Jugendhilfe Band 07 - Wirkungsorientierte Jugendhilfe
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Zu empfehlen ist es dennoch nicht unbedingt, weil<br />
die Kosten dieses Ansatzes den Nutzen (in diesem<br />
Feld!) übersteigen. In den Feldern der Eingliederungshilfe<br />
und der ambulanten Pflege ist dieses Instrument<br />
von größerem Nutzen, weil es im Wesentlichen nicht<br />
um den Einkauf einer einzelnen Leistung geht, als<br />
vielmehr um das individuell zusammenzustellende<br />
Leistungsportfolio<br />
●● Typus Zusatzmodul ambulante Hilfeform<br />
Idee dieses Ansatzes ist es, den finanziellen Verlust bei<br />
Beendigung von stationären Hilfen teilweise durch<br />
ambulante „Nachfolgeaufträge“ zu kompensieren<br />
und so die wirtschaftlichen Anreize des Anbieters umzulenken.<br />
Einschätzung:<br />
Es ist eher davon auszugehen, dass dieser Anreiz nicht<br />
ausreichend ist. In Einrichtungen, die sowohl stationäre<br />
als auch ambulante Hilfeformen anbieten, gibt es<br />
bereits heute die Tendenz von weniger kostenintensiven<br />
in kostenintensivere Hilfen umzusteuern.<br />
Daher ist die finanzielle Kompensation durch die<br />
Beauftragung mit der Nachbetreuung nicht ausreichend,<br />
um einen wirklichen Anreiz auszuüben.<br />
Zumal die Nachbetreuung durch die stationäre<br />
Einrichtung ohnehin in der Praxis aus fachlichen<br />
Gründen üblich ist. Ein zusätzliches Instrument durch<br />
Vereinbarungen ist daher gar nicht notwendig.<br />
●● Typus Kompensation bei Leerstand durch Erfolg<br />
Die Idee ist, dass bei einem „vorzeitigen“ Erfolg der<br />
dadurch entstehende Leerstand einer Einrichtung<br />
durch den öffentlichen Träger kompensiert wird. Zum<br />
Beispiel: Wenn die Verselbständigung zwei Monate<br />
früher als geplant gelingt, werden die Kosten für die<br />
beiden Monate durch den öffentlichen Träger übernommen,<br />
ganz oder teilweise.<br />
In diesem Fall wäre es allerdings sinnvoll, diesen<br />
Betrag auch dann zu leisten, wenn der Platz durch die<br />
Einrichtung wieder belegt werden kann.<br />
Das ist wichtig, sonst entwickelt sich hier die negative<br />
Steuerungsdynamik diesmal auf Seiten des öffentlichen<br />
Trägers, den Platz neu zu besetzen, damit<br />
sich die finanziellen Mittel auch „lohnen“.<br />
5 Empfehlungen zur<br />
Ausgestaltung ergebnis-<br />
orientierter Anreizsysteme<br />
für Hilfen zur Erziehung<br />
Die folgenden Empfehlungen beziehen sich auf unterschiedliche<br />
Dimensionen, die bei der Etablierung wirkungsorientierter<br />
Anreizsysteme zu berücksichtigen<br />
sind.<br />
Dimensionen bei der Etablierung<br />
wirkungsorientierter Anreizsysteme<br />
Auswahl<br />
relevanter<br />
Ergebniskennziffern<br />
Handlungsrelevanz<br />
der<br />
Vereinbarungen<br />
Auswahl des<br />
Anreizsystems<br />
Andockpunkte in<br />
der heutigen Praxis<br />
5.1 Auswahl des Anreizsystems<br />
Praktische Umsetzung<br />
Welche Anreizelemente in der Qualitätsentwicklung,<br />
kombiniert mit der Leistungs- und Entgeltvereinbarung<br />
im Einzelfall zu favorisieren sind, hängt von den<br />
konkreten Steuerungsinteressen sowie den Rahmenbedingungen<br />
vor Ort ab, wie beispielsweise die Zahl<br />
der Anbieter vor Ort, der Kooperationskultur zwischen<br />
öffentlichem und freien Trägern etc. .<br />
Drei Aspekte gelten jedoch übergreifend:<br />
●● Das einfachste und gleichzeitig effektivste Anreizsystem<br />
ist ein ergebnisorientierter Auswahlprozess.<br />
Die bisher erbrachten Ergebnisqualitäten der Anbieter<br />
müssen transparent werden und bei künftigen Auswahlentscheidungen<br />
berücksichtigt werden.<br />
Kohlmeyer – Ausgestaltung wirkungsorientierter Anreizsysteme | 41