Jugendhilfe Band 07 - Wirkungsorientierte Jugendhilfe
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●● Gefahr einer offenen bzw. versteckten Deckelung<br />
(Zurzeit besteht im Krankenhausbereich erhebliches<br />
Konfliktpotenzial aufgrund anstehender<br />
pauschaler Kürzungen des Budgets für Fallpauschalen)<br />
Bewertung:<br />
Für eine Bewertung bezüglich einer möglichen Verwendung<br />
von wirkungsorientierten Fallpauschalen in Form und Umfang<br />
der oben beschriebenen DRGs ist es eindeutig noch zu<br />
früh. Die Verwendung von einigen wenigen diagnosebezogenen<br />
Fallgruppen als Grundstock eines wirkungsorientierten<br />
Leistungsentgeltsystems erscheint mir aber durchaus<br />
denkbar zu sein.<br />
6 Anreizsysteme im Rahmen<br />
von Wirkungsorientierung<br />
Das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen<br />
und Jugend (BMFSFJ) hat im Rahmen des Modellprogramms<br />
zur wirkungsorientierten Qualifizierung<br />
erzieherischer Hilfen zu erkennen gegeben, dass im<br />
Rahmen des Projektes Anreizsysteme erprobt werden<br />
sollen.<br />
Ich greife zwei Begriffsdefinitionen aus der aktuellen<br />
Fachliteratur heraus:<br />
„Der Begriff Anreizsystem bezeichnet ganz allgemein<br />
die Gesamtheit der von einem Individuum oder<br />
von einer Gruppe gewährten materiellen und immateriellen<br />
Zahlungen, die für den Empfänger einen subjektiven<br />
Wert (Anreizwert, Befriedigungswert, Valenz,<br />
Nutzen) besitzen.“ 29<br />
„Anreizsysteme sind Mechanismen, die Betroffene<br />
und Akteure dazu veranlassen, wirkungsorientiert zu<br />
handeln“. 30<br />
Im Rahmen von Wirkungsorientierung verfolgen<br />
Anreizsysteme drei gleichrangige Ziele: Motivation,<br />
Risikotransfer und Steuerung wirkungsorientierten<br />
Verhaltens. Anreizsysteme können trägerorientiert<br />
oder trägergruppenorientiert gestaltet werden. Es geht<br />
um eine Ausrichtung aller am Hilfeprozess beteiligten<br />
auf eine klare Wirkungsorientierung.<br />
In der freien Wirtschaft werden angesichts des zunehmenden<br />
Innovations- und Kostenwettbewerbs bereits<br />
seit vielen Jahren Anreizsysteme eingesetzt. Sie<br />
sollen die eigene Leistungs- und Wettbewerbsfähigkeit<br />
erhöhen. Die Erfolgsbeteiligung (Beteiligung der<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter am Unternehmenserfolg)<br />
ist mittlerweile eine weit verbreitete Methode.<br />
Auch in der Sozialwirtschaft finden Erfolgsbeteiligungsmodelle<br />
und leistungsorientierte Vergütungsmodelle<br />
zunehmend Anwendung.<br />
In Anlehnung an Rinker 31 unterscheide ich folgende<br />
Gestaltungselemente von Anreizsystemen:<br />
●● Adresssatenkreis<br />
●● Wirkungsbemessungsgrundlagen und – Beurteilungsverfahren<br />
●● Anreizinstrumente und deren Anwendung<br />
●● Verknüpfung von Wirkung und Belohnung<br />
6.1 Adressatenkreis<br />
Zwischen den Vereinbarungspartnern ist zu klären,<br />
an wen sich die Anreize zur Erzielung von Wirkungen<br />
richten sollen. Im Bereich der <strong>Jugendhilfe</strong> kämen<br />
alle Stakeholder als Adressatenkreis infrage. Merchel<br />
32 nennt als mögliche Einflussnehmer auf die Qualität<br />
von <strong>Jugendhilfe</strong>leistungen folgende Interessenträger:<br />
●● Kind/Jugendlicher<br />
●● Personensorgeberechtigte (Familie)<br />
●● Träger der freien <strong>Jugendhilfe</strong><br />
●● Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen (pädagogische<br />
Fachkräfte der Einrichtung)<br />
●● Allgemeine Öffentlichkeit<br />
29 Ackermann, Karl Friedrich, Anreizsysteme. In: Grochla, Erwin/Wittmann,<br />
Waldemar (Hg.), Handwörterbuch der Betriebswirtschaft,<br />
1974, S. 156.<br />
30 Lehmann, Knut/Schneider, Gerd, Bausteine von Anreizsystemen<br />
und Voraussetzungen zur Einführung. In: Schröder, Jan<br />
(Hg.), Anreizsysteme in der sozialen Arbeit – ein Weg zur Wirkungsorientierung?,<br />
2001, S. 42.<br />
31 Rinker, Andreas, Anreizsysteme in Kreditinstituten. Gestaltungsprinzipien<br />
und Steuerungsimpulse aus Controllingsicht,<br />
1997.<br />
32 Vgl. Merchel, Joachim, Zwischen Effizienzsteigerung, Mitarbeiterentwicklung<br />
und Technokratisierung: Zum sozialpolitischen<br />
und fachpolitischen Kontext der Qualitätsdebatte in<br />
der <strong>Jugendhilfe</strong>. In: Joachim Merchel (Hg.), a.a.O., S. 28<br />
22 |<strong>Wirkungsorientierte</strong> <strong>Jugendhilfe</strong> <strong>Band</strong> <strong>07</strong>