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Jugendhilfe Band 07 - Wirkungsorientierte Jugendhilfe

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Eine weitere Schwierigkeit ist in dem durch Öffentliche<br />

Träger der <strong>Jugendhilfe</strong> häufig geforderten<br />

Grad der Transparenz zu sehen. Öffentliche Träger<br />

der <strong>Jugendhilfe</strong> fordern seit langem größtmögliche<br />

Transparenz bezogen auf reale Kosten- und Leistungsbestandteile<br />

sowie Qualitätsstandards. So ist es<br />

beispielsweise im Bereich der Altenhilfe schon lange<br />

üblich, trotz gesetzlichem Prospektivitätsgebot reale<br />

Ist-Daten, bezogen auf Auslastung und Kosten, in den<br />

Kalkulationsnachweis mit einzubeziehen. Auch die<br />

nordrhein-westfälischen rahmenvertraglichen Regelungen<br />

nach §§ 78 a – f SGB VIII werden z. B. zukünftig<br />

eine Nachweisung von sog. verdichteten Ist-Daten<br />

im Rahmen der Kalkulation zwingend erforderlich<br />

machen.<br />

Leistungsentgelte, die auf individuellen Kostenstrukturen<br />

basieren werden unterschieden in:<br />

●● Einzelleistungsentgelte<br />

●● Teilpauschalierte Einzelleistungsentgelte<br />

●● Sonderentgelte<br />

Einzelleistungsentgelte beinhalten ausschließlich einrichtungsindividuelle<br />

Kostenstrukturen und beziehen<br />

sich in der Regel auf eine Standardleistung.<br />

Teilpauschalierte Einzelleistungsentgelte beinhalten<br />

als Mischform sowohl einrichtungsindividuelle<br />

Kostenstrukturen als auch vorgegebene Pauschalen,<br />

beispielsweise für Substanzerhaltung (sog. Substanzerhaltungspauschalen<br />

als Äquivalent für Instandhaltungsaufwendungen<br />

und Abschreibungen). Oftmals<br />

sind diese Pauschalen mangels Dynamisierung (Anpassung<br />

an die Kostenentwicklung) nicht mehr auskömmlich.<br />

In solchen Fällen ist die Rede von „eingefrorenen“<br />

Teilpauschalen.<br />

Sonderentgelte beziehen sich oftmals auf Zusatzleistungen<br />

(z. B. Reittherapie, Diagnostik, etc.) oder auf<br />

besondere Hilfebedarfe und deren spezifische Erfordernisse<br />

an eine geforderte Strukturqualität, die sich<br />

vom Standard absetzt.<br />

5.2 Leistungsentgelte basierend<br />

auf Pauschalen<br />

Bei den Leistungsentgelten, die auf Pauschalen basieren<br />

handelt es sich um Leistungsentgelte, die nicht<br />

aufgrund individueller Kostenstrukturen einer Einrichtung<br />

ermittelt werden.<br />

Solche Leistungsentgelte werden beispielsweise<br />

durch Modellrechnungen oder auf der Grundlage von<br />

Kostenstrukturen mehrerer vergleichbarer Einrichtungen<br />

(Gruppenleistungsentgelte) oder vergleichbarer<br />

Leistungen (Durchschnittsentgelte) ermittelt.<br />

Fallpauschalen, die auf Seite 21 betrachtet werden,<br />

fallen z. B. auch in die Kategorie der auf Pauschalen<br />

basierenden Leistungsentgeltformen.<br />

Als Vorteile von auf Pauschalen basierenden Leistungsentgelten<br />

gelten in der Fachliteratur:<br />

●● Geringerer Verwaltungs- und Verhandlungsaufwand<br />

gegenüber dem Einzelentgeltsatz<br />

●● Erhöhte Anreize zu wirtschaftlicher und sparsamer<br />

Haushaltsführung<br />

●● Gegenseitige Deckungsfähigkeit von Aufwandspositionen<br />

untereinander<br />

●● Keine notwendige Offenlegung der Kostenstruktur<br />

des Leistungserbringers gegenüber dem Öffentlichen<br />

Träger der <strong>Jugendhilfe</strong><br />

●● Wirtschaftliche Existenzabsicherung der Einrichtung<br />

durch vorgegebenen Sockelbetrag, der auf<br />

Durchschnittswerten basiert.<br />

Als Nachteile werden dem gegenüber hervorgehoben:<br />

●● Einrichtungsspezifische Kostenstrukturen werden<br />

nicht berücksichtigt. Hiermit ist gemeint, dass<br />

während die Einrichtung ihre Einnahmen nur in<br />

gewissen Punkten nach „behördlich“ vorgegebenen<br />

Bewertungsmaßstäben vergütet bekommt,<br />

sie umgekehrt ihre eigenen Ausgaben mit echtem<br />

Geld bezahlen muss (Risiko).<br />

●● In den meisten Fällen werden enge Mengen- und<br />

Leistungsvorgaben gemacht, die auf einem gewissen<br />

Misstrauen basieren und dementsprechend<br />

Kosten- und Qualitätsniveaus vorgeben.<br />

Plaßmeyer – Analyse und Entwicklung innovativer Finanzierungsmodelle | 13

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