Das Amtsblatt im Internet - Herrenberg
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AKTUELLES<br />
Donnerstag, 13. Oktober 2011<br />
<strong>Amtsblatt</strong> <strong>Herrenberg</strong> / Ausgabe 41 5<br />
Innenentwicklung vor Außenentwicklung<br />
Wohnbauflächenbedarf in <strong>Herrenberg</strong> geringer als <strong>im</strong> Flächennutzungsplan von 1993 vorgesehen<br />
Im Rahmen des Bebauungsplanverfahrens<br />
" An der Raingasse" in<br />
Affstätt wurde der Wohnbauflächenbedarf<br />
für dieses Baugebiet in Frage<br />
gestellt. Die Verwaltung hat daher<br />
das Rottenburger Büro Nachtrieb +<br />
Weigel <strong>im</strong> November letzten Jahres<br />
beauftragt, eine Wohnbauflächenbedarfsprognose<br />
für das gesamte<br />
Stadtgebiet zu erstellen. Am Dienstagabend<br />
nahm das Gemeinderatsgremium<br />
die Ergebnisse des Büros<br />
Nachtrieb + Weigel zum künftigen<br />
Bedarf an Wohnbauflächen bis 2020<br />
zur Kenntnis. Auf der prognostizierten<br />
Grundlage soll nun für jeden<br />
Stadtteil der Bedarf ermittelt und<br />
eine Konzeption für die Wohnbauflächenstandorte<br />
vorgelegt werden.<br />
<strong>Das</strong> Büro kommt zu dem Ergebnis, dass<br />
die <strong>im</strong> Flächennutzungsplan noch geplanten<br />
Wohnbauflächen (ca. 67 ha)<br />
wesentlich größer sind als die bis 2020<br />
ermittelten max<strong>im</strong>al ausweisbaren<br />
Wohnbauflächen (18,55 ha). Der Wohnbauflächenbedarf<br />
ist aus heutiger Sicht<br />
insgesamt wesentlich geringer als die<br />
Prognosen <strong>im</strong> Rahmen der Fortschreibung<br />
des Flächennutzungsplanes <strong>im</strong><br />
Jahre 1993.<br />
Nach dem Leitbild <strong>Herrenberg</strong> 2020<br />
soll eine verträgliche Innenentwicklung<br />
vor der Außenentwicklung erfolgen. Es<br />
soll nur noch eine maßvolle Bebauung<br />
<strong>im</strong> Außenbereich stattfinden. Dabei<br />
sollen die Entwicklungspotenziale (entsprechend<br />
den Vorgaben der Regionalplanung)<br />
pr<strong>im</strong>är auf die Kernstadt und<br />
die beiden Siedlungsbereiche Affstätt<br />
und Gültstein gelenkt werden. <strong>Das</strong> Ziel<br />
"Förderung und Aktivierung von Innenentwicklungspotenzialen<br />
zur Min<strong>im</strong>ierung<br />
des Flächenverbrauchs" soll<br />
weiter entwickelt werden.<br />
Ein erster Ansatz ist das Programm<br />
"Flächen gewinnen durch Innenentwicklung",<br />
bei dem für die direkt verfügbaren<br />
Baulücken <strong>im</strong> Stadtgebiet<br />
eine Bauplatzbörse <strong>im</strong> <strong>Internet</strong> eingerichtet<br />
wurde. Siehe dazu auch den<br />
Artikel <strong>im</strong> <strong>Amtsblatt</strong> der letzten Woche<br />
auf Seite 5.<br />
Bauverpflichtung<br />
Ein weiterer Ansatzpunkt könnte die<br />
in den Umlegungsverträgen für die<br />
neuen Baugebiete vereinbarte Bauverpflichtung<br />
sein. Hier steht der Stadt für<br />
den Fall, dass die Bebauung innerhalb<br />
einer Frist von 15 Jahren nicht erfolgt,<br />
ein grundbuchmäßiges eingetragenes<br />
Ankaufsrecht zur Verfügung.<br />
Als nächsten Schritt schlägt die Verwaltung<br />
vor, den Wohnbauflächenbedarf<br />
stadtteilbezogen zu ermitteln und<br />
insgesamt auf der Basis des neuen<br />
Bedarfes einen Vorschlag zur räumlichen<br />
und zeitlichen Entwicklung<br />
der Wohnbauflächen bis zum Zieljahr<br />
2020 zu erarbeiten. Die in den jeweiligen<br />
Stadtteilen noch vorhandenen<br />
Baulückengrundstücke werden bei der<br />
Ermittlung des Wohnbauflächenbedarfs<br />
berücksichtigt.<br />
Die möglichen Wohnbauflächen in bebauten<br />
Gebieten, die erst nach einer<br />
Grundstücksneuordnung und/oder<br />
Erschließung überbaubar sind, sollen<br />
näher überprüft und gegebenenfalls<br />
weiter entwickelt werden, bevor Außenbereichsflächen<br />
zur weiteren baulichen<br />
Entwicklung vorgeschlagen werden.<br />
"Innenentwicklung vor Außenentwicklung"<br />
heißt die Devise. Dies betrifft beispielsweise<br />
die geplanten Wohnbauflächen<br />
<strong>im</strong> Leibfried-Areal, <strong>im</strong> EnBW-Areal<br />
Horber Straße, die ehemaligen Flächen<br />
der Stadtwerke an der Horber Straße,<br />
die möglichen Entwicklungsflächen an<br />
der Aischbachstraße und <strong>im</strong> Bereich<br />
Seeländer oder die Flächen in Oberjesingen<br />
zwischen Jagst- und Kocherstraße.<br />
Die Verwaltung empfiehlt diese Untersuchungen<br />
zusammen mit dem Büro<br />
Nachtrieb und Weigel vorzunehmen.<br />
Die Standortkonzeption der Wohnbauflächen<br />
bis zum Zieljahr 2020 soll in<br />
allen Ortschaften und <strong>im</strong> Technischen<br />
Ausschuss vorberaten werden.<br />
399 Baulücken<br />
Erster Bürgermeister Andreas Gravert<br />
teilte mit, ein Ergebnis der Nachtrieb +<br />
Weigel Untersuchung sei auch die Verifizierung<br />
von 399 Baulücken gewesen.<br />
Lediglich neun davon sind in städtischem<br />
Besitz.<br />
Der Fraktionsvorsitzende der SPD, Bodo<br />
Philipsen, beklagte den Flächenfraß <strong>im</strong><br />
Land. Sekündlich würden 15 Quadratmeter<br />
Boden in Baden-Württemberg<br />
überbaut. Sowohl bei der Ausweisung<br />
des Flächennutzungsplanes 1993, als<br />
auch Aktuell würden den Prognosen<br />
Hypothesen zugrunde gelegt. Es gelte<br />
die Bevölkerungsentwicklung noch vorsichtiger<br />
einzuschätzen. Priorität habe<br />
die Innen- vor der Außenentwicklung.<br />
<strong>Das</strong> neue Baugebiet in Kayh und in<br />
Affstätt widerspreche dem <strong>Herrenberg</strong>er<br />
Leitbild fundamental.<br />
Ganz anderer Ansicht war FW-Stadtrat<br />
Roland Maier. Die Baulücken stünden<br />
nicht zur Verfügung. Diese seien entweder<br />
nicht baureif oder nicht auf dem<br />
Markt. In Gültstein stehe nur ein baureifes<br />
Grundstück zur Verfügung. Daher<br />
habe der Ortschaftsrat gefordert "Gartenäcker"<br />
solle bebaut werden. Ähnlich<br />
argumentierte auch der Gültsteiner<br />
Ortsvorsteher Gerhardt Kauffeldt. In<br />
Gültstein sei die Nachfrage deutlich<br />
größer als das vorhandene Restgrundstück<br />
für eine Mehrfamilienhausbebauung.<br />
<strong>Das</strong> Gewerbegebiet vor Ort wachse.<br />
Die Firmen suchten Wohnraum für<br />
ihre Mitarbeiter. "Gartenäcker" ließe<br />
sich schnell realisieren.<br />
Dem widersprach Jörn Gutbier (Bündnis<br />
90/Die Grünen). Die Nachtrieb + Weigel<br />
Untersuchung führe für Gültstein 67<br />
Grundstücke auf. Es gelte dem Bürger<br />
deutlich zu machen, was eine Baugebietserschließung<br />
an Kosten für den Bürger<br />
bedeute. FW-Stadtrat Eugen Schuker<br />
fragte sich: "Wie können Bauplätze<br />
aktiviert werden?" In diesem Zusammenhang<br />
nannte er ein Baugebot, die<br />
Möglichkeit Plätze durch die Stadt aufzukaufen,<br />
Förderprogramme oder durch<br />
Änderungen des Bebauungsplanes.<br />
Bedingungen verbessern<br />
Auch Oberbürgermeister Thomas<br />
Sprißler fragte sich: Wie schafft man<br />
eine Bebauung Innerorts? Wenn dies<br />
politisch gewollt sei, müssten auch<br />
die gesetzlichen Rahmenbedingungen<br />
verbessert werden, um das in die Tat<br />
umzusetzen. OB Thomas Sprißler verwies<br />
darauf, dass die Stadtverwaltung<br />
sämtliche Grundstückbesitzer angeschrieben<br />
habe. Von 400 bekam sie<br />
eine Rückmeldung. 390 Bauplätze sind<br />
nun erfasst. 22 Bauplätze sind nun in<br />
der Bauplatzbörse.<br />
FW-Stadtrat Maier sprach von "Karteilleichen",<br />
die nicht verfügbar seien.<br />
Dem hielt die Fraktionsvorsitzende der<br />
Grünen Maya Wulz, entgegen, es gehe<br />
darum diese "Bauplatzleichen" zu aktivieren.<br />
Auch indem man keine Alternative<br />
durch neue Baugebiete schaffe.<br />
Oberstes Ziel müsse es sein "Baulücken<br />
verfügbar zu machen".<br />
Nach dem Leitbild <strong>Herrenberg</strong> 2020 sollen die Entwicklungspotenziale, was das Bauen anbelangt pr<strong>im</strong>är auf die Kernstadt und die beiden Siedlungsbereiche Affstätt und Gültstein gelenkt werden.<br />
Hier der Gestaltungsplan für die Straßen <strong>im</strong> neuen Baugebiet „An der Raingasse“.