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Fleischermeisters, Katharina Kuntzschmann,<br />
und hatte in <strong>de</strong>r Folge mit ihr vier<br />
Söhne.<br />
In Görlitz sowie auf <strong>de</strong>n Gütern seiner<br />
mäzenatenartigen Bewun<strong>de</strong>rer (vorwiegend<br />
schlesische Adlige, welche <strong>de</strong>m Gedankengut<br />
von C. Schwenckfeld (1489–1561),<br />
Paracelsus (1493–1541), Valentin Weigel<br />
(1533–1588) und an<strong>de</strong>ren (ähnlich umstrittenen)<br />
I<strong>de</strong>en aufgeschlossen gegenüberstan<strong>de</strong>n),verfasste<br />
dann Böhme jene Werke,<br />
die ihn in <strong>de</strong>r Welt bekannt wer<strong>de</strong>n ließen:<br />
von <strong>de</strong>r (abgebrochenen) Erstlingsschrift<br />
»Aurora« (1612) bis zu <strong>de</strong>r (ebenfalls abgebrochenen)<br />
»Betrachtung göttlicher Offenbarung,<br />
gestellet in 177 Fragen« (1624).<br />
Ausgangspunkt seiner schriftstellerischen<br />
Tätigkeit waren mehrere Visionen und<br />
Theophanien, die ihn zutiefst berührten<br />
und zur Reflexion drängten.<br />
Im Juli 1613 wur<strong>de</strong> er wegen seiner<br />
»Aurora« zum Rat <strong>de</strong>r Stadt zitiert, an seinen<br />
Leisten verwiesen, auf <strong>de</strong>n lutherischen<br />
Glauben geprüft und schließlich – <strong>bei</strong><br />
Androhung von ernster Strafe – darauf<br />
verpflichtet, künftig höchstens Schuhe,<br />
aber keineswegs solche Schriften zu produzieren.<br />
Da jedoch hatte Böhme bereits<br />
seine Schuhbank verkauft – wohl in <strong>de</strong>r<br />
Hoffnung, vom Han<strong>de</strong>l zu leben und die<br />
Schriftstellerei zu betreiben.<br />
Böhme hielt sich – trotz andauern<strong>de</strong>r<br />
pastoraler Schmähungen – fast 6 Jahre an<br />
das Schreibverbot. Erst das Jahr 1618<br />
brachte eine erneute Wen<strong>de</strong>. Der 30jährige<br />
Krieg begann und Böhme hatte in <strong>de</strong>n<br />
letzten Jahren seine Erkenntnisse extrem<br />
verdichtet.<br />
Der Han<strong>de</strong>l – vorwiegend mit Garn und<br />
Le<strong>de</strong>r sowie <strong>de</strong>ren Produkten – ermöglichte<br />
ihm das Reisen (so v.a. nach Schlesien,<br />
Sachsen und Böhmen) und damit das<br />
Kennenlernen neuer I<strong>de</strong>en und Anschauungen.<br />
Seine grundsätzliche Meinung,<br />
welche eigentlich über seinem Leben und<br />
Werk zu stehen hätte, lautet:<br />
»Ich habe meine Wissenschaft nicht von<br />
Wahn o<strong>de</strong>r Meinungen, wie ihr; son<strong>de</strong>rn ich<br />
habe eine lebendige Wissenschaft in <strong>de</strong>r Beschaulichkeit<br />
und Empfindlichkeit: Ich darf<br />
keinen Doctor <strong>de</strong>r Schulen dieser Welt darzu;<br />
<strong>de</strong>nn von ihnen habe ichs nicht gelernet...<br />
54. Liebe Herren und Brü<strong>de</strong>r in Christo, seyd<br />
doch Schüler <strong>de</strong>r Weisheit Gottes...<br />
55. Was ists, daß ich ...verstün<strong>de</strong> nicht,<br />
was die Weisen haben gere<strong>de</strong>t ...wann ich nicht<br />
auch <strong>de</strong>nselben Geist habe, <strong>de</strong>n sie gehabt,...<br />
56. Zu solcher Erkentnis gehöret nicht Wähnen,<br />
und ...einen Hauffen Sprüche zusammen tragen:<br />
Das hat kein Heiliger o<strong>de</strong>r Weiser gethan;<br />
son<strong>de</strong>rn ein lebendiger Geist aus Gott, <strong>de</strong>r Mysterium<br />
schauen mag...« (Anti-Tilke II,53-56)<br />
Böhme setzt also seine Schau gegen die<br />
Dogmen <strong>de</strong>r gelehrten Meinungshüter.<br />
In <strong>de</strong>n knapp 7 Jahren von 1618–1624<br />
schrieb Böhme so wichtige Werke wie:<br />
Beschreibung <strong>de</strong>r drey Principien Göttliches<br />
Wesens (1619); Vom Dreyfachen<br />
Leben <strong>de</strong>s Menschen; Von <strong>de</strong>r Menschwerdung<br />
Jesu Christi; Mysterium Pansophicum<br />
(1620); Signatura rerum (1622);<br />
Von <strong>de</strong>r Gna<strong>de</strong>nwahl, Mysterium Magnum<br />
(1623); sowie verschie<strong>de</strong>ne Tractate seines<br />
»Weg zu Christo« (zwei dieser Tractate<br />
erschienen bereits 1624 unter diesem Titel<br />
im Druck).<br />
Neben seinen Werken sind es vor allem<br />
seine erhalten gebliebenen »Theosophischen<br />
Sendbriefe«, welche Aufschluss über<br />
das Leben <strong>de</strong>s Jacob Böhme geben.<br />
1624 wird Böhme erneut in Dres<strong>de</strong>n<br />
auf seinen Glauben geprüft, reist noch einmal<br />
nach Schlesien und kehrt von dieser<br />
Reise – bereits todkrank – am 7. November<br />
nach Görlitz zurück. Sein Leibarzt und<br />
Freund, <strong>de</strong>r Paracelsist Dr.Tobias Kober,<br />
pflegt <strong>de</strong>n Kranken, kann aber <strong>de</strong>ssen Tod<br />
am16./17.November 1624 nicht verhin<strong>de</strong>rn.<br />
Die Kirche verweigerte Böhme ein<br />
or<strong>de</strong>ntliches Begräbnis. Das von Freun<strong>de</strong>n<br />
gestiftete Grabkreuz wird zunächst verwehrt<br />
und umgehend wie<strong>de</strong>r entfernt – <strong>de</strong>r<br />
Pöbel nochmals gegen <strong>de</strong>n toten Böhme<br />
aufgehetzt. Eines wur<strong>de</strong> durch das Verhalten<br />
gegen <strong>de</strong>n Toten sehr <strong>de</strong>utlich: Böhme<br />
hatte nicht nur einen persönlichen Gegner<br />
in <strong>de</strong>r Kirche (Richter), son<strong>de</strong>rn es waren<br />
<strong>de</strong>ren viele. Böhmes Leben und Werk lässt<br />
sich mit <strong>de</strong>r Theologie <strong>de</strong>r Kirche(n) nicht<br />
in Übereinstimmung bringen! Er war, ist<br />
und bleibt jemand, <strong>de</strong>r sich je<strong>de</strong>r i<strong>de</strong>ologischen<br />
Zuordnung entzieht (aber umgekehrt<br />
von zahlreichen I<strong>de</strong>ologen missbraucht<br />
wur<strong>de</strong> und wird).<br />
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