für welche Aufgaben<br />
können Personaler die Erkenntnisse zu<br />
<strong>de</strong>n „Micro Expressions“ nutzen?<br />
Uwe P. Kanning: Studien zeigen, dass man<br />
die Fähigkeit, „Micro Expressions“<br />
wahrzunehmen, trainieren kann. Ihr<br />
Einsatzgebiet liegt am ehesten in <strong>de</strong>r<br />
Gesprächsführung. Hierbei wäre es allerdings<br />
wichtig, dass man die beobachteten<br />
Gesichtsausdrücke nicht einfach<br />
wie eine Geheimsprache interpretiert,<br />
von <strong>de</strong>r man glaubt, man wür<strong>de</strong> sie<br />
beherrschen. Sinnvoller ist es, die Eindrücke<br />
als Hypothese zu begreifen und<br />
sie <strong>de</strong>m Gesprächspartner zu spiegeln.<br />
personalmagazin: Wie könnte dies dann<br />
beispielsweise aussehen?<br />
Kanning: Der Vorgesetzte könnte im<br />
Personalentwicklungsgespräch zum<br />
Beispiel <strong>de</strong>n Eindruck äußern, dass<br />
sein Mitarbeiter sich gera<strong>de</strong> möglicherweise<br />
nicht wohlfühlt o<strong>de</strong>r von <strong>de</strong>n<br />
Vorschlägen <strong>de</strong>s Chefs nicht überrascht<br />
ist. In diesem Fall wür<strong>de</strong> man also nicht<br />
mit Unterstellungen arbeiten, son<strong>de</strong>rn<br />
die eigenen subjektiven Eindrücke<br />
vergleichbar zur Technik <strong>de</strong>s aktiven<br />
Zuhörens einsetzen, um <strong>de</strong>n Gesprächsverlauf<br />
positiv beeinflussen zu können.<br />
personalmagazin: Was sollten Personaler<br />
noch beachten, wenn sie „Micro Expressions“<br />
in <strong>de</strong>r Eignungsdiagnostik<br />
einsetzen wollen?<br />
Kanning: Sie sollten „Micro Expressions“<br />
nicht einsetzen, um die Kompetenzen<br />
<strong>de</strong>r Bewerber einzuschätzen. Ziel <strong>de</strong>r<br />
Eignungsdiagnostik ist es, zeitlich überdauern<strong>de</strong><br />
Kompetenzausprägungen<br />
Prof. Dr. Uwe P. Kanning<br />
ist Professor für Wirtschaftspsychologie<br />
an <strong>de</strong>r Hochschule Osnabrück. Die<br />
Personaldiagnostik gehört zu seinen<br />
Forschungsschwerpunkten.<br />
zu messen und nicht etwa flüchtige<br />
Emotionen, die nur Sekun<strong>de</strong>nbruchteile<br />
andauern. Hinzu kommt das Problem<br />
<strong>de</strong>r mangeln<strong>de</strong>n Objektivität: Die<br />
Diagnose läuft ausschließlich über die<br />
Wahrnehmung <strong>de</strong>s Diagnostikers, ohne<br />
dass man hier objektivieren<strong>de</strong> Messinstrumente<br />
zum Einsatz bringen könnte.<br />
Verschie<strong>de</strong>ne Diagnostiker können<br />
leicht zu unterschiedlichen Ergebnissen<br />
kommen. Zu<strong>de</strong>m kann ein und <strong>de</strong>rselbe<br />
Diagnostiker in Abhängigkeit von seiner<br />
situativen Aufmerksamkeitsspanne<br />
unterschiedliche Interpretationen vornehmen.<br />
Es ist ferner nicht belegt, dass<br />
die Interpretation von „Micro Expressions“<br />
die Validität eines Auswahlverfahrens<br />
im Sinne einer besseren Prognose<br />
beruflichen Erfolgs erhöht. Dies<br />
erscheint auch eher unwahrscheinlich.<br />
personalmagazin: Oft wer<strong>de</strong>n „Micro<br />
Expressions“ im Zusammenhang damit<br />
erwähnt, Lügen ablesen zu können. Ist<br />
das überhaupt möglich?<br />
Kanning: Da es sich beim Lügen nicht<br />
um eine grundlegen<strong>de</strong> Emotion <strong>de</strong>s<br />
Menschen han<strong>de</strong>lt, ist auch nicht zu<br />
erwarten, dass ein einheitliches Muster<br />
<strong>de</strong>r Muskelanspannungen existiert, in<br />
<strong>de</strong>m sich das Lügenverhalten spiegelt.<br />
Bestenfalls lässt sich eine minimale<br />
Verän<strong>de</strong>rung in <strong>de</strong>r Mimik erkennen,<br />
bei <strong>de</strong>r aber nicht zweifelsfrei zu interpretieren<br />
ist, worauf sie beruht. Die<br />
möglichen Alternativinterpretationen<br />
sind zahlreich. Hinzu kommt, dass<br />
Menschen sich sicherlich dahingehend<br />
unterschei<strong>de</strong>n, wie stark sie ihre Mimik<br />
kontrollieren können. Die Annahme,<br />
dass die Mimik immer die Wahrheit<br />
verraten wür<strong>de</strong>, ist ein Mythos.<br />
personalmagazin: Lassen „Micro Expressions“<br />
auf Charakterzüge schließen?<br />
Kanning: Das ist nicht möglich. Bei<br />
„Micro Expressions“ han<strong>de</strong>lt es sich um<br />
<strong>de</strong>n Ausdruck aktueller emotionaler Reaktionen.<br />
Charakterzüge sind hingegen<br />
abstraktere, zeitlich überdauern<strong>de</strong> und<br />
situationsübergreifen<strong>de</strong> Verhaltensorientierungen.<br />
Man wür<strong>de</strong> ja auch<br />
nicht annehmen, dass ein Mensch, <strong>de</strong>r<br />
gera<strong>de</strong> mit Genuss ein Stück Sahnetorte<br />
isst, generell ein Vielfraß sei.<br />
Das Interview führte Kristina En<strong>de</strong>rle da Silva.<br />
personalmagazin 06 / 12
SERIE: TALENTMANAGEMENT<br />
MANAGEMENT<br />
KOMPETENZMANAGEMENT<br />
37<br />
Den Grundstein für <strong>de</strong>n Erfolg legen<br />
SERIE. Das Skill- und Kompetenzmanagement schafft <strong>de</strong>n Überblick im Talentmanagementprozess.<br />
So entsteht die Basis für eine positive Entwicklung.<br />
Von Dagmar Wilbs<br />
Die strategischen Ziele im Unternehmen<br />
können nur dann<br />
erreicht wer<strong>de</strong>n, wenn <strong>de</strong>r<br />
Bedarf an gegenwärtig und<br />
künftig erfor<strong>de</strong>rlichen erfolgskritischen<br />
Kompetenzen analysiert wird. Das Ziel<br />
muss sein, die Mitarbeiter gemäß ihrer<br />
individuellen Fähigkeiten und Fertigkeiten<br />
entsprechend auszuwählen und<br />
einzusetzen. Grundlage dafür ist ein<br />
strategisches Skill- und Kompetenzmanagement<br />
im Unternehmen.<br />
Nur eine systematische, strukturierte<br />
und vor allem validierte Vorgehensweise<br />
kann eine Basis für einen bedarfsgerechten<br />
Personalentwicklungsprozess<br />
sein. Der Abgleich zwischen Anfor<strong>de</strong>rungen<br />
<strong>de</strong>r Stellen und vorhan<strong>de</strong>nen<br />
Kompetenzen <strong>de</strong>r Mitarbeiter führt zur<br />
I<strong>de</strong>ntifikation individueller Qualifizierungs-<br />
und Entwicklungsmaßnahmen,<br />
die <strong>de</strong>m Mitarbeiter auch die Möglichkeit<br />
Ausgabe 8/2012:<br />
Talent Relationship<br />
Management<br />
Ausgabe 7/2012:<br />
Laufbahn- und<br />
Nachfolgeplanung<br />
Ausgabe 6/2012:<br />
Skill- und Kompetenzmanagement<br />
Ausgabe 3/2012:<br />
Recruiting<br />
Talentmanagement<br />
Ausgabe 4/2012:<br />
Performance<br />
Management<br />
Ausgabe 5/2012:<br />
Compensation<br />
Management<br />
SERIE<br />
einer beruflichen Weiterentwicklung bieten<br />
und daher zugleich als Instrument<br />
zur Mitarbeiterbindung fungieren.<br />
Um darüber hinaus die Kennzahl zur<br />
Messung <strong>de</strong>s „Return on Investment“<br />
(ROI) zu bestimmen, muss das Verhältnis<br />
von Investments zu verbesserten und<br />
messbaren Ergebnissen gebil<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n.<br />
Dieser Zusammenhang ist im Hinblick<br />
auf das Skill- und Kompetenzmanagement<br />
zwar durchaus messbar, erfor<strong>de</strong>rt<br />
jedoch eine relativ komplexe Methodik.<br />
Schließlich verbessern Trainings nicht<br />
nur die messbaren harten Faktoren, son<strong>de</strong>rn<br />
auch die sogenannten weichen Faktoren,<br />
die bekanntermaßen nur schwer<br />
zu bewerten sind. Definierte Kennzahlen<br />
<strong>de</strong>r Kompetenzeinschätzungen pro Funktionsbereich<br />
geben wichtige Rückschlüsse<br />
auf Handlungsfel<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>n jeweiligen<br />
funktionalen Bereichen, und sie erlauben<br />
<strong>de</strong>n Vergleich mit an<strong>de</strong>ren Fel<strong>de</strong>rn.<br />
Von <strong>de</strong>r Skill-Inventur zum Skill-Delta<br />
Die Skill-Inventur zeigt erfor<strong>de</strong>rliches<br />
Wissen, benötigte Fähigkeiten, Fertigkeiten<br />
und Qualifikationen sowie häufig<br />
auch Karriereziele <strong>de</strong>r Mitarbeiter auf.<br />
Auf diese Weise lassen sich passen<strong>de</strong><br />
Kandidaten für die zu besetzen<strong>de</strong>n Positionen<br />
i<strong>de</strong>ntifizieren. Ein webbasiertes<br />
Skill-Managementsystem kann Skill-<br />
Inventuren erleichtern: Es unterstützt<br />
dabei Job-, Rollen- und Mitarbeiterprofile<br />
anzulegen und Skill-Profile abzugleichen.<br />
Außer<strong>de</strong>m sorgt es für die nötige<br />
Transparenz.<br />
Häufig wird <strong>de</strong>r Skill-Inventur ein<br />
Kompetenzmo<strong>de</strong>ll zugrun<strong>de</strong> gelegt, das<br />
die einzelnen Kompetenzen <strong>de</strong>finiert<br />
„Ein strategisches Skill-Management<br />
sorgt für größere Effektivität und<br />
Produktivität sowie Qualität.“<br />
Dr. Dagmar Wilbs, Mercer Deutschland<br />
und beschreibt. Ein solches Kompetenzmo<strong>de</strong>ll<br />
setzt sich meist aus drei Kompetenzkategorien<br />
zusammen:<br />
● Fach- und Funktionskompetenz<br />
● Führungs-, Kommunikations- und<br />
Konfliktmanagementkompetenz<br />
● Personenbezogene Kompetenzen, wie<br />
zum Beispiel Belastbarkeit.<br />
Auf diese Weise entstehen maßgeschnei<strong>de</strong>rte<br />
Job- und Rollenprofile, die Aufschluss<br />
geben, welche Anfor<strong>de</strong>rungen<br />
an eine Funktion aus <strong>de</strong>r Position heraus<br />
gestellt wer<strong>de</strong>n müssen. Zusätzliche<br />
Mitarbeiterdaten wie berufliche Erfahrungen<br />
und weitere Qualifikationen<br />
wer<strong>de</strong>n integriert. Schließlich lassen<br />
sich Fähigkeiten, die bei <strong>de</strong>m einzelnen<br />
Mitarbeiter beziehungsweise im Unternehmen<br />
vorhan<strong>de</strong>n sind, mit <strong>de</strong>n erfor<strong>de</strong>rlichen<br />
Kompetenzanfor<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r<br />
jeweiligen Position o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n künftigen<br />
Positionsprofilen abgleichen. Davon aus-<br />
06 / 12 personalmagazin
38<br />
KOMPETENZMANAGEMENT<br />
Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an kristina.en<strong>de</strong>rle@personalmagazin.<strong>de</strong><br />
SERIE: TALENTMANAGEMENT<br />
gehend, lässt sich im nächsten Schritt<br />
mit einem sogenannten „Skill-Delta“ eine<br />
Aussage darüber treffen, ob und wie<br />
Skills und Profile zusammenpassen.<br />
Die Reporting-Möglichkeiten im Skillund<br />
Kompetenzmanagement sind vielfältig<br />
und lassen sich durch Kennzahlen<br />
quantitativ erfassen. Aussagen zu Qualifizierungsstand<br />
und Qualifizierungslücken<br />
pro Kompetenz und Skill-Gruppe<br />
(in Prozent), Ausprägungsgrad pro Mitarbeiter<br />
und Skill-Gruppe o<strong>de</strong>r Kompetenz<br />
sind nur einige Beispiele. Letztlich<br />
führt ein effektives Skill-Management<br />
zu einer geringeren Fluktuation und<br />
damit verbun<strong>de</strong>n auf längere Sicht zu<br />
niedrigeren Personalkosten.<br />
Zusammengefasst be<strong>de</strong>utet dies: Bei<br />
<strong>de</strong>r Betrachtung <strong>de</strong>r konkreten Handlungsfel<strong>de</strong>r<br />
im Bereich Skill- und Kompetenzmanagement<br />
wer<strong>de</strong>n immer drei<br />
Aspekte im Fokus stehen: Die Analyse<br />
und Beschreibung <strong>de</strong>r Stellenprofile,<br />
die Erhebung <strong>de</strong>r erfor<strong>de</strong>rlichen und<br />
vorhan<strong>de</strong>nen Kompetenzen und Skill-<br />
Profile bei <strong>de</strong>n Mitarbeitern (ausgerichtet<br />
an <strong>de</strong>r Unternehmensstrategie) sowie<br />
die Klärung aktueller und künftiger Anfor<strong>de</strong>rungen.<br />
Entschei<strong>de</strong>nd ist, dass das<br />
Kompetenzmanagement nicht losgelöst,<br />
son<strong>de</strong>rn als integrierter Prozess im HR-<br />
Management betrachtet wird.<br />
DOS & DON‘TS<br />
Erfolgsfaktor für Personalplanung<br />
Die gewonnenen Erkenntnisse können<br />
gezielt bei <strong>de</strong>r Nachfolgeplanung und bei<br />
Neueinstellungen berücksichtigt wer<strong>de</strong>n,<br />
darüber hinaus wer<strong>de</strong>n auch unternehmensweite,<br />
strategische Themen<br />
<strong>de</strong>s Personalmanagements und <strong>de</strong>r Personalplanung<br />
adressiert. Für das sogenannte<br />
„Strategic Workforce Planning“,<br />
das heute eine immer wichtigere Rolle in<br />
international agieren<strong>de</strong>n Unternehmen<br />
spielt, stellt das Skill-Management einen<br />
wesentlichen Erfolgsfaktor dar.<br />
Auf Basis <strong>de</strong>s Skill- und Kompetenzmanagements<br />
lassen sich konkrete<br />
Entwicklungs- und Weiterbildungsmaßnahmen<br />
ableiten. Dabei steht die<br />
Frage im Vor<strong>de</strong>rgrund, welche Lücken<br />
geschlossen o<strong>de</strong>r zumin<strong>de</strong>st reduziert<br />
wer<strong>de</strong>n müssen und können. Der individuelle<br />
Entwicklungsplan sollte neben<br />
<strong>de</strong>r von <strong>de</strong>r Unternehmensseite erfor<strong>de</strong>rlichen<br />
Kompetenzentwicklung auch<br />
die beruflichen Entwicklungsziele <strong>de</strong>s<br />
Mitarbeiters berücksichtigen. Diese<br />
wer<strong>de</strong>n meist im Rahmen <strong>de</strong>s jährlichen<br />
Zielvereinbarungsgesprächs vereinbart<br />
und durch regelmäßig stattfin<strong>de</strong>n<strong>de</strong><br />
Feedbackgespräche im Blick behalten<br />
und gegebenenfalls neu ausgerichtet.<br />
Unbedingt beachten<br />
● Analysieren Sie zu Beginn eingehend, welche Skills und Kompetenzen für Ihr Unternehmen<br />
von entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>r Relevanz sind.<br />
● Definieren Sie einen Entwicklungsplan mit strategischer Ausrichtung, <strong>de</strong>r sowohl auf<br />
die Anfor<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>s Unternehmens als auch auf die Weiterentwicklungsbedürfnisse<br />
<strong>de</strong>s einzelnen Mitarbeiters fokussiert ist.<br />
● Integrieren Sie <strong>de</strong>n Mitarbeiter aktiv in <strong>de</strong>n Kompetenzmanagementprozess, um ein<br />
größeres Engagement und damit verbun<strong>de</strong>n eine gesteigerte Motivation zu erreichen.<br />
● Evaluieren Sie regelmäßig, welche Auswirkungen die verbesserten Skills und Kompetenzen<br />
auf <strong>de</strong>n „Return on Investment“ für Ihr Unternehmen haben.<br />
● Verknüpfen Sie das Skill- und Kompetenzmanagement mit weiteren Bereichen Ihres<br />
Talentmanagements – unter an<strong>de</strong>rem mit <strong>de</strong>m Performance Management, mit <strong>de</strong>ssen<br />
Hilfe Sie eine mögliche „Skill Gap“ i<strong>de</strong>ntifizieren und beheben können.<br />
● Stellen Sie sicher, dass die Mitarbeiter <strong>de</strong>n Sinn und die Ziele <strong>de</strong>s Skill- und Kompetenzmanagementprozesses<br />
verstehen und schaffen Sie Transparenz.<br />
Unbedingt vermei<strong>de</strong>n<br />
● Vermei<strong>de</strong>n Sie ein unstrukturiertes Talentmanagement-Programm und integrieren Sie<br />
Ihr Skill- und Kompetenzmanagement in das Gesamtkonzept von HR.<br />
● Lassen Sie keine kurzfristige Sichtweise zu. An <strong>de</strong>n zu verbessern<strong>de</strong>n Kompetenzen<br />
darf nicht nur temporär gearbeitet wer<strong>de</strong>n.<br />
● Vermei<strong>de</strong>n Sie eine unstrukturierte Kommunikation, die <strong>de</strong>n Grund und Bedarf <strong>de</strong>r neu<br />
zu erlernen<strong>de</strong>n und weiter zu entwickeln<strong>de</strong>n Kompetenzen nicht klar herausstellt.<br />
● Ignorieren Sie die Ängste und Befürchtungen Ihrer Mitarbeiter nicht. Je<strong>de</strong> Verän<strong>de</strong>rung<br />
ruft bei <strong>de</strong>n Mitarbeitern unterschiedliche Emotionen und Verhaltensweisen hervor.<br />
Grundlage für <strong>de</strong>n Unternehmenserfolg<br />
Mithilfe eines strategischen Skill- und<br />
Kompetenzmanagements können die Fähigkeiten<br />
und Fertigkeiten im Unternehmen<br />
gestärkt o<strong>de</strong>r neue Kompetenzen<br />
entwickelt wer<strong>de</strong>n. Dies sorgt für eine<br />
größere Effektivität und Produktivität<br />
(zum Beispiel durch höhere Verkaufszahlen)<br />
und verbessert die Qualität <strong>de</strong>r<br />
Leistungen (etwa durch stärkere Kun<strong>de</strong>nbindung).<br />
Somit ist das Kompetenzmanagement<br />
ein wichtiger Baustein für<br />
<strong>de</strong>n nachhaltigen Unternehmenserfolg.<br />
Zugleich kann es zu einer größeren Motivation<br />
und Zufrie<strong>de</strong>nheit <strong>de</strong>r Mitarbeiter<br />
beitragen und damit die Mitarbeiterbindung<br />
verbessern. Das wie<strong>de</strong>rum sichert<br />
<strong>de</strong>m Unternehmen im „War for Talents“<br />
wichtige Wettbewerbsvorteile.<br />
Dr. Dagmar Wilbs<br />
ist Partnerin und Leiterin <strong>de</strong>r Human-<br />
Capital-Beratung bei Mercer in Deutschland,<br />
Österreich und <strong>de</strong>r Schweiz.<br />
personalmagazin 06 / 12
MANAGEMENT<br />
KOMPETENZMANAGEMENT<br />
39<br />
„Keine Prognose möglich“<br />
INTERVIEW. Fluktuation, Individualisierung, Generation Y: Wie sehr diese<br />
Trends das Skill-Management beeinflussen, erklärt Professor Peter Cappelli.<br />
personalmagazin: Eines vorab: Wir<br />
sprechen immer von Skills und Kompetenzen.<br />
Gibt es überhaupt aus wissenschaftlicher<br />
Sicht einen Unterschied<br />
zwischen bei<strong>de</strong>n?<br />
Peter Cappelli: Nein, da ist eigentlich kein<br />
großer Unterschied. Vielleicht ist das<br />
Wort „Kompetenz“ etwas spezifischer.<br />
personalmagazin: Welches sind Ihres Erachtens<br />
die <strong>de</strong>rzeit wichtigsten Skills?<br />
Cappelli: Für die Wirtschaft sind das<br />
interpersonelle Skills, wie die Fähigkeit<br />
zur Überzeugung.<br />
personalmagazin: Gilt dies auch für die<br />
sogenannte „Generation Y”? Der Trend<br />
geht ja dahin, sie beson<strong>de</strong>rs zu för<strong>de</strong>rn,<br />
um ihren Skills gerecht zu wer<strong>de</strong>n.<br />
Cappelli: Ich <strong>de</strong>nke nicht, dass es diese<br />
„Generation Y“ wirklich gibt. Die Daten<br />
über Einstellungen und Werte in <strong>de</strong>n<br />
USA zeigen, dass jüngere Menschen<br />
heute praktisch i<strong>de</strong>ntisch sind zu <strong>de</strong>nen<br />
vor zehn o<strong>de</strong>r 20 Jahren. Um tatsächlich<br />
Unterschie<strong>de</strong> ausmachen zu können,<br />
muss man weiter zurückgehen und sie<br />
mit <strong>de</strong>r Generation <strong>de</strong>r „Baby Boomer“<br />
vergleichen. Was neue Arbeitnehmer<br />
aber in je<strong>de</strong>m Fall nicht haben, sind arbeitsbezogene<br />
Skills. Das ist offensichtlich,<br />
<strong>de</strong>nn das sind solche Skills, die<br />
man nur über Arbeitserfahrung erlangt.<br />
Darunter fällt die Fähigkeit, in Teams<br />
zu arbeiten o<strong>de</strong>r Projekte zu leiten.<br />
personalmagazin: Und welches wer<strong>de</strong>n<br />
künftig die wichtigsten Kompetenzen<br />
sein? Ist es überhaupt möglich, dies<br />
heute schon abzuschätzen?<br />
Prof. Dr. Peter Cappelli<br />
Professor für Management an <strong>de</strong>r Universität<br />
von Pennsylvania und Direktor<br />
<strong>de</strong>s Center of HR <strong>de</strong>r Wharton School<br />
Cappelli: Offen gesagt glaube ich nicht,<br />
dass es möglich ist, dies heute schon<br />
vorherzusagen. Wir waren auch bisher<br />
in keinem Bereich gut darin, eine Prognose<br />
für irgen<strong>de</strong>ine künftige Anfor<strong>de</strong>rung<br />
zu erstellen.<br />
personalmagazin: Trotz<strong>de</strong>m bedarf es<br />
aber doch einer gewissen Planung<br />
für Jobprofile. Mit welchen HR-Instrumenten<br />
kann man dies sicherstellen?<br />
Cappelli: Es geht im Prinzip immer<br />
nur darum, <strong>de</strong>n Menschen bei ihrer<br />
Entwicklung zu helfen. Das kann man<br />
hauptsächlich über Zielvereinbarungen<br />
erreichen, die die Mitarbeiter dazu<br />
anregen, herausfor<strong>de</strong>rn<strong>de</strong> Aufgaben zu<br />
bewältigen.<br />
personalmagazin: Die Fluktuationsrate in<br />
<strong>de</strong>n Unternehmen steigt. Wie können<br />
Personaler <strong>de</strong>m Risiko begegnen, dass<br />
sie in Skills und Kompetenzen <strong>de</strong>r Mitarbeiter<br />
investieren, die vielleicht bald<br />
das Unternehmen verlassen?<br />
Cappelli: Ich <strong>de</strong>nke, es gibt keine Belege<br />
dafür, dass die Fluktuationsrate überall<br />
steigt. Aber das Risiko <strong>de</strong>r Fluktuation<br />
ist wirklich ein finanzielles Problem:<br />
Welche Art von Investment tätigt man<br />
und wann zahlt sich das aus? Eigentlich<br />
investieren viele Arbeitgeber jedoch<br />
nur sehr wenig. Und wenn sie es tun,<br />
ist die Lösung vielleicht die, dies nicht<br />
zu sehr auf die ersten Jahre eines neuen<br />
Arbeitnehmers zu konzentrieren.<br />
Aber die Faktoren, die die Fluktuation<br />
steigern, sind bekannt und ganz viele<br />
von ihnen kann <strong>de</strong>r Arbeitgeber selbst<br />
steuern – zum Beispiel über Aufstiegsmöglichkeiten.<br />
personalmagazin: Das heißt, Personalentwicklung<br />
ist wichtig für die Mitarbeiterbindung.<br />
O<strong>de</strong>r sehen die Arbeitnehmer<br />
inzwischen nicht vielmehr ihre persönliche<br />
Kompetenzentwicklung im<br />
Vor<strong>de</strong>rgrund – so wie Freelancer?<br />
Cappelli: Die Personalentwicklung ist<br />
ganz entschei<strong>de</strong>nd für die Mitarbeiterbindung.<br />
Viele Mitarbeiter verlassen<br />
das Unternehmen, weil sie nichts Neues<br />
lernen – vor allem die besten Arbeitnehmer.<br />
Und Freelancer sind nicht<br />
zwangsläufig gut darin, ihre Skills auf<br />
<strong>de</strong>m neuesten Stand zu halten. Es tut<br />
nur einfach sonst niemand für sie.<br />
Das Interview führte Kristina En<strong>de</strong>rle da Silva.<br />
06 / 12 personalmagazin
ORGANISATIONNEWS<br />
40 AKTUELLES<br />
Arbeit aus an<strong>de</strong>ren Perspektiven betrachten – das ist Thema einer Son<strong>de</strong>rausstellung.<br />
Ausstellung zum Sinn <strong>de</strong>r Arbeit<br />
Des Themas „Arbeit“ nimmt sich die Son<strong>de</strong>rausstellung „Was tun? Über<br />
<strong>de</strong>n Sinn menschlicher Arbeit“ an. Bis zum 16. September wer<strong>de</strong>n im<br />
Senckenberg Naturmuseum Frankfurt mit fünf Rauminstallationen<br />
grundsätzliche Fragen an die Arbeit gestellt: Wie lassen sich Arbeit und<br />
Freizeit voneinan<strong>de</strong>r unterschei<strong>de</strong>n? Welchem Zweck dient Arbeit in einer<br />
kapitalistischen Gesellschaft? Wie entwickelt sich die individuelle Haltung<br />
zur Arbeit? Welche Be<strong>de</strong>utung hat Arbeit jenseits von Macht, Geld und Anerkennung?<br />
Was sind die Optionen für die Arbeitswelt von morgen?<br />
„Die Ausstellung legt, neben <strong>de</strong>r Betrachtung gesellschaftlicher Entwicklungen,<br />
Wert auf die Perspektiven <strong>de</strong>s Individuums: die persönliche Sorge<br />
um <strong>de</strong>n Lebensunterhalt, Befriedigung und soziale Anerkennung und nicht<br />
zuletzt die Funktion von Arbeit als einer sinnstiften<strong>de</strong>n Tätigkeit. Ein Begleitprogramm<br />
greift interdisziplinär Themen wie „Burnout“, „Frauenquoten und<br />
Alternativen“ und „Zukunftsfähige Arbeitswelten“ auf. www.senckenberg.<strong>de</strong><br />
Trotz Freizügigkeit wenig Zuwan<strong>de</strong>rung<br />
Seit <strong>de</strong>r zum 1. Mai 2011 eingeführten<br />
neuen Freizügigkeit<br />
für Mitarbeiter aus Estland,<br />
Lettland, Litauen, Polen, Slowakei,<br />
Slowenien, Tschechien und Ungarn<br />
sind lediglich 79.000 Personen aus<br />
<strong>de</strong>n betreffen<strong>de</strong>n Län<strong>de</strong>rn zugewan<strong>de</strong>rt,<br />
berichtet das Institut für<br />
Arbeitsmarkt- und Berufsforschung<br />
(IAB). Die mo<strong>de</strong>rate Zuwan<strong>de</strong>rung<br />
ist nach Einschätzung <strong>de</strong>s IAB vor<br />
allem auf Sprachbarrieren und Unterschie<strong>de</strong><br />
in <strong>de</strong>n Ausbildungs- und<br />
Bildungssystemen zurückzuführen.<br />
Nach <strong>de</strong>r Statistik <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>sagentur<br />
für Arbeit stieg die sozialversicherungspflichtige<br />
und geringfügige<br />
Beschäftigung etwas stärker, nämlich<br />
um 82.000 Personen aus <strong>de</strong>n betreffen<strong>de</strong>n<br />
Län<strong>de</strong>rn. Darunter fallen<br />
auch Personen, die bereits in Deutschland<br />
lebten, aber erst mithilfe <strong>de</strong>r<br />
durch die neue Freizügigkeit entstan<strong>de</strong>nen<br />
Möglichkeiten eine sozialversicherungspflichtige<br />
Beschäftigung<br />
aufgenommen haben. www.iab.<strong>de</strong><br />
© TRÄNKNER, SENCKENBERG<br />
NACHRICHTEN<br />
Weniger Stress für weniger Geld<br />
Fast zwei Drittel (65 Prozent) <strong>de</strong>r in<br />
einer Onlineumfrage befragten Jobsuchen<strong>de</strong>n<br />
wür<strong>de</strong>n für einen stressfreien<br />
Job Gehaltseinbußen akzeptieren. Der<br />
Wunsch nach weniger Stress im Job<br />
scheint gera<strong>de</strong> bei Frauen ausgeprägt<br />
zu sein: Von ihnen sind 73 Prozent bereit,<br />
weniger Gehalt in Kauf zu nehmen,<br />
wenn <strong>de</strong>r künftige Arbeitgeber über ein<br />
Anti-Stress-Programm verfügt, bei <strong>de</strong>n<br />
Männern nur 58 Prozent. Die Umfrage<br />
wur<strong>de</strong> von Januar bis März 2012 von<br />
<strong>de</strong>r Onlinejobbörse „Talentfrogs.<strong>de</strong>“<br />
durchgeführt. www.talentfrogs.<strong>de</strong><br />
Personal(er)diskussionen online<br />
Einen Online-Austausch zu allen Themen<br />
<strong>de</strong>r strategischen Personalarbeit<br />
bietet ein neuer Personaler-Blog. HR-<br />
Experten widmen sich Fragestellungen<br />
<strong>de</strong>s Personalwesens wie Planung,<br />
Beschaffung, Entwicklung, Organisation<br />
o<strong>de</strong>r Controlling und angrenzen<strong>de</strong>r<br />
Bereiche aus verschie<strong>de</strong>nen Perspektiven.<br />
Wissenschaftler, Arbeitsrechtler,<br />
Personalleiter, Mediziner, Psychologen,<br />
HR-Praktiker sowie Autoren ausgezeichneter<br />
Bachelor- und Masterarbeiten<br />
aus <strong>de</strong>m HR-Bereich bloggen zu ihrem<br />
Spezialgebiet, interessierte Personaler<br />
sind zum Austausch willkommen.<br />
www.<strong>de</strong>r-hr-blog.<strong>de</strong><br />
Gesundheitsrisiken vorbeugen<br />
Körperlichen Beschwer<strong>de</strong>n durch Arbeit<br />
am Computer und mobilen Geräten<br />
kann vorgebeugt wer<strong>de</strong>n. Dazu hat<br />
Fellowes die Kunstfigur Professor Ergo<br />
geschaffen, die auf <strong>de</strong>r Homepage <strong>de</strong>s<br />
Büroartikelherstellers insbeson<strong>de</strong>re Mitarbeitern,<br />
die viel von unterwegs aus<br />
arbeiten, hilft, klassischen Gesundheitsrisiken<br />
wie Rückenschmerzen o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>m<br />
sogenannten „Mausarm“ vorzubeugen.<br />
www.ergo.fellowes.com<br />
personalmagazin 06 / 12
SOFTWAREMARKT<br />
AKTUELLES<br />
Fünf Apps für Dienstreisen<br />
Für Dienstreisen bietet die Just Book Mobile GmbH<br />
verschie<strong>de</strong>ne Smartphone-Applikationen, die die<br />
Organisation erleichtern und mobil möglich machen:<br />
Mit <strong>de</strong>r kostenlosen „My Taxi App“ kann <strong>de</strong>r<br />
Nutzer seinen eigenen Standort bestimmen, das nächstgelegene<br />
Taxi bestellen und die Anfahrt <strong>de</strong>s Taxis via<br />
Google Maps verfolgen.<br />
Die Last-Minute-Hotelbuchungs-App „Just Book“ hilft,<br />
Hotelzimmer spontan und günstig zu reservieren. Die<br />
Zimmer <strong>de</strong>r Kategorien „Luxury“, „Upscale“, „Design“<br />
und „Comfort“ können ab zwölf Uhr mittags bis zwei<br />
Uhr nachts für die gleiche Nacht gebucht wer<strong>de</strong>n.<br />
Der kostenlose Wifi-Fin<strong>de</strong>r verzeichnet mehr als<br />
500.000 verzeichnete Hotspots weltweit und hilft so,<br />
die langwierige Suche nach WLAN-Zugriffspunkten<br />
und teure Roaming-Gebühren zu vermei<strong>de</strong>n.<br />
Die Applikation FlightTrack (3,99 Euro) klärt über<br />
Verspätungen, Wetterbedingungen und Beson<strong>de</strong>rheiten<br />
<strong>de</strong>s eigenen Fluges auf. Die aktuellen Fluginformationen<br />
können direkt aus <strong>de</strong>r App verschickt wer<strong>de</strong>n.<br />
Die Umrechner-Applikation Converter (0,79 Euro)<br />
hilft, Währungen, Temperaturangaben o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re<br />
Maßangaben in die <strong>de</strong>m Smartphone-Nutzer bekannten<br />
Maß umzuwan<strong>de</strong>ln.<br />
www.justbook.com<br />
41<br />
Ausbildungsplatz gesucht<br />
Feuerwehrmann<br />
Feuerscheid<br />
Das Zeiterfassungsterminal<br />
als Kommunikationspunkt<br />
Alle Aufgaben <strong>de</strong>r Zeiterfassung und Zutrittskontrolle,<br />
aber auch die eines Kommunikationsystems<br />
erfüllt das neue „Kaba B-inspired“. Das System<br />
besteht aus einem Hightech-Terminal B-web 97 00,<br />
Apps für unterschiedliche Aufgaben, einem App-Shop<br />
und <strong>de</strong>r Kommunikationssoftware B+. Standardfunktionen<br />
wie Kommen, Gehen, Dienstgang lassen sich<br />
so ergänzen durch weitere Apps für jeweils konkrete<br />
Aufgaben im Unternehmen wie Urlaubs- und Gleitzeitanträge,<br />
Unterweisungen, Besucheranmeldungen o<strong>de</strong>r<br />
Zeitnachträge. Für <strong>de</strong>n Einsatz von beispielsweise Sicherheitsunterweisungen,<br />
Fotos für Besucherausweise<br />
o<strong>de</strong>r die Kommunikation mit Mitarbeitern ist das Terminal<br />
mit einem Lautsprecher, einem Mikrofon und<br />
einem hochauflösen<strong>de</strong>n Kamerasystem ausgestattet.<br />
www.kaba.<strong>de</strong><br />
06 / 12 personalmagazin<br />
In je<strong>de</strong>r Stadt zur Stelle<br />
Ihr Nachwuchs<br />
sucht bei uns<br />
Der Lehrstellenmarkt von meinestadt.<strong>de</strong><br />
Größter <strong>de</strong>utscher Ausbildungsmarkt: 7 Mio. Besucher im Jahr<br />
Lokal & Regional: weil gera<strong>de</strong> junge Menschen vor Ort suchen<br />
Mobiler Ausbildungsfin<strong>de</strong>r: junge Zielgruppen je<strong>de</strong>rzeit erreichen
Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an katharina.schmitt@personalmagazin.<strong>de</strong><br />
42<br />
PERSONALDIAGNOSTIK<br />
„Gib <strong>de</strong>m Affen Zucker“<br />
FEATURE. Immer mehr Unternehmen setzen auf das Reiss-Profil in <strong>de</strong>r Personaldiagnostik.<br />
Ein Selbstversuch brachte unserer Autorin erstaunliche Erkenntnisse.<br />
Von Bärbel Schwertfeger<br />
Die Fragen nerven. „Ich habe<br />
immer großen Appetit“, „Essen<br />
ist eine meiner täglichen Lieblingsbeschäftigungen“<br />
o<strong>de</strong>r<br />
„Ich liebe Desserts und Nachspeisen“.<br />
Was hat das alles bitte mit <strong>de</strong>m Beruf zu<br />
tun? Wer die 128 Fragen <strong>de</strong>r Business-<br />
Version <strong>de</strong>s Reiss-Profils ausfüllt, reibt<br />
sich verwun<strong>de</strong>rt die Augen. Viele Fragen<br />
haben – zumin<strong>de</strong>st auf <strong>de</strong>n ersten Blick<br />
– aber auch gar nichts mit <strong>de</strong>m Berufsleben<br />
zu tun, son<strong>de</strong>rn betreffen höchst<br />
private Aspekte. Zu<strong>de</strong>m zielen manche<br />
Fragen stark auf soziale Normen. Wer<br />
stimmt schon <strong>de</strong>r Frage „Wenn ich wütend<br />
wer<strong>de</strong>, dann schlage ich zurück“ voll<br />
zu, wenn er sich für einen Job bewirbt?<br />
Auswertung: Schnell und überraschend<br />
16 Motive soll <strong>de</strong>r Test messen, darunter<br />
Neugier, Anerkennung, I<strong>de</strong>alismus,<br />
Rache und Kampf sowie Schönheit und<br />
Essen. Nach<strong>de</strong>m <strong>de</strong>r Onlinefragebogen<br />
beantwortet wur<strong>de</strong>, erfolgt das Auswertungsgespräch<br />
mit Thomas Staller, ausnahmsweise<br />
telefonisch. Meist wird es<br />
persönlich durchgeführt. 13 Minuten<br />
vor <strong>de</strong>m Gesprächstermin schickt mir<br />
<strong>de</strong>r geschäftsführen<strong>de</strong> Gesellschafter<br />
<strong>de</strong>r Reiss Profile Germany GmbH mein<br />
Profil per E-Mail inklusive einer 44-seitigen<br />
persönlichen Auswertung. Warum<br />
habe ich das nicht früher bekommen?<br />
„Wir wollen nicht, dass sich <strong>de</strong>r Klient<br />
vor <strong>de</strong>m Gespräch zu stark mit <strong>de</strong>n Unterlagen<br />
beschäftigt“, erklärt Staller,<br />
selbst zertifizierter Reiss-Profile-Master.<br />
„Das hat mit unseren Qualitätsrichtli-<br />
nien zu tun.“ Nachvollziehbar fin<strong>de</strong> ich<br />
das nicht. Denn hätte ich die Auswertung<br />
vorher genau durchgelesen, hätte<br />
ich auch gezielter nachfragen können.<br />
Aber vielleicht ist das ja gera<strong>de</strong> nicht gewünscht.<br />
So kann man zumin<strong>de</strong>st <strong>de</strong>n<br />
Überraschungseffekt besser nutzen.<br />
„Wichtig ist: Das sind keine Aussagen<br />
über Ihre Fähigkeiten“, erklärt <strong>de</strong>r Diplom-Mathematiker.<br />
„Was ermittelt wur<strong>de</strong>,<br />
ist Ihre Wertewelt.“ Der US-Psychologe<br />
Steven Reiss habe herausgefun<strong>de</strong>n, was<br />
<strong>de</strong>n Menschen kulturübergreifend wichtig<br />
ist, und diese Motive seien weitestgehend<br />
unverän<strong>de</strong>rliche Wesenszüge.<br />
Was nun? Motive, Werte o<strong>de</strong>r vielleicht<br />
doch eher Interessen? Nacheinan<strong>de</strong>r geht<br />
Staller je<strong>de</strong>s <strong>de</strong>r 16 Motive mit mir durch,<br />
beginnend mit <strong>de</strong>n am stärksten ausgeprägten<br />
Motiven – hier wer<strong>de</strong>n sie nicht<br />
komplett und in einer an<strong>de</strong>ren Reihenfolge<br />
dargestellt.<br />
Bärbel Schwertfeger zweifelt am Testergebnis.<br />
Was wird geprüft:<br />
Motivation o<strong>de</strong>r Werte?<br />
Beim Motiv „Anerkennung“ gehe es<br />
darum, wie ein Mensch sein positives<br />
Selbstbild aufbaut, erklärt Staller, zu<strong>de</strong>m<br />
Inhaber <strong>de</strong>r Kirschstall Führungsund<br />
Kommunikationsberatung in Berlin.<br />
Je niedriger das Motiv ausgeprägt sei,<br />
<strong>de</strong>sto weniger sei er abhängig vom Lob<br />
an<strong>de</strong>rer. Ich brauche angeblich kein Lob,<br />
weil ich „nicht meine Persönlichkeit infrage<br />
stelle, wenn es ausbleibt“. Aber für<br />
Führungskräfte kann das schlecht sein.<br />
Ihnen gehe dann vielleicht die Emotion<br />
ab, wie sich ein ehrliches Lob „in Bezug<br />
zum Aufbau <strong>de</strong>s Selbstbilds“ anfühlt, so<br />
Staller. Das könne für an<strong>de</strong>re sehr <strong>de</strong>motivierend<br />
sein. Gera<strong>de</strong> für Führungskräfte<br />
sei es wichtig, ihre eigene Wertewelt<br />
zu erkennen. Denn schließlich gehe je<strong>de</strong>r<br />
immer zu sehr von sich selbst aus<br />
und das komme beim an<strong>de</strong>ren nicht<br />
immer gut an. Wenn man dagegen auch<br />
die Wertewelt <strong>de</strong>s an<strong>de</strong>ren kenne, könne<br />
man passgenaue Kommunikations- und<br />
Handlungsweisen einsetzen. Das sei <strong>de</strong>r<br />
große Vorteil <strong>de</strong>s Reiss-Profils. Nur warum<br />
heißt das Motivationsprofil, wenn<br />
es um Werte geht?<br />
Beim Motiv „Status“ wird gemessen,<br />
wie wichtig die soziale Stellung für einen<br />
Menschen ist. „Status heißt, elitär sein“,<br />
© HELGA KAINDL<br />
personalmagazin 06 / 12
ORGANISATION<br />
PERSONALDIAGNOSTIK<br />
43<br />
so Staller. Wer hier eine hohe Ausprägung<br />
hat, liebt einen extra Parkplatz mit<br />
Namensschild. Ich nicht. Ich will angeblich<br />
Gleiche unter Gleichen sein. Als ich<br />
nicht recht zustimme, versucht er es mit<br />
einer an<strong>de</strong>ren Aussage. „Es müsste negativ<br />
auf Sie wirken, als etwas Beson<strong>de</strong>res<br />
herausgestellt zu wer<strong>de</strong>n.“ Nun ja.<br />
Interpretation ist ein weites Feld<br />
Beim Motiv „Rache und Kampf“ geht es<br />
darum, wie wichtig einem <strong>de</strong>r Vergleich<br />
mit an<strong>de</strong>ren ist. „Sie möchten gern in<br />
einem Wettkampf als Sieger vom Platz<br />
gehen“, sagt Staller. Aber Wettkämpfe interessieren<br />
mich überhaupt nicht. Dann<br />
eben eine an<strong>de</strong>re Interpretation: „Sie<br />
sind niemand, <strong>de</strong>r einem Streit aus <strong>de</strong>m<br />
Weg geht.“ Das erinnert mich an Horoskope.<br />
Da wer<strong>de</strong>n die Aussagen auch<br />
möglichst viel<strong>de</strong>utig und unkonkret<br />
formuliert, sodass sie eigentlich immer<br />
passen. Beispiel: „Sie sind ein durchsetzungsfähiger<br />
Mensch, aber manchmal<br />
gelingt es Ihnen nicht, Ihre Bedürfnisse<br />
<strong>de</strong>utlich zu machen.“ In <strong>de</strong>r Psychologie<br />
nennt man das „Barnumeffekt“. Man<br />
legt Menschen ein entsprechend formuliertes<br />
Persönlichkeitsprofil vor, je<strong>de</strong>r<br />
sucht sich das heraus, was für ihn passt,<br />
und ist anschließend begeistert von <strong>de</strong>r<br />
Treffsicherheit <strong>de</strong>s Tests.<br />
Dabei ist die Definition <strong>de</strong>r Motive<br />
manchmal erstaunlich. Neugier heißt,<br />
Wissen um <strong>de</strong>s Wissens willen, erklärt<br />
Staller. Bei mir ist das nur gering ausgeprägt.<br />
„Sie wollen immer, dass ein Nutzen<br />
dahintersteht“, erklärt er. Schlecht für<br />
eine Journalistin. Schließlich ergibt sich<br />
nicht aus je<strong>de</strong>m interessanten Thema<br />
auch ein Artikel. Prompt kommt das Gegenargument:<br />
Wer extrem hohe Neugier<br />
hat, <strong>de</strong>r ist wenig am Nutzen interessiert<br />
und wird oft nicht fertig mit seinen Aufgaben.<br />
Alles stimmt irgendwie immer,<br />
auch wenn es nicht stimmt.<br />
Unordnung als Zeichen <strong>de</strong>r Flexibilität<br />
Überraschungen gibt es auch beim Motiv<br />
„Ordnung“. Eine niedrige Ausprägung<br />
stehe für Flexibilität, eine hohe für eine<br />
starke Wahrnehmung für Hygiene und<br />
Sauberkeit. Sind flexible Menschen daher<br />
Schmutzfinken? Nein, so sei es auch<br />
wie<strong>de</strong>r nicht. Aber wer eine hohe Ausprägung<br />
habe, <strong>de</strong>r wische eben seinen<br />
Fußbo<strong>de</strong>n nicht einmal in <strong>de</strong>r Woche,<br />
son<strong>de</strong>rn täglich. Und er sei in einem Job,<br />
wo es auf Hygiene beson<strong>de</strong>rs ankommt,<br />
gut aufgehoben. Das klingt mir doch<br />
sehr nach Küchenpsychologie.<br />
Ziemlich wirr wird es beim Motiv<br />
„Familie“. Denn Familie steht eigentlich<br />
für <strong>de</strong>n Wunsch nach Kin<strong>de</strong>rn. „Familie<br />
klingt aber besser“, sagt Staller. Das sei<br />
die einzige Aussage, die gegebenenfalls<br />
missverständlich dargestellt ist, gesteht<br />
er. In <strong>de</strong>r Tat. Ich hatte schon die Anweisung<br />
nicht richtig verstan<strong>de</strong>n. Da heißt<br />
es: „Bitte achten Sie beim Ausfüllen bei<br />
<strong>de</strong>n Aussagen zur ‚Familie‘ darauf, dass<br />
es sich hierbei nicht um Aussagen zu Ihrer<br />
Ursprungsfamilie han<strong>de</strong>lt, son<strong>de</strong>rn<br />
um das Streben, eigene Kin<strong>de</strong>r zu erziehen.<br />
Haben Sie noch keine Kin<strong>de</strong>r, stellen<br />
Sie sich vor wie es wäre, eine eigene<br />
Familie zu haben.“ Das Motiv stehe in<br />
Wirklichkeit für die Fürsorge für Kin<strong>de</strong>r,<br />
erklärt Staller dann. Dabei gehe es keineswegs<br />
darum, ob man eine gute Mutter<br />
o<strong>de</strong>r ein guter Vater ist, son<strong>de</strong>rn um<br />
die Rollenerfüllung. Der eine sei eben<br />
fürsorglich zu seinen Kin<strong>de</strong>rn, <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re<br />
habe eher ein partnerschaftliches<br />
Verhältnis.<br />
Aber Rollenerfüllung hat doch eher mit<br />
sozialen Erwartungen als mit Motiven<br />
zu tun. Und warum ist die Ausprägung<br />
<strong>de</strong>r Fürsorge für Kin<strong>de</strong>r im Berufsleben<br />
o<strong>de</strong>r bei <strong>de</strong>r Personalauswahl wichtig?<br />
Das habe sehr viel mit <strong>de</strong>m Beruf zu tun,<br />
sagt Staller. Wenn eine Führungskraft<br />
nur eine geringe Ausprägung beim Motiv<br />
Familie habe, ihre Mitarbeiter aber<br />
eine hohe, dann falle es ihr möglicherweise<br />
schwer, die „Emotionen <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren<br />
nachzuvollziehen und empathisch<br />
darauf einzugehen“. Schließlich könne<br />
man aufgrund <strong>de</strong>s Profils mit einer<br />
gewissen Wahrscheinlichkeit auf das<br />
Verhalten schließen. Aber auch ohne<br />
ausgeprägte Kin<strong>de</strong>rfürsorge kann ich<br />
doch empathisch auf meine Mitarbeiter<br />
zugehen. Ja, erklärt Staller, aber dann<br />
habe dies mit Reflexion zu tun.<br />
Essen als geheimes Erfolgsrezept<br />
Und das Essen? Ich wäre nicht die Einzige,<br />
die die Fragen genervt haben.<br />
Auch eine Dame aus <strong>de</strong>m Personalvorstand<br />
eines Unternehmens fand sie lästig.<br />
Weil bei ihr das Motiv nur schwach<br />
ausgeprägt war, konnte sie auch nicht<br />
verstehen, warum in <strong>de</strong>r Kantine ständig<br />
genörgelt wur<strong>de</strong>. Ihn zum Beispiel motiviere<br />
Essen stark. Wenn seine Freundin<br />
daher mit ihm in ein Museum wolle,<br />
mache sie sich vorher Gedanken, wie sie<br />
„Seine Interpretation erinnert mich an Horoskope.<br />
Da wer<strong>de</strong>n die Aussagen auch so viel<strong>de</strong>utig und<br />
unkonkret formuliert, dass sie immer passen.“<br />
ihn danach mit einem Essen eine Freu<strong>de</strong><br />
machen könne. „Gib <strong>de</strong>m Affen Zucker“,<br />
kommentiert Staller das Vorgehen und<br />
spekuliert: „Ein Essensgutschein wäre<br />
für Sie sicher nicht das richtige Goody.“<br />
Dann lerne ich, dass körperliche Aktivität<br />
ein Bestandteil <strong>de</strong>r menschlichen<br />
Persönlichkeit ist. Steven Reiss habe herausgefun<strong>de</strong>n,<br />
dass das kulturübergreifend<br />
für Menschen wichtig ist. Bei mir<br />
nicht. Daher könnte mir wie<strong>de</strong>rum das<br />
Verständnis für Menschen fehlen, die<br />
nicht ohne zwei Stun<strong>de</strong>n Sport am Tag<br />
leben können.<br />
Körperliche Empfindungen wer<strong>de</strong>n<br />
auch beim Motiv „Emotionale Ruhe“ abgefragt.<br />
Da heißt es etwa „Es beunruhigt<br />
mich zutiefst, wenn mein Herz schnell<br />
schlägt“. Bei <strong>de</strong>m Motiv gehe es darum,<br />
06 / 12 personalmagazin
Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an katharina.schmitt@personalmagazin.<strong>de</strong><br />
44 PERSONALDIAGNOSTIK<br />
wie wichtig jeman<strong>de</strong>m Sicherheit im Leben<br />
ist, verblüfft Staller. Wer eine hohe<br />
Ausprägung hat, wer<strong>de</strong> lieber Beamter.<br />
Mit <strong>de</strong>n Fragen kann man vielleicht<br />
messen, ob jemand dazu neigt, ein Hypochon<strong>de</strong>r<br />
zu sein. Aber was hat das mit<br />
Sicherheit zu tun? Gut, dass mich <strong>de</strong>r<br />
Reiss-Profile-Master mehrfach darauf<br />
hinweist: „Das ist ein guter standardisierter<br />
Test, <strong>de</strong>r sehr vali<strong>de</strong> ist.“<br />
Motiv „Schönheit“ als die<br />
konservativere Variante von Eros<br />
Noch verwirren<strong>de</strong>r wird es beim Motiv<br />
„Schönheit“. Das heißt in <strong>de</strong>r Originalversion<br />
eigentlich Eros und umfasst acht<br />
Fragen zur Sexualität. Da gehe es dann<br />
darum, ob jemand je<strong>de</strong>n Tag Sex braucht<br />
(hohe Ausprägung) o<strong>de</strong>r auch mal vier<br />
bis sechs Wochen ohne Sex leben könne<br />
(niedrige Ausprägung). In <strong>de</strong>r Business-<br />
Variante, die bei Unternehmen überwiegend<br />
eingesetzt wird, nimmt man dafür<br />
das Motiv „Schönheit“. Aber Schönheit<br />
gebe es gar nicht als Lebensmotiv. Das<br />
sei nur ein Lückenfüller, damit man wie<strong>de</strong>r<br />
auf 16 Motive komme, und zu<strong>de</strong>m<br />
ermögliche es, im Auswertungsgespräch<br />
das Thema Eros „zumin<strong>de</strong>st theoretisch“<br />
anzusprechen. „Ich arbeite viel mit <strong>de</strong>m<br />
Originaltest und empfehle ihn auch <strong>de</strong>n<br />
Führungskräften“, sagt Staller. „Dann<br />
kann die Führungskraft über ihr Eros-<br />
Motiv reflektieren.“<br />
Warum das wichtig ist? Eine hohe Ausprägung<br />
erkläre zum Beispiel, wenn ein<br />
Chef ständig anzügliche Bemerkungen<br />
mache. In Teams wer<strong>de</strong> die Sexversion<br />
nur selten eingesetzt, doch, so Staller, „die<br />
meisten fin<strong>de</strong>n es scha<strong>de</strong>, dass sie nicht<br />
die Originalversion machen dürfen“.<br />
Ehrliche Aussage: Ein<strong>de</strong>utig nicht<br />
kompatibel mit DIN 33430<br />
Wenigstens ist <strong>de</strong>r Reiss-Profile-Verkäufer<br />
ehrlich, wenn er sofort zugibt, dass <strong>de</strong>r<br />
Test nicht kompatibel mit <strong>de</strong>r DIN 33430<br />
ist, die die „Anfor<strong>de</strong>rungen an Verfahren<br />
und <strong>de</strong>ren Einsatz bei berufsbezogener<br />
Eignungsbeurteilung“ beschreibt. Denn<br />
gefragt wer<strong>de</strong>n dürfen stets nur Aspekte,<br />
Das Reiss-Profil<br />
die wirklich mit <strong>de</strong>m Job o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r beruflichen<br />
Tätigkeit zu tun haben. Unternehmen,<br />
die nach <strong>de</strong>r DIN 33430 han<strong>de</strong>ln,<br />
dürfen das Reiss-Profil daher nicht einsetzen.<br />
„Das stört uns nicht“, sagt Staller.<br />
Und Probleme gebe es auch nicht. Selbst<br />
dann nicht, wenn Teammitglie<strong>de</strong>r ihr<br />
Profil gegenüber ihren Kollegen offenlegen<br />
müssen. Weigert sich einer, könne<br />
man im Workshop nur allgemein über<br />
die Motive sprechen und nicht mehr über<br />
einzelne Maßnahmen. „Das bringt dann<br />
höchstens noch 25 Prozent“, weiß Staller.<br />
Bei ihm sei das aber noch nie passiert.<br />
Natürlich sei <strong>de</strong>r Testeinsatz mitbestimmungspflichtig.<br />
Aber auch das sei<br />
kein Problem. Dann beziehe man eben<br />
<strong>de</strong>n Betriebsrat mit ein und <strong>de</strong>r mache<br />
HINTERGRUND<br />
„Das Reiss-Profil ist ein Diagnoseinstrument für menschliche Motivation und erfasst als<br />
solches die Dimensionen <strong>de</strong>r individuellen Persönlichkeit“, heißt es in einer Pressemeldung.<br />
Basis sei ein psychologisches Testverfahren, das von Professor Steven Reiss in <strong>de</strong>n<br />
1990er-Jahren entwickelt wur<strong>de</strong>. In <strong>de</strong>r Reihe von Persönlichkeitsinstrumenten am Markt<br />
sei das Reiss-Profil das einzige, das nach <strong>de</strong>m „Warum“, also <strong>de</strong>n Ursachen, <strong>de</strong>s menschlichen<br />
Han<strong>de</strong>lns frage – und somit die wesentlichen und unverän<strong>de</strong>rlichen Aspekte <strong>de</strong>r<br />
Persönlichkeit ergrün<strong>de</strong>. Eingesetzt wer<strong>de</strong> das Instrument in <strong>de</strong>n unterschiedlichsten<br />
professionellen Bereichen – von Personalauswahl, Potenzialanalyse, Coaching, Teamentwicklung<br />
und Führungstraining bis zur Motivationsberatung und <strong>de</strong>m Marketing. Auch in<br />
<strong>de</strong>r Schulberatung, <strong>de</strong>r Paarberatung, <strong>de</strong>m Personaltraining o<strong>de</strong>r einem sensiblen Thema<br />
wie <strong>de</strong>r Sterbebegleitung komme die Metho<strong>de</strong> mit nachhaltigem Erfolg zum Einsatz.<br />
Seit 2007 gibt es die Reiss Profile Germany GmbH, die als offizieller Lizenznehmer von<br />
Steven Reiss fungiert. Geschäftsführen<strong>de</strong>r Gesellschafter ist <strong>de</strong>r Diplom-Mathematiker<br />
Thomas Staller, <strong>de</strong>r vor seiner Tätigkeit bei <strong>de</strong>r Reiss Profile Germany GmbH als<br />
Geschäftsführer und Vorstand in <strong>de</strong>n Branchen Informationstechnologie, Telekommunikation,<br />
Medien und Unternehmensberatung aktiv war. Er ist zu<strong>de</strong>m Inhaber <strong>de</strong>r Kirschstall<br />
Führungs- und Kommunikationsberatung in Berlin und bil<strong>de</strong>t zusammen mit <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n<br />
an<strong>de</strong>ren Partnern <strong>de</strong>r Reiss Profile Germany GmbH – Peter Boltersdorf und John J. M.<br />
Delnoy – Psychologen, Berater, Coaches und Trainer zum zertifizierten Reiss-Profile-<br />
Master o<strong>de</strong>r Instructor aus.<br />
Derzeit sind über 700 Reiss-Profile-Master in Deutschland aktiv. Auf <strong>de</strong>r Referenzliste<br />
stehen laut Website Unternehmen wie die Rewe Gruppe, KraftFoods, RWE, ENBW, die<br />
Telekom, die Stuttgarter Zeitung und die Versicherungskammer Bayern. Im Sport setzen<br />
<strong>de</strong>r Deutsche Skiverband und <strong>de</strong>r Deutsche Handballbund sowie die Fußballteams von<br />
Alemania Aachen, Borussia Mönchengladbach und Schalke 04 auf die Reiss-Profi le.<br />
selbst <strong>de</strong>n Test. Doch dient das Reiss-<br />
Profil nicht letztlich vor allem dazu, die<br />
Mitarbeiter möglichst geschickt zu manipulieren?<br />
Das Wort „manipulieren“<br />
wür<strong>de</strong> er in diesem Zusammenhang<br />
niemals in <strong>de</strong>n Mund nehmen, beteuert<br />
Staller. Es gehe vielmehr um die „optimale<br />
Leistungsentfaltung“. Wir bei<strong>de</strong><br />
zum Beispiel hätten relativ viele Gemeinsamkeiten.<br />
Daher kämen wir vermutlich<br />
gut miteinan<strong>de</strong>r aus. „Aber wenn<br />
wir inhaltlich unterschiedlicher Meinung<br />
sind, wür<strong>de</strong>n wir heftigst aneinan<strong>de</strong>rgeraten“,<br />
so Staller. „Das könnte richtig spaßig<br />
wer<strong>de</strong>n.“<br />
Bärbel Schwertfeger ist Diplom-Psychologin und<br />
freie Journalistin in München.<br />
personalmagazin 06 / 12
Redakteur (m/w) Entgeltabrechnung/Lohnsteuer<br />
Die <strong>Haufe</strong> Gruppe bietet ihren Kun<strong>de</strong>n integrierte Arbeitsplatz- und Gesamtlösungen zur erfolgreichen Gestaltung<br />
ihrer steuerlichen, wirtschaftlichen und rechtlichen Aufgaben an. Die Lösungen umfassen Fachinformationen,<br />
Applikationen, Weiterbildungs- und Qualifizierungsmöglichkeiten, Services, Dienstleistungen sowie<br />
Online-Communities und Fachportale. Zu <strong>de</strong>n Hauptzielgruppen <strong>de</strong>r <strong>Haufe</strong> Gruppe gehören große und<br />
mittelständische Unternehmen, Kleinbetriebe und Selbstständige, Steuerberater und Anwälte, <strong>de</strong>r Öffentliche<br />
Dienst sowie Immobilienverwalter und Vereine. Bei ihnen nimmt die <strong>Haufe</strong> Gruppe mit <strong>de</strong>n Marken <strong>Haufe</strong> und<br />
Lexware eine führen<strong>de</strong> Marktstellung ein. Bei privaten Nutzern ist die Marke Lexware führend mit Finanz- sowie<br />
Steuersoftware <strong>de</strong>r Produktreihen Taxman und Quicken. Die <strong>Haufe</strong> Gruppe beschäftigt etwa 1.200 Mitarbeiter.<br />
Für unseren Geschäftsbereich Editorial Department suchen wir zum nächstmöglichen Termin am Standort Freiburg<br />
einen Redakteur (m/w) Entgeltabrechnung/Lohnsteuer.<br />
Ihre Aufgaben:<br />
• Redaktionelle Betreuung, Konzeption und Aktualisierung von lohnsteuerlichen Fachinhalten (z. B. Texte o<strong>de</strong>r<br />
Onlineseminare) und Produkte für die Zielgruppen Entgeltabrechner/Personalfachleute und Steuerberater<br />
• Sicherstellung <strong>de</strong>r fachlichen Qualität und <strong>de</strong>r praxisorientierten Aufbereitung unserer Inhalte durch<br />
Beauftragung externer Autoren (vorhan<strong>de</strong>ner Stamm ausgewiesener Fachexperten)<br />
• Beobachtung <strong>de</strong>r Rechtsentwicklungen innerhalb <strong>de</strong>s Fachbereichs Lohnsteuer<br />
• I<strong>de</strong>ntifikation <strong>de</strong>r sich daraus ergeben<strong>de</strong>n praxisrelevanten Fragestellungen für News und Topthemen in<br />
unseren Zielgruppenportalen und Fachinhalten<br />
• Autorenbetreuung und bei Bedarf Neuakquise von Fachautoren<br />
• Ausbau und Verknüpfung <strong>de</strong>r Inhalte innerhalb <strong>de</strong>s <strong>Haufe</strong>-Lexware Wissensnetzes für die Zielgruppe<br />
Entgeltabrechner<br />
Ihr Profil:<br />
• Steuerfachangestellte(r) mit Berufserfahrung schwerpunktmäßig in <strong>de</strong>r Entgeltabrechnung einer Steuerkanzlei<br />
o<strong>de</strong>r Entgeltabrechner/in mit relevanter Berufserfahrung - bevorzugt Betriebswirt/in Personalwirtschaft (B.A.)<br />
• Und/o<strong>de</strong>r Abschluss zum zertifizierten Entgeltabrechner<br />
• Fachredaktionelle Erfahrung wird nicht vorausgesetzt, jedoch Freu<strong>de</strong> und Geschick im Umgang mit Texten,<br />
Neuen Medien und Software. Es erfolgt eine umfassen<strong>de</strong> Einarbeitung in die Redakteurstätigkeit durch das<br />
engagierte Redaktionsteam innerhalb <strong>de</strong>s Fachbereichs.<br />
• Hohe Teamorientierung für intensiven Austausch mit Kollegen sowie sicheres Auftreten im Umgang mit<br />
Partnern und Autoren<br />
• Hohe Einsatzbereitschaft sowie Freu<strong>de</strong> am Erfolg und Erreichen von Zielen<br />
Ihr nächster Schritt:<br />
Wenn Sie Interesse an <strong>de</strong>r Mitarbeit in einem hoch motivierten Team haben, freuen wir uns auf Ihre Bewerbung,<br />
unter Angabe <strong>de</strong>r Kennziffer HL_ad_3212.<br />
Wir empfehlen Ihnen bei Ihrer Bewerbung <strong>de</strong>n Weg über unser Online-Bewerbermodul.<br />
Auf diese Weise kann Ihre Bewerbung schneller bearbeitet wer<strong>de</strong>n.<br />
Bewerberkorrespon<strong>de</strong>nz<br />
<strong>Haufe</strong>-Lexware Services GmbH & Co. KG<br />
Frau Claudia Rudolph<br />
Munzinger Str. 9, 79111 Freiburg<br />
Frau Claudia Rudolph, Human Resources, Telefon 0761 898-3193, steht Ihnen gerne für erste telefonische<br />
Rückfragen zur Verfügung.
Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an katharina.schmitt@personalmagazin.<strong>de</strong><br />
46 BETRIEBLICHE ALTERSVERSORGUNG<br />
Spezialisten gerne genommen<br />
STUDIE. Unternehmen lagern die bAV-Verwaltung zunehmend an externe<br />
Dienstleister aus. Was das bringt, zeigt eine neue Studie.<br />
Von Michael Paulweber und Claudio Thum<br />
Wie sehen Unternehmen die<br />
Verwaltung <strong>de</strong>r bAV heute?<br />
Welche Entwicklungen<br />
sind für die Zukunft zu<br />
erwarten? Dazu hat Towers Watson im<br />
Spätherbst 2011 rund 50 Unternehmen<br />
aller Branchen – vom Mittelständler bis<br />
zum Konzern – befragt. Die befragten Unternehmen<br />
nutzen im Durchschnitt drei<br />
Durchführungswege für die bAV. Dabei<br />
genießt die Altersversorgung eine hohe<br />
(44 Prozent) o<strong>de</strong>r mittlere Wertschätzung<br />
(50 Prozent) im Unternehmen.<br />
Komplexität und Verwaltungsvolumen<br />
Aufgrund <strong>de</strong>utlicher Unterschie<strong>de</strong> in<br />
<strong>de</strong>r jeweiligen Prozess- und Systemlandschaft<br />
unterschei<strong>de</strong>t die Towers-Watson-<br />
Studie zwischen <strong>de</strong>r Administration in<br />
<strong>de</strong>r Anwartschaftsphase bis hin zum Leistungsfall<br />
(Anwartschafts- o<strong>de</strong>r bAV-Verwaltung)<br />
und <strong>de</strong>r Verwaltung laufen<strong>de</strong>r<br />
o<strong>de</strong>r einmaliger Versorgungsbezüge<br />
(Rentenverwaltung).<br />
Die Auslagerung <strong>de</strong>r Administration<br />
an externe Dienstleister ist weit verbreitet.<br />
Zwei Drittel <strong>de</strong>r Befragten geben<br />
an, die Anwartschaftsverwaltung ganz<br />
(33 Prozent) o<strong>de</strong>r teilweise (ebenfalls 33<br />
Prozent) ausgelagert zu haben. Die Rentenverwaltung<br />
wird hingegen bislang<br />
häufiger im Unternehmen selbst erledigt<br />
(65 Prozent) – vielfach als Nebengeschäft<br />
<strong>de</strong>r Gehaltsabrechnung und häufig auf<br />
Basis einer SAP-Lösung. Immerhin ein<br />
Drittel <strong>de</strong>r Befragten haben sie ganz (29<br />
Prozent) o<strong>de</strong>r teilweise (6 Prozent) ausgelagert.<br />
Grün<strong>de</strong> für die Auslagerung<br />
sowohl in <strong>de</strong>r Anwartschafts- als auch<br />
in <strong>de</strong>r Rentenphase sind zuallererst die<br />
steigen<strong>de</strong> Komplexität <strong>de</strong>s Themas, das<br />
zunehmen<strong>de</strong> Verwaltungsvolumen sowie<br />
mangeln<strong>de</strong> personelle Ressourcen<br />
im Unternehmen. Auch das umfassen<strong>de</strong><br />
Expertenwissen, das für die bAV-Administration<br />
vorgehalten und immer wie<strong>de</strong>r<br />
aktualisiert wer<strong>de</strong>n muss, sowie<br />
Aspekte <strong>de</strong>r Risikominimierung sprechen<br />
aus <strong>de</strong>r Sicht vieler Unternehmen<br />
für eine externe Verwaltung.<br />
Administration ist Spezialistensache<br />
Dabei traut man bAV-Spezialisten eher<br />
zu, die Administration sowohl fachlich<br />
kompetent als auch effizient zu bewältigen.<br />
Sie wer<strong>de</strong>n daher erheblich häufiger<br />
als Dienstleister ausgewählt als an<strong>de</strong>re<br />
Anbieter. Von <strong>de</strong>n Unternehmen, die ihre<br />
bAV-Verwaltungstätigkeiten auslagern,<br />
legen 91 Prozent die Anwartschaftsverwaltung<br />
und 59 Prozent die Rentenverwaltung<br />
in die Hän<strong>de</strong> von ausgewiesenen<br />
Experten. Mit großem Abstand folgen<br />
Versicherer o<strong>de</strong>r Makler (19 Prozent)<br />
o<strong>de</strong>r nicht spezialisierte Outsourcing-<br />
Provi<strong>de</strong>r (9 Prozent). Unternehmen, die<br />
ihre Verwaltungsprozesse an externe<br />
Dienstleister ausgelagert haben, sind<br />
damit fast ausnahmslos zufrie<strong>de</strong>n (68<br />
Prozent) o<strong>de</strong>r sogar sehr zufrie<strong>de</strong>n (29<br />
Prozent).<br />
Für die Zukunft erwarten die Unternehmen<br />
noch höhere Anfor<strong>de</strong>rungen an<br />
die Administration infolge steigen<strong>de</strong>r<br />
Komplexität und stärkerer Regulierung.<br />
Daher gehen drei Viertel <strong>de</strong>r Unternehmen<br />
(auch <strong>de</strong>rjenigen, die ihre bAV-Administration<br />
bisher noch nicht ausgelagert<br />
Trend zur Auslagerung<br />
33 33<br />
vollständig<br />
teilweise<br />
nein<br />
33<br />
Angaben in Prozent, Rundungsdifferenzen möglich<br />
Noch wird die bAV-Administration<br />
ebenso oft ausgelagert wie intern<br />
erledigt, doch <strong>de</strong>r Trend geht zur<br />
Abgabe.<br />
Quelle: Towers Watson<br />
haben) davon aus, dass das Outsourcing<br />
<strong>de</strong>r bAV-Verwaltung in <strong>de</strong>n nächsten<br />
zehn Jahren <strong>de</strong>utlich zunehmen wird,<br />
o<strong>de</strong>r dass zumin<strong>de</strong>st einzelne Verwaltungstätigkeiten<br />
(62 Prozent) häufiger<br />
als bisher extern vergeben wer<strong>de</strong>n.<br />
Komplexität steigt weiter<br />
Auch künftig erwarten die meisten Unternehmen,<br />
dass die Umsetzung neuer<br />
gesetzlicher Vorgaben (wie das neue<br />
Versorgungsausgleichsrecht) sowie Effizienzsteigerungen<br />
und Kostenoptimierungen<br />
sie vor neue Herausfor<strong>de</strong>rungen<br />
stellen wer<strong>de</strong>n. Das gilt beson<strong>de</strong>rs für<br />
personalmagazin 06 / 12
ORGANISATION<br />
BETRIEBLICHE ALTERSVERSORGUNG<br />
47<br />
Unternehmen, die zahlreiche, oft historisch<br />
gewachsene Versorgungssysteme<br />
und -regelungen und verschie<strong>de</strong>ne<br />
Entgeltumwandlungsprogramme zu<br />
verwalten haben. Auch die steigen<strong>de</strong><br />
Komplexität <strong>de</strong>r Versorgung und die<br />
Entwicklung und Aktualisierung <strong>de</strong>s<br />
notwendigen Know-hows for<strong>de</strong>rn die Aufmerksamkeit<br />
<strong>de</strong>r bAV-Verantwortlichen.<br />
Der zunehmen<strong>de</strong> Informationsbedarf<br />
<strong>de</strong>r Mitarbeiter wird das Bild <strong>de</strong>r bAV-<br />
Verwaltung und <strong>de</strong>r Rentenabrechnung<br />
prägen und zukünftig das Outsourcing<br />
in diesem Bereich verstärken. Angesichts<br />
<strong>de</strong>s zunehmen<strong>de</strong>n Wettbewerbs<br />
um Arbeitskräfte meinen 85 Prozent<br />
<strong>de</strong>r Unternehmen zu<strong>de</strong>m, noch klarer<br />
und verständlicher kommunizieren zu<br />
müssen, welche Benefits, auch mit Blick<br />
auf die Verwaltung von Pensionsplänen<br />
und die Entwicklung <strong>de</strong>r Versorgungsansprüche,<br />
sie bieten.<br />
Die meisten Unternehmen (89 Prozent)<br />
gehen davon aus, dass Technologie und<br />
Systeme zur Administration stetig weiter<br />
entwickelt wer<strong>de</strong>n, um Verwaltungsprozesse<br />
automatisiert durchzuführen. Der<br />
Verwalter wird damit immer mehr zum<br />
Betreuer und Ansprechpartner – doch<br />
eine Rund-um-die-Uhr-Betreuung halten<br />
nur 40 Prozent <strong>de</strong>r Unternehmen für nötig.<br />
Wichtiger ist ihnen eine persönliche<br />
Betreuung ihrer bAV-Anwärter und Betriebsrentner.<br />
Und auch wenn mo<strong>de</strong>rne<br />
Kommunikationsmittel immer stärker<br />
genutzt wer<strong>de</strong>n, meinen nur 26 Prozent,<br />
dass <strong>de</strong>r Informationsbedarf allein online<br />
ge<strong>de</strong>ckt wer<strong>de</strong>n sollte. Noch keine klare<br />
Meinung gibt es zur Entwicklung internationaler<br />
Administrationssysteme.<br />
Dr. Claudio Thum<br />
Director, Leiter Technology, Clients &<br />
Market, TAS, Towers Watson<br />
Als Fazit zeigt sich: Viele Unternehmen<br />
haben ihre Adminis tration bereits<br />
ausgelagert, noch mehr planen, dies<br />
künftig zu tun. Diese Entwicklung wird<br />
durch die wachsen<strong>de</strong> Komplexität <strong>de</strong>r<br />
bAV und ihrer Verwaltung getrieben. Die<br />
meisten Unternehmen vertrauen auf die<br />
■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />
eingespielten Prozesse bei spezialisierten<br />
Anbietern. Effizienz, Transparenz, Qualität<br />
sowie Sicherheit <strong>de</strong>r Abwicklung stehen dabei<br />
bei <strong>de</strong>n Motiven an erster Stelle.<br />
Der ausführliche Studienreport kann bei<br />
Towers Watson (thomas.hoffmann@towerswatson.com)<br />
angefragt wer<strong>de</strong>n.<br />
WORK HARD.<br />
HAVE FUN.<br />
MAKE HISTORY.<br />
Amazon müssen wir nicht vorstellen. Und das können wir auch nicht. Weil es heute schon<br />
größer, besser und vielfältiger ist, als es gestern war. Erleben auch Sie ein Unternehmen,<br />
das sich Tag für Tag neu erfin<strong>de</strong>t, um das zu bleiben, was es ist: das kun<strong>de</strong>nfreundlichste<br />
Unternehmen <strong>de</strong>r Welt. Unser Amazon? Ihr Amazon! Machen Sie was draus als<br />
Manager (m/w) Personalplanung und -rekrutierung<br />
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mitzugestalten? Dann richten Sie einen unserer Standorte auf die Herausfor<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r Zukunft und speziell auf die<br />
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und vorausschauen<strong>de</strong>n Personalbedarfs- und -einsatzplanung im engen Zusammenspiel mit <strong>de</strong>m Standort-Management<br />
und <strong>de</strong>n eingebun<strong>de</strong>nen Abteilungen alles daran setzen, die qualitativen und quantitativen Zielvorgaben zu erfüllen.<br />
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Klar, dass die erfolgreiche Rekrutierung im vierstelligen Bereich und damit die Planung und Steuerung<br />
umfangreicher Rekrutierungskampagnen eine entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Herausfor<strong>de</strong>rung darstellt. Um Ihre ambitionierten<br />
Soll-Vorgaben zu erfüllen, arbeiten Sie außer<strong>de</strong>m Hand in Hand mit Zeitarbeitsfirmen und Arbeitsagenturen in <strong>de</strong>r<br />
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Dr. Michael Paulweber<br />
Director, Leiter Technology and Administration<br />
Solutions (TAS), Towers Watson<br />
06 / 12 personalmagazin
Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an katharina.schmitt@personalmagazin.<strong>de</strong><br />
48 CHANGE MANAGEMENT<br />
Klein-Klein bei <strong>de</strong>n Stellschrauben<br />
STUDIE. Die Untersuchung „Change-Fitness 2012“ zeigt auf, wie Unternehmen<br />
Verän<strong>de</strong>rungen handhaben. Von Erfolg ist nur in 56 Prozent <strong>de</strong>r Fälle die Re<strong>de</strong>.<br />
Von Sonja Sackmann und Claudia Schmidt<br />
Verän<strong>de</strong>rungen begünstigen<br />
nur <strong>de</strong>n, <strong>de</strong>r darauf vorbereitet<br />
ist. Diese Erkenntnis <strong>de</strong>s französischen<br />
Naturwissenschaftlers<br />
Louis Pasteur besagt einerseits, dass<br />
Verän<strong>de</strong>rungen durchaus positive Auswirkungen<br />
haben können. Um langfristig<br />
erfolgreich zu bleiben, müssen sich<br />
Unternehmen kontinuierlich weiterentwickeln<br />
und mit <strong>de</strong>m Wan<strong>de</strong>l in ihrem<br />
Umfeld Schritt halten. Die Ergebnisse<br />
unserer Studie „Change-Fitness 2012“<br />
zeigen, dass praktisch alle befragten<br />
Unternehmen Verän<strong>de</strong>rungsprozesse<br />
durchleben. Doch an<strong>de</strong>rerseits ist die<br />
Erfolgsquote bei <strong>de</strong>n bisher durchgeführten<br />
Verän<strong>de</strong>rungen eher beschei<strong>de</strong>n<br />
– sie liegt insgesamt im Schnitt bei gera<strong>de</strong><br />
mal 56 Prozent. Dabei schätzt zu<strong>de</strong>m<br />
das obere Management die Erfolgsquote<br />
statistisch signifikant höher ein als die<br />
übrige Belegschaft. Wo liegen die Stärken<br />
<strong>de</strong>r Unternehmen beim Umgang mit<br />
Verän<strong>de</strong>rungen? Wo vor allem sollten<br />
sie Kompetenzen aufbauen? Und welche<br />
Hür<strong>de</strong>n müssen sie dabei nehmen?<br />
Das Change-Thema wird schon seit<br />
Jahrzehnten wissenschaftlich erforscht.<br />
Unsere Studie zeigt jedoch, dass zwar<br />
einige Führungskräfte und Mitarbeiter<br />
ihren Unternehmen eine gewisse Change-Fitness<br />
zuschreiben, es dabei aber<br />
noch großen Handlungsbedarf gibt.<br />
Viel Wissen bleibt Theorie<br />
73 Prozent <strong>de</strong>r Führungskräfte sind mit<br />
<strong>de</strong>n Problemen bei Verän<strong>de</strong>rungsprozessen<br />
einigermaßen vertraut – wenn<br />
man die drei positiven Antwortkategorien<br />
von „stimme voll zu“ bis „stimme<br />
eher zu“ berücksichtigt. Doch 57 Prozent<br />
mangelt es an Wissen zu passen<strong>de</strong>n Problemlösungsmetho<strong>de</strong>n.<br />
Auch betroffene<br />
Mitarbeiter geben an, unzureichend mit<br />
Metho<strong>de</strong>n und Vorgehensweisen vertraut:<br />
76 Prozent verfügen über wenig<br />
o<strong>de</strong>r kein Wissen dazu. Dennoch setzen<br />
74 Prozent von ihnen verän<strong>de</strong>rungsrelevante<br />
Vorgaben um.<br />
Unsere Studie zeigt klar, dass eine<br />
frühzeitige Einbindung <strong>de</strong>r Mitarbeiter,<br />
die erwiesenermaßen <strong>de</strong>n Umsetzungsprozess<br />
begünstigt, nicht flächen<strong>de</strong>ckend<br />
stattfin<strong>de</strong>t. Einigermaßen positiv bewerten<br />
die Befragten in<strong>de</strong>s die Kommunikation<br />
bei Change-Projekten: 77 Prozent<br />
gaben an, dass bei <strong>de</strong>n bisher durchgeführten<br />
Projekten eher offen über Ziele<br />
gesprochen wur<strong>de</strong>. 76 Prozent sagen, die<br />
damit verbun<strong>de</strong>nen Chancen wur<strong>de</strong>n<br />
recht transparent kommuniziert.<br />
Für viele Unternehmen ein heißes Eisen: Die Stellschrauben im Change Management.<br />
Positives Feedback und gute Ansätze<br />
Bei jeglicher Art von Verän<strong>de</strong>rung ist<br />
es wichtig, die Notwendigkeit dahinter<br />
zu erkennen und das richtige Tempo an-<br />
personalmagazin 06 / 12
ORGANISATION<br />
CHANGE MANAGEMENT<br />
49<br />
Studien<strong>de</strong>sign<br />
HINTERGRUND<br />
Ziel <strong>de</strong>r Studie war es, Informationen zu Verän<strong>de</strong>rungsprozessen in Unternehmen und<br />
damit verbun<strong>de</strong>nen Herausfor<strong>de</strong>rungen zu ermitteln. Zu<strong>de</strong>m sollte die aktuelle Change-<br />
Fit ness <strong>de</strong>r Unternehmen differenziert erfasst wer<strong>de</strong>n, also ihre Verän<strong>de</strong>rungsbereitschaft<br />
und -fähigkeit. Aus <strong>de</strong>n Studienergebnissen können Handlungsempfehlungen für <strong>de</strong>n<br />
wirksamen Umgang mit Verän<strong>de</strong>rungen abgeleitet wer<strong>de</strong>n. Per Online-Fragebogen flossen<br />
Angaben von insgesamt 298 Führungskräften <strong>de</strong>s oberen und mittleren Managements<br />
sowie von Mitarbeitern verschie<strong>de</strong>ner Firmen und Branchen in die Auswertung ein. Zwar<br />
kann man davon ausgehen, dass gera<strong>de</strong> Angehörige jener Unternehmen, die von Verän<strong>de</strong>rungsprozessen<br />
betroffen sind und waren, für das Thema beson<strong>de</strong>rs sensibilisiert sind und<br />
sich daher eher beteiligt haben – für die Interpretation unserer Ergebnisse be<strong>de</strong>utet dies<br />
jedoch keine Einschränkung. Im Gegenteil: Die Ergebnisse basieren auf <strong>de</strong>r praktischen<br />
Erfahrung von Betroffenen und besitzen damit eine entsprechend hohe Validität.<br />
zuschlagen. Auch das Commitment und<br />
die Unterstützung <strong>de</strong>r Führungskräfte<br />
sind erfor<strong>de</strong>rlich, nicht zuletzt durch Bewilligung<br />
<strong>de</strong>r nötigen Finanzmittel. 68<br />
Prozent <strong>de</strong>r Befragten sind <strong>de</strong>r Meinung,<br />
das Commitment <strong>de</strong>r Führungskräfte zu<br />
haben, 73 Prozent teilen die Einschätzung,<br />
dass die Unternehmensleitung die<br />
notwendige Unterstützung bereitstellt.<br />
76 Prozent <strong>de</strong>r Führungskräfte verstehen<br />
die Ziele und Grün<strong>de</strong> einer<br />
Verän<strong>de</strong>rung sowie <strong>de</strong>n Nutzen fürs Unternehmen<br />
einigermaßen. Rund 71 Prozent<br />
kennen ihre Aufgaben und Ziele,<br />
wobei die Verantwortlichkeiten mit 66<br />
Prozent etwas weniger klar sind. 63<br />
Prozent wissen in <strong>de</strong>r Regel, welches<br />
Verhalten nun von ihnen erwartet wird,<br />
Jetzt<br />
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6. SOMMERAKADEMIE ARBEITSRECHT<br />
am 30. und 31. August 2012 im Hotel Esplana<strong>de</strong> Resort & Spa<br />
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Saarow<br />
REFERENTEN Prof. Dr. Gregor Thüsing, LL.M. | Prof. Dr. Robert von Steinau-Steinrück |<br />
Prof. Dr. Jobst-Hubertus Bauer | Prof. Dr. Bernd Schiefer | Roland Wolf<br />
THEMEN<br />
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Befristungen | Zeit- und Werkverträge | Arbeitszeit- und Urlaubsrecht | Umstrukturierung | Outsourcing<br />
Weitere Infos und Anmeldung unter www.sommeraka<strong>de</strong>mie-arbeitsrecht.<strong>de</strong><br />
Die Veranstaltung gilt als Fortbildungsveranstaltung i. S. v. § 15 FAO.<br />
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ORGANISATION<br />
Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an katharina.schmitt@personalmagazin.<strong>de</strong><br />
50 CHANGE MANAGEMENT<br />
Verbesserungspotenziale nutzen<br />
und sind auch bereit, Verän<strong>de</strong>rungen<br />
umzusetzen. 65 Prozent stehen hinter<br />
<strong>de</strong>r geplanten Verän<strong>de</strong>rung, 69 Prozent<br />
kommunizieren laut eigenen Angaben<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
EMPFEHLUNGEN<br />
● Setzen Sie ein gut ausgebil<strong>de</strong>tes und spezialisiertes Change-Team ein.<br />
● Schulen Sie Ihre Mitarbeiter vor allem in verschie<strong>de</strong>nen Problemlösungsmetho<strong>de</strong>n.<br />
● Schulen Sie Führungskräfte und Mitarbeiter im Umgang mit Verän<strong>de</strong>rungen und im<br />
Aufbrechen gewohnter Denkstrukturen.<br />
● Bin<strong>de</strong>n Sie Ihre Mitarbeiter individuell und persönlich in Verän<strong>de</strong>rungsprozesse ein<br />
und bringen Sie ihnen für ihr Engagement Wertschätzung und Anerkennung entgegen<br />
– eventuell sogar mithilfe eines Prämiensystems.<br />
● Optimieren Sie die interne Kommunikation: Ziele und Chancen wer<strong>de</strong>n bislang meist<br />
schon offen und transparent kommuniziert, doch sprechen Sie auch über die Risiken,<br />
falls geplante Verän<strong>de</strong>rungen nicht vollzogen wer<strong>de</strong>n.<br />
● Schaffen Sie angemessene Rahmenbedingungen und stellen Sie ausreichen<strong>de</strong><br />
Ressourcen zur Verfügung – nicht nur finanzielle Mittel, son<strong>de</strong>rn auch qualifizierte<br />
Mitarbeiter und Zeit.<br />
● Optimieren Sie alle Arbeitsabläufe durch eine bessere Abstimmung <strong>de</strong>r Strukturen,<br />
Prozesse und Systeme.<br />
● Leiten Sie regelmäßig Lernergebnisse ab und nutzen Sie diese Erfahrungen für<br />
laufen<strong>de</strong> und zukünftige Change-Prozesse.<br />
Quelle: Sackmann/Schmidt, 2012<br />
<strong>de</strong>n Verän<strong>de</strong>rungsfortschritt einigermaßen<br />
verständlich.<br />
Ein wichtiger Faktor für die erfolgreiche<br />
Umsetzung je<strong>de</strong>r Verän<strong>de</strong>rung<br />
Transparenz bei Verän<strong>de</strong>rungsvorhaben<br />
Stimme voll und<br />
ganz zu<br />
Stimme zu<br />
Stimme eher zu<br />
Gesamt<br />
Angaben in Prozent<br />
sind die Mitarbeiter. Die Studie zeigt,<br />
dass individuelle Mitarbeitergespräche<br />
von 82 Prozent <strong>de</strong>r Befragten als Maßnahme<br />
zur Einbeziehung regelmäßig<br />
genutzt wer<strong>de</strong>n, während Diskussionsrun<strong>de</strong>n<br />
mit <strong>de</strong>m Management weniger<br />
häufig zum Einsatz kommen.<br />
Fazit: Der Durchbruch steht noch aus<br />
Die Change-Fitness-Studie gibt einen<br />
Einblick in <strong>de</strong>n <strong>de</strong>rzeitigen Umgang von<br />
Unternehmen mit Verän<strong>de</strong>rungsprozessen.<br />
Neue Prozesse sind zwar eingeführt<br />
wor<strong>de</strong>n, erzielen aber oft nicht die gewünschten<br />
Effekte. Auch scheint das<br />
sogenannte „Single Loop Learning“ in<br />
vielen Betrieben an <strong>de</strong>r Tagesordnung<br />
zu sein. Das be<strong>de</strong>utet: Es wird lediglich<br />
Gegebenes optimiert und nur an kleinen<br />
Stellschrauben gedreht – Grundlegen<strong>de</strong>s<br />
än<strong>de</strong>rt sich jedoch nicht. Diese minimalistische<br />
Herangehensweise führt dazu,<br />
dass aus Sicht <strong>de</strong>r Mitarbeiter zu selten<br />
etablierte Denkmuster aufgebrochen<br />
wer<strong>de</strong>n (bei 27 Prozent <strong>de</strong>r Befragten)<br />
und neue Einsichten vermittelt wer<strong>de</strong>n<br />
(bei 31 Prozent). Damit scheint selten<br />
„Double Loop Learning“ zu erfolgen, bei<br />
<strong>de</strong>m grundlegen<strong>de</strong> Prämissen infrage<br />
gestellt und echte Problemlösungskompetenzen<br />
aufgebaut wer<strong>de</strong>n.<br />
Unsere Befragung zeigt: Auf <strong>de</strong>m Weg<br />
hin zur lernen<strong>de</strong>n Organisation und damit<br />
auch zu einer hohen Change-Fitness<br />
gibt es bei zahlreichen Unternehmen<br />
noch eine Menge zu tun. Dabei ist gera<strong>de</strong><br />
Anpassungsfähigkeit ein entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>r<br />
Faktor, um sich auch künftig am<br />
Markt zu behaupten.<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
Ziele wur<strong>de</strong>n bisher<br />
offen kommuniziert<br />
Chancen wur<strong>de</strong>n bisher<br />
offen kommuniziert<br />
Risiken wur<strong>de</strong>n bisher<br />
offen kommuniziert<br />
Quelle:<br />
Sackmann/Schmidt 2012<br />
Prof. Sonja Sackmann<br />
Organisationspsychologin<br />
an <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>swehruniversität<br />
München<br />
Claudia Schmidt<br />
Geschäftsführerin<br />
<strong>de</strong>r Mutaree GmbH in<br />
Eltville am Rhein<br />
personalmagazin 06 / 12
SPEZIALSTELLENMÄRKTE<br />
TRENDS, MÄRKTE UND PRAXIS<br />
51<br />
Recruiting-Herausfor<strong>de</strong>rungen 2012<br />
Neues und Nachrichten S. 52, Verschie<strong>de</strong>ne Jobbörsen, dieselben Bewerber S. 53,<br />
Übersicht: Aktuelle Lage <strong>de</strong>r Jobportale S. 54, Interaktive Inserate sind häufiger<br />
im Angebot S. 56, „Augmented Reality“: Eine Stellenanzeige wird lebendig S. 60,<br />
Interview zur Lage in Schwäbisch Hall: „40 Portugiesen vor <strong>de</strong>r Tür“ S. 61<br />
06 / 12 personalmagazin
Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an daniela.furkel@personalmagazin.<strong>de</strong><br />
52 NEWS<br />
Drei Fragen an ...<br />
Gero Hesse<br />
PERSONALMARKETING<br />
Mitglied <strong>de</strong>r Geschäftsleitung <strong>de</strong>r<br />
Medienfabrik hat mit Careerloft ein Karrierenetzwerk<br />
gestartet, das Arbeitgebern<br />
die Chance geben will, talentierte<br />
Absolventen an sich zu bin<strong>de</strong>n.<br />
Frage eins: Wie unterschei<strong>de</strong>t sich Careerloft von an<strong>de</strong>ren<br />
Angeboten?<br />
Antwort: Zum einen bieten wir Raum für einen direkten<br />
persönlichen Austausch. Zum an<strong>de</strong>ren verknüpfen wir die<br />
Online-Welt mit <strong>de</strong>m Offline-Leben. In Berlin Kreuzberg<br />
haben wir mit unserem Team ein Loft bezogen, das die<br />
Schnittstelle zwischen Netzwerk und realer Welt darstellt.<br />
Dort arbeiten und leben zwei Loftbewohner für einen Zeitraum<br />
von zwei bis fünf Monaten. Sie diskutieren mit <strong>de</strong>n<br />
Teilnehmern, organisieren Treffen zwischen Mitglie<strong>de</strong>rn<br />
und Vertretern unserer Partnerunternehmen und berichten<br />
darüber im Careerloft-Blog und sozialen Netzwerken.<br />
Insgesamt geht es uns darum, talentierte Studieren<strong>de</strong> und<br />
Absolventen anzusprechen und mit Arbeitgebern zusammenzuführen.<br />
Dafür bauen wir einen Pool an Talenten auf.<br />
Frage zwei: Wie können Firmen die Plattform nutzen?<br />
Antwort: In <strong>de</strong>r Personalarbeit zeichnet sich ein Paradigmenwechsel<br />
ab: Nicht das Talent bewirbt sich beim<br />
Unternehmen, son<strong>de</strong>rn das Unternehmen beim Talent. Bei<br />
Careerloft fin<strong>de</strong>t die Ansprache <strong>de</strong>r Generation Y durch <strong>de</strong>n<br />
persönlichen Austausch und auf Augenhöhe statt. Zu<strong>de</strong>m<br />
können sich die Unternehmen auf <strong>de</strong>m Portal präsentieren,<br />
unter an<strong>de</strong>rem mit einem Arbeitgeberprofil, <strong>de</strong>r<br />
Ankündigung von Firmenevents und Workshops.<br />
Frage drei: Wieso konzentrieren Sie sich auf bestimmte<br />
Studienfächer?<br />
Antwort: Die Fokussierung auf bestimmte Studiengänge<br />
wird maßgeblich durch die Gründungspartner beeinflusst<br />
und richtet sich bedarfsorientiert an Studieren<strong>de</strong> aus<br />
Fachrichtungen, in <strong>de</strong>nen ein gewisser Mangel besteht.<br />
Das be<strong>de</strong>utet aber nicht, dass sich nicht auch Studieren<strong>de</strong><br />
an<strong>de</strong>rer Bereiche registrieren und in das För<strong>de</strong>rprogramm<br />
aufgenommen wer<strong>de</strong>n können. Wichtig ist das Interesse<br />
an wirtschaftlichen Themen und beson<strong>de</strong>res Engagement.<br />
Mobilere Nutzung<br />
Die mobile Nutzung <strong>de</strong>r Stellenmärkte über Smartphones<br />
o<strong>de</strong>r Tablets nimmt zu. Das belegen signifikante Verän<strong>de</strong>rungen<br />
bei <strong>de</strong>n Hauptzugriffszeiten. Wie etwa<br />
Stepstone berichtet, verzeichnete die Stellenbörse früher <strong>de</strong>n<br />
meisten Traffic wochentags zwischen 10 und 12 Uhr und dann<br />
wie<strong>de</strong>r kurz vor Feierabend – also zu Zeiten, in <strong>de</strong>nen Arbeitnehmer<br />
normalerweise am Computer im Büro sitzen. Inzwischen<br />
ist die Nutzung zwischen 7 und 9 Uhr sowie ab 19 Uhr<br />
<strong>de</strong>utlich angestiegen – also zu Zeiten, in <strong>de</strong>nen Arbeitnehmer<br />
in Bus und Bahn sitzen o<strong>de</strong>r abends auf <strong>de</strong>m Sofa. Morgens<br />
wird vor allem über Smartphones auf die Stellenmärkte zugegriffen,<br />
abends über Tablets.<br />
www.stepstone.<strong>de</strong><br />
Bessere Anzeigen<br />
Heißere Jobs<br />
Bei <strong>de</strong>r grafischen Gestaltung<br />
einer Anzeige<br />
sind die Meinungen<br />
von Bewerbern und Personalern<br />
geteilt: Während viele<br />
Personaler die Gestaltung<br />
für wesentlich halten, ist sie<br />
aus Bewerbersicht weniger<br />
wichtig. Als weit be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong>r<br />
sehen sie Auffindbarkeit,<br />
Authentizität und textliche<br />
Umsetzung an. Damit Stellenanzeigen<br />
bei diesen Kriterien<br />
optimiert wer<strong>de</strong>n, hat Stellenanzeigen.<strong>de</strong><br />
eine Checkliste<br />
für Onlineinserate und einen<br />
Qua litäts-Check eingeführt.<br />
Die Checkliste umfasst Themen<br />
wie einen ein<strong>de</strong>utigen<br />
Positionstitel, eine treffen<strong>de</strong><br />
Stellenbeschreibung, klare<br />
Aufgabenbeschreibung und<br />
eine einfache Kontaktaufnahme.<br />
www.stellenanzeigen.<strong>de</strong><br />
Auf eine auffällige Rekrutierungsmetho<strong>de</strong> setzt die<br />
Tectum Group aus <strong>de</strong>m Ruhrgebiet. Der Dialogmarketinganbieter,<br />
<strong>de</strong>r aktuell 200 Arbeitsplätze zu besetzen<br />
hat, lässt mehr als 20 Pizzerien in Gelsenkirchen, Essen und<br />
Oberhausen Pizzen im Tectum-Karton ausliefern. Mit <strong>de</strong>n<br />
Pizzakartons sollen vor allem junge Menschen angesprochen<br />
wer<strong>de</strong>n: Jobsuchen<strong>de</strong> können sich direkt via Vepackung bei<br />
Tectum bewerben. Begleitet wird die Aktion durch das Onlineportal<br />
„Hot Jobs“ – dort kann sich <strong>de</strong>r Bewerber Jobvorschläge<br />
in <strong>de</strong>r Region zusammenstellen lassen, die auf sein Profil<br />
zugeschnitten sind.<br />
www.tectumgroup.net/hot-jobs<br />
personalmagazin 06 / 12
SPEZIALSTELLENMÄRKTE<br />
ONLINE-JOBBÖRSEN<br />
53<br />
Verschie<strong>de</strong>ne Jobbörsen, dieselben Bewerber<br />
TREND. Stellenangebote erscheinen meist gleichzeitig auf mehreren Portalen.<br />
Doch dort treffen sie nicht unbedingt auf an<strong>de</strong>re Kandidaten.<br />
Von Gerhard Kenk<br />
Primäre Jobbörse<br />
Nutzung an<strong>de</strong>re Jobbörse<br />
Meine Stadt<br />
Monster<br />
Meine Stadt<br />
Stepstone<br />
Monster<br />
Jobware<br />
Monster Jobscout 24<br />
Monster<br />
Jobscout 24<br />
Stepstone<br />
Jobscout 24<br />
Monster<br />
Fazjob.net<br />
Monster<br />
Fazjob.net<br />
Stepstone<br />
Stepstone<br />
Monster<br />
Stepstone<br />
Stellenanzeigen.<strong>de</strong><br />
Stellenanzeigen.<strong>de</strong> Monster<br />
Stellenanzeigen.<strong>de</strong> Stepstone<br />
Kalaydo<br />
Monster<br />
Kalaydo<br />
Stepstone<br />
Xing Jobs<br />
Monster<br />
Xing Jobs<br />
Stepstone<br />
25<br />
19<br />
13<br />
13<br />
Parallele Nutzung Stepstone von Jobportalen<br />
38<br />
30<br />
37<br />
49<br />
32<br />
50<br />
13<br />
37<br />
26<br />
32<br />
22<br />
22<br />
23<br />
Eine Folge <strong>de</strong>r Vernetzung <strong>de</strong>r<br />
Jobportale mit ihren zahlreichen<br />
Affiliate-Programmen und Medienkooperationen<br />
ist, dass eine<br />
Stellenofferte vom Wind <strong>de</strong>s Web in viele<br />
an<strong>de</strong>re Portale verweht wird. So erscheinen<br />
Stellenangebote, die erstmals auf<br />
einer Karriereseite eines Unternehmens<br />
publiziert wur<strong>de</strong>n, schnell bei Suchmaschinen<br />
wie Google, Bing und Yahoo und<br />
spezialisierten Jobsuchmaschinen wie<br />
Kimeta, IC Jobs o<strong>de</strong>r Careerjet. Obwohl<br />
Stellenanzeigen also nahezu überall im<br />
Web erscheinen können, bleibt die Frage,<br />
ob damit auch die gewünschte Zielgruppe<br />
erreicht wird. Hohe Streuverluste<br />
sind vorprogrammiert.<br />
Die aktuelle Jobbörsen-Nutzer-Umfrage<br />
von Crosspro-Research.com (über<br />
16.500 Bewertungen, Stand April 2012)<br />
macht <strong>de</strong>utlich, dass kein Jobportal einen<br />
Alleinstellungsstatus erreicht hat. So geben<br />
93 Prozent <strong>de</strong>r Befragten an, bis zu<br />
sechs Jobbörsen gleichzeitig zu nutzen,<br />
um keine Karrierechance zu verpassen.<br />
Dabei kristallisiert sich heraus, dass es<br />
eine beträchtliche Überlappung bei <strong>de</strong>r<br />
Nutzung <strong>de</strong>r generalistischen Jobbörsen<br />
gibt. So gaben 50 Prozent <strong>de</strong>r Nutzer<br />
von Stepstone an, das Karriereportal von<br />
Ein Viertel <strong>de</strong>r Nutzer von Meinestadt setzen auch Monster<br />
Angaben in Prozent<br />
zur Stellensuche ein, 19 Prozent suchen auf Stepstone. Quelle: CrossPro Ressearch, 2012<br />
Monster zu nutzen. Umgekehrt setzen 38<br />
Prozent <strong>de</strong>r Stepstone-Nutzer auch Monster<br />
ein. 39 Prozent <strong>de</strong>r FAZjob.net-Nutzer<br />
besuchen auch Monster, 30 Prozent <strong>de</strong>r<br />
Nutzer von Jobscout24 verwen<strong>de</strong>n auch<br />
Stepstone bei <strong>de</strong>r Stellensuche.<br />
Dieser relativ hohe Überlappungsgrad<br />
<strong>de</strong>r Nutzer stellt eine Herausfor<strong>de</strong>rung<br />
bei <strong>de</strong>r Schaltung von Stellenanzeigen in<br />
generalistischen Karriereportalen dar.<br />
Er signalisiert, dass bei <strong>de</strong>r <strong>Mehr</strong>fachschaltung<br />
hohe Streuverluste eintreten,<br />
weil sich diese Anzeigen letztlich an die<br />
gleiche Nutzer-Zielgruppe wen<strong>de</strong>n.<br />
Empfehlungen für Recruiter<br />
Für Recruiter lassen sich daraus folgen<strong>de</strong><br />
Handlungsempfehlungen für die<br />
Anzeigenschaltung ableiten:<br />
● Die Auswahl <strong>de</strong>r Jobbörse sollte zuerst<br />
nach <strong>de</strong>r Zielgruppe sowie nach <strong>de</strong>r<br />
Relevanz <strong>de</strong>s Jobportals hinsichtlich <strong>de</strong>r<br />
Anzahl <strong>de</strong>r Stellenanzeigen und <strong>de</strong>r primären<br />
Reichweite erfolgen.<br />
● Der hohe Überlappungsgrad bei <strong>de</strong>r<br />
Nutzung einiger generalistischer Jobportale<br />
legt nahe, <strong>Mehr</strong>fachschaltungen in<br />
allgemeinen Jobbörsen zu vermei<strong>de</strong>n.<br />
Sinnvoller erscheint eine Anzeigenkombination<br />
von einer allgemeinen und einer<br />
spezialisierten Jobbörse.<br />
● Bei <strong>de</strong>r Besetzung von Engpasspositionen<br />
ist eine Schaltung auf nahezu allen<br />
Recruiting-Kanälen empfehlenswert, da<br />
die „Time-to-Hire“ wichtiger ist als die<br />
„Cost-to-Hire“. Mittelfristig nicht besetzte<br />
Arbeitsplätze bringen keine Wertschöpfung<br />
für die Firma.<br />
Gerhard Kenk betreibt das Jobbörsen-Portal<br />
Crosswater Systems.<br />
06 / 12 personalmagazin
Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an daniela.furkel@personalmagazin.<strong>de</strong><br />
54 ONLINE-JOBBÖRSEN<br />
Die aktuelle Lage <strong>de</strong>r Jobportale<br />
ÜBERSICHT. Jobportale beweisen nicht nur durch ihre Reichweite und Anzahl<br />
<strong>de</strong>r Inserate Größe, son<strong>de</strong>rn müssen vor allem auch gute Suchergebnisse liefern.<br />
Von Gerhard Kenk<br />
Anzahl <strong>de</strong>r Stellenanzeigen,<br />
Reichweite und Nutzerzufrie<strong>de</strong>nheit<br />
– diese Faktoren bestimmen<br />
die Be<strong>de</strong>utung eines<br />
Jobportals. Aktuell <strong>de</strong>uten sie darauf<br />
hin, dass in Deutschland Stepsstone das<br />
Karriereportal Monster überholt hat und<br />
nun hinter <strong>de</strong>r steuerfinanzierten Jobbörse<br />
<strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>sagentur für Arbeit auf<br />
<strong>de</strong>m Spitzenplatz <strong>de</strong>r privatwirtschaftlichen<br />
Recruiting-Portale steht.<br />
Allerdings darf man nicht übersehen,<br />
dass die generalistischen Jobportale<br />
einem weitaus wichtigeren strategischen<br />
Wettbewerb ausgesetzt sind: Dem Kampf<br />
um die besten Recruiting-Kanäle. Bei diesem<br />
Gattungswettbewerb geht es darum,<br />
welche <strong>de</strong>r Recruiting-Kanäle (generalistische<br />
Jobbörsen, Spezial-Jobbörsen,<br />
Jobsuchmaschinen o<strong>de</strong>r Social-Media-<br />
Recruiting-Kanäle) die besten Ergebnisse<br />
in einer spezifischen Zielgruppe<br />
erzielen. Diese Kanäle verfolgen unterschiedliche<br />
Geschäftsmo<strong>de</strong>lle. Jedoch<br />
ist allen das Streben nach Reichweite,<br />
Nutzerzahl und Bekanntheitsgrad gemein.<br />
Ob diese Recruiting-Kanäle auch<br />
effektiv die angestrebte Zielgruppe erreichen<br />
und entsprechen<strong>de</strong> Resonanzen<br />
in Bezug auf Bewertungen generieren<br />
können, bleibt abzuwarten.<br />
Marktübersicht<br />
Nr.<br />
Name <strong>de</strong>r Jobbörse Zielgruppe Anzahl Stellenanzeigen<br />
April 2012<br />
Allgemeine Jobbörsen<br />
Alexa Ranking<br />
April 2012<br />
1 Meinestadt.<strong>de</strong> Allgemein 381.032 1.571 1,88<br />
2 Jobmonitor Allgemein 356.436 88.940 n/a<br />
3 Jobinfo 24 Allgemein 334.693 186.453 n/a<br />
4 Arbeitsagentur Allgemein 315.445 2.334 2,12<br />
5 Arbeit-Regional Allgemerin 267.749 943.057 n/a<br />
6 Gigajob Allgemein 249.302 12.218 1,89<br />
7 Jobomat.<strong>de</strong> Allgemein 171.904 108.324 n/a<br />
8 Rekruter.<strong>de</strong> Allgemein 169.859 85.288 n/a<br />
9 Experteer Fach- & Führungskräfte 80.000 21.481 1,96<br />
10 Stepstone Allgemein 63.793 2.560 1,76<br />
11 Monster Deutschland Allgemein 41.582 4.874 1,96<br />
12 Jobsintown Allgemein 29.818 129.210 n/a<br />
13 Jobscout 24 Allgemein 20.269 15.612 2,08<br />
14 Jobstairs.<strong>de</strong> Allgemein 19.590 88.862 1,69<br />
15 Careerbuil<strong>de</strong>r Deutschland Allgemein 17.476 62.769 1.97<br />
16 Stellenmarkt.<strong>de</strong> Allgemein 17.014 108.550 1,74<br />
17 Stellenanzeigen.<strong>de</strong> Allgemein 12.191 23.784 1.91<br />
18 Kalaydo Allgemein 11.427 6.972 1,75<br />
19 Xing Jobs Allgemein 9.889 n/a 1,95<br />
20 Süd<strong>de</strong>utsche Stellenmarkt Allgemein 7.015 n/a 1,95<br />
21 Jobware.<strong>de</strong> Fach- & Führungskräfte 5.410 23.255 1,75<br />
22 Fazjob.net Fach- & Führungskräfte 4.586 73.400 1,8<br />
23 Top-Jobs-Europe Allgemein 2.000 175.225 n/a<br />
Nutzer-Zufrie<strong>de</strong>nheit<br />
Crosspro-Research April 2012<br />
personalmagazin 06 / 12
SPEZIALSTELLENMÄRKTE<br />
ONLINE-JOBBÖRSEN<br />
55<br />
Marktübersicht<br />
Name <strong>de</strong>r Jobbörse Zielgruppe Anzahl Stellenanzeigen<br />
April 2012<br />
Alexa Ranking<br />
April 2012<br />
24 Michael Page Fach+Führungskräfte 1.641 189.892 n/a<br />
25 Jobkurier Allgemein 1.590 892.840 n/a<br />
Jobsuchmaschinen<br />
1 Icjobs Allgemein 2.295.412 49.458 1,62<br />
2 Careerjet.<strong>de</strong> Allgemein 1.703.737 65.876 n/a<br />
3 Kimeta Allgemein 1.601.907 19.160 1.59<br />
4 Jobrapido.<strong>de</strong> Allgemein 1.088.226 n/a 1,75<br />
5 Jobanova Allgemein 506.636 63.963 n/a<br />
6 Jobrobot Allgemein 492.045 77.676 1,65<br />
7 Jobworld Allgemein 400.000 50.500 1,69<br />
8 Opportuno Allgemein 261.163 78.583 n/a<br />
9 Cesar Allgemein 187.092 73.452 1.78<br />
10 In<strong>de</strong>ed.<strong>de</strong> Allgemein 110.830 19.834 n/a<br />
Spezialisten<br />
1 Aubi-Plus Ausbildungsplätze 111.293 180.037 n/a<br />
2 Berufsstart Absolventen, Young Professionals 42.442 106.214 n/a<br />
3 Timeworkers.<strong>de</strong> Zeitarbeit 25.967 322.445 n/a<br />
4 Juwista Recht, Steuern, Kanzleien 24.473 1.554.123 n/a<br />
5 Hotel-Career Hotel, Gastronomie 11.989 66.369 1,54<br />
6 Joinvision IT-Freiberufler 9.282 115.344 n/a<br />
7 Absolventa Absolventen, Young Professionals 6.046 46.410 1,77<br />
8 Praktika.<strong>de</strong> Praktika 4.646 182.472 n/a<br />
9 Dasauge Kreative Berufe, Multimedia 4.217 18.120 n/a<br />
10 Doc Check Medizin, Gesundheitswesen 2.616 33.140 n/a<br />
11 Interamt.<strong>de</strong> Öffentlicher Dienst 2.584 1.513.987 n/a<br />
12 The SAP Jobboard IT SAP 2.323 332.431 n/a<br />
13 IT Jobboard.<strong>de</strong> IT Telekommunikation, Softwareentwicklung 2.259 828.309 n/a<br />
14 Salesjob Vertrieb 2.242 44.155 n/a<br />
15 Horizontjobs Marketing, Promotion, Werbung, Vertrieb 1.777 128.828 n/a<br />
16 Jobvector Naturwissenschaften, Life-Science 1681 301141 1,53<br />
17 Alma Mater Absolventen 1.485 147.051 2.02<br />
18 Gulp IT-Freiberufler 1.328 59.123 1,69<br />
19 Greenjobs Umweltfachkräfte 1.275 265.459 1,76<br />
20 Ingenieurkarriere Ingenieur, Technik 1.156 208.970 1,79<br />
21 Aerztestellen Gesundheitswesen 1.000 57.123 n/a<br />
22 Yourfirm.<strong>de</strong> Mittelstand Fach- & Führungskräfte 965 126167 1,46<br />
23 Medizinischer Stellenmarkt Medizin, Gesundheitswesen 798 4.254.123 n/a<br />
24 Hoteljob-Deutschland.<strong>de</strong> Hotel, Gastronomie 650 223.407 n/a<br />
25 W & V Werben & Verkaufen 301 132342 1,83<br />
26 Ingenieur1 Ingenieure, Technik 300 5.026.123 n/a<br />
27 E-Financial Careers Finanzwirtschaft 213 269.820 n/a<br />
28 T 5 Jobbörse Naturwissenschaften, Technik, Healthcare 175 1106759 1,81<br />
29 DV-Treff IT, Software 154 515.415 n/a<br />
30 Lebensmittelzeitung.net Han<strong>de</strong>l, Konsumgüter 134 76.192 n/a<br />
Nutzer-Zufrie<strong>de</strong>nheit<br />
Crosspro-Research April 2012<br />
Nicht alle Jobbörsen veröffentlichen die Zahlen <strong>de</strong>r bei ihnen geschalteten<br />
Stellenanzeigen. Deshalb wur<strong>de</strong>n in einigen Fällen Angaben externer<br />
Quellen, von Presseabteilungen o<strong>de</strong>r eigene Erhebungen in die<br />
Übersicht mit einbezogen.<br />
Quellle: Gerhard Kenk, Crosswater Systems<br />
06 / 12 personalmagazin
SPEZIALSTELLENMÄRKTE<br />
Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an daniela.furkel@personalmagazin.<strong>de</strong><br />
56 ONLINE-INSERATE<br />
Ist es Zeit für interaktive Inserate?<br />
TREND. Rund 15 Jahre lang wur<strong>de</strong>n Printanzeigen nahezu eins-zu-eins in<br />
Onlinejobbörsen veröffentlicht. Nun scheint sich ein Wan<strong>de</strong>l abzuzeichnen.<br />
Von Daniela Furkel (Red.)<br />
Seit <strong>de</strong>n Anfangsjahren <strong>de</strong>r Jobbörsen<br />
sind die Stellenanzeigen<br />
online <strong>de</strong>m traditionellen Printformat<br />
treu geblieben, mit Foto<br />
und Logo, „wir bieten“ und „wir suchen“.<br />
Bis heute. Seit Kurzem wer<strong>de</strong>n Anzeigenformate<br />
angeboten, die das traditionelle<br />
Schema sprengen und <strong>de</strong>n Nutzern über<br />
interaktive Elemente zusätzliche Informationen<br />
zur Verfügung stellen. Einer<br />
<strong>de</strong>r Vorreiter sind etwa Verkehrsbetriebe,<br />
die stark auf Vi<strong>de</strong>oanzeigen setzen,<br />
in <strong>de</strong>nen sich Vorgesetzte um Mitarbeiter<br />
bewerben. „Das Problem war, die Vi<strong>de</strong>os<br />
an die Orte zu bringen, an <strong>de</strong>nen die<br />
Stellensuchen<strong>de</strong>n sind“, erklärt Matthias<br />
Mä<strong>de</strong>r, Geschäftsführer von Prospective<br />
Media. „Und es ging darum, zusätzliche<br />
Informationen und einen Link zur<br />
Onlinebewerbung zur Verfügung zu stellen.“<br />
Um diese Elemente in ein Inserat<br />
zu integrieren, entwickelte er zusammen<br />
mit <strong>de</strong>m Unternehmen ein neues Format<br />
namens Job-Ad+.<br />
Eine kleine Karrierewebseite<br />
Die Job-Ad+ ist eine Art kleine Karrierewebseite<br />
mit einem Vi<strong>de</strong>o als zentralem<br />
Element. Und die Nutzer können weitere<br />
Informationen abrufen – über <strong>de</strong>n Arbeitgeber<br />
selbst, die Sozialleistungen,<br />
Ansprechpartner. Es gibt sogar einen<br />
Arbeitswegrechner für <strong>de</strong>n öffentlichen<br />
Verkehr von <strong>de</strong>r Haustür bis zum Arbeitsplatz.<br />
„Das Ganze funktioniert wie<br />
eine „Word Cloud“ mit Schlagwörtern wie<br />
© STEPSTONE<br />
Profil, Arbeitsweg, Fragen o<strong>de</strong>r Bewerben.<br />
Auf diese Wörter können Bewerber<br />
klicken und erhalten die zusätzlichen Informationen“,<br />
erklärt Matthias Mä<strong>de</strong>r.<br />
Die Technik ist relativ einfach: Prospective<br />
Media erstellt einmalig ein Template,<br />
<strong>de</strong>r Recruiter kann daraus weitere Inserate<br />
gestalten. Über ein „Multiposting<br />
Tool“ hat er die Möglichkeit, die Textboxen<br />
zu befüllen und ein neues Inserat erstellen<br />
zu lassen. Dieses kann dann bei allen<br />
großen Jobbörsen in <strong>de</strong>r Schweiz und bei<br />
vielen <strong>de</strong>utschen „Job Boards“ veröffentlicht<br />
wer<strong>de</strong>n. Schwieriger dagegen ist das<br />
Festlegen <strong>de</strong>r Inhalte: Was soll die Anzeige<br />
vermitteln? Matthias Mä<strong>de</strong>r weiß,<br />
dass viele Unternehmen in Deutschland<br />
und <strong>de</strong>r Schweiz noch nicht so weit sind,<br />
dass sie ein interaktives Inserat mit<br />
gutem Inhalt füllen können. Dennoch ist<br />
er <strong>de</strong>r Ansicht, dass sich das interaktive<br />
Inserat nach und nach durchsetzen wird.<br />
„Die Zeit ist reif dafür“, meint er.<br />
Ein Beispiel für ein interaktives Inserat: Wer die Reiter anklickt, erhält mehr Informationen.<br />
<strong>Mehr</strong> Infos, gezielte Auswahl<br />
„Ich bin mir ganz sicher, dass animierte<br />
Anzeigen schlichtweg die Zukunft sind“,<br />
sagt Christian Hagedorn, Geschäftsführer<br />
von Westpress. „Gegenüber <strong>de</strong>r<br />
verlängerten Printanzeige haben die<br />
neuen Formate nur Vorteile.“ Anim-Ad<br />
heißt die interaktive Anzeige, die seine<br />
Agentur entwickelt hat. Auch diese nutzt<br />
die Möglichkeiten <strong>de</strong>s Internets, um die<br />
Bewerber <strong>de</strong>taillierter zu informieren.<br />
Gleichzeitig soll das neue Format vermei<strong>de</strong>n,<br />
die Bewerber mit Informationen<br />
zu überla<strong>de</strong>n: Über verschie<strong>de</strong>ne Reiter<br />
können sie Themen, die sie interessieren,<br />
anklicken. Weitere Vorteile <strong>de</strong>r interak-<br />
personalmagazin 06 / 12
ONLINE-INSERATE 57<br />
Maßgeblich<br />
für <strong>de</strong>n Erfolg<br />
tiven Anzeige laut Christian Hagedorn:<br />
„Dadurch, dass sie eine größere Textmenge<br />
erhält und somit mehr Suchbegriffe,<br />
erreichen Unternehmen mehr Reichweite.<br />
Außer<strong>de</strong>m ist es möglich, über Sli<strong>de</strong>-<br />
Shows mehrere Bil<strong>de</strong>r unterzubringen,<br />
um etwa Produkte, Arbeitsbereiche o<strong>de</strong>r<br />
die Kollegen vorzustellen.“<br />
Die Anim-Ad ist neu auf <strong>de</strong>m Markt.<br />
Anfang Mai wur<strong>de</strong> sie vorgestellt und in<br />
<strong>de</strong>n Monaten davor entwickelt und natürlich<br />
ausführlich getestet. Im Ergebnis<br />
läuft sie auf allen Portalen außer auf jenem<br />
von Stepstone, weil dieser Anbieter<br />
ein eigenes Format hat.<br />
Kandidaten effizient ansprechen<br />
Stellenanzeige Plus heißt dieses Format,<br />
das Stepstone seit Anfang April seinen<br />
Kun<strong>de</strong>n anbietet. Eine Nutzerbefragung<br />
hatte ergeben, dass Bewerber in <strong>de</strong>n<br />
Inseraten <strong>de</strong>taillierte Informationen zu<br />
Themen wie Vergütung, Karriere und<br />
Entwicklung sowie <strong>de</strong>m Bewerbungsprozess<br />
vermissen. Diese Informationen<br />
stellt die Stellenanzeige Plus nun über<br />
verschie<strong>de</strong>ne Reiter in einer Menüleiste<br />
<strong>de</strong>n Bewerbern zur Verfügung. „Die<br />
Möglichkeiten <strong>de</strong>s Internets wur<strong>de</strong>n<br />
sozusagen mit <strong>de</strong>n Anfor<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r<br />
Kun<strong>de</strong>n verbun<strong>de</strong>n“, erklärt Sascha<br />
Theisen, Marketingleiter bei Stepstone<br />
Deutschland.<br />
Einige Kun<strong>de</strong>n nutzen bereits die interaktive<br />
Anzeige. Das Prinzip ist ähnlich<br />
wie bei <strong>de</strong>n beschriebenen Formaten. Es<br />
gibt zwölf Reiter, von <strong>de</strong>nen einer – die<br />
„Position“ – ein Pflichtfeld darstellt. Aus<br />
<strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren Themen, von <strong>de</strong>m Punkt<br />
Bewerbungsprozess bis zur Karrieremöglichkeit,<br />
können Firmen weitere vier<br />
auswählen. Das Erstellen <strong>de</strong>r Anzeige<br />
funktioniert wie beim traditionellen<br />
Inserat: Arbeitgeber la<strong>de</strong>n die Daten<br />
über eine „Feed-Lösung“ hoch. O<strong>de</strong>r sie<br />
sen<strong>de</strong>n ihre Informationen via Word-<br />
Dokument ein und Stepstone setzt diese<br />
dann um. „Die einzige Herausfor<strong>de</strong>rung<br />
für <strong>de</strong>n Recruiter ist, dass er etwas mehr<br />
Arbeit in das Erstellen <strong>de</strong>r Texte investieren<br />
muss“, so Sascha Theisen.<br />
06 / 12 personalmagazin<br />
Grote/Kauffeld/Frieling (Hrsg.)<br />
Kompetenzmanagement<br />
Grundlagen und Praxisbeispiele<br />
2., überarb. Auflage 2012. 267 S., 58 s/w Abb., 24 Tab.<br />
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Systematisch, anfor<strong>de</strong>rungsorientiert und strategisch ausgerichtet<br />
– was macht ein erfolgreiches Kompetenzmanagement<br />
aus? Welche IT-Tools unterstützen die Umsetzung?<br />
Neben <strong>de</strong>r Theorie veranschaulichen 10 Fallbeispiele aus<br />
verschie<strong>de</strong>nen Branchen die Praxis. In <strong>de</strong>r 2. Auflage u. a.<br />
zu Audi, Daimler, GIZ, Ströer-Media und <strong>de</strong>r Universität<br />
Köln. Mit einem Blick auf künftige Perspektiven und<br />
aktuelle Trends wie z. B. Employer Branding, Lea<strong>de</strong>rship<br />
Branding und Talent Management.<br />
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Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an daniela.furkel@personalmagazin.<strong>de</strong><br />
58 ONLINE-INSERATE<br />
Auch Stepstone veröffentlicht seine<br />
eigenen Jobofferten als Stellenanzeige<br />
Plus. Das Ergebnis: „Über die Stellenanzeige<br />
Plus hatten wir mehr Bewerber,<br />
was wir meiner Meinung nach auf das<br />
neue Format zurückführen können“, sagt<br />
Sascha Theisen Er sieht interaktive Inserate<br />
nicht nur als technische Spielerei<br />
an, son<strong>de</strong>rn rechnet damit, dass sie sich<br />
schnell in <strong>de</strong>r Praxis durchsetzen wer<strong>de</strong>n,<br />
<strong>de</strong>nn <strong>de</strong>r Bedarf <strong>de</strong>r Firmen, mehr über<br />
ihre Arbeitgeberqualitäten zu vermitteln,<br />
sei da. „Außer<strong>de</strong>m haben die meisten Unternehmen<br />
inzwischen verinnerlicht, wie<br />
wichtig Employer Branding ist.“<br />
Die Pioniere<br />
Die ersten Unternehmen, die diesen Bedarf<br />
sahen, waren Kienbaum Communications<br />
und Jobware, die 2011 nach<br />
umfangreichen Labor- und Feldtests die<br />
Job-Ad 2.0 entwickelten. Fünf Grundkonzepte<br />
wur<strong>de</strong>n erstellt, die für je<strong>de</strong> Firma<br />
individuell angepasst wer<strong>de</strong>n. Schon <strong>de</strong>r<br />
Feldtest hatte ergeben, dass das neuartige<br />
Format mehr Kandidaten dazu inspiriert,<br />
das Feld „Bewerben“ anzuklicken.<br />
„Doch mehr Bewerbungen zu generieren<br />
ist nicht das alleinige Ziel <strong>de</strong>r Job-Ad 2.0“,<br />
erklärt Jobware-Vertriebsleiter Dr. Ulrich<br />
Rust. Auch die Verweildauer <strong>de</strong>r Nutzer<br />
auf <strong>de</strong>r Anzeige sei <strong>de</strong>utlich höher als bei<br />
<strong>de</strong>r „Stellenanzeige 1.0“. Folglich erfülle<br />
die neue Anzeige ihr Ziel, mehr Aufmerksamkeit<br />
zu generieren und bessere Informationen<br />
bereitzustellen, meint er.<br />
Die Job-Ad 2.0 ist wie die meisten neuen<br />
Formate nicht für mobile Endgeräte<br />
optimiert, kann dort aber betrachtet wer<strong>de</strong>n.<br />
„Wir sind <strong>de</strong>r Überzeugung, dass<br />
mobile Endgeräte eigene Formate brauchen“,<br />
sagt Dr. Ulrich Rust, <strong>de</strong>r für das I-<br />
Pad eine weitere Entwicklung parat hat,<br />
die Pad-Ad. Diese kann die Möglichkeiten<br />
<strong>de</strong>s Tablets wie Bewegungssensor, Kompass<br />
und Wisch-Gesten nutzen. Denkbar<br />
ist etwa, dass Firmen kleine interaktive<br />
Denk- o<strong>de</strong>r Knobelspiele einbauen, um<br />
die Tüftler unter <strong>de</strong>n Bewerbern anzuziehen.<br />
Auch hier gilt: Die technischen<br />
Möglichkeiten sind da, nun ist die Kreativität<br />
<strong>de</strong>r Firmen gefragt, originelle<br />
Inhalte bereitzustellen. Jobware hat eine<br />
eigene Stellenanzeige entworfen, in <strong>de</strong>r<br />
Bewerber-Silhouetten aus <strong>de</strong>m Firmen-<br />
CI <strong>de</strong>n Anzeigentext über<strong>de</strong>cken, bis sie<br />
mit <strong>de</strong>r Hand zur Seite geschoben wer<strong>de</strong>n.<br />
„Das ist vielleicht noch nicht die<br />
ganz große Kreativität, zeigt aber, was<br />
relativ einfach umsetzbar wäre“, sagt Dr.<br />
Ulrich Rust.<br />
Die Kosten<br />
Natürlich ist eine interaktive Anzeige<br />
teurer als ein traditionelles Onlineinserat.<br />
Matthias Mä<strong>de</strong>r nennt 5.000<br />
Schweizer Franken einmalige Entwicklungskosten<br />
für Kun<strong>de</strong>n, die das „Multiposting<br />
Tool“ bereits nutzen. Christian<br />
Hagedorn geht davon aus, dass die Kosten<br />
zehn bis 20 Prozent über <strong>de</strong>nen <strong>de</strong>r<br />
normalen Inserate liegen. Die Stellenanzeige<br />
Plus bei Stepstone kostet rund<br />
30 Prozent mehr als die individuelle Anzeige.<br />
Und die Job-Ad 2.0 liegt rund 25<br />
Prozent über <strong>de</strong>n Preisen für die traditionelle<br />
Anzeige. Ähnlich wird das auch<br />
bei <strong>de</strong>r Pad-Ad aussehen.<br />
Doch diese Kosten wer<strong>de</strong>n sich durchaus<br />
rechnen und <strong>de</strong>shalb schnell vom<br />
Markt akzeptiert, davon sind die Anbieter<br />
überzeugt. Inwieweit die neuen<br />
Formate die bisherigen Onlineanzeigen<br />
ablösen wer<strong>de</strong>n – dazu gibt es geteilte<br />
Meinungen. Während die einen erwarten,<br />
dass in einigen Jahren kaum noch<br />
„Stellenanzeigen 1.0“ zu sehen sein wer<strong>de</strong>n,<br />
nehmen an<strong>de</strong>re an, dass die traditionellen<br />
Anzeigen weiter in <strong>de</strong>r Masse<br />
Bestand haben wer<strong>de</strong>n und die neuen<br />
Formate vornehmlich bei schwierig zu<br />
besetzen<strong>de</strong> Positionen genutzt wer<strong>de</strong>n.<br />
Und es gibt auch noch ganz an<strong>de</strong>re<br />
Meinungen: „Die meisten Bewerber<br />
wollen gar keine Interaktivität“, sagt<br />
Stefan Kölle, Geschäftsführer von Stellenanzeigen.<strong>de</strong>.<br />
Das hatte das Jobportal<br />
in einer Umfrage herausgefun<strong>de</strong>n. Für<br />
die Optimierung einer Stellenanzeige<br />
sieht Stefan Kölle daher einen an<strong>de</strong>ren<br />
Ansatzpunkt: Eine bessere Positionsbezeichnung<br />
und Verschlagwortung. „Die<br />
Firmen müssen bei <strong>de</strong>r Suchtechnologie<br />
anfangen, damit ihre Anzeige überhaupt<br />
in <strong>de</strong>n Trefferlisten gefun<strong>de</strong>n und angeklickt<br />
wird“, sagt er. Denn an<strong>de</strong>rs als<br />
in <strong>de</strong>r Zeitung wirke die Onlineanzeige<br />
nicht durch ihre Bil<strong>de</strong>r o<strong>de</strong>r Farben,<br />
son<strong>de</strong>rn erscheine zunächst in einer Ergebnisliste<br />
in Konkurrenz mit an<strong>de</strong>ren<br />
Anzeigen. Stefan Kölle: „Wir müssen unsere<br />
Kun<strong>de</strong>n darauf hinweisen, wie sie<br />
ihre Anzeigen optimieren können.“<br />
Ähnlich sieht das Bernd Kraft, Geschäftsführer<br />
von Monster Deutschland:<br />
„In Zeiten <strong>de</strong>s Fachkräftemangels sollten<br />
Arbeitgeber einen vermehrten Fokus auf<br />
Die Meinungen sind geteilt: Manche erwarten eine<br />
starke Verbreitung <strong>de</strong>r interaktiven Inserate, an<strong>de</strong>re<br />
sagen: „Bewerber wollen keine Interaktivität.“<br />
die Gestaltung ihrer Stellenangebote legen.<br />
Eine Möglichkeit ist die multimediale<br />
Aufbereitung <strong>de</strong>r Stellenanzeigen und<br />
die visuelle Erweiterung durch grafische<br />
Elemente o<strong>de</strong>r Vi<strong>de</strong>oeinbettung.“ Aber<br />
nicht immer müsse alles umgesetzt wer<strong>de</strong>n,<br />
nur weil es technisch möglich sei.<br />
Wichtig sei, dass alle Basisinformationen<br />
zur Stelle vorhan<strong>de</strong>n sind und dass die<br />
Anzeige auf die gewünschte Zielgruppe<br />
ausgerichtet ist. Gera<strong>de</strong> wenn es um die<br />
Ansprache von Zielgruppen geht, an <strong>de</strong>nen<br />
es am Markt mangelt, setzt das „Job<br />
Board“ stark auf Beratung. Dazu Bernd<br />
Kraft: „Da ein ganzheitlicher Ansatz in<br />
<strong>de</strong>r Zielgruppenansprache entschei<strong>de</strong>nd<br />
ist, kann die Umsetzung nicht nur die<br />
Gestaltung von Stellenanzeigen, son<strong>de</strong>rn<br />
auch von ‚Landing Pages‘ o<strong>de</strong>r Karriere-<br />
Webseiten umfassen.“<br />
personalmagazin 06 / 12
Personalarbeit smart realisiert<br />
IBM integriert E-POSTBRIEF in Lotus Notes<br />
ANZEIGE<br />
Sich selber immer wie<strong>de</strong>r neu <strong>de</strong>finieren und Innovationen erreichen,<br />
die weit über reine Technologie hinausgehen – das ist eine<br />
Stärke von IBM. Das spiegelt sich auch im HR-Bereich wie<strong>de</strong>r:<br />
InnovativeHR-ArbeitbeiIBMistglobalintegriertundHRist<br />
heute Partner <strong>de</strong>r Fachfunktionen und mit verantwortlich für<br />
<strong>de</strong>n Erfolg <strong>de</strong>s Unternehmens. Der Umgang mit neuen Medien<br />
gehört zum Tagesgeschäft.<br />
In <strong>de</strong>n weltweit einheitlichen HR-Prozessen setzt IBM<br />
mo<strong>de</strong>rne Anwendungen ein, <strong>de</strong>ren Leistungsfähigkeit Freiräume<br />
für HR-Kernaufgaben und Weiterbildung schafft. So nutzt IBM<br />
auchSocialMediafürdasRecruitmentsowieBlogs,Wikisund<br />
Communities für die Mitarbeiterausbildung und in <strong>de</strong>r Kommunikation.<br />
E-POSTBRIEF zuverlässig eingesetzt<br />
WennesumgeschäftlicheMailsoftwaregeht,zähltLotusNotes<br />
von IBM zu <strong>de</strong>n Marktführern. So können Schriftstücke direkt<br />
ausLotusNotesherausalsE-POSTBRIEFversen<strong>de</strong>tun<strong>de</strong>mpfangen<br />
wer<strong>de</strong>n. Auch <strong>de</strong>r Versand elektronischer Einschreiben<br />
ist möglich. Zu<strong>de</strong>m erreicht <strong>de</strong>r E-POSTBRIEF alle Empfänger<br />
– online wie offline. IBM entwickelt ihre Metho<strong>de</strong>n und Formen<br />
<strong>de</strong>r Zusammenarbeit kontinuierlich weiter. Der sensible<br />
Umgang mit Personaldaten und die Zielgruppenorientierung<br />
stehen insbeson<strong>de</strong>re im Personalbereich im Vor<strong>de</strong>rgrund. Der<br />
E-POSTBRIEF ist ein Kommunikationsweg, <strong>de</strong>r sinnvoll sein<br />
kann,wennesumdieÜbermittlungvonInhaltengeht,bei<strong>de</strong>nen<br />
einepersönlicheAnnahmegewährleistetseinmussbeziehungsweise<br />
wenn mit Personen kommuniziert wird, die keine E-Mail<br />
Adresse haben.<br />
Der E-POSTBRIEF eignet sich insbeson<strong>de</strong>re, wenn Einschreiben<br />
erfor<strong>de</strong>rlich sind: IBM erhält eine Bestätigung über seinen<br />
Versand,dieZustellungbeziehungsweise<strong>de</strong>nEmpfangdurch<br />
<strong>de</strong>nAdressaten.EineBestätigung,dieauchvorGerichtBestand<br />
hat. Und hat <strong>de</strong>r Adressat noch keinen Zugang zur elektronischen<br />
Kommunikation, druckt die Deutsche Post <strong>de</strong>n E-POSTBRIEF<br />
aus,kuvertiertihnundstelltihnklassischperPostbotenzu.DabeisindalleNutzerdurchdasPOSTIDENTVerfahrenein<strong>de</strong>utig<br />
i<strong>de</strong>ntifiziert und je<strong>de</strong>r Teilnehmer führt seinen echten Namen<br />
in<strong>de</strong>rE-POSTBRIEFAdresse–Pseudonymesindnichtmöglich.<br />
E-POSTBRIEFinLotusNotesintegriert<br />
Personalarbeitundmehr:IBMunddieDeutschenPost<br />
haben einen Kooperationsvertrag unterzeichnet. Alle Lotus<br />
NotesKun<strong>de</strong>nkönnenseitAnfang2012direktausLotus<br />
Notes E-POSTBRIEFE versen<strong>de</strong>n.<br />
IBM Geschäftskun<strong>de</strong>n profitieren von <strong>de</strong>r Integration<br />
<strong>de</strong>s E-POSTBRIEFS in die Mailsoftware Lotus Notes.<br />
SokönnensiedasMediumnutzen,ohneihregewohnte<br />
IT-Umgebung verlassen zu müssen. Einzige VoraussetzungfürdiesebequemeundsichereLösungistdieAnbindungandieSchnittstelle(Gateway)<strong>de</strong>rDeutschenPost.<br />
Derzeit prüft IBM,<br />
in welche weiteren<br />
Produkte sich<br />
<strong>de</strong>r E-POSTBRIEF<br />
integrieren lässt.<br />
„Der sensible Umgang mit Daten und Kommunikationswege,<br />
die höchsten Ansprüchen genügen, haben bei uns<br />
Priorität. Der E-POSTBRIEF ist <strong>de</strong>shalb ein zusätzlicher<br />
Kommunikationsweg in unserer HR-Arbeit.“<br />
Dieter Scholz, Geschäftsführer Personal<br />
<strong>de</strong>r IBM Deutschland GmbH
Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an daniela.furkel@personalmagazin.<strong>de</strong><br />
60<br />
AUGMENTED REALITY<br />
Eine Stellenanzeige wird lebendig<br />
TREND. Mittels „Augmented Reality“ hat die Otto Group einer klassischen Zeitschriftenannonce<br />
Leben eingehaucht. Computergestützt erweiterte Wirklichkeit<br />
hat das Potenzial, beim Recruiting für erhöhte Aufmerksamkeit zu sorgen.<br />
Von Jan Willand<br />
Je<strong>de</strong>r kennt Science-Fiction-Filme,<br />
bei <strong>de</strong>nen Glasscheiben zu Computerbildschirmen<br />
wer<strong>de</strong>n und Brillen<br />
Daten ins Sichtfeld einblen<strong>de</strong>n. Was<br />
noch vor 20 Jahren reine Zukunfstmusik<br />
war, wird nun nach und nach machbar<br />
– unter <strong>de</strong>r Bezeichnung „Augmented<br />
Reality“. Auf Deutsch heißt das: erweiterte<br />
Wirklichkeit. Gemeint ist damit<br />
die computergestützte Erweiterung <strong>de</strong>r<br />
Realitätswahrnehmung. Hierfür wer<strong>de</strong>n<br />
echte Bil<strong>de</strong>r von digitalen Bil<strong>de</strong>rn<br />
überlagert. Ein bekanntes Beispiel sind<br />
Fußballübertragungen im Fernsehen:<br />
Eingeblen<strong>de</strong>te Linien, die bei einem Freistoß<br />
die Distanz zum Tor markieren, sind<br />
eine Form dieser Technologie.<br />
Vom Vi<strong>de</strong>ospiel zur Google-Brille<br />
Ein weiteres Beispiel ist Kinect, ein Gerät,<br />
das zur Steuerung von Vi<strong>de</strong>ospielkonsolen<br />
benutzt wird. Der Spieler steht<br />
vor <strong>de</strong>m Fernseher, Sensoren erfassen<br />
seine Bewegungen und übertragen diese<br />
auf <strong>de</strong>n Bildschirm. So ist es möglich,<br />
im Wohnzimmer unter scheinbar realen<br />
Bedingungen Ski zu fahren, Tennis zu<br />
spielen o<strong>de</strong>r Verbrecher zu jagen.<br />
Um diesen Effekt zu erreichen, wird<br />
eine Vorlage vor Sensoren o<strong>de</strong>r eine Kamera<br />
gehalten. Erkennt die dahinter stehen<strong>de</strong><br />
Anwendung die Vorlage, kann sie<br />
die damit verbun<strong>de</strong>nen Informationen<br />
weiterverarbeiten und umsetzen. Das<br />
Prinzip funktioniert auch bei Gebrauchsanweisungen<br />
für Elektrogeräte, die mittels<br />
einer speziellen Brille direkt auf das<br />
Karriere machen. Zeichen setzen.<br />
Freu<strong>de</strong><br />
Tischfußball<br />
Projektmanagement Qualität<br />
HARM BEHRENS BEREICHSLEITER E-COMMERCE<br />
COMPETENCE CENTER OTTO GROUP, KONZERNZENTRALE<br />
Berater<br />
IT<br />
Internationales Umfeld<br />
Innovationen<br />
SAP<br />
HARM BEHRENS SUCHT MITARBEITER, DIE FÜR INNOVATIVE<br />
IT-PROJEKTE BRENNEN. UNTER ANDEREM:<br />
Projektleiter IT/E-Commerce (m/w)<br />
Softwareentwickler Java/J2EE (m/w)<br />
Erleben Sie Harm Behrens und sein Team:<br />
Aurasma Lite App installieren<br />
Anzeige filmen<br />
Vi<strong>de</strong>o ansehen<br />
O<strong>de</strong>r treffen Sie uns auf <strong>de</strong>r CeBIT:<br />
06. bis 10. März 2012, Halle 9, Stand B54<br />
Infos, Kollegen, Ausschreibungen – alles auf:<br />
www.ottogroup.com/karriere<br />
Und plötzlich bewegt sich das Anzeigenmotiv.<br />
Gerät projiziert wer<strong>de</strong>n und Handlungsanweisungen<br />
über einen Kopfhörer erteilen.<br />
Die neueste Entwicklung in diesem<br />
Bereich ist wohl die „Augmented Reality“-<br />
Brille von Google, die virtuelle Informationen<br />
in die Umgebung einblen<strong>de</strong>n soll.<br />
Das Testimonial spricht<br />
Auch fürs Personalmarketing ist die<br />
Technik nutzbar. So hat die Otto Group<br />
bei einer Recruitingkampagne für ihren<br />
IT-Bereich eine Stellenanzeige quasi zum<br />
Leben erweckt. Hierfür wird eine Printstellenanzeige<br />
mittels einer Webcam<br />
o<strong>de</strong>r eines Smartphones betrachtet. Der<br />
überraschen<strong>de</strong> Effekt: Das Testimonial<br />
auf <strong>de</strong>r Anzeige, Harm Behrens, bewegt<br />
sich plötzlich und wen<strong>de</strong>t sich direkt<br />
© MILCH & ZUCKER<br />
<strong>de</strong>m Betrachter zu. Harm Behrens stellt<br />
sich vor und spricht ein paar einleiten<strong>de</strong><br />
Worte zu <strong>de</strong>m Vi<strong>de</strong>o, welches sich anschließend<br />
öffnet und zusätzliche Infos<br />
zu <strong>de</strong>n IT-Jobs bei <strong>de</strong>r Otto Group bietet.<br />
Die Anzeige wur<strong>de</strong> entsprechend <strong>de</strong>r<br />
Zielgruppe in <strong>de</strong>n Computerzeitschriften<br />
CT und Ix-Cebit-Special geschaltet.<br />
Der Clou: Die Anzeige funktioniert<br />
sowohl als klassische als auch als „Augmented<br />
Reality“-Anzeige. Der <strong>Mehr</strong>wert<br />
offenbart sich auf <strong>de</strong>n zweiten Blick,<br />
<strong>de</strong>nn durch das Vi<strong>de</strong>o können sehr viel<br />
mehr Informationen verbreitet wer<strong>de</strong>n.<br />
Auf diese Weise verschafft die Printanzeige<br />
Interessierten einen audiovisuellen<br />
Zugang zur Arbeitswelt <strong>de</strong>r Otto Group.<br />
Die Produktion ist natürlich teurer<br />
und zeitintensiver als bei einer gewöhnlichen<br />
Printanzeige. Zunächst gab es ein<br />
Fotoshooting mit mehreren Testimonials,<br />
dann entwickelte Milch & Zucker Anzeigenlayouts<br />
und produzierte gemeinsam<br />
mit <strong>de</strong>r Firma Vidilo das Vi<strong>de</strong>o. Schließlich<br />
wur<strong>de</strong> die webbasierte Software<br />
von Aurasma als Schnittstelle zwischen<br />
Anzeige und Film eingesetzt und ein<br />
entsprechen<strong>de</strong>s Icon auf <strong>de</strong>m Anzeigenmotiv<br />
platziert. Der Zusatzaufwand<br />
wur<strong>de</strong> bewusst in Kauf genommen: Im<br />
Sinne <strong>de</strong>r Ausrichtung als E-Commerce-<br />
Unternehmen hat sich die Otto Group für<br />
„Augmented Reality“ entschie<strong>de</strong>n und<br />
damit als eines <strong>de</strong>r ersten Unternehmen<br />
dieses Thema auch im Bereich Personalmarketing<br />
umgesetzt.<br />
Jan Willand ist Senior-Projektmanager bei Milch<br />
& Zucker in Osnabrück.<br />
personalmagazin 06 / 12
SPEZIALSTELLENMÄRKTE<br />
MEDIENKAMPAGNE<br />
61<br />
„40 Portugiesen vor <strong>de</strong>r Tür“<br />
INTERVIEW. Auf eine PR-Aktion hin wur<strong>de</strong> Schwäbisch Hall mit Bewerbungen<br />
aus Portugal überflutet. Arbeitsagentur-Chef Guido Rebstock erläutert die Folgen.<br />
personalmagazin: Wie haben Sie <strong>de</strong>n Bewerberansturm<br />
aus Portugal bewältigt?<br />
Guido Rebstock: Wir haben Son<strong>de</strong>rteams<br />
eingerichtet und Son<strong>de</strong>rschichten absolviert,<br />
um möglichst schnell feststellen<br />
zu können, welche Bewerbungen sich<br />
in dieser Flut befin<strong>de</strong>n. Wir sortierten<br />
sie zunächst nach zwei Hauptkriterien:<br />
arbeitslos und nicht arbeitslos. Nun<br />
konzentrieren wir uns auf die arbeitslosen<br />
Bewerber. Von diesen sind rund<br />
20 bis 30 Prozent für uns interessant.<br />
Das heißt, wir können sie an Betriebe<br />
in <strong>de</strong>r Region weiterleiten. Wir können<br />
sie auch an auswärtige Firmen weiterleiten,<br />
weil wir da auch schon gut 70<br />
Anfragen haben.<br />
personalmagazin: Gab es bereits Einstellungen?<br />
Rebstock: Zusätzlich zu <strong>de</strong>n mehr als<br />
10.000 Bewerbungen per E-Mail gab es<br />
rund 40 persönliche Bewerbungen. Die<br />
Leute stan<strong>de</strong>n hier einfach vor <strong>de</strong>r Tür.<br />
Das sind vornehmlich Personen aus<br />
<strong>de</strong>m gewerblich-technischen Bereich<br />
o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>m Hotel- und Gaststättengewerbe.<br />
Von diesen konnten wir schon<br />
etwa 15 vermitteln. Das sind allein die<br />
Einstellungen, über die wir informiert<br />
sind. Wir haben nicht über alle Vorgänge<br />
am Arbeitsmarkt Kenntnis, da einige<br />
Firmen direkt angeschrieben wur<strong>de</strong>n.<br />
personalmagazin: Wie können die Sprachprobleme<br />
gelöst wer<strong>de</strong>n?<br />
Rebstock: Einige Anfragen kamen von<br />
Unternehmen, die Geschäftsbeziehungen<br />
zu Portugal o<strong>de</strong>r Südamerika<br />
haben. Aber das ist eher die Ausnahme.<br />
90 Prozent <strong>de</strong>r Bewerbungen waren in<br />
Englisch. Mit dieser Sprache kommt<br />
man in unserer Region auch weiter,<br />
da es viele international tätige Firmen<br />
gibt. Aber die meisten Arbeitgeber<br />
wollen, dass ihre Mitarbeiter <strong>de</strong>utsch<br />
sprechen. In Schwäbisch Hall haben<br />
wir zu<strong>de</strong>m <strong>de</strong>n Vorteil, dass Deutschkurse<br />
über die Volkshochschule und<br />
das Goethe-Institut möglich sind. So hat<br />
eine Arbeitgeberin die zwei Mitarbeiter,<br />
die sie bereits eingestellt hat, gleich für<br />
einen Deutschkurs angemel<strong>de</strong>t.<br />
personalmagazin: Werten Sie die PR-Aktion<br />
als Erfolg? Sie müssen ja auch vielen<br />
Bewerbern absagen.<br />
Rebstock: Wir sehen sie schon als Erfolg<br />
an, weil wir Bewerbungen für Stellen<br />
bekommen haben, die wir ursprünglich<br />
nicht besetzen konnten. Wenn sich<br />
so viele Menschen bewerben, wer<strong>de</strong>n<br />
automatisch viele enttäuscht. Aber das<br />
ist bei einem Zeitungsinserat, auf das<br />
sich 50 Personen bewerben, ähnlich:<br />
49 erhalten eine Absage. Außer<strong>de</strong>m bin<br />
ich mir nicht sicher, ob je<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r 10.000<br />
Bewerber ernsthaft in Schwäbisch Hall<br />
arbeiten will. Die Tatsache, dass <strong>de</strong>r Artikel,<br />
<strong>de</strong>r zu <strong>de</strong>n Bewerbungen führte,<br />
vor allem über Facebook verbreitet wur<strong>de</strong>,<br />
hat wohl zu einem Hype geführt,<br />
ohne dass die Personen sich konkret<br />
überlegt haben, ob sie wirklich nach<br />
Deutschland umsie<strong>de</strong>ln wollen.<br />
personalmagazin: Wür<strong>de</strong>n Sie also zu weiteren<br />
ähnlichen Aktionen raten?<br />
Rebstock: Eine Nachahmung wür<strong>de</strong><br />
ich nicht unbedingt empfehlen. Der<br />
Guido Rebstock<br />
leitet die Agentur für Arbeit in Schwäbisch<br />
Hall. Mit seinen insgesamt 270<br />
Mitarbeitern bearbeitet er <strong>de</strong>rzeit rund<br />
10.000 Bewerbungen aus Portugal.<br />
reguläre Weg <strong>de</strong>r Auslandsrekrutierung<br />
geht über die ZAV in Bonn. Seit<br />
etwa an<strong>de</strong>rthalb Jahren vermittelt sie<br />
verstärkt Arbeitskräfte aus Sü<strong>de</strong>uropa<br />
nach Deutschland. Im Eures-Netzwerk<br />
<strong>de</strong>s jeweiligen Lan<strong>de</strong>s wer<strong>de</strong>n auf<br />
Anfrage von Unternehmen gezielt Personen<br />
ausgesucht. Ein Beispiel: En<strong>de</strong><br />
2011 hatte die Wirtschaftsregion Stuttgart<br />
zusammen mit <strong>de</strong>r ZAV Ingenieure<br />
in Spanien gesucht. Dort wur<strong>de</strong>n mehr<br />
als 300 Profile gesichtet, dann wur<strong>de</strong>n<br />
95 Ingenieure nach Stuttgart geflogen,<br />
die sich auf einer Messe bei gut 40 Firmen<br />
vorstellten. Inzwischen sind rund<br />
30 Arbeitsverträge unterschrieben.<br />
Das Interview führte Daniela Furkel.<br />
01 personalmagazin / 09 personalmagazin 06 / 12
Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an thomas.muschiol@personalmagazin.<strong>de</strong><br />
62 AKTUELLES<br />
Daten von Mitbewerbern bleiben<br />
zunächst unter Verschluss<br />
Kann ein abgelehnter Bewerber verlangen, dass ihm mitgeteilt wird, welcher<br />
Kandidat an seiner Stelle eingestellt wur<strong>de</strong> und welche Kriterien<br />
dafür entschei<strong>de</strong>nd waren? Mit dieser Frage musste sich <strong>de</strong>r Euro päische<br />
Gerichtshof befassen und hat zunächst ein für Arbeitgeber erfreuliches<br />
Ergebnis geliefert. Dieses lautet: Das europäische Recht gewährt abgelehnten<br />
Bewerbern, die die Voraussetzungen <strong>de</strong>r Stellenausschreibung erfüllen, keinen<br />
Auskunftsanspruch gegen <strong>de</strong>n Arbeitgeber darüber, wen er statt<strong>de</strong>ssen<br />
aufgrund welcher Kriterien eingestellt hat. Dieses Recht auf Schweigen <strong>de</strong>s<br />
Arbeitgebers kann jedoch unter Umstän<strong>de</strong>n gleichwohl negative Folgen für<br />
<strong>de</strong>n Arbeitgeber haben. Die Kehrseite <strong>de</strong>s Urteils, darauf macht Rechtsanwalt<br />
Oliver Zöll von <strong>de</strong>r Kanzlei Bird & Bird LLP, Frankfurt aufmerksam, sei, dass<br />
<strong>de</strong>r EuGH gleichzeitig <strong>de</strong>utlich macht, dass <strong>de</strong>r AGG-Indizienbeweis mit fast<br />
allen Mitteln geführt und so eine zunächst berechtigte Auskunftsverweigerung<br />
gleichzeitig vom Bewerber als ein Indiz für ein diskriminieren<strong>de</strong>s<br />
Bewerbungsverfahren ins Feld geführt wer<strong>de</strong>n könne.<br />
Der Blick auf die Grün<strong>de</strong> für die eigene Ablehnung ist nur bei AGG-Klagen durchsetzbar.<br />
Kassenschnelldienst für Entleiher<br />
Unternehmen, die Leiharbeitnehmer<br />
beschäftigen, können<br />
unter Umstän<strong>de</strong>n für nicht<br />
abgeführte Sozialversicherungsbeiträge<br />
<strong>de</strong>s Entleihers aufgrund ihrer<br />
Subsidiärhaftung in Anspruch genommen<br />
wer<strong>de</strong>n. Sie benötigen daher<br />
verlässliche Auskünfte, ob ihre<br />
Zeitarbeitsunternehmen möglicherweise<br />
Beitragsrückstän<strong>de</strong> bei Krankenkassen<br />
haben.<br />
Diese Anfor<strong>de</strong>rung von Unbe<strong>de</strong>nklichkeitsbescheinigungen<br />
soll in Zukunft<br />
unbürokratisch und schnell<br />
vor sich gehen. Die Krankenkassen<br />
haben jetzt die Möglichkeit, die Auskunftspflicht<br />
an das Institut für Zahlungssicherheit<br />
(IZS) auszulagern.<br />
Die Überprüfung erfolgt monatlich,<br />
und die Prüfergebnisse wer<strong>de</strong>n kosten<br />
los zur Verfügung gestellt. Durch<br />
diese Vorgehensweise lässt sich das<br />
Subsidiaritätsrisiko eines Entleihers<br />
erheblich reduzieren, da ihm jetzt<br />
auch laufend aktualisierte Informationen<br />
über das Zahlverhalten seiner<br />
Zeitarbeitsunternehmen vorliegen.<br />
www.izs-institut.<strong>de</strong><br />
NACHRICHTEN<br />
Pauschalbeiträge verrechnen<br />
Wird bei einer Betriebsprüfung<br />
rückwirkend die Versicherungspflicht<br />
eines Arbeitnehmers festgestellt, <strong>de</strong>r<br />
fälschlich als versicherungsfreier Minijobber<br />
eingestuft wor<strong>de</strong>n war, können<br />
die gezahlten Pauschalbeiträge mit<br />
nacherhobenen Beiträgen verrechnet<br />
wer<strong>de</strong>n. www.haufe.<strong>de</strong>/Personal<br />
Kassen machen ernst<br />
Die bun<strong>de</strong>sweit tätigen Krankenkassen<br />
haben 2011 nicht gezahlte Beiträge in<br />
rund 1,6 Millionen Fällen zur Vollstreckung<br />
an die zuständigen Hauptzollämter<br />
übermittelt. In erster Linie<br />
sind davon jedoch nicht die Betriebe,<br />
son<strong>de</strong>rn selbstzahlen<strong>de</strong> Selbstständige<br />
betroffen, die Beiträge nach ihren<br />
tatsächlichen Einkünften zahlen.<br />
www.haufe.<strong>de</strong>/sozialversicherung<br />
Abgabenquote ist ansteigend<br />
Nach einem Bericht <strong>de</strong>r Organisation für<br />
wirtschaftliche Entwicklung und Zusammenarbeit<br />
(OECD), ist die Abgabenlast<br />
in Europa aktuell wie<strong>de</strong>r gestiegen.<br />
Dies sei in <strong>de</strong>n meisten Län<strong>de</strong>rn auf<br />
höhere Einkommensteuern zurückzuführen,<br />
während in Deutschland dafür<br />
fast ausschließlich die Sozialabgaben<br />
verantwortlich sein sollen.<br />
www.faz.net<br />
Gute Chancen durch Praktika<br />
Staatlich geför<strong>de</strong>rte betriebliche Praktika<br />
bieten Hartz-IV-Empfängern von<br />
allen vergleichbaren För<strong>de</strong>rmaßnahmen<br />
noch die besten Jobchancen. Dies geht<br />
aus einer Studie <strong>de</strong>s Instituts für Arbeitsmarkt-<br />
und Berufsforschung (IAB)<br />
hervor. Die Autoren <strong>de</strong>r Studie führen<br />
die guten Jobchancen vor allem auf <strong>de</strong>n<br />
durch die Praktika erreichten direkten<br />
Kontakt zum Arbeitgeber zurück.<br />
www.iab.<strong>de</strong><br />
personalmagazin 06 / 12
RECHTNEWS<br />
AKTUELLES<br />
63<br />
Reding: Datenschutz als<br />
<strong>de</strong>utscher Exportschlager<br />
Datenschutz könnte ein <strong>de</strong>utscher Exportschlager<br />
wer<strong>de</strong>n.“ Das sagt die für Justiz zuständige EU-<br />
Kommissarin Viviane Reding im Interview mit<br />
<strong>de</strong>m Personalmagazin zur geplanten EU-Datenschutzverordnung.<br />
Beim Thema Beschäftigtendatenschutz<br />
meint die Vizepräsi<strong>de</strong>ntin <strong>de</strong>r Europäischen Kommission,<br />
dass <strong>de</strong>r Entwurf Raum für nationale Gesetze lasse.<br />
Und sie gibt <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>sregierung gleich mit auf <strong>de</strong>n Weg,<br />
wie ein neues Gesetz zu gestalten ist: „Die Mitgliedsstaaten<br />
sind dabei an die Prinzipien und die an<strong>de</strong>ren<br />
Vorschriften <strong>de</strong>r Verordnung gebun<strong>de</strong>n und müssen <strong>de</strong>n<br />
EU-weiten Schutzstandard<br />
einhalten.“<br />
Das ausführliche Interview<br />
mit Viviane<br />
Reding fin<strong>de</strong>n Sie in<br />
unserem Kompendium<br />
„Kanzleien<br />
im Arbeitsrecht“,<br />
das einer Teilauflage<br />
dieser Ausgabe<br />
beiliegt. Neben<br />
Trends auf <strong>de</strong>m<br />
Anwaltsmarkt gibt<br />
es einen Überblick<br />
über wichtige im<br />
Arbeitsrecht tätige<br />
(Wirtschafts-) Kanzleien.<br />
Viviane Reding will Schutzstandards.<br />
© RALF BAUER<br />
EU-Recht in <strong>de</strong>r Schweiz<br />
Seit <strong>de</strong>m 1. April ist in <strong>de</strong>r Sozialversicherung<br />
die EU-Verordnung 883/04 auch im Verhältnis<br />
zur Schweiz anzuwen<strong>de</strong>n. Zusätzlich wur<strong>de</strong> bei<br />
Entsendungen von Arbeitnehmern in die Schweiz <strong>de</strong>r<br />
maximale Entsen<strong>de</strong>zeitraum von zwölf auf 24 Monate<br />
erhöht. Eine Verlängerung ist grundsätzlich nicht<br />
vorgesehen. Die Schweiz benötigt bei Entsendungen<br />
<strong>de</strong>n Vordruck A1 anstelle <strong>de</strong>s bisherigen E101. Für bestehen<strong>de</strong><br />
Sachverhalte gibt es Übergangsregeln. Bei<br />
Staatsangehörigen von Län<strong>de</strong>rn außerhalb <strong>de</strong>r EU sind<br />
zu<strong>de</strong>m abweichen<strong>de</strong> Regeln zu beachten.<br />
www.haufe.<strong>de</strong>/personal<br />
Auch <strong>de</strong>r BGH ent<strong>de</strong>ckt das AGG<br />
Nicht nur bei <strong>de</strong>n Arbeitsgerichten<br />
ist<br />
das AGG zum Thema<br />
gewor<strong>de</strong>n. So hatte bereits<br />
das OLG Karlsruhe die<br />
nicht geschlechtsneutrale<br />
Ausschreibung einer Geschäftsführerstelle<br />
als Diskriminierungsindiz<br />
nach <strong>de</strong>m<br />
AGG gewertet (vergleiche PM<br />
11/2011, Seite 68).<br />
Jetzt hat <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>sgerichtshof<br />
(BGH) entschie<strong>de</strong>n,<br />
dass auch <strong>de</strong>r Geschäftsführer<br />
einer GmbH auf <strong>de</strong>r<br />
Grundlage <strong>de</strong>s allgemeinen<br />
Gleichbehandlungsgesetzes<br />
(AGG) gegen eine Diskriminierung<br />
vorgehen kann. Entschei<strong>de</strong>nd,<br />
so <strong>de</strong>r BGH, sei<br />
dabei § 6 Abs. 3 AGG, wonach<br />
das AGG auch auf Geschäftsführer<br />
einer GmbH erweitert<br />
wer<strong>de</strong>n könne, soweit es um<br />
<strong>de</strong>ren Zugang zum Geschäftsführeramt<br />
und <strong>de</strong>n beruflichen<br />
Aufstieg geht.<br />
Der für <strong>de</strong>n Abschluss<br />
eines Geschäftsführerdienstvertrags<br />
zuständige Aufsichtsrat<br />
einer Gesellschaft<br />
hatte beschlossen, das Anstellungsverhältnis<br />
mit <strong>de</strong>m<br />
62 Jahre alten Kläger nicht<br />
fortzusetzen. Die Stelle wur<strong>de</strong><br />
statt<strong>de</strong>ssen mit einem 41 Jahre<br />
alten Mitbewerber besetzt.<br />
Das Unternehmen hatte im<br />
Prozess die Beweislast und<br />
konnte nicht darlegen, dass<br />
<strong>de</strong>r Vertrag mit <strong>de</strong>m bisherigen<br />
Geschäftsführer nicht<br />
aufgrund <strong>de</strong>ssen Alters nicht<br />
verlängert wor<strong>de</strong>n war.<br />
LOHNSTEUER<br />
Regelung für Übernahme<br />
von Studiengebühren<br />
Mit einem neuen Erlass nimmt die Verwaltung umfassend Stellung<br />
zur lohnsteuerlichen Behandlung <strong>de</strong>r Übernahme von Studiengebühren<br />
für ein berufsbegleiten<strong>de</strong>s Studium durch <strong>de</strong>n Arbeitgeber.<br />
Grundvoraussetzung ist, dass es sich bei <strong>de</strong>m Studium nicht um<br />
eine erstmalige Ausbildung, son<strong>de</strong>rn um eine Fort-/Weiterbildung<br />
han<strong>de</strong>lt. Die Steuer- und damit auch die Beitragsfreiheit in <strong>de</strong>r<br />
Sozialversicherung setzt darüber hinaus voraus, dass die Zusatzausbildung<br />
überwiegend <strong>de</strong>m eigenbetrieblichen Interesse <strong>de</strong>s<br />
Arbeitgebers dient. Dies ist dann zu bejahen, wenn die Bildungsmaßnahme<br />
die Einsatzfähigkeit <strong>de</strong>s Arbeitnehmers im Betrieb <strong>de</strong>s<br />
Arbeitgebers erhöhen soll.<br />
BMF, Schreiben vom 13.4.2012, IV C 5-S 2332/07/0001,<br />
2012/0322945<br />
06 / 12 personalmagazin
RECHT<br />
Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an thomas.muschiol@personalmagazin.<strong>de</strong><br />
64 URTEILSDIENST<br />
Wenn es einen Preis gäbe ...<br />
... für beson<strong>de</strong>rs pointierte Urteilsbegründungen,<br />
so wür<strong>de</strong> das LAG Düsseldorf<br />
regelmäßig zu <strong>de</strong>n Titel anwärtern gehören.<br />
So beispielsweise für seine <strong>de</strong>nkwürdigen<br />
Ausführungen zum Urlaub bei<br />
einem ruhen<strong>de</strong>m Arbeitsverhältnis. Die<br />
rheinischen Richter kreierten hier <strong>de</strong>n<br />
Satz: „Das ruhen<strong>de</strong> Arbeitsverhältnis<br />
ist nämlich zumin<strong>de</strong>st einem ‚Teilzeitverhältnis<br />
Null‘ gleichzusetzen, sodass<br />
die Urlaubsvergütung entsprechend pro<br />
rata temporis auf null zu kürzen ist.“<br />
Man darf sich darauf freuen, ob an<strong>de</strong>re<br />
Gerichte dieser fantasievollen „Null-<br />
Theorie“ folgen wer<strong>de</strong>n.<br />
Kündigung wegen Stalking<br />
Entgelt eines freigestellten Betriebsrats<br />
ZUSAMMENFASSUNG Wer <strong>de</strong>n Wunsch einer Arbeitskollegin, eine<br />
nicht dienstliche Kontaktaufnahme mit ihr zu unterlassen, nicht<br />
respektiert, verstößt gegen seine vertragliche Nebenpflicht, was<br />
eine außeror<strong>de</strong>ntliche Kündigung rechtfertigen kann.<br />
RELEVANZ Das Urteil zeigt, dass die Verpflichtung <strong>de</strong>s Arbeitgebers,<br />
gegen Belästigungen einzuschreiten und gegebenenfalls sogar <strong>de</strong>m<br />
Diskriminieren<strong>de</strong>n zu kündigen, auch für außerdienstliches Verhalten<br />
gelten kann. An<strong>de</strong>rerseits hat das BAG <strong>de</strong>n Grundsatz bestätigt,<br />
dass auch hier die Regel gilt, dass zunächst eine Abmahnung zu<br />
erfolgen hat. Ob es angesichts <strong>de</strong>r Umstän<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Einzelfalls ausnahmsweise<br />
zu einer außeror<strong>de</strong>ntlichen Kündigung kommen konnte,<br />
war eine tatsächliche Frage, die durch das Revisionsgericht nicht<br />
geprüft wer<strong>de</strong>n kann. Das Bun<strong>de</strong>sarbeitsgericht hat die Angelegenheit<br />
daher an das Lan<strong>de</strong>sarbeitsgericht zur weiteren Sachaufklärung<br />
zurückverwiesen.<br />
Quelle BAG, Urteil vom 19.4.2012, 2 AZR 258/11<br />
Zum Thema ... Personalmagazin 10/2006, Seite 88<br />
Vertragsstrafe und AGB-Kontrolle<br />
ZUSAMMENFASSUNG Eine Vertragsstrafe von zwei Monatsgehältern<br />
bei einer Kündigungsfrist von 30 Tagen zum Monatsen<strong>de</strong> ist wirksam,<br />
wenn das Sanktionsinteresse <strong>de</strong>s Arbeitgebers bei vorzeitiger<br />
Beendigung <strong>de</strong>s Vertrags überdurchschnittlich hoch ist.<br />
RELEVANZ Das LAG stellt zunächst klar, dass nach <strong>de</strong>n Grundsätzen<br />
<strong>de</strong>r BAG-Rechtsprechung eine Vertragsstrafe dann nicht berechtigt<br />
ist, wenn sie „zur bloßen Schöpfung neuer, vom Sachinteresse <strong>de</strong>s<br />
Verwen<strong>de</strong>rs losgelöster Geldfor<strong>de</strong>rungen eingesetzt wird“. Der Arbeitgeber<br />
muss daher stets ein beson<strong>de</strong>res Interesse darlegen, warum<br />
er sich im konkreten Fall beson<strong>de</strong>rs gegen die Nichteinhaltung<br />
einer vereinbarten Kündigungsfrist schützen wollte. Dies sah das<br />
Gericht im konkreten Fall als erfüllt an, da es um einen Vertriebsleiter<br />
ging, von <strong>de</strong>ssen Erbringung <strong>de</strong>r Arbeitsleistung <strong>de</strong>r Arbeitgeber<br />
in beson<strong>de</strong>rem Maße abhängig ist.<br />
Quelle LAG Schleswig-Holstein, Urteil vom 28.2.2012, 1 Sa 235b/11<br />
Zum Thema ... Personalmagazin 12/2007, Seite 84<br />
ZUSAMMENFASSUNG Zum weiterzuzahlen<strong>de</strong>n vergleichbaren Entgelt<br />
eines freigestellten Betriebsrats gehört gegebenenfalls auch<br />
auch die Gewährung <strong>de</strong>r Privatnutzung einer Netzkarte <strong>de</strong>r Bahn.<br />
RELEVANZ Das Lan<strong>de</strong>sarbeitsgericht stellte klar, dass die Gewährung<br />
einer Privatnutzung für kostenlose Beför<strong>de</strong>rungsmittel für<br />
freigestellte Betriebsräte nicht <strong>de</strong>swegen entfallen kann, weil <strong>de</strong>r<br />
betreffen<strong>de</strong> Betriebsrat für die ursprünglich vorgesehene dienstliche<br />
Nutzung <strong>de</strong>r Netzkarte keinen Anlass mehr hat.<br />
Quelle LAG Hamm, Urteil vom 17.2.2012, 10 Sa 1479/115<br />
Zum Thema ... Personalmagazin 1/2012, Seite 70<br />
Keine Pflicht zur Übersetzung<br />
ZUSAMMENFASSUNG Unterzeichnet ein ausländischer Arbeitnehmer<br />
einen <strong>de</strong>utschsprachigen Arbeitsvertrag, obwohl er die <strong>de</strong>utsche<br />
Sprache nicht beherrscht, ist dieser gleichwohl wirksam.<br />
RELEVANZ Die LAG-Richter schließen sich <strong>de</strong>r allgemeinen Auffassung<br />
an, dass keine Pflicht <strong>de</strong>s Arbeitgebers besteht, <strong>de</strong>n Arbeitsvertrag<br />
eines Arbeitnehmers in die Muttersprache <strong>de</strong>s Arbeitnehmers<br />
zu übersetzen. Im vorliegen<strong>de</strong>n Fall hatte <strong>de</strong>r Arbeitnehmer jedoch<br />
vorgetragen, dass die vor <strong>de</strong>r Unterzeichnung <strong>de</strong>s Arbeitsvertrags<br />
geführten Verhandlungen ausschließlich in seiner portugiesischen<br />
Muttersprache geführt wor<strong>de</strong>n waren. Für <strong>de</strong>n Arbeitgeber sei daher<br />
von vornherein erkennbar gewesen,<br />
dass <strong>de</strong>r Kläger <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen<br />
Sprache nicht beziehungsweise<br />
nicht hinreichend mächtig ist.<br />
Auch aus dieser Kenntnis, so das<br />
Lan<strong>de</strong>sarbeitsgericht, lasse sich<br />
jedoch keine beson<strong>de</strong>re Fürsorgepflicht<br />
<strong>de</strong>s Arbeitgebers ableiten,<br />
<strong>de</strong>n schriftlichen Arbeitsvertrag<br />
in <strong>de</strong>r Verhandlungssprache vorzulegen.<br />
Nur die Unterschrift zählt.<br />
Quelle LAG Rheinland-Pfalz, Urteil vom 2.2.2012, 11 Sa 569/11<br />
Zum Thema ... Personalmagazin 8/2008, Seite 66<br />
personalmagazin 06 / 12
URTEILSDIENST<br />
65<br />
Neu<br />
Urlaub bei ruhen<strong>de</strong>m Arbeitsverhältnis<br />
ZUSAMMENFASSUNG Wenn ein Arbeitsverhältnis aufgrund<br />
konklu<strong>de</strong>nter Vereinbarung <strong>de</strong>r Parteien ruht, entstehen<br />
im ruhen<strong>de</strong>n Zeitraum keine Urlaubsansprüche, je<strong>de</strong>nfalls<br />
keine, die einen durchsetzbaren Zahlungsanspruch <strong>de</strong>s Arbeitnehmers<br />
begrün<strong>de</strong>n könnten.<br />
RELEVANZ Das Urteil <strong>de</strong>s LAG ist vor allem wegen seiner<br />
Ausführungen zum „konklu<strong>de</strong>nten Ruhen“ eines Arbeitsverhältnisses<br />
interessant. Ein solches sehen die Richter<br />
auch ohne ausdrückliche Vereinbarung als vorliegend an,<br />
wenn ein langzeiterkrankter Arbeitnehmer aus <strong>de</strong>m Krankengeldbezug<br />
„ausgesteuert“ ist und Arbeitslosengeld<br />
bezieht. Die Folge dieser Argumentation: Urlaub sei in<br />
diesen Fällen nicht mehr abzugelten, selbst wenn er <strong>de</strong>m<br />
Grun<strong>de</strong> nach bestan<strong>de</strong>n hätte. Das ruhen<strong>de</strong> Arbeitsverhältnis<br />
sei einem „Teilzeitverhältnis Null“ gleichzusetzen,<br />
sodass die Urlaubsvergütung pro rata temporis auf null zu<br />
kürzen sei.<br />
Quelle LAG Düsseldorf, Urteil vom 19.1.2012, 15 Sa 380/11<br />
Zum Thema ... Personalmagazin, 2/2012, Seite 66<br />
Fahrtkostenerstattung für Bewerber<br />
Der Praxiskommentar<br />
von Arnold, Gräfl<br />
auf neuestem Rechtsstand.<br />
ZUSAMMENFASSUNG Ein Bewerber, <strong>de</strong>r beim Vorstellungsgespräch<br />
nicht persönlich erscheint, hat auch dann keinen<br />
Anspruch auf Erstattung <strong>de</strong>r Fahrtkosten, wenn er geltend<br />
macht, <strong>de</strong>m Arbeitgeber vorab telefonisch mitgeteilt zu<br />
haben, dass er die Örtlichkeit nicht fin<strong>de</strong>t.<br />
RELEVANZ Das Urteil bestätigt im Ergebnis zunächst, dass<br />
ein Arbeitgeber, <strong>de</strong>r einen Bewerber zur Vorstellung aufgefor<strong>de</strong>rt<br />
hat, <strong>de</strong>ssen Aufwendungen, insbeson<strong>de</strong>re die<br />
Fahrtkosten, zu erstatten hat. Allerdings wollten die Richter<br />
nicht so weit gehen, diesem Aufwendungsersatz auch<br />
dann stattzugeben, wenn <strong>de</strong>r Bewerber <strong>de</strong>n Vorstellungstermin,<br />
wenngleich unverschul<strong>de</strong>t, verpasst.<br />
Es sei Sache <strong>de</strong>s Klägers, auf welche Weise er als Bewerber<br />
durch eine entsprechen<strong>de</strong> Vorbereitung und Planung seine<br />
Anreise sicherstellt und gegebenenfalls durch Einplanung<br />
eines ausreichen<strong>de</strong>n Zeitpuffers zum Vorstellungstermin<br />
erscheinen kann. Das Risiko, dass er trotz einer ihm übermittelten<br />
Anfahrtsskizze und Einsatz seines Navigationsgeräts<br />
die Adresse <strong>de</strong>s Beklagten nicht rechtzeitig fin<strong>de</strong>t,<br />
habe er selbst zu tragen.<br />
Quelle BAG, Urteil vom 18.10.2006, 2 AZR 676/05<br />
Zum Thema ... Personalmagazin, 1/2012, Seite 14<br />
Alles zum Teilzeit- und Befristungsgesetz<br />
Der umfassen<strong>de</strong> Kommentar zum gesamten Teilzeit- und<br />
Befristungsrecht. Inklusive <strong>de</strong>r Son<strong>de</strong>rvorschriften aus <strong>de</strong>m<br />
TVöD und WissZeitVG.<br />
Ergänzung <strong>de</strong>r reinen Kommentierung um viele Beispiele<br />
und Gestaltungshinweise sowie Musterformulierungen<br />
Absolute Praxisorientierung – <strong>de</strong>r Kommentar wird von<br />
Gerichten zitiert<br />
Aktuell in <strong>de</strong>r 3. Auflage: Mit <strong>de</strong>r neuen Rechtsprechung<br />
<strong>de</strong>s BAG zur sachgrundlosen Befristung<br />
Auf <strong>de</strong>r CD-ROM: kompletter Buchinhalt, zitierte Gesetze<br />
und Entscheidungen im Volltext<br />
Manfred Arnold, Edith Gräfl (Hrsg.)<br />
Teilzeit- und Befristungsgesetz<br />
3. Auflage 2012 | 640 Seiten | Buch mit CD-ROM<br />
Bestell-Nr. E04211 | ISBN 978-3-648-01983-2<br />
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06 / 12 personalmagazin
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66<br />
PRAKTIKA<br />
© AUREMAR / SHUTTTERSTOCK.COM<br />
Der Blick auf das Werkstück: Hier kann mitunter auch ein Praktikant beteiligt sein.<br />
Schaut er nur o<strong>de</strong>r arbeitet er schon?<br />
EXPERTENRAT. Bei Praktikanten und Hospitanten ist <strong>de</strong>r Einzelfall zu betrachten,<br />
wenn es um ihren arbeits-, steuer- und beitragsrechtlichen Status geht.<br />
Von Thomas Muschiol (Red.)<br />
In <strong>de</strong>n gesetzlichen Vorschriften<br />
<strong>de</strong>s Arbeitsrechts sucht man sie<br />
vergeblich, und doch begegnet man<br />
ihnen tagtäglich. Die Re<strong>de</strong> ist von<br />
Personen, die we<strong>de</strong>r Arbeitnehmer noch<br />
Auszubil<strong>de</strong>n<strong>de</strong> sind und sich meist als<br />
Praktikanten, teilweise auch als Hospitanten<br />
vorstellen. Rechtlich gesehen befin<strong>de</strong>n<br />
sie sich quasi im Niemandsland.<br />
Für <strong>de</strong>n Praktikantbegriff fin<strong>de</strong>t man<br />
keine gesetzliche Definition, geschweige<br />
<strong>de</strong>nn ein spezielles Gesetz. Welchen<br />
Pflichten ist <strong>de</strong>r Arbeitgeber dann aber<br />
bei <strong>de</strong>r Beschäftigung von <strong>de</strong>rartigen<br />
Personen ausgesetzt und wie sieht es<br />
mit <strong>de</strong>r Abgabenpflicht für Steuer- und<br />
Sozialversicherung aus? Wenn dazu die<br />
Juristen zunächst die Standardantwort<br />
„Es kommt darauf an“ geben, so ist das<br />
für Personalverantwortliche keine leichte<br />
Aufgabe, <strong>de</strong>nn es kommt nicht darauf<br />
an, wie die betreffen<strong>de</strong>n Personen intern<br />
bezeichnet wer<strong>de</strong>n. Zu <strong>de</strong>n wichtigsten<br />
Grundfragen haben wir ein Fachgespräch<br />
mit Spezialisten aller drei betroffenen<br />
Rechtsgebiete geführt.<br />
Das „Einfühlungsverhältnis“<br />
„Schauen Sie sich doch erst mal ein<br />
bisschen bei uns um.“ Wenn diese Auffor<strong>de</strong>rung<br />
an einen Bewerber nicht nur<br />
ein Angebot für eine Betriebsbesichtigung<br />
ist, son<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>r Betreffen<strong>de</strong><br />
beispielsweise einen Tag lang einem<br />
Montagetrupp zugeteilt wird o<strong>de</strong>r als<br />
Anwärter auf einen Fahrerjob „eine Tour<br />
zum Kennenlernen“ begleitet, wird in<br />
<strong>de</strong>r Praxis nicht selten ein sogenanntes<br />
„Einfühlungsverhältnis“ kreiert. Damit<br />
will man ausdrücken, dass es sich noch<br />
nicht um eine Einstellung han<strong>de</strong>ln soll,<br />
son<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>r Bewerber sich zunächst ein<br />
Bild davon machen soll, ob die Tätigkeit<br />
für ihn überhaupt geeignet ist.<br />
Dies sei eine Vertragsgestaltung,<br />
so Christoph Tillmanns, Vorsitzen<strong>de</strong>r<br />
Richter am Lan<strong>de</strong>sarbeitsgericht Ba<strong>de</strong>n-<br />
Württemberg, die nach <strong>de</strong>r Rechtsprechung<br />
<strong>de</strong>r meisten Lan<strong>de</strong>sarbeitsgerichte<br />
personalmagazin 06 / 12
RECHT<br />
PRAKTIKA<br />
67<br />
unter bestimmten Voraussetzungen aus<br />
Grün<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Vertragsfreiheit durchaus<br />
wirksam begrün<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n kann.<br />
Entschei<strong>de</strong>nd sei dabei, so erläutert<br />
Tillmanns, dass keine zwingen<strong>de</strong>n Vorschriften<br />
<strong>de</strong>s Arbeitsrechts umgangen<br />
wer<strong>de</strong>n. So dürfe beispielsweise gegenüber<br />
<strong>de</strong>m potenziellen Arbeitnehmer<br />
kein arbeitsrechtliches Direktionsrecht<br />
ausgeübt wer<strong>de</strong>n.<br />
Das heißt allerdings nicht, dass <strong>de</strong>m<br />
„Einfühler“ seitens <strong>de</strong>s Unternehmens<br />
keinerlei Verhaltensanweisungen gegeben<br />
wer<strong>de</strong>n dürfen. „Die juristische<br />
Grundlage hierfür ergibt sich dann aber<br />
nicht aus <strong>de</strong>m Arbeitsrecht, son<strong>de</strong>rn aus<br />
<strong>de</strong>m allgemeinen Hausrecht <strong>de</strong>s Arbeitgebers“,<br />
erläutert Tillmanns, <strong>de</strong>r es außer<strong>de</strong>m<br />
auch für unschädlich hält, wenn<br />
<strong>de</strong>r Bewerber bis zu einem bestimmten<br />
Maße die Tätigkeiten, für die er eingestellt<br />
wer<strong>de</strong>n soll, ausprobiert.<br />
Die Abgrenzung zur echten Arbeitsleistung<br />
bringt er mit folgen<strong>de</strong>r Formel<br />
auf <strong>de</strong>n Punkt: „Mal anpacken und ausprobieren<br />
ist okay, aber nicht vollwertige<br />
Mitarbeit.“ Da <strong>de</strong>r Arbeitgeber aber im<br />
Streitfall die Beweislast dafür trägt, dass<br />
kein Arbeitsverhältnis gewollt war, rät<br />
Tillmanns zu einer schriftlichen Vereinbarung,<br />
in <strong>de</strong>r klargestellt ist, dass <strong>de</strong>m<br />
Bewerber nur die Möglichkeit gegeben<br />
wer<strong>de</strong>n soll, sich einen Überblick zu verschaffen.<br />
Sein Resümee: „Einfühlungsverhältnisse<br />
ohne Entgelt sind möglich,<br />
für <strong>de</strong>n Arbeitgeber aber risikoreich.“<br />
Abgabenrechtlich, also unter <strong>de</strong>m<br />
Aspekt <strong>de</strong>r Sozialversicherung und<br />
Lohnsteuer, hängt beim Einfühlungsverhältnis<br />
alles von <strong>de</strong>r arbeitsrechtlichen<br />
Grundbewertung ab. Mit an<strong>de</strong>ren<br />
Worten: „Hält“ das unentgeltliche Einfühlungsverhältnis<br />
auf <strong>de</strong>r arbeitsrechtlichen<br />
Seite, so sind diese Personen bei<br />
Lohnsteuer und Sozialversicherung zu<br />
ignorieren.<br />
Der Pflichtpraktikant<br />
„Ich brauche ein Praktikum als Vorbereitung<br />
für meinen Beruf.“ Wenn diese<br />
Aussage Ausgangspunkt für eine Praktikantenbeschäftigung<br />
ist, kann nicht ohne<br />
Weiteres daraus geschlossen wer<strong>de</strong>n,<br />
dass es sich dann um ein sogenanntes<br />
Pflicht praktikum han<strong>de</strong>lt. Darin waren<br />
sich die Experten einig: Sobald es um die<br />
rechtliche Bewertung von Praktikanten<br />
geht, ist zunächst stets festzustellen,<br />
ob es sich um ein Praktikum han<strong>de</strong>lt,<br />
das in einer schulischen o<strong>de</strong>r universitären<br />
Ausbildungsordnung zwingend<br />
als Voraussetzung für einen bestimmten<br />
Abschluss vorgeschrieben ist. Welche<br />
Be<strong>de</strong>utung diese erste Weichenstellung<br />
im Arbeitsrecht hat, erläutert Tillmanns<br />
wie folgt: „Im Fall eines vorgeschriebenen<br />
Praktikums han<strong>de</strong>lt es sich we<strong>de</strong>r<br />
um ein Arbeits- noch um ein Berufsausbildungsverhältnis<br />
und auch nicht um<br />
ein sonstiges Berufsbildungsverhältnis<br />
im Sinne von § 26 BBIG. Die Folge: Das<br />
„Einfühlungsverhältnisse ohne Entgelt<br />
sind rechtlich möglich, aber risikoreich.“<br />
Christoph Tillmanns, Vorsitzen<strong>de</strong>r Richter am LAG Ba<strong>de</strong>n-Württemberg<br />
Arbeitsrecht fin<strong>de</strong>t dann keine Anwendung.<br />
Es han<strong>de</strong>lt sich damit um einen<br />
Dienstvertrag eigener Art, <strong>de</strong>ssen Inhalt<br />
sich allein nach <strong>de</strong>m Praktikumsvertrag<br />
richtet.“ Dadurch, so Tillmanns, sei auch<br />
für diese Praktikantenverträge ein Entgelt<br />
nicht zwingend vorgeschrieben.<br />
Tief durchatmen muss man allerdings,<br />
wenn man sich <strong>de</strong>r Kategorie <strong>de</strong>r echten<br />
Pflichtpraktikanten von <strong>de</strong>r Seite<br />
<strong>de</strong>r Sozialversicherung nähert. Wie hier<br />
Praktika, die aufgrund einer vorgeschriebenen<br />
Ausbildungs- o<strong>de</strong>r Prüfungsordnung<br />
abgeleistet wer<strong>de</strong>n, zu beurteilen<br />
sind, wird von Beitragsspezialist Stefan<br />
Sieben erläutert. Er stellt zunächst klar,<br />
dass hier die arbeitsrechtliche Begriffswelt<br />
nicht immer <strong>de</strong>ckungsgleich mit<br />
<strong>de</strong>m sozialversicherungsrechtlichen<br />
Beschäftigungsbegriff ist, son<strong>de</strong>rn eigenständig<br />
zu beurteilen ist. Wer<strong>de</strong>n<br />
berufliche Kenntnisse, Fertigkeiten o<strong>de</strong>r<br />
Erfahrungen im Rahmen betrieblicher<br />
„Der beitragsrechtliche Beschäftigungsbegriff<br />
ist eigenständig zu prüfen.“<br />
Stefan Sieben, Beitragsspezialist, Verband <strong>de</strong>r Angestelltenkrankenkassen<br />
Berufsbildung erworben, erläutert Sieben,<br />
liegt stets eine Beschäftigung im<br />
Sinne <strong>de</strong>r Sozialversicherung vor. Für die<br />
Entgeltabrechnung heißt dies zunächst,<br />
dass bei einem Pflichtpraktikanten die<br />
Versicherungsfreiheit als geringfügig<br />
Beschäftigter ausgeschlossen ist, insbeson<strong>de</strong>re<br />
keine Einstufung als kurzfristig<br />
Beschäftigter erfolgen kann und somit<br />
eine Verbeitragung erfolgen muss, selbst<br />
wenn ein Praktikum weniger als zwei<br />
Monate läuft.<br />
Hat aber nicht die arbeitsrechtliche<br />
Betrachtung bei <strong>de</strong>n Pflichtpraktikanten<br />
ergeben, dass diese auch ohne Entgeltanspruch<br />
beschäftigt wer<strong>de</strong>n können?<br />
Anlass für Sieben, auf eine weitere Spezialität<br />
<strong>de</strong>s Sozialversicherungsrechts<br />
aufmerksam zu machen. Fällt nämlich<br />
eine Beschäftigung unter <strong>de</strong>n speziellen<br />
sozialversicherungsrechtlichen Begriff<br />
<strong>de</strong>r „betrieblichen Berufsbildung“, so<br />
sind vom Arbeitgeber hier nicht nur die<br />
vollen Sozialversicherungsbeiträge zu<br />
zahlen, wenn das monatliche Entgelt<br />
nicht mehr als 325 Euro pro Monat beträgt.<br />
Vielmehr müssen auch bei einer<br />
unentgeltlichen Beschäftigung, Beiträge<br />
auf <strong>de</strong>r Grundlage eines fiktiven Min<strong>de</strong>stentgelts<br />
(ein Prozent <strong>de</strong>r Bezugsgröße)<br />
abgeführt wer<strong>de</strong>n. Schließlich zaubert<br />
06 / 12 personalmagazin
Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an thomas.muschiol@personalmagazin.<strong>de</strong><br />
68<br />
PRAKTIKA<br />
Sieben noch eine letzte Beson<strong>de</strong>rheit<br />
aus <strong>de</strong>m Hut: Diese besteht darin, dass<br />
die Sozialversicherung im Bereich <strong>de</strong>r<br />
Pflichtpraktikanten noch Differenzierungen<br />
nach <strong>de</strong>r Art <strong>de</strong>s Praktikums<br />
vornimmt und dabei zwischen Vor-, Nachund<br />
Zwischenpraktikum unterschei<strong>de</strong>t<br />
(vergleiche Tabelle unten).<br />
Klare Rechtslage im Lohnsteuerrecht<br />
Über die Differenzierungen bei <strong>de</strong>n<br />
Praktikantenarten braucht sich aus<br />
lohnsteuerrechtlicher Sicht dagegen niemand<br />
Gedanken machen. Steuerberater<br />
Andreas Sprenger verweist hier auf eine<br />
klare Rechtslage, bei <strong>de</strong>r allein die Frage<br />
entschei<strong>de</strong>nd ist, ob ein Entgelt gezahlt<br />
wird. Ist dies <strong>de</strong>r Fall, so gelten für alle<br />
Praktikantenarten die allgemeinen steuerlichen<br />
Arbeitnehmerregelungen zum<br />
Lohnsteuerabzug.<br />
Dass es in <strong>de</strong>r Praxis tatsächlich aber<br />
nur selten zu einer Steuerbelastung<br />
kommt, erklärt Sprenger damit, dass,<br />
auch wenn die meisten Praktikanten<br />
mit <strong>de</strong>r ungünstigen Steuerklasse eins<br />
abgerechnet wer<strong>de</strong>n, die Praktikantenvergütungen<br />
aufgrund <strong>de</strong>r allgemeinen<br />
Freibeträge min<strong>de</strong>stens bis 856 Euro<br />
steuerfrei bleiben.<br />
Apropos Praktikantenvergütung:<br />
Nicht selten wird fleißigen Praktikanten<br />
mit Bedauern mitgeteilt, dass man ihnen<br />
gerne auf freiwilliger Basis einen<br />
Anerkennungsbetrag zahlen wür<strong>de</strong>,<br />
dies wegen <strong>de</strong>s Verwaltungsaufwands<br />
jedoch lei<strong>de</strong>r nicht möglich sei, da man<br />
dann extra eine Entgeltabrechnung anlegen<br />
müsse. Diesen Einwand will Sprenger<br />
nicht ohne Weiteres gelten lassen.<br />
Schließlich seien die allgemeinen Steuerberfreiungen<br />
auch für Praktikanten<br />
Praktikantenbeurteilung in <strong>de</strong>r Sozialversicherung<br />
Wer Praktikanten beschäftigt, muss wissen, ob es sich um ein Pflichtpraktikum<br />
han<strong>de</strong>lt, und in bestimmten Fällen auch dann Beiträge abführen, wenn für das<br />
Praktikum kein Engelt gezahlt wird.<br />
Bezeichnung Beschreibung Beiträge ohne Arbeitsentgelt<br />
Vorpraktikant<br />
Zwischenpraktikant<br />
Nachpraktikant<br />
Duale Stu<strong>de</strong>nten<br />
in <strong>de</strong>r Praxisphase<br />
Versicherungspflicht, wenn praktische<br />
Tätigkeit in einer Studienordnung als<br />
Voraussetzung für die Studienaufnahme<br />
vorgeschrieben ist<br />
Versicherungsfreiheit, unabhängig von Dauer<br />
und Verdienst, wenn die Zwischenpraktikanten<br />
immatrikuliert sind<br />
Versicherungspflicht, wenn praktische<br />
Tätigkeit in einer Studien- o<strong>de</strong>r Prüfungsordnung<br />
für die Zeit nach Abschluss <strong>de</strong>s Studiums<br />
vorgeschrieben ist<br />
Teilnehmer an dualen Studiengängen gelten<br />
generell als Auszubil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>. Versicherungspflicht<br />
besteht in allen Versicherungszweigen<br />
ja<br />
nein<br />
ja<br />
ja<br />
anwendbar. Gera<strong>de</strong> bei Schul- o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren<br />
Kurzpraktikanten, so Sprenger, kann<br />
man so mit einer Sachzuwendung bis 44<br />
„Steuerbefreiungen können bei <strong>de</strong>r<br />
Praktikantenbelohnung nützlich sein.“<br />
Andreas Sprenger, Steuerberater und Spezialist für Entgeltabrechnung<br />
Euro <strong>de</strong>n Einsatz <strong>de</strong>s Praktikanten anerkennen,<br />
ohne aufwendig eine Lohnabrechnung<br />
installieren zu müssen.<br />
Ausnahme von <strong>de</strong>r Ausnahme<br />
Arbeitsrechtlich muss man bei vorgeschriebenen<br />
Praktika aber sehr genau<br />
hinschauen, meint Tillmanns und weist<br />
darauf hin, dass es noch eine spezielle<br />
Kategorie gibt, nämlich Praktikanten,<br />
bei <strong>de</strong>nen es um die Vermittlung weiterer<br />
berufspraktischer Kenntnisse geht,<br />
so beispielsweise Erzieher im Anerkennungsjahr.<br />
Hierin sieht das Arbeitsrecht,<br />
an<strong>de</strong>rs als bei <strong>de</strong>n echten Pflichtpraktikanten,<br />
ein Ausbildungsverhältnis<br />
im Sinne <strong>de</strong>s Berufsbildungsgesetzes.<br />
Wichtigste Folgen dieser Differenzierung<br />
sind: Unentgeltliche Beschäftigungen,<br />
die unter das BBiG fallen, sind unzulässig,<br />
<strong>de</strong>nn die Vorschriften <strong>de</strong>s BBiG sind<br />
nach § 25 BBiG unabdingbar, also auch<br />
<strong>de</strong>r Vergütungsanspruch. Außer<strong>de</strong>m ist<br />
bei Geltung <strong>de</strong>s BBIG nach Ablauf <strong>de</strong>r<br />
Probezeit die or<strong>de</strong>ntliche Kündigung<br />
ausgeschlossen, <strong>de</strong>r Praktikantenvertrag<br />
kann dann nur im Rahmen einer<br />
fristlosen Kündigung nach § 22 BBIG<br />
been<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n.<br />
Der hausgemachte Praktikant<br />
Wie aber sieht die rechtliche Beurteilung<br />
von Personen aus, die aus unterschiedlichen<br />
Grün<strong>de</strong>n und ohne eine ausdrückliche,<br />
aus <strong>de</strong>r Ausbildung resultieren<strong>de</strong><br />
Verpflichtung eingestellt wer<strong>de</strong>n? Hier<br />
waren sich die Experten zunächst einig,<br />
je<strong>de</strong>nfalls soweit für diese Praktika ein<br />
Entgelt vereinbart wird. Diese Kandidaten<br />
sind dann unabhängig von ihrer<br />
personalmagazin 06 / 12
RECHT<br />
PRAKTIKA<br />
69<br />
Bezeichnung als Arbeitnehmer einzustufen<br />
und wie ein solcher auch lohnsteuer-<br />
und beitragsrechtlich zu behan<strong>de</strong>ln,<br />
wenngleich auch hier Ausweichmöglichkeiten<br />
auf die Vorschriften <strong>de</strong>r geringfügigen<br />
Beschäftigung möglich sind.<br />
Munter wur<strong>de</strong> die Diskussion allerdings<br />
dann bei <strong>de</strong>r Frage, ob auch mit<br />
diesen Personen wie bei <strong>de</strong>n Pflichtpraktikanten<br />
vereinbart wer<strong>de</strong>n kann, dass<br />
kein Entgelt gezahlt wer<strong>de</strong>n soll.<br />
Probleme kann hier das Arbeitsrecht<br />
bereiten. Oftmals, so gibt Tillmanns zu<br />
be<strong>de</strong>nken, könne die Grenze zum sogenannten<br />
Lohnwucher nach § 138 BGB<br />
überschritten wer<strong>de</strong>n. Er rät, statt<strong>de</strong>ssen<br />
einen Hospitationsvertrag zu schließen,<br />
bei <strong>de</strong>m <strong>de</strong>r Vertragspartner <strong>de</strong>s Unternehmers<br />
gera<strong>de</strong> keine Arbeitsleistung<br />
zu erbringen hat, weil er nur hospitiert<br />
und nicht <strong>de</strong>m Weisungsrecht unterliegt.<br />
Hier ist es zulässig, solch eine Anwesenheit<br />
- aber eben keine Beschäftigung -<br />
auch ohne Vergütung zu vereinbaren.<br />
Aber auch hier bleibt seine generelle<br />
Warnung bestehen: Wenn sich im Streitfall<br />
ergibt, dass tatsächlich eine nicht<br />
unwesentliche Arbeitsleistung erbracht<br />
wur<strong>de</strong>, nützt auch die beste schriftliche<br />
Vertragsformulierung nichts.<br />
Der Schülerjob und das Werkstu<strong>de</strong>ntenprivileg<br />
Die richtige Einstufung in <strong>de</strong>r Sozialversicherung ist kompliziert. So spricht man<br />
vom Werkstu<strong>de</strong>ntenprivileg o<strong>de</strong>r auch von <strong>de</strong>r 20-Stun<strong>de</strong>n-Theorie. Das Werkstu<strong>de</strong>ntenprivileg<br />
gilt nur in Kranken-, Pflege- und Arbeitslosenversicherung, nicht<br />
jedoch in <strong>de</strong>r Rentenversicherung.<br />
Bezeichnung<br />
Schülerjob allgemein<br />
Job nach Abitur/<br />
Schulentlassung<br />
Stu<strong>de</strong>nt<br />
Semesterferien<br />
Stu<strong>de</strong>nt<br />
Vorlesungszeit<br />
Doktorand<br />
Diplomand<br />
Beschreibung<br />
Joben<strong>de</strong> und duale Stu<strong>de</strong>nten<br />
Schließlich befasste sich die Expertenrun<strong>de</strong><br />
noch mit <strong>de</strong>r Stu<strong>de</strong>ntenbeschäftigung,<br />
soweit diese außerhalb eines<br />
Praktikums ausgeübt wird. Arbeitsrechtlich<br />
gesehen, so Tillmanns, sind<br />
Stu<strong>de</strong>nten in diesem Fall zu behan<strong>de</strong>ln<br />
wie alle an<strong>de</strong>ren Arbeitnehmer. Insbeson<strong>de</strong>re<br />
sei <strong>de</strong>r Umstand, dass es sich<br />
um einen Stu<strong>de</strong>nten han<strong>de</strong>lt, kein sachlicher<br />
Grund, das Arbeitsverhältnis zu<br />
befristen. Eine wichtige Ausnahme sei<br />
aber zu beachten: Arbeitet ein Werkstu<strong>de</strong>nt<br />
in <strong>de</strong>n Semesterferien Vollzeit,<br />
könne das Arbeitsverhältnis für diese<br />
Zeit aus Grün<strong>de</strong>n, die in <strong>de</strong>r Person <strong>de</strong>s<br />
Arbeitnehmers liegen befristet wer<strong>de</strong>n.<br />
Das Stichwort Werkstu<strong>de</strong>nt war wie<strong>de</strong>rum<br />
Anlass für Beitragsspezialist<br />
Sieben auf die sozialversicherungsrechtliche<br />
Seite <strong>de</strong>r Stu<strong>de</strong>ntenbeschäftigung<br />
hinzuweisen, da hier eine nicht unkomplizierte<br />
Differenzierung zu beachten ist<br />
(vergleiche Tabelle auf dieser Seite).<br />
Teilnehmer an dualen Studiengängen,<br />
so konnte Sieben aktuell berichten, sind<br />
vom Gesetzgeber einem Auszubil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n<br />
gleichgestellt und somit (auch bei unentgeltlicher<br />
Tätigkeit) uneingeschränkt<br />
versicherungspflichtig.<br />
Lei<strong>de</strong>r kann jedoch <strong>de</strong>r Praxis nicht<br />
erspart wer<strong>de</strong>n, dass diese Einstufung<br />
wie<strong>de</strong>rum arbeitsrechtlich ohne Be<strong>de</strong>utung<br />
ist. Dazu Tillmanns: „Nach <strong>de</strong>r<br />
Rechtsprechung <strong>de</strong>s BAG sind duale<br />
Stu<strong>de</strong>nten auch in <strong>de</strong>r Praxisphase we-<br />
Dem Grun<strong>de</strong> nach besteht Versicherungspflicht.<br />
Versicherungsfreiheit bei Minijob (Beschäftigung mit einem Arbeitsentgelt<br />
von nicht mehr als Euro 400 monatlich) o<strong>de</strong>r kurzfristiger Beschäftigung<br />
(im Voraus auf nicht mehr als zwei Monate o<strong>de</strong>r 50 Arbeitstage befristete<br />
Beschäftigung).<br />
Dem Grun<strong>de</strong> nach besteht Versicherungspflicht.<br />
Versicherungsfreiheit bei Minijob o<strong>de</strong>r kurzfristiger Beschäftigung<br />
Kurzfristige Beschäftigung mit mehr als 400 Euro kann als berufsmäßige<br />
Beschäftigung <strong>de</strong>r Versicherungspflicht unterliegen, wenn feststeht, dass im<br />
Anschluss an die kurzfristige Beschäftigung eine reguläre Beschäftigung o<strong>de</strong>r<br />
ein Ausbildungsverhältnis, <strong>de</strong>r freiwillige Wehrdienst o<strong>de</strong>r ein Freiwilligendienst<br />
nach JFDG o<strong>de</strong>r BFDG aufgenommen wird.<br />
Es besteht – ohne Rücksicht auf die Dauer <strong>de</strong>r Beschäftigung, die wöchentliche<br />
Arbeitszeit und die Höhe <strong>de</strong>s Arbeitsentgelts – Versicherungsfreiheit in<br />
<strong>de</strong>r Kranken-, Pflege- und Arbeitslosenversicherung.<br />
Versicherungsfreiheit in <strong>de</strong>r Kranken-, Pflege- und Arbeitslosenversicherung<br />
im Rahmen <strong>de</strong>r 20-Stun<strong>de</strong>n-Theorie. Bei Überschreiten <strong>de</strong>r 20-Stun<strong>de</strong>n-<br />
Grenze besteht gleichwohl Versicherungsfreiheit, wenn die wöchentliche<br />
Dauer <strong>de</strong>r Erwerbstätigkeit geringer ist als die Zeit, die für ein ordnungsgemäßes<br />
Studium benötigt wird, und außer<strong>de</strong>m die Lage <strong>de</strong>r einzelnen<br />
Beschäftigungszeiten <strong>de</strong>n Erfor<strong>de</strong>rnissen <strong>de</strong>s Studiums angepasst ist.<br />
Versicherungspflicht, da ein Doktorand nicht mehr als Stu<strong>de</strong>nt gilt. Deshalb<br />
keine Anwendung <strong>de</strong>r 20-Stun<strong>de</strong>n-Theorie.<br />
Gilt we<strong>de</strong>r als Beschäftigung noch als Praktikum. Deshalb keine Versicherungs-<br />
o<strong>de</strong>r Beitragspflicht.<br />
<strong>de</strong>r Auszubil<strong>de</strong>n<strong>de</strong> noch Arbeitnehmer,<br />
sodass sich Vergütung, Entgeltfortzahlung<br />
und Urlaub allein nach <strong>de</strong>n Vereinbarungen<br />
im Vertrag richten.“<br />
Wenig Hoffnung auf eine einheitliche<br />
Betrachtung <strong>de</strong>s dualen Stu<strong>de</strong>nten macht<br />
Tillmanns dann mit seiner Schlussbemerkung:<br />
Er weist darauf hin, dass man<br />
diese Spezies auch als arbeitnehmerähnlich<br />
Beschäftigte ansehen könnte, sodass<br />
zumin<strong>de</strong>st die Gesetze, die auch diesen<br />
Personenkreis erfassen (zum Beispiel:<br />
AGG, FamPflZG, BUrlG), anzuwen<strong>de</strong>n<br />
sind. Aber das ist eine an<strong>de</strong>re Geschichte,<br />
von <strong>de</strong>r im Personalmagazin <strong>de</strong>mnächst<br />
zu lesen sein wird.<br />
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70<br />
VERTRAGSRECHT<br />
Der Zwickmühle entgehen<br />
GESTALTUNG. Richtig formuliert können Arbeitgeber zugleich vom Vorteil <strong>de</strong>s<br />
Weisungsrechts und <strong>de</strong>r Vertragsfreiheit profitieren. Ein Haken bleibt aber.<br />
Von Martin Römermann<br />
Da auch im Arbeitsrecht <strong>de</strong>r<br />
Grundsatz <strong>de</strong>r Vertragsfreiheit<br />
gilt, hat <strong>de</strong>r Gesetzgeber in<br />
§ 105 Satz 1 Gewerbeordnung<br />
(GewO) festgehalten, dass Arbeitgeber<br />
und Arbeitnehmer <strong>de</strong>n konkreten Inhalt<br />
<strong>de</strong>s Arbeitsvertrags frei vereinbaren<br />
können. § 106 Satz 1 GewO billigt<br />
<strong>de</strong>m Arbeitgeber sogar zu, Zeit, Ort und<br />
Inhalt <strong>de</strong>r Arbeitsleistung näher zu bestimmen,<br />
wenn <strong>de</strong>r Arbeitsvertrag, eine<br />
Betriebsvereinbarung, <strong>de</strong>r Tarifvertrag<br />
o<strong>de</strong>r gesetzliche Vorschriften seinen<br />
insoweit bestehen<strong>de</strong>n Ermessensspielraum<br />
nicht beschränken. Zahlreiche Vorgaben<br />
<strong>de</strong>r Rechtsprechung relativieren<br />
jedoch die Begriffe „Weisungsrecht“ und<br />
„Vertragsfreiheit“. Wer <strong>de</strong>r sich daraus<br />
entstehen<strong>de</strong>n Zwickmühle entgehen<br />
will, sollte mit <strong>de</strong>n wichtigsten dieser<br />
Vorgaben vertraut sein.<br />
Das Weisungsrecht ist bei weiten Tätigkeits<strong>de</strong>finitionen am weitesten.<br />
Die isolierte Sicht <strong>de</strong>s § 106 GewO<br />
Än<strong>de</strong>rungen von Arbeitsbedingungen<br />
könnten auf <strong>de</strong>n ersten Blick recht einfach<br />
sein. § 106 Satz 1 GewO regelt,<br />
dass <strong>de</strong>r Arbeitgeber einseitig Zeit, Ort<br />
und Inhalt <strong>de</strong>r Arbeitsleistung unter bestimmten<br />
Voraussetzungen (lesen Sie<br />
dazu <strong>de</strong>n Kas ten auf Seite 71) verbindlich<br />
festlegen kann. Die Ausübung <strong>de</strong>s<br />
arbeitgeberseitigen Direktionsrechts<br />
unterliegt damit eigentlich einer bloßen<br />
Ausübungskontrolle hinsichtlich <strong>de</strong>r<br />
Einhaltung <strong>de</strong>s sogenannten billigen<br />
Ermessens nach § 315 Abs. 3 BGB. Der<br />
Arbeitgeber legt dabei die Umstän<strong>de</strong>, Erwägungen<br />
und betrieblichen Ursachen<br />
seiner Versetzungsentscheidung dar.<br />
Diese wer<strong>de</strong>n mit <strong>de</strong>n vom Arbeitnehmer<br />
genannten Gegenargumenten in<br />
Relation gestellt und eine Abwägung <strong>de</strong>r<br />
gegenseitigen Interessen vorgenommen.<br />
Auf <strong>de</strong>n ersten Blick ist dies Anlass, die<br />
Bedingungen über Arbeitsort und Arbeitstätigkeit<br />
gera<strong>de</strong> nicht vertraglich zu<br />
fixieren, da durch § 106 GewO dann gewährleistet<br />
ist, dass <strong>de</strong>r Arbeitgeber flexibel<br />
und situativ Än<strong>de</strong>rungen über sein<br />
Direktionsrecht herbeiführen kann.<br />
Erste Einschränkung: Nachweisgesetz<br />
Dem Arbeitgeber wird jedoch durch<br />
das sogenannte „Nachweisgesetz“<br />
(NachwG) auferlegt, zumin<strong>de</strong>st <strong>de</strong>n Arbeitsort,<br />
die Art <strong>de</strong>r Tätigkeit und die<br />
vereinbarte Arbeitszeit schriftlich nie<strong>de</strong>rzulegen<br />
(§ 2 Abs. 1 Nr. 4, 5 und 7<br />
Nachweisgesetz). Nicht umsonst weist<br />
§ 105 Satz 2 GewO darauf hin, dass<br />
ungeachtet <strong>de</strong>r in Satz 1 festgehaltenen<br />
Vertragsfreiheit für wesentliche<br />
Vertragsbedingungen die gesetzliche<br />
Nachweispflicht gilt. Daraus ergibt sich<br />
folgen<strong>de</strong> Gefahr für <strong>de</strong>n Arbeitgeber:<br />
Legt er sich aufgrund <strong>de</strong>r Anfor<strong>de</strong>rungen<br />
<strong>de</strong>s Nachweisgesetzes auf bestimmte<br />
konkrete Arbeitsbedingungen vertraglich<br />
fest, kann er die Vorteile <strong>de</strong>s weiten<br />
Direktionsrechts aus § 106 Satz 1 GewO<br />
personalmagazin 06 / 12
RECHT<br />
VERTRAGSRECHT<br />
71<br />
eventuell nicht mehr unmittelbar nutzen,<br />
son<strong>de</strong>rn könnte gezwungen sein, die begehrte<br />
Flexibilität aufzugeben o<strong>de</strong>r durch<br />
sogenannte Versetzungsklauseln wie<strong>de</strong>r<br />
zurückzugewinnen. Daran schließt sich<br />
aber eine weitere Gefahr an, weil sich die<br />
Wirksamkeit von Versetzungsklauseln<br />
wie<strong>de</strong>rum an <strong>de</strong>n hohen Anfor<strong>de</strong>rungen<br />
einer sogenannten Inhaltskontrolle anhand<br />
<strong>de</strong>r Allgemeinen Geschäftsbedingungen<br />
(AGB) orientiert.<br />
Zweite Einschränkung: AGB-Kontrolle<br />
Lange haben sich Rechtsprechung und<br />
Literatur anlässlich <strong>de</strong>r Einführung <strong>de</strong>r<br />
sogenannten AGB-Kontrolle (§§ 305 ff.<br />
BGB) auf Arbeitsverträge mit Inkrafttreten<br />
<strong>de</strong>r Schuldrechtsreform zum 1. Januar<br />
2002 ausschließlich auf die Frage<br />
konzentriert, ob die in einer sogenannten<br />
Versetzungsklausel vereinbarten Direktionsrechte<br />
auch bei Anwendung <strong>de</strong>s<br />
Prüfungsmaßstabs <strong>de</strong>r AGB-Inhaltskontrolle<br />
<strong>de</strong>s § 307 Abs 1 Satz 1 BGB zulässig<br />
sind. Die vom Gesetzgeber vorgesehene<br />
Grundregel <strong>de</strong>s § 106 Satz 1 GewO<br />
schien beinahe unbeachtlich. Schließlich<br />
Das Direktionsrecht und seine Grenzen<br />
RECHTSQUELLE<br />
In <strong>de</strong>r Gewerbeordnung (GewO) ist das Weisungs- und Gestaltungsrecht <strong>de</strong>s<br />
Arbeitgebers beschrieben, auch wenn man es dort nicht auf Anhieb vermutet.<br />
§ 106 GewO Weisungsrecht <strong>de</strong>s Arbeitgebers<br />
Der Arbeitgeber kann Inhalt, Ort und Zeit <strong>de</strong>r Arbeitsleistung nach billigem Ermessen<br />
näher bestimmen, soweit diese Arbeitsbedingungen nicht durch <strong>de</strong>n Arbeitsvertrag,<br />
Bestimmungen einer Betriebsvereinbarung, eines anwendbaren Tarifvertrags o<strong>de</strong>r<br />
gesetzliche Vorschriften festgelegt sind. Dies gilt auch hinsichtlich <strong>de</strong>r Ordnung und<br />
<strong>de</strong>s Verhaltens <strong>de</strong>r Arbeitnehmer im Betrieb. Bei <strong>de</strong>r Ausübung <strong>de</strong>s Ermessens hat <strong>de</strong>r<br />
Arbeitgeber auch auf Behin<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>s Arbeitnehmers Rücksicht zu nehmen.<br />
§ 105 GewO Gestaltungsrecht <strong>de</strong>s Arbeitgebers<br />
Arbeitgeber und Arbeitnehmer können Abschluss, Inhalt und Form <strong>de</strong>s Arbeitsvertrags<br />
frei vereinbaren, soweit nicht zwingen<strong>de</strong> gesetzliche Vorschriften, Bestimmungen eines<br />
anwendbaren Tarifvertrags o<strong>de</strong>r einer Betriebsvereinbarung entgegenstehen. Soweit die<br />
Vertragsbedingungen wesentlich sind, richtet sich ihr Nachweis nach <strong>de</strong>n Bestimmungen<br />
<strong>de</strong>s Nachweisgesetzes.<br />
habe <strong>de</strong>r Arbeitgeber sich im Arbeitsvertrag<br />
mit Vereinbarung einer Arbeitsbedingung<br />
abweichend festgelegt und<br />
§ 106 Satz 1 GewO selbstverschul<strong>de</strong>t eingeschränkt.<br />
In seinen Entscheidungen<br />
vom 9. Mai 2006, Az. 9 AZR 424/05 und<br />
13. März 2007, Az. 9 AZR 433/06 ließ<br />
das BAG für eine arbeitsvertragliche<br />
Festlegung einer Arbeitsbedingung bereits<br />
ausreichen, dass eine bestimmte<br />
Arbeitsbedingung im Arbeitsvertrag<br />
benannt war, das heißt schriftlich nie<strong>de</strong>rgelegt<br />
wur<strong>de</strong>. Es spielte noch nicht<br />
einmal eine Rolle, ob <strong>de</strong>r arbeitsvertraglich<br />
vorgesehene Versetzungsvorbehalt<br />
inhaltlich <strong>de</strong>r Vorgabe <strong>de</strong>s Gesetzgebers<br />
in § 106 Satz 1 GewO entsprach. Wer<br />
über die Nie<strong>de</strong>rschrift <strong>de</strong>r Arbeitsbedingungen<br />
im Arbeitsvertrag hinaus Flexibilität<br />
erreichen wollte, musste immer<br />
einen Versetzungsvorbehalt dazu formulieren,<br />
<strong>de</strong>r jedwe<strong>de</strong>r Inhaltskontrolle<br />
standzuhalten hatte.<br />
In seinen jüngeren Entscheidungen<br />
vom 25. August 2010, Az. 10 AZR 275/09<br />
und 19. Januar 2011, Az. 10 AZR 738/09<br />
hat das BAG diesen Fokus <strong>de</strong>utlich verschoben.<br />
Bevor man eine <strong>de</strong>taillierte<br />
AGB-Inhaltskontrolle <strong>de</strong>r arbeitsvertraglich<br />
geregelten Versetzungsklausel<br />
durchführt, müsse erst festgestellt wer<strong>de</strong>n,<br />
ob es dieser Versetzungsklausel<br />
überhaupt bedürfe. Habe <strong>de</strong>r Arbeitgeber<br />
nämlich die in § 106 GewO normierten<br />
Direktionsmöglichkeiten vertraglich<br />
nicht festgehalten, könne er das Direktionsrecht<br />
im Rahmen <strong>de</strong>r bestehen<strong>de</strong>n<br />
gesetzlichen Grenzen weiterhin vollumfänglich<br />
aus üben. Das Weisungsrecht<br />
besteht in <strong>de</strong>n Grenzen <strong>de</strong>r arbeitsvertraglichen<br />
Vereinbarungen. Je weiter diese<br />
Vereinbarungen gefasst sind, <strong>de</strong>sto<br />
weiter geht auch das Direktionsrecht.<br />
Vertragliche Vermeidungsstrategie<br />
Daher wird bei <strong>de</strong>r zukünftigen Gestaltung<br />
eines Arbeitsvertrags primär<br />
darauf zu achten sein, die arbeitsvertragliche<br />
Festlegung auf Zeit, Ort und Inhalt<br />
<strong>de</strong>s Arbeitsverhältnisses weitgehend zu<br />
vermei<strong>de</strong>n. Statt<strong>de</strong>ssen sollte <strong>de</strong>r Arbeitgeber<br />
<strong>de</strong>utlich zum Ausdruck bringen,<br />
dass er sein ihm kraft <strong>de</strong>s Arbeitsvertrags<br />
zustehen<strong>de</strong>s Direktionsrecht vorerst<br />
und nur vorübergehend ausübt,<br />
beziehungsweise nur die aktuellen Arbeitsbedingungen<br />
entsprechend <strong>de</strong>n Anfor<strong>de</strong>rungen<br />
<strong>de</strong>s NachwG nie<strong>de</strong>rlegt.<br />
Damit wahrt <strong>de</strong>r Arbeitgeber das gesetzliche<br />
Transparenzgebot (§ 307 Abs.<br />
1 Satz 2 BGB) und das Verbot überraschen<strong>de</strong>r<br />
Klauseln (§ 305 c Abs. 1 BGB).<br />
Wichtig ist dies vor allem bei <strong>de</strong>r Bestimmung<br />
<strong>de</strong>s Einsatzorts. Hier sollte <strong>de</strong>m<br />
Arbeitnehmer ver<strong>de</strong>utlicht wer<strong>de</strong>n, dass<br />
keine vertragliche Beschränkung auf einen<br />
bestimmten Arbeitsort gewollt ist.<br />
Auf die Wirksamkeit eines zusätzlichen<br />
Versetzungsvorbehalts kommt es nach<br />
<strong>de</strong>m BAG bei Nichtbestehen einer vertraglichen<br />
Einschränkung <strong>de</strong>s § 106 Satz<br />
1 GewO nicht an.<br />
Die Nachteile vertraglicher Festlegung<br />
Kommt man bei Auslegung <strong>de</strong>s Arbeitsvertrags<br />
hingegen zu <strong>de</strong>m Ergebnis,<br />
dass die Parteien eine Arbeitsvertragsbestimmung<br />
nicht nur vorübergehend<br />
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72<br />
VERTRAGSRECHT<br />
nie<strong>de</strong>rlegen, son<strong>de</strong>rn verbindlich festlegen<br />
wollten, ist <strong>de</strong>r Arbeitgeber an diese<br />
vertragliche Festlegung auch künftig<br />
gebun<strong>de</strong>n. Sein Weisungsrecht kann<br />
nur noch innerhalb dieser vertraglichen<br />
Festlegung ausgeübt wer<strong>de</strong>n. Dies lässt<br />
sich plausibel anhand <strong>de</strong>r im Arbeitsvertrag<br />
vereinbarten beruflichen Tätigkeit<br />
erläutern: Beschreibt <strong>de</strong>r Vertrag ausdrücklich<br />
ein bestimmtes Berufsbild,<br />
können jedwe<strong>de</strong> nach <strong>de</strong>r Verkehrsanschauung<br />
vom Berufsbild mit umfassten<br />
Aufgaben im Rahmen von § 106 Satz 1<br />
GewO zugewiesen wer<strong>de</strong>n. Daraus folgt<br />
auch: Wählt <strong>de</strong>r Arbeitgeber eine weite<br />
Tätigkeits<strong>de</strong>finition, hat er sich das Weisungsrecht<br />
innerhalb dieser Tätigkeit<br />
vollumfänglich aufrechterhalten.<br />
Versetzungsklausel notwendig?<br />
Spätestens wenn <strong>de</strong>r Arbeitgeber aber<br />
eine Versetzungsklausel aufnimmt, um<br />
eine arbeitsvertragliche Festlegung zu<br />
entkräften, lan<strong>de</strong>t er unweigerlich in <strong>de</strong>r<br />
mühsamen AGB-Inhaltskontrolle. Dies<br />
wäre beispielsweise immer bei einer gewünschten<br />
konzernweiten Versetzungsmöglichkeit<br />
<strong>de</strong>r Fall. Erst an dieser Stelle<br />
stellt sich also die Frage, inwieweit man<br />
eine – vertragliche o<strong>de</strong>r gesetzliche –<br />
Begrenzung <strong>de</strong>s Direktionsrechts durch<br />
eine sogenannten Versetzungsklausel,<br />
die <strong>de</strong>n Anfor<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r §§ 305 ff.<br />
BGB standhalten muss, wirksam erweitern<br />
kann.<br />
Nach § 307 Abs. 2 Nr. 1 BGB ist eine<br />
unangemessene Benachteiligung im<br />
Zweifel anzunehmen, wenn eine Bestimmung<br />
mit <strong>de</strong>n wesentlichen Grundgedanken<br />
<strong>de</strong>r gesetzlichen Regelung, von <strong>de</strong>r<br />
abgewichen wird, nicht zu vereinbaren<br />
ist. Behält sich <strong>de</strong>r Arbeitgeber beispielsweise<br />
vor, einseitig die vertraglich vereinbarte<br />
Tätigkeit unter Einbeziehung<br />
geringerwertiger Tätigkeiten än<strong>de</strong>rn zu<br />
können, scheitert seine Klausel.<br />
Nach vorzugswürdiger Ansicht setzt<br />
eine wirksame Versetzungsklausel zum<br />
Glück nicht voraus, dass in <strong>de</strong>r Klausel<br />
die möglichen Grün<strong>de</strong> für eine Versetzung<br />
genannt sind. Ob auf Arbeitgeber-<br />
seite ein Grund für eine Versetzung<br />
besteht, <strong>de</strong>r die Interessen <strong>de</strong>s Arbeitnehmers<br />
überwiegt, bleibt eine Frage<br />
<strong>de</strong>r Ausübungskontrolle. Das Transparenzgebot<br />
<strong>de</strong>s § 307 Abs. 1 Satz 2 BGB<br />
for<strong>de</strong>rt auch nicht, alle Konkretisierungen<br />
<strong>de</strong>r Arbeitspflicht vorsorglich zu<br />
regeln. Arbeitsverhältnisse entwickeln<br />
sich fließend, ebenso wie die nach <strong>de</strong>r<br />
Verkehrsanschauung zu einem Berufsbild<br />
gehören<strong>de</strong>n Aufgaben.<br />
MUSTERFORMULIERUNG<br />
Ort und Tätigkeit flexibel halten<br />
Durch kluge vertragliche Formulierungen kann <strong>de</strong>r Arbeitgeber sowohl <strong>de</strong>m Nachweisgesetz<br />
Genüge tun als auch sein Direktionsrecht sichern.<br />
Grundformulierung:<br />
Der Arbeitgeber kann gemäß § 106 GewO <strong>de</strong>n Ort <strong>de</strong>r Arbeitsleistung nach billigem Ermessen<br />
näher bestimmen, soweit diese Arbeitsbedingungen nicht durch <strong>de</strong>n Arbeitsvertrag,<br />
Bestimmungen einer Betriebsvereinbarung, eines anwendbaren Tarifvertrags o<strong>de</strong>r<br />
gesetzliche Vorschriften festgelegt sind.<br />
„Dem Arbeitnehmer wird durch <strong>de</strong>n Arbeitgeber zunächst <strong>de</strong>r Arbeitsort Berlin zugewiesen.<br />
Eine dauerhafte arbeitsvertragliche Festlegung liegt darin nicht. Das Recht <strong>de</strong>s<br />
Arbeitgebers, <strong>de</strong>m Arbeitnehmer einen an<strong>de</strong>ren Arbeitsort zuzuweisen, wird auch durch<br />
eine lang andauern<strong>de</strong> Verwendung an <strong>de</strong>mselben Arbeitsort nicht eingeschränkt.“<br />
Tätigkeitserweiternd<br />
„Der Arbeitgeber ist berechtigt, <strong>de</strong>m Arbeitnehmer aus betrieblichen Grün<strong>de</strong>n unter<br />
Wahrung <strong>de</strong>r Interessen <strong>de</strong>s Arbeitnehmers eine an<strong>de</strong>re gleichwertige Tätigkeit o<strong>de</strong>r ein<br />
an<strong>de</strong>res Arbeitsgebiet zu übertragen, soweit dies <strong>de</strong>n Fähigkeiten und Kenntnissen <strong>de</strong>s<br />
Arbeitnehmers entspricht.“<br />
Konzernabordnung<br />
„Der Arbeitnehmer ist verpflichtet, vorübergehend auch gleichwertige Tätigkeiten, die<br />
seinen Fähigkeiten und Kenntnissen entsprechen, in einem an<strong>de</strong>ren zur (…)-Gruppe<br />
gehören<strong>de</strong>n Unternehmen zu erbringen. Eine solche Abordnung hat auf die Vergütung<br />
keinen Einfluss.“<br />
Festlegung kann auch von Vorteil sein<br />
Es gibt im Übrigen auch gewichtige Argumente<br />
für <strong>de</strong>n Arbeitgeber, sich vertraglich<br />
festzulegen und bewusst auf einen<br />
weiten Spielraum im Direktionsrecht zu<br />
verzichten. Denn eine hohe Flexibilität<br />
<strong>de</strong>r Einsatzmöglichkeiten kann an an<strong>de</strong>rer<br />
Stelle einen hohen Preis haben. Spätestens<br />
bei einer Personalreduzierung<br />
und entsprechen<strong>de</strong>n betriebsbedingten<br />
Kündigungen zeigt sich die Kehrseite<br />
<strong>de</strong>r Medaille. Die mögliche Anzahl von<br />
Stellen, die <strong>de</strong>m Arbeitnehmer kraft Ausübung<br />
<strong>de</strong>s Direktionsrechts zugewiesen<br />
wer<strong>de</strong>n können, ist nämlich die Basis<br />
<strong>de</strong>r vergleichbaren Tätigkeiten bei <strong>de</strong>r<br />
Sozialauswahl. Genau diese erschwert<br />
man daher bei <strong>de</strong>r hohen Flexibilität <strong>de</strong>r<br />
Einsatzmöglichkeiten.<br />
Dr. Martin Römermann<br />
Partner bei SKW<br />
Schwarz Rechtsanwälte<br />
in Berlin<br />
personalmagazin 06 / 12
RECHT<br />
UNFALLVERSICHERUNG<br />
73<br />
Kein Grund zum Lügen<br />
bei Arbeitsunfällen<br />
KOLUMNE. Wo gehobelt wird, fallen Späne. Daher<br />
wird bei Arbeitsunfällen nicht nach <strong>de</strong>m Schuldigen<br />
gesucht. Das dient auch <strong>de</strong>m Betriebsfrie<strong>de</strong>n.<br />
Legen Sie Ihren<br />
Mitarbeitern<br />
ans Herz, bei<br />
<strong>de</strong>r Wahrheit zu<br />
bleiben.<br />
Liebe Personalexperten, haben Sie sich auch<br />
schon mal über merkwürdige Unfallmeldungen<br />
Ihrer Mitarbeiter gewun<strong>de</strong>rt? Beson<strong>de</strong>rs dann,<br />
wenn mitunter gera<strong>de</strong>zu hanebüchene Unfallabläufe<br />
zu Protokoll gegeben wer<strong>de</strong>n? So wur<strong>de</strong> mir<br />
kürzlich folgen<strong>de</strong>r Fall berichtet: Ein Bauarbeiter<br />
erklärte seinen Arbeitsunfall damit, dass ihm<br />
ein Insekt in <strong>de</strong>n Schuh gekrochen sei. Als er<br />
diesen daraufhin panisch auszog, habe sich just<br />
in diesem Augenblick ein Steinbrocken von <strong>de</strong>r<br />
Fassa<strong>de</strong> gelöst und sei ihm auf <strong>de</strong>n entblößten<br />
Zeh gefallen.<br />
Sie ahnen es: In Wirklichkeit hatte sich die<br />
Geschichte ganz an<strong>de</strong>rs abgespielt. Der Arbeitnehmer<br />
hatte nicht die von <strong>de</strong>r Berufsgenossenschaft<br />
vorgeschriebenen Sicherheitsschuhe an,<br />
und <strong>de</strong>r Stein war in Wirklichkeit ein Putzhammer,<br />
<strong>de</strong>r von einem Arbeitskollegen fahrlässigerweise<br />
vom Gerüst gestoßen wur<strong>de</strong>. „Keiner sagt,<br />
wie es wirklich passiert ist!“ So dürfte wohl<br />
die Absprache zwischen <strong>de</strong>n Arbeitskollegen<br />
gelautet haben. Die betroffenen Mitarbeiter<br />
hatten die Befürchtung, dass die Versicherung<br />
Probleme machen könnte, sollte die Wahrheit<br />
herauskommen.<br />
Allerdings ist im Recht <strong>de</strong>r gesetzlichen<br />
Unfallversicherung alles an<strong>de</strong>rs. Hier ist zunächst<br />
zu beachten, dass ein Verstoß gegen Sicherheitsvorschriften,<br />
auch wenn er noch so offensichtlich<br />
ist und ohne ihn die Verletzungen nicht aufgetreten<br />
wären, keine Min<strong>de</strong>rung, geschweige <strong>de</strong>nn einen<br />
Ausschluss von <strong>de</strong>r Versicherungsleistung nach sich<br />
Bei <strong>de</strong>r<br />
Entgeltabrechnung<br />
setze ich auf ADP.<br />
zieht. Dafür sorgt die Vorschrift <strong>de</strong>s § 7 Abs. 2 SGB<br />
VII, in <strong>de</strong>m lapidar geregelt ist: „Verbotswidriges<br />
Han<strong>de</strong>ln schließt einen Versicherungsfall nicht<br />
aus.“ Noch wichtiger ist jedoch die Vorschrift <strong>de</strong>s<br />
§ 105 SGB VII, die das normale zivilrechtliche<br />
Haftungsrecht dann ausschließt, wenn eine<br />
Verletzung auf ein fahrlässiges Han<strong>de</strong>ln eines<br />
Arbeitskollegen o<strong>de</strong>r auch <strong>de</strong>s Arbeitgebers<br />
zurückzuführen ist. Diese spezielle Enthaftungsregelung<br />
dient <strong>de</strong>m Betriebsfrie<strong>de</strong>n und verhin<strong>de</strong>rt,<br />
dass nach Arbeitsunfällen von <strong>de</strong>n Verletzten o<strong>de</strong>r<br />
<strong>de</strong>n einstehen<strong>de</strong>n Versicherungen <strong>de</strong>r „Schuldige“<br />
gesucht und bei ihm Regress genommen wird.<br />
Übrigens: Auch die im normalen Haftungsrecht<br />
gängigen Schmerzensgeldzahlungen sind<br />
aufgrund dieses beson<strong>de</strong>ren Haftungsrechts bei<br />
Arbeitsunfällen kein Thema.<br />
Sie sollten daher Ihren Mitarbeitern, beispielsweise<br />
im Rahmen einer Betriebsversammlung,<br />
ans Herz legen, bei Arbeitsunfällen bei <strong>de</strong>r<br />
Wahrheit zu bleiben. Die Sorge, keinen Versicherungsschutz<br />
zu bekommen, ist unbegrün<strong>de</strong>t.<br />
Niemand muss abenteuerliche Geschichten zum<br />
angeblichen Unfallverlauf erfin<strong>de</strong>n.<br />
Recht hätten die Mitarbeiter mit ihrer Befürchtung,<br />
wenn sich das Ganze im privaten Leben<br />
abgespielt hätte. Hier wäre <strong>de</strong>m Verletzten eine<br />
Obliegenheitsverletzung wegen seiner fehlen<strong>de</strong>n<br />
Sicherheitsschuhe zum Vorwurf gemacht wor<strong>de</strong>n<br />
und <strong>de</strong>m Arbeitskollegen hätte ein Regress<br />
gedroht, da er nach § 823 BGB einen an<strong>de</strong>ren<br />
Menschen verletzt hat.<br />
Alle Gute und bis zum nächsten Mal.<br />
Thomas Muschiol<br />
leitet das Ressort Recht im<br />
Personalmagazin.<br />
HR.Payroll.Benefits.<br />
www.<strong>de</strong>.adp.com<br />
06 / 12 personalmagazin
Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an daniela.furkel@personalmagazin.<strong>de</strong><br />
74 SELF SERVICE<br />
HR Business Phrases<br />
8 GOLDENE REGELN<br />
„external recruitment“<br />
Geht es um die Rekrutierung für internationale Abteilungen, müssen Sie zunächst<br />
<strong>de</strong>n konkreten Personalbedarf („the <strong>de</strong>partment needs someone to fill the<br />
position of …“) und die benötigten Fähigkeiten („skills required“) klären. Prüfen<br />
Sie, ob ein bestehen<strong>de</strong>r Mitarbeiter („current employee“) infrage kommt, bevor<br />
Sie die externe Personalbeschaffung („external recruitment“) anstoßen. Erstellen<br />
Sie eine Arbeitsplatzbeschreibung („create the job <strong>de</strong>scription“) und bereiten Sie<br />
<strong>de</strong>n Prozess vor („prepare the workflow“). Schließlich sollten Sie die Nutzung aller<br />
Beschaffungswege optimieren („optimise the use of all recruitment channels“).<br />
An dieser Stelle stellt Ihnen das Personalmagazin hilfreiche Re<strong>de</strong>wendungen aus <strong>de</strong>m Englischen<br />
vor. Diese sind <strong>de</strong>m <strong>Haufe</strong> Praxisratgeber „Business English für Personaler“ entnommen.<br />
www.business-english.<strong>de</strong>/personalmodul<br />
Vergütungs-Check:<br />
Das verdienen Personalberater<br />
Die Gehälter <strong>de</strong>r wichtigsten Tätigkeitsfel<strong>de</strong>r im Personalwesen stellt das<br />
Personalmagazin in Zusammenarbeit mit <strong>de</strong>m Gehaltsexperten Personalmarkt<br />
Services in je<strong>de</strong>r Ausgabe vor. Im Internet fin<strong>de</strong>n Sie eine<br />
Auflistung <strong>de</strong>r Gehälter mit Prämien und Zusatzleis tungen sowie ein Tool, mit<br />
<strong>de</strong>m Sie Ihr eigenes Gehalt prüfen können. www.personalmagazin.<strong>de</strong>/gehalt<br />
Personalberatung<br />
Firmengröße (in Mitarbeiter) Q1 Median Q3<br />
< 21 37.400 € 46.702 € 58.634 €<br />
21–50 37.429 € 45.985 € 61.697 €<br />
51–100 39.570 € 45.726 € 62.936 €<br />
100–1.000 42.681 € 49.810 € 63.567 €<br />
> 1.000 53.355 € 68.851 € 85.357 €<br />
ÜBERSICHT<br />
Sept.: Personalentwickler<br />
Okt.: Fachlicher Trainer<br />
Nov.: Persönlichkeitstrainer<br />
Dez.: Syndikus<br />
Jan.: Lohn und Gehalt<br />
Feb.: Personalmarketing<br />
März: Personalleiter<br />
April: Personalreferent<br />
Mai: Personalsachbearbeiter<br />
Juni: Personalberater<br />
Juli: Personaldisponent<br />
Aug.: Branchenvergleich<br />
Q3: oberes Quartil (25 Prozent aller Personen mit dieser Funktion verdienen mehr)<br />
Q1: unteres Quartil (25 Prozent unterschreiten diesen Betrag). Verän<strong>de</strong>rungen gegenüber<br />
<strong>de</strong>m Vorjahr (über alle Firmengrößen): plus 2,2 Prozent. Quelle: Personalmarkt, 2012<br />
Projektmanagement<br />
Die Anzahl <strong>de</strong>r Projekte steigt laufend,<br />
aber viele verlaufen nicht optimal. Die<br />
Experten <strong>de</strong>r Isgatec Aka<strong>de</strong>mie haben<br />
folgen<strong>de</strong> Regeln für ein erfolgreiches<br />
Projektmanagement erarbeitet:<br />
EINS Klären Sie Ihre Aufträge. Die Aufträge<br />
müssen klar herausgearbeitet und mit<br />
<strong>de</strong>m Auftraggeber abgestimmt wer<strong>de</strong>n.<br />
ZWEI Sichern Sie sich Unterstützung.<br />
Projekte brauchen Promotoren, sonst<br />
können sie keine Kraft entfalten.<br />
DREI Klären Sie Konflikte. Schweben<strong>de</strong><br />
Konflikte behin<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>n Projekterfolg.<br />
Dabei sollten Sie Bedürfnisse und<br />
Interessen von Projektbeteiligten o<strong>de</strong>r<br />
Betroffenen hinterfragen. Denn oft<br />
fin<strong>de</strong>n Sie Ursachen für einen Konflikt<br />
auf einer an<strong>de</strong>ren Ebene.<br />
VIER Stellen Sie Klarheit bei <strong>de</strong>n Rollen<br />
her. Die Kompetenzen, Verantwortlichkeiten<br />
und Aufgaben müssen klar<br />
<strong>de</strong>finiert und wahrgenommen wer<strong>de</strong>n.<br />
Unklarheit, mangeln<strong>de</strong> Führung und<br />
fehlen<strong>de</strong>s Rollenbewusstsein können zur<br />
Stagnation o<strong>de</strong>r zum Scheitern führen.<br />
FÜNF Erkennen Sie Hierarchien an. Es<br />
ist sinnvoll, sich die Unterstützung <strong>de</strong>r<br />
eigenen Vorgesetzten zu sichern.<br />
SECHS Üben Sie Wertschätzung. Nachvollziehbares<br />
Lob bewirkt Engagement.<br />
SIEBEN Nutzen Sie Kompetenzen. Kompetenzen<br />
und Fähigkeiten sind notwendige<br />
Ressourcen, die sinnvoll eingesetzt wer<strong>de</strong>n<br />
sollten. Ist jemand für seine Aufgabe<br />
jedoch nicht ausreichend befähigt, so<br />
erzeugt das Wi<strong>de</strong>rstän<strong>de</strong>.<br />
ACHT Denken Sie an <strong>de</strong>n Kun<strong>de</strong>n. Die<br />
Nutzer <strong>de</strong>s Projekts wollen volle Aufmerksamkeit<br />
und kompetente Ansprechpartner,<br />
interne Prozesse interessieren sie nicht.<br />
personalmagazin 06 / 12
PERSÖNLICH<br />
SELF SERVICE<br />
75<br />
Ein <strong>de</strong>utliches Plus an Inseraten<br />
Um gut 5.000 Offerten hat die Nachfrage nach Personalexperten seit<br />
En<strong>de</strong> 2011 zugelegt. Zählte <strong>de</strong>r HR-Stix im vierten Quartal 2011 noch<br />
knapp 33.500 Inserate, waren es im ersten Quartal 2012 weit über<br />
38.500 Anzeigen. Somit zeigt <strong>de</strong>r HR-Stix, für <strong>de</strong>n das Personalberatungsnetzwerk<br />
Personal Total in Zusammenarbeit mit <strong>de</strong>m Personalmagazin kontinuierlich<br />
77 Print- und Online-Stellenmärkte auswertet: Personalprofis sind so<br />
gefragt wie nie. Seit Mitte 2009 steigt die Zahl <strong>de</strong>r ausgeschriebenen Stellen<br />
kontinuierlich an. Den <strong>de</strong>taillierten HR-Stix fin<strong>de</strong>n Sie unter<br />
HR-Stix<br />
40.000<br />
35.000<br />
30.000<br />
25.000<br />
20.000<br />
15.000<br />
10.000<br />
11.785<br />
III/‘09<br />
12.177<br />
IV/‘09<br />
14.736<br />
I/‘10<br />
15.476<br />
II/‘10<br />
17.381<br />
III/‘10<br />
24.995<br />
www.haufe.<strong>de</strong>/personal<br />
Seit Mitte 2009 steigt <strong>de</strong>r Bedarf an Personalexperten fast kontinuierlich an. Nun wur<strong>de</strong><br />
ein neuer Spitzenwert erreicht. Quelle: In<strong>de</strong>x, im Auftrag von Personal Total, 2012<br />
Leitfä<strong>de</strong>n für die eigene Weiterbildung<br />
Für die Karriere wird Weiterbildung immer wichtiger. Doch wie ist das<br />
Lernen neben Beruf und Familie zu schaffen und wie lässt sich dies<br />
finanzieren? Diese Fragen stellen sich auch Personaler, wenn es um ihre<br />
eigene Weiterbildung geht. Die Stiftung Warentest hat zwei neue Leitfä<strong>de</strong>n veröffentlicht,<br />
um die Fragen zu beantworten. Im Leitfa<strong>de</strong>n „Fernunterricht“ gibt<br />
sie einen Überblick zu <strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>nen Zertifikaten. Der Leitfa<strong>de</strong>n „Weiterbildung<br />
finanzieren“ gibt Tipps für För<strong>de</strong>rmöglichkeiten.<br />
www.test.<strong>de</strong><br />
IV/‘10<br />
25.490<br />
I/‘11<br />
29.561<br />
II/‘11<br />
33.418<br />
III/‘11<br />
32.966<br />
IV/‘11<br />
38.731<br />
I/‘12<br />
Souverän verhalten<br />
Personalentwicklungsgespräche<br />
wie auch Gespräche zur Leistungsbeurteilung<br />
sind nicht nur<br />
eine Aufgabe <strong>de</strong>r Personalabteilung, HR-<br />
Experten sollten auch selbst ein solches<br />
Gespräch mit ihren Vorgesetzten führen.<br />
Und wenn sie plötzlich selbst auf <strong>de</strong>r<br />
Teilnehmerseite sitzen, sieht die Situation<br />
meist ganz an<strong>de</strong>rs aus. Till Rodheudt,<br />
Managing Director von Robert Walters<br />
Germany, gibt Tipps für das Verhalten<br />
im Gespräch.<br />
Erstens: Bereiten Sie sich gut vor,<br />
dann wer<strong>de</strong>n Sie selbstbewusster ins<br />
Gespräch gehen. Notieren Sie sich hierfür<br />
Beispiele erfolgreich absolvierter<br />
Projekte und Leistungen, die Sie im vergangenen<br />
Jahr bewiesen haben.<br />
Zweitens: Denken Sie darüber nach,<br />
was Sie in <strong>de</strong>n nächsten Jahren erreichen<br />
wollen und wie Ihr aktueller Arbeitgeber<br />
Sie darin unterstützen kann.<br />
Nehmen Sie sich die Zeit, über mögliche<br />
zusätzliche Qualifikationen, an <strong>de</strong>nen<br />
Sie interessiert sind, nachzu<strong>de</strong>nken.<br />
Drittens: Seien Sie darauf vorbereitet,<br />
dass Ihr Arbeitgeber möglicherweise<br />
nicht dazu in <strong>de</strong>r Lage sein wird, all Ihre<br />
For<strong>de</strong>rungen zu erfüllen, und <strong>de</strong>nken<br />
Sie darüber nach, was Sie bereit sind zu<br />
akzeptieren. Erwägen Sie Kompromisse,<br />
die eine Win-Win-Situation für bei<strong>de</strong> Seiten<br />
bewirken.<br />
Viertens: Sagen Sie Ihre Meinung.<br />
Wenn Sie I<strong>de</strong>en haben, die Ihre Rolle,<br />
das Team o<strong>de</strong>r einen bestimmten Prozess<br />
im Unternehmen verbessern können,<br />
dann ist dies die Chance, Ihre Meinung<br />
zu äußern. Sie sollten diese Gelegenheit<br />
nutzen, Ihr Interesse an mehr Verantwortungsübernahme<br />
auszudrücken<br />
– dies ist ein sicherer Weg, um Ihr Engagement<br />
für das Unternehmen zu zeigen.<br />
Fünftens: Bleiben Sie sachlich. Vermei<strong>de</strong>n<br />
Sie eine emotionale Sprache. Fokussieren<br />
Sie sich auf sachliche Grün<strong>de</strong>,<br />
warum Sie für eine Gehaltserhöhung<br />
o<strong>de</strong>r eine Beför<strong>de</strong>rung berücksichtigt<br />
wer<strong>de</strong>n sollten. www.robertwalters.com<br />
06 / 12 personalmagazin
Schreiben Sie uns an: redaktion@personalmagazin.<strong>de</strong><br />
76 JOBFITNESS<br />
HR-Netzwerke<br />
HR Lounge Stuttgart<br />
Ansprechpartner: Tjalf Nienaber<br />
E-Mail: tjalf@nienaber.<strong>de</strong><br />
Insgesamt 1.144 Mitglie<strong>de</strong>r aus <strong>de</strong>m Einzugsbereich<br />
rund um die ba<strong>de</strong>n-württembergische<br />
Lan<strong>de</strong>shauptstadt zählt <strong>de</strong>rzeit die HR Lounge<br />
Stuttgart. Obwohl das HR-Netzwerk erst im Dezember<br />
2011 gegrün<strong>de</strong>t wur<strong>de</strong>, hat es schon die<br />
ersten persönlichen Zusammenkünfte mit guter<br />
Resonanz gegeben. Künftige Treffen wer<strong>de</strong>n im<br />
Abstand von ein bis zwei Monaten in <strong>de</strong>r Region<br />
angeboten. Zusätzlich fin<strong>de</strong>n im Internet über<br />
die Xing-Gruppe virtuelle Zusammenkünfte statt<br />
(www.xing.com/net/hrstuttgart). Die Teilnehmer<br />
können auch regelmäßig an Webinaren zu<br />
speziellen HR- und Führungsthemen teilnehmen,<br />
die unter an<strong>de</strong>rem <strong>de</strong>r Führungskräfteentwickler<br />
Michael Kohlhaas organisiert. Die persönlichen<br />
Treffen kennzeichnen sich durch Workshops zu<br />
aktuellen Themen und ein lockeres Netzwerken.<br />
Ihre Zielsetzung liegt in erster Linie auf <strong>de</strong>m<br />
regionalen Austausch. Die Beson<strong>de</strong>rheit <strong>de</strong>s<br />
Netzwerks ist, dass es sowohl offline als auch<br />
online aktiv ist. Die Teilnahme ist kostenfrei,<br />
lediglich eine Xing-Mitgliedschaft ist erfor<strong>de</strong>rlich.<br />
Die Region um Stuttgart ist das Einzugsgebiet<br />
<strong>de</strong>r HR Lounge Stuttgart.<br />
Unterhalten auch Sie einen nicht kommerziellen<br />
Personaler-Treff und sind offen für neue<br />
Mitglie<strong>de</strong>r? Dann schreiben Sie an redaktion@<br />
personalmagazin.<strong>de</strong>, Stichwort „HR-Netze“.<br />
Wer sich weiterbil<strong>de</strong>n will, hat gute Chancen auf Unterstützung im Unternehmen.<br />
Aktiv für die Qualifizierung<br />
Dass Weiterbildung und regelmäßiges Lernen sich auf Karriere und<br />
Gehaltsentwicklung positiv auswirken, ist inzwischen durch einige<br />
Studien bestätigt. Nun hat eine Forsa-Umfrage im Auftrag <strong>de</strong>r<br />
Fernschule ILS herausgefun<strong>de</strong>n, dass im Unternehmen aktive Weiterbildungsvorschläge<br />
<strong>de</strong>r Beschäftigten gefragt sind. Das gilt auch für die Personalprofis<br />
selbst: Wer Eigeninitiative zeigt und entsprechen<strong>de</strong> Fortbildungen<br />
bei seinen Vorgesetzten offensiv anfragt, hat gute Chancen auf Unterstützung.<br />
96 Prozent <strong>de</strong>r befragten Personalchefs begrüßen selbstständige<br />
Weiterbildungsvorschläge ihrer Mitarbeiter und nur drei Prozent möchten<br />
keine individuellen Fortbildungsvorschläge bekommen. www.ils.<strong>de</strong><br />
Weiterbildung für Personalprofis<br />
COACHEN. Coaching-Metho<strong>de</strong>n beherrschen,<br />
Prozesse gestalten und<br />
mit Konflikten umgehen – all das<br />
vermittelt die Coaching-Ausbildung<br />
von Comteam. Diese ist aufgeteilt<br />
in fünf Kernkompetenzseminare<br />
(beraten und coachen, Auftragsklärung,<br />
Verhalten wahrnehmen und<br />
reflektieren, Mediation, Macht und<br />
Verantwortung) und drei Aufbaumodule.<br />
www.comteam-ag.<strong>de</strong><br />
KOMMUNIZIEREN. Personalmanager<br />
sehen sich immer wie<strong>de</strong>r herausfor<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>n<br />
Gesprächssituationen<br />
gegenüber. Dann gilt es, nicht nur<br />
das Gesprächsziel im Auge zu behalten,<br />
son<strong>de</strong>rn auch die Wertschätzung<br />
gegenüber <strong>de</strong>n Mitarbeitern.<br />
Wie dies möglich ist, vermittelt<br />
das Zweitagesseminar „In sieben<br />
Schritten zum erfolgreichen Mitarbeitergespräch“<br />
am 25. Oktober in<br />
Mannheim.<br />
www.isgatec.com<br />
ENTWICKELN. Wie sie Entwicklungsprozesse<br />
im Unternehmen aktiv<br />
gestalten und die Personalentwicklung<br />
mit <strong>de</strong>r Strategie vereinbaren,<br />
lernen die Teilnehmer <strong>de</strong>s Zweitagesseminars<br />
„Strategische Personalentwicklung“.<br />
Die Referenten<br />
vermitteln typische Aktionsfel<strong>de</strong>r<br />
und Instrumente und erläutern<br />
Maßnahmen zur Erfolgsmessung<br />
und Transfersicherung. Das Seminar<br />
fin<strong>de</strong>t vom 1. bis 2. Oktober in<br />
Münsing statt. www.die-aka<strong>de</strong>mie.<strong>de</strong><br />
personalmagazin 06 / 12
PERSÖNLICH<br />
TERMINE<br />
77<br />
Termine von Juli bis September<br />
Messen und Kongresse<br />
3. DGFP-FACHTAGUNG<br />
PERSONALDIAGNOSTIK<br />
ZUKUNFT PERSONAL 2012<br />
Persönliche Kompetenzen<br />
DIE FÜHRUNGSKRAFT ALS<br />
MEDIATOR<br />
Vermitteln<strong>de</strong> Konfl iktkompetenz<br />
zur Streitschlichtung<br />
16. und 17. August,<br />
Hamburg<br />
25. bis 27. September,<br />
Köln<br />
4. bis 6. Juli,<br />
München<br />
Deutsche Gesellschaft für<br />
Personalfürung e.V. (DGFP)<br />
Tel. 02 11 / 5 97 80<br />
www.dgfp.<strong>de</strong><br />
Spring Messe Management<br />
Tel. 06 21 / 70 01 90<br />
www.zukunft-personal.<strong>de</strong><br />
Die Aka<strong>de</strong>mie für Führungskräfte<br />
Tel. 0 75 51 / 9 36 81 85<br />
www.die-aka<strong>de</strong>mie.<strong>de</strong><br />
Top-Termin<br />
Messe Zukunft<br />
Personal 2012<br />
Zum 13. Mal öffnet die Zukunft Personal vom<br />
25. bis 27. September wie<strong>de</strong>r ihre Tore auf <strong>de</strong>m<br />
Gelän<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Kölnmesse. Der Veranstalter Spring<br />
Messe Management verspricht <strong>de</strong>n Besuchern<br />
neben <strong>de</strong>n zahlreichen Ausstellern wie<strong>de</strong>r<br />
spannen<strong>de</strong> Praxisforen und Keynotes. Außer<strong>de</strong>m<br />
wer<strong>de</strong>n einige Preise – darunter auch <strong>de</strong>r HR<br />
Next Generation Award – verliehen.<br />
Tel. 06 21 / 70 01 90, www.zukunft-personal.<strong>de</strong><br />
KOMPLEXITÄT REDUZIEREN<br />
5. und 6. Juli,<br />
Euroforum<br />
UND VERMITTELN<br />
Schwierige Sachverhalte<br />
Düsseldorf<br />
Tel. 02 11 / 96 86 36 36<br />
www.euroforum.<strong>de</strong>/komplexitaet<br />
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20. und 21. August,<br />
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Münster<br />
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IN DER ARBEITSWELT<br />
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Arbeitsschutz und Psychotherapie<br />
20. und 21. September,<br />
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Institut für Arbeit und Gesundheitsschutz<br />
<strong>de</strong>r Deutschen Gesetzlichen<br />
Unfallversicherung<br />
Tel. 03 51 / 4 57 16 12<br />
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2. ARBEITSRECHTSTAG DÜSSELDORF: FÜHRENDE EXPERTEN<br />
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Dienstag, 26. Juni 2012, Ama<strong>de</strong>us FiRe,<br />
Düsseldorf, www.ama<strong>de</strong>us-fire.<strong>de</strong>/arbeitsrechtstag<br />
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Isgatec Aka<strong>de</strong>mie<br />
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ZUKUNFT PERSONAL 2012<br />
25. bis 27. September 2012, Spring Messe Management<br />
GmbH & Co. KG,<br />
Kölnmesse, www.zukunft-personal.<strong>de</strong><br />
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11. Juli,<br />
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9. bis 13. Juli 2012,<strong>Haufe</strong> Aka<strong>de</strong>mie,<br />
Feldafing / Starnberger See, www.haufe-aka<strong>de</strong>mie.<strong>de</strong><br />
06 / 12 personalmagazin
Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an daniela.furkel@personalmagazin.<strong>de</strong><br />
78 BUCHTIPPS<br />
Damit es Zuhörern ein<br />
wenig besser geht<br />
KOMMUNIKATION. „Sorgen<br />
Sie dafür, dass es<br />
Ihren Zuhörern nach<br />
Ihrem Vortrag ein<br />
wenig besser geht als<br />
zuvor! Steigern Sie ihr<br />
Selbstwertgefühl und<br />
geben Sie ihnen Motivation und Ins–<br />
piration“, nennt Kommunikations–<br />
experte Hans-Uwe Köhler die für ihn<br />
wichtigsten Ziele einer Re<strong>de</strong>. Doch<br />
das ist leichter gesagt als getan. Deshalb<br />
erläutert er in seinem Buch, wie<br />
man mit Persönlichkeit punktet, welcher<br />
Erzählstil Erfolg versprechend<br />
ist, wie eine Re<strong>de</strong> strukturiert sein<br />
sollte, wie viel Vorbereitung nötig<br />
ist, wie viel Schriftliches in einer<br />
freien Re<strong>de</strong> enthalten sein darf und<br />
wie man mit Störungen umgeht.<br />
Auch Körperhaltung und Stimme,<br />
Handwerkszeug und Technik sind<br />
Buchinhalte.<br />
BEWERTUNG: Eine ausführliche Anleitung<br />
für gute und abwechslungsreiche<br />
Vorträge. (dfu)<br />
Hans-Uwe L. Köhler: Die perfekte Re<strong>de</strong>. 213 Seiten,<br />
Gabal Verlag, Offenbach, 2011. 24,90 Euro.<br />
Wie viel freier Wille<br />
ist überhaupt in uns?<br />
GEHIRNFORSCHUNG.<br />
Wir alle sehen uns<br />
selbst als einheitlich<br />
und bewusst<br />
Han<strong>de</strong>ln<strong>de</strong> an, die<br />
gezielt und planvoll<br />
vorgehen und dabei<br />
eine beträchtliche Wahlfreiheit haben.<br />
Gleichzeitig scheint jedoch etwas<br />
in unserem Wesen zu sein, das<br />
einen Großteil unseres Alltagsverhaltens<br />
und unserer Wahrnehmung<br />
kontrolliert. Was das ist, erläutert<br />
MEIN KLASSIKER<br />
Professor Wolfgang Jäger lehrt an <strong>de</strong>r Hochschule Rhein Main, arbeitet als Berater und Publizist.<br />
Ein Evergreen <strong>de</strong>r Unternehmensführung<br />
MANAGEMENT „Auf <strong>de</strong>r Suche nach Spitzenleistungen“<br />
– unter diesem Titel erschien vor<br />
knapp 30 Jahren die <strong>de</strong>utsche Ausgabe <strong>de</strong>s<br />
US-Bestsellers „In search of excellence“ von<br />
Thomas J. Peters und Robert H. Waterman. Ich<br />
war damals gera<strong>de</strong> von <strong>de</strong>r Wissenschaft und<br />
Lehre in die Praxis gewechselt und lernte eine<br />
neue Generation von Managementliteratur<br />
kennen. Aufmerksamkeit erhielten nicht mehr<br />
allein die Bücher von Wissenschaftlern, son<strong>de</strong>rn<br />
mit „In search of excellence“ gelang es zwei Mc<br />
Kinsey-Beratern, ein von <strong>de</strong>r Praxis anerkanntes<br />
Managementbuch zu schreiben. In <strong>de</strong>r Folge<br />
erklommen zahlreiche Berater-Bibliografien und<br />
Berater-Studien die Bestsellerlisten und wur<strong>de</strong>n<br />
hoffähig. Inhaltlich haben viele Ansätze und<br />
Thesen aus <strong>de</strong>m Buch wenig von ihrer Aktualität<br />
verloren. Aufmerksam gewor<strong>de</strong>n bin ich damals<br />
durch <strong>de</strong>n Klappentext. Acht Grundtugen<strong>de</strong>n<br />
hervorragen<strong>de</strong>r Unternehmensführung haben die<br />
Autoren bei ihrer breit angelegten Studie über<br />
„exzellente“ Unternehmen ausgemacht. Wichtigste<br />
Erkenntnis: „Kreativität und Engagement<br />
<strong>de</strong>r Mitarbeiter tun mehr für die Leistungsfähigkeit<br />
eines Unternehmens als alle<br />
Finanzmittel und ausgefeilten Planungen<br />
zusammen.“ Nicht alle „exzellenten“ Unternehmen<br />
blieben dauerhaft an <strong>de</strong>r Spitze.<br />
Einige haben im Zeitablauf ihre erfolgbestimmen<strong>de</strong>n<br />
Merkmale verloren. An<strong>de</strong>re<br />
haben sie später wie<strong>de</strong>rent<strong>de</strong>ckt. Die acht<br />
Grundtugen<strong>de</strong>n (Primat <strong>de</strong>s Han<strong>de</strong>lns, Nähe<br />
zum Kun<strong>de</strong>n, Freiraum für Unternehmertum,<br />
Produktivität durch Menschen, sichtbar<br />
gelebtes Wertesystem, Bindung an das<br />
angestammte Geschäft, einfacher, flexibler<br />
Aufbau und last but not least, straff-lockere<br />
Führung) bleiben für mich ein Evergreen.<br />
Thomas J. Peters, Robert<br />
H. Waterman: Auf <strong>de</strong>r<br />
Suche nach Spitzenleistungen.<br />
395 Seiten,<br />
Verlag mo<strong>de</strong>rne industrie,<br />
Landsberg, 1984.<br />
personalmagazin 06 / 12
PERSÖNLICH<br />
BUCHTIPPS<br />
79<br />
<strong>de</strong>r Neurowissenschaftler Michael<br />
Gazzaniga anhand aktueller Erkenntnisse<br />
aus <strong>de</strong>r Hirnforschung. Fakt ist:<br />
Die Wissenschaft negiert einen freien<br />
Willen. Der Autor geht in seinem<br />
Buch allerdings einen Schritt weiter<br />
und zeigt <strong>de</strong>n Lesern auf, wie <strong>de</strong>nnoch<br />
Entscheidungsfreiheit entstehen kann.<br />
Denn <strong>de</strong>r Mensch (und sein Gehirn) ist<br />
ein soziales Wesen, das mit Sprache,<br />
Kultur und Moral zu einem Verantwortungsbewusstsein<br />
gelangt.<br />
BEWERTUNG: Ein komplexes Buch über<br />
komplexe Systeme, das gute Einblicke<br />
in die Motivationen gibt, die hinter bestimmten<br />
Handlungen stehen. (dfu)<br />
Michael Gazzaniga: Die Ich-Illusion. 277 Seiten,<br />
Carl Hanser Verlag, München, 2012. 24,90 Euro.<br />
Den Wan<strong>de</strong>l emotional<br />
leben und steuern<br />
CHANGE MANAGEMENT. In<br />
<strong>de</strong>n meisten Change-<br />
Projekten, die in Unternehmen<br />
stattfin<strong>de</strong>n,<br />
wer<strong>de</strong>n die psychologischen<br />
und gruppendynamischen<br />
Aspekte zu<br />
wenig berücksichtigt.<br />
Der Grund dafür: Bei allen Beteilig ten<br />
sind Emotionen im Spiel, nicht nur bei<br />
<strong>de</strong>n Mitarbeitern, son<strong>de</strong>rn auch bei <strong>de</strong>njenigen,<br />
die Change-Projekte verantworten.<br />
Und diese könnten nicht vermei<strong>de</strong>n,<br />
dass sich ihre eigenen Emotionen einen<br />
Weg bahnen, wenn sie sich ernsthaft mit<br />
<strong>de</strong>n Emotionen an<strong>de</strong>rer auseinan<strong>de</strong>rsetzen.<br />
Deshalb befassen sich die Change-<br />
Experten Klaus Doppler und Bert Voigt<br />
in ihrem Buch mit <strong>de</strong>r Macht <strong>de</strong>r Gefühle<br />
aus bei<strong>de</strong>n Perspektiven. Sie geben <strong>de</strong>n<br />
Lesern Werkzeuge und Konzepte für die<br />
Praxis an die Hand, um <strong>de</strong>n Zugang zu<br />
und <strong>de</strong>n Umgang mit Emotionen in Verän<strong>de</strong>rungsprozessen<br />
so fassbar zu machen,<br />
dass während<strong>de</strong>ssen <strong>de</strong>r sichere<br />
Bo<strong>de</strong>n nicht verloren geht.<br />
BEWERTUNG: Ein stark praxisorientiertes<br />
Buch, das auf viel praktischer Erfahrung<br />
basiert und zahlreiche nützliche Beispiele<br />
und Werkzeuge liefert. (dfu)<br />
Klaus Doppler, Bert Voigt: Feel the Change! 248 Seiten,<br />
Campus Verlag, Frankfurt/Main, 2012. 39,99 Euro.<br />
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PERSÖNLICH<br />
80 LESERBRIEFE<br />
RÜCKBLICK<br />
Schreiben Sie uns an: redaktion@personalmagazin.<strong>de</strong><br />
BAG-Weisheit nutzen<br />
Personalmagazin 4/2012, Seite 72<br />
Über <strong>de</strong>n Versuch, die Pflichten eines Leiharbeitsverhältnisses<br />
durch Werkverträge zu<br />
umgehen, berichteten wir im Beitrag „Werkvertrag<br />
statt Leiharbeit?“. Professor Manfred<br />
Löwisch sagt, wie nichtselbstständige Arbeit<br />
von Werkverträgen abgegrenzt wer<strong>de</strong>n könnte.<br />
„Die Frage ‚nichtselbständige Arbeit<br />
o<strong>de</strong>r Werkleistung?‘ stellt sich im<br />
Zusammenhang mit <strong>de</strong>r Leiharbeit<br />
beson<strong>de</strong>rs, hängt von ihr doch auch<br />
ab, ob <strong>de</strong>r Unternehmer gemäß § 28 e<br />
Absatz 2 SGB IV für die Sozialversicherungsbeiträge<br />
mit haftet. Das<br />
BAG hat hier mit <strong>de</strong>m Wort ‚allein‘<br />
Klarheit geschaffen: Eine Überlassung<br />
zur Arbeitsleistung im Sinne <strong>de</strong>s<br />
AÜG liegt nach <strong>de</strong>m Urteil vom 13. August<br />
2008 (7 AZR 269/07) nur vor,<br />
wenn einem Entleiher Arbeitskräfte<br />
zur Verfügung gestellt wer<strong>de</strong>n, die<br />
in <strong>de</strong>ssen Betrieb eingeglie<strong>de</strong>rt sind<br />
und ihre Arbeit ‚allein‘ nach Weisungen<br />
<strong>de</strong>s Entleihers und in <strong>de</strong>ssen<br />
Interesse ausführen. Dass ein Werkunternehmer<br />
keinerlei arbeitsbezogene<br />
Weisungen erteilt, kommt kaum<br />
vor – wenn doch, wird <strong>de</strong>r Rechtsgestaltung<br />
auch mit Recht die Anerkennung<br />
versagt. Der Gesetzgeber<br />
sollte die Weisheit <strong>de</strong>s BAG nutzen<br />
und in § 7 SGB IV klar <strong>de</strong>finieren:<br />
‚Nichtselbstständig ist eine Tätigkeit,<br />
die allein nach Weisungen und unter<br />
Einglie<strong>de</strong>rung in die Arbeitsorganisation<br />
<strong>de</strong>s Weisungsgebers erfolgt.‘“<br />
Rechtsanwalt Prof. Dr. Dr. h. c. Manfred Löwisch,<br />
Freiburg/Lahr<br />
Leiten<strong>de</strong> Angestellte<br />
Personalmagazin 5/2008, Seite 14ff.<br />
Die Vergütung leiten<strong>de</strong>r Angestellter war<br />
Thema unserer Serie „Talentmanagement“ in<br />
Heft 5. Mit <strong>de</strong>r Kündigung dieser Personengruppe<br />
beschäftigte sich die Süd<strong>de</strong>utsche<br />
Zeitung (SZ), die dazu Personalmagazin-<br />
Redakteur Rechtsanwalt Thomas Muschiol<br />
interviewte. Hier das gekürzte Interview.<br />
SZ: Ist es schwieriger, leiten<strong>de</strong> Angestellte<br />
loszuwer<strong>de</strong>n als an<strong>de</strong>re?<br />
Muschiol: Im Gegenteil. Zwar kann<br />
sich auch <strong>de</strong>r leiten<strong>de</strong> Angestellte auf<br />
das Kündigungsschutzgesetz stützen,<br />
<strong>de</strong>r Arbeitgeber kann sich vom ihm<br />
aber durch einen Auflösungsantrag,<br />
<strong>de</strong>m stattgegeben wer<strong>de</strong>n muss, unter<br />
Festlegung einer Abfindung je<strong>de</strong>rzeit<br />
trennen.<br />
SZ: Wann muss ein leiten<strong>de</strong>r Angestellter<br />
mit einer Kündigung rechnen?<br />
Muschiol: Anlass für eine Trennung<br />
ist oft schon die Nichterfüllung <strong>de</strong>r<br />
Erwartungen in die Person und Leistung.<br />
Da enttäuschte Erwartungen<br />
aber kein Kündigungsgrund sind,<br />
kommt es zu Ausweichstrategien.<br />
Neben <strong>de</strong>m „Wegloben“ wird oft ein<br />
einvernehmliches Trennungsangebot<br />
gemacht. Meist bieten Arbeitgeber<br />
aber – selbst wenn ein Kündigungsgrund<br />
vorliegt – einen Aufhebungsvertrag<br />
an, fast immer mit sofortiger<br />
Freistellung unter Fortzahlung <strong>de</strong>r<br />
Bezüge und einer Abfindung.<br />
Das komplette Interview fin<strong>de</strong>n Sie in <strong>de</strong>r Süd<strong>de</strong>utschen<br />
Zeitung vom 5.5.2012 o<strong>de</strong>r unter<br />
http://newsticker.sued<strong>de</strong>utsche.<strong>de</strong><br />
VORSCHAU<br />
● Titel: Was Personaler können müssen<br />
● Kreativfragen im Bewerbungsgespräch<br />
● Bewertung von Arbeitgebermarken<br />
● Entgelt Spezial: Aktuelles zur Lohnabrechnung<br />
Impressum<br />
VERLAG<br />
<strong>Haufe</strong>-Lexware GmbH & Co. KG, Munzinger Straße 9, D-79111 Freiburg<br />
Kommanditgesellschaft, Sitz Freiburg<br />
Registergericht Freiburg, HRA 4408<br />
Komplementäre: <strong>Haufe</strong>-Lexware<br />
Verwaltungs GmbH, Sitz Freiburg,<br />
Registergericht Freiburg, HRB 5557<br />
Martin Laqua; Geschäftsführung: Isabel<br />
Blank, Markus Dränert, Jörg Frey,<br />
ABONNENTEN-SERVICE UND VERTRIEB<br />
Tel. 01 80/50 50 169*<br />
* 0,14 €/Min. aus <strong>de</strong>m dt. Festnetz,<br />
Fax 01 80/50 50 441*<br />
max. 0,42 €/Min. mobil. Ein Service von dtms.<br />
E-Mail: Zeitschriften@haufe.<strong>de</strong><br />
VERLAGSLEITUNG / HERAUSGEBER Reiner Straub<br />
REDAKTION<br />
Randolf Jessl (raj) (verantw. Chefredakteur)<br />
E-Mail: Randolf.Jessl@personalmagazin.<strong>de</strong><br />
Daniela Furkel (dfu) (Chefreporterin)<br />
E-Mail: Daniela.Furkel@personalmagazin.<strong>de</strong><br />
Thomas Muschiol (tm) (Leiter Fachressort Recht)<br />
E-Mail: Thomas.Muschiol@personalmagazin.<strong>de</strong><br />
Katharina Schmitt (ks)<br />
E-Mail: Katharina.Schmitt@personalmagazin.<strong>de</strong><br />
Melanie Rößler (mer)<br />
E-Mail: Melanie.Roessler@personalmagazin.<strong>de</strong><br />
Kristina En<strong>de</strong>rle da Silva (end)<br />
E-Mail: Kristina.En<strong>de</strong>rle@personalmagazin.<strong>de</strong><br />
Michael Miller (mim)<br />
Impressum aus PM 05/2012 –<br />
Inhalte müssen noch aktualisiert wer<strong>de</strong>n!<br />
E-Mail: Michael.Miller@personalmagazin.<strong>de</strong><br />
Nicole Schrehardt (nis)<br />
E-Mail: Nicole.Schrehardt@haufe-lexware.com<br />
Birte Hackenjos, Jens Köhler, Matthias<br />
Mühe, Markus Reith wiesner, Joachim<br />
Rotzinger, Dr. Carsten Thies<br />
Beiratsvorsitzen<strong>de</strong>: Andrea <strong>Haufe</strong><br />
Steuernummer: 06392/11008<br />
Umsatzsteuer-I<strong>de</strong>ntifikations nummer:<br />
DE 812398835<br />
REDAKTIONSASSISTENZ<br />
Sabine Schmie<strong>de</strong>r, Telefon 07 61 / 89 83-032<br />
Brigitte Pelka, Telefon 07 61/89 83-921, Telefax 898-993-921<br />
E-Mail: redaktion@personalmagazin.<strong>de</strong><br />
AUTOREN UND MITARBEITER DIESER AUSGABE<br />
Susanne Ambros, Susanne Dera, Florian Ebert, Heiko Fischer, Regina<br />
Fuhrmann, André Häusling, Gerhard Kenk, Petra Ludovica-Kürn, Christine<br />
Lü<strong>de</strong>rs, Henning Olesen, Dr. Michael Paulweber, Dr. Martin Römermann, Prof.<br />
Sonja Sackmann, Claudia Schmidt, Bärbel Schwertfeger, Dr. Claudio Thum,<br />
Silke Wiegand, Dr. Dagmar Wilbs, Jan Willand<br />
GRAFIK / LAYOUT Melanie Probst<br />
ANZEIGEN Gültige Anzeigenpreisliste vom 1.1.2012<br />
<strong>Haufe</strong>-Lexware GmbH & Co. KG, Nie<strong>de</strong>rlassung Würzburg<br />
Unternehmensbereich Media Sales, Im Kreuz 9, 97076 Würzburg<br />
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1438-4558. Bezieher <strong>de</strong>s Loseblattwerks „Das Personalbüro in Recht und<br />
Praxis“ und <strong>de</strong>r CD-ROM „<strong>Haufe</strong> Personal Office“ sowie „<strong>Haufe</strong> Steuer Office<br />
Premium“ erhalten das Personalmagazin im Rahmen ihres Abonnements.<br />
ERSCHEINUNGSWEISE<br />
Monatlich, in <strong>de</strong>r Regel am letzten Freitag eines Monats, 14. Jahrgang<br />
DRUCK Echter Druck Center Würzburg<br />
URHEBER- UND VERLAGSRECHTE Die Zeitschrift sowie alle in ihr enthaltenen<br />
einzelnen Beiträge und Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt. Das<br />
gilt auch für Entscheidungen und <strong>de</strong>ren Leitsätze, wenn und soweit sie<br />
redaktionell bearbeitet o<strong>de</strong>r redigiert wor<strong>de</strong>n sind. Soweit die Rechte an<br />
Bil<strong>de</strong>rn bei Dritten liegen, ist dies gekennzeichnet. Ansonsten liegen die<br />
Nutzungsrechte beim Verlag.<br />
NACHDRUCK Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil dieser Zeitschrift darf ohne<br />
schriftliche Genehmigung <strong>de</strong>s Verlages vervielfältigt o<strong>de</strong>r verbreitet wer<strong>de</strong>n.<br />
Unter dieses Verbot fällt insbeson<strong>de</strong>re die gewerbliche Vervielfältigung per<br />
Kopie, die Aufnahme in elektronische Datenbanken und die Vervielfältigung<br />
auf CD-ROM. Für unverlangt eingesandte Manuskripte und Bildmaterialien<br />
übernimmt <strong>de</strong>r Verlag keine Haftung.<br />
LESERBRIEFE Wir behalten uns vor, Leserbriefe zu kürzen.<br />
Aktuelle Informationen zu <strong>de</strong>n Zeitschriften- und Online-Angeboten <strong>de</strong>r <strong>Haufe</strong>-<br />
Mediengruppe fin<strong>de</strong>n Sie unter: www.haufe.<strong>de</strong>/mediacenter.<br />
personalmagazin 06 / 12
NEU!<br />
Durchbruch im Zeugnismanagement!<br />
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Das Erstellen von Arbeitszeugnissen hat Sie bisher viel Zeit und Nerven gekostet?<br />
Die Revolution <strong>de</strong>r Zeugniserstellung wird all Ihre Erwartungen sprengen! Der integrierte Workflow bin<strong>de</strong>t<br />
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Zeugnisse zu erstellen.<br />
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82<br />
PERSÖNLICH<br />
KOLUMNE<br />
Schreiben Sie uns an: redaktion@personalmagazin.<strong>de</strong><br />
54 kollegiale Tipps zum<br />
Wohle <strong>de</strong>s Personalwesens<br />
KOLLEGENTIPP. Fünf Jahre haben an dieser Stelle<br />
Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Selbst-GmbH I<strong>de</strong>en weitergegeben.<br />
Schön war’s. Und hilfreich obendrein, so hoffen wir.<br />
© A1PIX/NTH<br />
Fünf Jahre gehen vorbei wie im Flug. 54 Mal<br />
haben die Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Initiative „Wege zur<br />
Selbst-GmbH“ hier ihren Kollegentipp veröffentlicht.<br />
Von Kollegen für Kollegen! Eine I<strong>de</strong>enbörse,<br />
bestückt von Personalern unterschiedlicher<br />
Provenienz und Arbeitsumfel<strong>de</strong>r.<br />
Personalprofis schil<strong>de</strong>rn, wie sie in ihrem<br />
Unternehmen ein Detailproblem gelöst haben.<br />
Ziel war es, interessante und pfiffige Lösungen<br />
zu erläutern und an<strong>de</strong>re zur Nachahmung o<strong>de</strong>r<br />
Adaption anzuregen.<br />
Ich <strong>de</strong>nke und hoffe, dass es uns gelungen ist.<br />
Ein kurzer Rückblick auf einige unserer Themen.<br />
Wir habe zum Beispiel Folgen<strong>de</strong>s geklärt:<br />
„Warum lan<strong>de</strong>n alle Fragen letztlich bei HR?“ Wir<br />
haben Lösungen aufgezeigt: „Knappes Budget<br />
Kollegentipp<br />
Wer sich, seine Abteilung und seine<br />
Arbeit voranbringen will, muss<br />
Wirkung entfalten. Gute I<strong>de</strong>en und<br />
Ansätze, wie das gelingt, präsentieren<br />
Ihnen hier Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Personalerinitiative<br />
„Wege zur Selbst-GmbH“.<br />
Von Kollegen für Kollegen.<br />
www.selbst-gmbh.<strong>de</strong><br />
und <strong>de</strong>nnoch Erfolg.“ Wir haben aufgerührt:<br />
„Lasst uns das Sonnen<strong>de</strong>ck entern!“ Wir haben<br />
gewarnt: „Vorsicht vor <strong>de</strong>r Work-Life-Falle!“ Wir<br />
haben aufgeklärt: „Alles Twitter o<strong>de</strong>r was?“<br />
Wir haben Beziehungsarbeit geleistet: „Das<br />
Unternehmen und ich – passen wir zusammen?“<br />
Wir haben uns gewun<strong>de</strong>rt: „Befällt auch Sie<br />
<strong>de</strong>r Outsourcing-Reflex?“ Wir haben appelliert:<br />
„Vergesst die arbeiten<strong>de</strong> <strong>Mehr</strong>heit nicht!“ Und<br />
wir haben laut nachgedacht: „Maßnahmen gegen<br />
die Verständnislosigkeit.“<br />
Im Alltag profitiere ich selbst ganz viel von<br />
persönlichen, selbst erlebten und angewandten<br />
praktischen Tipps an<strong>de</strong>rer engagierter<br />
Menschen. Gera<strong>de</strong> ist mir beim Sichten einiger<br />
Kolumnen wie<strong>de</strong>r aufgefallen, welche Schätze<br />
darin zu fin<strong>de</strong>n sind. Auf unserer Homepage<br />
www.selbst-gmbh.<strong>de</strong> können Sie die meisten<br />
<strong>de</strong>r Kollegentipps unter <strong>de</strong>m Navigationspunkt<br />
„Kolumne“ noch einmal nachlesen.<br />
Das Erfolgsrezept <strong>de</strong>r Kolumnen ist auch das Geheimnis<br />
erfolgreichen Netzwerkens. Wer I<strong>de</strong>en<br />
und Anregungen austauscht, <strong>de</strong>m bleibt es <strong>de</strong>nnoch<br />
nicht erspart, selbst nachzu<strong>de</strong>nken, kreative<br />
eigene Wege zu gehen und mit an<strong>de</strong>ren ehrlich<br />
über die Rahmenbedingungen zu sprechen. Dazu<br />
gehört auch, offen die Schwierigkeiten, beispielsweise<br />
bei <strong>de</strong>r Umsetzung noch so schöner I<strong>de</strong>en,<br />
zu thematisieren. Diese Offenheit animiert auch<br />
an<strong>de</strong>re, Klartext zu re<strong>de</strong>n.<br />
Meine Erfahrung: Dank dieser gegenseitigen Offenheit<br />
schöpft man wie<strong>de</strong>r Mut. Es erleichtert<br />
immens, mit einer Frage o<strong>de</strong>r einem Problem<br />
nicht allein dazustehen. Auf diese Art und Weise<br />
gelingt es fast immer, gangbare Wege aus einer<br />
Misere zu fin<strong>de</strong>n.<br />
Mit dieser Ausgabe <strong>de</strong>s Personalmagazins en<strong>de</strong>t<br />
die Kolumne. Aber das ist nicht das En<strong>de</strong> unserer<br />
„Kollegentipps“! Sie wer<strong>de</strong>n nur eine an<strong>de</strong>re<br />
Form bekommen. Von jetzt an wird es immer<br />
wie<strong>de</strong>r etwas ausführlichere Beiträge von Selbst-<br />
GmbH- Netzwerkern in <strong>de</strong>r Rubrik „Persönlich“<br />
geben.<br />
Denn auch unser Netzwerk unterliegt <strong>de</strong>m<br />
Wan<strong>de</strong>l. Thomas Sattelberger hat durch sein<br />
Ausschei<strong>de</strong>n aus <strong>de</strong>m aktiven Berufsleben nicht<br />
mehr als Vorsitzen<strong>de</strong>r kandidiert. Zum neuen<br />
Vorsitzen<strong>de</strong>n wur<strong>de</strong> Dr. Wolfgang Runge gewählt.<br />
Der Name <strong>de</strong>s Vorsitzen<strong>de</strong>n hat sich geän<strong>de</strong>rt,<br />
<strong>de</strong>r Staffelstab ist übergeben – aber <strong>de</strong>r „Spirit“<br />
ist geblieben. Wir freuen uns weiterhin auf viele<br />
Tipps, die wir mit <strong>de</strong>m Personalmagazin übermitteln<br />
können. Und auf jene Tipps, die wir aus <strong>de</strong>m<br />
Personalmagazin ziehen können!<br />
Regina Fuhrmann<br />
ist Geschäftsführerin <strong>de</strong>r<br />
Initiative Selbst-GmbH.<br />
personalmagazin 06 / 12
Zeit- und ortsunabhängige Weiterbildung –<br />
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