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In diesen Teilen fin<strong>de</strong>n sich bereits aus<br />

früheren Schriften wie »Gnothi seauton«<br />

bekannte Gedanken und Passagen, aber<br />

auch oft Bezüge zu Martin Luther, Sebastian<br />

Franck, Meister Eckhart, Johannes<br />

Tauler o<strong>de</strong>r Paracelsus.<br />

Wenige Beispiele Weigelscher Gedanken<br />

sollen einen kleinen Einblick vermitteln.<br />

So befin<strong>de</strong>t er sich durchaus in mystischer<br />

Tradition: »Vnser geist o<strong>de</strong>r gemüett Jst wie ein<br />

Wasser darüber <strong>de</strong>r Geist Gottes Ohne Vnterlaß<br />

schwebet, sobald es still wirdt vnd von keinem<br />

Windt noch Zeitlichen gedancken hin vnd wi<strong>de</strong>r<br />

bewegt, alßbald blicket Gott ein vnd spricht sein<br />

kreftiges Wortt Jnn solches stilles Wasser« (S.34).<br />

»Es ist zu beClagen, wie wir vnß selber hin<strong>de</strong>rn<br />

mit vnserm hin und her lauffen, mit großer<br />

Sorg und Vleiß. Könten wir still sein vnd in gott<br />

ruhen wir hetten genug.« (S.171)<br />

In Übereinstimmung mit Luther wen<strong>de</strong>t<br />

er sich gegen die Werkgerechtigkeit: »was<br />

woltestu mitt <strong>de</strong>inen stincken<strong>de</strong>n Werckhen o<strong>de</strong>r<br />

frömmigkeit von Gott erwerben o<strong>de</strong>r erlangen?<br />

gar nichts, es Müessen sich trollen alle Werckheiligen<br />

vnd Müessen für Jhme schweigen alle<br />

Creaturn.« (S.44)<br />

Sehr <strong>de</strong>utlich stellt er sich gegen die Institutionalisierung<br />

<strong>de</strong>s Glaubens: »Wie ein<br />

seelig ding Jst es vmb ein Menschen <strong>de</strong>r do im<br />

Reich Gottes ist, dann er hatt <strong>de</strong>n Schatz Jn Jme<br />

vnd <strong>de</strong>r rechte Priester Jst In Ihme er sej an welchem<br />

Ortt <strong>de</strong>r gantzen Weldtt er welle.« (S.55)<br />

»Einen Trefflichen Trost hatt ein Christ er sej wo<br />

er welle dass er die Absolution bej sich habe«,<br />

<strong>de</strong>nn »Christus, <strong>de</strong>r Jst in Jm.« (S.56)<br />

Nicht mü<strong>de</strong> wird Weigel, die Gleichheit<br />

vor Gott zu betonen: »Verfluecht sej <strong>de</strong>r<br />

Mensch <strong>de</strong>r do sagen darff, Gott hab einen lieber<br />

dann <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>rn, ein solcher verschmeht die<br />

göttliche Mayestet, Macht Gott strachs Partheyisch<br />

vnd zum Anseher <strong>de</strong>r Person.« (S.38)<br />

Weigel bezeichnet sich selbst als<br />

»liebhaber <strong>de</strong>r Warheitt, welche Warheitt nichts<br />

Jst alß die Lebendige Erkantnuß Ihesu Christj«<br />

(S.120). Trotz<strong>de</strong>m lässt jener Gebetsausruf:<br />

»Erleuchte Mich weitter du wahres liecht, so<br />

werd Jch kein verfüerer, kein ketzer, kein verfelscher<br />

<strong>de</strong>r schrifft sein« (S.106), innere Kämpfe<br />

ahnen, o<strong>de</strong>r ist er eine Reaktion auf Vorwürfe<br />

seitens <strong>de</strong>r Kirche?<br />

Als von paracelsischem Gedankengut<br />

geprägt erweist sich die Auffassung, dass<br />

<strong>de</strong>r Mensch <strong>bei</strong> seiner Erschaffung aus »leib<br />

und geist« von Gott »alle göttliche Weißheitt<br />

vnd seligkeitt« empfing, aufgrund <strong>de</strong>r Sün<strong>de</strong><br />

aber »verblen<strong>de</strong>t vnd vnwissendtt« (S.76f.) gewor<strong>de</strong>n<br />

sich dieser »Natürliche[n] vnd Übernatürliche[n]güetter«<br />

nicht mehr erinnern<br />

könnte. »Darum befilcht Er vns zu beten nicht<br />

seinethalben/son<strong>de</strong>rn vns damitt zue erinnern,<br />

erweckhen vnd zue ermuntern« (S.88).<br />

Als letztes Beispiel mag jenes in seiner<br />

Schlichtheit ergreifen<strong>de</strong> Bild stehen:<br />

»Die Sonne leuchtet guetten vnd Bösen zue<br />

gleich, <strong>de</strong>r sich aber verburget vnnter die Er<strong>de</strong>n,<br />

<strong>de</strong>m leuchtet sie nicht, O<strong>de</strong>r welcher sich vnter<br />

ein dach o<strong>de</strong>r baum verbürgett wirt auch<br />

nicht überleuchtet O<strong>de</strong>r auch erwärmet von<br />

<strong>de</strong>r Sonnen... Dise alle sollen <strong>de</strong>r Sonnen die<br />

schuldtt nicht geben son<strong>de</strong>r Jnen selbst dass<br />

sie sich nicht zue Jr wen<strong>de</strong>n vnd vnter Jr still<br />

sitzen.« (S.93)<br />

Weiterhin fasziniert <strong>de</strong>r umfangreiche<br />

Anmerkungsapparat, <strong>de</strong>r immer wie<strong>de</strong>r<br />

zum Verlassen <strong>de</strong>s Originaltextes und<br />

zum Nachspüren <strong>de</strong>r angeführten Informationen<br />

und Quellen, vor allem <strong>de</strong>r<br />

Bibel, verleitet. So sind Bibelstellen, auf<br />

die <strong>de</strong>r Text teilweise nur ungefähr verweist,<br />

durchweg präzise benannt, auch<br />

wer<strong>de</strong>n vielfältige Parallelstellen angeführt,<br />

ja selbst solche mit etwas weiter<br />

entferntem Bezug. Auch sind wichtige<br />

Zitate Martin Luthers, Sebastian Francks<br />

o<strong>de</strong>r von Predigttexten wie<strong>de</strong>rgegeben,<br />

so dass die Anmerkungen <strong>de</strong>n Text sofort<br />

inhaltlich aussagekräftig und nachvollziehbar<br />

in einen umfassen<strong>de</strong>ren Kontext<br />

stellen.<br />

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