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kurz: er begriff, dass nicht nur Güte, Liebe,<br />

Licht und Harmonie in <strong>de</strong>r von Gott geschaffenen<br />

Welt zu fin<strong>de</strong>n seien, son<strong>de</strong>rn<br />

dass es <strong>de</strong>s Zornes Gottes bedarf, um seine<br />

wirkliche <strong>Ges</strong>talt erkennen zu können.<br />

Was ihn nach seiner eigenen Aussage bis<br />

dahin bewegte, war die permanente Flucht<br />

vor <strong>de</strong>m Zorn Gottes und seine Angst<br />

vorm Dasein. Er schrieb selbst dazu später:<br />

»Ich suchte allein das Hertze Jesu Christi,<br />

mich darinnen zu verbergen vor <strong>de</strong>m grimmigen<br />

Zorn Gottes und <strong>de</strong>n Angriffen <strong>de</strong>s Teufels,...«<br />

(Sendbriefe 12,6)<br />

Das »Jammertal« Er<strong>de</strong>, in das er sich geworfen<br />

sah, machte ihm zunächst Angst.<br />

Gott allein konnte ihm helfen, <strong>de</strong>nn <strong>de</strong>r<br />

Zorn Gottes war ja nur eine Seite. Böhme<br />

versuchte also, auch die an<strong>de</strong>re Seite zu<br />

erfahren. Und er tat es!<br />

Diesen Schlüsselpunkt seiner Entwicklung<br />

beschreibt Böhme selbst im 19. Kapitel<br />

<strong>de</strong>r »Aurora«, <strong>de</strong>m sogenannten »Durchbruchkapitel«.<br />

Er bekennt dort »ganz melancholisch und<br />

hochbetrübet« zu sein ob <strong>de</strong>r Sinnlosigkeit<br />

<strong>de</strong>s Weltlaufs und ob <strong>de</strong>r Nichtigkeit <strong>de</strong>s<br />

Menschenlebens, aber diese Anfechtung<br />

besiegte ihn nicht, son<strong>de</strong>rn er »erhub« seinen<br />

»Geist... ernstlich in Gott als mit einem<br />

grossen Sturme« und stürmte »hart wi<strong>de</strong>r Gott<br />

und aller Höllen Porten... bis in die innerste<br />

Geburt <strong>de</strong>r Gottheit.... Was aber für ein Triumphiren<br />

im Geiste gewesen, kan ich nicht schreiben<br />

o<strong>de</strong>r re<strong>de</strong>n: es läst sich auch mit nichts vergleichen<br />

als nur mit <strong>de</strong>ine, wo mitten im To<strong>de</strong> das<br />

Leben geboren wird, und vergleicht sich <strong>de</strong>r<br />

Auferstehung von <strong>de</strong>n Todten.« (vgl.Aurora;<br />

19,9-12)<br />

Nach 12 Jahren <strong>de</strong>s Ringens um die innere<br />

Dimension seiner Vision brachte Böhme<br />

diese Gedanken zu »Philosophia«,<br />

»Astrologia« und »Theologia« zu Papier.<br />

Es entstand eines <strong>de</strong>r eigentümlichsten,<br />

tiefsinnigsten, ursprünglichsten und be<strong>de</strong>utendsten<br />

Werke <strong>de</strong>r Weltliteratur: »Aurora,<br />

o<strong>de</strong>r Morgen-Röte im auffgange«.<br />

Böhme versuchte darin, <strong>de</strong>n »Zeit-Geist«<br />

möglichst vollständig »einzufangen«.<br />

Das Zeitalter <strong>de</strong>r Reformation hatte doch<br />

für viele Bereiche einen be<strong>de</strong>utsamen<br />

Wan<strong>de</strong>l in vielen Anschauungen provo-<br />

ziert. Der Mensch, die Natur, <strong>de</strong>r gesamte<br />

Kosmos und schließlich auch die Vorstellungen<br />

von »Gott« wur<strong>de</strong>n »neu« ent<strong>de</strong>ckt<br />

und interpretiert. Gera<strong>de</strong> das Gezänk <strong>de</strong>r<br />

verschie<strong>de</strong>nen christlichen Konfessionen<br />

um die »rechte Lehre«, wie es von Schulgelehrten<br />

und »Meister Klüglingen« betrieben<br />

wur<strong>de</strong>, waren <strong>de</strong>m empfindsamen und<br />

sehr spirituell veranlagten Böhme zuwi<strong>de</strong>r.<br />

Schon das 1. Kapitel <strong>de</strong>r »Aurora« zeigt<br />

einen schriftstellerischen Laien, <strong>de</strong>r von<br />

sich meint, zu wissen, wie sich die Sache<br />

verhält. Er beginnt also seinen »Erstling«<br />

mit <strong>de</strong>n Worten:<br />

»Wiewol Fleisch und Blut das Göttliche<br />

Wesen nicht ergreifen kann, son<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>r Geist,<br />

wenn er von Gott erleuchtet und angezün<strong>de</strong>t<br />

wird: So man aber will von Gott re<strong>de</strong>n, was<br />

Gott sey, so muß man fleißig erwegen die Kräfte<br />

in <strong>de</strong>r Natur; darzu die gantze Schöpfung,<br />

Himmel und Er<strong>de</strong>n, sowol Sternen und Elementen,<br />

und die Creaturen, ...sowol auch die heiligen<br />

Engel, Teufel und Menschen, auch Himmel<br />

und Hölle.« (Aurora 1,1)<br />

Je<strong>de</strong>r Geist braucht (wie <strong>de</strong>r Körper) seine<br />

Nahrung. Diese geistige Nahrung suchte<br />

Böhme zunächst in Büchern und <strong>bei</strong> <strong>de</strong>n<br />

Menschen.Was er fand war – »toten Geist«,<br />

Meinungen und Worthülsen, Buchstabenwissen<br />

und... – je<strong>de</strong>nfalls nicht viel Brauchbares.<br />

Die wirklichen und ihn weitertreiben<strong>de</strong>n<br />

I<strong>de</strong>en und Gedanken schöpfte er<br />

v.a. aus <strong>de</strong>r Bibel und: aus sich selbst!<br />

Er suchte und fand letztlich seinen eigenen<br />

Weg zu Gott und in das Herz Christi.<br />

Er verwarf die Meinungen <strong>de</strong>r Schulgelehrten,<br />

die Dogmen <strong>de</strong>r Kirche und die<br />

Riten <strong>de</strong>r Sekten als unbefriedigend. Seine<br />

Gedanken kreisten stetig um <strong>de</strong>n Menschen,<br />

um sich selbst, um die Natur, <strong>de</strong>n<br />

ganzen Kosmos und um Gott sowie <strong>de</strong>ssen<br />

Sohn, Jesus Christus.<br />

Und diese Gedanken hatten es in sich!<br />

Allein mit einer dualen Sicht konnte er<br />

sich die Dinge und die Welt letztlich nicht<br />

erklären. Sein »Weg« führte ihn in <strong>de</strong>r<br />

»Aurora« zunächst zur Lehre von 7 »Quellgeistern«<br />

– die ihn schließlich später (ähnlich<br />

Paracelsus) zu einer ternarischen Sicht<br />

und (dialektischen) Denkweise führte<br />

(sogar in dreifacher Dimension –<br />

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