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Jugendhilfe Band 07 - Wirkungsorientierte Jugendhilfe

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suchen und zwischen unterschiedlichen Anbietern<br />

zu vergleichen. Wenn deutlich wird, dass dies als Beurteilungsgröße<br />

für den Auswahlprozess der Anbieter<br />

gilt, wird dies auch ohne finanzielle Anreizelemente<br />

Wirkung zeigen.<br />

●● Typus Degressiver Entgeltsatz<br />

mit Zulagensystem<br />

Für Jugendliche, die kurz vor ihrer Volljährigkeit stehen<br />

wird diskutiert, den degressiven Entgeltsatzes mit<br />

einer Zulage für den Träger zu kombinieren, für die<br />

spezifische Förderung der Verselbständigung in Trainings,<br />

Kursen etc.<br />

D. h. in bestimmten Phasen des Hilfeverlaufs wird<br />

die Betreuungsleistung zielgerichtet intensiviert, um<br />

sie danach mit hoher Erfolgswahrscheinlichkeit abschließen<br />

zu können. Ähnliches ist auch denkbar für<br />

die Vorbereitung der Rückführung in die Familie,<br />

durch die Verstärkung der Elternarbeit.<br />

Man bezahlt also den Träger dafür, dass er Leistungen<br />

erbringt, von denen man annimmt, sie seien<br />

der Wirkung förderlich.<br />

Einschätzung:<br />

Von diesem Ansatz können ggf. negative nicht intendierte<br />

Steuerungsdynamiken ausgehen.<br />

Der Anreizmechanismus besteht darin, dass der<br />

Träger Mittel erwirtschaftet, indem er bestimmte Zusatzmaßnahmen<br />

beispielsweise zur Verselbständigung<br />

durchführt.<br />

Das birgt ggf. die Tendenz, diese Zielsetzung im<br />

„normalen Hilfeverlauf“ eher zu vernachlässigen.<br />

Verselbständigung und Rückführung sind aber zentrale<br />

Zielsetzungen des gesamten Hilfeverlaufs.<br />

Zudem: Ein sehr erfolgreicher Träger, dem z.B. die<br />

Rückführung ohne Zusatzmaßnahmen gelingt, würde<br />

hier doppelt finanziell bestraft, er verliert „seinen Fall“<br />

und er verliert die Möglichkeit die Zusatzmaßnahme<br />

zu erbringen.<br />

●● Typus Fallpauschalen für Ergebnisklassen<br />

Im Bereich der Schuldner- und Insolvenzberatung<br />

werden ebenfalls erfolgsorientierte finanzielle Anreizsysteme<br />

erprobt. Neben modellhaft erprobten<br />

Bonus- und Malus-Regelungen wird auch ein Finan-<br />

zierungssystem praktiziert, in dem unterschiedliche<br />

Erfolgsgrade bei der Arbeit in drei Ergebnisklassen<br />

zusammengefasst werden, die unterschiedlich honoriert<br />

werden.<br />

So wird zum Beispiel die Einigung mit den Gläubigern<br />

als das erfolgreichste Ergebnis einer Beratung<br />

gewertet und wird am höchsten honoriert. Da der<br />

Aufwand der Beratung von der Anzahl der Gläubiger<br />

abhängt, gibt es entsprechend gestaffelte Erfolgspauschalen.<br />

Als das am zweitbesten honorierte Ergebnis einer<br />

Schuldnerberatung wird das Ausstellen einer Bescheinigung<br />

gewertet, welches bestätigt, dass die außergerichtliche<br />

Einigung gescheitert ist. Für Beratungen,<br />

die ohne erfolgreiches Ergebnis abgeschlossen werden<br />

(auch Abbrüche) werden geringe Pauschalen gewährt.<br />

Einschätzung:<br />

Ergebnisklassen zu bilden, ist im Bereich der Hilfen<br />

zur Erziehung kein adäquates Mittel zur ergebnisorientierten<br />

Steuerung.<br />

Die Honorierung anhand weniger Ergebnisklassen<br />

wäre zu undifferenziert angesichts der Vielfalt von<br />

Zielerreichungsgraden, die Kosten für die Einigung<br />

mit den freien Trägern auf Ergebnisklassen wären immens<br />

hoch.<br />

Im Bereich der Schuldnerberatung eignet sich dieses<br />

Instrument gut, weil die Zielgruppen und auch die<br />

Ergebnisse klarer abgegrenzt und definiert werden<br />

können.<br />

4.3.2 Mittelbar finanzielle Anreizsysteme<br />

●● Typus Ergebnisorientierte Auswahl bei künftigen<br />

Beauftragungen<br />

Der Anreizmechanismus dieses Ansatzes ist, dass ein<br />

Träger gute Ergebnisse erzielen muss, um einen Folgeauftrag<br />

zu erhalten.<br />

Dieser Ansatz ist – konsequent verfolgt – ein sehr<br />

effektives Instrument, weil die Anbieter sozialer Dienstleistungen<br />

mittel- und langfristig auf Folgeaufträge angewiesen<br />

sind. So werden Lernprozesse und anbieterinterne<br />

Umsteuerungen ermöglicht, ohne dass sofortige<br />

negative Auswirkungen auf die infrastrukturellen<br />

Gegebenheiten vor Ort befürchtet werden müssen.<br />

Kohlmeyer – Ausgestaltung wirkungsorientierter Anreizsysteme | 39

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